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DickeTilla

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2024
Der Kinder Kalender 2025

Der Kinder Kalender 2025


ausgezeichnet

Lyrik kinderleicht
Was für ein wunderbarer Wochenkalender von der Internationalen Jugendbibliothek! Ob im Kinderzimmer, in den Räumen einer Bücherei oder dem Klassenraum, dieser literarische Kalender ist ein echter Hingucker. Auf unterhaltsame Weise begleitet er Kinder und Jugendliche durch den Alltag und bereitet ganz nebenbei Lust auf Lyrik. Woche für Woche präsentiert er tolle Gedichte und zeigt fröhliche Bilder aus der ganzen Welt. Die Gedichte kommen mal leichtfüßig und eingängig, mit einem Augenzwinkern zu lesen daher, wie das Gedicht „Die Wäscheleine“, in dem es um einen verloren gegangenen Schlüpfer geht. Sie können aber auch anregend und nachdenklich stimmen. Mal wird die Woche von einem frechen Zweizeiler begrüßt („Beim Frühjahrsputz, wie jedes Jahr, macht die Vogelschar sich rar.“), mal ist das Gedicht aber auch mehrere Strophen lang. Stets begleitet die deutsche Übersetzung des Gedichts die Originalfassung aus 37 verschiedenen Ländern. Farbenfrohe, lebendige Zeichnungen runden jedes Wochenblatt ab. Ergänzend befindet sich im Anhang des Kalenders ein Quellenverzeichnis aller Illustrator*innen und Autor*innen.

Dieser Kinder-Wandkalender macht einfach gute Laune und beweist, dass Gedichte zu lesen spannend und lustvoll sein kann.

Bewertung vom 17.11.2024
Lovis kocht
Messerschmidt, Lovis

Lovis kocht


ausgezeichnet

Mit Lovis kochend durch das Jahr
Der Text auf dem Buchrücken des Kochbuchs „Lovis kocht“ der Autorin und Influencerin Lovis Messerschmidt verspricht vegetarische, raffinierte und unkomplizierte Rezepte für die ganze Familie. Dazu wird angepriesen, dass ihre Küche alltagstauglich und saisonal ist. Viele Gründe für mich, mir das Kochbuch anzuschaffen.
Gleich die Aufmachung des Buches zeugt von Wertigkeit und Liebe zum Detail. Selbst die zwei Lesebändchen, bestens geeignet um seine Rezeptfavoriten zu markieren, sind farblich auf das Cover oder die Deckelinnenseiten abgestimmt. Das Kochbuch ist neben der Einleitung und dem abschließenden Zutatenregister inhaltlich in die vier Jahreszeiten unterteilt. Großflächige Farbfotografien der Gerichte regen zum Nachkochen an. Mindestens genauso viele Fotos von Landschaften und Interieur transportieren die jeweilige jahreszeitliche Stimmung und Gemütlichkeit zu mir als Leserin. Insgesamt wirken die bildlichen Arrangements sehr inspirierend und einladend und schaffen zusammen mit den kurzen persönlichen Texten, die den Rezepten vorangestellt sind, eine erfrischende Verbindung zur Autorin, die bestimmt zum Kochen nicht notwendig ist, dem Buch aber eine persönliche, liebevolle Note verleiht.
Die Gerichte verweisen auf eine überwiegend saisonale und abwechslungsreiche Zutatenliste. Eine Menge Gerichte sind sogar vegan bzw. problemlos veganisierbar. Bis auf wenige Ausnahmen, wie Panko ein japanisches Paniermehl oder ein paar Gewürze, waren mir die Zutaten bekannt und sind auch in gängigen Supermärkten zu besorgen. Die Rezepte stellen zum Teil unterschiedliche Anforderungen an die Kochfertigkeiten oder den zeitlichen Aufwand. So bedarf es aus meiner Sicht zum Beispiel bei der Zubereitung der Kartoffeltaschen mit gefüllten Waldpilzen etwas mehr Geschick und Geduld, andere Essen gehen hingegen schnell und routiniert von der Hand ohne das sie an Raffinesse und Geschmack einbüßen wie der gebackene Weißkohl oder der karamellisierte Rosenkohl (der tatsächlich selbst unserem äußerst wählerischen jüngsten Kind schmeckt!). Viele Gerichte lassen sich gut kombinieren und zu einer Speisenfolge zusammenstellen.
Das Kochbuch hat meinen Eingangs erwähnten Erwartungen, bis auf wenige Rezepte, entsprochen (Brennesselsuppe und ich werden niemals zueinander finden) und ich empfehle es gern weiter. Es ist ein gelungenes, inspirierendes und geschmackvoll gestaltetes Kochbuch für eine praktikable und leckere vegetarische Küche.

Bewertung vom 20.09.2024
Jungs braucht echt keiner! (Band 2) ... und trotzdem klopft das blöde Herz
Schröder, Patricia

Jungs braucht echt keiner! (Band 2) ... und trotzdem klopft das blöde Herz


ausgezeichnet

Die Sache mit der Liebe…
„Jungs braucht echt keiner! ... und trotzdem klopft das blöde Herz“ von Patricia Schröder ist der zweite Band über Hannah und ihr turbulentes Teenagerleben. Inmitten eines Beste-Freundinnen-Streits, den ersten Liebesgefühlen zu Elias und den außergewöhnlichen Schrankreisen versucht die 13 jährige Hannah ihr tägliches Gefühlschaos zu verstehen. Zum Glück findet sie in ihren Eltern und schließlich auch in ihren beiden Freundinnen verständnisvolle Gesprächspartner, die ihr bei ihren Stimmungsschwankungen, Fragen und Unsicherheiten zur Seite stehen.
Kurzweilig und humorvoll wird der Kinderroman erzählt. Er beinhaltet viel Situationskomik, zum Beispiel, wenn Hannah und Elias mit dem Wellensittich Karlchen für ein lustiges Durcheinander sorgen und dennoch werden die Gefühle der jungen Protagonistin ernst genommen. Der Roman ist eine lebendige und glaubwürdige Freundschafts- und Familiengeschichte über (Selbst-) Vertrauen, das Wechselbad der Gefühle, Verletzlichkeit und das erste Verliebtsein. Ich habe mich beim Lesen oft dabei ertappt, wie ich in eigene Erinnerungen an meine ersten Schwärmereien über Jungs abschweifte.
Die Kenntnis über den ersten Band ist beim Lesen des Buches nicht zwingend erforderlich, aber gewiss von Vorteil. Denn erstens weiß man dann von Anfang an, was es mit dem Schrankreisen auf sich hat und zweitens verbringt man noch mehr unterhaltsame Lesestunden mit Hannah und Elias, ihrer liebenswürdigen Familie und der Sache mit der Liebe.

Bewertung vom 07.09.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Reflexionen über das Ankommen

Manchmal ist es die Handlung eines Romanes, die mich zum Lesen antreibt, manchmal ist es die Sprache, die ausschlaggebend für das Weiterlesen ist. Im neuen Roman „Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani stimmt einfach alles!
Die Geschichte wird aus der Perspektive des jugendlichen Ich-Erzählers Reza vorgetragen, der mit seinen Eltern aus dem Iran geflohen ist. Sie erzählt vom Versuch in der neuen Heimat, dem Ruhrgebiet der 90er Jahre, anzukommen und allen damit verbundenen Herausforderungen zu trotzen, zum Beispiel der Nichtanerkennung der Abschlüsse seiner Eltern oder der Konfrontation mit der sozialen Ungleichheit. Rezas Gefühl der Fremdheit und seine erfahrene Ablehnung im neuen Land finden schließlich seinen Ausdruck in Wut und Gewalt.
Episodisch erzählend nähert sich dabei der Roman den Themen Familie, Zugehörigkeit, Suche nach Anerkennung und kultureller Identität.
Der Autor richtet seinen Blick klug und treffsicher auf schmerzbehaftete, eindringliche Alltagsmomente, die er sprachlich wunderbar komponiert. Khanis Tonalität ist meiner Meinung nach fast poetisch und überzeugte mich durch eine reduzierte Sprache und durch mich immer wieder innehalten lassende Bilder. Dieser Roman steht in seiner Wortgewaltigkeit, seiner Intensität und seinen Reflexionen in nichts Khanis Debütroman nach.
Er verdient viele Leser*innen!

Bewertung vom 27.03.2024
Paare
Millner, Maggie

Paare


sehr gut

In ihrem Debütroman erzählt die Autorin Maggie Millner die Geschichte einer Protagonistin, die für eine neue weibliche, offene Paarbeziehung ihren Mann verlässt. Dabei spielen Eifersucht, Streitereien und Zweifel ebenso eine Rolle wie obsessive Hingabe und Neugierde auf das Unbekannte.

Millner hat ein althergebrachtes Geschichtenmotiv, die Liebe, in diesem Buch in einer für mich ungewohnten Form präsentiert: ein Buch abwechselnd in sich reimenden Versen und in Prosa geschrieben. Lyrik und Prosa wechseln sich dabei auch in ihren Erzählperspektiven ab. Während innerhalb der Lyrik die Ich-Form verwendet wird, ist der Prosatext in der Du-Form geschrieben. Die Reime sind als Paarreime gehalten und, bis auf wenige Ausnahmen, sehr gelungen und originell. Durch die Versform erhält der Text eine eigene Tonalität und die Reduzierung der Worte erzeugt in meinen Augen Leichtigkeit. Die Verknappung und Poetik des Textes wird durch eine treffsichere, unmittelbare und zum Teil lockere Wortwahl erreicht (für die der Übersetzerin gewiss ein erheblicher Dank gilt). Mit vermeintlich wenig Sprache gelingt es der Autorin doch so viel und so gekonnt zu erzählen. Diese kleine leidenschaftliche, Sehnsüchte schürenden Liebesgeschichte kommt behende daher und vermag mit wenigen Versen Gedanken und Gefühle herauszuarbeiten und für mich in nachvollziehbare Bilder zu verwandeln. Immer wieder kreist die Protagonistin um ihr Verlangen, dem Getriebensein hin zur Geliebten und der Lust am Neuen, dem sie gleichzeitig ihre Unsicherheit und ihren Wunsch nach Halt gebenden, vertrauten Strukturen entgegengesetzt.
Das weitverbreitete Romanmotiv, die Liebe, in einem modernen Schauplatz angelegt, vermag inhaltlich in „Paare“ nicht unbedingt viel Neues zu erzählen. Aber die Form des Versepos holte mich aus meiner Lesekomfortzone heraus und verschaffte mir angenehme Lesestunden.

Bewertung vom 24.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


sehr gut

Ein Außerirdischer zum Freund oder Du bist nicht schuld!
Sibylle Berg hat mit „Mein ziemlich seltsamer Freund Walter“ ihren ersten Kinder-und Jugendroman geschrieben, einen Comicroman.
In ihm geht es um die unglückliche, fast 9-jährige Lisa. Unglücklich, weil Lisa keine Freund*innen hat und sie glaubt, selbst Schuld daran zu sein, weil sich ihre Eltern desinteressiert an der Welt und ihrem Kind gehen lassen oder weil sie Angst vor ihrem Schulweg hat, auf dem sie auf herum pöbelnde, gelangweilte Jugendliche trifft. Auch in der Schule ist sie unglücklich und einsam. Der Platz neben ihr bleibt leer. Statt mit anderen Kindern zu spielen und zu erzählen, wird sie von ihnen gehänselt und ausgelacht: „Sie sieht dann verwirrt aus. Und ein bisschen bescheuert. … Jeder ist froh, nicht Lisa zu sein“ (31). Lisa verkriecht sich lieber heimlich in ihre Bücher, die sie in die Welt der fremden Planeten und der Astronomie verführen. Überhaupt interessiert sie sich für alles, was mit dem Weltall zu tun hat: Teleskope, Galaxien, unbekannte Flugobjekte und Außerirdische.
Und tatsächlich landet eines Nachts ein Ufo und mit ihm Klakalnamanazdta, oder eben Walter. Er freundet sich schnell mit Lisa an und nimmt ab da an ihrem Leben teil. Er begleitet Lisa in die Schule, gibt Tipps, stellt kluge Fragen, ermutigt das Mädchen für seine Anliegen einzustehen und bringt es zum Lachen.
Leicht und behände kommt die Sprache daher. Mal wird aus der Perspektive von Lisa in der dritten Person erzählt und mal wird dialogisch die Geschichte vorangetrieben. Es ist ein Roman, der Mut macht, nicht aufzugeben, an sich und seine Stärken zu glauben. Walter ist für andere unsichtbar und vielleicht existiert er auch wirklich nur in Lisas Phantasie, aber er zeigt ihr auf, dass es einen Ausweg gibt und verhilft ihr zu mehr Selbstbewusstsein. Die Lösungen von Walter mögen ein wenig schlicht und schnell daherkommen angesichts der komplexen Herausforderungen in Lisas Alltag. Die Aussagen, die meiner Meinung nach dahinter stehen, „Du bist nicht Schuld!“ und „Du hast Einfluss!“, werden dennoch deutlich.
Der Inhalt des Buches wird darüberhinaus auch durch freche und witzige Illustrationen in schwarz-weiß transportiert, die passend den Text begleiten oder ihn sogar ergänzen. Ich finde, dass das Buch, nicht nur wegen der Thematik, sondern auch aufgrund der zahlreichen Bebilderung, des geringen Umfangs der Textpassagen und des abwechslungsreichen Layouts, sowohl für junge Vielleser*innen, als auch für Kinder, für die das Lesen herausfordernd ist, unterhaltsam und lesenswert ist.

Bewertung vom 10.03.2024
Lil
Gasser, Markus

Lil


gut

Im Roman „Lil“ wird über den Dialog zwischen Sarah, der Ur-,Ur-,…Enkelin von Lillian Cutting, und ihrer Hundedame Miss Brontë die Geschichte der einst selbstbewussten, zielstrebigen Lillian erzählt, an der ausgerechnet ihr Sohn Robert ein verachtenswertes Verbrechen begeht. Ihm ist das unkonventionelle, ihrer Zeit um 1880 weit vorausgehende Auftreten und Denken sowohl bei Zusammenkünften der gehobeneren Gesellschaft New Yorks als auch bei unternehmerischen Entscheidungen ein Dorn im Auge. Um seine Mutter zu brechen, greift Robert mithilfe eines Psychiaters und begründet auf vermeintlich wissenschaftliche Methoden zu menschenverachtenden, brachialen Mitteln. Doch Rache ist bekanntlich süß und unterstützt durch das rechtschaffene Anwälte-Ehepaar Colby und Jay Sandberg, kämpft sich Lil wieder empor.

Das es überhaupt soweit kam, dass Lil ihrer Rechte beraubt und medikamentös benommen, völlig schutzlos eingesperrt werden konnte, ist vor allem auch einer Zeit geschuldet, in der misogyne oder rassistische Äußerungen salonfähig waren und die Psychiatrie als akademische Wissenschaft noch in ihren Anfängen steckte. Und so ist der Roman auch ein Gesellschaftsromane, der vor allem die Mitglieder der High Society vorzuführen vermag und einen Finger in die gesellschaftlichen Missstände legt. Dazu bedient sich der Autor Markus Gasser einer oft sarkastischen Sprache. Die Überspitzung und Verspottung der Figuren und die somit dargestellte Kritik, zum Beispiel die Übersättigung und Selbstverliebtheit der Oberen Vierhundert, hat mir oft gefallen. Der humorige, sarkastische Erzählton mag augenscheinlich konträr zur Schwere des übergeordneten Romanmotivs Misogynie, Antisemitismus und der Geschichte der Psychiatrie anmuten, schaffte mir aber auf diese Weise eine angenehme Distanz und somit einen Zugang zu einer fast unerträglichen Thematik. Vor allem die Textstellen, denen ganz offensichtlich eine größere Recherche zur Geschichte der psychiatrischen Kranken- und Pflegeanstalten und den damit verbundenen entwürdigenden, verletzenden Behandlungen vorausgehen, sind unmittelbar und eindringlich beschrieben.

Bedingt durch die Wahl der Erzählperspektive, gibt es zeitliche Sprünge der Handlung von einer Zeitebene des heutigen New Yorks in die andere um 1880. Sie sind sprachlich gut erkennbar und störten meinen Lesefluss nicht.
Die Erzählweise ist aus meiner Sicht sehr bildlich und durch das überwiegend dialogische Erzählen stellte ich mir immer wieder einzelne Abschnitte als filmische Szenen vor, die Ereignisse zusammenfassen oder im Zeitraffer bzw. mittels kurzer Rückblenden durch das rasante und dynamische Geschehen führen.

Lil, die Protagonistin und Namensgeberin des Romans, ist der Dreh-und Angelpunkt der Handlung, wenngleich sie selbst oft nur im Hintergrund agiert oder durch Gespräche Dritter zum Gegenstand der Erzählung wird. Sie selbst bleibt in meinen Augen allerdings eher blass und passiv.
Auch die weiteren Figuren werden mir leider nur schablonenhaft und überraschungsarm näher gebracht, als stünden sie musterhaft für „die Guten und die Bösen“. Die inneren Beweggründe für ihre Entscheidungen bleiben mir bis zum Schluss meist fremd. Ich erkenne keine echte Entwicklung und Tiefe in ihnen. Stattdessen scheint mir der Verlauf der Handlung vorhersehbar. Seite um Seite lösen sich die Probleme beinahe in Wohlwollen auf. Die einen erfahren Genugtuung und die anderen werden bestraft. Es ist für mich als Leserin ein Leichtes, die Figuren zu mögen bzw. zu verachten. Nur leider geht dadurch für mich die Spannung am Lesen und die Glaubwürdigkeit für die Geschichte verloren. Unterhaltsam war der Roman aber allemal.

Bewertung vom 12.02.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Auf Spurensuche
„Lichtungen“ ist für mich der erste Roman der Autorin Iris Wolff, und um es vorweg zu nehmen, er hat mich von Beginn an eingenommen und mir bis zum Schluss ein großes Lesevergnügen bereitet.

Im Zentrum der Geschichte stehen Lev und seine über Jahre anhaltende Freundschaft zu Kato. Die beiden einstigen Kinder sind zwei ungleiche, gegensätzliche Menschen, die einander tief verbunden sind. Kato kann als ruhelos, kreativ und nach außen gerichtet beschrieben werden. Lev wirkt introvertiert, beobachtend und abwartend. In neun Kapiteln wird mir ihre Kindheit und ihr Familienleben in einem rumänischen Dorf näher gebracht. Besonders Lev habe ich dabei kennengelernt, wie er, statt zur Schule zu gehen, die Arbeit im Wald annimmt und später bereits 18-jährig zum Militär geht. Ich erfahre seine Sicht auf die Beziehungen zu Familienmitgliedern z.B. zum Großvater, dem er zur Flucht verhilft. Auch das Verhältnis zu einzelnen Schulkameraden oder zu den Frauen der Familie (Mutter, Großmutter und der Schwester), die ihm stets näher als die beiden Brüder sind, werden eindringlich beschrieben.

Der Roman spielt unter anderem in der Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorgangs. Immer wieder werden Beschreibungen und Bezüge zur Alltagswelt der Handelnden und zum Staatssystem sichtbar. Manchmal werden sie nur beiläufig erwähnt, z.B. „ein Witz über Ceausescu reichte“, um Strafmaßnahmen befürchten zu müssen (126). Doch diese Andeutungen genügen, die damit verbundene Entbehrungen und Repressalien erahnen zu lassen.

Über alle Kapitel hinweg zeichnet sich für mich die Frage nach Zugehörigkeit, Herkunft und Freundschaft ab. Um ihr nachzugehen, wird von den beiden Hauptfiguren abverlangt, sich zwischen Bleiben und Aufbruch zu entscheiden („Jedes Land, jede Stadt, jedes Bild hat mir gezeigt, wer ich bin. […] Ich musste fortgehen, um es herauszufinden“) (40).

Wolffs Sprache ist poetisch und äußerst atmosphärisch, was bei mir ein Nachklingen vieler Sätze zur Folge hat und mir ein bildliches Hineinspüren in dargestellte Szenen ermöglicht. Der Roman wird episodisch und in umgekehrter zeitlicher Abfolge erzählt, was vor allem zu Beginn dazu geführt hat, dass ich immer wieder auf Textpassagen stieß, die sich mir nicht sofort erschlossen haben und erst im Nachhinein aufgelöst werden konnten. Der Ausgang von Katos und Levs Beziehung steht somit am Anfang des Romans. Seite um Seite führt die Erzählung in die Vergangenheit zum Ursprung ihrer Freundschaft und zu den Gründen ihre Entscheidungen zurück. Die Darstellung einzelner Szenen ist oft wage und bloße Andeutung, aber stets sprachlich intensiv und klug ausgeführt. Diese Erzählweise mutet ein konzentriertes Lesen zu und lässt gleichzeitig genügend Spielraum für Interpretationen zu, was ich als besonders ansprechend empfinde.

„Lichtungen“ ist ein zartes, feinsinniges und berührendes Buch mit einem sehnsüchtigen Unterton. Ich habe mich sehr gern auf diese literarische Spurensuche eingelassen.

Bewertung vom 03.02.2024
Ein fantastischer Geburtstag - lesen lernen mit dem Leserabe - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesen lernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)
Vogel, Maja von

Ein fantastischer Geburtstag - lesen lernen mit dem Leserabe - Erstlesebuch - Kinderbuch ab 6 Jahren - Lesen lernen 1. Klasse Jungen und Mädchen (Leserabe 1. Klasse)


sehr gut

Lesend auf Schatzsuche gehen
Für einen Kindergeburtstag braucht es gute Freunde und Freundinnen, eine Schatzsuche mit spannenden Rätseln und eine leckere Geburtstagstorte. Wenn dann noch ein Einhorn, ein Drache und freche Piraten auftauchen, dann wird daraus „Ein fantastischer Geburtstag“.
Junge Leseanfänger*innen können Finn und seine Gäste auf der Suche nach den drei magischen Steinen begleiten. Das Abenteuer bestehen sie, indem sie gemeinsam nach Lösungen suchen und Rätselfragen beantworten.
Das Kinderbuch ist im Ravensburger Verlag innerhalb der Leserabe-Reihe erschienen. Es ist der Lesestufe 1 zugeordnet und somit für Kinder ab der 1. Klasse geeignet. Die Texte sind in einfachen Satzkonstruktionen und einem dem Alter entsprechenden Wortschatz formuliert. Sie weisen eine fantasievolle und fröhliche Erzählweise auf. Jede Buchseite wird durch sehr farbenfrohe und zum Textinhalt passende Illustrationen ergänzt. In den Zeichnungen wurde darüberhinaus auf ein diverses Bild der Protagonist*innen geachtet. Der Papa mit Tattoos und die Kinder mit unterschiedlicher Hautfarbe, sehr gut!
Um die Leseleistung des Kindes zu visualisieren, kann es sich nach einem jeden Kapitel mit einem kleinen Sticker belohnen. Außerdem gibt es für die Leseanfänger*innen die Möglichkeit, am Ende der Geschichte ein Leserätsel zu jedem Kapitel zu lösen. Dadurch wird nicht nur ihr Leseverständnis überprüft, sondern ein weiterer Leseanreiz geschaffen.
Meine Schüler*innen konnte die Geschichte überzeugen und zum Lesenlernen verführen.

Bewertung vom 04.01.2024
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Geschichten zum Leben erwecken oder wie entsteht ein Buch

Wer schon immer einmal erfahren wollte, wie das Wissen der Menschen oder ihre erdachten Geschichten in ein Buch gelangen bzw. wer den gesprochenen Worten zu lesbaren Buchstaben in gehefteten Seiten verhilft, ist mit dem Buch „Büchermenschen - Wie ein Buch entsteht“ bestens beraten. Durch die Vorstellung der Tätigkeitsbereiche von neun Berufen erfahren die jungen Leser*innen Wissenswertes und Neues rund um den Buchdruck und die Vermarktung von Literatur. Dabei werden bekanntere Berufe wie der einer Illustratorin ebenso anschaulich dargestellt wie für Kinder unbekanntere Berufe zum Beispiel der einer Lektorin oder eines Literaturkritikers, der seine Meinung im Feuilleton hinterlässt. Das Buch wirft für die Leser*innen einen Blick hinter die Kulissen des Buchmarktes. Die vielfältigen Aufgaben werden in kurzen Texten, etwa als Form eines Klebezettels und oft farbig untermalt, weitestgehend verständlich vorgestellt und durch zahlreiche zum Teil großflächige Zeichnungen passend zum Textfeld ergänzt.

Beim Lesen und Verstehen der Passagen werden vielleicht einige Kinder Unterstützung benötigen, denn die Schrift ist relativ klein im Vergleich zu anderen Sachbüchern und nicht alle Fachbegriffe werden meiner Meinung nach ausreichend erklärt. Aber das gemeinsame Lesen mit einem Erwachsenen lohnt sich, denn neben der Präsentation der Berufsgruppen werden Fragen rund um die gedruckten Buchstabenschätze beantwortet, die vielleicht nicht nur für Kinder wissenswert erscheinen (z.B. Was geschieht mit Büchern, die nicht verkauft werden?, Wann öffnete die älteste Buchhandlung der Welt erstmals ihre Türen? oder Wie klimafreundlich ist ein Buch?).

Die französischen Verfasserinnen ermöglichen mit diesem Buch ihrer Leserschaft nicht nur einen äußerst informativen und umfassenden Einblick in bemerkenswerte Berufsfelder und in die spannende Welt der Bücher. Sie vermitteln mit ihren Beschreibungen und verspielten, detailreichen Illustrationen letztlich ihre Wertschätzung gegenüber Büchermenschen und ihre Liebe zum Buch. Schön zu wissen, dass auch wir als Lesende ein Teil dieses bunten Bücherkosmos‘ sind!