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probelesen
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Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 51 Bewertungen
Bewertung vom 24.06.2024
Toskanisches Verhängnis
Trinchieri, Camilla

Toskanisches Verhängnis


sehr gut

Es ist bereits der vierte Krimi um den New Yorker ehemaligen Polizisten, der nach dem Tod seiner italienischen Frau in das malerische Chianti zieht, dort im Restaurant seiner Familie neue Rezepte ausprobiert und immer wieder zur Klärung von Mordfällen herangezogen wird. Es ist ein beschaulisches Ambiente, in dem es um Kochen und Rezepte, um kleine Famlienkonflikte, Liebesbeziehungen geht. In dieser Idylle geschieht wieder einmal ein Mord und Nico Doyle wird zu den Ermittlungen herangezogen. Es scheint sich bei dem Mord an der unsympathischen Witwe um eine Familientragödie zu handeln, aber die Ermittlungen laufen doch zunächst auf eine Überraschung zu. Oder geht es doch darum, das Erbe zu sichern? Ein wunderbarer Ferienkrimi, der eine heitere Atmosphäre mit italienischem Flair vermittelt, die sich auch schon auf dem Cover mit dem Bild einer toskanischen Villa kund tut.

Bewertung vom 02.06.2024
Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der 1. Patient / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Der vierte Band um den Strafverteidiger Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Justus Jarmer widmet sich einem aktuellen Thema: KI in der Medizin. Im Mittelpunkt steht die Ärztin Sasha Müller, die Hilfe sucht, weil der Patient gestorben ist, den sie routinemäßig operiert hat mit Unterstützung von KI. Sie ist engagierte Verfechterin der neuen Techniken und erscheint entsetzt, dass sich jetzt eine Debatte über die Wirksamkeit und Rechtmäßigkeit des Einsatzes auch in der Öffentlichkeit entwickelt. Die beiden Experten auf den Gebieten Strafrecht und Rechtsmedizin haben hier wieder einen fachkundigen und spannenden Krimi geschrieben. Dabei zeigen sie verständlich die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz auf, debattieren die strafrechtlichen Folgen von Fehlentscheidungen, beschreiben auch kritisch die Funktion der Presse in der öffentlichen Diskussion und letztlich auch die wirtschaftliche Dimension der technischen Entwicklung. Es bleibt ein überraschendes Ende des fundierten, interessanten Romans. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 02.05.2024
Vor einem großen Walde
Vardiashvili, Leo

Vor einem großen Walde


ausgezeichnet

Der georgische Autor kam als Kind nach dem Bürgerkrieg in den 90er Jahren nach England und schrieb seinen ersten Roman auf Englisch. Geprägt ist dieser von autobiographischen Erfahrungen: der Flucht, dem Zurückbleiben der Mutter in Tiblis, der Sehnsucht nach der verlorenen Kindheit. Es ist ein Roman geworden über die Geschichte des Landes zwischen Asien und Europa, geprägt von blutigen Kriegen, von Grausamkeiten und Unterdrückung. Saba, der Ich-Erzähler, fährt nach Georgien auf der Suche nach seinem Vater und seinem Bruder, die nach einer Reise in ihre alte Heimat verschollen sind. Er folgt den Spuren, die Vater und Bruder gelegt haben, gerät in gefährliche Situationen. Er spricht mit den Toten seiner Familie, reist in entlegene Gebiete des Kaukasus verfolgt von einem Kommissar, der seinen Vater für einen Mörder hält. Ein ergreifendes Epos mit sehr aktuellen Bezügen. 20 Prozent Georgiens sind heute von Russland besetzt und gerade eskalieren die Spannungen wieder. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 28.04.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

Der Hund der jungen Ärztin, die eine Auszeit von ihrem anstrengenden Beruf am Stettiner Haff nimmt, findet einen menschlichen Knochen. Das ist der Ausgangspunkt zu einem Roman über drei weibliche Schicksale der letzten hundert Jahre. Drei Frauen, die 14-jährige Gine in der Nazizeit, die 20-jährige Sigrun in der DDR und Nina, die im heutigen Berlin lebt. Sie kennen sich nicht und doch sind sie durch verschiedene Verkettungen miteinander verbunden. Eindrucksvoll werden die politischen Mechanismen der Unterdrückung geschildert, wie sie sich bis in die intimen Beziehungen auswirken. Was wie ein Krimi beginnt, ist doch eher ein Gesellschaftsroman, der aber spannennd wie ein Krimi ist. Der Knochenfund ist der Faktor, der die Handlung zusammenhält, er stellt die Bezüge zwischen den drei Frauen her. Die Geschichte ist eingebettet in schöne Schilderungen des Haffs und des Moores. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 07.04.2024
Was das Meer verspricht
Blöchl, Alexandra

Was das Meer verspricht


ausgezeichnet

Die junge Vida schreibt über ihr Leben auf einer kleinen Nordseeinsel, ein Leben, das vorherbestimmt scheint: Heirat mit dem Jugendfreund, Übernahme des elterlichen Geschäfts, ereignislos, aber zufrieden. Der Zuzug einer ungewöhnlichen Frau, mit der sich Vida schnell anfreundet, stellt die alten Gewissheiten in Frage. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebe, die zwar heimlich gelebt, aber immer bestimmender wird. Auch der Leser wird in den emotionalen Strudel mitgenommen, der sich immer dramatischer entwickelt, als alte Verletzungen, unausgesprochene Konflikte zu der uneindeutigen Erwiderung der Leidenschaft dazu kommen. Ein fesselnder Roman über Gefühle, über unterschiedliche Lebensmodelle, über Eifersucht und heimliches Leben. Dabei auch eine dichte Beschreibung der Liebe zum Wasser und zur Nordsee, verkörpert in einem ansprechenden Cover.

Bewertung vom 30.03.2024
Der Sommer, in dem alles begann
Léost, Claire

Der Sommer, in dem alles begann


weniger gut

Drei Frauen, drei Generationen treffen in einem kleinen Dorf der Bretagne aufeinander, verbunden durch eine gemeinsame Geschichte. Bereits im einleitenden Kapitel wird klar, dass die Begegnung in einer Tragödie enden wird. Zwei Tote werden beerdigt: der Vater einer Schülerin ist an Krebs gestorben, die Lehrerin verunglückt im Wald. Davor einige emotionale Verwicklungen. Eigentlich ein interessanter Plot. Die Lehrerin kommt in das Dorf auf der Suche nach ihrer Mutter. Sie hat erfahren, dass sie adoptiert worden ist. Dort trifft sie auf die wissbegierige Schülerin, die vor allem von dem Ehemann fasziniert ist. Die Mutter spielt zunächst eine untergordnete Rolle. Leider sind die Charaktere sehr eindimensional geschildert. Die Reaktionen aufeinander nicht immer glaubwürdig, eher überzeichnet. Die Schilderungen der Folklore in der Bretagne klingt ein bisschen nach Asterix. Schade, ich hatte größere Erwartungen. Leichte Unterhaltung.

Bewertung vom 15.03.2024
Lichtjahre im Dunkel
Ani, Friedrich

Lichtjahre im Dunkel


ausgezeichnet

Auch in diesem Krimi begibt sich Ani in das randständige Milieu Münchens. Der Besitzer eines Schreibwarengeschäftes rutscht auf Grund der wirtschaftlichen Krisen in eine prekäre Situation und kann sich nur mit einer Postfiliale über Wasser halten. Seine Frau unterstützt ihn, aber das Ehepaar hat sich längst entfremdet. Jeder träumt von einer besseren Welt. Und eines Nachts verschwindet Leo Ahorn. Seine Frau engagiert den Privatdetektiv Tabor Süden. Erst als er nicht erfolgreich ist, kommt die Polizei dazu und mit ihr die Oberkommissarin Fariza Nasri. Zusammen klären sie die Verbindungen zum Rotlichtmilieu, zu den schwierigen Verwandtschaftsverhältnissen, zu Freundschaften und Schuldgefühlen bis sie zu überraschenden Ergebnissen kommen. Wieder ein Fall, in dem Beziehungen und soziale Verhältnisse eine große Rolle spielen, aber spannend bis zum Schluß.

Bewertung vom 03.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


sehr gut

Eine Saison auf einer fiktiven Nordseeinsel. Strand gab es einmal wirklich. Die Insel wurde bei einer Sturmflut in zwei Teile auseinandergerissen und ist heute Nordstrand und Pellworm. Damit deutet sich auch das Thema des Romans an: noch ist alles heile Welt oder vielmehr, die heile Welt wird gespielt. Ein Touristendorf mit der Kulisse des 19. Jahrhundert ist aufgebaut und Marlene arbeitet hier für einen Sommer, weil ihr nach Beendigung ihres Studiums nichts anderes einfällt. Hier beginnt eine zarte Liebesgeschichte zu der einheimischen Janne. Aber es bleibt ein Gefühl der Fremdheit und durch den ganzen Text zieht sich ein unerklärliches Rätsel. Mit einer zerstörerischen Sturmflut dringt die Wirklichkeit in die Idylle. Was zuerst wie ein Liebesroman zwischen zwei jungen Frauen und wie ein Selbstfindungsprozess wirkt, entfaltet schließlich doch eine größere Tiefe um Naturgewalten, Bedeutung von Geschichte, von Abschieden und Gefühlen.

Bewertung vom 25.02.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


gut

Hjorth schreibt über komplizierte Familienverhältnisse, sehr intensiv bis übermächtig. "Ein falsches Wort" ist bereits 2016 erschienen, auch auf Deutsch und erscheint neu in einer überarbeiteten Übersetzung. Nach dem Tod des Vaters kommt es zwischen den vier Kindern zum Streit um das Erbe. Aber hinter diesem Streit verbirgt sich ein größerer Konflikt der ältesten Tochter Bergljot, die sich seit vielen Jahren von der Familie losgelöst hat.Sie beschreibt ihre Entfremdung und allmählich wird deutlich, dass der Missbrauch des Vaters zu dieser Loslösung geführt hat. Dieser Vorwurf steht im Raum und wird von der restlichen Familie nicht angenommen. Die Kämpfe um Anerkennung der Wahrheit und des Schmerzes, die sich in den Erbauseiandersetzungen manifestieren, werden bis zur Unerträglichkeit ausgebreitet. Ein anrührendes, aber schwieriges Buch.

Bewertung vom 14.02.2024
Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4
Sander, Karen

Der Sturm - Vergraben / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.4


sehr gut

Den drei Bänden "Der Strand" über den Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt und die Kryptologin Mascha Krieger folgt jetzt eine weitere Serie mit dem Titel "Der Sturm". Diese Bände sind in dem gleichen Stil geschrieben: kurze Kapitel, viele Erzählstränge auch zur Vergangenheit der Personen, offenes Ende. Der nächste Band ist in Vorbereitung und muss natürlich auch gelesen werden, um die ausstehenden Lösungen zu erfahren. Aber die Geschichte ist spannend. Die Morde reichen bis in die DDR-Zeiten zurück. Die Aufklärung ist vertrackt und führen auf manche falsche Spur. Es ist schon ein wenig irritierend, dass einiges ungeklärt bleibt und man auf den nächsten Band warten muss, um endlich zu erfahren, warum auch Mascha Krieger überfallen worden ist. Aber trotzdem gute Unterhaltung, klare einfache Sprache und nun muss man auf den nächsten Band "Verachtet" warten.