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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2024
Verstummt / Georgia Bd.1
Slaughter, Karin

Verstummt / Georgia Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Detective Michael Ormewood wird zu einem Tatort gerufen, bei der eine Prostituierte brutal ermordet wurde. Da der Fall Parallelen zu anderen Fällen mit vergewaltigten und ermordeten Mädchen aufweist, wird Ormewood der Special Agent Will Trent vom GBI zugeteilt, der mit ihm gemeinsam ermitteln soll. Als dann die junge Nachbarin von Ormewood tot aufgefunden wird, ist schnell klar, dass der Serienmörder ganz in der Nähe ist und alle Fälle auf irgendeine Weise zusammehängen müssen. Denn allen Opfern wurde die Zunge abgebissen...

Meine Leserfahrung:
Ich bin mittlerweile Fan der Bücher von Karin Slaughter, bin allerdings irgendwann in der Mitte in die Georgia-Reihe eingestiegen. Die ersten zwei Bücher mit Will Trent hatte ich noch nicht gelesen. Dass die Reihe einen neuen Coverlook bekommen hat, begrüße ich sehr. So kann ich auch die ungelesenen Bücher der Reihe nach und nach vornehmen.

"Verstummt" ist der Auftakt und ich bedaure es sehr, dass ich nicht schon früher damit angefangen habe. Im ersten Teil erfährt man bereits so viel über Will Trent und seine On-Off-Beziehung mit Angie Polaski sowie ihre gemeinsame Vergangenheit. Es gibt reichlich Rückblicke, sowohl bezüglich der Ermittler als auch der potenziellen Verdächtigen. Für manche mag das langatmig erscheinen, für den Fall sind die gelieferten Informationen jedoch enorm wichtig, zumal sich die Figuren ja durch die Reihe hindurch auch entwickeln. Außerdem hatte ich oft einen Aha-Effekt, wenn ich die Vorgeschichte von Will Trent las und Rückschlüsse zu den aktuelleren Büchern mit ihm schließen konnte.

Karin Slaughters Schreibstil ist glasklar, direkt und authentisch. Nichts wird in Watte gepackt, sondern knallhart formuliert. Daher ist dieser Thriller wie auch ihre anderen Bücher nichts für Zartbesaitete. Auch wenn man bereits früh erahnen kann, wer hier der Täter ist, verliert das Buch kein bisschen Spannung. Und das ist schon eine Kunst für sich, die Slaughter sehr gut beherrscht.

Fazit:
"Verstummt" ist ein solider Auftakt der Georgia-Reihe um Will Trent, der die Leserschaft mit harten Themen wie Mord, Vergewaltigung, Pädophilie, Prostitution und Drogenmissbrauch konfrontiert. Keine leichte Lektüre, dafür aber sehr authentisch und aufrüttelnd. Ganz klare Leseempfehlung für alle Thriller-Begeisterte!

Bewertung vom 02.11.2024
Butcher & Blackbird - Selbst die dunkelsten Seelen sehnen sich nach Liebe / Ruinous Love Bd.1
Weaver, Brynne

Butcher & Blackbird - Selbst die dunkelsten Seelen sehnen sich nach Liebe / Ruinous Love Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Sloane und Rowan sind zwei Gleichgesinnte mit dunklen Seelen. Beide sind Serienmörder auf der Jagd nach anderen Serienmördern. Als die beiden aufeinander treffen, beginnt eine außergewöhnliche Freundschaft, die sich über Jahre hält. Einmal im Jahr treten sie gegeneinander an und jagen die übelsten Mörder Amerikas. Doch die freundschaftlichen Gefühle zwischen den beiden werden mit der Zeit intensiver und leidenschaftlicher. Und am Ende haben sie mehr zu verlieren, als sie gegen ein wahrlich böses Monster antreten. 

Meine Leseerfahrung:
Ich lese viel Thriller und Fantasy. Darin darf auch hin und wieder mal eine Romanze vorkommen. Aber reine Liebesgeschichten sind mir zuwider. Eine Dark RomCom hatte ich noch nie und wollte damit ein wenig aus meiner Komfortzone kommen. Abwechslung ist gut, dache ich. Ich hatte ja keine Ahnung.

Gereizt hat mich eigentlich eher die Tatsache, dass es um zwei rivalisierende Serienkiller geht, die gleichgesinnt sind und Jagd auf andere Serienkiller machen. Da ich aktuell die Serie "Dexter" durchsuchte, habe ich angenommen, dass dieses Buch genau das Richtige für mich wäre. Dann habe ich die vorangestellten Triggerwarnungen gelesen,... und ja, die sollte man wirklich ernst nehmen. Inhaltlich hätte ich mir ehrlich gesagt mehr Morde gewünscht, auch wenn das etwas makaber klingt. Schließlich sind hier Serienmörder am Werk. Die Handungsebene erschien mir daher leider etwas zu seicht. Aber es ist ja eigentlich eine Liebesgeschichte, wobei man diese in Anführungsstriche setzen kann. 

Da es meine erste Dark Romance ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie ich das Buch insgesamt bewerten soll. Aber weil ich im Ergebnis sehr unterhaltsame Lesestunden hatte und auch nur so durch die Seiten geflogen bin, gibt es von mir gute 4 Sterne. Allerdings spricht mich der schwarze Humor auch an und heikler Content ist für mich persönlich auch kein Thema, da ich von Thrillern schon so Einiges gewöhnt bin. Was mich allerdings etwas kalt erwischt hat, war die absolut detailliert dargestellten Sexszenen. Von zarter Romanze kaum ne Spur, hier geht es direkt ins Eingemachte. Aber was kann man auch Anderes von zwei Serienkillern erwarten?

Ab Januar folgt bereits der zweite Teil und ich werde sicherlich wieder mit dabei sein. Ich brauche in diesem Genre definitiv noch mehr Vergleichsmöglichkeiten. 

Fazit:
"Butcher & Blackbird" von Brynne Weaver kombiniert schwarzen Humor und Serienkiller-Vibes mit Düsternis und extremen Spice. Nichts für schwache Nerven, aber auf seine verstörende Art sehr unterhaltsam!

Bewertung vom 27.10.2024
Das flüsternde Haus
Henry, Christina

Das flüsternde Haus


sehr gut

Zum Inhalt:
Harry Adams ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Haushaltshilfe für einen berühmten Filmregisseur namens Javier Castillo, der bekannt ist für seine Horrorfilme. Eigentlich ein Traumjob, denn Harry ist ein großer Fan des Genres und das Haus steckt voller Requisiten und Kostüme aus den bisher produzierten Filmen. Doch die gruselig wirkende Villa hat ein verschlossenes Zimmer. Manchmal klopft es hinter der Wand und manchmal hört Harry Hilferufe...

Meine Leseerfahrung:
Die Bücher von Christina Henry lese ich deswegen gerne, weil sie abwechslungsreiche Geschichten zu bieten hat. Mit "Das flüsternde Haus" beglückt Sie uns mit einer soliden Gruselgeschichte, die absolut halloweentauglich ist. Die gesamte Atmosphäre ist unheimlich und düster. Es knistert vor Spannung. Man ist gespannt, was als Nächstes passiert. Doch Henry zieht die Situation oft in die Länge und strapaziert unsere Nerven. Auch wenn es einige langatmige Stellen gibt, insbesondere wenn man viel über Harrys Vergangenheit erfährt, hat das Buch durchaus Potenzial, um Gänsehaut zu erzeugen.

Ich bin allerdings selbst Fan von alten Horror-Klassikern und kann die Begeisterung von Harry und ihrem Teenie-Sohn gut nachvollziehen. Die Gruselvilla konnte ich mir dank der bildhaften Erzählweise von Henry sehr gut vorstellen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und konnte die Auflösung kaum abwarten.

Das Ende war stimmig, nicht besonders neu, aber dafür ziemlich kreativ geschrieben. Insgesamt kann ich sagen, dass dieses Buch trotz einiger kleiner Schwächen eher meinen Geschmack getroffen hat. Ich finde spannende Geistergeschichten allerdings auch sehr ansprechend, insbesondere wenn das Setting in einer gruselig anmutenden Villa oder einem Schloss etc. angesiedelt ist.

Fazit:
"Das Flüsternde Haus" von Christina Henry bietet eine solide Geistergeschichte mit Spannung und Grusel. Insbesondere Fans von Horrorfilmen kommen hierbei voll auf ihre Kosten. Gute Unterhaltung in der gemütlichen Herbstzeit!

Bewertung vom 18.10.2024
Das alte Japan. Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche
Mitford, Algernon Bertram

Das alte Japan. Sagen, Mythen, Märchen, Bräuche


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der Diplomat Algernon Bertram Mitford verbrachte als Attaché der britischen Gesandtschaft einige Zeit in Japan und trug 1871 Kurzgeschichten, Märchen und Sagen dieses geheimnisvollen Landes in seinem Buch "Tales of old Japan" zusammen. Teilweise suchte er die Erzählungen aus diesem Sammelband aus sehr seltenen alten japanischen Quellen zusammen. Dieses Standardwerk ist nun in einer Neuauflage im Anaconda Verlag als Hardcover mit 560 Seiten erschienen und beinhaltet neben Volkstraditionen, Erzählungen von berühmten Persönlichkeiten und Schilderungen japanischer Gebräuche und Riten, auch sehr anschauliche Illustrationen in schwarzweiß.

Meine Leseerfahrung:
Kein anderes Land hat eine dermaßen komplexe Kultur wie Japan, was mich schon seit meiner Jugend sehr faszinierte. Das Standardwerk von Mitford war mir daher bereits ein Begriff. Allerdings hatte ich mich wegen der beträchtlichen Seitenzahl bisher nicht an dieses Buch herangewagt. Die Neuauflage hat mE das bisher beste Buchcover, was ebenfalls ein Anreiz dafür war, das Buch mal endlich in die Hand zu nehmen.

Vorab muss ich anmerken, dass man viel Zeit fürs Lesen einplanen sollte. Der stellenweise etwas zähe Schreibstil ist anfangs noch sehr hinderlich. Ich habe etwas gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Sehr hilfreich waren allerdings die enthaltenen Fußnoten, die bestimmte Begrifflichkeiten näher erläutern. An einer Stelle füllt der Text einer Fußnote sogar die halbe Seite und geht sogar noch auf der darauf folgenden Seite weiter. Das kann durchaus irritieren, meinen Lesefluss hat es allerdings nicht gestört.

Ganz besonders gefielen mir die Märchen, die nebenbei viel Lebensweisheiten weitergeben, sowie der Abschnitt über Sagen, Mythen und Aberglauben, die ebenfalls voller tiefer Bedeutungen stecken. Insgesamt kann man sagen, dass fast jede Erzählung belehrend ist und zur Selbstreflektion dient. Dass dabei oft die Geisterwelt eine Rolle spielt, war für mich sehr faszinierend, zumal die japanische Kultur stark geprägt ist von Geistern der Vergangenheit. Die übernatürliche Ebene der Geschichten war sicherlich zur Zeit der Veröffentlichung des Buches etwas grundlegend Neuartiges; auch heute noch haben sie nichts von ihrem Zauber verloren. Die Erzählungen entführen uns in eine fremdartige Welt voller kurioser Begebenheiten und einer sehr facettenreichen Kultur.

Ich habe sehr viel Neues über die Kultur und Historie der Japaner lernen können und hatte oft nachhallende Denkanstöße nach einigen Leseabschnitten. Trotz der zähen Erzählweise ist das Buch absolut lesenswert und auch zum Nachschlagen ideal.

Fazit:
Mitford hat mit seinem Standardwerk "Das alte Japan" einen Grundstein in Sachen japanische Literatur gesetzt und die erlesensten Erzählungen, Märchen und Sagen zusammengetragen. Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in die japanische Kultur, sowie auch in die Vergangenheit des Landes und die Mentalität seiner Menschen.

Bewertung vom 07.10.2024
Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3
Turner, A. K.

Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Zum Inhalt: 
Cassie hat als junge Assistentin in der Pathologie seit Langem keine Freude mehr in ihrem Job. Ihre besondere Gabe, die Visionen davon, wie die Toten zu ihr "sprechen", scheint sie verloren zu haben. Eines Tages treibt die Leiche eines jungen Mannes an ihr Hausboot. Auffällig ist, dass niemand ihn zu vermissen scheint. Seltsamerweise geht Cassie der Fall sehr nahe, weswegen sie insgeheim versucht, den Fall aufzuklären. Gemeinsam mit DS Flyte tappen sie vorerst im Dunkeln und merken nicht, dass die Gefahr nicht weit von Ihnen auf sie lauert...

Meine Leseerfahrung:
Seit ich zufällig über den ersten Teil dieser Reihe von A.K. Turner gestolpert bin, bin ich mittlerweile ein Fan von Cassie Raven. Ihre coole lässige Art und ihr couragiertes rebellisches Auftreten haben mich von der ersten Seite an überzeugt. Hinzu kommt noch ihr feinfühliger Umgang mit den Toten in der Pathologie sowie auch ihre emotionale Welt hinter der unnahbaren Fassade, was sie als Hauptprotagonistin sehr interessant macht. 

Dass Cassie bisexuell ist, wird nicht völlig in den Vordergrund gestellt, wofür ich dankbar bin. Denn mittlerweile wird man erschlagen von Literatur, die eindringlich auf sexuellen Orientierungen herumstochert. Hier geht es einzig und allein um die zögerliche Zusammenarbeit zwischen Cassie und DS Flyte, die sich wiederum nicht dazu durchringen kann, sich zu ihren Gefühlen für Cassie zu bekennen. Wenn man alle Bücher der Reihe nacheinander liest, kann man eine deutliche Entwicklung beider Figuren mitverfolgen, was wiederum ein weiterer Anreiz ist, dieser Reihe treu zu bleiben.

Zugegeben fand ich die "Gabe" von Cassie am Anfang etwas befremdlich, da ich keinen Mystery-Thriller oder Ähnliches erwartet hatte. Aber wenn man sich auf die Bücher einlässt, stellt man sehr bald fest, dass die phantastische Ebene der Geschichte gut zu Cassies Figur passt. Verbunden mit dem Gothic-Stil erzeugt Turner insgesamt eine recht fesselnde düstere Atmosphäre. 

Da im dritten Teil auch Aspekte aus den vorherigen Teilen der Reihe durchscheinen, sollten die Bücher chronologisch gelesen werden. Einen späteren Einstieg in die Reihe würde ich daher nicht empfehlen. 

Fazit:
"Tote klagen an" knüpft erfolgreich an die Vorgängerbände der Cassie-Raven-Reihe an und überzeugt auf allen Ebenen. Einer der besten Forensik-Thriller der letzten Jahre!

Bewertung vom 22.09.2024
Das Buch der tausend Türen
Brown, Gareth

Das Buch der tausend Türen


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Das Leben der Buchhändlerin Cassie ändert sich abrupt, als sie eines Tages nach dem Ableben ihres Lieblingskunden Mr. Webber ein magisches Buch erbt. Mit diesem kann sie an jeden Ort der Welt reisen. Während sie damit experiementiert, trifft sie zufällig auf den Bibliothekar Drummond Fox, der ihr erklärt, dass noch viele andere magische Bücher existieren und sich bei Cassies Buch um das "Buch der Tausend Türen" handelt. Durch ihn lernt Cassie das Buch auch durch die Zeit zu nutzen und startet eine kleine Reise in ihre Vergangenheit. Kurz darauf setzen sich skrupellose Buchjäger an ihre Fersen, um das magische Buch an sich zu reißen. Unter ihnen befindet sich auch eine mächtige Buchjägerin, die vor nichts zurückschreckt, um alle Bücher zu besitzen. Ihren Weg pflastern viele Leichen...

Meine Leseerfahrung:
Ein Buch über Bücher, Magie und Zeitreisen! Mehr brauchte es nicht für mich, um mein Interesse zu wecken. Aber dass es sich bei "Das Buch der Tausend Türen" um ein besonderes Juwel in der Fantasywelt handelt, hätte ich, ehrlich gesagt, nicht erwartet.

Der leichte unkomplizierte Schreibstil führt durch das gesamte Buch, das in 7 Teile gegliedert ist. Bereits mit dem ersten Teil war ich von der Geschichte gefesselt und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand lassen. 522 Seiten sollten daher keineswegs abschrecken, die sind sehr schnell gelesen. Die Story ist von Anfang bis Ende gut durchdacht. Insbesondere bei Zeitreisen komme ich gedanklich nicht mit, weil die gebotenen Erklärungen für zeitliche Überschneidungen und losgetretene Ereignisse meist auf der Strecke bleiben. Nicht so in diesem Buch! Der rote Faden ist immer präsent und die Verknüpfungen von Handungssträngen sind unkompliziert und verständlich.

Besonders gut haben mir die einzelnen Charaktere gefallen. Cassie als Hauptprotagonistin ist authentisch und sympathisch. Sie erlebt während der laufenden Geschichte eine altersbedingte Entwicklung, die ihre Figur gegen Ende nochmal abrundet. Ihr Gegenpart, besetzt mit der bösen Buchjägerin, gefiel mir allerdings auch sehr gut. Die Wahl des Bösewichts in dieser Story ist eine willkommene Abwechslung, denn es handelt sich hier um eine Frau, die abgrundtief böse ist, was dem weiblichen Geschlecht in dieser Intensität kaum zuzutrauen wäre.

Insgesamt wurde ich sehr gut unterhalten und hatte stellenweise sogar emotionale Momente, und zwar jedesmal als Cassie ihren verstorbenen Großvater in der Vergangenheit besuchte. Ich kann hier nur hoffen, dass es eine Fortsetzung geben wird. Denn die Geschichte der magischen Bücher hat sehr viel Potenzial und kann Literaturbegeisterten noch sehr viel bieten.

Fazit:
Gareth Browns "Das Buch der Tausend Türen" versetzt den Leser in ein wahrhaft magisches Abenteuer. Jede Seite ist ein Hochgenuss für Bücherfreunde und solche, die es werden wollen. Mein ganz persönliches Fantasy-Highlight 2024!

Bewertung vom 30.08.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Sara Linton und Will Trent sind endlich verheiratet und buchen für ihre Flitterwochen eine private Hütte in einem luxuriösen Resort in den Bergen von Georgia. Das Anwesen gehört der ortsbekannten McAlpine Familie, deren Tochter Mercy McAlpine als Managerin dort arbeitet. Nach einem Familienstreit, der vor den Gästen nicht verborgen bleibt, wird Mercy eines Nachts ermordet. Will und Sara können nicht anders, als die Ermittlungen aufzunehmen. Denn es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und sie müssen noch einige Geheimnisse aufdecken...

Meine Leseerfahrung:
Bei Karin Slaughter wird man nie enttäuscht, was Spannung und Nervenkitzel anbelangt. Auch sind die Themen, die in ihren Büchern vorkommen, gewohnt erschütternd und bewegend. Ich verfolge die Reihe schon sehr lange, habe aber nicht konsequent jeden Teil gelesen. Da Karin Slaughter für ihre meist brutalen Themen in ihren Thrillern bekannt ist, entscheide ich je nach Klappentext, ob ich das Buch lesen möchte oder nicht vielleicht doch einmal verzichte.

In "Letzte Lügen" steht das Thema sexueller Missbrauch von Kindern, insbesondere im familiären Umfeld, im Vordergrund, was sicherlich nichts für schwache Gemüter ist und unerwünschterweise sogar triggern könnte. Spannung wird dadurch erzeugt, dass der Verdächtigenkreis recht groß ist, so dass man lange im Dunkeln tappt und jede Menge Interpretationsspielraum hat, bis man zu einer Lösung gelangt. Auch werden persönliche Aspekte der Hauptfiguren behandelt; Will Trents Vergangenheit spielt eine ebenso große Rolle, wie auch der Hintergrund, dass Sara Linton aufgrund früherer Erfahrungen in ihrem Privatleben arg gebeutelt ist, aber sich dennoch ihrem jetzigen Ehemann anpasst und ihn bei den Ermittlungen stark unterstützt.

Das Ende hab ich insgeheim vermutet, aber immer wieder verworfen, da die Story konstant durch viele Wendungen bestimmt ist. Immer wieder tun sich neue Rätsel auf, die für Verwirrung sorgen und wodurch der Spannungsbogen konstant hoch bleibt.

Also nichts Neues an der Slaughter-Front, wieder ein überzeugender Thriller mit starken Charakteren, spannender Storyline und Nervenkitzel bis zum Schluss!

Fazit:
Bei "Letzte Lügen" erwartet uns wieder Hochspannung und Nervenkitzel sowie brutale Themen, so wie wir es von Karin Slaughter gewohnt sind. Eindeutige Leseempfehlung für alle, die sich nicht von schockierenden Thrillern abschrecken lassen!

Bewertung vom 23.08.2024
Ihr wollt es dunkler
King, Stephen

Ihr wollt es dunkler


sehr gut

Zum Inhalt:
Alle paar Jahre gibt es eine Kurzgeschichtensammlung von Stephen King. Diesmal beschert der Meister uns 12 neue völlig verschiedene Storys voller Grauen und Horror. Dabei sind allerdings zwei Geschichten auf Grund ihrer Länge durchaus als Novellen zu betrachten. Alle Erzählungen zeichnen sich aber dadurch aus, dass Alltagsszenen düstere Züge annehmen und die Urängste von Menschen aufgegriffen werden.

Meine Leseerfahrung:
Ich bin zwar langjähriger Stephen King Fan, habe allerdings nicht alle bisher veröffentlichten Bücher gelesen. Kurzgeschichtensammlungen des Autors verpasse ich aber in der Regel nicht. Denn sie bieten die volle Bandbreite seines literarischen Könnens.

Beim Rezensieren dieser Ausgabe habe ich aber lange überlegt, ob ich hier 5 Sterne vergeben kann oder nicht. Denn einige Kurzgeschichten haben mich diesmal ganz und gar nicht begeistert. Dafür waren wiederum einige dabei, für die allein es wert ist, das Buch zu lesen. Mein Favorit ist hier die längere Kurzgeschichte "Danny Coughlins böser Traum", die als Novelle durchgeht; dicht gefolgt von "Auf der Slide Inn Road". Beide Geschichten sind grandios erzählt und gewähren einen prägnanten Einblick in die Tiefen der menschlichen Psyche.

Mit jeder einzelnen Geschichte wird der Leser in eine noch düsterere beklemmendere Atmosphäre hineingezogen, so dass man auf jeder Seite des Buches eine nervenaufreibende Erwartungshaltung einnimmt; immer auf der Hut, dass etwas Grauenvolles im nächsten Leseabschnitt lauert. Und genau das macht die Spannung und den Nervenkitzel bei King aus. Der Autor weiß ganz genau, wo die Ängste der Menschen liegen und verknüpft sie mit alltäglichen Situationen, so dass sich wirklich jeder in diese hineinversetzen und mitleiden kann.

Das ist ihm bei dieser Kurzgeschichtensammlung allerdings nicht immer gelungen. Die besten Storys hier sind mit Abstand immer noch die Längeren, für die King sich die Zeit genommen hat und eine komplexere Tiefe hineinggeschrieben, sowie auch die Charaktere eindringlicher gezeichnet hat. Gerade diese Leseabschnitte haben mich am Ehesten an die kingtypische Erzählkunst erinnert, die wir jahrzehntelang gewohnt sind.

Auch wenn ich mit einigen Storys aus diesem Buch nicht warm geworden bin, bin ich mir dennoch sicher, dass King mit ihnen womöglich neue Fans dazugewinnt. Worauf man sich bei ihm immer verlassen kann, ist die Tatsache, dass das amerikanische Leben sich mit all ihren Facetten in seinen Büchern widerspiegelt. Und das ist manchmal spannend und erschreckend genug.

Fazit:
"Ihr wollt es dunkler" von Stephen King ist nicht durchgehend großartig, kann aber mit einigen beeindruckenden Kurzgeschichten trumpfen, die an die früheren Jahre des Autors erinnern und für die es sich lohnt, dieser Ausgabe eine Chance zu geben.

Bewertung vom 28.07.2024
Relight My Fire / The Stranger Times Bd.4
McDonnell, C. K.

Relight My Fire / The Stranger Times Bd.4


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In Manchester passieren wieder merkwürdige Dinge. Ein Mann schwebt wortwörtlich durch die Luft, bis er plötzlich vom Himmel fällt und zufällig vor Stellas Füßen landet. Das Team von der Stranger Times nimmt die Ermittlungen auf. Schließlich wollen Banecroft & Co. beweisen, dass von Stella keinerlei Gefahr ausgeht, und der Todesfall nicht auf ihre Kappe geht. Doch da sind noch mehr seltsame Vorkommnisse, die Banecroft & Co. beschäftigen. Und wieder einmal geht der Irrsinn in der Redaktion von vorne los. Allerdings ist diesmal auch ein liebenswürdiger Ghul mit von der Partie.

Meine Leseerfahrung:
Ich bin ein Riesenfan der Reihe. Allerdings war ich nicht von jedem Band dermaßen begeistert wie jetzt. McDonnell läuft diesmal wieder auf Hochtouren, soviel ist sicher.

Im 4. Teil werden neue Figuren eingeführt, die allesamt skurril, absolut schräg und jede auf ihre Art unterhaltsam sind. Die Dynamik in der Truppe ist mittlerweile sehr stark, so dass man das Stranger Times Team schon als eine Familie bezeichnen kann. Es ist immer wieder schön, mit jedem Band in diese Atmosphäre einzutauchen. Meine Lieblingsfigur ist der schräge Chef Banecroft höchstpersönlich, der zwar nach außen oft als Widerling auftritt, sich tief im Herzen aber für sein Team sorgt.

"Relight my Fire" erinnert mich sehr stark an den Auftakt, was den abgedrehten Humor und die grandiose Unterhaltung anbelangt. Das gesamte Buch ist ein einziger Lesegenuss. Doch wenn man die Zusammenhänge in der Story nachvollziehen möchte, sollte man die Bücher definitiv chronologisch angehen. Das Ende des Buches schreit übrigens förmlich nach einer Fortsetzung. Wir dürfen gespannt sein, womit uns der Autor beim nächsten Band überrascht.

Fazit:
"Relight my fire" von C.K. McDonnell garantiert viele Lacher beim Lesen und sorgt mit skurrilen Figuren und außergewöhnlichen Ereignissen sowie einer ordentlichen Dosis Humor und Spannung für unterhaltsame Lesestunden.

Bewertung vom 15.07.2024
I walk between the Raindrops. Storys (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

I walk between the Raindrops. Storys (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
T.C. Boyle präsentiert in seinem neuesten Buch 13 surreale Kurzgeschichten, mit denen er einen tragikomischen Einblick in die menschlichen Abgründe der aktuellen Zeit gewährt. Die Geschichten haben nämlich Bezug zu wahren Begebenheiten unserer Gesellschaft, die uns mal mehr mal weniger nachhaltig bewegt haben. Themen sind unter Anderem die Beziehung zwischen Mensch und Natur, der Lockdown während der Corona-Pandemie, Sexismus und #MeToo, Suizidprävention, sowie auch Zukunftvisionen mit selbstfahrenden Autos und einem Sozialpunktesystem für die Bürger.

Meine Leseerfahrung:
Boyle mag bereits sehr bekannt sein, für mich war es die erste Erfahrung mit seinem Schreibstil. Und der hat mich gleich mit der ersten Geschichte abgeholt. Boyle schreibt schonungslos und ohne zu Verschönern. Damit gibt er den einzelnen Protagonisten seiner Geschichten sehr authentische Stimmen.
Nicht alle Geschichten waren für mich greifbar, bei einigen musste ich erstmal sacken lassen, um die Message dahinter überhaupt erst verstehen zu können. Bei einer Story fehlte mir gänzlich der Bezug und somit auch das Interesse an der Handlung selbst.

Mein Favorit ist die Kurzgeschichte "Die Form einer Träne", weil diese mit einem rasanten Perspektivwechsel erzählt wird und insgesamt sehr unterhaltsam war, wobei die Geschichte eine Mutter wie mich traurig stimmt. Der erwachsene Sohn, der den Blick für die Realität gänzlich verloren zu haben scheint, sich weigert, aus dem Elternhaus auszuziehen und mit einer Räumungsklage aus seinem Zimmer geschmissen werden muss. Wir lernen dabei die gefühlskalten Gedanken des missratenen Sohnes kennen und erleben gleichzeitig die Verzweiflung und die Scham der Mutter, die ihre Liebe schließlich auf das unehelich gezeugte Enkelkind richtet.

Die Geschichten sind sehr facettenreich, bieten viel Platz für Interpretationen und drängen dem Leser keine bestimmte Moral auf. Ich bin erstaunt, wie oft ich noch über die eine oder andere Geschichte nach dem Lesen nachdenken musste. Das liegt auch hauptsächlich daran, dass aktuell relevante Themen angesprochen werden, aber auch Begebenheiten, über die man vielleicht mal in den Medien gelesen hat. Am Eindrucksvollsten war in dieser Hinsicht die Kurzgeschichte über das Kreuzfahrtschiff, das während des Covid-19-Ausbruchs unter Quarantäne gestellt wurde. Die beklemmende Atmosphäre auf dem Schiff und die Ungewissheit unter den Passagieren wird von Boyle dermaßen gut wiedergegeben, dass man sich als Leser und Zeitzeuge wieder in die Zeit des Lockdowns versetzt fühlt.

Fazit:
Die Kurzgeschichtensammlung "I walk between the Raindrops. Stories" von T.C. Boyle bietet eine Reihe von abwechslungsreichen Erzählungen aus der aktuellen Gegenwart, die schonunglos die Probleme unserer Zeit zusammenfassen und zum Reflektieren anregen. Boyle ist ein überragender Erzähler, der seine Beobachtungen und Wahrnehmungen gekonnt in einer tragikomischen Art wiedergibt und damit den Irrsinn der heutigen Zeit sehr gut erfasst.