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Jojo4647
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Bremen

Bewertungen

Bewertung vom 20.01.2024
Die schwarze Lilie
Schümer, Dirk

Die schwarze Lilie


weniger gut

Ich bin rundweg, enttäuscht von diesem Buch. Nach den Kritiken der Kollegen des FAZ -Autoren Dirk Schümer erwartete ich einen spannenden Krimi, gespickt mit historischen Informationen und dichter Atmosphäre des mittelalterlichen Florenz.
Und ich erwarte eine lebendige, fantasievoll Sprache, die historische Informationen und Kriminalroman in einem bunten Gemälde verknüpft.
Leider kommt das Buch sprachlich recht dürr daher, im Stil eines langen Zeitungsartikels. Namedropping zu berühmten Persönlichkeiten der Zeit wie Dante, Boccacio und Giotto verbunden mit recht funktionslosen Verknüpfungen ihrer Nachkommen, die den Reportage- (nicht Erzähl)fluss immer wieder unterbrechen, andererseits plastische Reportagen über die Machenschaften der Reichen und Mächtigen der Stadt und über die sozialen Verhältnisse von Florenz. Hätte Schümer ein dokumentarisches Sittenbild von Florenz des 15. JH geschrieben, wäre das ok und hinreichend interessant. Nicht aber für einen Kriminalroman Er verzettelt sich mit ausführlicher Reportage einer Befreiungsaktion des "Helden" im fernen Osten, bei dem wieder ein bedeutender historischer Name als deus ex machina auftaucht, und der den deutschen Helden rettet, dessen Auftrag aber schiefläuft. Eine schwarze phantomartig allpräsente Figur wird zum bösen schwarzen Mann, mit scheinbar übernatürlichen Fähigkeiten. Und sie ist am Endefür die Lösung ein Nebenstrang. Denn die z.T. an Dantes Schriften ausgerichteten Morde sind Rachetaten und gehen in Wirklichkeit von einem Waisenmädchen aus, dass über unglaubliche Kräfte und Fähigkeiten verfügt. Eine Lösung, wie aus dem Nichts.
Atmosphäre hätte die Liebesgeschichte von Wittekind, dem deutschen Helden mit seiner Nachbarin, deren sozialen Engagement für die in der Pest verwaisten Kinder verdient. Es wäre der einzige Erzählstrang geworden, der wirklich mit Menschen und nicht nur Figuren zu tun hatte. Leider bleibt auch er blass.
Fazit für mich. Der Krimi so irreal abstruss wie ein Edgar Wallac-Krimi. Eine Millieuschilderung ohne Farben und Faszination. Da helfen auch nicht einige kleinen Anspielungen auf zeitgenössiche Zustände in modernen Staaten.