Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Silva. C
Wohnort: 
Worms

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 19.04.2020
Schabernack im Elfenland / Lilly und die Zwölfen Bd.2
Wenzel, Sibylle

Schabernack im Elfenland / Lilly und die Zwölfen Bd.2


sehr gut

Mit den vielen niedlichen Illustrationen und der leicht lesbaren Schriftgröße haben es sieben- bis neunjährige kleine Leser sicher nicht schwer dem spannenden Inhalt zu folgen.

Seitenzahlen hübsch umrankt und wunderschöne Blumen und Tiere auf vielen Seiten - das finde ich sehr ansprechend. Dass die Gesichter der Personen dagegen etwas plakativ und übertrieben kindlich auf mich wirken ist natürlich reine Geschmacksache. Schließlich zieren zur Zeit immer mehr solcher Gestalten die Kinderbücher.



Für viele Kinder ist das bunte und kindliche Cover aber sicherlich sehr ansprechend. Es stellt pummelige fliegende Wesen mit Zwergengesichtchen dar, die vom unteren Bildrand aus von der zufrieden lächelnden neunjährigen Lilly betrachtet werden

Ein gelungener Einstieg in die Geschichte: Das Buch beginnt mit einer Szene, in der Lilly mit ihren Elfenfiguren spielt. Sie liebt Elfen und weiß dank ihrer verstorbenen Großmutter einiges über sie. Dass es jedoch auch Zwölfen gibt - das darf sie erfahren, nachdem sie ohne sich dessen bewusst zu sein den winzigen Flumm aus der Familie Fünfvorzwölf gerettet hat. Die Zwölfen sind sehr dankbar und verhelfen dem ein wenig rundlichen einsamen Mädchen zu mehr Selbstbewusstsein.

Ganz nebenbei erhält der kleine Leser die überzeugende Botschaft: Du bist gut so wie du bist. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden.

Die kleinen Wesen sind auch rund, haben im Gegensatz zu den Elfen nur Stummelflügelchen und weniger Zauberkraft, sind dabei aber überaus fröhlich. Sie leben vergnügt unter den Wurzeln einer alten Eiche und lieben Partys.

Lautmalerische Namen wie Zwigbert, Zirbeline, Ziluzosius, Zwibackine, Gräuerlich - und Wortschöpfungen wie "Verzwölft nochmal" oder "Zwölfigkeit" geben dem lebendigen und ausdrucksstarken Stil der Autorin zusätzliche Würze.

Die Zwölfen wollen Großvaters schönes Ausflugslokal "Glückseiche" aus der wirtschaftlichen Misere retten mit einer Idee wie vom Profikoch aus dem Fernsehen: Kreative Eissorten - zwölf natürlich - heimlich hergestellt in der Nacht vor dem Sommerfest, zu dem viele Gäste erwartet werden.

In einem Elfenbuch wäre das wohl etwas zu realistisch. Aber wir haben es ja mit Zwölfen zu tun und die sind durchaus bodenständig.

Es gibt dem Buch richtig Spannung, dass diese Lösung von der gehässigen Clara sabotiert wird, nachdem Lilly sich ihr zum ersten Mal mutig entgegengestellt hat.

Natürlich wendet sich trotzdem noch alles zum Guten.

Eine 30 Jahre andauernde Fehde zwischen den Zwölfen und den Elfen wird nur angesprochen und macht Appetit auf den nächsten Band.

Das schöne Buch ist kleinen Elfenfans sehr zu empfehlen: Guter Stil, Witz, Spannung, und bei aller Leichtigkeit auch Problematik und eine wichtige Botschaft.

Bewertung vom 11.02.2020
Ben und Teo
Baltscheit, Martin

Ben und Teo


sehr gut

Ben und Teo ist ein Buch über zwei Jungen, die sich mit den nicht immer schönen Seiten des Zwillingsdaseins auseinandersetzen müssen.
Ein magischer Spiegel ermöglicht ihnen ein paralleles Leben als Einzelkinder. Das genießen sie zunächst. Aber bald fürchten sie einander zu verlieren.

Sehr schnell habe ich gemerkt, dass mir der flapsige Stil und die 50er Jahre - Illustration nicht gefallen. Das soll keine Kritik oder Bewertung sein. Durchaus nicht! Ganz sicher lässt sich das Buch für viele Kinder und ganz besonders für junge Erwachsene herrlich lesen - mit diesen schlagkräftigen, Bemerkungen, mit denen die Zwillinge ihre Stellung in Familie und Gesellschaft beschreiben. Weniger passend finde ich den häufigen Vergleich der Zwillingssituation mit einer WG. Der hinkt für mich und den - glaube ich - würden Kinder auch nicht anwenden. So stellt sich auch schon bei weiteren humorvollen Bemerkungen auf den ersten Seiten die Frage nach der Altersempfehlung. Ab 8 Jahren empfiehlt der Beltz Verlag, in dem das Buch erschienen ist. Dass dies stilistisch nicht ganz so passend ist, kann ich als Lehrerin und Großmutter ganz gut beurteilen.
Wie alt sind eigentlich Ben und Teo? Auf jeden Fall älter als 8, denn mit Deo, Haargel und Mundwasser spielen 8 jährige im Badezimmer vielleicht. Ernsthaft benutzen werden sie es wohl in diesem Alter eher selten. Ihre Spiele und ihre Sicht auf die Welt werden jedoch auch von Jüngeren verstanden.

Ich bin beeindruckt über so viel philosophisch psychologischen Gehalt in einem Buch, das sich mühelos in einer Stunde lesen lässt. Der gewitzte Stil und die spannende Handlung provozieren ein Lesetempo, das nicht unbedingt dem genauen Verständnis von Inhalt und Gehalt dient. Vergleichbar mit einem anspruchsvollen Film, den man erst nach einer gewissen Reflexion, nach einer Diskussion mit anderen Zuschauern oder nach dem zweiten Anschauen ganz erfasst, muss ich es gleich nochmals genauer lesen. Das tue ich jedoch nur, weil ich es rezensieren möchte. Ansonsten würde mir die Geduld fehlen und ich denke, dass auch so mancher jugendliche Leser es mit ein paar Fragezeichen im Kopf beiseite legen wird anstatt die schwer zu erkennenden Übergänge zwischen Traum, Spiegelwelt und Wirklichkeit nochmals zu erforschen.
Nun, ein Fragezeichen im Kopf kann auch ein guter Denkanstoß sein. In meiner Kindheit habe ich so manches Buch für Erwachsene gelesen und trotz nicht vollständig erfasster Inhalte blieb ein anhaltender und prägender Eindruck.
Hier jedoch handelt es sich um ein Kinder- und Jugendbuch. Da sollten vielleicht nicht so viele Fragen offenbleiben. Auch bin ich mir nicht ganz sicher, ob das problematische Thema kindlichen Tod-Wünschens und der daraus resultierenden Schuldfrage ausreichend aufgearbeitet wird.

Auch wenn es nicht meinem Geschmack entspricht halte ich das Buch mit dem spannenden Inhalt, dem humorvollen Stil und den Illustrationen für ein gelungenes Kunstwerk. Ich empfehle es gern Jugendlichen weiter, die leseerfahren und neugierig sind. Jüngere Kinder brauchen möglicherweise ein wenig Unterstützung.
Eine weitere lohnende Zielgruppe für dieses Buch sind Erwachsene - ganz besonders aber Eltern und Lehrer von Zwillingen.