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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ute54
Wohnort: 
Tostedt

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


ausgezeichnet

Freundschaft hilft

Der vielfach ausgezeichneten Krimiautorin, Romy Fölck, ist mit ihrem zweiten Roman “ Das Licht in den Birken“ aus dem Bereich Belletristik ein tiefgründiges Werk voller Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis gelungen.
Sie hat mit Thea, Bruno und Juli drei gänzlich unterschiedliche Charaktere geschaffen, sehr realitätsnah, teils mit vielen Ecken und Kanten, die dem Werk zum Nachdenken verhelfen und ihm einen sehr eigenen Charme verleihen. Bereits in ihrem letzten Roman (“Die Rückkehr der Kraniche“) hat sie ihre Erzählung auch in eine tolle Beschreibung der Natur- und Tierwelt platziert, welche die Lektüre zu einem atmosphärischen Leseerlebnis machen. Dazu passt das Cover in Pastelltönen mit der im leichten Nebel liegenden Heidelandschaft. Der präzise, aber unaufgeregte, bildhafte Erzählstil der Autorin hat mich gefesselt und tief in die Lektüre eintauchen lassen.
Im Prinzip sind die drei Hauptfiguren so etwas wie Antihelden.
Der knurrige Benno lebt auf seinem alten Hof inmitten der Lüneburger Heide, wo alte Tiere ihr Gnadenbrot erhalten. Er kann besser mit Tieren und Pflanzen als mit Menschen umgehen und ist im Prinzip total vereinsamt. Das Finanzielle zum Erhalt des Hofes ist ihm aus den Händen geglitten. Daher ist es ihm recht, dass Thea mit ihren beiden Ziegen in eine leerstehende Wohnung einzieht, damit er zu Geld kommen kann.
Thea ist eine Art quirlige Aussteigerin, die, nach langen Jahren in Portugal, nun ins kalte Deutschland zurückkehrt, denn sie hat jetzt, mit fünfzig Jahren, eine schlimme ärztliche Diagnose erhalten. Sie will Halt und Ruhe in der alten Heimat finden.
Die junge Juli gesellt sich unfreiwillig zu den beiden “Alten“, denn sie hat sich auf einer Wanderung den Fuß verletzt und Benno bringt auf den Hof. Ihre Familiengeschichte, besonders das angespannte Verhältnis zu ihrer Mutter, ist sehr belastend für sie, speziell der Tod des geliebten Opas. Wie Thea trägt auch sie seelische Probleme und Kummer mit sich herum.
Die beiden wollen Brunos Lebenswerk retten,und es gelingt ihnen seinen “Panzer“ zu knacken und zusammenzuhalten.
Durch die drei unterschiedlichen Erzählperspektiven der Figuren lernt man, deren Gedanken nachzuvollziehen und immer tiefer in deren Persönlichkeit einzutauchen. Dabei gelingt es der Autorin, das Zwischenmenschliche sehr gut herauszuarbeiten, so daß man versteht, wie sie es lernen, miteinander auszukommen und zu Freunden werden. Freundschaft, Hilfe, Problemlösungen, Neuanfänge und gegenseitiges Verständnis sind die Hauptthemen des Werkes, das mit viel Wärme, aber auch kraftvoll, Lebensweisheiten vermittelt und einen das eigene Leben überdenken lässt. Mir hat dieser wunderbare Roman viele gedankliche Anstöße vermittelt und klargemacht, wie wichtig Freundschaft ist.

Bewertung vom 22.06.2024
Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording
Janz, Tanja

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording


ausgezeichnet

Cosy Crime in Nordseeluft

Das Werk “Tödliche Tide in ST. Peter(M)Ording“ ist der 3.Band der Cosy Crime Reihe, die humorvoll und fesselnd gestaltet ist.
Das Setting ist der malerische Nordseeort St. Peter Ording. Zur besseren Orientierung findet man auf der Rückseite des Covers eine Landkarte. Auf dem malerischen Cover befindet sich wieder ein Schaf, was den Wiedererkennungsfaktor steigert. Toll!
Wir haben einen unterhaltsamen Roman voller skurrilem Charme vor uns, der durch seine wundervollen Charaktere einen eigenen, unverwechselbaren Charme enthält.
Die Autorin schreibt flüssig mit prägnanten Sätzen und flotten Dialogen, dazu bildhaft. Sie lässt somit ein tolles Bild der Bewohner vor unserem inneren Auge entstehen. Man spürt förmlich das Urlaubsfeeling und die Nordseeatmosphäre. Die Autorin erzählt aufgelockert die Geschichte über den Mord an dem Schauspieler, Titus Frank, der zwar berühmt, aber kein so guter Mensch war.
Die Lust am Entdecken und Mitfiebern wird durch das schnelle Erspüren von Verdächtigen angeheizt. Die Ermittler sind einander gut bekannt und binden die Leserschaft in diese familiäre Atmosphäre ein. Ein Kommissar in Ruhestand hat den richtigen Riecher, und zusammen gehen die sehr unterschiedlichen Charaktere auf die Jagd nach dem Mörder. Der Ausgang des Werkes ist eine Überraschung. Toll, wie die unterschiedlichen Stränge zu einer Einheit zusammengeführt werden.
Wieder einmal kann ich diese Urlaubslektüre empfehlen.

Bewertung vom 22.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


ausgezeichnet

Morde in ländlicher Idylle

Ich bin ein Fan dieser Krimireihe! Und ich kenne die Gegend um Lavandou recht gut!
Das Cover ist nicht farbenfroh, wie meistens bei dieser Reihe, sondern, wie auch das Cover von „Mörderisches Lavandou“ in Orange - und Ockertönen gehalten, was die schöne, sonnenverwöhnte Gegend düster und geheimnisumwoben erscheinen lässt und somit zur Thematik der grausamen Morde passt.
Ich setze den Klappentext als bekannt voraus.
Wieder werden wir mit den, bereits aus den anderen Werken der Reihe bekannten, sehr sympathischen Charakteren, Leon Ritter, dem Rechtsmediziner und seiner Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell, vertraut gemacht. Sie führen eine Beziehung auf Augenhöhe und teilen ihre Alltagsprobleme im Privat- wie auch im Arbeitsleben. Ihre Patchworkfamilie, komplettiert durch Isabelles Tochter Lilou, durchlebt Höhen und Tiefen, was auch in diesem Krimi wieder deutlich wird.
Leon braucht viel Ruhe, die er in seiner Rechtsmedizin im Keller findet, aber auch in der provenzalischen Landschaft, um die sehr komplizierten Leichenschauen zu dem außergewöhnlichen Erfolg zu führen.
Der Autor beschreibt alle blutigen Szenen, das Quälen der Opfer und Sezieren ganz exakt, deshalb, kann man das Werk auch als Thriller bezeichnen. Leon weiß, dass er nichts übersehen darf,um den möglichen Serientäter zu stoppen.
Kontrapunktisch zu den brutalen Szenen um den Mörder und die Leichenschauen versteht Eyssen es perfekt, Lokalkolorit und Entspannung durch die heimelige Atmosphäre im Ort zu zaubern. Da ist vor allem Leons Stammbistro mit den „Originalen“ aus dem Dorf, die Boule spielen und viel Rosé trinken, ihm aber auch Tipps geben.
Es mangelt dem Werk nicht an raffinierten Spannungselementen, denn die zahlreichen Wendungen sind geschickt platziert, der Plot bis zum Ende ausgeklügelt, das Ganze in abwechslungsreichen, wunderbaren Worten. Die schönen Landschaftsbeschreibungen gefallen mir besonders. Eyssen beleuchtet die Fakten aus unterschiedlichen Blickwinkeln, zaubert Gänsehautmomente und macht Lust, den Folgeband zu erkunden ( Der spätestens 2024 erscheinen wird).
Alle Werke der Reihe ( 10 insgesamt), sind einzeln in sich geschlossen, perfekt konstruiert, und der Kauf lohnt sich. Ich empfehle diese Reihe jedem Frankreich - und Krimiliebhaber.

Bewertung vom 01.06.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


ausgezeichnet

Ein außergewöhnliches Werk

Die britische Schriftstellerin, Liz Webb, hat mit „Das Waldhaus“ einen sehr speziellen Thriller verfasst.
Das gleichzeitig sehr düstere Cover passt mit den strahlend gelben Quitten und dem dazu passenden Farbschnitt zum Werk.
Hannah ist eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, denn Alkoholikerin und oftmals überdreht reagierend, lässt sie sich auf das Wagnis ein, ihrem dementen Vater das Geheimnis um ihre vor über zwanzig Jahren keines natürlichen Todes verstorbene Mutter zu entlocken.
Meist erzählt Liz Webb chronologisch in der ersten Person, liefert jedoch auch in Rückblenden Episoden aus Hannahs Kindheit, die deutlich machen, wie sie zu dieser charakterschwachen, mit Persönlichkeitsdefiziten behafteten, Person geworden ist.
Hannah sieht ihrer Mutter sehr ähnlich und zieht zu ihrem Vater, um ihn zu versorgen. Sie tut so als sei sie ihre Mutter, indem sie sogar deren Kleider anzieht. Als der Vater sie, in der Rolle der Mutter, um Entschuldigung bittet, glaubt sie, er habe die Mutter ermordet.
Aber da sind noch andere Verdächtige, unter anderem der ältere Bruder, zu dem Hannah ein schlechtes Verhältnis hat.
Im Verlauf ihrer Suche nach Wahrheit findet sie Erstaunliches und Erschreckendes heraus. Spannende Details werden zutage geführt, und der Leser erlebt sehr überraschende Wendungen.
So läst auch der klare Schreibstil die Seiten nur so fliegen. Es gibt gegen Ende zwar einige Längen, jedoch ist das Werk mit den Irrungen bis zum Schluss spannend, denn Webb lässt die meisten Figuren verdächtig rüberkommen. Sie sind interessant und differenziert gezeichnet.
Sehr gefällt mir die Protagonistin, denn sie ist durch ihre teils unsympathische Andersartigkeit zu einer unbequemen Persönlichkeit geworden. Ihre schlechte Meinung hinsichtlich ihrer Figur und ihrer „kranken“ Persönlichkeit überträgt sich natürlich auf die Leser*in, hebt sich dadurch aber von den meisten Krimis mit netten Ermittlern ab, die durch einen Sympathiefaktor glänzen. Gerade diese anstrengende Persönlichkeit gefällt mir sehr gut und macht das Werk zu etwas Besonderem. Also wer sich davon angesprochen fühlt und Spannung pur sucht, sollte sich das Werk anschaffen.

Bewertung vom 31.03.2024
Nature Guide Wildpflanzen
Ester, Theresa

Nature Guide Wildpflanzen


ausgezeichnet

Wildpflanzen - ein naturnahes Hobby

Für ihren Wildpflanzenführer hat Theresa Ester-Nacke ein schlichtes Cover gewählt, aber es wird sofort deutlich, dass es ein ein Format für den Rucksack ist.
Insgesamt 89 Pflanzen werden mit Steckbrief und näheren Infos vorgestellt. Die Farbe der Blüten grenzt die Wildpflanze schon ein, nämlich grün/braun, blau,weiß,rot und gelb. In anschaulichen Bildern werden der Blattaufbau und die Blütenform vorgestellt. Das genaue Merkmal wir durch Pfeile hervorgehoben. Es ist wunderbar, wie sie ähnlich aussehende Pflanzen mit Bildern gegenüberstellt, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Das ist für Anfänger*innen sehr hilfreich. Es liegt der Autorin am Herzen, Achtsamkeit, Wertschätzung und die Nähe zur Natur zu fördern. Hilfreich für die Größenbestimmung sind die Photos mit der Handfläche. Ein alphabetisches Register am Ende des Buches hilft bei der Suche nach einer bestimmten Pflanze.
Der Lebensraum der Pflanzen wird beschrieben, was die Suche erheblich vereinfacht. Ester-Nacke ist es wichtig hervorzukehren, wie die Pflanzen und deren Früchte genutzt werden können, aber sie weist auch sehr deutlich auf eine mögliche Ungenießbarkeit hin.
Besonders gut gefallen mir die tollen Rezepte. Ich konnte schon den ersten Bärlauch am Waldbächlein ernten und zu einer leckeren Suppe verarbeiten. Es hat sehr geholfen, dass man erfährt, welche Sammelstellen zu welcher Zeit geeignet sind.
Anfänger*innen erhalten mit diesem gut aufgebauten Werk sichere und schnelle Erfolgserlebnisse. Ich habe dadurch ein neues naturnahes Hobby entdeckt und konnte mir ein gefestigtes Basiswissen erarbeiten.

Bewertung vom 16.03.2024
Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
Vedder, Björn

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart


ausgezeichnet

Das Dorf ist überall

Beim Anblick des Covers habe ich gleich an Jan Fedder gedacht in seiner Rolle als tüffeliger Bauer in der Fernsehserie „ Neues aus Büttenwarder“. Dazu passen die ihm eigenen schmutzigen Gummistiefel. Das aufrüttelnde Signalrot der Beschriftung und speziell der saubere, rote Gummistiefel beziehen sich wohl auf die Neuzugezogenen.
In seinen Ausführungen zum Befinden auf dem Lande stützt sich Vedder auf seine Erfahrungen als Kind im “gebirgichten“ Westfalen, wo jeder, der nicht der gesellschaftlichen Norm entsprach, ausgrenzt und gehänselt wurde.
Als Städter aus München berichtet er vom Wohnen am Ammersee, wo tradierte Werte gelebt werden von der reichen, ehemaligen Münchner Schikeria.
Ich denke, beides sind nicht unbedingt repräsentative Beispiele. Wir sind an einen ländlichen Ort, 40Km von der Großstadt Hamburg entfernt, gezogen. Vieles wird dort von einem provinziellen Geist und einer paternalistischen Autoritätsstruktur beherrscht, jedoch nicht in dem von Vedder angeprangerten Maße.
Der Autor bezieht sich in seinem Exkurs auf die Landflucht der Rechten und Linken, erklärt aber, dass viele “normale“ Familien ihren Kindern ein naturverbundenes und unbeschwertes Leben gönnen wollen, obwohl es für die Eltern, ehemals Bewohner in der großstädtischen Anonymität, nicht immer einfach ist., den sozialen Normen und dem damit verbundenen Druck standzuhalten, denn soziale Harmonisierung wird gefordert.
Auf dem Lande herrscht die Devise: Ich darf, was ich wollen soll.
Vedders Haltung dem dörflichen Geist gegenüber ist sehr negativ, und er glaubt zu wissen, dass das Dorf mittlerweile überall ist.
Auf S.101/102 schreibt er:“ Das Leben auf dem Lande zeigt, welchen Preis eine Gesellschaft zu zahlen droht, die ihren Zusammenhalt in einer wertegestützten Gemeinschaft finden will: autoritäre Herrschaft und Hypermoral, Verachtung der liberalen Gesetze und Institutionen, Reinlichkeitsideologien und Verekelung der anderen, ihr Ausschluß und ihre Entrechtung, Heuchelei – und Gewalt“.
Meist verwendet der Autor den elaborierten Code in seine Ausführungen und untermalt diese, sehr gut recherchiert, mit Exkursen auf, zum Beispiel, Philosophen wie Adorno, Heidegger, Habermas, Sartre, Camus... . Dazu finden wir in den “Anmerkungen“ 109 Literaturverweise. Und das bei 144 Seiten Text!
Das Werk hat mir viele Denkanstöße geliefert, besonders auch die historischen Exkurse.
Es sollte aber nur von Personen gelesen werden, die mit einer analytischen Distanz an die Sache herangehen.

Bewertung vom 28.02.2024
OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi
Hofer, Wolfgang

OLAF ERMITTELT - Der Kanzler-Krimi


ausgezeichnet

Olaf zwischen Politik und kriminalistischer Recherche
Schon das Cover finde ich super gelungen. Olaf Scholz' Kopf mit seinem typischen schlumpfigen Grinsen hinter einer riesengroßen Lupe macht klar, dass es sich um eine Karikatur handelt. Dazu noch das dunkellila als eye-catcher. Toll!
In die Handlung sind viele reale Persönlichkeiten eingebunden; zu denen gibt es Infos und außerdem gibt es Hinweise auf wichtige Orte, die hinten im Buch unter „Wissenswertes“ erläutert werden.
Allerdings ist mir nicht klar, ob nur der Plot komplette Fiktion ist, oder ob alles andere, z.B. die Beziehung zwischen Schnuf und Olibär, komplett erfunden ist, denn das Werk erstrebt es , außergewöhnlich und ständig witzig zu sein.
Hervorzuheben ist auch noch, dass norddeutsches Temperament auf Wiener Schmäh trifft. Auch das Berliner Lokalkolorit kommt nicht zu kurz . Zu Beginn jedes Kapitels gibt es Sprüche und Zitate, die zum Nachdenken anregen können.
Das Werk besticht durch die vielen politischen Hintergrundinformationen, die eigentliche kriminalistische Recherchearbeit kommt dabei allerdings manchmal zu kurz.Auch gibt es leider Längen, wenn Olaf von seinen Küchengeräten schwärmt. Er ist sehr praktisch veranlagt dargestellt und kommt neben seinen politischen Verpflichtungen nur mit einigen “Assistenten / innen“ voran, allen voraus eine Kellnerin.
Bei seinen Recherchen trifft er auf Kleinkriminelle, sogar auf eine Obdachlose, die ihm wichtige Informationen gibt.
Besonders hat mir Schröder mit seiner roten Socke gefallen. Mit seiner Hilfe kann Olaf 3 Mordfälle lösen. Dabei wird erst im Verlauf der Handlung klar, inwiefern diese zusammenhängen, denn Spannung ist bis zum Schluß vorhanden.
Hofer hat einen einfachen und bildhaften Schreibstil, gespickt mit Wortwitz, der beim Leser Schmunzeln erzeugen kann.
Etliche Politiker werden leicht lächerlich gemacht, Olaf jedoch wird immer respektvoll dargestellt.
Das Werk “Olaf ermittelt - Der Kanzler-Krimi“ ist eine leichte, auf keinen Fall blutrünstige Lektüre, immer humorvoll und meist spannend. Das war die Intention des Autors. Er hat sein Ziel erreicht. Daher 5 Punkte

Bewertung vom 26.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Ein neues Leben

„Mondscheintarif“ von Ildiko von Kürthy habe ich damls mit großem Amüsement verschlungen. Nun war ich auf die Fortsetzung nach 25 Jahren gespannt, in der die Protagonistin, Cora Hübsch, ihr Leben bilanziert.
Angezogen von dem sehr farbenfrohen Cover mit Blick auf die Ostsee, wurde ich sofort in eine „Gute Laune-Stimmung“ versetzt.
Cora Hübsch berichtet von einem Wochenende am Meer, welches zur Zerreißprobe für ihr Leben wird. Sie erzählt von den Widrigkeiten ihres Daseins und liefert einen Einblick in die Frauenseele einer Frau Mitte fünfzig. Der Buchtitel „ Eine halbe Ewigkeit“ passt sehr gut zu der Geschichte. Sie spricht damit viele Frauen ihrer Altersgruppe an, die feststellen müssen, dass sie in der Tretmühle einer festgefahrenen Existenz verharren, die ihre Pläne, Ideen und auch Träume nicht verwirklicht haben, jetzt aber Mut gemacht bekommen, neu durchzustarten, um sich eventuell noch selbst zu verwirklichen, denn die Kinder sind aus dem Haus, und die Beziehung zum Ehemann ist abgekühlt.
Ildiko von Kürthy liefert sehr facettenreiche Charaktere, aber ich muste feststellen, dass das Werk zwar Informationen aus dem wahren Leben liefert, aber auch den Anspruch hat, die Leserin zu amüsieren, denn der Humor kommt nicht zu kurz. Sie schreibt in einem witzig pointierten Schreibstiel, geistreich, aber auch mit selbstkritischen Spott.
Obwohl ich mich nach 25 Jahren nur mit wenigen ihrer Themen identifizieren kann, denke ich, dass sie den „Zahn der Zeit“ getroffen hat mit ihrem sehr facettenreichen Werk, das, natürlich, nur Frauen ansprechen soll. Einige Fakten haben mich allerdings auch zum Nachdenken angeregt!
Ein Werk für Frauen, die loslassen und neu beginnen wollen.

Bewertung vom 23.12.2023
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Wer sind die wahren Monster ?
Als der neue Taunus-Krimi „Monster“ von Nele Neuhaus erschien, musste ich, als Neuhaus-Fan ihn natürlich sofort haben, zumal das tolle Cover mit der Eule, deren Augen den Leser überallhin verfolgen, in der romantisch-mysteriösen Schnee-Landschaft sofort zusätzlich meine Neugier geweckt hat.
Neuhaus hat sich an heikle Themen herangewagt. Larissa Böhlefeld wird erdrosselt aufgefunden. In Verdacht gerät ein abgelehnter afghanischer Asylbewerber, der wegen Vergewaltigung vorbestraft ist, jedoch nirgendwo aufgefunden werden kann. Das bekannte und bewährte Ermittlerduo Pia Sander und Oliver von Bodenstein ermittelt.
Ein weiterer Handlungsstrang führt zu einem Mann, der von einem Auto erfasst wurde, jedoch schon vorher schwere Bisswunden erlitten hatte. Die beiden Handlungsstränge werden geschickt und spannungsreich miteinander verwoben. Die Ermittler stoßen dabei ferner auf diverse rätselhafte Todes- und Vermisstenfälle und decken Parallelen auf. Gesellschaftliche Abgründe werden deutlich! Der Höhepunkt ist ein Selbstmordattentat, bei dem Bodenstein fast ums Leben gekommen wäre. Hass in der Bevölkerung, Fanatismus und falsche Anschuldigungen werden auf grausame Weise deutlich. Aber wer ist das wahre Monster? Die Spannung bleibt bis zum Ende hoch, jedoch sind die ersten 100 Seiten recht kleinschrittig und eintönig.
Die Agierenden wirken durch die Einbettung in ihr privates Umfeld mit all ihren Problemen, sehr realistisch und sympathisch. Als sie in ihren eigenen Reihen ermitteln müssen, werden sie mit einem fürchterlichen Horrorszenario konfrontiert.
Die Erzählweise erfolgt aus unterschiedlichen Blickwinkeln in einem sprachlich eingängigen Schreibstil.
Leider kam das Ende recht plötzlich und wenig vorbereitet, jedoch wird der damit intendierte Überraschungseffekt erreicht. Es wird also alles recht schlüssig aufgeklärt. Für mich gibt es diverse Monster in diesem Werk, aber das muss jeder Leser*Leserin für sich selbst herausfinden. Insgesamt ein spannender Kriminalroman, der 5 Punkte verdient hat.

Bewertung vom 27.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Wann hat man ein Kind verloren?
„Endstation Malma“ ist mein erstes Werk von Alex Schulman, und das Cover mit dem halben, übergroßen Adler hat mich zuerst verwundert, nach der Lektüre des Romans jedoch überzeugt, denn der Adler hat eine wichtige Funktion.
Stilistisch ist dieses Oeuvre brillant, fein und ausdrucksstark. Das Erzähltempo ist dem des Zuges angepaßt, der ins schwedische Malma fährt, wo die Schicksale der drei Hauptakteure miteinander verbunden sind. Die Spannung steigt kontinuierlich, denn man ist gespannt auf die Auflösung, die überraschend ganz zum Schluß kommt und den Leser mit offenem Mund zurücklässt. Das wird auch erreicht, indem durch drei Handlungsperspektiven hin - und hergesprungen wird. Somit muß man immer weiterlesen und ist gefangen in der Thematik.
Die Hauptprotagonistin Harriet fährt mit ihrem Vater nach Malma, ebenso Oskar kurz vor der Trennung von seiner Frau. Yana sucht anhand eines Fotoalbums nach den Spuren ihrer Familie in Malma. Was werden die drei Personen dort finden?
Harriet ist besonders intensiv und vielschichtig beschrieben. Durch die Trennung der Eltern, als sie ein Kind ist wird sie stark verunsichert, ist zunehmend verletzlich und in sich gekehrt. Hier ist ein Ankerpunkt zum Nachdenken über die eigene Kindheit, denn was macht die Androhung der Scheidung der Eltern mit der Psyche eines Kindes? Das ständige Streiten der Eltern führt zur Traumatisierung, und lässt das Kind verzweifeln. Wie wirkt sich das in der Entwicklung auf die verlassene Herriet aus, zumal der Vater, bei dem sie aufwachst, gehemmt und zurückgezogen damit klarzukommen versucht?
Die Phrase „ You are not alone“ zieht sich wie eine Art Mantra durch das Werk und verdeutlicht die verzweifelte Suche nach Sicherheit und Behütetsein.
Harriet als erwachsene Frau ist ständig auf der Suche, das Rätsel ihres Lebens zu lösen. Sie ist sehr egoistisch, überaus spontan und unberechenbar in ihren Handlungen, man kann sagen „komplett durchgeknallt“. Als Mutter gibt sie ihrer Tochter kein gutes Beispiel, und wir stellen uns die Frage des Einflusses von Vergangenem auf das Leben. Gibt es so etwas wie einen Fluch? Oskar, ihr Ehemann, hält es irgendwann nicht mehr mit ihr aus, zumal er unsicher und auch leicht depressiv ist.
Schulman ist ein Meister im erzählen zwischenmenschlicher Probleme. Folglich ist dieses Werk gut geeignet für Personen, die sich dafür interessieren. Da es immer mehr Scheidungskinder gibt, die ihren Eltern Probleme bereiten könnten, muß hinterfragt werden: „Wann weiß man, dass man ein Kind verloren hat?“
Mich hat das Werk sehr beeindruckt und wird mir lange in Erinnerung bleiben.