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LaNasBuchclub

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 17.03.2025
Daydream / Maple Hills Bd.3
Grace, Hannah

Daydream / Maple Hills Bd.3


sehr gut

Mit Daydream geht die Maple-Hills-Reihe von Hannah Grace in die inzwischen dritte Runde. Dieses Mal geht es um Halle und Henry, die auf ihre ruhige und beständige Art definitiv mein Herz erobern konnten.
Halle denkt immer nur an andere. Als älteste Tochter in ihrer Familie ist sie es gewohnt alles zu organisieren, die kleinen Alltags-Brände zu löschen und ihre eigenen Bedürfnisse beiseitezuschieben, um ihre Lieben zu unterstützen. Selbst die Beziehung mit ihrem Jugendfreund geht sie eigentlich nur ein, um es allen recht zu machen. Als dieser sie jedoch höchst unfeierlich abserviert, beschließt Halle die Reißleine zu ziehen. Sie muss ihr Leben endlich für sich selbst leben, lernen auch mal Nein zu sagen, eigene Freunde finden und ihr eigenes Ding durchziehen. Und ausgerechnet Henry Turner, der neue Captain der UCMH-Eishockeymannschaft, scheint derjenige zu sein, der ihr genau den Schubs in die richtige Richtung gibt.
Ich mochte den sanften Ton von Halles und Henrys Geschichte sehr. Beide kämpfen mit ihren Unsicherheiten und Herausforderungen, aber waren dabei stets offen und authentisch, was es sehr leicht gemacht hat, sich mit der Handlung treiben zu lassen. Anders als in den Vorgängerteilen fand ich die Handlung von Daydream um einiges besser ausgestaltet mit Blick auf Tempo und Inhalt. Obwohl die Geschichte für meinen Geschmack auch mit ein paar Seiten weniger ausgekommen wäre, fühlte sich dieses Buch insgesamt einfach flüssiger und stimmiger an, was eine angenehme Überraschung war. Es steckt voller Charme, sanftem Knistern und herzerwärmenden Momenten
Was ich mir jedoch gewünscht hätte, wäre eine tiefere Auseinandersetzung von Halle mit ihren Problemen. Sie baut sich ein tolles Umfeld auf, das sie unterstützt und erkennt ihre Schwierigkeiten als solche, aber für die Charakterentwicklung hätte ich es interessant gefunden, wenn sie selbst ein wenig mehr Initiative gezeigt hätte. Dennoch wird der Zusammenhalt innerhalb der Freundesgruppe sehr schön dargestellt und ist ein großer Pluspunkt für das Buch. Überhaupt fühlt sich die Maple Hills Gruppe mit jedem weiteren Teil vertrauter an und es ist schön die Gelegenheit zu bekommen, ihre Entwicklung zu verfolgen.
Alles in allem ist Daydream eine wundervolle Romance mit großartigen Charakteren, gefühlvollen Momenten und einer überzeugenden Entwicklung. Kleine Kritikpunkte hin oder her – dieses Buch war ein schöner Zeitvertreib und ist wirklich empfehlenswert.

Bewertung vom 07.03.2025
Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2
Stevenson, Benjamin

Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2


sehr gut

Ein Mord, ein Zug und ein Haufen Verdächtiger – das klingt nach einem klassischen Whodunit à la Agatha Christie. Aber statt im namenhaften Orient-Express finden wir uns dieses Mal im (nicht weniger berühmten) „The Ghan“ wieder, auf einer Reise durch die eindrucksvollen Landschaften Australiens. Leider entwickelt sich die Fahrt jedoch ein wenig anders, als es sich die illustre Reisegesellschaft bei ihrer Abfahrt aus Adelaide wohl vorgestellt hat. Ein exklusives Krimi-Festival mit handverlesenen Autoren sollte es werden, doch kaum setzt sich der Zug in Bewegung, werden nicht nur die verbalen Messer gewetzt. Als einer der Reisenden in einer dramatischen Szene seinen letzten Atemzug macht, fühlt sich True Crime Autor und Mitreisender Ernest Cunningham dazu berufen den „Fall“ zu lösen. Schließlich soll der Gerechtigkeit Genüge getan werden. Und natürlich wäre es eine super Handlung für sein neues Buch, das er eigentlich schon längst geschrieben haben sollte (ein Buch über ein wahres Verbrechen funktioniert nicht so recht, ohne wahres Verbrechen).
Jeder im Zug ist verdächtig von Benjamin Stevenson ist eine köstlich überdrehte Hommage an das Krimi-Genre, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt und gerade deshalb eine Menge Spaß beim Lesen macht.
Der Einstieg in die Geschichte fühlt sich ein wenig an wie der Versuch, bei voller Fahrt auf einen fahrenden Zug aufzuspringen (eine Erfahrung die Ich-Erzähler Ernest wahrscheinlich besser beschreiben könnte): nervenaufreibend, aufregend und auch reichlich chaotisch. Es gibt viele Figuren, deren Namen man erst einmal sortieren muss, reichlich Bezüge zu dem ersten Teil der mörderischen Cunninghams (den ich (noch) nicht gelesen habe), die ich nicht ganz verstanden habe und es dauert auch eine Weile, bis sich ein Fall hervortut. Doch hat man sich erst einmal eingegroovt und mit dem doch eher ungewöhnlichen Erzählstil vertraut gemacht, entfaltet sich ein raffinierter Kriminalfall, der mit cleveren Wendungen, amüsanten Seitenhieben auf das Genre und jeder Menge skurriler Situationen punktet. Ich kann nur jedem nahelegen mit großer Aufmerksamkeit zu lesen und alle Details im Hinterkopf zu behalten, denn die Auflösung lässt wirklich nichts aus. Das Dénouement zum Ende hat mir so viel Spaß gemacht beim Lesen und mich für alle anfänglichen Schwierigkeiten mehr als entschädigt.
Alles in allem ist Jeder im Zug ist verdächtig eine gelungene Mischung aus klassischem Krimi und augenzwinkernder Satire – ein Buch für alle, die klug konstruierte Rätsel lieben, sich aber auch gerne über die Konventionen des Genres amüsieren. Wer den etwas wilden Einstieg meistert, wird mit einem unterhaltsamen Leseerlebnis belohnt.

Bewertung vom 03.03.2025
The Striker / Gods of the Game Bd.1
Huang, Ana

The Striker / Gods of the Game Bd.1


sehr gut

Als gefeierter Star der Premier League ist Asher Donovan an den Ruhm und die Schlagzeilen gewöhnt – doch sein Hang zu riskanten Entscheidungen setzt seinem Ruf langsam zu. Der Wechsel mitten in der Saison, die Eskapaden abseits des Spielfelds und schließlich das katastrophale Endspiel um die Meisterschaft bringen ihn in eine missliche Lage: ein verpflichtendes Sommertraining unter der Leitung von Scarlett DuBois, die nicht nur seinen Fokus komplett aus dem Gleichgewicht bringt, sondern zufällig auch die Schwester seines ärgsten Rivalen ist. Eine gefährliche Kombination.
Ana Huang bleibt sich mit The Striker treu und liefert eine mitreißende Liebesgeschichte, die vor prickelnder Chemie und emotionalen Konflikten nur so strotzt. Zudem ist es erfrischend, dass sich die Geschichte diesmal nicht – wie so oft in dem Genre der Sports Romance – um American Football oder Eishockey dreht, sondern stattdessen den Fußball in den Mittelpunkt stellt. Das bringt mal eine willkommene Abwechslung.
Scarlett ist eine starke, ambitionierte Protagonistin, die gelernt hat sich durchzusetzen, während Asher hinter seiner vermeintlichen Lebemann- Fassade mit ganz eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Das Zusammenspiel der beiden ist elektrisierend – von hitzigen Wortgefechten bis zu tiefen, ungeahnten Gefühlen. Asher wirkt anfangs wie die typische Klischee Vorstellung eines Profi-Fußballers – charismatisch, mit einem Hang zu unklugen Entscheidungen und gewohnt, immer im Rampenlicht zu stehen. Doch schnell wird klar, dass nicht alles so ist, wie es im ersten Moment scheint und hinter seinem Verhalten eine Menge komplexer Gefühle lauern. Scarlett hingegen ist professionell und fokussiert, aber hinter ihrer toughen Fassade kämpft sie mit den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit. Es war mitreißend sie dabei zu begleiten, wie sie sich mit ihren Ängsten auseinandersetzt und lernt diese allmählich zu überwinden. Als professionelle Sportler sind sich Asher und Scarlett in vielerlei Hinsicht ähnlich, aber die unterschiedlichen Blickwinkel, die beide jeweils mitbringen, machen ihr Zusammenspiel zu einer interessanten Angelegenheit.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich in einem angenehmen Tempo – die Spannung zwischen den Charakteren ist von Anfang an spürbar, aber die Story nimmt sich ihre Zeit, um sich zu entfalten. Es ist nicht suuper Slow Burn, aber wie immer gelingt es der Autorin auch mit Asher und Scarlett es ganz gehörig Knistern zu lassen. Darüber hinaus spielen auch Themen wie Loyalität, persönliche Weiterentwicklung und der Druck familiärer Erwartungen eine sehr tragende Rolle. Insgesamt finde ich, dass es der Autorin gut gelungen ist, diese Aspekte in die Handlung mit einzuarbeiten. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass der Konflikt mit Scarletts Bruder etwas mehr Platz bekommen hätte. Asher und Vincent können keine Unterhaltung führen, ohne sich gleich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, aber dann wird Vincent für wenigstens die Hälfte des Buches mehr oder weniger ausgeklammert.
Trotz der interessanten Charaktere und der spannungsgeladenen Atmosphäre gab es für mich aber auch in diesem Buch wieder kleinere Schwächen. Zum Beispiel finde ich es mit rund 650 Seiten entschieden zu lang für die Geschichte, die es erzählen will. Manche Abschnitte ziehen sich doch sehr und manchmal hat die Handlung kleinere Schlenker gemacht, die es für mich nicht unbedingt gebraucht hätte.
Alles in allem ist The Striker jedoch eine packende Romance, die Sport und Leidenschaft gekonnt zusammen bringt.

Bewertung vom 15.01.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


sehr gut

Allein gegen die Lüge von Alex Finlay ist ein Thriller, den man unbedingt auf dem Radar haben sollte. Im Zentrum der Erzählung steht die Familie Pine und ein Mord, der vor 7 Jahren alles für sie veränderte. Der älteste Sohn der Familie, Danny Pine, einst Highschool Footballstar und ganzer Stolz seiner Eltern, wird für den brutalen Mord an seiner damaligen Freundin zu lebenslanger Haft verurteilt - ein Verbrechen, von dem er bis Heute beteuert es nicht begangen zu haben. Jahre später wird der Fall zum Inhalt einer erfolgreichen True-Crime-Doku, die die Pines landesweit bekannt macht und die Massen polarisiert. Ist Danny wirklich unschuldig, oder kämpfen die Pines einen vergeblichen Kampf? Dannys jüngerer Bruder, Matt Pine, ist sich da selbst nicht so sicher. Anders als der Rest seiner Familie, hat er seine Gründe an der Unschuld seines Bruders zu zweifeln. Aber alles was er zu wissen glaubt, scheint schon sehr bald keine Rolle mehr zu spielen, nachdem ihn eine erschütternde Nachricht erreicht: Seine Eltern und die beiden jüngsten Pine Geschwister sind bei einem Urlaub in Mexico auf unerklärbare Weise ums Leben gekommen. Ein Gas-Unglück, so lautet die Erklärung von offizieller Stelle. Aber es gibt Hinweise, die andere Schlüsse zulassen. Kann eine Familie wirklich so viel Pech haben, oder steckt hinter allem ein noch viel größeres Bild, das es zu entschlüsseln gilt?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass Buch hat sich ein wenig an mich herangeschlichen. Die erste Hälfte hat mich die Handlung noch gar nicht gepackt, es plätschert eher vor sich hin, neue Erkenntnisse kommen nur langsam und immer wieder passieren Dinge, die ich nicht wirklich einordnen kann, als würden sie in der Geschichte keinen Sinn ergeben. Ich war schon bereit das Buch für mich abzuschreiben, aber das hat sich dann doch drastisch geändert. Ich kann den genauen Zeitpunkt nicht mehr ausmachen, aber als sich der Nebel allmählich gelichtet hat und die ersten Puzzleteile begannen zusammenzupassen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Cliffhanger am Ende der Kapitel wurden mit Voranschreiten der Handlung immer fieser. Es war auf eine (positive?) Weise richtig frustrierend, weil man mit jedem Perspektivwechsel mit einem Haufen Vermutungen zurückgelassen wurde, die Antworten aber lediglich in winzigen Häppchen zugeworfen bekam. Das war richtig gut gemacht.
Die Handlung insgesamt war interessant aufgebaut und hält einen mit Rückblenden, Serienausschnitten, Perspektiv- und Ortswechseln, ganz schön auf Trab. Wie gesagt fand ich den Einstieg zwar nicht uninteressant, aber etwas träge und so hat es für mich gedauert, von der Geschichte eingenommen zu werden. Der Spannungsbogen macht keine wahnsinns-Sprünge, steigt allerdings kontinuierlich, sodass man gut dranbleiben kann. Als Belohnung wartet ein aufregendes Ende, in dem der Autor wirklich meisterhaft alle losen Fäden zusammenführt. Die Enthüllung zum Schluss fand ich ein wenig vorhersehbar, aber angesichts der gelungenen Umsetzung hätte mich das kaum weniger stören können. Dem Unterhaltungsfaktor hat es keinen Abbruch getan. Alles in allem ein sehr gelungener Thriller den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 15.01.2025
King of Sloth / Kings of Sin Bd.4
Huang, Ana

King of Sloth / Kings of Sin Bd.4


sehr gut

Als erfolgreiche PR-Managerin ist Sloane Kensington so einige schwierige Klienten gewöhnt, doch keiner ging ihr bisher so unter die Haut wie Xavier Castillo. Charmant, verschwenderisch und nervtötend attraktiv sorgt er regelmäßig dafür, dass Sloan unter Beweis stellen muss, weshalb ihr ein so exorbitantes Honorar gezahlt wird, um das Image ihrer Klienten zu schützen. Doch als eine nahende Tragödie droht sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen, müssen Xavier und Sloane näher zusammenarbeiten denn je. Aber umso mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto drängender wird die Erkenntnis, dass Xavier Sloans Puls nicht nur aus Ärger zum Rasen bringt.
King of Sloth ist der inzwischen vierte Teil von Ana Huangs beliebten Kings of Sin - Reihe. Sloanes Geschichte habe ich mit besonderer Spannung entgegengefiebert. Man kennt sie zwar aus den vorangegangenen Büchern schon ein wenig, allerdings hat sie sich bisher am wenigsten in die Karten schauen lassen. Es war also besonders interessant mehr über ihr Leben, ihre Familie und ihren Charakter herauszufinden.
Xavier auf der anderen Seite lernt man mit einem bestimmten Image kennen, das sich schon über die anderen Bücher angedeutet und in diesen ersten Kapiteln verfestigt hat. Ein verschwenderischer Taugenichts, dessen liebstes Hobby es ist, sich in einen Skandal verwickeln zu lassen. Aber dieser Eindruck hält sich nicht lang, denn all der Prunk und Protz dienen nur zum verschleiern einer Menge Probleme und Unsicherheiten. Ich kann nicht behaupten dass er mein Lieblings MMC aus der Reihe ist, aber mir hat gefallen, wie die Autorin seine Facetten ausgearbeitet hat. Seine Familiengeschichte war einer der interessanteren Aspekte des Plots.
Die Chemie zwischen Sloane und Xavier ist mitreißend und ich fands ganz gut, dass sich die Handlung über einen ausgedehnteren Zeitraum erstreckt. Das hat gut zu ihnen gepasst. Was den Plot betrifft, so hat mich das Buch nicht vom Hocker gehauen. Die Spannung ist da, genauso wie interessante Wendungen, Ups and Downs für beide Protagonisten, aber alles in allem war das Tempo für mich persönlich etwas unausgeglichen. Das Gefühl ist bei der Autorin für mich nichts Neues, ich fands nur hier etwas ausgeprägter. Einige Abschnitte haben sich wirklich sehr gezogen, während das Ende wieder recht schnell abgehandelt wurde.
Dennoch fällt mein Fazit insgesamt positiv aus. Wer schonmal was von Ana Huang gelesen hat oder ganz generell Fan dieser Art von Romance ist, kann mit King of Sloth eigentlich nichts falsch machen. 3,5 Sternchen!

Bewertung vom 24.11.2024
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


ausgezeichnet

The Killer Profile war mein erstes Buch von Autorin Helen Fields und wird hoffentlich nicht das letzte sein. Es überzeugt mit einem fesselnden Plot, interessanten Charakteren, intensivem Nervenkitzel und menschlichen Abgründen. Nach einem schockierenden ersten Kapitel brauchte die Geschichte ein wenig um anzulaufen, zieht dann allerdings das Tempo mit der Zeit ordentlich an und wurde spätestens ab der Hälfte zum richtigen Page-Turner. Im Zentrum der Erzählung steht die Datenanalystin Midnight Jones, die bei der Auswertung eines Bewerberprofils für ihren Arbeitgeber Necto auf eine Anomalie stößt. Die Ergebnisse des Bewerbers werden als Profil K klassifiziert. K wie Killer. Alarmiert wendet sich Midnight an ihre Vorgesetzten, doch bei Necto will keiner etwas von dem Gefahrenpotential hören. Doch als Midnights Nachbarschaft von einem entsetzlichen Verbrechen erschüttert wird und sie eine mögliche Verbindung zum Profil K Bewerber erkennt, wird ihr Gewissenskonflikt immer stärker. Wegen ihrer intensiv-pflegebedürftigen Schwester darf sie unter keinen Umständen ihren Job verlieren, aber sie kann nicht zulassen, dass noch eine weitere Frau ein derart grausames Schicksal erleidet. Das richtige zu tun könnte sie alles kosten, aber was hat sie für eine Wahl? Dabei weiß sie noch gar nicht, dass für sie noch viel mehr auf dem Spiel steht, als ihr Job. Der Unbekannte Bewerber entwickelt nämlich ein steigendes Interesse an der Datenanalystin, die für die Auswertung seines Tests verantwortlich war.
Der Thriller ist inhaltlich wirklich gut aufgebaut, hat einen tollen Spannungsbogen und lässt einen die ganze Bandbreite an Emotionen spüren. Das Buch startet direkt mit einem Mord, welchen der Leser aus Sicht des Opfers erlebt und es war unglaublich eindrucksvoll. Angst, Panik, Trauer, Überlebenswille und Liebe bilden einen höchst potenten Cocktail, der mir emotional einiges abverlangt hat. Neben diesen äußerst brutalen Momenten gibt es aber auch Szenen der Sanftheit, Zuneigung und Freundschaft, die ich in der Form und in dem Buch nicht erwartet, aber dafür sehr zu schätzen gewusst habe. Die Autorin hat die Perspektivwechsel zwischen den verschiedenen Charakteren, u.a. Midnight und der Bewerber, hervorragend genutzt, um der Geschichte Spannung zu verleihen und die Nuancen der Charaktere herauszuarbeiten. Für einen Thriller sind die Figuren meiner Meinung nach auch sehr glaubhaft ausgearbeitet. Dawn und Doris zum Beispiel sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen.
Mein Fazit fällt insgesamt sehr positiv aus und ich kann sagen, dass The Killer Profile in den Top 3 der Thriller rangiert, die ich dieses Jahr gelesen habe. Definitiv zu empfehlen!

Bewertung vom 15.11.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


ausgezeichnet

Tage einer Hexe von Autorin Genoveva Dimova hat mich absolut verzaubert. Nicht nur ist das Buch mit seinem wunderschönen Cover-Design und dem dazu passenden Farbschnitt ein absoluter Hingucker, es ist auch inhaltlich ein richtiges Überraschungspaket mit spannender Handlung, interessanten Figuren, faszinierenden Monstern und einer dichten Atmosphäre. Ich habe ein wenig gebraucht um in die Welt und Kosaras Geschichte einzutauchen, aber noch bevor ich wusste wie mir geschieht, hat mich das Buch von Seite zu Seite mehr in seinen Bann gezogen. Irgendwann konnte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Als ich erstmals den Klappentext gelesen habe war ich sehr gespannt auf die Geschichte, habe allerdings nicht erwartet, dass sie mich am Ende doch so begeistern würde.
Wie schon erwähnt treffen wir auf die junge Hexe Kosara, die sich in der Neujahrsnacht gegen den kommenden Sturm von Ungeheuern wappnet, denn mit dem Mitternachtsleuten wird in Chernograd niemand mehr sicher sein. Die schmutzigen Tage, so werden sie genannt. Jene zwölf Tage des Jahres in denen die Grenze zwischen den Welten verblasst und allerhand wundersame Monster die Stadt heimsuchen. Normalerweise kein allzu großer Grund zur Beunruhigung, schließlich weiß Kosara sich zu helfen, doch eine heimtückische Intrige führt dazu, dass sie ihren Hexenschatten verliert - und damit all ihre magischen Fähigkeiten. Um zu überleben muss sie ihren Schatten zurück bekommen, aber sie hat einen mächtigen Gegner und nur wenig Zeit. Ob es ihr gelingt und welche Hindernisse ihr dabei begegnen ist auf rund 450 spannenden Seiten zu lesen.
Kosara ist eine interessante, eigensinnige und auch mit einigen Fehlern behaftete Protagonistin, die ich ungemein gerne begleitet habe. Ich würde nicht behaupten, dass sie durch die Bank sympathisch ist, aber das hat es auch nicht gebraucht um sie ins Herz zu schließen. Sie ist clever, witzig und auch ein wenig selbst-ironisch, aber darunter stecken tiefe Emotionen und Unsicherheiten, die sie sehr nahbar machen.
Es gibt zudem einige spannende Nebenfiguren, die der Geschichte die richtige Würze verliehen haben. Sei es der Zmey, der nicht ohne Grund das furchterregendste Monster von allen ist, Asen, der seine eigenen Dämonen zu bekämpfen hat, eine Pfeiferauchende Monsterjägerin oder die Schar Hausgeister, alle haben dazu beigetragen die Handlung und Atmosphäre der Geschichte toll auszugestalten. Während ich zu erstem nicht viel verraten möchte, will ich letzteres unbedingt gesondert hervorheben. Die Autorin hat eine wundervoll düstere, vielfältige und aufregende Welt erschaffen und mit den ersten Seiten eine Atmosphäre kreiert, die sie durchs ganze Buch zieht und ganz nebenbei hervorragend in die dunkle Jahreszeit passt. Die slavische Mythologie wird eher selten als Grundstoff für Fantasyromane genutzt und es war einfach toll mal Fantasyelementen ausgesetzt zu sein, die abseits der Norm liegen. Allein schon wegen der Vielzahl von spannenden Fabelwesen lohnt sich ein Abstecher nach Chernograd.
Alles in allem war Tage einer Hexe ein wunderbares und aufregendes Leseerlebnis und ich kann es jetzt schon kaum erwarten den zweiten Teil in die Finger zu bekommen.

Bewertung vom 06.11.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


weniger gut

Immortal Longings von Chloe Gong hat mich mit seiner interessanten Prämisse sofort neugierig gemacht. Ein starker Urban-Fantasy Vibe, inspiriert von der pulsierenden Stadtlandschaft einer ostasiatischen Metropole, ein interessantes Magiesystem, enemies-to-lovers und tödliche Spiele. Es hätte so gut werden können! Aber noch während ich diese Punkte aufzähle, die ursprünglich mein Interesse an dem Buch geweckt haben, drängt sich das Gefühl der Enttäuschung zurück in den Vordergrund. Die Geschichte ist dem einfach nicht gerecht geworden.
Den Einstieg ins Buch fand ich noch ganz vielversprechend. Die Zwillingsstädte von San-Er bieten einen fesselnden Schauplatz und die Autorin hat mit ihren Beschreibungen gut einfangen können, wie sich die Atmosphäre in der verarmten, überbevölkerten und dichtbebauten Hochhausstadt anfühlt. Das und ein flüssiger Lese-Rhythmus sind jedoch die einzigen positiven Aspekte, die ich dem ansonsten eher nichtssagenden und sehr emotionslosen
Erzählstil abgewinnen konnte. Es überwiegt enormes Info-Dumping und die anhaltende Wiederholung derselben Beschreibungen mit leicht verändertem Wortlaut.
Das Worldbuilding, so faszinierend es am Anfang erschien, war sehr enttäuschend. Es ist, als hätte die Autorin diese Vision von Spielen in diesem außergewöhnlichen Stadt-Setting gehabt, aber dann ist es ihr nicht gelungen ein solides Gerüst drum herum zu erbauen. Die gesellschaftlichen Missstände, die Ausbeutung der Provinzen, die Spiele, die Macht des Palastes, nichts davon wird wirklich gut oder glaubhaft erklärt und die Erklärungen, die geliefert werden, sind so löchrig, dass man geradeaus durchgucken kann. Pustet man leicht dagegen, fällt das ganze System in sich zusammen. Um ehrlich zu sein fühlte sich die ganze Story für mich mit der Zeit immer sinnloser an. Calla nimmt an den Spielen teil, um die Missstände durch die Monarchie und König Kasa zu beenden, aber ihr Wahnsinnsplan ist den einen König, durch einen anderen zu ersetzen, und alles wird gut. Es gibt 87 andere Teilnehmer, die sie überleben muss, aber im Grunde kann jeder andere Spieler ausgeschaltet werden, indem man ihm die Teilnehmerkennung abnimmt. Gong war bemüht eine Atmosphäre aus Spannung und Bedrohung zu kreieren, die Einsätze für die Figuren sollen so hoch sein, höher geht es kaum. Nur funktioniert es einfach nicht. Der Mangel an Einsatz, Spannung, Emotion und teilweise auch an Logik lässt einfach nicht zu, dass das Gefühl aufkommt für die Figuren oder ihre Welt stünde irgendwas auf dem Spiel. Es gibt ein paar wenige gut geschriebene Action Szenen, die mich ein wenig versöhnlicher gestimmt haben, aber ich musste jedes bisschen Motivation zusammenklauben, um das Buch zu beenden.
Ich hatte gehofft die Charaktere würden mir mit der Zeit genug ans Herz wachsen, um mich etwas an die Geschichte zu fesseln, aber leider war auch das nicht der Fall. Die Figuren fühlen sich durchweg zweckgebunden, austauschbar und unauthentisch an. Keiner von ihnen hat in mir irgendwelche Emotionen geweckt, mit keinem konnte ich mitfühlen oder gar mitfiebern. Und die beworbene Enemies-to-Lovers Geschichte hat ebenso wenig funktioniert, wie das Worldbuilding. Man hätte sie komplett weglassen können, es hätte der Storys wahrscheinlich eher gutgetan. Diese stürmische Romanze zwischen Calla und Anton, die einem im letzten Drittel des Buches noch aufgezwungen wird, hatte keine emotionale Basis, keine Chemie, sie war einfach plötzlich da.
Mir fallen noch einige andere Punkte ein, aber das wird mein Fazit nur noch weiter in die Länge ziehen, ohne etwas am Ergebnis zu ändern. Ich habe mir viel von Immortal Longings erhofft und glaube weiterhin, dass dem Buch eine wirklich spannende Idee zu Grunde liegt, aber überzeugen konnte mich nur das wunderschöne Cover- und Farbschnittdesign. Am Ende war es eine weitere Bestätigung dafür, dass BookTok Hypes eher mit Vorsicht zu genießen sind.

Bewertung vom 11.10.2024
Prost, auf Brunngries
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf Brunngries


ausgezeichnet

Brunngries hat schon die ein oder andere Mordermittlung miterlebt, doch bei keiner stand bisher so viel auf dem Spiel, wie bei Tischlers zehntem Fall. Nach einer feucht-fröhlichen Beförderungsfeier im KRAUSE mit all unseren Lieblingsvertretern der Brunngrieser Polizeidienststelle wartet am nächsten Morgen das böse Erwachen. Ein Radfahrer findet kurz vor dem Ortseingang die übel zugerichtete Leiche von Katja Brendel. Die Spuren am Tatort zeichnen ein unmissverständliches Bild: Die junge Frau wurde ganz gezielt von einem Auto überfahren. Allerdings, so stellt sich bald heraus, war die Mordwaffe nicht irgendein Auto. Katja wurde ohne jeden Zweifel mit Tischlers eigenem, heißgeliebten Jaguar getötet. Und da er und das Opfer eine gemeinsame Vergangenheit haben, muss Tischler erstmals in seiner Karriere lernen, was es heißt, unter Mordverdacht zu stehen.
Die Reihe rund um Kommissar Tischler ist für mich inzwischen ein Garant für gute Unterhaltung und mit diesem Jubiläumsteil, hat Autor Friedrich Kalpenstein definitiv noch einen draufgesetzt. „Prost, auf Brunngries“ war ein großer Spaß! Der Fall gestaltet sich von Anfang an als verzwickt, es gibt jede Menge Hinweise, noch mehr Verdächtige und damit viel Potential zum Miträtseln. Besonders spannend fand ich, dass die Ermittlungen dieses Mal eine etwas andere Dynamik hatten, dadurch dass Tischler als Verdächtiger natürlich nicht selbst im Fall tätig werden darf. Während also unser lieber Herr Hauptkommissar im privaten nach Hinweisen sucht (denn selbstverständlich hält er nicht brav die Füße still), können die Leser aus erster Reihe miterleben, wie sich der frisch gebackene Polizeihauptmann Fink so als Chefermittler schlägt. Tempo und Aufbau des Falls waren sehr gut ausgearbeitet, dabei kamen aber auch die kleinen, herzlichen Alltagsmomente in Brunngries nicht zu kurz. Von Begegnungen mit liebgewonnenen Charakteren der Reihe, hin zu kleinen oder größeren persönlichen Stolpersteinen war alles dabei. Selbst das ein oder andere neue Gesicht gibt es zum Kennenlernen. Natürlich lässt sich das Buch auch eigenständig ganz gut lesen, aber wer die Reihe schon seit einer Weile oder von Anfang an verfolgt, so wie ich, wird bestimmt zu schätzen wissen, wie viele, kleine nostalgische und emotionale Momente der Autor für uns darin versteckt hat. Es ist spürbar wie viele Gedanken und Mühe in die Planung dieses Teils hineingeflossen sein müssen.
Schließlich steht „Prost, auf Brunngries“ seinen Vorgängern auch in Sachen Humor in nichts nach. Es gab so viele Momente, die mich zum Schmunzeln oder richtig zum Lachen gebracht haben und besonders bei den Dialogen hat sich der Autor in Top-Form gezeigt. Die Kabbeleien zwischen Tischler und Fink waren einfach köstlich. Ich muss immer noch regelmäßig grinsen, wenn mir manche Szenen in den Sinn kommen.
Unterm Strich bringt das Buch alles mit, was ich mir von einem gemütlichen Regionalkrimi wünsche, und bedient darüber hinaus alle Punkte, die ich als Fan so an dieser Reihe schätze. Und das tut es sehr großzügig: Ein spannender Fall, eine tolle Atmosphäre, urige Charaktere und eine großartige Stimmung. Meiner Meinung nach ein rundum gelungener Jubiläumsband.

Bewertung vom 02.10.2024
Das Comeback
Berman, Ella

Das Comeback


ausgezeichnet

Das Comeback von Ella Berman ist ein kraftvoller und herausfordernder Roman über eine junge Schauspielerin, die von den missbräuchlichen Machtstrukturen Hollywoods verschlungen wird und sich an der Schwelle des Zerbrechens wiederfindet – bis sie beschließt, dass es an der Zeit ist, den Mann zu konfrontieren, der ihr die Macht und die Stimme genommen hat.
Das Buch reißt einen mit der Kraft eines Hochgeschwindigkeitszugs mit. Jedenfalls ging es mir so. Es ist eins dieser Bücher, das einem unwiderruflich unter die Haut geht. Die üblichen Phrasen wie „toll geschrieben“ oder „gelungene Charaktere“ werden nicht annähernd dem gerecht, was Ella Berman hier geschaffen hat. Es ist eine zutiefst berührende und aufwühlende Charakterstudie, die den Lesern die ganze Bandbreite der Emotionen durchleben lässt.
Grace Turner wird mit dreizehn Jahren für einen Film gecastet, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen soll. Quasi über Nacht wird sie zum neusten, strahlenden Stern am Himmel Hollywoods und hat fortan ein Team an ihrer Seite, das alles dafür tut, um sie dort oben zu halten. Nach und nach entfremdet von Familie und Freunden und einem Support-System, das nur aus Leuten besteht, die dafür bezahlt werden für sie da zu sein, klammert sich Grace verzweifelt an die einzige Person, die ihr das Gefühl gibt, ganz und gar hinter ihr zu stehen. Able Yorke hat sie erschaffen. Ohne ihn ist sie nichts. Zumindest setzt er alles daran, sie das glauben zu lassen. Doch seine Aufmerksamkeit kommt nicht ohne Preis.
Als Leser erleben wir die Auswirkungen, mit denen Grace als Erwachsene zu kämpfen hat. Ihre Karriere steht auf der Kippe, engere Beziehungen kann sie kaum aufrechterhalten und sie weiß nicht mit ihrer Familie umzugehen, ohne dass es im Streit endet. Immer wieder verliert sie sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale aus Alkohol und Drogen. Über allem wabert das Geheimnis, das Grace vor allem und jedem zu bewahren versucht. Das Buch taucht ohne Zurückhaltung und Angst tief in die Komplexität von missbräuchlichen Beziehungen, Grooming und Trauma ein und fängt auf sehr sensible Weise die heikle und zerbrechliche Natur des Erwachsenwerdens ein.
Mit Grace hat Berman einen hochinteressanten, komplexen und nuancierten Charakter erschaffen, deren Stimme mich trotz all ihrer Schwächen nicht loslassen wollte. Sie kommt oft selbstsüchtig rüber, ist egoistisch und wenig sympathisch, aber auch sehr real und ehrlich. Ihr Schmerz, ihre Scham und all die komplizierten Gefühle, die ihr Inneres in so festem Griff haben, machten es zur schweren Herausforderung so viel Zeit in ihrem Kopf zu verbringen. Aber umso größer und bedeutender empfand ich auch jeden noch so kleinen Sieg auf ihrem Eroberungsfeldzug. Das Buch führt einen bisweilen an sehr düstere und hoffnungslose Orte, aber es ist kein düsteres und hoffnungsloses Buch. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass Hoffnung ein ganz zentraler Bestandteil von Grace‘ Geschichte ist.
Alles in allem ist Das Comeback von Ella Herman eine sehr authentische, fesselnde und aufwühlende Lektüre, die zum Nachdenken anregt.