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LettersFromJuliet
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Mönchengladbach

Bewertungen

Bewertung vom 18.11.2013
Unter dem Südseemond
Gärtner, Regina

Unter dem Südseemond


sehr gut

Meine Meinung

Ach, ich war ja so furchtbar neugierig auf das Buch! Die deutschen Kolonien wurden viel zu lange vernachlässigt und umso mehr habe ich mich darüber, dass eine Autorin sich diesem Thema gewidmet hat.
Als das Buch bei mir eingetrudelte, war ich direkt begeistert von der Aufmachung. Das wunderschöne Cover ist dem Heyne Verlag super gut gelungen und vor allem geht es innendrin weiter. Außerdem sind zwei Landkarten enthalten, was ich gerade bei historischen Romanen hilfreich finde.

Durch den tollen Schreibstil der Autorin wurde ich direkt in die Geschichte gezogen und musste miterleben, welches Schicksal Alma trifft. Sie kann überhaupt nichts für die ganze Situation und wird bestraft, indem sie einen Mann heiraten soll, den sie überhaupt nicht und welcher vorhat in auf Samoa zu leben. Alma ist jedoch eine wohlerzogene Frau und setzt sich nicht wirklich zur Wehr, wie es damals leider üblich war. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass sie mit der Zeit selbstbewusster wird und sich auch mal traut ihre Meinung zu vertreten. Natürlich kann ich ihre verschiedenen Ängste verstehen, allerdings finde ich es schade, wenn Menschen nicht für ihre Träume kämpfen. Sie ist zurückhaltend, schüchtern und macht fast immer das, was von ihr erwartet wird. Da ihr Vater Schneider ist und sie mithelfen musste, kann sie sehr gut mit der Nähmaschine umgehen und macht so die ein oder andere Frau auf Samoa neidisch. Und wer weiß, vielleicht kann sie sich mit diesem Talent ja doch noch ihrem Ehemann wiedersetzen…
Hermann, ihr Ehemann, scheint zu Anfang nett zu sein und er kümmert sich um Alma. Aber bereits auf der Überfahrt kommen die ersten Zweifel auf, ob er nicht doch auch eine dunklere Seite hat. Ihm und Alma scheinen keine Kinder vergönnt zu sein und je länger er auf Nachwuchs warten muss, desto mehr verändert er sich seiner Frau gegenüber und wird ausfallend. Er hatte sich zwar auf den ersten Blick in sie verguckt, jedoch war dieser auf das Äußere beschränkt.
Mir hat die schottische Witwe und Lebensmittelhändlerin super gut gefallen. Die meisten Deutschen gehen bei der Konkurrenz einkaufen und es wird auch nicht gerne gesehen, dass Alma zu ihr geht. Seltsamerweise scheint das Gerede Alma aber nicht zu interessieren, hier widersetzt sie sich der allgemeinen Meinung.
Almas Schwester Käthe bringt einigen Schwung in die Geschichte und einen Bösewicht muss es doch eigentlich immer geben. Also wirklich, bevor ich so eine Schwester hätte, bleibe ich doch lieber Einzelkind. Aber genau dieser Charakter hat immer wieder für Pepp und Spannung gesorgt.

Gerade für einen historischen Roman gibt es recht wenige Landschaftsbeschreibungen. Die Geschichte lebt von den Dialogen und Almas Gedanken, was eine erfrischende Abwechslung war.
Natürlich habe ich mit Alma und Joshua mitgefiebert und habe gehofft, dass die beiden zueinanderfinden. Hier muss ich jedoch sagen, dass mir das ewige hin und her irgendwann leicht auf die Nerven ging und anstrengend wurde.

Ich fand die historischen Informationen, welche sehr gut in die Handlung eingebaut wurden, interessant. Man erfährt etwas über die deutsche Kolonialzeit, gerade in Bezug auf die Südsee, über das Zusammenleben mit den Engländern, aber auch über die heimische Kultur – die Samoaner. Mir ist dieser Lerneffekt immer sehr wichtig und je geschickter die Infos eingebaut werden, desto besser.

Fazit

Ein historischer Roman zum Träumen und Mitfiebern, denn Regina Gärtner entführt uns in die Südsee und bringt uns die Kolonialzeit näher. Liebe, Spannung und ein Familiengeheimnis unter Palmen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.