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Benutzername: 
jjs_welt
Wohnort: 
Nürnberg

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 11.08.2024
Das Lied des Propheten
Lynch, Paul

Das Lied des Propheten


gut

Die Prämisse des Buchs klingt spannend. Ein Land in Europa gerät langsam aus den Fugen, schleichend scheint der Prozess der Machtübernahme der Totalitären und das Verschwinden der Meinungsfreiheit. Eine angsteinflößende Vorstellung, die einerseits doch so fern erscheint und doch so realistisch und erschreckend flott das Land durchdringt und zur Realität wird.
Ich hatte mich also sehr auf das Buch gefreut, eine gute Dystopie, die zum Nachdenken anregen wird...
Nur leider konnte das Buch diese Erwartung nicht erfüllen. Und das liegt eigentlich nicht am Inhalt. Die Handlung läuft zwar langsam voran, aber dies geschieht in einem scheinbar realistischem Ausmaß.
Es ist der Schreibstil des Autors, der es wirklich schwer macht, dieses Buch zu mögen. Teilweise habe ich mich durch die Seiten gequält, denn Dialoge, Gedanken, Träume und Realität sind alle aneinandergereiht und der Leser ist dafür verantwortlich, sie in eine sinnmachende Ordnung einzufügen. Zudem springt die Geschichte auch oft und ließ mich des Öfteren verständnislos zurück.
Erschreckend ist die Geschichte allemal, ich wünschte mir nur, sie wäre anders geschrieben worden.

Bewertung vom 05.08.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


sehr gut

Das Buch ist stellenweise schon harter Tobak, meiner Meinung nach. An manchen Stellen finde ich mich wieder und ich fand es sehr spannend, die Gedankengänge einer anderen Person zu lesen, der etwas Schlimmes widerfahren ist. Die Selbstzweifel, die langsam aufkeimende Scham, das Gutreden einer offensichtlich nicht rechten Situation. Da fragt man sich als Leser natürlich, woher kommen diese Zweifel an sich selbst, die Unfähigkeit, einzuschätzen, ob etwas rechtens war oder nicht, ob etwas wirklich schlimm war oder doch halb so wild? Vieles scheint bereits in der Kindheit und Jugend der Protagonistin falsch gelaufen zu sein. Komische Freunde, ein „schwacher“ Vater, der selbst nicht für sich einsteht, viel Freiheit, aber wenig Fürsorge und Disziplin. Auch wenn das Buch den Leser bedrückt, es kann aber auch zum Nachdenken anregen. Und zwar zum Nachdenken darüber, wie wir zukünftig unsere Kinder und vor allem Töchter erziehen und sozialisieren können, damit sie sich nicht selbst in Gefahr bringen.

Bewertung vom 01.07.2024
Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
Kun Hoo, Rhee

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein


ausgezeichnet

Mit einer Prise Humor und Selbstironie blickt Rhee Kun Hoo auf sein bewegtes Leben zurück und bietet uns als Leser einen wahren Schatz an Erkenntnissen, die er in seinen 87 Jahren bisher sammeln konnte.
Dabei erscheint er zu keiner Zeit belehrend, sondern eher inspirierend. Er erzählt, was er aus Erlebnissen als Fazit gezogen hat, welche Änderungen er für sich durchgeführt hat und überlässt es dem Leser, ob er auch darüber nachdenken und eventuell eine andere Einstellung übernehmen möchte.
Der Titel des Buchs lässt darauf schließen, dass sich das Buch eher an ältere Semester richtet. Ich konnte aber mit meinen 37 Jahren auch Erkenntnisse daraus ziehen. Denn vieles, von dem er erzählt und erst im Nachhinein geändert hat, könnte ich jetzt als Inspiration nehmen, um schon jetzt die Weichen richtig für mich persönlich zu stellen.

Bewertung vom 28.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1


ausgezeichnet

Eine schöner Einstieg in die Familiensaga um die Blumentöchter ist Tessa Collins mit der Geschichte von Dalia gelungen. Dalias Mutter ist bei ihrer Geburt leider verstorben und von ihrem Vater hat sie leider keine Informationen. Ihre Mutter muss ihn aber auf einer Studienreise in Mexiko kennengelernt haben und an diese Info klammert sie sich, als sie sich entscheidet nach Mexiko zu fliegen, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen.
Ein Land, das ihr als eingeborene Engländerin eigentlich fremd vorkommen sollte, in dem sie sich aber so zu Hause fühlt wie selten zuvor. Und auch wir als Leser bekommen einen sehr schönen Eindruck von Mexiko als Reiseland mit seinen einzigartigen Artefakten und Ruinen aus der Vergangenheit.
Wir begleiten Dalia auf ihrem Abenteuer und begegnen so unterschiedlichsten Charakteren, die mal mehr mal weniger beleuchtet werden, aber immer ausreichend für die Story selbst.
Die Kapitel wechseln sich ab zwischen der Gegenwart, in der wir Dalia begleiten und der Vergangenheit ihrer Mutter. Das sorgt für Spannung, vor allem dann, wenn wir als Leser eine bestimmte Information früher erhalten als Dalia selbst.
Das Buch ist herzerwärmend, aber überschreitet m.E. nie die Linie zum Kitsch und schafft es so, einfach eine schöne Geschichte zu bieten. Mir hat es sehr gut gefallen und natürlich ist es durch den mit Blumen verzierten Buchschnitt auch äußerlich ein Hingucker in meinem Bücherregal.

Bewertung vom 21.04.2024
Das Waldhaus
Webb, Liz

Das Waldhaus


gut

Der Anfang der Story hat mich gepackt. Wir sehen Hannah, wie sie ihren an Alzheimer erkrankten Vater im Krankenhaus besucht und dort von ihm in einem verwirrten Moment mit ihrer verstorbenen Mutter verwechselt wird. Dabei bittet er sie um Vergebung und Hannah sorgt sich, dass er vielleicht doch etwas mit dem ungeklärten Tod ihrer Mutter zu tun haben könnte. Dies gilt es von da an herauszufinden, denn sie möchte endlich die Wahrheit ans Licht bringen.
Leider hat sich der erste spannende Eindruck im Laufe der Geschichte nur selten wieder eingestellt. Hannah entpuppt sich mehr und mehr als recht unsympathische Protagonistin und ihre Gedanken und Handlungen sind eher schwierig nachzuvollziehen.
Was gut gelingt ist, dass man bis zum Schluss eigentlich alles für möglich hält und der Spannungsmoment bis zum Schluss hinausgezögert wird. Die Auflösung war für mich ok, aber vielleicht nicht die Option, die ich mir vorgestellt hatte.

Alles in allem ist es ein durchschnittlicher Thrillen mit einigen Längen, für den man etwas Geduld und Verständnis für die Hauptakteurin braucht.

Bewertung vom 12.03.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

Ein spannender Thriller mit einigen unerwarteten Momenten steckt hier im schreiend grünen "Kostüm", das zusammen mit den schwarzen, dicken Blockbuchstaben auf dem Cover sehr gut zur Geschichte des Romans passt.
Vier Personen ziehen los auf eine Wandertour durch die schwedischen Berge. Drei davon - Anna, Henrik und Milena - sind schon lange befreundet, einer - Jacob -ist der neue Freund von Milena und wurde zähneknirschend als zusätzlicher Begleiter akzeptiert.

Wir sehen die Geschichte in zwei Teilen. Der Autor springt hin und her zwischen Erzählungen aus Annas Perspektive, die auch die ungeheuren Erlebnisse auf der Wanderung wiedergibt. Und der Zeugenbefragung von eben dieser Anna, aber jetzt in der Gegenwart, im Krankenhaus. Denn Anna hat überlebt! Aber was ist aus dem Rest der Gruppe geworden?

Das heißt es herauszufinden und der Weg dorthin ist schön gestaltet für den Leser. Der Roman erscheint größtenteils kurzweilig und liest sich schnell.

Im letzten Drittel gibt es noch einmal eine Wendung, die für extra Spannung sorgt. Leider wird diese nicht ganz aufgelöst und als Leser wird man etwas unsicher und unzufrieden zurückgelassen. Auf der anderen Seite ist es ja doch so, dass in der Einsamkeit der schwedischen Berge so einiges möglich ist und wer soll es schon beweisen?!

Auf jeden Fall lohnt sich das Buch, denn das Szenario ist gut gewählt und man bekommt ein paar schöne, spannende Thrillerstunden geschenkt.

Bewertung vom 28.01.2022
Future - Die Zukunft gehört dir
Frey, Dan

Future - Die Zukunft gehört dir


ausgezeichnet

Eine gelungene Dystopie, die man nicht weglegen mag. Der Erzählstil mittels Emails, Textnachrichten und Protokollausschnitten ist gut gewählt, modern und schnell. Die Charaktere werden ausreichend dargestellt und man kann sich in sie hineinversetzen.
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt, mit einem gelungenen Plot-Twist am Ende.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2021
In die Arme der Flut
Donovan, Gerard

In die Arme der Flut


gut

Der Klappentext liest sich spannend und ich hatte erwartet, dass etwas passiert, das dem selbstmordgefährdeten Luke neue Hoffnung gibt und dass sich sein Leben ganz anders entwickeln wird.
Es wird sich auch ganz anders entwickeln, aber es ist überhaupt nicht absehbar, in welche Richtung sich der Roman im Laufe der Geschichte entwickelt. Dies werte ich an sich als Pluspunkt, denn es ist definitiv nicht vorhersehbar. Aber eben auch nicht das, was ich mir von dem Roman erwartet hatte.
Die Geschichte liest sich ganz gut, wenn die ersten 100 Seiten einmal geschafft sind. Denn diese ziehen sich doch sehr hin. Es spielt sich zwar viel in Luke innerlich ab, aber man hätte hier doch etwas schneller zur Handlung kommen können. Auch bei der Hälfte des Romans finden sich einige Stellen, die etwas langatmig sind.
Der Ansatz, den der Autor verfolgt, ist schon interessant und eben anders als das, was man kennt und vielleicht erwartet. Aber für mich ist die Geschichte leider nicht rund und ich konnte mich auch nicht sehr gut in den Hauptcharakter hineinversetzen. Die Wendung am Ende der Geschichte ist für mich auch einfach nicht sehr nachvollziehbar.

Bewertung vom 27.09.2021
Ein Hauch von Amerika
Grill, Petra

Ein Hauch von Amerika


sehr gut

Der Aufbau ist interessant, denn jedes Kapitel besteht aus einem Teil, der in der Gegenwart spielt als auch einem Teil, der in der Vergangenheit stattfindet. Diese finden mit fortlaufender Geschichte allmählich zueinander, sodass man ein (fast) komplettes Bild der Geschichte der Protagonistin bekommt.

Bei dieser handelt es sich um Amelie/Amy, die in den Anfängen der Machtübernahme der Nazis aus Deutschland nach Frankreich und vorn dort in die USA geflohen ist. Ihre Familie war nämlich als Unterstützer einer eher sozialistischen Denkweise gefährdet durch die Engstirnigkeit und Propaganda der Rechten.

Amy ist mit einem US-amerikanischen Sergeant verheiratet und findet sich 1951 etwas widerwillig zurück in Deutschland, als dieser Station in Kaltenstein bezieht und sie zu ihm nachzieht. Durch die Rückblicke wird die Beziehung der beiden intensiv durchleuchtet und man bekommt einen guten Einblick in die Dynamik ihrer Ehe.

An Spannungsmomenten fehlt es etwas, ich finde den Roman interessanter als informative, zum Denken anregende Geschichte.
Die Nachkriegsgeschichte aus der Perspektive einer Vertriebenen, die durch private Umstände wieder in das Land zurück geht, in dem Menschen wie sie nur einige Jahre zuvor nicht mehr geduldet waren, bringt spannende Denkanstöße.

Nur einige Fragen, die zum Nachdenken anregen:
Wie kann eine Nation, die in sich selbst gespalten ist durch Rassentrennung, in einem anderen Land gegen Nazis kämpfen und für Moral und Eintracht stehen?
Wie kann ein Land sich wirklich verändern, wenn Politiker und Anführer zwar offiziell einen Entnazifizierungsprozess durchlaufen haben, aber dennoch noch immer Machtpositionen innehaben?
Haben Vertriebene überhaupt noch eine Heimat bzw. was ist Heimat eigentlich?

Diese Fragen ergeben sich im Laufe der Geschichte und ich habe die Nachkriegszeit noch nie aus dieser Perspektive gesehen, somit fand ich diesen Roman von Petra Grill doch recht inspirierend.

Bewertung vom 18.08.2021
Weil wir Schwestern sind
Astner, Lucy

Weil wir Schwestern sind


sehr gut

Als die vier Schwestern Katharina, Judith, Eva und Miriam noch Kinder waren, hat ihre Mutter sie und ihren Vater verlassen und ist nach Nepal gegangen. Seitdem gab es - so scheint es - kein Lebenszeichen mehr von ihr - bis jetzt! Ein Schock für alle vier und als Leser begleitet man die vier Schwestern auf ihrer Entscheidungsfindung, was jetzt passieren soll. Wird es ein Wiedersehen geben oder ist zu viel passiert?

Ein netter Roman mit guten Charakterdarstellungen, der sich gut und flüssig lesen lässt. Vier Schwestern, deren Schicksale zwar unterschiedlich erscheinen, die aber durch ihre Vergangenheit für immer verbunden sind.

Das Ende wird eher sehr kurz erzählt und das ließ mich doch etwas enttäuscht zurück, da doch das ganze Buch darauf hinzielt, herauszufinden, wie sich die Schwestern entscheiden werden. Da es aber am Ende noch einen netten Plot-Twist gibt, wird man auch hier wieder einigermaßen versöhnt.

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