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Edelstella

Bewertungen

Insgesamt 10 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2023
Sprachbildung für alle!
Goschler, Juliana

Sprachbildung für alle!


ausgezeichnet

Sprache ist Teilhabe!

„Dieser Debattenband macht den Zusammenhang von sprachlichen
Fähigkeiten und Bildungserfolg deutlich und plädiert für eine Sensibilität
aller Beteiligten – Pädagoginnen, Erzieher, Sozialarbeiterinnen und Eltern.“

So ist es auf der Buchrückseite zu lesen und ich erkenne nach der Lektüre:

Ein ganz schön komplexes Thema diese Sprachbildung, aber höchst spannend. Und man schaut wieder etwas mehr über den Tellerrand zum besseren Verständnis aller Seiten, aber auch für die Eindeutigkeit der eigenen Formulierungen, die verstanden werden wollen.

So differenziert habe ich noch nie über Sprachbildung gelesen oder gehört.
Julia Goschler benennt die Probleme der verschiedenen Personengruppen
Sprache zu erlernen, Vorurteile den Lernenden gegenüber, die Schulung der
Fachlehrer und verschiedene Spracharten.

Sie möchte alle mitnehmen, schon von der Kita an und möchte keine Vorurteile
in der Beurteilung des Sprachdefizits bzgl. der Kinder mit Migrationshintergrund
zulassen. Denn durch alle Bevölkerungsschichten hindurch und egal welcher Abstammung das Kind ist, gibt es Schwächen und Defizite an der Lernfähigkeit.

Es gibt aber auch Defizite bei den Lehrenden den Lernenden gegenüber, die Sprache für das jeweilige Fach richtig
zu übermitteln. Es kann an bei Umsetzung von Fachsprache erst mal in verständlicher Sprache zu übermitteln, hapern oder auch an unterschiedlichen Zeiten, die in den zu vermittelnden Sätzen angewendet werden, um spezielle Fächer anschaulich zu lehren. Naturwissenschaften nicht in der Vergangenheit, Geschichte nicht im Präsens etc. Dadurch kann man Aufmerksamkeit erzeugen, wenn nicht gar Spannung!

Diese Streitschrift rüttelt wach und vermittelt in dichter und gut verständlicher
Zusammenfassung des Wesentlichen, wie ungeheuer wichtig Sprache ist und gerade
in dieser Zeit der kurzen knappen What's app-Texte etc.

Man darf die Lernenden nicht mit Fachsprache in Büchern und in der Anwendung alleinlassen, denn es kann für verschiedene Begriffe auch verschiedene Bedeutungen geben und das wäre fatal.
Auch ist die Fachsprache nicht unsinnig, weil sie einiges komprimiert und somit nicht ausholend erklärt werden muß, z. B. In der Medizin.

Die Autorin empört sich auch über das unterschiedliche Prestige, das verschiedene Sprachen bei zweisprachig aufwachsenden Kindern besitzten: Französich und Englisch ein hohes Ansehen und Türkisch, Polnisch, Russisch.....eher weniger.

Ich habe viel gelernt und fühle mich sehr motiviert von dieser Autorin, im Alltag
auf diese Punkte nochmal verstärkt zu achten. Danke, Juliana Goschler!

Bewertung vom 07.07.2018
Lavendelträume
Diechler, Gabriele

Lavendelträume


ausgezeichnet

Eine Reise der besonderen Art.....


Julia hat ihre Mutter verloren und wie sie sich immer wieder vorwirft, durch ihre Schuld. Keiner, selbst ihre beste Freundin und berufliche
Partnerin Maren kann sie aus ihrem Tief herausholen. Auch ihr Partner Frank, der als Versicherungsmathematiker eher pragmatisch handelt und rät, kommt nicht mehr an sie heran. Dann findet Julia durch Zufall im leeren Schrank ihrer Mutter einen kleinen Schließfachschlüssel. Dieser führt sie zu einem unbekannten Postfach, in dem ein Paket mit dem Lieblingsparfum der Mutter und ein Liebesbrief liegen. Da wächst ein Entschluß in ihr.


Sie muss den Versender, einen Parfümeur aus Roquefort-les-Pins in der Provence, Antoine Lefort, finden, um Antworten zu bekommen. Sie fährt ohne Frank und muss vor Ort leider feststellen, dass Antoine nicht mehr lebt, aber sie trifft auf seinen Sohn Nicolas und es ist, als würden sie sich schon lange kennen, Julia darf endlich sie selbst sein......und auch die Umgebung ist ein außerordentliches sinnliches Erlebnis mit seinen Düften und der intensiven Schönheit der Umgebung.


Nicolas und die Menschen um ihn herum tun ihr gut und sie öffnet sich, wenn da nicht.....


Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise in eine wunderbare Gegend, in die Welt der Parfümeure, der Malerei, der Freundschaft und Liebe zu den Mitmenschen und dem Leben. Sehr kluge Lebensanschauungen und großartige und authentische Figuren machen dieses Buch zu einer Besonderheit.


„Angst lässt das Leben zu klein werden, um sich darin noch glücklich einzurichten.“


Jedem Kapitel vorangestellt, ist ein Satz aus dem reichen Erfahrungs- und Zitatenschatz der Autorin

selbst.


Gabriele zeichnet ihre Figuren mit solcher Sorgfalt, Liebe und Detailgenauigkeit, dass ich wie in einem Film vor meinem inneren Auge die Handlung verfolge.

Sie taucht tief und einfühlsam in die Welt ihrer Protagonisten ein, besitzt umfangreiche Kenntnisse über deren Begabungen und Interessen, das der Leser sich zwischen ihnen wähnt. Nichts wird nur angerissen, sondern so intensiv beschrieben, das alle Sinne des Lesers angesprochen, geradezu fühlbar gemacht werden.


Es geht in diesem vielschichtigen Roman aber auch um die Macht des Zuhörens, des Innehaltens, des Wahrnehmens unseres Gegenübers und wie Schicksalsschläge vereint gemeistert werden können, manchmal einfach durch das „Da-Sein“ für den anderen, so wie Nicolas und Camille.....


Das ist Gabrieles Geheimnis und ihre Warmherzigkeit und Liebe zu den Mitmenschen, die auf jeder Seite deutlich spürbar sind.

Die Autorin zaubert mit Worten wunderbare Stimmungen ohne jemals in Kitsch abzudriften, einfach durch die Kraft der klaren echten Eindrücke, die sie uns zu vermitteln versteht.
Ein ganz besonderes Buch in dieser schnelllebigen Zeit, das aufweckt und das Leben feiert.

Ich habe mich eingelassen auf dieses Sinnenerlebnis, mit Julia in die Provence zu reisen und sie auch darüberhinaus zu begleiten und ich bin gestärkt daraus hervorgegangen, dank der Autorin Gabriele Diechler. Ich kann nur 5 Lesesterne vergeben und eine klare Leseempfehlung an die Leserinnen, die eine spannende Geschichte mit allen Sinnen genießen und vielleicht auch die Magie der „Lavendelträume“ entdecken möchten!

Bewertung vom 07.11.2017
Meine Hochsensibilität positiv gelebt
Strauch, Silvia Christine

Meine Hochsensibilität positiv gelebt


sehr gut

„....Eine entwickelte hochsensible Person nimmt die eigenen Bedürfnisse ernst und hat den Mut, die eigenen Gefühle, Träume, Beweggründe und Ansprüche anzusehen und umzusetzen.“

Silvia Christine Strauch gewährt uns Einblicke in ihr eigenes hochsensibles Leben und motiviert und informiert. Die Kapitel fangen mit der Kindheit an, jedem Kapitel werden Fragen vorangestellt, die dem Hochsensiblen nicht fremd sein dürften,dann erzählt sie von sich und geht auf die Fragen ein.

In fast jeder Lebenssituation, sei es die Pubertät, die Partnerschaft, der Berufseinstieg, sieht es für den hochsensiblen Menschen etwas anders aus, als für die nicht so sensiblen Menschen in ihrer Umgebung. Der Hochsensible verfügt über weniger Reizfilter, ist empathischer, reagiert anders und teils heftiger auf Medikamente, kann mehr Allergien entwickeln, ist schneller überlastet.

Die Autorin schlägt Verhaltensformen vor, mit der Hochsensibilität umzugehen, ja, sie positiv für sich zu nutzen. Das kann bedeuten, dass der Hochsensible mehr Schlaf braucht, andere Arten von Erholung, ein anderer Umgang mit den Mitmenschen.....

Es ist sicher ein erster Einblick, es gibt viele Unterschiede im Erscheinungsbild der Hochsensibilität und jeder muss für sich den eigenen Weg herausfinden. Das Buch mit seinen Kapiteln und vorangestellten Fragen kann als Leitfaden gesehen werden, um das eigene Leben und das Handeln zu überdenken und sichtbar werden zu lassen, um dann die passenden Schritte zu planen.

Viele Werkzeuge werden vorgestellt: das Zeigmanagement, positives Denken, Affirmationen, um neue Denkmuster des Gehirns zu trainieren, Achtsamkeitsübungen etc.

Die Autorin hat benannt, womit viele Menschen zu kämpfen haben, nämlich keinen großen Druck auszuhalten und als empfindlich abgestempelt zu werden. Es tut gut, sich in einigen Punkten wiederzuerkennen und zu verstehen. Dieser klar gegliederte und aufklärende Ratgeber ist eine Hilfe für viele Menschen, die sich endlich verstanden fühlen wollen.

Das wunderschöne Cover tut sein Übriges um die oftmals stärkeren und intensiveren Wahrnehmungen eines Hochsensiblen darzustellen. So bin ich auf das Buch aufmerksam geworden und kann es nur als Einstieg in die Thematik weiterempfehlen!

Bewertung vom 06.08.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


ausgezeichnet

Das Cover zeigt ein Mädchen in der Abendsonne, ganz in ihrem Spiel vertieft, vor einer atemberaubenden Bergkulisse und einem abendblauen Himmel.

So hätte es sein können für Samar, als sie noch mit ihrer Familie in Kabul im gelben Haus, mit dem Mandelbaum im Innenhof, bei einem Freund ihrer Eltern wohnte. Ein Ort der Geborgenheit, wo Kinder aufwachsen konnten. Aber wir erfahren, dass sie mit ihrer ganzen wunderbaren Familie eine Zugreise macht, jahrelang von A nach B, immer auf der Flucht, ganz fernab der Heimat Richtung Moskau und zurück. Dort hat sie mit den Geschwistern und den Eltern in Abteilen gelebt und Unterricht bekommen für das spätere Leben, denn das war das Ziel und die Hoffnung. Sie wuchsen mehrsprachig auf, der kleine Bruder Arsalan und die kleine Sitera, die größere Schwester Ara, der Bruder Javad und Omar, der Älteste. Samar war die Mittlere und sie war die, die alles aufgeschrieben hat.

„Und so klappe ich mein Notizbuch wieder auf und schreibe weiter, um alles zu Papier zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich damit die Erinnerung vertreiben, von mir stoßen oder zwischen den Seiten einfangen möchte.“

Die Mutter ist eine begnadete Geschichtenerzählerin und sie ermuntert die Mädchen, dass sie alles werden können und dass sie niemals ihre Träume aufgeben dürfen, egal was kommt. Das ist ein großes und starkes Erbe und obwohl auch nach der Flucht in den Hindukusch zu den Großeltern, die Lebenssituation der Menschen immer eingeengter und gezwungener wird, stehlen sich die Mädchen immer ein wenig Freiheit und sei es in der Phantasie. Als die Lage immer gefährlicher und unerträglicher wird, lässt die Autorin Realität und Traum verschwimmen, allein schon um den

Leser aufzufangen, dem das Leiden der Protagonisten so nahe geht, weil alles so authentisch und fühlbar ist an der Seite der wunderbaren kleinen Samar, die ihre Familie und Heimat mit unendlicher Liebe betrachtet.

Zum Teil liegt hier ein Märchen für Erwachsene vor und die ungeschönte Realität wie die Flucht einer Familie in Afghanistan aussieht. Kaum aushaltbar und zum Seufzen schön - könnte man die Reise durch dieses Buch bezeichnen. Die Wirklichkeit ist nur durch den Zauber der Träume zu ertragen und der Leser wird aufgefangen, um wieder neue Kraft zu tanken.

Denn Wegschauen sollte niemand mehr in den reicheren Ländern, wo wir nur durch die Gnade unserer Geburt ein gutes und sicheres Leben führen.Die Autorin hebt nicht den Zeigefinger und ermahnt wie ein Lehrer, sondern sie lässt uns teilhaben,an unendlichem Leid an der Seite von Samar, die trotz allem ein sonniges und demütiges Gemüt hat.

Laura Mc Veigh brauchte keine besonderen Stilmittel, um Mitleid und Entsetzen zu wecken. Sie musste uns nur neben ein tapferes kleines Mädchen hergehen lassen und durch ihre Augen und mit ihren Ohren das Geschehene wahrnehmen. Das hat gereicht. Allerdings macht ihre besondere Erzählkunst „Träume zu weben“ das Buch zu einem Genuss und zeichnet auch die wunderbaren Bilder, die Afghanistan ausmachten und vor allem zu einer Heimat sein ließen, die viele nie verlieren wollten, denn flüchten ist der letzte Weg aus einer ausweglosen Situation.

Ich vergebe 5 Lesesterne für dieses wertvolle Buch!

Bewertung vom 13.06.2017
Mein Kopf. Mein Herz. Mein Weg.
Hoffmann, Ulrich

Mein Kopf. Mein Herz. Mein Weg.


ausgezeichnet

Ich habe mir Einiges von dem fröhlich aussehenden Ratgeber erhofft und ich bin nicht enttäuscht worden:

Ulrich Hoffmann hat einen "28-Tage-Plan für ein glücklicheres Leben" aufgestellt und ist dabei sehr einfühlsam und mit gut nachvollziehbaren Anleitungen auf den Leser eingegangen.

Pro Tag wurde eine altbekannte Situation beschrieben, dann darauf folgend, welche Übung gut tut und eine nachfolgende Erklärung, was uns das bringt. An manchen Tagen gab es dann noch als Zugabe eine selbst auszufüllende Checkliste, zum Ermitteln der Ist-Situation .

Wunderschöne Naturaufnahmen runden das Ganze ab und machen schon das Durchblättern zu einer kleinen Wellnessübung.

Die Anleitungen sind locker und sehr übersichtlich und verständlich formuliert, so dass es keine Schwierigkeiten gab, ihnen zu folgen und sie sind aufeinander aufgebaut, so daß manchmal schon die am Anfang erlernten Entspannungs- Beruhigungs- oder Achtsamkeitsübungen mit einfließen können in Nachfolgende.

Einige Übungen fördern den Perspektivwechsel, der sehr wichtig ist, um aus dem leidlichen Gedankenkarussel rauszukommen. Sie sind so anschaulich beschrieben, das man sich einlassen kann und es ist großartig, die kleinen Veränderungen zu spüren.

„Sein 28-Tage-Plan umfasst das Beste, was die Meditations-und Bewusstseinsforschung international zu bieten hat....“

Ich glaube, damit hat das Lob auf der Buchrückseite nicht übertrieben, in diesem Ratgeber sind hervorragende Hilfestellungen, um wieder runter und bei sich selbst anzukommen. Genau das ist dann auch die Voraussetzung, um uns auf interessante Übungen, wie „einfach 5 DIN A 4 – Seiten vollzuschreiben mit Worten, die uns einfach so in den Sinn kommen, ohne Regeln, ohne Selbstzensur“.....oder „mit uns selbst in Achtsamkeit spazieren gehen und die Natur am Wegesrand auf uns einwirken lassen“. Kleine Wunder geschehen so an manchen Tagen, wenn ich mich als Leser darauf einlasse, was Ulrich Hoffmann mir mit viel Sachkenntnis empfiehlt.

Ich erhalte kleine Auszeiten, Ruhe aus meinem Gedankenkarussel, komme runter und bei mir an.

Glücksmomente habe ich erlebt und ich habe mit dieser Sammlung an guten Übungen eine kleine Seelenapotheke, aus der ich nach Bedarf die nötige Maßnahme ergreife. Schön zu wissen und wichtig vor allem weiter zu machen.Danke dafür, Ulrich Hoffmann!

Bewertung vom 01.06.2017
Die Galerie der Düfte
Fischer, Julia

Die Galerie der Düfte


ausgezeichnet

Dieses wunderschöne und sehr poetische Buch läßt uns einen wahren Rausch der Sinne erleben in vielfältiger Hinsicht: Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen, Hören.....

Wer denkt das optisch hervorstechende Buch mit Rosenknospen in strahlendem Licht und dem Augenwasser-Rezept in der ausklappbaren Innenseite mit dem klingenden Namen „Augenweide“ wären bezaubernd, der wird merken, dass der Roman diese ersten Eindrücke noch um ein Vielfaches übertrifft.

„Kühle – die Art, die der Frühling am Morgen noch etwas andauern ließ, die wie ein Versprechen auf einen der ersten heißen Tage auf der Haut lag, sich mit Vorfreude mischte, um nackte Füße in zuleichten Schuhen streifte und die impulsive Wahl verzieh.“

Das sind die ersten Worte eines intensiven, großartigen, sprachgewaltigen, duftberauschenden, poetischen Romans, der im herrlichen Florenz und schönen München spielt. Er ist von großer Natur, Kultur- und Kunstkenntnis und zudem ein Reiseführer ins strahlende Florenz.

Anna ist 1985 in Florenz, um ihre Diplomarbeit zu beenden und genießt Kultur, Kunst, Gärten, Bauwerke und die Liebe zu Giovanni, einem Lebenskünstler und einem Anbeter ihrer Schönheit.

Über 20 Jahre später ist die prächtige traditionsreiche Apotheke mit dem wohlklingenden Namen „Officina Profumo di Santa Maria Novella“ Ziel ihrer Tochter Johanna, die in ihrem kleinen, aber feinen Naturkosmetikladen „Sternwarte“ die nach alter Tradition hergestellten Düfte und Naturprodukte für die Schönheit und Gesundheit vertreiben möchte. Nur ganz wenige Auserwählte haben diese Chance. Aber eine alte Freundin von Johanna macht ihr Mut und sie reist selbst nach Italien. Auch sie erliegt dem Zauber dieser wundervollen Umgebung und reist als eine Andere wieder nach Hause.Auch sie hat sich verliebt in der zauberhaften Stadt.

Julia Fischer hat alle Register gezogen. Sie hat soviel Schönheit und Glanz und Noblesse in ihren Roman gebracht, sie hat Rilke zitiert und sich selbst einer feinen poetischen Sprache bedient. Ihre Kenntnisse über Kunst, Gartenarchitektur, Kostmetikherstellung mit Naturprodukten, das Wissen um die Kreation der Düfte und ihre liebevolle Zeichnung aller Figuren haben diesen Roman so lebendig und bildhaft erscheinen lassen. Gekonnt hat sie die Handlung nie in Kitsch abdriften lassen, egal wie romantisch die Kapitel gestaltet waren. Mehrere Male hatte ich Tränen in den Augen und oft habe ich mich nach Florenz gewünscht, um selbst diese lebendige Sprache mit der wohlklingenden Melodie zu hören. Es war schön, das italienische Begriffe und Sätze eingestreut waren, das macht alles so wirklich, so nah, so erlebbar.

Anhand dieses Romans kann man einen Urlaub in Florenz buchen und in Johannas Spuren wandeln. So gutes Detailwissen und herrliche Szenen machen die Stadt zu einem Sehnsuchtsort. Aber auch die Hausbewohner im Münchner Apothekerhaus wecken Sehnsüchte nach Geborgenheit und Zusammenhalt und auch in Johannas Heimatstadt München selbst fühle ich mich als Leser dank der bildhaften Beschreibungen ein bißchen wie zu Hause.

„Ein Fächerahorn nahe dem Gotteshaus lud zu einer eigenen Andacht ein, die Blätter dunkelrot, zart gefiedert und jedes einzelne anbetungswürdig schön. Ihr Rascheln und Schweben umfing den ganzen Platz und vermischte sich mit Bronzetönen, gelb-orangen Tupfen und erstem mattbraunem Schwinden.“

Gestern und heute verbinden sich in diesem schönen Buch über die Liebe, die Sehnsucht, Lebensträume und Verantwortung und zeigen ein Kaleidoskop an Sinneseindrücken, die einfach glücklich machen. Danke Julia Fischer für diesen Genuß! Ich kann es nur mit 5 Lesesternen wärmstens weiterempfehlen!

Bewertung vom 03.03.2017
Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4
Börjlind, Rolf;Börjlind, Cilla

Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4


ausgezeichnet

Das Buch beginnt mit einem unerklärlichen Mord in Puerto Galera an einer schönen Frau, die dort zurückgezogen am Meer lebt.

Dann erleben wir das Chaos der Ankunft von Flüchtlingen im Stockholmer Hauptbahnhof und begegnen Olivia Rönning, Tom Stilton und Mette Ölsätter wieder. Ein furchtbarer Mord wird nach Monaten in den Wäldern Smalands entdeckt, nur weil ein Tier das entstellte Kind freiwühlte. Ein Flüchtlingsmädchen wird einsam und hungernd von Muriel, einer Obdachlosen am Straßenrand gefunden und mitgenommen in ein Haus im Wald. Furchtbare Szenarien, alle Teil eines Ganzen oder losgelöst schon schrecklich genug? Eine Waffe neben der Kinderleiche führt nach Bukarest und in die Korruption und Katakomben dort! Werden unsere altbekannten Profis dieses Verbrechen aufklären können?

Olivia und Tom geraten selbst in große Gefahr, auch Mette geht an ihre Grenzen, denn hier passierten Dinge, die so ungeheuerlich sind, dass selbst die Profis keine Worte mehr haben....

Ich muss sagen, dieser 4. Band des Duos Cilla und Rolf Börjlind übersteigt so manche Vorstellungskraft, wie Grausamkeit noch zu überbieten ist. Aber wie immer geht es nicht nur um Gewalt und Aufklärung und Gerechtigkeit, sondern um die eigenen Schicksale der Protagonisten, die auch so einiges hinter sich haben. Ich mag sie und es ist immer schade, sie zu verlassen, wenn ein Buch zu Ende geht. Die Freundschaft dieser außergewöhnlichen Charaktere bestimmt ihr Verhalten untereinander, ihren Respekt und ihre Wertschätzung und das Verständnis, wenn mal nicht alles rund läuft.

„Er ahnte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, und legte sich der Länge nach auf den Anleger. Oben in dem blauen Himmel sah er einen Reiher schweben. Diese Vögel kannte er, dort, wo er herkam, wurden sie Goliath genannt und waren viel größer. Er hatte Heimweh.“

Dieses Mal ist die Thematik aktuell, erleben wir doch täglich Situationen mit „neuen Mitbürgern“ in unserem Land, junge und ältere und fühlen mit ihnen und da gibt es auch noch andere, die das nicht tun. Somit geht dieses Buch sehr nah und läßt viele
Fragen aufkommen, die man sich lieber nicht stellen möchte. So grausam können Menschen doch nicht sein, oder?
„Schlaflied“ hat die Nacht zum Tag gemacht und ich konnte es nicht aus der Hand legen.
Ich kann nur 5 Punkte vergeben und eine klare Leseempfehlung für Krimiliebhaber, die nicht zu zart besaitet sind.

Bewertung vom 12.01.2017
Mein Leben, mal eben
Huppertz, Nikola

Mein Leben, mal eben


ausgezeichnet

Wunderbarer Paradiesvogel!

Das Cover ziert ein wunderschöner Paradiesvogel, der einen Kugelschreiber im Schnabel trägt und
ihm folgen Origami-Vögel, teils etwas eingefärbt, teils einfach nur schwarzweiß und darum kaum zu unterscheiden. Der Paradiesvogel hat eine Feder verloren...

Das Cover erzählt schon die halbe Geschichte:

Anouk Vogelsang hat das „Unnormal-Gen“ und muss als bunt schillernde Persönlichkeit so manche Feder lassen und niemand will sie zur Freundin. Sie ist nun wirklich bemüht ein „normales“ Leben zu führen und macht eine Liste. Sie will Zeitschriften kaufen, um zu erkennen was angesagt ist in der Mode, in der Musik und wie „Frau“ sich schminkt. Sie will ein PC-Spiel hochladen und jeden Tag über den Stand der Dinge mit den Mädchen in ihrer Klasse reden. Sie möchte....aber sie hat sich in die „Unnormal-Komfortzone“ ziemlich gut eingerichtet und dann sind da noch ihre zwei Mütter, ein Vater, der Rocker ist und ihre Liebe zu Metal-Musik und Büchern.

Anouk lädt also das Spiel runter, versucht es auf jeden Fall und in der Zwischenzeit schreibt sie über ihr Leben.

„Denn wahrscheinlich geht es beim Aufschreiben eben darum, die Dinge NICHT zu vergessen.
Darum, sich an sie zu erinnern und ihnen einen Namen zu geben; sogar den Dingen, die man nicht verstanden hat. Zumindest einen Übergangsnamen. Weil man die Dinge nämlich verstehen MÖCHTE. Weil man ahnt, dass sie irgendwie wichtig für einen sind, selbst die kleinsten und huscheligsten. Und weil sie dann weniger gruselig sind. (Vielleicht.)

So lerne ich als begeisterte Leserin, Anouk, ihr interessante Familie und ihr turbulentes Leben in vielen Facetten kennen und ich bin sofort dank der bildhaften und modernen Sprache der Autorin sofort an der Seite der Protagonistin. Das macht Spaß, ist herrlich unkonventionell und spannend und bereichernd. Was für ein Mädchen!!!

Die Autorin schaut über den Tellerrand und stellt uns eine besondere Familie, Freundschaft und Wege, etwas abweichend vom Mainstream vor, die herrlich farbenfroh daherkommt, aber die auch oft vor Problemen steht, die bewältigt werden müssen. So muss Anouk stark sein, immer neue Wege gehen...aber in Ihrer Familie gibt es viel Verständnis und Liebe. Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind Werte, die hier in diesem Buch vermittelt werden und einladen es gleichzutun. Wer will nicht mal so leuchten, wie der Paradiesvogel auf dem Cover. Anderssein ist nicht immer einfach, aber es gibt Möglichkeiten.....

Ich habe dieses Iugendbuch verschlungen, in dem nicht vor klaren Worten haltgemacht wird und das junge Leute zum Entdecken eigener Werte und Fähigkeiten einlädt. Ich kann hier nur der Autorin Nikola Huppertz danken für den Lesegenuß und die bereichernden Gedanken und spreche eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen aus.

Bewertung vom 07.01.2017
Mein wundervolles Weihnachtsfest
Basford, Johanna

Mein wundervolles Weihnachtsfest


ausgezeichnet

„Mein wundervolles Weihnachtsfest“ in goldenen Blüttenlettern ziert die Mitte des prächtigen Covers, umrundet von einem strahlenden Stechpalmenkranz mit roten Weihnachtssternen. Gefüllt wird die Seite von weihnachtlichen Symbolen, wunderschön als Gesamtbild angeordnet.

Johanna Basford kann malen und sie lädt uns ein, ihre wunderbaren Kreationen auszumalen, zu gestalten, zu ergänzen, auszuschneiden, als Karten zu versenden, uns zu erfreuen und zu entspannen. Sie hat uns sogar kleine Rotkehlchen versteckt und macht das Malbuch sogar zum Familienbuch, an dem alle ihre Freude haben. Durch die Perforation auf jeder Seite, ist es möglich ein Bild schadlos zu rahmen, zu versenden als Brief, zu teilen mit lieben Menschen etc.

Ich habe sogar aus der ausgeklappten 1. und letzten Seite die Kugeln bemalt, ausgeschnitten und mit goldenen Bändern versehen. Alles hat riesigen Spaß gemacht und mich die Adventzeit entspannt und mit Momenten des Innehaltens erleben lassen. Natürlich sind noch Seiten für die nächste Vorweihnachtszeit frei.

Ich male schon seit längerer Zeit in Erwachsenenmalbüchern und finde dort Ruhe und Motivation zur eigenen Kreativiät, aber dieses Buch hat alle übertroffen, weil es so liebevoll gestaltet wurde und so viele Anwendungsmöglichkeiten gegeben sind. Es strahlt schon ohne Farbe eine große Lebensfreude und die Liebe zum Detail aus und macht somit den Ausmaler glücklich für die Zeit des Malens, alte Weihnachtserinnerungen laufen vor dem inneren Auge ab und im Kreise einer Ausmalgruppe werden schöne Geschichten wieder hervorgeholt.

Ich gebe diesem Buch 5 Lese/Malsterne und habe schon gerne eine vielfache Empfehlung unter meinen Freunden und Bekannten ausgesprochen und natürlich bin jetzt überzeugter Johanna Basford-Fan!