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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
evaki
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2025
Die Meisterdiebin
Jaeggi, Christine

Die Meisterdiebin


ausgezeichnet

Von einer wahren Begebenheit, die fast zum Märchen geworden wäre!
Mit "Die Meisterdiebin" hat sich Christine Jaeggi an eine ganz schön mutige Geschichte herangewagt, liegt ihr doch eine wahren Begebenheit zugrunde. Sie spielt vor und während des zweiten Weltkriegs in Österreich und in der Schweiz. Elise, unsere jüdische Protagonistin, aufgewachsen in Wien, erlebt eine schicksalsreiche Kindheit unter dem Regiment einer starken Mutter, die ganz in ihrer Rolle als Geschäftsfrau aufgeht. Wie stark der Einfluss der Mutter und der Wunsch der Tochter nach Anerkennung durch sie ist, erfährt der Leser unterschwellig in diesem ausgesprochen packenden Roman. Die Umstände der Zeit treibt unsere Protagonisten und führt Sie zu unglaublichen Höchstleistungen, um sich und Ihrer Familie das Überleben zu sichern. Dass Sie dadurch zu vielen Lügen und Ausreden gezwungen wird, bringt Ihr das Ende ihres eigenen Lebensglücks. Der leicht zu lesende Roman könnte eine schöne Unterhaltungsgeschichte sein, wenn der wahre Kern und die unglaublichen Gräueltaten der NS-Zeit nicht den Auslöser gegeben hätten. So bleibt uns viel zum Nachdenken und hoffentlich auch zum "Lernen aus der Vergangenheit" - Ein Buch, dass seinen Tiefgang nicht offen vorhält, aber noch lange nachschwingt!

Bewertung vom 07.03.2025
Russische Spezialitäten
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


ausgezeichnet

Liebe ist stärker als alle Macht
Wieder ein Buch, zum Nachdenken. Dmitrij Kapitelman nimmt uns in seinem Roman 'Russische Spezialitäten' mitten hinein in das Dilemma seiner Familie. Eine ukrainische-jüdische-moldawische Familie, russisch - deutsch sprechend, in Leipzig wohnend mit einem Laden auch für russische Spezialitäten. Ein Ort gegen das Heimweh, aber nicht gegen das Vergessen und die Sorge um ihre Heimat, Freunde und alles, was Ihnen lieb ist. Wenngleich auch hier die russische Propaganda hineinfunkt und Diskussionen unvermeidlich sind. Faszinierend jedoch wie liebevoll miteinander umgegangen wird und welcher Sprachwitz den Alltag bereichert. Im zweiten Teil begleiten wir "Sinulja", wie die Mutter ihren Sohn liebevoll nennt, mit dem Bus nach Kyjiw, um zu erfahren, wie es seinen Freunden wirklich geht. Am Ende bleibt uns eine 'Metapher', die unsere jetzige Zeit prägt: "In der hellen Kirche dieser Rose ist jeder schwarze Käfer ein Mönch"

Bewertung vom 26.02.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


ausgezeichnet

Irgendwie ging es immer weiter
Man muss sich erst einmal einlesen in die Familiengeschichte, die uns Christian Schünemann in seinem neuen Roman 'Bis die Sonne scheint' präsentiert. Wir lesen von den Großeltern und erleben dann mit, wie sich die Eltern kennengelernt haben. Mit wieviel Geschick und Aufopferung wurde aus dem kleinsten Stückchen etwas gemacht. Wie viele Ansätze man finden kann, um auf jede erdenkliche Art und Weise Geld zu verdienen, um die Familie durchzubringen. Gleichzeitig ist es auch ein Rückblick in die Zeit meiner eigenen Kindheit, die noch frei von Handys war und in der das Briefe schreiben noch eine wichtige Rolle der Kommunikation gespielt hat. Ein wunderbare Rückblende in das Ende des letzten Jahrhunderts, die mir vertraut erscheint, weil dabei gewesen, aber auch stolz, weil diese Zeit viel ermöglicht hat und eben ganz anders als heute war.

Bewertung vom 27.01.2025
Von hier aus weiter
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Zarte, herzzerreißende Lebenseinblicke
Mit "Von hier aus weiter" führt uns Susann Pásztor in das Leben der Grundschullehrerin Marlene, eine ernste und strenge Frau. Spät hat sie den verwitweten Landarzt Rolf geheiratet, der damals schon drei erwachsene Söhne hatte. Nach 30 Jahren Ehe trifft sie Rolf's Tod derart, dass sie sich vor jeglichen Kontakten zu Familie und Freunden verschließt. Sie sucht Trost in Beruhigungsmitteln und Alkohol, so dass man das Schlimmste befürchtet. Eine defekte Dusche ist der Grund, einen Klempner zu rufen, der sich dann als ehemaliger Schüler entpuppt und als einer ihrer großen Verehrer. Denn schließlich hat sie, als seine Lehrerin, Ihren Vater auf einige Missstände hingewiesen, die ihm damals das Leben schwer machten. Je mehr man die Charaktere kennenlernt, um so deutlicher werden die feinen zarten Töne, die zwischen den Zeilen schwingen. Ein lesenswertes Buch und spannend bis zum Schluss.

Bewertung vom 06.01.2025
Empathie und Widerstand
Lunz, Kristina

Empathie und Widerstand


ausgezeichnet

Was Frauen nicht außer acht lassen sollten!
Empathie und Widerstand ist Kristina Lunz neustes Buch und gehört zu den Büchern, die als Pflichtlektüre in der Schule gelten sollten. Denn es würde nicht nur den den jungen Mädchen und Frauen gut tun, mehr über das Zusammenspiel von Empathie und Widerstand zu erfahren, sondern auch über die ganz normalen und eigentlich selbstverständlichen Strukturen der Netzwerke. Mit den vielen Fußnoten und Quellenangaben finden wir noch so viele Belege und fundiertes Wissen, zu Frauenrechten, Gleichstellung von Frauen, Feminismus, Sisterhood, Aktivismus, um nur einige Themen zu nennen, dass man es kaum glauben kann, dass wir im Jahr 2025 leben. Es scheint sich die Zeit zurückzudrehen und wenn wir nicht aufstehen und uns vehement dagegen stemmen, werden wir wieder zurückgedrängt an einen Punkt, gegen den viele unserer weiblichen Vorfahren hart gekämpft haben.

Bewertung vom 27.12.2024
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


ausgezeichnet

Über eine lebenslustige Frau, Mutter, Geliebte, Lyrikerin und Diva
Caroline Peters ist ja eng mit eher lustigen Rollen als Schauspielerin verbandelt und zeigt als Schriftstellerin eine ganz andere, ernsthafte Seite, die man überhaupt nicht bei ihr vermutet hätte. Ich war davon beeindruckt, wie zartfühlend offen Sie über das bunte Leben Ihrer Mutter erzählte. Ein Frau, die immerhin mit drei Studienfreunden verheiratet war und von jedem eine Tochter bekommen hatte. Schon allein diese Tatsache ist außergewöhnlich und man fragt sich, wie kann so etwas dann auch noch harmonisch als Großfamilie zusammenpassen. Wir erfahren viel von dieser starken Frau, deren große Liebe den Wörtern, der Literatur, der Lyrik gilt und ein bisschen auch den Männern, die sie bis an's Lebensende anziehend findet und vielleicht auch etwas abhängig davon ist. Etwas weniger ist sie Mutter und das wird dann auch ganz gut erklärt, in dem Buch, dass uns Caroline Peters so ganz offen anvertraut!

Bewertung vom 22.10.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


ausgezeichnet

Ein hartes Schicksal und was wir daraus lernen können!
Judith Taschler schafft es immer wieder uns den Spiegel vorzuhalten, so auch in ihrem neuen Roman "Nur nachts ist es hell". Ein schweres Thema, dass wir mit Elisabeth Brugger, der Protagonistin und ihrer Familie erleben, in den Zeiten des ersten und zweiten Weltkrieges. Es ist nicht leicht, bei der aktuellen Nachrichtenlage, sich auch noch mit den Schrecken und Wirren der vergangenen Kriege zu befassen und sich mit dem Schicksal einer Großfamilie zu beschäftigen. Noch dazu, wenn die Protagonisten eine starke Frau mit starkem Willen ist, die doch so gar nicht in die damaligen Zeit passt. ... und doch, gerade aus diesen vergangenen Zeiten, können wir sehr gut lernen und verstehen, was damals wie heute falsch läuft. In unserer aufgeklärten Zeit ist es geradezu eine Pflicht nicht wegzuschauen, sondern es besser zu machen, als die damalige Bevölkerung. Bitte lest das Buch genau und lasst Euch nicht an der Nase herumführen!

Bewertung vom 19.09.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

Von den Wegen des Wassers und der Hoffnung auf das Gute
Elif Shafak schenkt uns mit ihrem Roman „Am Himmel die Flüsse“ oder wie der Titel in der englischen Originalausgabe heißt: „There are Rivers in the Sky“ eine wahrhaft wundersame Geschichte von drei unterschiedlichen Charakteren, die zutiefst berührt.
Zu Grunde liegen wahre Begebenheiten, aus unterschiedlichen Zeiten, Lebensräumen und Religionen, die sich hier aneinanderreihen. Drei Protagonisten begleiten wir in abwechselnder Reihenfolge und lesen, wie sich Ihr Schicksal mit zartem Band miteinander verknüpft.
Wir lernen viel vom Gilgamesch Epos, besuchen die mesopotamische Stadt Ninive am Ufer des Tigris im heutigen Irak, erfahren über das traurige Schicksal der Eziden, sind aber auch in London, an den Ufern der Themse, die in den vergangenen Jahrhunderten als Abwasserkanal diente und springen in das London der Neuzeit mit modernster Forschungstechnologie, ganz speziell im Hinblick auf das Wasser!
Bei all diesen Themen ist es kaum erstaunlich, dass dieses Buch viele politische Ansätze hat und mit recht! Nur der aufgeklärte Mensch kann Schlimmeres verhindern und leider ist unsere Welt voll davon. Lest also dieses Buch, das von Michaela Grabinger so hervorragend übersetzt wurde und seit offen und mutig!

Bewertung vom 12.08.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


ausgezeichnet

Karl zwischen Altersstarrsinn und Altersmilde
Da führt uns Arno Geiger mit seiner „Reise nach Laredo“ in Spanien‘s spätes Mittelalter. Es ist das letzte Lebensjahr des großen Kaisers Karl des V. im Jahr 1558 und wir befinden uns im Kloster von Yuste. Dort lebt der ehemals große und mächtige Mann völlig zurückgezogen, einsam, krank und freudlos, umgeben von Leibarzt, Sekretär, Kammerdiener, Majordomus, Beichtvater, Knechten, Mägden in klösterlicher, strenger Ordnung. Seine letzten Tage scheinen gezählt. Mit einem Stuhl mit Hebevorrichtung wird er in einen Wasserzuber gehoben und so scheint ein Bad neben Essen und Trinken das letzte Vergnügen für ihn zu sein. Sehr starrsinnig verhält er sich gegenüber seinem engsten Gefolge. Als er an einem Sonnentag im Garten liegt, sieht er, wie er von einem blonden Knaben beäugt wird und winkt ihn zu sich. Geronimo heißt der Junge und reine Langeweile treibt ihn in den Garten, mit seiner Armbrust auf dem Rücken steht er vor Karl und gesteht, dass ihn pure Langeweile hierhergetrieben hat. Auch Karl gesteht dem Kind, dass ihm oft langweilig ist und er eigentlich viel lieber „Durchbrennen“ würde, am liebsten nach Laredo. Wie sich diese Freundschaft zwischen Greis und Kind entwickelt, was für schwierige Abenteuer sie durchleben und ob Karl am Ende zu einem altersmilden Mann wird, kann jeder für sich nachlesen und mit ausgiebiger Phantasie zu Ende denken.

Bewertung vom 30.07.2024
Das Pfauengemälde
Bidian, Maria

Das Pfauengemälde


ausgezeichnet

Freiheit für alle!
Der Roman "Das Pfauengemälde" ist Maria Bidian's Debütroman, der uns mitnimmt auf eine sehr persönliche Reise der jungen Ana in die Vergangenheit ihrer Vorfahren. Wir sitzen mit ihr im Zug auf der langen Fahrt von Dortmund nach Rumänien, zur Familie ihres Vaters, der vor zwei Jahren auf etwas unklare Weise um's Leben gekommen ist, um dort ein Familienerbe anzutreten. Eine Großfamilie mit vielen Tanten, Cousins und deren Partnern und Kindern erwartet uns und schon sind wir mitten in Ana's Erinnerungen, an die gemeinsamen Besuche mit ihren Eltern bei ihren Verwandten. Wir lernen viel über die damals schwierige politische Lage, die Geiheimdienste und die Aufstände und ahnen, dass es nach wie vor äußerst schwierig ist, wenn es um Dinge geht, die staatlich geregelt werden. Ein Buch, dass unsere Aufmerksamkeit fordert und eine Geschichte, die noch lange nachwirkt.