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Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 20 Bewertungen
12
Bewertung vom 15.07.2024
Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3


gut

Leider etwas blasser als die Vorgänger
Das Dorf der acht Gräber bewahrt sich viele positive Aspekte seiner Vorgänger. Allem voran bleibt das japanische Setting der 50er und 60er Jahre für den westlichen Krimigeschmack frisch und verleiht dem ganzen Roman einen gewissen Charme. Auch beim dritten Teil entführt Yokomizo den Leser oder die Leserin in obskure Orte, vollgestopft mit Familienzwist, lokalen Mythen und strengen Traditionen.

Dieses Mal verbleibt der Detektiv selbst jedoch weit mehr im Hintergrund. Kombiniert mit einem stellenweise dümmlich wirkenden Ich-Erzähler wird so der Kriminalfall selbst stark geschwächt. In manchen Moment mag man vergessen, dass man gerade einen Krimi vor sich liegen hat. Die Genialität von Kindaichi sucht man in diesem Teil oft vergebens.
Während das Setting und die Erzählweise nichts von ihrem Charme verloren haben, ist der dritte Teil der Serie für Fans spannender Krimis eher eine Enttäuschung.

Bewertung vom 08.05.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


sehr gut

Ein klassischer Allende
Von orator
Dieses Werk ist ein waschechter Isabelle Allende - im Guten wie im Schlechten.

Die Charaktere sind toll geschrieben und vielschichtig und das Setting ist wie gewohnt zentralamerikanisch und fühlt sich für einen europäischen Leser sehr frisch an. Gerade als geschichtsinteressierter Mensch ist es toll, bisher unbekannte Geschehnisse zu finden und so gut aufgearbeitet zu bekommen.
Allendes Schreibtstil ist flüssig und zu keinem Zeitpunkt zäh, das Buch liest sich locker die Seiten fliegen nur so dahin.
Dies liegt jedoch im negativen Sinne auch an der zeitweiligen Belanglosigkeit der Geschichte. Einige Kapitel plätschern vor sich hin und stehen im Schatten der kraftvolleren Passagen.

Zeitgleich kommt mit der Vertrautheit ihrer Werke auch eine Desensibilisierung gegenüber bestimmter literarischer Werkzeuge. Einige Floskels erklingen zwar schön und ästhetisch, aber werden wiederholt oder oritentieren sich stark an Bekanntem. Daher fühlt sich das gesamte Buch oft an wie ein sehr hochqualitatives und gutes Werk vom Fließband.

Bewertung vom 07.12.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


ausgezeichnet

Wieder sehr stark

"Das einzige Kind" erinnert sehr an Linds früheres Werk "Mit dem Mut zur Liebe", in welchem bereits die Grausamkeit des Krieges durch Kinderaugen dargestellt wurde. Diese Perspektive ist für Autoren sehr fordernd, nicht viele schaffen es glaubhaft den Blickwinkel ein Kindes zu verstehen und auch für den Leser greifbar zu machen.
Auch in diesem Werk, ist der eigentliche Antagonist der Krieg - ein unerbitterlicher Gegener welcher selbst den "glücklichen" Überkebenden alles abverlangt.

Wie gewohnt schreibt Hera Lind sehr kurzweilig, nie muss man sich zwingen die nächste Seite aufzuschlagen. Die Figuren sind ausgebaut und dreidimensioal, der Plot schreitet in gutem Tempo vorran. Das Buchdesign selbst ist schlicht, aber fügt sich schön in die Reihe ein.

Bisher konnte ich noch jedes Buch von Hera Linda unfänglich empfehlen - dieses bildet keine Ausnahme.

Bewertung vom 28.08.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Besser als der erste, aber mit ähnlichen Problemen
Wie schon der erste der Teil der Reihe um Detektiv Konsuke Kindaichi liest sich das Buch gleichzeitig frisch und altbacken. Gerade das Setting, die Begrifflichkeiten sowie die verschiedenen kulturellen Unterschiede sind sehr unverbraucht und geben beretis aus sich selbst heraus guten Grund die Bücher Yokomizos Werke zu lesen.

Gleichzeitig ist das Buch ein Resultat seiner Zeit und erinnert teils sogar an noch ältere Werke der europäischen Krimigeschichte (Wilkie Collins o.Ä.). Die Methodik der Ermittlung ist teilweise recht frustrierend - so forscht er fast gar nicht nach einem möglich Motiv, sondern nur nach Möglichkeit und Zugang zum Tatort. Auch die zuletzt enthüllten Mordmotive sind zwar grundlegend schlüssig, aber auch absurd in ihrer menschlichen Dimension. So werden teils bestialische Morde begangen und die Opfer künstlerisch arrangiert (was einen echt Psychopathen benötigt), die Motivation verbleibt aber etwas blass und wirkt unzureichend für derart "kreative" Taten.

Die Figurenzeichnung ist sehr schlicht - gut ist, wer traditionell lebt und schön ist - schlecht ist, wer hässlich ist, nervt und aus seiner Rolle bricht. Und nach diesem System rollen teils Köpfe.
Der Schreibstil ist flüssig und liest sich gut, Langeweile kommt nicht auf.

Bewertung vom 06.01.2023
Das letzte Versprechen
Lind, Hera

Das letzte Versprechen


ausgezeichnet

Eins ihrer besten Werke
Im direkten Vergleich mit andern Büchern von Hera Lind hat mich dieser Roman besonders überzeugt.
Das Setting ist spannend und oft düster. Gerade durch die Perspektive durch die Augen eines Kindes erhalten einige Szenen aber eine besonders starke emotionale Wucht. Die Charaktere sind wie meistens bei Lind gut und dreidimensional, mir gefiel hier allerdings besonders, wie flüssig der Plot voranschreitet. Dies war in einigen anderen Romanen (z.B. "Für immer deine Tochter") weniger gelungen, da gab es dann durchaus zähe Momente innerhalb der Erzählung.
Obwohl es sich hier, bedingt durch die zeitliche Einordnung, um härteren Tobak handelt, behält Lind steht ihren Glauben an die Menschlichkeit und lässt den Leser oder die Leserin nie mit reiner Verzeiflung zurück. Bittersüß, aber doch absolut einen kauf wert. Meine Empfehlung.

Bewertung vom 11.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

Tolle, einfühlsame Geschichten
Die Kurzgeschichten in "Miss Kim weiß Bescheid" übertreffen in meinen Augen sogar das vorige Werk der Autorin "Kim Jiyoung, geboren 1982". Zwar geht es hier weniger um eine harte, feministische Abhandlung mit der Gesellschaft, gleichzeitig können sich die Geschichten so freier und unbelasteter entfalten, während der Blick auf die Geschlechterprobleme der koreanischen Gesellschaft natürlich oft durchschimmert.

Die Figuren die Cho zeichnet sind vielschichtig und handeln nachvollziehbar. Durch ihre Augen wird es ermöglicht viele Aspekte dieser uns oft fremden Kultur zur durchblicken. Der Reibepunkt zwischen sozialen Erwartungen und dem Individuum ist auch hier erneut der eigentlich Protagonist.

Der Schreibstil ist - wie bei asiatischen Romanen oft der Fall - kühl und minimalistisch, was jedoch den Lesefluss angenehm gstestaltet.

Der einzige Malus für mich war, dass einige der Geschichte recht abrupt enden und nicht immer ein befriedigendes Ende bereithalten. Das betrifft ca. 3 der 8 Geschichten.

Bewertung vom 23.09.2022
Erste Hilfe für die Erde
Maslin, Mark

Erste Hilfe für die Erde


weniger gut

Leider unter den Erwartungen
Ich hatte gehofft, dass dieses Werk mit einige der Grundzüge simpel erklärt, so dass ich die Grundlagen auch leicht weiter erklären könnte. Erklärungen sind aber leider kaum vorhanden.
Stattdessen gibt es ein langes Kapitel über die Entstehung der Welt und der Situation heute, gefolgt mit vielen kurzen Aussagen über das Klima/ den Klimawandel/ die Politik. Diese Aussagen sind alle im Angang (durchaus gut) belegt. Zu letzt kommt ein sehr langer Teil (sicher 60% des Buchs) was man alle tun könnte. Hierbei fehlt mir etwas Tiefe. Die Liste ist einfach so lang, es wirkt nicht mehr wie fundierte Lösungsansätze, sondern eher als hätte jemand ein bisschen Brainstorming gemacht und würde einfach viele Dinge mit dem Kommentar "Warum nicht, könnte ja helfen?" ausgeben. Hier hätte ich mir eine Art Hierarchie gewünscht, welche Maßnahmen höhere Priorität haben als andere.

Die Struktur die Buches ist womöglich sinnvoll für Diskussionen im Internet, wo man die Quellen nachlesen kann, für ein Gespräch mit meiner Arbeitskollegin fühle ich mich jedoch nicht besser vorbereitet.

Den Aufbau fand ich ebenfalls nicht sehr ansprechend. Ich habe nichts gegen die Struktur in vielen einzelnen Slogans, aber warum viele Seiten mit den gleichen Sätzen in groß zugekleistert werden, verstehe ich nicht. Das ganze wirkt, als ob der Autor extrem stolz auf einige seiner Formulierungen ist, ich hätte mir etwas mehr Erklärungen, vielleicht einige Grafiken und etwas seriöseren Aufbau.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


sehr gut

Halb altbacken, halb erfrischend

Sicherlich muss man Bücher, welche älter als 20 Jahre sind, anders bewerten, als moderne Neuerscheinungen.

Einige Aspekte dieses Werks sind nicht sonderlich gut gealtert und/oder speziell für Europäer*innen schwer zu verdauen. Zum einen, sind die vielen Namen, welche nicht immer an richtig etablierten Personen hängen, eine Herausforderung für westliche Leser*innen.
In direkten Gegenzug dazu, steht der flüssige Schreibstil, welcher gut lesbar bleibt und inhaltliche Durststrecken gut zu überbrücken vermag.

Ein weiteres Thema bei Krimis ist selbstverständlich der Plot und inwiefern klassische Krimiregeln genutzt werden. Obwohl es durchaus Parallelen zu Agatha Christie gibt (Zeit, gesellschaftliche Schicht, Detektiv), unterscheiden sich einige Aspekte stark. Lesende
können zB nicht wirklich selbst den Fall lösen, da wichtige Informationen nicht mitgeteilt werden. Auch das Mordmotiv, ist schwer vorherzusehen, da der Täter (oder die Täterin?) nur wenig vorher beschrieben wurde.
Zuletzt ist zu erwähnen, dass es sich hier durchaus um eine erfrischende Abwechslung zu üblicher Krimikost handelt.

Bewertung vom 23.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


ausgezeichnet

Schöne Rahmengeschichte über die Natur von Betrügern
Theresia Enzensberger hat hier eine wirklich tolle Geschichte entworfen, die besonders zu leuchten vermag, wenn man sie parallel zu den historischen Beispielen liest. Diese wahren Begebenheiten in den "Archiv" Kapiteln zeigen die externe Wahrnehmung von betrügerischen Großprojekten, während die eigentliche Handlung die internen Aspekte beleuchtet. Auf diese Weise konstruiert Enzensberger toll ein umfassendes Bild, bei dem sowohl die größeren gesellschahftlichen und wirtschaftlichen Aspekte von Sekten, Freihandelszonen und Paradiesinseln bearbeitet werden, wie auch die psychologischen Landschaften der Betrüger selbst und ihrem familiären Umfeld.
Während der Plot selbst nüchtern und wenig reißerisch verbleibt, entsteht durch die Verschränkung mit der Realität ein bleibender positiver Eindruck dieses Werkes.

Bewertung vom 03.08.2022
Matrix
Groff, Lauren

Matrix


schlecht

Extrem platt
Ursprünglich hatte ich mir eine Geschichte erhofft, in welcher Frauen durch kreative Problemlösung und Aufwand einem Kloster zu Ruhm und Wohlstand verhelfen. Dies ist teilweise geschehen und bis zuletzt waren die Teile der Geschichte in welchen das Koster aufgebat wird (ca. das erste Drittel) der interessanteste Aspekt der Geschichte.
Leider wurde mir jedoch schon sehr früh klar, dass die Autorin kein Buch über praktische Hindernisüberwindung schreiben will, sondern eher eine Allegorie über Geschlechterrollen kreiert. Das - leider - auf sehr plumpe Art und Weise. Die Protagonistin wird direkt zu Beginn lachhaft gezeichnet, sie ist mutig, stark und hat an den Kreuzzügen teilgenommen, zweifelt an der Kirche, kent sich mit Heilkräutern und Blutgruppen aus, spricht ~5 Sprachen und ist von königlichem Blut. Ein absolut schrecklicher Charakter unter dem die gesamte Story leidet. Eine "Mary Sue" wie aus dem Bilderbuch.
Auch der zentrale Geschlechterkonflikt des Buches wird leider sehr langweilig schwarz-weiß und platt dargestellt. Männer werden nicht ein einziges Mal namentlich erwähnt aber sind für alles Übel der Welt verantwortlich, durch die Zusammenarbeit von Frauen entsteht dagegen die Erlösung, Fortschritt, Innovation, Sicherheit. Nichtmal romantischen Nutzen können Männer hier bieten, fast jede Frau ist lesbisch und alle genannten heterosexuellen Kontakte sind entweder unglücklich, sündig oder direkt Vergewaltigungen.
Am Ende ist leider alles derart karikaturenhaft dargestellt, dass keinerlei Aussagekraft über irgendwas verbleibt.

Das einzige positive hier waren die Einblicke in das (soweit realistische) Klosterleben und die lohnenden Konfliktlösungen im ersten Drittel.

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