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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 603 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2024
Todesspur / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.8
Gruber, Andreas

Todesspur / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.8


ausgezeichnet

Eine neue terroristische Bedrohung tritt auf den Plan, beim Versuch, einen der Drahtzieher zu erwischen, geht alles schief, der Verdächtige kann fliehen, aber kurz darauf dingfest gemacht werden. Wegen unvorhergesehener Umstände entzieht sich der Verhaftete erneut einer Befragung und das BKA steht erneut mit leeren Händen da. Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez ermitteln undercover, was durch eine unbeteiligte Person erschwert wird, die permanent die Ermittlungen torpediert. Die mysteriöse Lea Fuchs hat eigene Gründe, unerkannt zu bleiben, kommt allerdings wiederholt der Arbeit der BKA-Ermittler in die Quere.

»Letztlich hatte es für ihn aber keine Bedeutung, welcher Theorie der Terror folgte. Denn egal, ob Links- oder Rechtsextreme, unterm Strich blieb das Ergebnis das gleiche. Die Gesellschaft wurde gespalten, Angst, Hass und Panik verbreiteten sich.« (Seite 392)

Bereits zum achten Mal lässt Andreas Gruber das ungewöhnliche Duo Marten S. Sneijder und Sabine Nemez ermitteln und auch dieses Mal konnten diese mich restlos begeistern und das, obwohl ich normalerweise einen großen Bogen um Bücher mit politischen Themen mache, es hier aber um die Rote Armee Fraktion, kurz RAF genannt, geht. Dies lag zum Teil am großartigen Schreibstil, dem fantastischen Humor, aber auch an den fast schon skurrilen Charakteren, zu denen in diesem Teil einer hinzugekommen ist. Dazu war die Handlung diesmal wirklich ungewöhnlich und durch den Mix aus Krimi, Thriller sowie einer kleinen Prise Comedy einfach grandios! Das Ende verspricht eine Fortsetzung, bei der ich sicherlich erneut auf meine Kosten kommen werde. Da ist es fast verschmerzbar, dass es mit dem nächsten Band zu Ende geht. Lesenswert!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2024
Dunkles Wasser / Polizistin Kate Linville Bd.5
Link, Charlotte

Dunkles Wasser / Polizistin Kate Linville Bd.5


ausgezeichnet

Vor vielen Jahren erschütterte ein grausames Ereignis vor der Westküste Schottlands die Menschen; eine Familie wurde fast vollständig ausgelöscht, lediglich die siebzehnjährige Tochter Iris hat das Massaker überlebt, ein weiteres Ehepaar kaltblütig ermordet. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Fünfzehn Jahre später heftet sich ein Stalker an die Fersen von Iris, allerdings sieht diese keinen Zusammenhang mit den vergangenen Geschehnissen. Kurze Zeit später verschwindet eine Freundin von ihr während der gemeinsamen Urlaubsreise, Iris bleibt alleine zurück. Ex-Inspector Caleb Hale ist auf der Rückreise aus seinem Urlaub und kümmert sich um die junge Frau. Gemeinsam mit Kate Linville fängt er an, in dem alten Fall zu graben, ohne zu ahnen, welch schreckliche Ergebnisse sie zutage fördern.

»Jede Geschichte hat irgendwo ihren Anfang. Meist ist er klein und unbedeutend und verrät nichts darüber, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Ob sie bedeutend oder unbedeutend sein wird, harmlos oder aufwühlend, ob sie irgendwann im Sande verläuft oder zur nächsten und nächsten Geschichte wird, zu einer Serie, die auf einen dramatischen Showdown zuläuft.« (Seite 260)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den fünften Band der Reihe mit Kate Linville. Die Fälle sind hierbei insgesamt abgeschlossen, allerdings nimmt das Privatleben von Kate und anderen Beteiligten mittlerweile einen so großen Raum ein, dass ich besonders bei diesem Buch raten würde, von vorne anzufangen, um die Beziehungen der Personen zueinander besser zu verstehen. Hinzukommt dass jedes der Bücher großartige Unterhaltung verspricht und dieses Versprechen auch hält. Wer dies nicht möchte, bleibt aber nicht außen vor, denn natürlich gibt es wiederholt Erklärungen, wer mit wem und warum dies so ist.

Der Prolog führte am Anfang in verschiedene Richtungen, die zuerst gar nicht zusammenpassen wollten. Die folgenden Ereignisse konnte ich ebenfalls nicht richtig zuordnen, war also mehr als gespannt darauf, endlich zu erfahren, wie dies alles zusammenhing. Eine so komplexe und vielschichtige Geschichte hätte ich allerdings nicht erwartet, es war wirklich unglaublich, mitzuerleben, wie die Autorin es geschafft hat, die vielen wichtigen und unwichtigen Einzelheiten zu einem stimmigen Ganzen zu fügen, in dem jedes kleine Teil seinen Platz gefunden hat. Hierbei verstand sie es meisterhaft, falsche Fährten zu legen und Verdachtsmomente zu erzeugen, die mal mehr und mal weniger hilfreich waren auf der Suche nach der Wahrheit. Sobald ich sicher war, die Richtung zu erkennen, kam eine überraschende Abzweigung, die plötzlich logischer klang, es aber nicht immer war. Die Wendungen kamen unerwartet, der Einfallsreichtum von Charlotte Link war in dieser Hinsicht bewundernswert!

Ein Thriller nach meinem Geschmack, bei dem ich der Auflösung entgegenfieberte, das Ende aber überhaupt nicht kommen sah. Was für ein Finale, was für eine Tragödie, die unfassbar dramatisch war! Ein Feuerwerk der Gefühle, das sich bei mir entlud, ich kann kaum beschreiben, wie aufgewühlt ich gewesen bin. Dieses Buch ist für mich persönlich der Höhepunkt der Reihe, die im deutschsprachigen Raum zu den besten Büchern im Thriller-Genre gehört. Ein Highlight ist es geworden, das ist damit wohl klar!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2024
Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13
Carter, Chris

Der Totenarzt / Detective Robert Hunter Bd.13


ausgezeichnet

Die Gerichtsmedizinerin Dr. Carolyn Hove wendet sich an Hunter und Garcia von der UV-Einheit des LAPD, weil ihr im Rahmen einer Obduktion etwas Seltsames aufgefallen ist. Nach einem Unfall mit Fahrerflucht ist ein Toter eingeliefert worden, allerdings starb dieser an Unterkühlung und seine sonstigen Verletzungen passen nicht zum Unfallgeschehen. Hinzukommt, dass der Mann bereits tot war, als er überfahren wurde. Nach fachlicher Einschätzung von Dr. Hove ist der Mann vor seinem Tod gefoltert worden, danach hat der Täter einen Unfall inszeniert, um dies zu vertuschen. Der Verdacht liegt nahe, dass dies nicht das erste Opfer eines Killers war, der Spaß an Folter und Tod gefunden hat.

„So verrückt es sich auch anhört, der Mann ist erfroren… in Los Angeles… mitten im Juni“ (Seite 36)

Der dreizehnte Teil der großartigen Thriller-Reihe aus der Feder von Chris Carter hat mir wie immer unverwechselbare und nervenaufreibende Lesestunden geschenkt. Bereits das erste Kapitel zeigte die Richtung, in die es geht, und genauso interessant und spannend ging es durchgehend weiter. Etwas untypisch für die Reihe gab es keine expliziten Beschreibungen der Morde, aber die Aufzählungen der Auswirkungen der Folter sowie der dadurch entstandenen Wunden waren bereits abscheulich und entsetzlich genug.

Der Fall war knifflig, der Weg zur Lösung steinig und schwer. Viele faszinierende und informative Einblicke in die menschliche Psyche gab es sowie solche in die Ermittlungen der Polizei. Im letzten Drittel zog das Tempo erheblich an, die Ereignisse überschlugen sich und was dann geschah, ließ mich die Luft anhalten. Bange Minuten folgten, ich habe mitgefiebert und Daumen gehalten, fast vorgeblättert und nachgeschaut, wie es ausgeht, denn dramatisch und schmerzhaft wurde es und auch ziemlich gemein. Ob meine Befürchtungen sich bewahrheitet haben, müsst ihr schon selbst nachlesen, aber dies tut ihr auf eigene Gefahr. Großartig!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2024
Dorn
Beck, Jan

Dorn


sehr gut

Karla Hofbauer vom Cold Case Management am Bundeskriminalamt in Wien wird in Deutschland ermordet, sie hat in Hamburg verdeckt ermittelt und kam dem Täter anscheinend zu nah. Weil sie unautorisiert dort war, werden die richtigen Schlüsse nicht gezogen, da die Verbindung fehlt. Einzig die Kriminalpolizistin Lea Wagner verbeißt sich in den Fall, erste Spuren führen die junge Frau nach Bad Gastein, wo in einem leer stehenden, mehr als renovierungsfälligen alten Hotel der ehemalige Kriminalpsychologe Simon Dorn Zuflucht gefunden hat. Zusammen jagen die beiden einen Serienmörder, der sein Ziel noch nicht erreicht hat.

»Am Ende verhielt es sich wie mit den meisten Fällen, die Dorn kennengelernt hatte: Es gab kein Schwarz oder Weiß, kein Gut oder Böse, kein Richtig oder Falsch. Bloß tausend Abstufungen in Grau - und ein Pendel dazwischen, das mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung schwang.« (Seite 370)

Der großartige Prolog verwirrte mich zu Beginn maximal und hat bereits bei der Leseprobe dafür gesorgt, dass ich der interessanten Geschichte entgegenfieberte. Leider ließ sich Jan Beck danach sehr viel Zeit, bis es tatsächlich richtig losging, was man damit erklären könnte, dass die Figuren langsam entwickelt und vorgestellt werden sollten, allerdings wurde da noch nicht wirklich viel über Lea und Simon verraten. Dies änderte sich zum Glück etwa in der Mitte des Buches, das Tempo zog beträchtlich an und der Nervenkitzel kam förmlich um die Ecke geschossen. Ab da ging es Schlag auf Schlag und ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Der Fall war kaum zu durchschauen, die vielen losen Fäden zu entwirren gelang mir tatsächlich lange Zeit nicht. Das hat mir echt gut gefallen, obwohl ich zwischendurch sicher war, dass sich die Teile nie zufriedenstellend zu einem Ganzen fügen würden. Jan Beck belehrte mich eines besseren und hat es letztendlich geschafft, meine dunkle Seite glücklich zu machen. Ich hoffe, im nächsten Teil mehr über die weiteren Zimmer im Hotel Dornwald zu erfahren und freue mich auf eine Fortsetzung.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


ausgezeichnet

Die elfjährige Beatrix wird von ihren Eltern nach Amerika geschickt, es ist das Jahr 1940, die Bomben der deutschen Wehrmacht fallen nun fast täglich auf London, sodass ihre Eltern sie in Boston bei einer Gastfamilie in Sicherheit wissen möchten. Der Empfang auf der anderen Seite des Atlantiks ist herzlich, das Ehepaar Gregory sowie ihre zwei Söhne William und Gerald machen es Bea, wie sie fortan genannt wird, leicht, und bald ist es schon, als wäre es nie anders gewesen. Doch irgendwann ist das Ende des Krieges absehbar, der Abschied naht und nichts wird danach so sein wie vorher.

»Sie ist kein kleines Mädchen mehr. Sie haben sie fortgeschickt, damit sie eine Kindheit haben kann. Aber ihnen ist nicht klar gewesen, dass ihnen dadurch die Kindheit ihrer Tochter genommen werden würde. Millie ist, als wäre ihr etwas gestohlen worden, das sie niemals wiederbekommen wird.« (Seite 52)

Am 3. September 1939 erklärten Großbritannien und Frankreich Deutschland den Krieg, nachdem Hitler der Aufforderung, die Kriegshandlungen gegenüber Polen zu beenden, nicht nachgekommen ist. Großbritannien setzte daraufhin eine der größten Mobilisierungen in den Gang, die sogenannte Operation Pied Piper, bei der innerhalb von nur drei Tagen 1,5 Millionen Menschen, darunter circa 800.000 Kinder, aus den städtischen Zentren evakuiert worden sind. Diese wurden in ländliche Regionen gebracht, um vor der Bedrohung durch deutsche Bomben geschützt zu werden. Einige Kinder wurden aber auch auf eine zweiwöchige Schiffsreise geschickt, über den Atlantik, auf eine gefährliche Reise nach Amerika.

Diese mehrere Jahrzehnte umfassende Geschichte hat mich tief berührt, sehr oft zum Weinen, aber auch zum Lächeln gebracht, und ließ mich alle Dramen und Tragödien der Familien gemeinsam durchleben. Aus der Sicht der Familienmitglieder hat Laura Spence-Ash geschrieben, die Namen stehen jedem Kapitel vor. Die Erzählung war nicht durchgehend, die Zeitsprünge betrugen Stunden, Tage, manchmal sogar Jahre, die fehlenden Ereignisse ergaben sich aber aus dem Text. Kleine Teile führten so zum Ganzen, was zu einer besonderen Atmosphäre beitragen hat. Die persönlichen Gedanken, geheimen Gefühle und kleinen Geheimnisse wurden so mir gegenüber enthüllt und oft wünschte ich sehnlichst, dass diese im Buch bestimmten Personen gegenüber verraten worden wären. So funktioniert das Leben aber nicht und manche Enttäuschung und Verletzung ertrug ich dadurch mit. Obwohl ich sicher war, die Auflösung zu kennen, überraschte mich das Ende, denn es war anders als gehofft, aber besser als befürchtet. Für mich ein weiteres Buchhighlight in diesem Jahr, dass ich gerne weiterempfehle.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2024
Und dann gab's keines mehr
Christie, Agatha

Und dann gab's keines mehr


ausgezeichnet

Zehn Personen werden auf eine Insel gelockt, es handelt sich um Frauen und Männer aus unterschiedlichsten Kreisen, die unter Angabe falscher Informationen getäuscht wurden, um sie in Sicherheit zu wiegen. Der Gastgeber bleibt seinen Gästen fern, es findet sich auf der Insel keine Spur von ihm. Bei einem Abendessen ertönt eine Stimme aus einem alten Grammophon und wirft den Anwesenden ungeheuerliche Taten vor. Kurz danach stirbt eine Person nach der anderen und die verbleibenden Gäste versuchen, den Mörder oder die Mörderin zu entlarven, allerdings mit wenig Erfolg.

»Ich muss zugeben, dass ich über keine konkreten Beweise verfüge, wie sie vor Gericht nötig wären. Aber wenn ich das Gesamtbild betrachte, so scheint es mir, dass alles auf eine bestimmte Person hinweist. Ja, genau das denke ich.«

Der vorliegende Kriminalroman erschien bereits 1939 in Großbritannien, aus ihm wurde 1943 ein Bühnenstück und 1945 ein Kinofilm, weitere Verfilmungen folgten. Der ursprüngliche Titel bezog sich auf einen Kinderreim aus dem 19. Jahrhundert, der im Buch eine große Rolle spielt und die Grundlage für das Rätsel der Morde bildet. Dieser wurde zur Veröffentlichung in den USA aufgrund der rassistischen Beleidigung der schwarzen Leserschaft umbenannt, allerdings beleidigte man damit eine andere ethnische Minderheit, sodass man sich letztendlich auf den aktuellen Titel einigte. In Deutschland brauchte man für diese Einsicht übrigens etwas länger. Das Buch gehört zu den Klassikern der Kriminalliteratur und wird seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt. Die hier in Rede stehende Fassung wurde durch Eva Bonné zeitgemäß neu übersetzt und 2023 in einer schönen Neugestaltung beim Hoffmann und Campe Verlag herausgegeben.

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich Bücher von Agatha Christie gelesen habe, umso erfreulicher fand ich es, dass der Hoffmann und Campe Verlag sich dazu entschlossen hat, eine Vielzahl der Werke der Queen of Crime neu zu übersetzen und in toller Aufmachung beim Atlantik Verlag herauszubringen. Darunter sind die Klassiker »Der Tod auf dem Nil«, »Mord im Orient-Express« und andere mehr oder weniger bekannte Titel. Das vorliegende Werk folgt dem seit Jahren bekannten Prinzip: Man nehme eine bestimmte Anzahl von Menschen, isoliert sie, gebe ihnen keine Gelegenheit zur Flucht und dann fängt das Morden an. Die moderne Übersetzung ließ das Lesen zu einem großen Vergnügen werden, der Geschichte selbst war ihr Alter überhaupt nicht anzumerken, lediglich das Fehlen jeglicher elektrischer Kommunikationsgeräte verriet dem aufmerksamen Leser, wieviele Jahre das Buch auf dem Buckel hat. Mir hat es viel Spaß gemacht, mitzuraten, wer der Bösewicht sein könnte, und dass ich dabei nicht einmal in die Nähe der Lösung gekommen bin, fand ich wunderbar. Große Leseempfehlung!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2024
Feuerjagd
French, Tana

Feuerjagd


ausgezeichnet

Nach jahrelanger Abwesenheit kommt Treys Vater Johnny zurück nach Ardnakelty, ein kleines Dorf im Westen von Irland. Mit großem Getue präsentiert er den Farmern einen Plan, der ihnen einen großen Reichtum bringen soll, ein Engländer spielt dabei eine Rolle. Der ehemalige Polizist Cal, der Trey mittlerweile wie eine Tochter liebt und beschützt, ist misstrauisch, lässt sich aber trotzdem auf die Sache ein, um den Teenager zu schützen. Trey wiederum verfolgt eigene Pläne, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, dass die Dorfgemeinschaft ihr immer einen Schritt voraus ist. Blind vor Rache trifft Trey eine fatale Entscheidung.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um dem zweiten Teil der Reihe mit Cal Hooper, einem ehemaligen Polizisten aus Amerika, der nach seiner Scheidung in Irland lebt. Der erste Kriminalroman mit dem Titel »Der Sucher« war in sich abgeschlossen, umso erfreulicher fand ich es, zu erfahren, dass es mit ihm und dem Dorf Ardnakelty weitergeht. Man muss den ersten Band nicht gelesen haben, um der Geschichte folgen zu können, die wichtigsten Fakten werden nebenbei erwähnt. Wer aber nicht gespoilert werden möchte, hält lieber die Reihenfolge ein, weil hier die Dinge verraten werden, die im ersten Teil zur Lösung beitragen haben.

Das Wiedersehen mit Cal, Trey und anderen Figuren hat mir großen Spaß gemacht, ich finde sogar, dass dieser Teil noch ein bisschen besser war, als der Vorgänger. Die verschiedenen Charaktere waren authentisch und glaubwürdig, von integer bis skurril war tatsächlich alles dabei. Das Katz und Maus-Spiel zwischen Trey und ihrem Vater, aber auch die Intrigen der Farmer trugen zur Unterhaltung bei. Die Spannung baute sich kontinuierlich auf, bis sie kaum noch zu ertragen war. Alles steuerte auf ein Finale zu, in dem die aufgebaute Spannung förmlich explodierte. Niemals hätte ich gedacht, was mich da erwartet, die Auflösung kam überraschend und war einfach genial. Dieser Mix aus Drama, Tragödie, Krimi und einer Prise Thriller war großartig und macht mir Lust auf mehr. Große Leseempfehlung!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Im August des Jahres 1944 stürzt ein britisches Kampfflugzeug im Wattenmeer ab, der Pilot John Philip Gunter wird von der auf Hallig Südfall lebenden Gräfin Diana gefunden. Deren Kutscher Maschmann und Haustochter Meta helfen der Gräfin, den verletzten Mann zu verstecken, riskieren damit ihr Leben für ihn. Zwischen Misstrauen und Zweifel wächst Hoffnung auf bessere Zeiten.

»Pass bloß auf, ermahnte er sich gleichzeitig. Die Gastgeberin war sehr entgegenkommend, keine Frage. Aber ob jemand eine üble Person, sogar ein Nazi war, sah man niemandem an. Die Gastfreundschaft dieser Frau, die zudem noch sehr gut Englisch sprach, könnte vorgetäuscht sein, eine Tarnung, eine clever ausgeklügelte Falle. Wer weiß, wer diese Leute sind.« (Seite 81)

Die 1863 in Preetz geborene Diana Henriette Adelaide Charlotte Gräfin von Reventlow-Criminil entstammte einer alten holsteinischen Adelsfamilie, lehnte sich Zeit ihres Lebens aber dagegen auf. Sie hat nie geheiratet, galt als extravagant und distanziert. Sie kaufte 1910 die kleine Insel Hallig Südfall und nutzte sie erst als Sommerresidenz, später zog sie ganzjährig dahin. Dem Nationalsozialismus stand sie verächtlich gegenüber, so hat sie einem Künstler Zuflucht gewährt, dessen Bilder die Nazis als sogenannte entartete Kunst eingeordnet hatten, einem im Zweiten Weltkrieg im Watt abgestürzten Flieger gewährte sie Asyl. Die Gräfin starb einige Wochen nach ihrem 90. Geburtstag auf ihrer Hallig, die ihre Erben im Jahr 1954 an das Land Schleswig-Holstein verkauften. Seit 1985 gehört Südfall zum Nationalpark Wattenmeer.

Das vorliegende Buch befasst sich mit dem abgestürzten britischen Kampfpilot und dem Leben der Gräfin auf ihrem kleinen Eiland. Der Roman ist fiktiv, die Rettung des Piloten aber nicht. Die bedauerlicherweise kurz vor Erscheinen ihres Debütromans verstorbene Autorin Irma Nelles (1946-2024) hat eine Geschichte rund um das belegte Ereignis geschrieben, die mich nachdenklich zurücklässt. Ich möchte mehr erfahren über diese Frau, die im hohen Alter den Gefahren trotzte und unerschrocken genug war, Hochverrat zu begehen, sich nicht zu beugen, wenn Unrecht geschieht. Gräfin Diana muss eine imposante Erscheinung gewesen sein, die ungeachtet ihrer Herkunft zupacken konnte und sich von nichts und niemandem etwas sagen ließ. Ein Stück Geschichte in Romanform, wie ich es mag. Lesenswert!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2024
Zwei Leben
Arenz, Ewald

Zwei Leben


sehr gut

Roberta kehrt 1971 nach drei Jahren Abwesenheit nach Hause in ein kleines Dorf in Süddeutschland zurück, das sie für eine Schneiderlehre in der Stadt verlassen hat. Hier gehört sie hin, wird eines Tages den elterlichen Bauernhof übernehmen und Bäuerin sein. Wilhelm, der Pfarrerssohn und Freund aus Kindertagen, ist noch da, in den folgenden Tagen und Wochen kommen sich beide näher und verlieben sich. Gertrud, Wilhelms Mutter, ist nie warm geworden mit dem Landleben. Ihrem Sohn wünscht sie nach dem Studium ein Leben außerhalb. Bald schon steht Roberta vor einer Entscheidung, die ihr Leben für immer verändern wird.

„Er lachte auch. Wie frei es aussah, wie schön. Wenn nicht in ihn, in sein Lachen hätte sie sich immer verlieben können. Manchmal kam es ihr vor, als wäre es die ganze Kindheit und Jugend so gewesen, und sie hatte es nur nicht gemerkt. Für einen Augenblick lastete es nicht auf ihr, worüber sie gleich reden musste. Für einen Augenblick sah es so aus, als könnte alles leicht ausgehen.« (Seite 233)

Roberta und Gertrud, wie unterschiedlich können Frauen sein. Die eine tief verwurzelt, mit einer großen Verbindung fürs Daheim und der Verantwortung, die sie bindet, egal ob da eine Sehnsucht ist oder nicht. Die andere seit Jahren im Wartemodus verharrend, unzufrieden und unglücklich, nie angekommen und permanent auf der Suche nach einem Ausweg, der sie herausführt aus der Enge des Dorflebens. Zwei Charaktere, die unterschiedlicher könnten nicht sein, deren Wege parallel laufen, ohne dass eine der beiden ahnen würde, es könnte vielleicht anders sein.

Die erste Hälfte des Buches war ruhig, Ewald Arenz ließ sich und der Entwicklung der Charaktere viel Zeit. Wahrscheinlich hat es deshalb ein wenig gedauert, bis ich angekommen bin in der Geschichte, bis der Zauber der Erzählung griff, dann aber zog es mich plötzlich rein. Ich habe nicht erwartet, welche Wendung die Geschichte genommen hat, war erschüttert und traurig, habe mitgelitten, geweint, tat mich schwer zu akzeptieren, welches Schicksal sich der Autor ausgedacht hat. Einfühlsam und emphatisch führte Ewald Arenz zu Ende, was er begann. Er zeigte im Buch, dass Glück und Unglück, Freude und Leid, sehr nah beieinander liegen und man dennoch immer irgendwo etwas Schönes finden kann, das Hoffnung gibt. Lest unbedingt mal rein!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


ausgezeichnet

Der sechzehnjährige Oscar ist hochbegabt und am Anfang seines Mathematikstudiums, als er in einer Vorlesung Moni Kosinsky begegnet, die er zuerst fälschlicherweise für eine Sekretärin oder Angestellte der Kantine hält. Die dreifache Großmutter im Leoparden-Look ist allerdings tatsächlich seine Kommilitonin und erfüllt sich mit dem Mathe-Studium heimlich ihren Traum. Die beiden ungleichen Außenseiter freunden sich an, was zu einigen Turbulenzen führt.

»Ich hatte kein Problem damit, dass andere Menschen dumm waren. Die meisten konnten weder rechnen noch klar argumentieren, es war eine Tatsache, mit der ich schon lange lebte. Ich hatte nur ein Problem damit, wenn dumme Menschen so taten, als dürften sie über klügere Menschen bestimmen.«

Oscar ist ein vielseitiger Charakter, aber auch etwas speziell; er ist arrogant, hochgradig intelligent und dadurch oft verletzend, wenn er anderen seine unverblümte Meinung sagt, weil er nicht lügen kann. Mit vollem Namen heißt er Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff, seine adelige Herkunft trägt er allerdings nicht vor sich her. Seine privilegierte Herkunft ist für ihn nichts besonderes, er kennt es einfach nicht anders. Moni Kosinsky ist da ein ganz anderes Kaliber, die Dreiundfünfzigjährige ist bereits dreifache Oma, hält sich mit mehreren Jobs übers Wasser, kümmert sich um die Enkel und ist überhaupt immer und jederzeit für alle Menschen da. Ihr Studium verschweigt sie gegenüber ihrer Familie, was verständlicherweise zu vielen absurden Situationen führt.

Herzerwärmend und unglaublich witzig erzählt Alina Bronsky die Geschichte von Oscar und Moni, lässt mich teilhaben an kuriosen Situationen und tragisch-komischen Momenten. Der mathematische Anteil dabei hat für mich was von böhmischen Dörfern, denn verstanden habe ich diesen nicht, was allerdings nicht schlimm ist, denn dies schmälert den Lesegenuss nicht im geringsten. Ich hätte noch viel länger im Oscar-Universum bleiben wollen, denn letztendlich schlich er sich in mein Herz und bleibt für immer da. Große Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.