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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bibuschka
Wohnort: 
Duesseldorf

Bewertungen

Insgesamt 9 Bewertungen
Bewertung vom 02.01.2020
Die Zeit der vergessenen Kinder
Kliemann, Charlotte

Die Zeit der vergessenen Kinder


ausgezeichnet

Das Buch „Die Zeit der vergessenen Kinder“ von Charlotte Kliemann thematisiert die Auswirkungen von erlittenen Traumata auf die nächste Generation und auf Beziehungsgeflechte. Der Roman ist aus zwei Handlungssträngen aufgebaut. Im Zentrum des einen steht das Roma-Kind Rubina, die 1941 zusammen mit ihrer Familie die Greuel des Nationalsozialismus durchstehen muss. Der Protagonist des zweiten Handlungsstrangs ist Rubinas Sohn Martin im Jahr 2004. Er hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und zwei Kinder, als sich das zarte Pflänzchen einer neuen Beziehung zu Claudia anbahnt. Ähnlich seiner eigenen Vorgeschichte hat auch sie negative Lebenserfahrungen im Gepäck, die das Zusammenkommen und Aufrechterhalten einer Beziehung zu einem Drahtseilakt werden lassen.

Mein Fazit: Dieser Roman hat mir als Leser alles geboten, was ich an guten Büchern schätze. So besticht er durch Vielschichtigkeit und komplexen Charakteren, was den Fortgang der Geschichte unabsehbar und dadurch spannend macht. Die Sprache ist bildreich und lässt den Leser Teil des Geschehens werden. Zumindest ich als Leser war durchgängig emotional involviert. Die Geschichte um Rubina schockiert, aber auch die Erzählebene der Gegenwart hat meines Erachtens viel Potential. So gelingt es der Autorin meiner Meinung nach hervorragend, dass Wechselspiel aus Nähe und Distanz, Unsicherheit und Anziehungskraft, Egozentrismus und Zweisamkeit zu zeichnen. Unbedingte Leseempfehlung für alle, die melancholische Psychogramme mögen und Geschichten, die stark emotional involvieren.

Bewertung vom 02.01.2020
Alles, was wir sind
Prescott, Lara

Alles, was wir sind


sehr gut

Der Debütroman „Alles, was wir sind“ von Lara Prescott ist eine Geschichte über Spionage während des 2. Weltkriegs, die sich um das Buch Dr. Schiwago von Pasternak rankt. So gibt es auf amerikanischer Seite eine Personengruppe, die das Buch unbedingt in ihren Besitz bringen will, während die sowjetische Seite genau das zu verhindern sucht.
Hauptspione und Protagonistinnen sind die amerikanische Sally Forrester und sowjetische Irina Drosdov. Dabei geht es um eine geschmuggelte Kopie von Dr. Schiwago, die in die USA gelangt und als Vorlage für viele weitere Kopien dienen soll, um die öffentliche Meinung in der UdSSR zu beeinflussen.

Mein Fazit:
Mir gefällt dieser Roman ausnehmend gut. Beeindruckend mit wie viel Einfühlungsvermögen die Autorin die damaligen gesellschaftlichen Strukturen nachzeichnet, insbesondere im Hinblick auf die Geschlechterrollen am Arbeitsplatz in Amerika. In der UdSSR hingegen wird ein Bild des Angst- und Überwachungsregimes gezeichnet.Mir hat diese Geschichte großes Lesevergnügen bereitet.

Bewertung vom 02.01.2020
Die Weihnachtsgeschwister
Hennig von Lange, Alexa

Die Weihnachtsgeschwister


ausgezeichnet

Das Buch “Die Weihnachtsgeschwister” von Alexa Hennig von Lange thematisiert das Familiengeflecht um 3 Geschwister, die mit ihren eigenen Familien zum Weihnachtsfest bei ihren Eltern zusammen kommen. Es geht um Eifersucht, Konkurrenz, Intoleranz und vor allem aber um Liebe. Die verschüttete Liebe rufen die Eltern dadurch wach, dass sie die drei Geschwister auffordern, endlich erwachsen zu werden.

Mein Eindruck: dieses dünne Weihnachtsbüchlein strotzt vor Emotionen, die es bei mir als Leserin hervorgerufen hat. So sind die Dialoge und Verhaltensmuster zwischen den drei Generationen herrlich auf den Punkt und häufig erschreckend vertraut. Als die Geschwister zueinander gefunden haben, war ich emotional involviert.
Insgesamt ist das Buch großes Lesevergnügen, nicht nur zur Weihnachtszeit. Verdiente 5 Sterne

Bewertung vom 16.10.2019
Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1
Münzer, Hanni

Heimat ist ein Sehnsuchtsort / Heimat-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Inhaltsangabe:
Gegenstand des Romans „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ von Hanni Münzer ist die autobiographisch gefärbte Geschichte der Familie Sadler zwischen 1928 und 1946. Zum Haushalt der Sadlers gehören neben der Schwiegermutter das Ehepaar Laurenz und Annemarie, deren zwei heranwachsende Töchter sowie die polnischen Hausangestellten Oleg und Dorota. Durch familiäre Zwänge müssen Laurenz und seine Frau unerwartet das Stadtleben aufgeben und den elterlichen Hof in einem Dorf nahe der polnischen Grenze übernehmen, wenngleich sie ursprünglich einen völlig anderen Lebensentwurf hatten. Zudem erschweren die Spannungen zwischen Annemarie und ihrer Schwiegermutter das Zusammenleben. Die eigentliche Protagonistin der Geschichte ist Kathi, die älteste Tochter, die in der Pubertät durch das Überschreiten von Grenzen und ihre Hochbegabung die Familie in den Fokus stellt. Um Ihr Kind zu schützen, tritt Annemarie eine Lawine los, die lange bei ihrer Tochter nachhallt. Ein Familiengeheimnis und der Umgang damit lassen Schwiegermutter und –tochter einander näherkommen.

Mein Leseeindruck:
Der Autorin gelingt es, über dreidimensionale Charaktere und deren Interaktion eine Atmosphäre zu schaffen, die mit jeder Seite an Kurzweiligkeit gewinnt. Sie thematisiert das 3.Reich ohne sich der gängigen Klischees zu bedienen. Insgesamt ein gelungener Roman, der in flüssigem Stil geschrieben ist. Ich möchte eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 07.10.2019
Die Zeit des Lichts
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


ausgezeichnet

Im Zentrum des Buchs „Die Zeit des Lichts“ von Whitney Sharer steht die Lebensgeschichte der realen Person Lee Miller, die als Geliebte des berühmten Künstlers Man Ray nie den Weg aus seinem langen Schatten fand. Sie selbst war zunächst ein Mannequin, später dann Fotografin.
Dieser opulente ergreifende Roman und die Details aus Millers Leben haben mich extrem gefesselt. Dabei gefällt mir der nüchterne und distanzierte Schreibstil der Autorin, die den Leser tief in das Leben der Protagonistin als Journalistin während des 2. Weltkriegs eintauchen lässt. Man erlebt den unabhängigen Freigeist Miller und begegnet der Künstlerszene von Paris in den 1920ern und 30ern. die Geschichte zeichnet sich durch Lebendigkeit aus. ich kann kaum aufhören, über das Ende nachzudenken. Was für ein großartiges Buch.

Bewertung vom 27.09.2019
The Wonderful Wild
Neitzel, Gesa

The Wonderful Wild


sehr gut

In dem Buch The Wonderful Wild skizziert Gesa Neitzel ihren Weg, die in der Wildnis Afrikas gesammelten Naturerfahrungen in den deutschen Alltag zu übertragen. Dabei stehen die innere Stimme, die Eingebung und der Instinkt im Zentrum der Wie-Frage nach der Einsetzbarkeit in der westlichen Welt. Die Autorin baut Ihre Argumentationskette auf der Schilderung auf, wie sie das erste Mal im afrikanischen Busch allein auf ein wildes Tier ganz in ihrer Nähe getroffen ist und welche Auswirkung dieser naturnahe Moment auf ihre Empfindungen hatte. Diese Erfahrung war derart nachhaltig, dass sie sich im Nachgang intuitiv hat leiten lassen und den für sie passenden Lebensweg als Rangerin gewählt hat.

Ich finde das Buch in mehrerlei Hinsicht sehr gelungen. So drängt es sich zum einen nicht als Ratgeber auf, sondern wird als individueller Denkansatz deklariert. Auch gefällt mir, dass die Autorin versucht, beide Welten miteinander zu harmonisieren, anstatt gegeneinander abzugrenzen. Auf jeder Seite springt mich darüber hinaus zwischen den Zeilen der große Respekt vor der Natur und der Tierwelt an, was mir die Autorin mit ihrer Lebenseinstellung sehr sympathisch macht und dazu führt, dass ich mich gerne auf ihren Gedankengang einlassen mag. Hinsichtlich des Hauptmotivs des Buches, welches das Zulassen von Bauchgefühl in unserer verkopften Welt darstellt, sehe ich eine Identifikationsbasis.

Zusammenfassend möchte für all diejenigen eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen, die auch offen für Denkansätze jenseits der wissenschaftlichen Belegbarkeit sind. Mir hat es gefallen. Ich wünsche der Autorin zwischen den Welten weiterhin viel Erfolg.

Bewertung vom 19.09.2019
Menschen neben dem Leben
Boschwitz, Ulrich Alexander

Menschen neben dem Leben


ausgezeichnet

Der Roman „Menschen neben dem Leben“ von 1937 lässt den Leser am Überlebenskampf einer Handvoll Personen am untersten Rand der Gesellschaft in der Zeit zwischen den Weltkriegen teilhaben. Allen ist der unverschuldete gesellschaftliche Absturz gemeinsam. So liegen die Ursachen dafür im Bereich der Arbeitslosigkeit, geistiger Behinderung oder Kriegsversehrtheit. Im Zentrum des Geschehens steht die Kneipe „zum fröhlichen Waidmann“, in der unter Alkoholeinfluss ein Konflikt untereinander eskaliert.

Der Roman lebt vom Umgang mit der Perspektivlosigkeit nach dem gesellschaftlichen Fall. So äußert sich die Hilflosigkeit und Frustration eines der Protagonisten in Aggressivität, während ein weiterer sich durch Übernahme von Verantwortung für den Schwächsten der Gruppe hervortut. Ein Dritter zeichnet sich durch Abkehr von der gesellschaftlichen Ethik aus, die sich darin äußert, dass er sich seinen gesellschaftlichen Platz auf illegalem Weg zurückerobern möchte.

Insgesamt gelingt es dem Autor hervorragend, in nüchternen Worten ein düsteres Gesellschaftsbild zu skizzieren, in der für die Ärmsten die Sicherstellung der elementarsten Grundbedürfnisse nicht gegeben ist und die eine so hohe Durchlässigkeit aufweist, dass ein gesellschaftlicher Absturz eine reale Bedrohung für große Bevölkerungsanteile darstellt. Faszinierend, wie der Autor die Froschperspektive dazu benutzt, die Gesellschaft zu sezieren. Dass das Buch von einem Zeitzeugen verfasst wurde, erhöht die Authentizität und ermöglicht mir als Leser, tief in eine vergangene Zeit und ins Proletariat einzutauchen. Auch fällt mir positiv auf, dass die Protagonisten sämtlich komplex sind, ohne Stereotype zu bemühen. Unterhaltsam, mit welch leisem Spott der Erzähler bisweilen auf die Akteure blickt. Ich möchte die Lektüre des Romans uneingeschränkt empfehlen!

Bewertung vom 11.09.2019
Der größte Spaß, den wir je hatten
Lombardo, Claire

Der größte Spaß, den wir je hatten


ausgezeichnet

Der Roman „Der größte Spaß, das wir je hatten“ von Claire Lombardo thematisiert das Familienleben der Sorensens. Im Zentrum stehen neben dem Elternpaar die vier erwachsenen Töchter. Die Geschichte ist aus mehreren Erzählebenen aufgebaut, die insgesamt einen Zeitraum von 40 Jahren umspannen.
Der Roman lebt meiner Auffassung nach nicht von der Handlung an sich. Vielmehr stehen das Innenleben der Einzelnen und die Wahrnehmung der anderen durch die eigene, subjektive Brille der Figuren im Vordergrund. Mir gefällt, dass keiner der Handelnden selbstreflektiert in Erscheinung tritt. So erfolgt die Charakterisierung aus dem Blickwinkel der Familienmitglieder.
Die wechselnde Erzählperspektive, die die Figuren einzeln von innen beleuchtet, stellt auf erfrischende Weise das Spannungsfeld zwischen Sein und Schein in den Vordergrund. Da die Handelnden aber emotional miteinander verbunden sind, geht man liebevoll miteinander um. Das Glück darf Sprünge haben.
Ein großartiges Buch, das ich nicht aus der Hand legen mochte. Ich möchte es als uneingeschränktes Lesevergnügen weiterempfehlen. Der Autorin wünsche ich einen großen Erfolg und hoffe, bald mehr von ihr zu lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2019
Drei
Mishani, Dror

Drei


ausgezeichnet

Der Roman besteht aus drei Teilen. So baut sich die Geschichte sukzessive aus verschiedenen Ich-Perspektiven von drei Frauen auf. Der Leser taucht tief in die Außenwelt und das Seelenleben der völlig unterschiedlichen Frauen ein, die zwei Gemeinsamkeiten verbinden. So sind sie erstens in der Außenwahrnehmung alle vom Leben ernüchtert und zweitens bietet sich ihnen die Gelegenheit, über einen Mann namens Gil, den heimlichen Protagonisten der Geschichte, vermeintlich ihre Defizite zu kompensieren.
Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an derart in den Bann gezogen, dass ich das Buch nicht weglegen mochte. Wunderbar, wie es dem Autor gelungen ist, der Handlung mehrere unvorhersehbare Wendungen zu geben. Eine ebenso spannende wie geheimnisvolle Geschichte. Ich wünsche dem Buch viel Erfolg.