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Azyria Sun

Bewertungen

Insgesamt 583 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2024
Zwischen Ende und Anfang
Moyes, Jojo

Zwischen Ende und Anfang


ausgezeichnet

Wohlfühlroman mit Tiefe und Humor

Worum geht’s?
Lila ist glücklich. Ihr Buch über ihre perfekte Ehe ist ein Bestseller. Doch dann trennt sich ihr Mann von ihr und zieht zu seiner schwangeren Geliebten. Sie fällt aus allen Wolken. Als dann plötzlich noch Gene auftaucht, ihr leiblicher Vater, den sie seit ihrem 5. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat, ist das Chaos ist perfekt.

Meine Meinung:
Ich habe schon wirklich viele Romane von Jojo Moyes gelesen, aber „Zwischen Ende und Anfang“ gehört definitiv zu meinen Lieblingsbüchen von ihr – wenn es nicht sogar mein Lieblingsbuch ist. Sie hat so eine wundervolle, leichte Schreibweise. Ihre Worte sprühen vor Emotionen, sind lebendig und malen wundervolle Bilder im Kopf.

Das Buch lebt u.a. von seinen Charakteren. Ich habe gemerkt, wie alle im Laufe des Buches für mich immer realer wurden, als könnte ich ihnen am nächsten Tag auf der Straße begegnen. Lila, die 42jährige alleinerziehende Mutter von 2 Kindern. Jensen, der Gärtner. Gene, Lilas Vater und ehemaliger Schauspieler und Bill, ihr Stiefvater, der für sie eher ein richtiger Vater ist, als Gene es jemals war.

Und das wundervolle an dem Buch ist, die Entwicklung der einzelnen Charaktere mitzuerleben. Ganz im Sinne des Titels beginnen wir am Ende der Ehe von Lila. Auch die anderen Charaktere haben eine Lebensphase beendet und stehen zwischen deren Ende und einem neuen Anfang. Und die Entwicklung mitzuerleben, welcher Anfang es für jeden sein wird, ist wirklich schön. Wir haben in dem Buch Tiefgang, es geht um Themen wie Mobbing, um neues Selbstbewusstsein, aber wir haben auch eine wundervolle Leichtigkeit durch die humoristischen Szenen, die immer wieder in dem Text zu finden sind. Das Buch ist eine perfekte Mischung aus Kapiteln zum Nachdenken und Kapiteln zum Wohlfühlen. Beim Lesen sind die Seiten nur so dahingeflogen. Es war wirklich, als wäre man mittendrin in dieser wunderbar chaotischen, liebevollen, hektischen und unterhaltsamen Patchworkfamilie. Ich habe die Zeit mit ihnen mehr als genossen und es war wirklich schade, als ich sie auf der letzten Seite verlassen musste. Aber auch schön, sie einen Teil ihres Lebens begleitet zu haben und zu sehen, wohin sich alle entwickelt haben. Es ist ein Buch, das nicht nur unterhält und zum Nachdenken anregt, sondern das einem auch ein bisschen Mut macht. Für mich definitiv ein weiteres Jahreshighlight und ein Muss für alle Jojo Moyes Fans und für alle, die Teil einer herzlichen und chaotischen Familie sein wollen und sich mit einer bunten Leichtigkeit unterhalten lassen möchten.

Fazit:
Der Roman „Zwischen Ende und Anfang“ von Jojo Moyes sprüht nur so vor Emotionen. Wir haben wundervolle Charaktere, deren Entwicklung wir im Laufe des Buches verfolgen. Es ist so schön, Teil dieser lustigen Patchworkfamilie zu sein. Es gab Stellen zum Lachen, Szenen zum Nachdenken und das Buch war einfach zum Abschalten und Wohlfühlen. Und viel zu schnell zu Ende gelesen.

Ganz klar 5 Sterne von mir!

Bewertung vom 17.12.2024
Eulenschrei / Nils Trojan Bd.12
Bentow, Max

Eulenschrei / Nils Trojan Bd.12


ausgezeichnet

Horror-Lebkuchenmann vs. Horror-Clown

Worum geht’s?
Ein Serienmörder geht um. Er tötet scheinbar wahllos Menschen auf grausamste Weise. Als bei einem der Opfer ein Gemälde von einer Frau mit Maske auftaucht, die Carlotta ähnlich sieht, verwandelt diese sich in die Frau und zieht damit den Fokus des Täters auf sich. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Meine Meinung:
Mit seinem Psychothriller „Eulenschrei“ startet Max Bentow in seine neue Serie um Nils Trojan und Carlotta Weiss, die direkt an seine Nils-Trojan-Reihe anknüpft. Doch im empfand seinen Schreibstil hier noch intensiver, noch direkter und noch grausamer. Wirklich perfekt für einen Psychothriller, genau das, was ich mir wünsche.

Der Fokus in diesem Band liegt natürlich auf Nils und Carlotta. Die anderen im Team sind zwar auch mit dabei, aber tauchen hier eher in Nebenrollen auf. Und vor den Kapiteln machen wir jeweils einen Ausflug in den Kopf des Täters bzw. seine dessen Vergangenheit, was wirklich spannend ist und uns ein bisschen dessen Beweggründe erklärt. Nils kämpft immer noch mit seinen Panikattacken und Carlotta ist hier zwar immer noch genauso außergewöhnlich, besonders ihre Ermittlungsmethoden, aber auch irgendwie menschlicher, wie im letzten Fall, in welchem sie uns das erste Mal begegnet ist.

Ja, und dann sind wir schon mittendrin im Fall. Und den empfand ich rasanter, intensiver und grausamer als alle Fälle, die wir bislang mit Nils erleben durften. Es geht um Rache. Die Vergangenheit bestimmt die Gegenwart. Es geht aber auch am Rande ein bisschen um Außenseiter und um Mobbing. Aber wie der Fall aufgebaut war, hat mir richtig gut gefallen. Auch Carlottas Ermittlungsmethoden waren wieder genial. Sie sticht fast ein bisschen Nils aus, der ja sonst die Fäden in der Hand hält. Was ihn aber nicht stört. Mir gefallen auch die Gespräche, die Nils in den letzten Bänden mit Steffi und jetzt mit Carlotta hat. Wie beim Pingpong werfen sie sich die Sätze hin und her und bauen so die möglichen Tathergänge gemeinsam auf. Aber so richtig gut war, wie mir bei den Beschreibungen der Taten der kalte Schweiß den Rücken runtergelaufen ist. Ich lese meist mit dem eReader im Dunklen, weil mein Kleiner neben mir schläft. Und das war bei diesem Buch wirklich grausam. Ich hatte dauernd das Bedürfnis, über meine Schulter zu sehen, ob da jemand ist. Und gerade jetzt, während der Weihnachtszeit, in der an jeder Ecke Lebkuchenmänner sind, ist das Buch zusätzlich der Horror. Ein wirklicher Psychotrip, den ich von der ersten bis zur letzten Seite genossen hatte. Das Buch war ein einziger Spannungspeak. Die Morde kamen Schlag auf Schlag, einer grausamer, als der nächste. Ich habe an diesem Buch wirklich alles geliebt! Von mir eine ganz klare Leseempfehlung an alle Fans von Psychothrillern, die den nächsten Kick suchen.

Fazit:
Mit „Eulenschrei“ setzt Max Bentow das Psycho-Niveau in seinen Thrillern nochmal mindestens drei Stufen höher. Nils und Carlotta sind ein tolles Team, denen man gerne bei den Ermittlungen folgt. Und dann haben wir hier noch mehr Morde, so schnell kann man gar nicht verarbeiten, wie man von einem Tatort an den nächsten geführt wird. Ich hatte durchgehend Gänsehaut beim Lesen. Musste immer wieder über die Schulter schauen, ob ich tatsächlich noch alleine bin. Es war einfach genial von Anfang bis Ende!

5 Sterne von mir für diesen Psycho-Horror-Trip und ich bin so gespannt auf den nächsten Fall!

Bewertung vom 14.12.2024
Der Mann, der kein Mörder war / Sebastian Bergman Bd.1
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Der Mann, der kein Mörder war / Sebastian Bergman Bd.1


ausgezeichnet

Genialer Serienstart

Worum geht’s?
Roger war ein sensibler Junge. Er wurde gemobbt. Musste mehrmals die Schule wechseln. Nun ist er tot. Brutal ermordet. Das Herz herausgerissen. Wer tut so etwas? Was für ein Motiv steckt dahinter?

Meine Meinung:
Mit „Der Mann, der kein Mörder war“ startet das Autorenduo Hjorth & Rosenfeldt die Serie um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman. Und ja, das Buch liegt schon ewig auf meinem SuB und aufgrund des Umfangs habe ich mich lange nicht rangetraut. Aber: Warum nicht? Der Schreibstil ist genial. Die Perspektiven, aus denen wir lesen dürfen. Die Szenerien. Ja, mit hat wirklich alles an dem Buch gefallen.

Wie unsympathisch ist ja bitte Sebastian, unser Hauptprotagonist? An der Grenze zum Übergewicht, nicht wirklich attraktiv, schwindender Haaransatz. Eine Affäre nach der anderen. Unsympathisch, kann ein richtiges Ekel sein - ich liebe ihn! Endlich mal was anderes! Auch das Ermittlungsteam gefällt mir gut, allen voran Vanja, die in diesem Buch fast noch eine größere Rolle hat, als Sebastian. Aber auch die anderen aus dem Team sind interessante Charaktere und ich bin schon sehr darauf gespannt, das Team in den nächsten Fällen weiter kennenlernen zu dürfen!

Auch der Fall hat mir wirklich gut gefallen. Ein Krimi mit leichtem Thriller-Einschlag – genau richtig. Die Ermittlungen waren gut und nachvollziehbar aufgebaut, der Fall selbst und der Hintergrund wirklich grausam und erschreckend. Ich kann gar nicht so viel dazu sagen, ohne zu spoilern! Was mir auch gut gefallen hat ist, wie Sebastian und Vanja in den kursiven Parts den Tathergang nachvollzogen haben. Und auch die psychischen Einblicke fand ich wirklich gut. Den Blick in den Kopf des Täters haben wir ja häufig, aber hier bekommen wir auch einen Blick in die Psyche der Ermittler. Wie sie mit dem Ermittlungsstress umgehen und was er mit ihnen macht. Das ist mal ein ganz anderer, außergewöhnlicher Blickwinkel, der alles noch realer und authentischer wirken lässt. Aber das wirklich geniale neben den Ermittlungen, den beschriebenen Szenen und den Protagonisten war das Ende! Was für ein gemeines Ende ist ja das? Man will unbedingt sofort weiterlesen um zu wissen, wie es weitergeht. Wissen, wie die entsprechenden Personen mit diesem Ende umgehen. Und vor allem: Was hat dieses Wissen künftig für einen Einfluss auf die Teamarbeit? Wirklich ein großartiges Buch und eine klare Leseempfehlung von mir!

Fazit:
Der Einstieg in die Krimiserie um Sebastian Berman hat mir wirklich gut gefallen. In „Der Mann, der kein Mörder war“ bauen Hjorth & Rosenfeldt einen Fall und Ermittlungen auf, die es in sich haben. Der Hauptprotagonist ist sympathisch unsympathisch und auch das Ermittlerteam ist toll. Ich mochte die Einblicke in die Köpfe des Teams und die Gedanken darüber, was die Ermittlungen mit ihnen machen. Es war spannend, es war fesselnd und es war ein wirklich gelungener Einstieg in eine Serie, die ich auf jeden Fall weiterlesen muss!

5 Sterne von mir und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird, nachdem wir im letzten Kapitel noch ein absolut unvorhersehbares, erschreckendes, Gänsehaut bewirkendes, wundervolles Detail erfahren haben. Ich brenne auf Teil 2!

Bewertung vom 11.12.2024
Nachtwald
Walsh, Tríona

Nachtwald


sehr gut

Überraschend und unerwartet

Worum geht’s?
Nachdem Lizzie aus dem Entzug entlassen wird, sieht sie nach 6 Monaten ihre Familie wieder. Ihre Mutter, die heimlich geheiratet hat. Ihren Bruder, der seltsam schweigsam ist. Und gemeinsam mit ihnen fährt sie in das düstere Butler Hall, das Haus des neuen Mannes ihrer Mutter. Einsam gelegen und schon fast vom Wald verschluckt.

Meine Meinung:
„Nachtwald“ ist der zweite Thriller, den ich von Tríona Walsh lese und ich muss sagen, sie hat sich wirklich gesteigert. Der Schreibstil war hier intensiver. Es war rasanter und gab jede Menge Wendungen. Und durch das einsame Herrenhaus hatten wir einen wundervoll atmosphärisches Hintergrundrauschen.

Wir haben hauptsächlich aus Lizzies Sicht gelesen und darüber, wie sie die ganze Sache empfunden hat. Neben Lizzie hatten wir noch ihre Mutter und ihren Bruder, dann George, den neuen Mann ihrer Mutter und dessen Tochter Freya sowie Hudson, Freyas Ehemann. Und Mia, die Köchin. Eine Handvoll Leute, kunterbunt zusammengewürfelt, die sich teilweise nicht kennen oder das Vertrauen ineinander verloren haben. Kurz: Die perfekten Protagonisten für einen Thriller in einem einsamen, halb zerfallenen Haus im Wald.

Aber ich gestehe, ich hatte inhaltlich etwas gänzlich anderes erwartet, als wir dann bekommen haben. Es war anders, aber positiv anders. Wir hatten viele unvorhergesehene Wendungen und Erscheinungen. Wir hatten Hintergründe – ich kann jetzt nicht zu viel sagen, um zu spoilern -, die ich nicht hier im Wald erwartet hätte. Und wir hatten ein Ereignis nach dem anderen, was immer wieder die Spannung angetrieben hat und wodurch das Buch absolut rasant und kurzweilig zu lesen war. Es gab spannende Szenen, gruselige Szenen und nicht nur einen genialen Showdown, sondern immer wieder brenzlige Situationen, die sich perfekt ergänzt haben. Dann noch 100 Jahre alte Briefe, unfertige Räume, dunkler Wald, ein privater Friedhof. Es war wirklich richtig gut und mitreißend. Die Autorin hat sich selbst übertroffen und genau die richtige Menge an Psycho und Grusel hineingepackt. Lediglich das Ende fand ich etwas zu inszeniert, damit hätte ich nicht gerechnet, aber irgendwie war es auch nicht ganz so passend. Dennoch eine ganz klare Leseempfehlung von mir – diese Autorin sollte man im Auge behalten!

Fazit:
Mit ihrem Thriller „Nachtwald“ toppt Tríona Walsh ihr vorheriges Buch um Längen. Diesmal ging es recht schnell zur Sache. Es war spannend von Anfang an und immer wieder gab es kleine Gruselexplosionen. Es war atmosphärisch, wir hatten gut gewählte Charaktere und jede Menge unvorhersehbare Twists. Und es war komplett anders als ich gedacht hätte. Das Ende fand ich etwas zu inszeniert, es hat für mich irgendwie nicht wirklich gepasst. Ansonsten hat mich der Thriller aber wunderbar unterhalten und ich habe ihn fast am Stück verschlungen.

4 Sterne von mir.

Bewertung vom 11.12.2024
Für immer (eBook, ePUB)
Lunde, Maja

Für immer (eBook, ePUB)


sehr gut

Utopie oder Dystopie?

Worum geht’s?
Mitten im Juni bleibt die Uhr am Rathausturm plötzlich stehen. Doch nicht nur das: Die Menschen sterben nicht mehr. Werden nicht mehr älter. Werden nicht geboren. Doch was bedeutet das für die Menschheit? Ist es ein Fluch oder ein Segen?

Meine Meinung:
Ich habe fast alle Bücher von Maja Lunde gelesen. Daher musste ich auch ihren Roman „Für immer“ sofort haben. Ich mag ihren Schreibstil. Wie sie die Dinge aus der Perspektive von unterschiedlichen Personen beleuchtet. Ihre Sprache ist total bunt und lebendig und dieses Buch empfand ich sogar noch intensiver, als die Bücher ihres Klima-Quartetts.

Wir begleiten hier Menschen unterschiedlicher Altersgruppen. Besonders Jenny, die an Krebs leidet, Otto, der Senior und Jakob, der ein Frühchen hat, haben es mir angetan. Sie zu begleiten empfand ich als sehr emotional und intensiv.

Das Thema überhaupt ist spannend. Nicht mehr zu altern, nicht zu sterben, keine Schmerzen mehr zu leiden erschien mir auf den ersten Blick doch ein bisschen wie ein Segen. Aber Maja Lunde schafft es eindrucksvoll, auch die negativen Seiten zu beleuchten. Und das regt wirklich sehr zum Nachdenken an. Will man wirklich ewig leben? Nicht mehr altern? Und falls ja, welches Alter wäre gut? Wenn man stehen bleibt und sich nicht mehr weiterentwickelt. Nichts mehr dazulernt. Das macht dann schon sehr nachdenklich. Dann haben wir natürlich auch hier Verschwörungstheoretiker, ganz ähnlich wie zu Corona-Zeiten und auch mit ähnlichen Theorien. Manchmal war ich zu Beginn der Kapitel etwas verwirrt, da wir doch sehr viele unterschiedliche Personen hatten und ich ab und an erst kurz reinfinden musste. Und auch das Ende des Buches war für mich nicht ganz rund. Aber ich fand die Idee klasse, habe die unterschiedlichen Menschen und ihre Gedanken total gerne verfolgt. Ich hätte gerne noch viel mehr und viel weitergelesen – wobei das Buch so die perfekte Länge hat, um selbst noch weiter Theorien zu spinnen und sich weitergehende Gedanken zu machen. Das Buch hat mich wirklich sehr bewegt und am Ende sogar zum Weinen gebracht. Das letzte Kapitel um Jenny hat es wirklich in sich. Von mir auf jeden Fall eine ganz klare Leseempfehlung!

Fazit:
Maja Lundes Roman „Für immer“ hat es wirklich in sich. Schon lange hat mich kein Buch mehr so nachdenklich zurückgelassen, wie dieses. Zwar waren es etwas viele Personen und ich hatte manchmal kurz Probleme, um in neues Kapitel hineinzukommen. Aber wenn ich drin war, dann war es umso intensiver. Die Gedanken, die sich die Autorin gemacht hat und die wir in den einzelnen Protagonisten erleben, sind einfach unglaublich und das Ende war einerseits für mich nicht ganz rund, aber es hat mich dennoch sprachlos und emotional bewegt zurückgelassen.

4 Sterne von mir!

Bewertung vom 10.12.2024
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


sehr gut

Stetig steigende Spannung

Worum geht’s?
Als die einsam lebende Künstlerin Vanessa Chapman stirbt, vermacht sie ihre Werke der Galerie eines ihrer Ex-Lover. Dort wird in einem der Kunstwerke ein menschlicher Knochen entdeckt. Woher kommt dieser? Wie kommt er in das Kunstwerk? Und hat er etwas mit ihrem auf mysteriöse Weise verschwundenen Ex-Mann zu tun?

Meine Meinung:
Paula Hawkins Roman „Die blaue Stunde“ ist bereits das zweite Buch der Autorin, das ich lesen. Von Ablauf der Story her hat es mich sehr an „Girl on Train“ erinnert. Ich mag ihre Schreibweise, die Landschaftsbeschreibungen und die undurchsichtigen Charaktere.

Hier begleiten wir hauptsächlich James und Grace. Dazwischen lesen wir immer wieder Auszüge aus dem Tagebuch bzw. aus Briefen von Vanessa Chapman, der verstorbenen Künstlerin. Dies sind auch schon unsere Hauptcharaktere. Daneben haben wir noch James Frau Helena, seinen Chef Sebastian und die auf dem Festland bei Eris Island lebende Marguerite. Wobei mir der Charakter von Grace mit am Besten gefallen hat – ich kann hier nicht zu viel verraten, aber ihre Veränderung bzw. ihr Wesen ist wirklich einzigartig.

Die Geschichte ist dann, wie oben beschrieben, vom Aufbau ähnlich wie „Girl on Train“. Es fängt sehr langsam an und die Spannung baut sich dann stetig auf. Aber es ist ja ein Roman, von daher darf es gerne auch langsamer beginnen. Wobei es hier doch auch leider einige Längen gab und es etwas dauerte, bis ich beim Lesen so richtig im Flow war. Dann jedoch wurde es immer spannender. Besonders die Kulisse auf Eris Island hat gut zu der sich aufbauenden Spannungskurve und dem Finale gepasst. Durch die Insel kam eine richtiggehend atmosphärische und düstere Stimmung mit hinein, die wirklich genial war. Und trotz der fast schon achtsamen Langsamkeit zu Beginn wurde es immer rasanter und spannender. Und wie von der Autorin gewohnt hatten wir dann im letzten Drittel des Buches viele Möglichkeiten und viele Wendungen, die nochmal richtig Drive hineingebracht haben. Ein bisschen ist das Buch wie ein Dauerlauf, das gemütlich und gleichmäßig startet und mit einem atemberaubenden Sprint endet. Ich habe es sehr gerne gelesen und von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

Fazit:
In ihrem Roman “Die blaue Stunde“ beginnt Paula Hawkins langsam, fast ein bisschen zu langsam. Aber von Seite zu Seite steigern sich Spannung und Tempo und am Ende haben wir dann richtig Nervenkitzel und einen genialen Showdown, auf den einige Wendungen hinführen. Ein Buch, wie ein Dauerlauf, der gemütlich beginnt und in einem rasanten Sprint endet.

4 Sterne von mir.

Bewertung vom 09.12.2024
Hotel Ritz. Träume von Glanz und Glück
Fabiani, Annette

Hotel Ritz. Träume von Glanz und Glück


ausgezeichnet

Historisches Lesehighlight und Multitalent

Worum geht’s?
Venetia Grey bekommt durch Zufall die heißbegehrte Stellung als Sekretärin des Direktors im Hotel Ritz. Dort ist sie jahrzehntelang die gute Seele des Hauses, die überall Einblick hat und die Geheimnisse von Kollegen und Gästen gut hütet. Auch von ihrem eigenen Geheimnis weiß niemand etwas, bis plötzlich ein ganz besonderer Gast vor ihr steht.

Meine Meinung:
Im Klappentext wird das Buch von Annette Fabiani als bildgewaltig beschrieben. Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen! Ihr historischer Roman „Hotel Ritz – Träume von Glanz und Glück“ ist ein wahres Meisterwerk! Ich bin beim Lesen richtiggehend in die Welt des Hotels und der Menschen dort versunken.

Einen großen Teil des Charmes des Buches machen sicher die wundervollen Charaktere aus, die wir begleiten dürfen – allen voran natürlich Venetia Grey. Aber auch ihre Kollegen Percy und André, Escoffier, Monsieur Ritz und seiner Frau Marie, die Nachfolger im Direktorat. Welch wundervolle Menschen. Ebenso die Gäste. Egal ob Fakt oder Fiktion, all diese Personen waren einfach toll.

Zudem ist das Buch ein wahres Multitalent. Wir begleiten nicht nur Venetia, sondern wir erleben die politische Situation, werden in das Kriegsgeschehen an der Front irgendwo in Frankreich sowie an der Küste Englands geworfen. Wir bekommen Einblicke in die Architektur und den Bau des Hotel Ritz. In die Hotelarbeit hinter den Kulissen. In die damalige Gesellschaft und die Standesunterschiede. Kurz: Hier dürfen wir wirklich in alle Bereiche reinlesen und es ist absolut kurzweilig und interessant.

Und das natürlich rund um die Geschichte, auf der wir Venetia begleiten dürfen. Eine wirklich unglaubliche Geschichte. Ja, was soll ich sagen? Wir haben hier tatsächlich alles und das in einer wundervollen Mischung, die absolut perfekt ist. Perfekt wie eine der Kreationen von Escoffier: Eine gute Mischung aus Fakt und Fiktion. Dazu eine ordentliche Prise Emotionen, vermengt mit alten und neuen Geheimnissen. Das Ganze verrührt mit etwas Spannung, ein bisschen Erpressung und einer großen Hand voll Leidenschaft und schon haben wir ein Menü, von dem man nicht genug bekommt. Ein Buch, das ein absoluter Pageturner ist und das man immer weiter und weiter lesen möchte. Eine Geschichte, in die ich tief abgetaucht bin und die Bilder der damaligen Zeit im inneren Auge entstehen lässt, die schillernd sind, grausam sind. Es war wirklich unglaublich schön. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Fazit:
Der historische Roman „Hotel Ritz – Träume von Glanz und Glück“ hat wirklich alles. Annette Fabiani hat hier die perfekte Mischung aus Fakt und Fiktion gefunden. Wir haben wundervolle Charaktere, Spannung, Emotionen, Leidenschaft. Aber auch Wissenschaft und Geschichte. Und alles so lebendig und bildgewaltig erzählt, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen.

5 Sterne von mir – für mich ganz klar ein Lesehighlight in diesem Jahr!

Bewertung vom 05.12.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


sehr gut

Ein Buch wie eine Achterbahnfahrt

Worum geht’s?
Carl ist der König von Os. Doch sein Bruder Roy ist eigentlich der starke Mann hinter allem. Die beiden möchten aus dem kleinen Naturparadies in Norwegen eine Tourismushochburg machen. Mit der größten Holzachterbahn der Welt. Dafür scheuen sie weder Kosten noch Mühen noch Erpressungen. Und nicht nur das, die Leichen aus ihrer Vergangenheit kommen ihnen hier schnell in die Quere.

Meine Meinung:
Jo Nesbos Kriminalroman „Der König“ ist die Fortsetzung von „Ihr Königreich“. Ich hatte diesen ersten Teil nicht gelesen, hatte aber beim Lesen auch nicht das Gefühl, das mir etwas an Vorwissen fehlen würde. Man kann das Buch also auch gut als Stand-Alone lesen. Der Schreibstil ist ganz anders, als in den anderen Büchern von Jo Nesbo. Überhaupt hat das Buch wieder einen ganz eigenen Stil. Ich finde es wirklich faszinierend, wie sich der Autor immer wieder neu erfindet.

In dem Buch lesen wir in Ich-Form aus der Perspektive von Roy. Roy ist wirklich eine interessante Person. Ebenso sein Bruder Carl. Ein bisschen, wie das Oberhaupt einer Mafia-Familie, nur, dass es außer den beiden keine Familie mehr gibt. Wer mir auch gut gefällt, ist Natalie. Auch sie hat eine gewisse dunkle Vergangenheit, aber hat ihren Weg gemacht und geht diesen stur weiter.

Die Story selbst ist dann wirklich wie eine Achterbahnfahrt. Für Roy geht es mal rauf und mal runter. Mal hat er Glück, mal Pech. Es ist unglaublich, wie viele Leichen er und sein Bruder im Keller haben – und das meine ich ganz wörtlich! Womit sie ihr Vermögen gemacht haben, könnte ihnen jetzt auf die Füße fallen. Und nicht nur Kurt versucht, ihnen mit Dingen aus der Vergangenheit auf die Finger zu klopfen, auch die Brüder selbst haben mehr als genug gegeneinander in die Hand. Ein falscher Schritt, und die Bombe könnte explodieren. Das Dorf selbst und die Bewohner – ich musste immer an Sodom und Gomorrha denken! Es ist unglaublich, wieviel in diesem Buch passiert und was alles ans Licht kommt. Jedes Mal, wenn man denkt, das muss es jetzt aber gewesen sein, taucht die nächste Leiche auf. Und wie Roy agiert ist einfach unglaublich. Agiert und taktiert. Mich haben das Buch und Roys Leben wirklich an eine Achterbahnfahrt erinnert. Vielleicht ist die Achterbahn, die Roy bauen will, ja nur eine Metapher für sein leben? Höher und größer, aber umso schneller und tiefer kann der Fall sein. Anfangs hatte es für mich einige Längen, aber dann war es faszinierend und spannend und ja, von mir eine ganz klare Leseempfehlung! Es war wirklich eine unglaubliche Achterbahnfahrt – sowas habt ihr noch nicht erlebt!

Fazit:
Mit „Der König“ erfindet sich Jo Nesbo wieder einmal neu. Es ist unglaublich, wie vielseitig der Autor schreiben kann! In diesem Kriminalroman begeben wir uns nach Os, dem Sodom und Gomorrha Norwegens. Es ist verworren, undurchsichtig und jeder versucht, die Fäden zu ziehen. Anfangs gab es einige Längen, aber die waren schnell ausgemerzt und man wollte dann nur noch wissen, wer was war, wann die nächste Leiche auftaucht und wer wen in der Hand hat und am Ende die Oberhand behält.

4 Sterne für dieses wieder mal außergewöhnliche Leseerlebnis von Jo Nesbo!

Bewertung vom 03.12.2024
Der Tag, an dem die Hummer wiederkamen
Börjlind, Cilla;Börjlind, Rolf

Der Tag, an dem die Hummer wiederkamen


sehr gut

Ich bin hin- und hergerissen

Worum geht’s?
Schattenseite, 1960: Ein Dorf, das bislang vom Fisch- und Hummerfang gelebt hat, hat auf einmal keine Fische und Hummer mehr. Und auch sonst passiert in dem kleinen Dorf, auf das nur alle 5 Jahre die Sonne scheint, nicht viel. Bis Märta im Sand in einer einsamen Bucht eingegraben einen jungen Mann findet.

Meine Meinung:
Der Roman „Der Tag, an dem die Hummer wiederkamen“ ist das erste Buch, das ich von Cilla & Rolf Börjlind gelesen habe. Und ich bin wirklich hin- und hergerissen. Der Schreibstil war mal fesselnd, mal hat es sich etwas gezogen. Manchmal war ich an Jonas Jonasson erinnert, manchmal konnte ich komplett in die Geschichte eintauchen. Andere Seiten haben dann wieder viel Zeit benötigt, bis sie gelesen waren.

Was mir wirklich gut gefallen hat, waren die unterschiedlichen und interessanten Charaktere in dem Buch. Gustav mit seiner Phalluswerkstatt, Malte mit dem Antiquariat, Märta, die Tang und andere „Schätze“ am Strand sammelt. Picasso mit seiner Tumorphobie, Inka, die hübsche Botanikerin und Columbus, der die Welt bereisen sollte, aber doch nur im Ort am Kreisverkehr den Verkehr regelt. Alles Menschen, die wundervoll beschrieben wurden, die eine tolle Freundschaft haben und deren Geschichte, die wir nach und nach erfahren, wirklich schön ist. Und natürlich Georg von Nichts, der nicht wirklich greifbar aber doch überraschend und eigentlich die Hauptperson ist und die Zwillinge. Marie und Therese. Auch diese beiden wirklich unterhaltsame Charaktere.

Das Buch selbst lebt dann von eben diesen Charakteren und ihrer jeweiligen Geschichte. Es gab immer wieder Stellen, an denen ich wirklich einfach loslachen musste. Es war schön, zu erfahren, was hinter den einzelnen Protagonisten steckt und einen Einblick in ihre Freundschaft und den Erbsenclub zu erhalten. Das war der spannende und unterhaltsame Teil des Buches, der mich fesseln konnte. Das drumherum hat mich eher verwirrt zurückgelassen. Hier hat mir ein bisschen der rote Faden gefehlt und irgendwie war für mich nicht immer alles greifbar. Dadurch hatte das Buch leider immer wieder Längen. Für mich war es auch nicht, wie im Klappentext beschrieben, ein Wohlfühlroman, sondern ein Buch über Freundschaft und Hoffnungen, über Verlust und das Wiederfinden und eine gute Unterhaltung. Ich hätte mir ein bisschen mehr Zusammenhang gewünscht, aber dennoch haben mich die Protagonisten beeindruckt und es war schön, eine Weile mit ihnen gehen zu dürfen. Für Fans von Jonas Jonasson auf jeden Fall eine Leseempfehlung von mir!

Fazit:
Cilla & Rolf Börjlinds Roman „Der Tag, an dem die Hummer wiederkamen“ lebt von seinen einzigartigen Protagonisten. Ob Märta, die Zwillinge, Picasso oder wie sie alle heißen, ich habe wirklich gerne ihre Geschichten gelesen. Die eigentliche Story drumherum hatte für mich einige Längen und nicht immer ganz den roten Faden, den ich mir gewünscht hätte. Dennoch gab es viele Momente, an denen ich einfach loslachen musste. Auch das Ende fand ich gelungen, es war einfach perfekt passend.

4 Sterne von mir.

Bewertung vom 03.12.2024
Sie sagt. Er sagt.
Schirach, Ferdinand von

Sie sagt. Er sagt.


ausgezeichnet

Inszenierung zum Nachdenken

Worum geht’s?
Katharina Schlüter ist als Nebenklägerin vor Gericht. Christian Thiede soll sie vergewaltigt haben. Hier steht Wort gegen Wort: Hat er das wirklich getan? Oder will sie sich nur an ihm rächen, weil er sie verlassen hat?

Meine Meinung:
Von Ferdinand von Schirach habe ich schon wirklich viel gehört und der Autor stand ganz oben auf meiner Wunschliste. Wie ihr wisst, kann das dazu führen, dass auch die Erwartungen dementsprechend hoch sind. Und was soll ich sagen? Mit seinem Theaterstück „Sie sagt. Er sagt.“ hat er meine Erwartungen mehr als erfüllt. Der Schreibstil ist – klar, Theaterstück – wie ein Skript aufgebaut. Ich war aber erstaunlich schnell drin und direkt mitten im Gerichtssaal.

Dort haben wir dann die verschiedenen Charaktere, welche auch im Buch kurz in den Rollen aufgelistet sind, kennengelernt. Den meisten Wortteil neben der Vorsitzenden und den Zeugen hatten Rechtsanwalt Biegel und die Staatsanwältin sowie Katharina Schlüter. Wobei ich gemerkt habe, dass meine Sympathien sich im Laufe des Prozesses, den wir hier verfolgen durften, mehrmals verschoben haben, je mehr ich über den Fall erfahren durfte.

Der Fall an sich war wirklich spannend. Ein bisschen #MeToo. Eine unglückliche Liebe. Zerbrochene Ehen. Zerbrochene Herzen und mögliche Rachemotive. Ein Fall, wie er direkt aus dem Leben stammen könnte. Ich fand es spannend, wie die Anwälte hier agiert haben. Wie taktiert wurde. Und wie die Vorsitzende die Sitzung geleitet hat. Besonders die Plädoyers fand ich sehr interessant, weil sie auch mich nochmals zum nachdenken und überdenken gebracht haben. Hier einen Einblick zu bekommen, war unheimlich spannend. Und obwohl Theaterstück, war es trotzdem so atmosphärisch und lebendig, das hätte ich nie für möglich gehalten! Das Buch ist sehr dünn und daher schnell gelesen, aber es hat unheimlich viel Tiefe und Inhalt, auch zwischen den Zeilen, dass ich auf jeden Fall mehr von dem Autor lesen möchte! Wir haben zwar ein offenes Ende, da die Sitzung wegen neuer Beweise vertagt werden musste, aber das regt umso mehr zum weiter Nachdenken an. Darüber, wie schnell man unschuldig schuldig sein kann. Oder als Opfer verkannt. Ein wirklich spannendes Buch mit Tiefgang, das ich vorbehaltlos empfehlen kann!

Fazit:
Das Theaterstück „Sie sagt. Er sagt.“ von Ferdinand von Schirach hat mich mehr als beeindruckt. Wir erhalten Einblick in die Justiz, in einen Fall einer möglichen Vergewaltigung, bei der alles möglich sein kann. Ich war hin- und hergerissen und wusste am Ende noch nicht, wie ich als Richter urteilen würde. Schuldig? Nicht schuldig? Hier ist wirklich alles möglich und auch zwischen den Zeilen war noch so viel zu lesen. Ich bin wirklich absolut begeistert.

5 Sterne von mir und ich will definitiv mehr Bücher von dem Autor lesen!