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violetta1961
Wohnort: 
Frankfurt am Main

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2024
Vom Dating-Frust zur glücklichen Beziehung
Hehenberger, Caroline;Tiesenhausen, Alexander

Vom Dating-Frust zur glücklichen Beziehung


sehr gut

Die beiden Autoren, die sich während ihres Psychologie-Studiums in Graz kennengelernt haben, legen hier ein Buch vor, indem es darum geht, wie man die Beziehung zu sich selbst erkennen und verbessern kann. Dating-Frust wird erwähnt, dennoch steht die aktive Erkenntnis der eigenen Muster im Hinblick auf Veränderungsmöglichkeiten im Vordergrund. Das verleiht dem Buch eine frische, ermutigende Wirkung. Psychologische Ansätze wie die Theorie der unterschiedlichen Bindungstypen werden anschaulich und für den Laien gut nachvollziehbar zusammengefasst. In einem ausführlichen Übungsprogramm kann der Leser sich selbst erkennen und zu einem Wunsch-Ich entwickeln.
Das ist alles sehr gut aufgebaut und hilfreich. Besonders gefallen hat mir der Ansatz, dass jeder sich mit Freundlichkeit bei der Überwindung von hemmenden Gefühlen, wie zum Beispiel der Angst, behandelt.
Ein hilfreiches Buch vor allem für die jüngere Generation.

Bewertung vom 07.08.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


ausgezeichnet

Der neue Roman von Arno Geiger spielt in der Zeit 1556-1558 in der Extremadura in Spanien. Dorthin hat sich Kaiser Karl V. nachdem er aufgrund von Krankheit abgedankt hatte, in das Kloster Yuste zurückgezogen, um sich pflegen und sein Leben Revue passieren zu lassen.
In diesem ersten Teil erfahren wir viel über das Leben und seine Behandlung dort. Er leidet unter seinen Gebrechen und langweilt sich.
Einer seiner unehelichen Söhne Geronimo (11), überredet ihn schließlich, heimlich zu einer Reise ans Meer nach Laredo aufzubrechen.
Im folgenden längeren Teil wird die Reise beschrieben. Sie fahren mit einem Geschwisterpaar der diskriminierten Ethnie Cagot.
Es kommt zu überraschenden Wendungen und auch Einsichten Karls über das Leben, nicht zuletzt durch die Konfrontation mit dem wirklichen Leben und der Jugend. Die Charaktere und auch das Leben im 16. Jahrhundert sind realistisch beschrieben und flüssig zu lesen. Mir hat das Lesen nicht nur großes Vergnügen bereitet, sondern auch ein Zuwachs an Wissen beschert.

Bewertung vom 26.06.2024
Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3
Yokomizo, Seishi

Das Dorf der acht Gräber / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Nach dem spannenden Buch "Mord auf der Insel Gokumon" erscheint wieder ein Kriminalroman von Seishi Yokomizo auf Deutsch, der 1971 verfasst wurde. Wieder ermittelt der schon bekannte Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, dessen Aussehen und Charakter ich sehr gut beschrieben finde (ein "Columbo"-Typ). Zu Beginn muss man sich durch die recht verwickelte blutige Legende des Dorfes "Acht Gräber" arbeiten, auf dem seit dem 16. Jahrhundert ein Fluch lastet, weil die Dorfbewohner acht Samurai, die dort Zuflucht suchten, ermordeten; verständlich zusammengefasst von der Übersetzerin Ursula Gräfe, die ihrer sehr gelungenen Übertragung auch ein sehr hilfreiches Personenregister vorangestellt hat. Ohne zu viel zu verraten: Ein großer Teil des Krimis spielt in einer weitverzweigten Höhle. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Tatsuya Teradas, einem Stadtmenschen aus Kobe, der eines Tages von Angehörigen des Dorfes gesucht wird. Einzigartige Schilderung japanischer Dorfcharaktere nach dem 2. Weltkrieg.

Bewertung vom 17.05.2024
Sorry not sorry
Landsteiner, Anika

Sorry not sorry


gut

Die Journalistin Anika Landsteiner beleuchtet das Thema weibliche Scham.
In 10 Kapiteln werden Essays zu verschiedenen Themen ("me too" Bewegung, Endometriose, Hochzeit, Altern usw.) behandelt. Zusammengefasst wird die weibliche Scham als Werkzeug des Patriarchats verstanden. Ausgehend von einer lange tabuisierten Erfahrung ihrer Großmutter, reichert die Autorin das Buch mit persönlichen Erfahrungen an, die zwar zur Veranschaulichung beitragen, mir aber manchmal zu privat sind.
Für jemanden, dem das aktuelle Vokabular in der Diskussion fehlt, ist das Buch eine Möglichkeit, sich auf den neuesten Stand zu bringen.
Für jemanden aber, der die Debatte der letzten Jahre verfolgt hat, bringt es wenig Neues. Mir fehlt eine Analyse aus verschiedenen Blickwinkeln.
So bleibt bei mir der Eindruck einer Zusammenfassung der Diskussion der letzten Jahre. Spannend finde ich den Einblick in die medizinische Forschung Frauen-vs. Männerleiden. Ich hätte mir ein Eingehen auf Themen wie Erziehung und Scham im Arbeitsbereich gewünscht. Das Buch ist lesenwert für jemanden, der sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt.

Bewertung vom 23.04.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


sehr gut

Das Cover des neuen Romans von Trude Teige erinnert gleich an den Vorgänger-Roman und überzeugt auch dieses Mal durch gute Lesbarkeit und ausgezeichnete Recherche. Aus der Perspektive der jungen Juni geschrieben, die in der Gegenwart lebt, spielt der Großteil des Romans in der Zeit Ende des zweiten Weltkriegs. Die norwegischen Vorfahren von Juni, die in den 1940er Jahren in Indonesien lebten und als Kolonialherren, ebenso wie viele Niederländer, dort arbeiteten (ein Hotel hatten), werden von den Japanern, die Indonesien besetzen, in Gefangenenlager verteilt. Ebenso werden Seeleute, die von Japanern auf hoher See gefangen genommen werden, in diese Lager gebracht. Unter den norwegischen Gefangenen sind Konrad und Sigrid, deren Geschichte intensiv beschrieben wird.
Die katastrophalen Lebensumstände in diesen Lagern werden detailliert geschildert und vermitteln ein authentisches Bild. Es ist ein großer Verdienst von Trude Teige, dieses unbekannte Kapitel in der Geschichte Norwegens recherchiert und erzählt zu haben. Sie versteht es gut, sowohl die Personen in der Geschichte, als auch die allgemeine Lage zu verbinden. Einen Punkt Abzug für dieses großartige Buch wegen der ausufernden Schilderungen von Krankheiten, Tod, Misshandlungen durch die Japaner. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch.

Bewertung vom 17.03.2024
Nature Guide Vögel
Nibbenhagen, Kalle

Nature Guide Vögel


ausgezeichnet

Der vom NABU empfohlene Nature Guide ist ein hervorragendes Nachschlagewerk, um heimische Vögel zu entdecken, bzw. mehr über sie zu erfahren. Das Buch hat zahlreiche Vogelporträts, die aufgrund ihrer klaren Beschreibung (Größe, Form und Farbe von Schnabel und Gefieder, Stimme, Aufenthaltsdauer und -ort) auch für einen Anfänger gut zu verstehen sind. Besonders die Konzentration auf die wirklich vor Ort lebenden Vögel wie Amseln oder Stockenten ermöglicht dem interessierten Leser, sofort beim nächsten Spaziergang mit der Vogelbeobachtung zu starten, ohne irgendwohin reisen zu müssen. Absolut bereichernd ist auch die Möglichkeit, sich die KOSMOS PLUS App herunterzuladen und dort alle Vogelstimmen der vorgestellten Arten zu hören. Ebenso können dort Kalle Nibbenhagens Filme angeschaut werden. Ein tolles Buch, was nicht zuletzt auch durch die motivierenden Worte des Autors überzeugt.

Bewertung vom 21.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


ausgezeichnet

Das Buch „Das Lächeln der Königin“ entführt den / die Leser*in das Berlin der 1920er Jahre. Es ist die Hoch-Zeit der Archäologie und Ägyptologie und als 1913 die Büste der Nofretete entdeckt wird, ist das ein Triumph und eine Freude für den Geldgeber, den schwerreichen Unternehmer James Simon. Vor dem Hintergrund komplizierter politischer Verhältnisse gelangt die Büste nach Berlin und wird 1924 erstmals im Neuen Museum ausgestellt, wo sie (immer noch) die Besucher*innen bezaubert.

Stefanie Gerhold erzählt auf unterhaltsame Art von der Entdeckung der berühmten Büste, aber auch vom Berlin der 1920er Jahre, vom Kolonialismus, vom jüdischen Bürgertum und last not least von James Simon, einem der bedeutendsten Kunstmäzene seiner Zeit. Sie versteht es meisterhaft, den / die Leser*in mit in ihre Geschichte hineinzunehmen und ein Bild jener Zeit zu zeichnen. Ihr Stil ist sehr angenehm zu lesen, man merkt dem Buch die gründliche Recherche an, die Figuren wirken authentisch und überzeugend. Die Mischung aus historischen Fakten und fiktiven Elementen ist sehr gut ausbalanciert, was das Buch zu einer spannenden und bereichernden Lektüre macht. Ich habe eine Menge dabei gelernt, mich gleichzeitig aber auch sehr gut unterhalten gefühlt.

Fazit: Eine ganz klare Leseempfehlung für Geschichts- und Kunstinteressierte, für Berlin-Fans und Ägyptologie-Begeisterte.


Bewertung vom 07.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Dem Autorenduo Tsokos & Tsokos ist hier ein tolles Buch gelungen.
Die Hauptfigur, der 79jährige Heinz Labensky, ist vielschichtig und nachvollziehbar beschrieben und wegen ihrer Kauzigkeit liebenswert.
Die Rahmenhandlung in der Gegenwart spielt hauptsächlich auf einer Busreise, die Labensky sehr spontan unternimmt, um den Verfasser eines Briefes, der Informationen über seine verschwundene Jugendliebe Rita erbittet, zu treffen. Auf dieser Reise erweist sich Labensky als unterhaltsamer Geschichtenerzähler. Verschiedenen Mitfahrern erzählt er Begebenheiten aus seinem aufregenden Leben als nicht sehr intelligenter Mensch in der DDR. Zufälligerweise traten damals aber einige bekannte Persönlichkeiten in Kontakt mit ihm! Diese Zufälligkeiten sollte man mit einem humorvollen Touch lesen und nicht alles für bare Münze nehmen. Ein Roman, der mir noch unbekannte Fakten zum Leben in der DDR eröffnet hat. Zu gerne würde ich noch etwas über Heinz Labensky lesen.

Bewertung vom 15.12.2023
Der Spion und der Verräter
Macintyre, Ben

Der Spion und der Verräter


ausgezeichnet

Bei dem Buch von Ben Macintyre handelt es sich um eine wahre Spionagegeschichte zur Zeit des Kalten Krieges. Im Mittelpunkt stehen Leben und Spionagetätigkeit des russischen Spions Oleg Gordijewski.
Durch das Dreiecksspiel russischer, englischer und amerikanischer Geheimdienste wird dem Leser nahegebracht, welche Auswirkungen Spionage und Gegenspionage auf die internationale Politik haben, bzw. welche Motive zu einem Dasein als Doppelagent führen. Das Genre gehört üblicherweise nicht zu meinen bevorzugten, aber ich kann sagen,
dass ich von der Schilderung der verschiedenen Methoden im Geheimdienst (Überwachung, Kontaktaufnahmen, Treffen, technische Erfindungen usw.) fasziniert war. Absolut spannend war auch die realistisch geschilderte Flucht Gordiewskis 1985 aus Moskau.
Wie groß diese Parallelwelt allerdings ist, hat mich am allermeisten überrascht. Dem Buch ist anzumerken, wie profund es recherchiert wurde.

Bewertung vom 19.11.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


ausgezeichnet

Das gelungene Cover zeigt ein Foto, auf dem Jil Sander in einem eleganten zeitlosen Hosenanzug zu sehen ist, zweifelsohne eine eigene Kreation, zurückhaltend lächelnd.
Maria Wiesner nähert sich der deutschen Modedesignerin, die dieses Jahr
80 wird, umfassend aus verschiedenen Perspektiven an.
Ihr gelingt es, ein sensibles Porträt der erfolgreichen Firmengründerin zu zeichnen. Überrascht hat mich die Information, dass Jil Sander die erste Frau war, die 1989 mit ihrer Firma den Börsengang wagte. Es wird nachvollziehbar, wie ausdauernd sie damals als Frau an ihren Vorstellungen von Stil und Qualität festhalten und arbeiten musste, um sich durchsetzen zu können.
So muss sie unbedingt als Wegbereiterin für andere Frauen angesehen werden. Lohnenswert zu lesen ist auch die starke Akzeptanz ihrer Mode im Ausland, der Ablauf von Modeschauen sowie Vergleiche mit anderen Modeschöpfern. Ich mochte vor allem die Annäherung an die Person Sanders, von der in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist.
Ein überaus lesenwertes Buch!