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Benutzername: 
Diana
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 13.12.2022
Der Mäuseschwur
Flechsig, Dorothea

Der Mäuseschwur


ausgezeichnet

„Der Mäuseschwur“ ist ein zuckersüßes Kinderbuch für fortgeschrittene Leseanfänger mit beeindruckenden Bildern. Egal, ob Coverbild, Rückseite oder diverse Illustrationen – hier stimmt einfach alles.

Zusätzliche Highlights bietet das Buch durch die große Schrift und die damit verbundene Verteilung des Textes sowie das Quiz am Ende. Der Leser kann sich so erneut in die Geschichte versetzen und sein Wissen prüfen.

Ebenso gelungen sind die einzelnen Charaktere, allen voran Matteo selbst. Er zeigt beispiellos was es bedeutet sich wie ein Elefant im Porzellan zu verhalten und zu erkennen was er damit anrichtet. Die Änderungen seines Wesens wirken glaubhaft.

Kurz um: Wenn du ein Weihnachtsbuch für Kinder aus der Sicht eines Tieres suchst, Illustrationen liebst und Hardcover nicht abgeneigt bist – klare Leseempfehlung meinerseits.

Eines sei noch gesagt: Weihnachten spielt hier eine untergeordnete Rolle. Klar, es setzt dem Ganzen die Krone auf, aber wenn du eine Geschichte erwartest, die ausschließlich Weihnachten thematisiert, bist du hier falsch. Ungeachtet dessen finde ich die Dosis an Weihnachten genau richtig und gerade durch die verhaltene Untermalung so zauberhaft.

Bewertung vom 23.07.2022
Crazy Stupid (First) Love
Emerson, Sam

Crazy Stupid (First) Love


ausgezeichnet

Was kommt dabei raus, wenn Cinderella zu Charlie wird, schwul ist, sich mit bösen Stiefbrüdern rumschlagen muss und mobbenden Mitschülern gegenüber steht? Willkommen zu Crazy Stupid First Love, ein Gayromanceroman mit einem Hauch Aschenputtel.

Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig, liegt jedoch durchaus nahe. Charlies Leben ist seit dem Tod der Mutter und geouteter Schwuler nicht unbedingt einfach. Seine Mitschüler sind homophob und lieben es ihn zu ärgern. Ihre Angriffe „beschränken“ sich auf verbale Kampfansagen, aber das macht die Sache nicht besser. Sie verletzen, hinterlassen Narben und verstärken die Kälte in Charlies Leben weiter. Leider nutzt er diese seinerseits als „Waffe“, um irgendwie klar zu kommen. Wirklich übel kann ich es ihm nicht nehmen, da es seine Art ist sich zu wehren. Klar, nicht unbedingt ideal und nicht immer richtig, aber ich kenne es.

Als Dax in sein Leben tritt ändert sich schlagartig alles. Bereits ihr erstes Treffen ist ausgesprochen … Holla, das nennt man wohl hot. Die Beziehung der beiden nimmt recht schnell an Fahrt auf und es kommt innerhalb kurzer Zeit zu weiteren prekären Situationen, die anders ausgehen als gedacht. Dabei beeindruckt mich besonders die Beschreibung von Charlies innerer Zerrissenheit in Verbindung mit seinen Gefühlen. Der Zwiespalt zwischen Neuland und sich selbst im Weg wirkt.

Ebenso gefällt mir die langsame Entwicklung der Beziehung zwischen Charlie und Dax. Klar, der eine oder andere wirklich sehr heiße Booster ist dabei, aber es dauert seine Zeit. Insgesamt sind beide Seiten sehr, sehr zurückhaltend und es passiert bis auf die Ausreißer nicht. Stört mich persönlich aber nicht, denn Sex muss nicht immer ausgeschrieben oder angedeutet werden. Wobei Dax vermutlich schon gern früher weiter gegangen wäre.

Weiteres Plus ist für mich die Veränderung Charlies hinsichtlich Denken und Verhalten. Es zieht sich durchs ganze Buch und macht besonders in den letzten beiden Kapiteln einen großen Sprung. Über Jahre antrainierte Verhaltensweisen sind nicht einfach abzulegen. Einige der Vorwürfe kommen mir sehr bekannt vor, da ich mich in der Vergangenheit ähnlich verhielt und teilweise immer noch.

Die Geschichte bekommt ihr verdientes Happy End. Es ist jedoch kein Rosa-Wolken-Happy-End sondern eines bei dem man merkt: Da steht noch Arbeit an. Sehr gut, denn auch wenn ich die quietschige Variante mag, bisweilen schadet ein wenig Realität nicht.

Es gibt am Ende das Buches sogar noch einen kurzen Epilog, der die Charaktere 15 Jahre später zeigt. Nettes Extra, aber in meinen Augen nicht wirklich nötig. Der Ausschnitt ist wirklich sehr, sehr kurz und wirft einige Fragen auf. Wäre für mich eher was als eigenständige Kurzgeschichte oder Stoff für Band 2.

Fazit:

„Crazy Stupid First Love“ ist Sams erstes Buch und macht Bock auf mehr. Die Emotionen zwischen Dax und Charlie könnten noch stärker hervortreten. Nicht, dass sie gar nicht vorhanden wären, aber man merkt doch die angezogene Handbremse. Erfrischend hingegen sind Charlies Vergleiche im jugendlichen Sprachton ohne das sie vulgär wirken.
Sämtliche Charaktere werden gut beschrieben. Selbst Derek verstehe ich am Ende. Sicher, es rechtfertigt nicht seine anfängliche Haltung bzw. seine „Taten“ gegenüber Charlie lässt die Sache jedoch in einem anderen Licht erscheinen.

Am Anfang des Buches wird eine Triggerwarnung ausgesprochen. Alle Themen wurden gut umgesetzt und so eingearbeitet, dass man sie selbst mit entsprechendem Hintergrund lesen kann. Das geht jedoch nur für mich. Bitte entscheide selbst, ob du damit klar kommst.

Wer auf eine fluffige Highschool Romanze mit queeren Protas, Familiendrama und großem Knall am Ende steht, sollte hier unbedingt zuschlagen.

Bewertung vom 19.02.2022
Komische Wesen (eBook, PDF)
Bytschenko, Oxana

Komische Wesen (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Dankbarkeit – was für ein unscheinbares Wort und doch Hauptthema von Oxanas neuestem Buch „Komische Wesen“, illustriert von Maria Dorsch. Locker erzählt schummeln sich kleine, süße Kerlchen in unsere Gedanken und hinterfragen die eigenen Glaubenssätze.

Bei den Komischen Wesen handelt es sich um putzige Kerlchen, die in einem außergewöhnlichen Haus leben. Je nach Wandfarbe unternehmen sie unterschiedliche Sachen. Mein persönlicher Favorit: Orange mit neuen Wörtern. Eine Schwurgel im Gesicht zu haben klingt ausgesprochen witzig. Oder siehst du das anders? Bei meiner nächsten Erkältung läuft definitiv die Schwurgel.

Mega ist in meiner Vorstellung ebenso das Dach. Ich sag nur Zuckerwatte! So viel und so oft man möchte! Wenn das nichts ist, dann weiß ich auch nicht.

Äh ja, zurück zur Hauptfigur Onkel Trauerkloß. Er besucht die komischen Wesen regelmäßig und ist das komplette Gegenteil: ständig poltern, meckern und traurig gucken. Zumindest bis ihn die komischen Wesen dazu auffordern 5 Dinge zu nennen für die er dankbar ist. Anfangs fällt es Onkel Trauerkloß sehr schwer und es dauert, bis ihm etwas einfällt. Als der Knoten geplatzt ist, läuft die Sache wie von selbst.

Oxana trifft damit ins Schwarze, denn nichts fällt so schwer wie Danke. Dabei gibt es so viele Dinge. Der Kaffee am Morgen, der Tee am Abend oder der Regenbogen nachdem draußen die Welt unterging. Hm, so schwer ist es eigentlich nicht. Zumindest nicht, wenn ich auf die Frage spontan antworte und nicht erst grüble.

Aber jetzt mal im Ernst, wie oft vergessen wir dieses kleine Wort?
Wie oft geht es in unserem hektischen Alltag unter?

Zeit, das zu ändern und der Botschaft des Buches zu folgen. Onkel Trauerkloß kommt ebenfalls zu dieser Erkenntnis und erlebt sein ganz persönliches Happy End.

Neben dem Grundthema selbst beeindruckten mich Sprache und Illustrationen sehr. Die Geschichte verzichtet auf große Schnörkel, redet mit mir wie mit einer Freundin und fühlt sich wie daheim an. Ich kann mich für den Moment zurückziehen und muss nicht erst darüber nachdenken was der Text von mir will.

Die Illustrationen, egal ob großflächig oder klein, wurden liebevoll mit kräftigen Strichen umgesetzt. Teils skurril anmutend, vermitteln sie mir dennoch das Gefühl, dass ich so was auch könnte. Übrigens, ich habe anscheinend seit Jahren bereits einen heimlichen Ausreißer der Familie bei mir sitzen. So ein kleiner Zottelkerl, der versehen mit Ärmchen und Beinchen tatsächlich einer ihrer Verwandten sein könnte.

Insgesamt gehört „Komische Wesen“ für mich zu einem der schönsten Debütgeschichten im Bereich Kinderbücher. Vom Lesevergnügen her eher kurz, aber aufgrund des Themas und der Illustrationen sowie lustiger Worte wie Schwurgel sicherlich noch lange im Gedächtnis.

Bewertung vom 19.02.2022
Der kleine Tigerhase sieht die Welt mit anderen Augen
Steenken, Stefanie

Der kleine Tigerhase sieht die Welt mit anderen Augen


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht? Die grüne Langeweile. Irgendwie ist nichts richtig und jeder Vorschlag für die Katz. Willkommen zu einem neuen Abenteuer des kleinen Tigerhasen.

Nebenan ziehen neue Nachbarn ein und mit ihnen der kleine Benno. Doch halt, etwas ist anders.: Benno ist blind. Ich als Sehende kann mir nur schwer vorstellen, wie es ist, so leben zu müssen. Dem kleinen Tigerhasen geht es ähnlich, aber Benno macht das nichts aus.

Generell zeigen Autorin und Illustration sehr viel Fingerspitzengefühl. Blind sein wird mit Vor- und Nachteilen gezeigt, ohne es ins Lächerliche zu ziehen. Viel mehr spielen beide, so scheint es mir, bewusst mit Gedanken, in denen ich mich sehr gut wiedererkenne.

Insgesamt wirkt besonders Tigerhase auf mich greifbarer und klarer. Band 1 ließ mich verwirrt zurück, da eine wichtige Tatsache als Fakt hingestellt wurde ohne genauer auf die Hintergründe einzugehen. Diesmal bleiben keine Fragezeichen zurück und der Einstieg fällt leichter. Einzig das Ende ist etwas kurz gehalten. Jedoch sehe ich das nicht zwingend als negativen Aspekt, mehr als persönliche Irritation.

Als wunderschön betrachte ich zudem die Zeichnungen im Buch. Erneut schwingt Isabelle die Feder und bleibt ihrem Stil treu. Auf zauberhafte Weise unterstützen sie als kleine Illustrationen oder ganzseitige Bilder die Geschichte. Die Texte sind darauf aufbauend gut verteilt, wirken jedoch in Hinblick auf ihre Größe je nach Illustration verloren. Ein Test mit einer größeren Variante wäre sicherlich interessant.

Band 2 vom kleinen Tigerhasen ist ein wunderschönes Kinderbuch, welches sich dem Thema Blind sein auf kindliche Weise nähert. Vor- und Nachteile werden näher beleuchtet und die Texte von zauberhaften Illustrationen begleitet. Kritikpunkte sind kaum vorhanden und wenn dann Meckern auf hohem Niveau.

Bewertung vom 19.02.2022
Bald ist alles wieder gut
Reider, Katja

Bald ist alles wieder gut


ausgezeichnet

Dicke Krokodilstränen, ein buntes Pflaster und ein Trostkeks – kommt dir bekannt vor, oder? Mir definitiv. Mehr noch, es erinnert mich massiv an meine eigene Kindheit. Wie oft wurde jeder noch so kleine Sturz zur Vollkatastrophe, die dank lieber Menschen innerhalb von Sekunden schrumpft? Lasst euch sagen, sehr oft!

Mit „Bald ist alles wieder gut“ erschufen Autorin und Illustration ein wundervolles Pappbilderbuch, welches selbst mir als Erwachsene viel Freude bereitet. Es macht Spaß, durch die Seiten zu blättern und die zuckersüßen Zeichnungen zu bestaunen.

Wie einem solchen Bilderbuch üblich, sind die Seiten dick und nicht so leicht zu knicken. Das heißt, sie verzeihen eine etwas gröbere Handhabung und sicherlich auch den einen oder anderen Wurf. Für mich als Erwachsene besonders wertvoll: kein Überblättern früherer Seiten möglich.

Doch das ist noch nicht alles, die Ecken sind zusätzlich abgerundet und verhindern so versehentliche Schnitte. Ihr wisst bestimmt aus eigener Erfahrung, wie gemein Papier in dem Punkt sein kann. Ich hätte nichts dagegen etwas Ähnliches in Büchern für die ältere Generation wiederzufinden.

Leider, in meinen Augen der einzig negative Punkt, ist man mit dem Buch sehr schnell durch. Geringe Seitenzahl, wenig Text – nichts um sich lange aufzuhalten. Dafür entschädigen die Zeichnungen, bei denen ich, wenn mein Hirn gerade nicht in Erinnerungen schwelgt, gern verweile. Sie wirken ein wenig wie die zarten Illustrationen früherer Kinderbücher. Nur einmal angucken? Absolut unmöglich.

Insgesamt gesehen ist „Bald ist alles wieder gut“ ein kurzweiliges, aber sehr gut gemachtes und liebevoll illustriertes Kinderbuch. Durch sein Format als Pappbilderbuch eignet es sich zusätzlich als ideales Kennlernbuch für Babys und gemeinsame Lesestunden.

Bewertung vom 27.12.2021
Rentierfieber (eBook, ePUB)
Zecka, Emma

Rentierfieber (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

24 – Jahr für Jahr an Weihnachten DIE magische Zahl schlechthin. Emma widmet sich in „Rentierfieber“ dem beliebten Adventskalender in literarischer Form und überzeugt mit neuen Ideen und interessanten Figuren in der wohl schönsten Zeit des Jahres.

Der Weihnachtsmann lebt zusammen mit Christkind und Nikolaus in Christstollen. Christstollen selbst liegt teilweise über der Erde, der Rest unter der Erde. Außerdem ermöglicht ein sogenanntes Abflussrohr die Reise zur Menschenwelt. Keine Sorge, es ist kein Abflussrohr in dem Sinne, sondern eher eine sehr lange Rutsche.
Durch die muss auch unser Weihnachtsmann, um gegen das Rentierfieber zu kämpfen und sich bewusst zu werden, ob er noch DER Weihnachtsmann sein möchte. Begleitet wird er auf seiner Reise von Jakob, Maya sowie Ella und weiteren Freunden. Sie helfen ihm bei der Suche nach einem Nachfolger. Dabei lernt er Klaus kennen, der anfangs als idealer Kandidat erscheint.

Karl sieht aus wie er, inklusive dickem Bauch und Bart. Allerdings schießt er sich sehr schnell selbst ins Aus. Seine gesamte Art, die er anfangs noch gut verbergen kann, spricht gegen jeglichen Weihnachtsgedanken. Wer er eigentlich ist und wie er es schafft das zu verbergen behalte ich an der Stelle für mich. Wenn du mehr wissen willst, schau dir gern das Buch an.

Ich mag den Gedanken, dass er als Gegenspieler agiert, hätte jedoch nach seinem Ausraster mit wesentlich mehr Gegenwehr gerechnet. Für meinen Geschmack ging es zu schnell, besonders wenn man bedenkt WER er eigentlich ist. Ich sehe da Potenzial.

Ebenso verzauberte mich die Frage wie der Weihnachtsmann Weihnachten erlebt, was ihn bewegt und wie einsam sein Leben ist. Seien wir doch mal ehrlich, in Christstollen warten lediglich die Elfen auf ihn. Gut, Christkind und Nikolaus ebenso, aber kein Mensch in dem Sinne. Mich wundert es daher nicht, dass er den Sinn seiner Aufgabe hinterfragt und erst wieder neu lernen muss warum und wieso er das wurde was er ist.

In Maya, eine seiner Helferinnen in der Menschenwelt, erkenne ich mich selbst wieder. Ich sehe das kleine Mädchen, als die Figur des Weihnachtsmannes noch existierte und die Weihnachtsnacht eine ganz andere Bedeutung hatte. In Ella sehe ich mich in älteren Jahren, als der Zauber verblasste und anderen Dingen den Weg ebnete.

Und Jakob? Nun, das innere Kind welches jeder von uns in sich hat und mein absoluter Lieblingscharakter im Buch. Ich liebe seine Art, seinen bedingungslosen Glauben und seine zurückhaltende Art. Ich bin mir sicher, dass sein Leben sich in Zukunft gewaltig ändern wird.

Das Buch bietet viele zauberhafte Momente und glaub mir, du wirst deine Meinung einige Male ändern. Ich hätte nicht gedacht, dass man so vieles neu entdecken kann oder die niesende Elsa von einem Lockenköpfchen übertroffen werden könnte.

Einzig die Länge der Kapitel ist nicht ganz so günstig gewählt. Sie schwankt teilweise sehr, wodurch besonders Wenigleser ihre Schwierigkeiten haben dürften. Ich habe deswegen teilweise nicht jeden Tag gelesen, um länger etwas davon zu haben.

Insgesamt bietet „Rentierfieber“ gut durchdachte Charaktere und die eine andere oder andere Wendung. Es sollte wesentlich mehr Kalender wie diese geben, denn mit ihnen erlebt man die Weihnachtszeit noch mal anders. Außerdem kann man das Buch jedes Jahr wieder lesen und muss nicht in der nächsten Saison ein neues Exemplar kaufen.

Bewertung vom 06.12.2021
Japanische Volksmärchen

Japanische Volksmärchen


ausgezeichnet

„Japanische Volksmärchen“, erschienen im Catmindverlag, beinhaltet 3 Geschichten, die in Versform vorgetragen werden. Das Besondere: Neben der deutschen Übersetzung befindet sich direkt darunter die japanische Schreibweise. Achtung: Es wurde nicht Wort für Wort übersetzt, sondern zugunsten besserer Lesbarkeit eher frei ohne dabei den Sinn zu verändern. Die japanische Sprache ist sehr bedeutungsschwer und ein Wort kann dort gefühlt tausend Bedeutungen.

Das wahre Highlight sind jedoch die beeindruckenden und liebevoll umgesetzten Illustrationen von Madeline Shadia Khrewish. Ob Cover, Storytitel oder Versuntermalung – sie versteht es auf einzigartige Art und Weise Geschichten Leben einzuhauchen. Schlicht, einfach und dennoch perfekt ausgearbeitet wird hier nichts dem Zufall überlassen.

Strich für Strich wirkt jede Zeichnung unglaublich passend und so grandios umgesetzt, dass es schwer fällt sich zu trennen. Ich habe jede Seite längere Zeit angestarrt und selbst als es zur nächsten Geschichte ging nochmal zurückgeblättert. Hier durchzurasen ist unmöglich.

Bewertung vom 05.05.2021
Das unsterbliche Nashorn
Flechsig, Dorothea

Das unsterbliche Nashorn


ausgezeichnet

Ich bin sprachlos, wirklich sprachlos. Ich wusste, dass mich einige Stellen treffen werden, aber nicht so. Es fällt mir schwer meine Meinung in Worte zu fassen. Im Buch dreht sich alles um den kleinen Florin. Florin stammt aus dem lateinischen und bedeutet der Blühende. Versteckt vor der Welt, ohne Freunde – sein einziger Halt eine alte Dame. Die Eltern? Unbekannt bzw. verstorben. Betrachte ich meine Außenwelt, Medien und Internet keine so unmögliche Vorstellung. Familie bedeutet schließlich nicht zwingend Vater, Mutter und Kind. Ungeachtet dessen meistern die Beiden ihr Leben auf außerordentlich tapfere Weise. Beide lernen voneinander und miteinander. Selbst als Elvira stirbt steht sie ihrem Florin bei, bleibt im Herzen weiter an seiner Seite.

Die Autorin beschreibt mit einfachen, aber klaren Worten ein Kind, welches früh lernen muss im Leben zu Recht zu kommen. Dabei verzichtet sie auf „Puff, alles funktioniert sofort“-Elemente. Viel mehr nimmt Florins Leben ständig verrückte Wendungen und zwingt ihn immer wieder dazu sich zu verändern. Ob die erste große Liebe Paula, die spätere Ersatzfamilie, sein Schulfreund Max oder der kleine Ori – sie machen Florian zu einem besonderen Menschen, der selbst nach seinem Tod noch beeindruckt.

Ungewöhnlich ist auch der Beginn der Geschichte. Am Anfang lernen wir Florins späteren Pflegerin kennen. Florin selbst ist zu diesem Zeitpunkt bereits Tod. Er wirft einige Fragen auf, stellt Ori vor und erzählt von Florins Kindheit bis hin zu seinem Ableben. Dabei hatte ich zwischen Einstieg und „Nachbericht“ nie das Gefühl seine Präsenz zu spüren. Ob Florin mit Elvira allein, Florin und Paula auf dem Dach, sein erster Tag bei Familie Fabricius, die geheimnisvolle Sternschnuppennacht, das erste Wiedersehen mit Paula – ich fühlte mich in jeder Szene geborgen und konnte die Figuren genießen.

Doch halt, ich muss mich korrigieren, die Pflegerin taucht nicht nur am Anfang der Geschichte auf. Am Ende spricht sie erneut und beleuchtet die mittlerweile erwachsenen Kinder näher. Wir erfahren wie sie das erste Mal auf Florin trifft, wie Ori jetzt lebt, wie es Florin sowie den anderen ergangen ist und das Rätsel um Florins Mutter wird ebenfalls gelöst. Hoffentlich erfüllt sich auch ihr größter Wunsch.

Neben Elvira und der Suche nach dem eigenen Ich spielt Musik eine große Rolle in Florins Leben. Für mich mehr als verständlich, denn Musik ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Elvira bezeichnet das Klavier als Tor zur eigenen, inneren Welt. Als Verbindung zum eigenen Geist mit all seinen Gefühlen. Quasi als ein Freund der immer zuhört. Ich möchte diese Definition auf Musik insgesamt ausdehnen. Denn, abgesehen von Geschichten selbst und Kunst an sich, vermittelt mir nur Musik genau dieses Gefühl.

Zum Abschluss möchte ich noch ein wenig über das kleine Nashorn Ori reden, welches Dorothea im Interview als Symbolbild für Stärke, Ausdauer und Langlebigkeit beschreibt. Als geduldigen Seelentröster für Kinder, die mit Verlust und Trauer konfrontiert werden. Geboren durch den Wunsch nicht allein sein zu müssen. Zugegeben, ein ungewöhnliches Symbolbild, aber nicht weniger bereichernd. Ich persönlich hätte mir als Kind jemanden wie Ori gewünscht. Sicher, ich hatte bzw. habe Menschen die mich unterstützen, aber sie sind nicht immer da. In diesen Momenten wäre ein kleines Nashorn, das dich mit großen Augen ansieht, ohne zu fragen eine wundervolle Alternative. Ich sollte mir für die nächste Sternschnuppennacht schon mal eines meiner Plüschtiere aussuchen.

Bewertung vom 09.04.2021
Fuchs Strubbelrute und seine Freunde 01 - Der verschwundene Pilz
Schmidt, Leon A.

Fuchs Strubbelrute und seine Freunde 01 - Der verschwundene Pilz


ausgezeichnet

Das Set besteht aus 5 Postkarten im Format A5. Die Vorderseite ist mit einer ganzseitigen Illustration und / oder mehreren Panels verziert. Auf der Rückseite findet ihr den jeweiligen Storyabschnitt, ein Feld für die spätere Briefmarke und Freifläche für die Adresse sowie die üblichen Hinweise. Ja, der Name sagt es bereits, ihr könntet die Geschichte verschicken. Ich allerdings werde meine Exemplare behalten, da ich diese Schönheit nicht hergeben mag.

Die Illustrationen wurden allesamt sehr liebevoll und ansprechend umgesetzt. Sicher, teilweise erscheinen sie skizzenhaft, aber ich liebe genau das. Den Zeichnungen wird dadurch ein besonderer Charme verliehen. Unterstrichen wird dieser Effekt durch die sehr dünnen und fahrig wirkenden Outlines. Ich könnte mir die Illustrationen allerdings auch nicht mit dicken Outlines vorstellen. Strubbelrute wäre dann nicht mehr der Strubbelrute, wie ich ihn jetzt sehe. Ebenfalls ansprechend finde ich die Konzentration auf einen Punkt des jeweiligen Textparts. Es wird nicht versucht krampfhaft die Fläche vollzuklatschen. Kurz um, rein von den Illustrationen her alles richtig gemacht.

Kommen wir zur Geschichte selbst. Die Story wurde auf 5 Postkarten verteilt und nimmt pro Karte jeweils die Hälfte des Formates A5 ein. Zusätzlich wird über jedem Textabschnitt der Titel erwähnt und ein Pilz mit Seitenzahl hilft dem Leser dabei die richtige Reihenfolge zu wählen. Ich persönlich empfinde den Pilz als etwas zu groß. Etwas kleiner würde ihm in meinen Augen nicht schaden. Ebenso vermisse ich Leerzeilen. Mir ist klar, dass diese angesichts des Formates nur schwer anwendbar sind, aber zumindest eine Leerzeile dürfte machbar sein. Allerdings, keine Sorge ihr Lieben, der Text wird durch Absätze unterteilt, was an sich für einen leichteren Lesefluss sorgt.

In der Story dreht sich alles um die Suche nach einem neuen Pilz für Marvin. Ihr müsst wissen, jeder Oktopus besitzt seinen persönlichen Pilz und möchte keinen anderen. Leider verschwindet Marvins Pilz, da er nicht daran denkt sich anzupassen. Strubbelrute hilft ihm bei der Suche und erlebt dabei ein neues Abenteuer. Er lernt seinen neuen Freund besser kennen und erfährt mehr über die Eigenarten des Wald- und Wiesenbewohners. Kurz und knapp wird genau das in der Geschichte erzählt und ich liebe es. Obwohl Marvin und Strubbelrute sich noch nicht lange kennen, spürt der Leser, dass sie sich gern haben. Beide sind vom Charakter her völlig verschieden, aber gerade das lässt sie so liebenswert wirken. Ich mag den Ablauf, ich mag die Art, wie geschrieben wurde und ich mag das was an Infos rüber kommt. Ich kannte vor diesem Projekt keine Postkartengeschichten, aber ich liebe sie ab sofort. Man kann die Suche nach dem Pilz an einem Tag lesen oder nimmt sich jeden Tag eine Karte vor.

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