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AR Walla

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2019
Der Wortschatz
Vorpahl, Elias

Der Wortschatz


sehr gut

Den Wortschatz von Elias Vorpahl habe ich als gebundene Ausgabe im Zuge einer Leserunde auf Lovelybooks gewonnen. Vielen Dank dafür.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut. Besonders da es auf Recycelten Papier geguckt wurde, um Ressourcen zu sparen. Im Buch erwartet den Leser Zeichnungen und liebevoll Details, die es zu einem angenehmen Leseabenteuer machen.

Zum Inhalt:
Ein Wort wächst auf, lebt bei seiner Familie und wird von den Stimmbändern auf die andere Seite gesogen, wo es seine Bedeutung vergisst. Und so wandelt es auch der Suche nach nich selbst durch eine Landschaft der wortgewandten Bedeutungen, Vorspielen, alten Worten an Orte, die unaussprechlich sind.

Die Idee gefällt mir sehr gut. Elias Vorpahl liebt Worte und seine Bedeutungen. Das kann ich aus vielen Wortspielen und geschickt eingesetzten Worten, die mit ihrer Bedeutung das besondere an dieser Stelle liefern, spüren.
Stimmbänder, Klammern, Artikel, Begierde, Hochmut, ... alles verschmilzt zu einer Wortwelt, in der jeder Protagonist sich seinem Sinn entsprechend verhält.
Einerseits überrascht mich das, andererseits stören mich manche Szenen, die mich zu sehr an Alice im Wunderland oder Die unendliche Geschichte erinnern. Weil ich aus der Geschichte fliege und erst wieder Zugang finden muss.
Ich hätte es schöner gefunden, wenn der Autor wirklich seine Geschichte erzählt, anstatt bekanntes einfließen zu lassen.

Das Buch liest sich flüssig und kurzweilig.
Diese Rezension verfasse ich zwei Monate, nachdem ich es gelesen habe. Leider ist es mir vollkommen entfallen und bot nach dem Beenden der letzten Seite keinen weiteren Sinn, um nachzusinnen. Vielleicht, weil ich den Namen des Wortes sehr früh erahnen konnte ...?

Trotzdem vier Sterne, weil ich viele Ideen hervorragend umgesetzt sehe.

Bewertung vom 12.11.2018
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


gut

Erling Kagge ist sehr weit gegangen, um dieses Buch schreiben zu können. Er ging zum Nordpol, kletterte in Los Angeles in eine Kanalisation, ging um die Welt und brachte einen Erfahrungsschatz mit, der reizvoll WÄRE.

Das Plus an dem Buch sind mitunter interessante Gedankenfetzen, die mir vereinzelt neue Erkenntnisse gebracht haben. Die Veränderung der Gangarten bei Stimmungen zum Beispiel, ("Weggehen von Unangenehmen" und "Zugehen auf Angenehmes"). Oder sein "Abgehen" von Romangeschichten an realen Schauplätzen, um ein Gespür zu erhalten. 
Gehen ist ein körperlicher Vorgang, der es dem Geist erlaubt zu schweifen und bei verschieden Themen zu verweilen. Sei es eine Rückschau auf Erinnerungen oder Ereignisse, der gegenwärtige Augenblick in der klirrende Kälte oder das Philosophieren über Zukünftiges und Wertvolles. Den gleichen Aufbau folgt das Buch und wer sich einfach darauf einlässt, ohne eine Anleitung zu erwarten, findet einen kurzweiligen Fundus und inspirierenden Gedanken aus unterschiedlichen Kulturen und Branchen zum Thema Gehen.
Zum Beispiel:
„Stell dir vor, du schließt die Augen und öffnest sie zwanzig Jahre später - über welchen Anblick wärst du glücklich?“


Was sich anfangs für den Leser als Sinnvoll erachtet, entpuppte sich im Laufe des Buches für mich als störend. 
Wer eine Anleitung sucht, ist hier falsch. Der Leser wird in eine Richtung geschupst und findet sich in einer wahllosen Aneinanderreihung von zu vielen verschiedenen Gedankenfetzen wieder, die ohne Zusammenhang, Kapitel oder Struktur aufgeführt werden. Teilweise persönliche Erlebnisse aus Kagges Leben, Aussagen und Erfahrungen von Philosophen, Autoren und Ärzten, die er zitiert, oder wissenschaftliche Inhalte. Von Anfang bis Ende des Buches reiht sich eine Aussage an die nächste, ohne dem Leser die Möglichkeit zum Verweilen und tiefer eintauchen zu bieten.
Dadurch habe ich als Leserin wenig  "Andockmöglichkeiten", die Informationen im Gehirn zu verankern. Der viele Inhalt von zehn gelesenen Seiten verschwimmt in meiner täglichen Masse an Gedanken und ich weiß bereits kurze Zeit später nicht mehr, was ich da heute morgen gelesen habe.
Die fehlende Struktur und Kapitelunterteilung erschwert es zusätzlich, da gerade ich sehr auf visuelle Reize anspringe, um die Informationen später im Gehirn abrufen zu können.

Fazit:
Gehen ist für mich Abenteuer, Entspannung, Meditation. Die Möglichkeit, meine Gedanken zu fokussieren oder schweifen zu lassen. Vor allem ist es für mich eines: DASEIN im Jetzt.
Und so hoffte ich auf einen spannenden Erfahrungsschatz, gerne auch in "Fachbuchmanier", um mir neue Gedanken zu den Grundzügen des Gehens an sich zu liefern und wie ich mir meines Gehens "bewusster" werde. Beispielsweise  Praxiswissen über Aufbau und Struktur von Gangarten, Barfußgehen auf unterschiedlichen Untergründen oder welche Inspirationen Couchpotaoes zum Gehen verführen könnten. Was das Gehen im Gehirn auslöst, ...
Diesen Daseinszweck, "Eine Anleitung", fehlt dem Werk komplett. Es liefert flüchtige Momente in das Leben des Autors und seine ungewöhnlichen (und sicherlich lehrreichen) Wege, die er gegangen ist. Und hier bleibt er weit unter seinen Möglichkeiten. Tiefere Einblicke in seine persönlichen Erfahrungen und das recherchierte Wissen, dafür deutlich weniger oberflächliche Vielfalt der angerissenen Themen, hätten das Werk für mich zu einer äußerst lesenswerten „Anleitung über das Gehen“ machen können. Denn von wem, wenn nicht einem „Vielgeher“ kann ich mehr erfahren?

Mich persönlich hat das Ende unbefriedigt zurückgelassen. Wem kann ich es empfehlen?
Ein Geschenkbuch für kurzweilige Lektüre zwischendurch? 
Eine Ansammlung an Gedanken für philosophisch orientierte Freunde? 
Oder eine persönliche Bio der besonderen Art von Erling Kagge? 

Vielen Dank an den Inselverlag für das Rezensexemplar

Bewertung vom 31.10.2018
Lieben!
Perner, Rotraut A.

Lieben!


sehr gut

Liebe ist alles und alles ist Liebe => Pflichtlektüre

Bis vor kurzem gab es auf der Welt für die meisten Menschen ein klassisches Liebesmodell: Mann und Frau. Die Minderheit Frau und Frau bzw. Mann und Mann musste sich den Status mit Blut schweiß und Kampf über Jahrhunderte teuer erarbeiten. Seit der Erfindung des Internets kursieren im Jahr 2018 sogar noch weitere Unterarten durch das WorldwideWeb, wie beispielsweise Aromantik oder Asexualität. In den Medien werden uns „metoo-“Debatten beschert und Sendezeit an Menschen eingeräumt, die die Geschlechterrolle klar „ge-gendert“ festlegen wollen.
Was also bedeutet Liebe in unserer Neuzeit?

Rotraud A. Perner, Psychotherapeutin/ Psychoanalytikerin promovierte Juristin, schafft es, den „Liebesheuhaufen“ zu entwirren und den Stecknadelkopf der Hollywoodklischees zu ignorieren.
Vorneweg sei gesagt, wer hier einen spannenden Liebesroman sucht, wird woanders fündig. Das Sach-/Fachbuch bietet in seiner Kürze ein umfassendes Werk, um sich und seine Liebesfähigkeit (wieder) zu entdecken und die anerzogenen Denk- und Verhaltensmuster zu entmystifizieren.
Selbstliebe ist mittlerweile kein Narzissmus mehr, sondern der Grundstein für eine gesunde Liebesfähigkeit.

Das Buch ist in drei Kapitel unterteilt:
Lieben für Anfänger, Fortgeschrittene und Meister*innen.
Wer sich jetzt allerdings aufgrund seiner unglücklichen Beziehung bei den Anfängern vermutet, ihre gewaltig. Die Autorin erklärt den Liebeszyklus kritisch genau mithilfe des Lebenszyklus eines Menschen:
Die Anfänger während und nach der Schwangerschaft und wie wichtig Mutterliebe in dieser Zeit ist, um den Grundstein zu legen.
Erste „fortschrittliche“ Erfahrungen als junger Erwachsener in der Sturm und Drang Zeit des erfahren, ausprobieren und entdecken.
Und die Ankunft im gereiften Erwachsenen, der sich als Meister seiner Liebesfähigkeit entpuppen sollte - sofern ihn die vielen blockierenden Abzweigungen nicht vom Weg abgebracht haben.
Ergänzt wird es durch einen ausgiebigen Anhang mit Begriffserklärungen und Quellennachweisen, das dem Leser eine selbstbestimmte Gestaltung seines Wissensdrangs ermöglicht: Querlesen oder Nachlesen.

Die Fachkenntnis der Autorin ist zugleich auch mein Kritikpunkt an dem Werk, mit ihrer „nüchternen“ und allgemeinen Wortwahl. Der Inhalt bleibt für mich sehr auf Distanz. Ein wenig „mütterliche Liebe und Nähe zum Lesepublikum“ hätte gerade diesem Thema anschaulich gutgetan, um den kostbaren Inhalt einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Stellenweise musste ich ganze Absätze wiederholen, weil „man“ mich schon sehr abprallen lässt. Der veraltete und vollkommen nutzlose Platzhalter kommt mitunter bis zu sechsmal in einem einzigen Satz vor. Erstaunlich, was „man“ immer noch so alles zu wissen glaubt, anstatt das Kind einfach beim konkreten Namen zu nennen.

Mein Fazit zu dem Buch:
Lesenswert und ein MUSS, das in jede Schule, jede Bildungseinrichtung und vor allem jeden Haushalt gehört. Das Wissen in dem Buch sollten nicht nur Erwachsene erhalten, sondern werdende Eltern darin geschult werden, um dem Kind schon im Kindesalter die freie Entfaltung der Liebesfähigkeit zu ermöglichen und in seiner Liebesenergie DASEIN zu dürfen. Dann kann diese Energie endlich frei von Blockaden und Denkmustern um die Welt zirkulieren und einen liebevollen Umgang miteinander auf Augenhöhe ermöglichen.

Vielen dank für das Rezensions-Exemplar auf Lovelybooks.