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Benutzername: 
Valabe
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Wien
Über mich: 
Leseratte, Katzendienstleisterin und Vogelbegeisterte

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2017
Für einen Sommer und immer
Leuze, Julie

Für einen Sommer und immer


ausgezeichnet

„Mag dieser wunderbare Mann mir auch nur ein paar Tage gehören – in diesen paar Tagen gehört er mir offensichtlich ganz.“ S. 166

Annika ist eine durch und durch toughe Frau. In der Karriere, im Leben, im Bett. Keine ungeplante Gefühlsregung entkommt ihr. Weder lästige Pressekonferenzen noch sich verzehrende Verehrer können ihren Panzer durchdringen. Doch als sie eines Tages aufgrund eines Schicksalsschlages Hals über Kopf aus ihrem durchgeplanten Alltag in die Dolomiten flüchtet, ahnt sie nicht welche Tragweite dies hat. Statt in den Bergen Ruhe und Abstand zu gewinnen, nagt der Selbstzweifel über ihr bisheriges Leben an ihr. Als sie den Bergführer Samuel kennenlernt, erlebt sie durch ihn nicht nur die Natur um sie herum viel deutlicher, sondern erkennt auch was es heißt sich selbst zu lieben.

Mit „Ein letzter Sommer und für immer“ hat Julie Leuze einen wunderbaren Roman über die Fähigkeit sich selbst und andere so zu lieben, wie sie sind, geschaffen. Als Leser wird man mitgenommen auf eine Reise in die Südtiroler Bergwelt und erlebt seine singenden Fichtenwälder und rauschenden Bergbäche genauso intensiv wie Annika. Der Schreibstil ist angenehm leicht zu lesen und nimmt einen sofort für sich ein. Durch die gut recherchierte und detailgetreue Beschreibung der Landschaft entwickelt sich beim Lesen ein wunderbares Bild von den Dolomiten und seinen Bewohnern, wodurch sofort der Wunsch nach einem Spontanurlaub in Südtirol aufkommt.

Annika´s Veränderung im Laufe des Buches macht sie dem Leser nur um so sympathischer. Auch als Leser begibt man sich insgeheim auf eine kleine Reise in sein Inneres, hinterfragt so manche Ereignisse selber. So idyllisch wie das Cover mit seinen Pusteblumen anmutet, ist die Geschichte nicht immer. Die Themen Krankheit, Tod, Selbstzweifel und auch Liebe und Lust werden von der Autorin immer wieder aufgegriffen und in die Geschichte eingewoben. Vor allem der Aspekt, dass alles vergänglich ist im Leben und verpasste Chancen dies auch bleiben, wird deutlich gemacht. Auch hier hat die Autorin viel Hintergrundinformationen vorab gesammelt, was in einer gut strukturierten und harmonischen Geschichte resultiert. Mit der Zeit baut sich eine Vertrautheit zwischen dem Leser und den beiden Charakteren Annika und Samuel auf, so dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Natürlich sind manche Passagen etwas vorhersehbar, doch dies stört nicht im Lesefluss.

Alles in allem ist „Ein Sommer und für immer“ ein wunderbarer Roman für tolle Lesestunden im Sommer, die wie im Flug vergehen.

Bewertung vom 30.07.2017
Als die Träume in den Himmel stiegen
McVeigh, Laura

Als die Träume in den Himmel stiegen


ausgezeichnet

„Ich habe nicht übrig für Krieg oder Krieger, für jene, die alles zerstören, was gut, was richtig ist. Und dennoch würde ich kämpfen bis zum Tod, um jene zu beschützen, die ich liebe. Vielleicht ist es doch nicht so anders.“

Samar hat in jungen Jahren schon mehr erlebt als was ein Mensch in seinem gesamten Leben ertragen kann. Aus ihrem geliebten gelben Haus in Kabul mit dem zartblühenden Mandelbaum muss sie eines Tages fliehen, als der Belagerungszustand in der Stadt untragbar wird. Gemeinsam mit ihrer Familie flieht sie in ein Dorf in den Bergen, in dem ihr Baba geboren ist. Doch auch dort werden sie nicht vom Taliban Regime verschont und für Samar und ihre Familie beginnt ein eiserner Kampf ums eigene Überleben und das ihrer Träume..

„Als die Träume in den Himmel stiegen (englisches Original: Under the almond tree) ist der Debütroman von Laura McVeigh. Sehr gut recherchiert und wunderbar erzählt schleicht sich Samar mit all ihren Wünschen und Träumen in das Herz des Lesers. Die Hauptthematik des Buches befasst sich mit dem Leben in Afghanistan zur Zeit der Taliban und deren Regeln und Lehren. Laura McVeigh geht ungeschönt mit diesem Thema um und erschafft somit einen fiktiven Roman, dem man aber sofort abnimmt, das er auch im realen Leben so stattfinden könnte.

Das Cover mag im ersten Moment nicht ganz zu der Thematik des Buches passen, dies klärt sich aber im weiteren Verlauf der Handlung. Ein dramatischeres Cover hätte wohl die Handlung besser getroffen, aber Samar ist ein Kind und das Cover passt besser zu einem kindlichen Geist, der an die Träume glaubt und dessen Phantasie Berge versetzen kann und der Geist alles Mögliche zu Erschaffen befähigt ist. Das Buch selbst besteht aus 352 Seiten, welche nicht immer komplett bedruckt und in doppelten Zeilenabstand geschrieben sind. Letzterer lässt das Buch zwar dicker werden, aber es nimmt etwas den Druck aus dem Lesen des Buches.

Die Charaktere des Buches werden in den ersten Kapiteln wunderbar beschrieben, so dass man sich sofort ein Bild über alle beteiligten Personen machen kann. Aufgrund des Alters von Samar liest ich das Buch oft wie Tagebucheinträge, dadurch gewinnt es aber eine sehr persönliche Note und man ist als Leser sofort tief in der Gefühlswelt von Samar verankert. Die Erzählungen wechseln zwischen ihrer aktuellen Situation und der Vergangenheit. Diese Zeitsprünge wirken aber keineswegs störend, vielmehr hinterlassen sie den Eindruck, als würde man in ihre Gedankenwelt eintauchen. Nach und nach erfährt man als Leser mehr über Samar, ihre Vergangenheit, ihre Familie und ihr eigentliches Ziel der Flucht. Laura McVeigh hat es meiner Meinung nach hervorragend geschafft einen Spannungsbogen aufzubauen mit Wendungen in den Geschehnissen, die unerwartet sind und mich beständig gefesselt haben. Das Ende mag für manche nicht vollkommen sein, für mich passt es aber perfekt in die Erzählweise und auf den Charakter von Samar.

Für mich war „Als die Träume in den Himmel stiegen“ ein wirklich gut geschriebenes, ehrliches und auch trauriges Buch. Doch es macht auch Mut nie aufzugeben, auch wenn lange schon keiner Drachen mehr am Himmel zu sehen sind.