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Benutzername: 
S.K.
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Harz

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2022
Die Uhrmacher der Königin
Dorweiler, Ralf H

Die Uhrmacher der Königin


ausgezeichnet

Meine Rezension zu:
„Die Uhrmacher der Königin“, von Ralf H. Dorweiler



gelesen als: Vorabexemplar für Rezensionen, Format eBook, lübbe Verlag,
in der eBook-Fassung



Erscheinungsdatum 28.01.2022



Bekannte Formate:

Taschenbuch mit 512 Seiten, ISBN 9783404185092

eBook, ISBN: 9783751710046


ACHTUNG: Könnte Spoiler enthalten!



Zum Inhalt:
Johannes und Ernst sind Brüder und Uhrmacher. Sie verlassen den heimatlichen Schwarzwald und ziehen nach London. Dort sind sie sich der großen beruflichen Gelegenheit bewusst, als sie den Auftrag erhalten, eine ganz besondere Uhr für Königin Victoria anzufertigen. Der Tag an dem sie diese Uhr überbringen wollen, wird jedoch zu einem Meilenstein, da die Brüder Zeugen eines Attentats an die Königin und ihren Mann Albert werden.




Meine Rezension:
Ich hatte von Anfang an das Gefühl, von Ralf H. Dorweiler mit auf die Reise genommen zu werden. Gleich zu Beginn wird die Handlung aus der kindlichen Sicht des noch sehr jungen Johannes erzählt. Dies erinnert ganz allgemein auch daran, dass Kinder die Welt oft anders wahrnehmen und ich habe diesen Einstieg, trotz seiner Handlungsdramatik, sehr genossen.
Die Kapitel sind in der Regel nicht übermäßig lang. Der Autor zieht also die Handlung nicht in die Länge, sondern weiß durch einen flüssigen Erzählstil, auf den Punkt gebracht, Leser zu begeistern und zu jeder Zeit bei Laune zu halten.
Alle Charaktere, die eine für die Story relevante Rolle spielen, sind sehr gut und realistisch beschrieben. Es gibt praktisch keine ultimativen und nur fehlerfreien Helden, sondern realistische Menschen, mit Schwächen und Stärken. Und gerade das macht das Buch auch so besonders, denn zu jeder Zeit hat man das Gefühl, Orte und Personen fast greifbar vor sich zu sehen. Man setzt sich mit Schwächen und Schicksalsschlägen auseinander, kann sich aber ebenso mit den Protagonisten freuen, mit ihnen bangen und hoffen.
Besonders berührend empfand ich die Figur des Ernst. Durch scheinbar autistische Züge wird er lange Zeit verkannt, zeigt aber zunehmend welch wacher Geist und große Auffassungsgabe in ihm ruht.
Geschichtlich ist der Roman auch auf reale Personen sehr empfindsam recherchiert. Dabei hat Ralf H. Dorweiler sehr behutsam vor allem auch einen Blick hinter die Kulissen des britischen Königshauses geworfen und sehr gewissenhaft vor allem Kenntnisse aus persönlichen Korrespondenzen zwischen Queen Victoria und ihrem Ehemann Albert von Sachsen-Coburg einzubauen gewusst, um ein berührendes und menschliches Bild der Königsfamilie zu zeichnen.
Interessant fand ich, wie es im Verlauf der Geschichte auch immer wieder mal zu Rollentausch zu kommen scheint. Empfindet man im einen Moment für einen Protagonisten großes Mitgefühl, während man anerkennend den anderen betrachtet, kann dies sehr schnell wechseln. Das allein ist bereits unglaublich faszinierend.
Man lernt viel über das Uhrmacherhandwerk, jedoch nicht erschlagend und lang, sondern wie beiläufig, oft in kleinen Zusammenfassungen zwischen den Kapiteln. Als optisches Highlight beginnt jedes Kapitel übrigens mit dem Zifferblatt einer alten Uhr.
Oft wechseln die Handlungsstränge, die ihre Verknüpfungen erst später preisgeben, von Kapitel zu Kapitel und führen an verschiedene Orte, zu unterschiedlichen Personen. Aber dies geschieht in keinem Fall verwirrend, sondern ist klar und gut strukturiert. Ich hatte nie das Gefühl irgendwo nicht zu wissen, wo ich gerade bin.
Die Geschichte, die zusätzlich noch einen großen, zu vielen kleineren Spannungsbögen hat, mutet fast (teilweise) wie eine Lebensgeschichte an, da sie von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter Entwicklungen zeigt. Man begleitet also, sieht die Entwicklung und – wie im richtigen Leben – weiß nicht, ob und wie sich die Figuren möglicherweise noch verändern.
Es ist also kein berechenbarer Roman, sondern ein Lesegenuss mit immer wieder auch kleinen Überraschungen.


Mein Fazit:
Ich kann „Die Uhrmacher der Königin“ vo

Bewertung vom 20.01.2022
Nordblut 1
Valentin, Mira

Nordblut 1


ausgezeichnet

Packend. mitreißend geschrieben und gut recherchiert!

Achtung: Könnte spoilern!

Wie man bereits dem Klappentext entnehmen kann, handelt die Reihe „Nordblut“ von Mira Valentin von der Familie des Wikingers Sven Olafsson, der im Jahr 982 auf Island lebt. Als sich zeigt, dass seine in den Wehen liegende Frau Gyda keine Überlebenschance hat und unvorstellbar leidet, erlöst er sie von den Qualen. Aus Reue für diese Tat bietet er den Göttern sein Leben und das des neugeborenen Sohnes. Doch sie wollen sein Opfer nicht und machen ihn stattdessen zu einer Spielfigur in ihrem eigenen Spiel, das neun Jahre währen soll. Sofern Sven und seine Kinder es schaffen, diese gesamte Spielzeit unter den teilweise fast unerträglichen Herausforderungen, die ihnen gestellt werden, durchzuhalten. Da Sven die Spielfigur vom obersten Gott Odin selbst ist, sendet dieser ihm Hilfe aus Asgard, der Welt der Götter.

Ich selbst liebe historische Romane im Frühmittelalter und dabei vor allem aus dem nordischen Raum. Da ich gelegentlich auch Fantasy lese, haderte ich also auch nicht, ob die Kombination in Form eines Histo-Fantasy-Romans mir gefallen könnte, sondern war sehr neugierig auf die Reihe. Und ich muss sagen, es hat sich für mich bereits mit dem ersten Band auf ganzer Ebene gelohnt!

Mira Valentin beschreibt aus einer sehr guten Recherche heraus das Leben im Island des späten 10. Jahrhunderts. Dabei bindet sie real-historische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel den berühmten „Erik der Rote“ und seinen Sohn „Leif Eriksson“ ein.
Allein schon die bildhafte Zeichnung all der Charaktere in der Geschichte ist faszinierend und man hat beständig das Gefühl inmitten der Handlungen, neben den Figuren zu stehen, die man auf ihrem Weg begleitet.
Jede einzelne Figur besticht durch charakterliche Eigenschaften, die sie sehr lebendig erscheinen lassen und man gewinnt sie schnell für sich auf die eine oder andere Art.
Von den ersten Zeilen ab, hat das Buch mich mitgenommen und ich musste einfach weiterlesen, selbst wenn mir vor Müdigkeit bereits die Augen zuzufallen drohten.
Dabei gelang es Mira Valentin vor allem auch die Selbstverständlichkeit, mit der die damalige Mythologie Einfluss in das alltägliche Leben der Menschen nahm, fließend einzubauen.
An keiner einzigen Stelle hatte ich das Gefühl, dass die Begegnungen mit den mythologischen Wesen irreal klangen.
Ganz im Gegenteil!
Nach meinem Geschmack gelang es der Autorin hier eine wahre Komposition aus realer Geschichte und Mythologie zu erschaffen, die immer wieder auch Spannungsbögen in sich erzählt, wie ich sie in dieser Form noch nicht gelesen habe.

Mein Fazit:
Ich kann diesen ersten Band der Reihe „Nordblut“ von Mira Valentin einfach nur uneingeschränkt empfehlen. Auch an Leser, die sonst Fantasy-Elementen in einem historischen Roman eher mit Skepsis begegnen.
Hier kommen Leser der skandinavischen Geschichte im Frühmittelalter, sowie Fans der nordischen Mythologie voll auf ihre Kosten und erleben eine natürliche Verbindung der beiden Genre auf eine Art, wie sie einfach nur beispielhaft ist.
Von mir dafür volle 5 Sterne! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

Bewertung vom 18.01.2022
Die Kinder von Nebra
Schiewe, Ulf

Die Kinder von Nebra


ausgezeichnet

Wie soll man ein solches Buch beschreiben und dabei nicht zu viel von der wirklich schlüssigen und spannenden Handlung preisgeben?
Vom Erscheinungsbild gibt das Buch dem Leser ein Gesamtbild allein schon in seiner Aufmachung. So enthält es auf den Innenseiten des Einbands eine Karte mit den wichtigsten Handlungsorten und geographischen Verbreitungsgebieten einzelner Volksstämme, die Teil der Handlung sind.
Sprachlich ist es flüssig und mitnehmend, dennoch locker und gut verständlich geschrieben.
Im Anhang geht der Autor auf seine Quellen ein und gibt zusätzlich, neben der Liste über Personen der Handlung, noch einen Überblick zu den Göttern, die angebetet wurden.
Ulf Schiewe ist es gelungen, in einem tatsächlich wirklich imposanten Werk eine Zeit zu beschreiben, über die wir heute leider nicht so viel wissen, wie wir es uns wünschen würden.
Dennoch hat er genau die archäologisch und wissenschaftlich nachgewiesenen Aspekte wunderbar aufgegriffen und eingearbeitet.
Dies beginnt beim Glauben, indem er beschreibt, wie auch nahe Volksstämme nicht immer die gleichen Obergötter hatten, denen sie besonders huldigten.
Es geht aber auch weiter zu Gepflogenheiten, wie zum Beispiel, dass Männer teilweise in ihrer Jugend weite Wanderungen unternahmen, um die Welt kennen zu lernen und die auf der Reise gewonnen Erkenntnisse später, in der Heimat, für das eigene Volk mit zu nutzen.
Die Geschichte selbst ist spannend und sehr gut erzählt.

Wer sich bezüglich der Himmelsscheibe von Nebra bereits mit neueren archäologischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen befasst hat, wird schnell erkennen, dass Ulf Schiewe dabei vor allem auch die Ergebnisse, zu denen Harald Meller und Kai Michel in ihrem fantastischen Sachbuch über die Himmelsscheibe kommen einbezogen hat. Das wirkt sich um so beeindruckender auf das Werk des Autors aus und macht es noch authentischer.
Darüber hinaus bezog er auch neueste genetische Erkenntnisse mit ein, die heute die Möglichkeit geben uns ein äußeres Erscheinungsbild der Menschen in damaliger Zeit zu machen. Und das ist nicht immer so gewesen, wie wir es uns heute vorstellen.

Fazit: Ein absolut gelungenes Werk, das berechtigt als sehr gut recherchiert bezeichnet werden kann und das in seiner Kombination aus Realität und fiktiven Einzelelementen zu einer exzellenten Komposition ausgearbeitet wurde.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.01.2022
Der keltische Gobelin (eBook, ePUB)
Loebbert, Rebecca

Der keltische Gobelin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein erfrischend anderer Roman

Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, diesen Roman als Rezensionsexemplar im Format eBook von der Autorin zu erhalten und lesen zu dürfen.
Anfangs noch nicht ganz sicher, ob ich einem historischen Roman mit ganz leichten Einflüssen aus dem Fantasybereich viel Freude abgewinnen könnte, schaffte es Rebecca Loebbert jedoch, mich sehr schnell mit der Geschichte abzuholen und voller Spannung weiterlesen zu lassen. Und ich muss sogar einräumen, dass selbst die Elemente des Fantasy sich so geschmeidig in die gesamte Geschichte einfügen, dass sie schlüssig und so gar nicht unglaublich klingen.

Wie der Klappentext bereits verrät, erlebt Mary Montgomery mit ihrer Familie die letzten Urlaubstage in einer Pension, in der die legendäre schottische Königin, Mary Stuart, bereits den Abend vor ihrer Abreise nach Schottland verbrachte.
Ein alter Gobelin zieht Marys Aufmerksamkeit auf sich. Das seltsame Leuchten, ferne und doch nah erscheinende Stimmen und die unbeschreibliche Anziehungskraft reißen die junge Frau in einen Bann. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich unter den Hofdamen der Mary Stuart wieder, wo sie für die Freundin der Königin, Mary Seton gehalten wird. Im Gegenzug landet Mary Seton in der heutigen Zeit, wo man sie für Mary Montgomery hält.
Zu all der Verwirrung, wie es überhaupt möglich ist, zudem auch unfreiwillig, in eine andere Zeit zu reisen, stellt sich für beide Marys die Frage nach dem Grund.

Bevor ich auf Details eingehe, die mich an dem Roman beeindruckt haben, möchte ich zuerst einmal sagen, dass ich vom Schreibstil der Autorin begeistert bin. Sie hat eine leichte und mitnehmende Art zu erzählen und auch wenn ich sonst Bücher, die in der ich-Perspektive geschrieben sind nicht unbedingt bevorzuge, passt sie in diesem Fall wie keine andere. Durch eben diese ich-Perspektive kommt man den beiden Marys als Leser näher, fühlt sich wie ein Zuhörer, der ihre Reisen begleitet und kann sich so in die Geschichte besser einfühlen.

Aus meiner Sicht ein sehr schönes Erstlingswerk der Autorin und man bemerkt auch ihre Leidenschaft für die schottische Geschichte, die sie studiert. Ich bin sogar überzeugt, dass sie das Talent besitzt, unter den Autoren historischer Romane ein gern genannter und bekannter Name zu werden.
Auch die im Anhang genannten und tatsächlich belegten historischen Begebenheiten, die manchmal so beiläufig wirken, sind wunderbar und schlüssig in die Geschichte des Buches verflochten.
Meine Empfehlung zu „Der keltische Gobelin“: Wer ein etwas anderes Buch sucht, das sowohl Historie, als auch Gefühl miteinander vereint, wird in diesem Roman sicher fündig. Mich hat die Geschichte sehr berührt.


Ab hier könnte es zu Spoilern kommen!
Beide Marys, trotzdem sie noch jung sind, zeigen starke und ausgewogene Persönlichkeiten. Äußerlich sehr ähnlich, scheinen sie im Wesen zumindest anfangs recht gegensätzlich zu sein. Die selbstbewusste Mary Montgomery, gegenüber die eher etwas stillere, sehr durchdachte Mary Seton. Allerdings bemerkt man als Leser auch schnell, dass diese beiden Marys sich auch im Charakter gar nicht so unähnlich sind, sondern zu großen Teilen aus ihrer Zeit heraus geprägt wurden.
Mir hat vor allem der Vergleich gefallen, wie jemand aus der Vergangenheit die heutige Gegenwart erlebt und umgekehrt. Dabei stoßen die beiden Marys, jede für sich, in der Zeit der anderen, auf alltägliche und gesellschaftliche Herausforderungen, die für sie anfangs noch sehr fremd sind.
Ein kleiner Kritikpunkt aus meiner Sicht: An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig tiefer gehend das Erstaunen und teilweise beängstigende Erleben der heutigen Moderne gewünscht, denen Mary Seton in der Gegenwart begegnet. Dennoch bleiben diese nicht unerwähnt und man kann sicher auch gut nachvollziehen, wie verunsichernd diese Epoche für die Mary aus der Vergangenheit sein muss.
Auch die inneren Konflikte, die Sehnsucht wieder in die eigene Zeit zurückkehren zu können, anderer