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Benutzername: 
Lester Barnes
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2022
Kairos
Erpenbeck, Jenny

Kairos


ausgezeichnet

Schon lange habe ich nicht mehr ein solches Buch gelesen. Selbst nur etwas jünger konnte ich in diesem Buch genau das Lebensgefühl der 80iger Jahre noch einmal genießen. Als junger Mensch ist man ja nicht immer so verbissen. Vor allem die Zeit heilt manche Wunden... Auch im Osten hat man genossen, war man rebellisch, hat gefeiert, getrunken, getanzt und ...war verliebt. Zeiten der Veränderung, der internationalen Umbrüche, der Macht des Regimes, der Zensur in Kultur und Medien, des Mangels, der Angst, der Verzweifelung, der Hoffnungslosigkeit bilden den Rahmen für diese aufregende Liebesgeschichte. Sicher, ein beachtlicher Altersunterschied, aber Liebe kennt ja bekanntlich keine Grenzen, wenn da nicht die Grenzen im Kopf wären. Intellektualität, Prosa, Wissen, Musikalität, Geschmack, Wortwitz sind anziehende Eigenschaften, oder etwa nicht? Bin ich vielleicht ein Ostalgiker. Ganz und gar nicht. Aber ist es nicht unser Leben und unsere Erinnerungen, die uns ausmachen? Und die haben alle, und nicht nur Ossis, reichlich. So wie den ausgewachsenen Minderwertigkeitskomplex, aber den findet man auch bei Österreichern... Es sind es diese längst in Vergessenheit geratenen Kleinigkeiten, die mein Herz hüpfen ließen. 57er Bus, die kleinen Papiertüten "Gut gekauft - gern gekauft", Club, Duett, Pergamonaltar, Café Arkade, Berliner Ensemble, Mitte, Alex, Dimitroffstraße, Westverwandschaft, Ganymed, Wachtelei, Würzfleisch, Sekt, Korn sind zwar winzig anmutende Details, versetzen einen aber in die Lage, Status und Lebensvorgänge einzuordnen. Sie fügen sich natürlich in den Erzählstrang, ohne aufgesetzt zu wirken. Man merkt, dass alles gut recherchiert... oder eben gelebt ist. Ist das Buch nur für Ossis verständlich? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn verliebt war jeder schon mal. Verliebtheit, Schmerz, Hass, Verlust, Betrug, Ignoranz, Orientierungslosigkeit, Verletzbarkeit findet man überall. In erster Linie ist es eine Liebesgeschichte, deren Auf und Ab einen herrlich mitfühlen lassen. Teilweise hat es geschmerzt, tief bewegt, verstimmt und nachdenklich gemacht. Ja... es war auch streckenweise unerträglich, aber auf bereichernde Art. Intensiv wäre vielleicht die passende Bezeichnung dafür...
Ein wichtiges Buch, denn die Suche nach einer eigenen Identität ist wichtig, so wie das Recht auf Erinnerungen, die oftmals falsch interpretiert werden...
Großes Kompliment an die Autorin. Ich zumindest bin erfreut über diese meine persönliche Neuentdeckung und werde Frau Erpenbeck wohl für immer auf dem Schirm haben...

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2021
Offene See
Myers, Benjamin

Offene See


ausgezeichnet

ein wahrhaft berührendes Werk voller Poesie, Leidenschaft, tiefer Verbundenheit, gelebter Freundschaft, Fürsorge, Rücksicht und Liebe. Es lebt von kunstvoll verwobenen Worten, die liebevolle zu schöner Sprache geformt wurden. Soviel Leben und Wahrheit steckt selten in Schrift...
Einfach wunderbar zu lesen! Man wünscht förmlich, dass es nicht aufhört.