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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Wer hat Luke getötet? Das ist die zentrale Frage dieses Buches, das sich eines 20 Jahre alten Cold Cases annimmt. So weit ist das nicht weiter außergewöhnlich und schon zigfach von Autoren verarbeitet worden, einfach weil das noch immer viele Leser zieht, aber die Autorin hat so einige Überraschungen parat. Besonders die Art der Präsentation ist eine Besondere.

Selten ist ein Blick in die Leseprobe so wichtig wie bei diesem Buch. Es ist mal was ganz anderes, wie ein Regiebuch zu einer True-Crime Sendung und mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Frisch, anders, ein bisschen wie ein Theaterstück, mit äußerst modernem Touch und dazu einem brisanten Fall. Aber das gefällt ganz sicher nicht jedem - daher der Rat einen Blick in die Leseprobe zu werfen, denn Regieangaben, Forenbeiträge, Interview-Stil mit Experten, Artikel und Beschreibungen von Videos sind hier gängig. Mir hat es wie gesagt sehr gut gefallen, denn es wird alles auf das Wesentlich reduziert und ich habe förmlich die Serie gesehen beim Lesen. Dazu ist der Fall auch ziemlich tricky und spannend. Zwar hatte ich irgendwann schon eine gute Idee, aber dann gab es doch immer wieder eine ganze Menge Überraschungen. Die hatten es in sich und ich fand die Geschichte sehr gut konstruiert. Und ein Cliffhanger jagt den nächsten, sodass ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen wollte und mein Tempo rasant stieg, da sich die Ereignisse überschlagen und man sich wie ein Zuschauer fühlt - und zwar einer der miträtseln kann und vielleicht schneller als die Experten des Rätsels Lösung findet?!

Am Ende fand ich das eine oder andere bisschen übertrieben und dass das Drehteam nicht direkt alles an Info auspackt, naja, fand ich bisschen speziell, aber für die Quote war das natürlich förderlich und um nichts anderes geht es ja im TV. Trotz dieser Kritik fand ich das Buch so grandios, dass ich gerne empfehle.

Bewertung vom 25.02.2024
Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4
Blum, Antonia

Geteilte Träume / Kinderklinik Weißensee Bd. 4


ausgezeichnet

Der vierte Band der Reihe startet mit einem beachtlichen Zeitsprung direkt in das Nachkriegsdeutschland. Der Krieg ist vorbei, aber eben noch vieles im Argen und das zeigt sich besonders deutlich in Berlin. Mittendrin die Kinderklinik Weißensee und die Schwestern Emma und Marlene. Die Historie wird den beiden ordentlich zusetzen, dazu kommen dann noch Schwierigkeiten in der Kinderklinik und eine Polioepidemie.

Die Zeiten haben sich geändert, der Krieg ist vorbei, Emmas Tochter Lissi, die Leser der Reihe schon kennen hat Polio besiegt und ist nun als Ärztin in der Kinderklinik tätig. Ihr Start ist alles andere als leicht, aber sie hat diesen Lebenstraum und stürzt sich in den Klinikalltag. Und wie fordernd der ist, wird sie schnell merken. Antibiotikamangel, Polio, eine OP, die nicht nach Plan läuft, dazu noch Herzensangelegenheiten und der „ganz normale Wahnsinn“ in einer in die Jahre gekommenen Klinik. Da kommt schon allerhand zusammen, doch auch in der Familie kommt es zu Reibereien, die der schwierigen Nachkriegszeit zuzurechnen sind. Das in Zonen aufgeteilte Berlin, die Gründung der BRD und DDR und all das, was damit zusammenhängt (zB Enteignungen durch die Sowjets) werden hier gekonnt in eine spannende, emotionale Geschichte verwoben. All das führt zu einem Bruch zwischen den Schwestern Emma und Marlene, die sonst immer ein Herz und eine Seele waren. Marlene lebt fortan im Westen, Emma scheint es im Osten gut zu ergehen – aber vieles ist nicht, wie es scheint. Das gilt für so einige Handlungsstränge in dem Buch. Manches fand ich als Leser ersichtlich, aber die Protagonisten haben so viel um die Ohren, kämpfen um das Leben so vieler Schützlinge, dass manches für sie eben nicht so klar ist. Und dann - und das fand ich ein bisschen schade - war eben viel Herzschmerz im Spiel, mir persönlich ein Tick zu viel, aber das ist Geschmackssache.

Bedauerlich finde ich nur, dass die Reihe hier endet, andererseits ist eben auch wohl alles Wichtige erzählt, ein runder Abschluss gelungen und manchmal muss man eben loslassen. Die Reihe – lest einfach von Beginn an! – hat mich schon mit Band eins voll und ganz abgeholt und das war auch bei den drei Nachfolgern so. Ich hatte mich immer schon nach dem Lesen auf den nächsten Band gefreut und ziemlich direkt nach Erscheinen besorgt, weil ich es einfach nicht abwarten konnte noch mehr von der Kinderklinik, Emma, Marlene und Co zu erfahren. Dazu die medizinischen Herausforderungen und Errungenschaften in den historischen Kontext eingebettet. Mich hat das ein ums andere Mal überzeugt und ich werde die Autorin, deren flüssiger Schreibstil mir auch sehr gut gefällt, weiterhin im Auge behalten, denn es soll ja was Neues kommen. Die Erwartungshaltung ist schon mal hoch, denn das Verweben von gesellschaftspolitischen und historischen Ereignissen war hier so gut gelungen, dass sich alles Nachfolgende daran messen muss.

Bewertung vom 25.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

Mit einem Toten bei einem Hausbrand beginnt alles. Was ist geschehen? Beging der junge Mann Selbstmord, war es vielleicht ein Unfall oder doch Mord? Nur – wer sollte ein Interesse daran haben den jungen, unauffälligen Mann zu töten? Wobei so unauffällig ist gerade sein Internetsuchverlauf gar nicht. War Marino selbst nicht nur Opfer, sondern auch Täter? Sicher ist nichts, denn alles scheint anders zu sein, als es zunächst anmutet…
Ich habe einen Faible für Island-Krimis und diese Reihe ohnehin. Island ist eine besondere und für Krimis sehr interessante Kulisse, weil eben doch alles ein bisschen anders ist, als man das in sonstigen Ländern/Regionen kennt. Wenige Menschen, viel unbewohntes Land, düster und mystisch, dadurch andere Voraussetzungen bei den Ermittlungen. Dazu finde ich die Reihe auch einfach gut. Die Charaktere gefallen mir, der Schreibstil ist eher ruhig, aber immer gut zu lesen (wenn man sich an die oft ungewöhnlichen Namen gewöhnt hat) und die Geschichten waren bislang auch sehr interessant, denn es ist schon der dritte Fall, der in Akranes von Kommissarin Elma und ihren Kollegen gelöst werden muss. Deren Privatleben wird auch wieder zum Thema, denn es gibt Entwicklungen – die dürft ihr aber selbst lesen, am besten startet ihr bei Band eins. Für mich hätte es da an mancher Stelle etwas mehr Tiefe geben können, aber es passt auch so, denn im Fokus steht schließlich der Fall.
Der Fall ist gut durchdacht und interessant verpackt, aber es gab auch den einen oder anderen Moment, der mir zu platt konstruiert war. Ein Auffinden hat dem Fall eine enorme Wendung gegeben, nur halte ich es für unrealistisch, dass dieses Auffinden erst so spät in den Ermittlungen passiert wäre. Sieht man davon ab, zeichnet sich aber auch in den beiden Zeitebenen immer mehr ab, was geschehen sein muss. Dennoch hat es mich sehr gut unterhalten, da Motive und mögliche Alternativen immer im Raum standen – die Autorin versteht es einfach raffiniert zu schreiben. Der Fall wurde dann schlüssig gelöst und doch war es für mich der bislang schwächste Teil der Reihe, die ich trotzdem weiterlesen werde.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Maxim wird mit anderen Testpersonen von einem Milliardär eingeladen eine ganz neue Art des Escape Rooms zu erforschen. Eine alte Burg wurde für Unsummen in ein KI-gesteuertes Abenteuer verwandelt. Maxim mit seinem klassischen Escape-Room sieht schon seine Felle davon schwimmen, aber er bekommt eine gute Summe geboten, um am Testlauf teilzunehmen und begibt sich mit auf eine ganz spezielle Reise, quasi mitten in den Schlund einer KI.
KI ist ein spannendes Feld und ich bin auch interessiert an den Möglichkeiten, die sich hieraus ergeben, entsprechend gespannt war ich auf das Buch und die Autorin überzeugt mich eigentlich auch immer, denn sie kann gut schreiben und in andere Welten entführen – das gelingt ihr auch hier, doch mich persönlich hat sie leider nicht auf ganzer Linie überzeugt. Die mittelalterlichen Welten, die die KI in der Burg kreierte waren sicherlich passend und auch schreckensreich, aber ich habe es einfach so gar nicht mit allem was so in das Mystische und/oder den Fantasy-Bereich abdriftet und genau das ist aus meiner Sicht hier eben ständig der Fall gewesen. Zu Beginn waren die Szenarien noch wirklich erschreckend und sowohl spannend, wie auch unterhaltsam, aber das legte sich bei mir schnell. Irgendwann fand ich es einfach nur noch unglaublich langatmig und die Schilderungen der projizierten Bilder auf LED-Leinwand haben mich einfach nicht überzeugt. Ich konnte und wollte mir irgendwann nicht mehr die Mühe machen mir das alles im Detail bildlich vorzustellen, sondern wollte nur durch diese Seiten durch, um wieder zu spannenden Aktionen zu kommen – und davon gab es so einige. Warum tut die KI das? Wird sie von jemandem gesteuert? Aus welchem Grund und werden die Mitarbeiter, die eigentlich alles steuern sollten noch einen Weg finden, um die in der Burg eingesperrten vor der KI zu retten? Das sind schon Fragen, die mich interessiert haben.
Enttäuscht – und das hat so gar nichts mit meinen persönlichem Geschmack zu tun – haben mich die extrem blassen Charaktere. Von der Autorin hätte ich auch so klischeehafte Typen nicht erwartet. Die Gruppe ist exakt wie man das erwartet. Es gibt den Muskelprotz mit wenig Hirnschmalz, den überheblichen Professor, den narzisstischen Milliardär, das blonde Mädel, usw.
Mich hat das Buch nicht überzeugt, aber ich denke Escape-Room-Fans und alle, die mittelalterliche Fantasy mögen, können von dem Buch schon abgeholt werden.

Bewertung vom 18.02.2024
Schneesturm
Walsh, Tríona

Schneesturm


gut

Inselpolizistin Cara hat es auf der irischen Insel nicht leicht, aber nun kommen endlich mal wieder ihre Freunde zum Gedenken an ihren vor zehn Jahren verstorbenen Mann. Das Treffen der Freunde wird zunächst von einem Sturm und später noch viel dramatischeren Ereignissen überschattet.
Eine eingeschneite Insel, ein paar Freunde und ein Todesfall – das ist nichts Neues, aber in der Regel ist das ein gutes Rezept für eine spannende Geschichte. Und die Autorin hat auch ein interessantes Setting gewählt, passende Charaktere, viele falsche Fährten und Geheimnisse eingebaut, also ihre Hausaufgaben auf den ersten Blick gut gemacht, aber es gibt eben auch einige Schwächen. Das beginnt schon beim Cover, dass zu viel verrät, geht weiter mit unnötigen Aktionen zum Ende hin (wer das Buch liest, wird schon merken, was ich damit meine) und irgendwann war mir klar, wie all das ausgehen muss. Kam dann leider auch ziemlich genauso. Dazu fand ich persönlich die eine oder andere Verhaltensweise sehr unlogisch, besonders Cara die Inselpolizistin betreffend. Das alles klingt jetzt ziemlich negativ, aber es gab auch einiges Gutes. Der Schreibstil als solcher ist rund und gut zu lesen und die Autorin scheut sich auch nicht unsympathische Charaktere einzubauen. Ihre Weiterentwicklung der Charaktere sind gelungen und zeigen sehr gut auf, wie Menschen immer mehr voneinander abdriften können und das alte Freundschaft sehr wohl rosten kann.
Ein Thriller war das für mich nicht, dazu fehlte mir über weite Strecken die Spannung und es war gerade zu Beginn oft sehr beschaulich, aber ein solider Krimi ist es dann schon, sodass ich zwischen drei und vier Sternen schwankte, mich aber für drei entschied, da ich das Schneesturm-Gefühl auch nicht so gut übermittelt fand, wie das bei anderen Autoren schon gelungen ist und mich mit etwas Abstand immer mehr Kleinigkeiten und Logiklücken störten, die mir beim Lesen gar nicht so aufgefallen sind, aber irgendwie nachwirken.

Bewertung vom 21.01.2024
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


sehr gut

Wer einen richtig netten Roman, rund ums Backen und eine lange Ehe lesen möchte, ist hier genau richtig. Und das Buch hat dabei noch eine ganz tolle Message: Es ist nie zu spät! Protagonistin Jenny Quinn ist schon 77 Jahre und liebt das Backen. Natürlich schaut sie auch gerne entsprechende Sendungen und sie wagt es einfach einmal sich zu bewerben – trotz des Alters. Da sie nicht weiß, ob es klappen wird und eher von einem Misserfolg ausgeht, verrät sie ihrem Mann nichts davon – doch Jenny hat noch ein viel älteres, gut gehütetes Geheimnis…

Ich mag und kenne das Konzept vom deutschen „Das große Backen“ und daher fand ich es interessant einen Roman in diesem Setting zu lesen – und das, wo ich meist Spannungsliteratur lese, weil ich so diese Feel-good-Geschichten oft langweilig finde. Aber hier war eben die Grundidee richtig gut. Wie so eine Kandidaten-Auswahl abläuft, was hinter den Kulissen möglicherweise los ist, wie der Medienrummel so sein kann…und natürlich, wie es sich beim Backen anfühlt, wenn sie Zeit knapp wird oder irgendwas nicht gelingt. Hier erhalten wir tolle Einblicke, die mich auch sehr gut unterhalten haben. Das erschien mir sehr realistisch. Nebenbei bekommt man mit, wie gut die Ehe von Jenny ist – und dann gibt es da ein Vorkommnis in der Vergangenheit, dass sich nach und nach offenbart und das Potential hat, die gesamte Ehe von fast 60 Jahren ins Wanken zu bringen. Auch hier hatte ich schon schnell eine sehr genaue Vorstellung. Und auch wenn ich mir schon einiges denken konnte, so hat mich das Buch dennoch unterhalten. Der Schreibstil ist ansprechend und die Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar.

Ich habe aber auch Kritikpunkte: Zum einen ist der Roman ziemlich vorhersehbar – doch damit habe ich auch gerechnet. Nicht verständlich war mir Jennys Heimlichtuerei – in beiden Fällen. So einen Stress und eine Bürde mit sich zu schleppen, teils über Jahrzehnte, das ist in diesem Fall nicht nachvollziehbar. Richtig schade fand ich aber, dass keinerlei Rezepte den Weg ins Buch gefunden haben, dabei wäre das hier mehr als passend gewesen und ich hätte auch fest damit gerechnet, dass man Ende zumindest das eine oder andere Rezept enthalten gewesen wäre.

Aber dieser Wohlfühlroman hat beim Lesen selbst gut unterhalten und die Message des Buches ist einfach so gut und richtig, dass ich das Buch dennoch gerne empfehle.

Bewertung vom 17.01.2024
Austrian Psycho Jack Unterweger
Herwig, Malte

Austrian Psycho Jack Unterweger


sehr gut

Die Geschichte um Jack Unterweger hat es in sich. Der Mörder, der sich im Knast schreibend betätigt und weiß die Literaturwelt für sich einzunehmen, um als Lebenslanger aus dem Knast zu kommen und sein Treiben fortzusetzen. Klingt irgendwie nach einem schlechten Märchen, aber ist genauso passiert und wer im True-Crime Bereich unterwegs ist, kennt seinen Fall. Wer hier jedoch eine klassische True-Crime Geschichte erwartet, ist falsch. Dieses Sachbuch, eines nicht benannten Literaten zeigt, wie Unterweger Menschen für seine Zwecke zu manipulieren wusste.

Ich habe etwas anderes erwartet, als es hier dann angeboten wurde. Mich hat es dennoch sehr interessiert und auch unterhalten, zumindest ab dem weniger wirren zweiten Teil. In Haft entdeckt Unterweger einen Weg nicht nur auf sich aufmerksam zu machen, sondern auch einflussreiche Menschen für sich zu gewinnen. Mit Gedichten, die teils auch hier abgedruckt sind (und mich nicht überzeugten), vor allem mit seinem Roman „Fegefeuer“ heimste er einige Erfolge ein. Die Literaturwelt Österreichs forderte seine Freilassung – erfolgreich. Nach seiner Freilassung versucht er sich weiterhin als Schriftsteller, ist als Journalist unterwegs und frönt einen gewissen Lebensstil. Dabei enorm viele Frauengeschichten. Dann startet eine Mordserie. Opfer sind Prostituierte und Unterweger gerät in Verdacht. Unser Autor will das auch nach dem Urteil und den ganzen Beweisen nicht so richtig glauben – aber er merkt wohl, dass er wie so viele nur benutzt wurde.

Dass der Autor, der selbst schreibt, dass sein Name nichts zur Sache tut, hadert wird in diesem besonderen Mix aus Romananteilen und Reportage besonders deutlich. Recherchematerial erhält er von Malte Herwig. Es geht weniger um die Morde, mehr um die Entwicklung von Unterweger als Schriftsteller.
Das Nachwort hat es dann wirklich in sich…

Unter dem Strich hat mir das dünne Büchlein mehrheitlich zugesagt, aber wer klassisches True-Crime erwartet, wird eine Enttäuschung erleben.

Bewertung vom 06.01.2024
Lindy Girls
Stern, Anne

Lindy Girls


gut

Berlin, 1928. Über den großen Teich kommen Melodien und Tanzstile in Deutschland, genauer Berlin an. Die goldenen 20er, bekanntermaßen eine Zeit mit Licht, aber auch viel Schatten bietet eine interessantes Setting für eine Geschichte um junge Frauen, die das Tanzen lieben.
Ich lese gerne Bücher der Autorin, die den Zeitgeist so greifbar macht und authentisch rüberbringt, so sind die ersten Braunhemden unterwegs, die Folgen des ersten Weltkrieges sind aber auch noch offensichtlich. Während ich die sozialen Ungleichheiten und so konträren Lebenswelten gut dargestellt fand, konnte mich das Thema nicht richtig packen. Ich mag weder den Tanz im Allgemeinen, noch die damalige Musik. Das ist natürlich Geschmackssache und selbstredend bewerte ich das nicht negativ, denn das Thema war von vornherein mehr als deutlich. Ich kann ja auch nicht meckern, wenn ein politisches Sachbuch sich mit Politik beschäftigt…Was mir aber nicht so gefallen hat, ist der relativ unrunde Einstieg ins Buch. Es gelang mir wohl aufgrund der vielen wechselnden Perspektiven nicht so gut und schnell ins Buch zu kommen, wie ich das bei der Autorin gewöhnt bin, aber schlimmer noch finde ich das Ende. Es ist ziemlich knapp ausgefallen, einige Fragen sind aus meiner Sicht zu offengeblieben und zudem blieben manche Charaktere völlig blass (manches Girl kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen, sie sind scheinbar nur Füllmaterial), auch die Hauptcharaktere hätten teilweise noch mehr Tiefe haben können. Irgendwie hatte ich in Summe das Gefühl, dass vieles auch nur oberflächlich beschrieben wurde, wobei mir das in Teilen entgegenkam, denn seitenweise Tanzexzesse hätte ich auch nur ungern gelesen. Unter dem Strich hat mich das Buch zwar unterhalten, aber auf keinen Fall begeistert.

Bewertung vom 31.12.2023
Hundstage mit Martin Rütter
Rütter, Martin;Weber, Jannes

Hundstage mit Martin Rütter


gut

Für einen Hundefan lag es in diesem Jahr unter dem Weihnachtsbaum und da habe ich mir das Buch direkt mal in einer ruhigen Minute geschnappt und gelesen oder vielmehr angeschaut– da es sehr dünn ist und quasi ein Comic, ist man auch wirklich sehr schnell durch. Ich selbst habe zwar keinen Hund mehr, aber ich mag sie einfach und bin auch vom Rütter an sich nicht abgeneigt. Ich musste auch schmunzeln, die zeichnerische Umsetzung gefiel mir, aber es ist wie immer bei Humor eine Typfrage und ich fand manches bisschen platt und lahm. Es wiederholt sich manches, vieles kennt man schon so ähnlich und ich bekam immer und immer mehr den Eindruck, dass sich das Buch nur über den Namen oder die Marke „Martin Rütter“ verkauft und für mich passt das Preis-Leistungsverhältnis leider auch nicht wirklich, denn das Büchlein ist wirklich im Nu durchgeblättert und ein zweites Mal würde ich es wohl eher nicht zur Hand nehmen. Wobei die Zeichnungen wirklich gut sind (Mimik von Halter und Tier haben mich nicht nur einmal schmunzeln lassen), dennoch ist es für meinen Geschmack unter dem Strich einfach zu wenig, aber für einen Hundefan der schon alles hat und bei dem man nicht weiß, was man schenken könnte ist es wohl eine Alternative.

Bewertung vom 22.12.2023
Die Wahrheit über unsere Drogen
#DerApotheker;Schleh, Carsten

Die Wahrheit über unsere Drogen


ausgezeichnet

Alltagsdrogen wie Zucker, Koffein und vielleicht auch eine oder andere Schlückchen Alkohol sind nicht so wild? Mag man wahrscheinlich gerne glauben, wie sie und auch illegale Substanzen, wie LSD, Meth und Co wirken, was sie mit dem Körper und der Psyche anstellen können, wird hier in diesem Buch offen, ehrlich, neutral und fundiert erklärt – und zwar so, dass es auch der Laie versteht (sieht man vielleicht von dem einen oder anderen kleineren Exkurs in die Chemie mal ab).

Mein Sohn (19) und ich haben das Buch gelesen und sind überzeugt, dass es für Menschen, die sich noch wenig mit dem Thema beschäftigt haben ein sehr toller Einstieg in die Materie ist. Auch wer sich in der Richtung schon umgehört hat und weniger neue Erkenntnisse gewinnen kann, dem schadet die geballte und fundierte Präsentation nicht, die auch mit dem einen oder anderen Vorurteil aufräumt. So hat mich beim Cannabis nichts überraschen können, aber beim LSD war ich platt. Ich dachte, dass es viel gefährlicher sei, dass man es quasi nicht überdosieren kann war mir neu. Dass es auch bei Tee Koffein heißt, ging auch an mir bislang vorbei. Als Schutzbehauptung hatte ich bisher diese Mohngeschichte angesehen, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Mohnbrötchen und Co tatsächlich zu einem positiven Drogentest führen können. Ich könnte noch zig Sachen aufzählen, verkürze aber darauf, dass es selbst, wenn man kaum Neues erfährt, eine informative und dabei unterhaltsame Lektüre ist und mir persönlich auch besonders die historischen Entwicklungen sehr gefallen haben.
Zur Einleitung in jede Droge wird eine Situation in Beratungsgesprächen dargestellt, die teilweise schon einen gewissen Eindruck vermitteln, wie die Drogen wirken. Gegen Ende fand ich die Gespräche zu gestellt, gelegentlich auch ganz schön klischeehaft, aber nicht so sehr, dass es meine anfängliche und langanhaltende Begeisterung dafür zunichtemachen könnte. Aber bei mir überwiegt, dass es dadurch alles andere als ein trockenes Sachbuch ist.

Mein Sohn war hingegen von den Gesprächen prinzipiell nicht so angetan – wollte nur ans Eingemachte, auch das geht, denn auch wenn das Layout als solches eher nicht so gelungen ist. Der Fließtext hätte mit der einen oder anderen Hervorhebung, mehr Absätzen und Co an strukturierter präsentiert werden können.

Unter dem Strich haben uns der Apotheker und Carsten Schleh aber überzeugt, denn das fundierte Wissen und die Fallbeispiele sind gut berichtet, der mahnende Zeigefinger blieb weitgehend weg. Es wurde natürlich gewarnt, aber auf eine gute Art, die Konsumenten nicht verurteilt, sondern einfach nur aufzeigt, was im Körper geschehen wird und welche Auswirkungen es gibt.