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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Annika
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2024
Moralische Ambition
Bregman, Rutger

Moralische Ambition


sehr gut

Bregmans Buch hat mich vor allem interessiert, da ich selbst erst vor kurzem auf Jobsuche war und diese mit moralischen Ansprüchen angegangen bin.
Gerade als Einsteigerin ist es aber doch schwierig, ausgesprochen wählerisch zu sein. Anfangs stand ich seinen Forderungen daher ziemlich kritisch gegenüber. Die vielen verschiedenen Beispiele von Persönlichkeiten, die durch ihr Engagement viel bewegen konnten, haben mich allerdings nachdenklich werden lassen. Auch wenn sich manche Berufsfelder dafür vielleicht mehr eignen als andere, so können wir uns doch alle mehr engagieren.
Wenn man sich auf seine Denkweise einlässt und nicht alles auf eine nötige Systemänderung schiebt, wozu ich mich definitiv schuldig bekenne, lässt sich neue Hoffnung schöpfen und wahrscheinlich vieles bewegen. Ich werde versuchen, mir seinen Appell weiterhin zu Herzen zu nehmen.

Bewertung vom 24.10.2024
Intermezzo
Rooney, Sally

Intermezzo


sehr gut

Das neue Buch von Sally Rooney - heiß erwartet. Diesmal geht es um zwei Brüder mit einem Altersunterschied von circa zehn Jahren und ihren jeweiligen Lebensituationen, Beziehungen und den Umgang mit dem Tod ihres Vaters. Die Erzählperspektive wechselt hin und her, dabei mochte ich manche Ansichten mehr als andere. Ich habe generell etwas gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen und ein Verständnis für die Charaktere zu entwickeln. Irgendwann hat Sally Rooney es dann aber doch wieder geschafft und ich war gebannt und habe das Buch dann auch ziemlich schnell durchgelesen. Es wirkt etwas erwachsener und vernünftiger als die vorherigen Bücher von ihr, vor allem als die ersten beiden, da die Charaktere besser kommunizieren und Lösungen finden. Trotzdem habe die ersten beiden mir noch besser gefallen. Vielleicht lag es auch an der Sprache, da ich ihre anderen Bücher auf Englisch gelesen habe.
Trotzdem kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 24.10.2024
Antichristie
Sanyal, Mithu

Antichristie


gut

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Mithu Sanyal, hatte ich doch schon viel Positives über ihr letztes Buch Identitti gehört. Zu Beginn ist das Buch noch etwas leichter verständlich und spielt in der gegenwärtigen Zeit. Durga reist nach London und soll an einer modernen Version eines Agatha-Christie-Romans mitarbeiten. Dann gibt es jedoch verschiedene Zeitebenen und viele verschiedene Charaktere, die das Verständnis erschweren.
Mir ist glasklar vor Augen geführt worden, wie wenig ich über die indische Unabhängigkeitsbewegung weiß. Wenn es das Ziel der Autorin war, uns hier die Augen zu öffnen, ist ihr das auf jeden Fall gelungen. Ich werde das Buch als Anstoß verstehen, mich noch mehr mit Kolonialismus zu beschäftigen.
Insgesamt war es stellenweise eher schwierig, das Buch zu lesen, einfach durch die überladene und schnelle Erzählweise. Ich würde daher empfehlen, dass man sich etwas Zeit dafür nimmt, um sich ganz darauf einlassen zu können.

Bewertung vom 21.08.2024
Als wir Schwäne waren
Karim Khani, Behzad

Als wir Schwäne waren


ausgezeichnet

Das Buch hat mir total gut gefallen. Der Autor schafft es, Alltagssituationen so zu beschreiben, dass es sich anfühlt als wäre man dabei gewesen. In nur wenigen Sätzen gelingt es ihm, die Stimmung in den verschiedenen Phasen des Aufwachsens einzufangen, sodass sie gut vorstellbar sind.
Ich fand es auch berührend, Einblicke in das Verhalten der Eltern, dem Hadern mit dem Einleben in Deutschland und die Freude über Obst aus dem Iran zu bekommen. Es wird auch mit Humor geschildert, wie sie trotz aller Hürden versuchen das Land zu verstehen und wie die Familie sich zusammen die deutsche Sprache erschließt.
Insgesamt einfach ein toller Schreibstil, mit dem man die Hauptfigur gerne begleitet und zügig durch sein Leben reist.
Ich habe das erste Buch Hund, Wolf, Schakal des Autors bisher noch nicht gelesen, aber möchte das jetzt unbedingt nachholen.
Ich würde das Buch besonders Leuten empfehlen, die die Stimmung und das Setting in Sonne und Beton mochten.

Bewertung vom 26.03.2024
Unlearn Patriarchy 2
Amojo, Ireti;Borcak, Melina;Boussaoud, Yassamin-Sophia

Unlearn Patriarchy 2


ausgezeichnet

Ich habe mich gefreut zu sehen, dass eine Fortsetzung des "Unlearn Patriarchy"-Bandes veröffentlicht wird. Wie der erste Teil ist auch der zweite sehr empfehlenswert, nach meinem Empfinden gibt es sogar spannendere Kapitel als im ersten Buch.
Wie gehabt besteht das Buch aus Essays zu verschiedenen Themen - manchmal wütend, manchmal informativ, manchmal sarkastisch geschrieben. Die Kapitel machen deutlich, in wie vielen Bereichen unser Leben vom Einfluss des Patriarchats durchzogen ist - sei es Sport, Architektur, Kirche oder Recht. Es wird wieder deutlich, wie alle außer weißen Männern in dem engen Korsett des Patriarchats stecken, und wie die Intersektionalität von Rasse, Geschlecht und Klasse dazu noch mehr beiträgt.

Auch wenn ich schon viel zu Feminismus gelesen habe, sind trotzdem neue Impulse dabei - deswegen ist das Buch sicher für jede*n empfehlenswert, aber besonders für Neulinge in diesem Themengebiet. Es eignet sich sehr dazu, es immer mal wieder zur Hand nehmen und bestimmte Themen nachschlagen. Empfehlenswert ist es auch, um erstmal einen Überblick zu bekommen und sich dann je nach Interesse in bestimmte Themen einzulesen und die zahlreichen Quellenvermerke dafür nutzen. Auch die tollen Persönlichkeiten/Aktivistinnen, die zu dem Buch beigetragen haben, lohnt es sich weiter zu verfolgen, bzw. näher mit ihnen zu beschäftigen.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es mir in manchen Beiträgen an konkreten Ideen oder Beispielen wie der Ist-Zustand überwunden werden kann fehlt, abgesehen der großen Forderung nach der Abschaffung des Patriarchats, die natürlich hinter allem steht, aber nur langsam und schwierig zu bewerkstelligen ist.

Bewertung vom 19.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

Sehr gespannt habe ich dieses Buch gelesen. Es hat anfangs etwas gedauert, bis ich reingekommen bin.
Generell ist es sprachlich einfach gehalten, aber das Inhaltliche ist der Knackpunkt. Der Rassismus und die Vorurteile der Protagonistin werden geschickt eingewebt und auch Kritik an der Verlagsbranche und Einsamkeit in der Literaturszene finden ihren Platz.
Manchmal will das Buch zu viel, verschiedene politische Themen werden angeschnitten ohne weiter von Belang zu sein. Vielleicht ist das der Versuch der Autorin, die Intersektionalität von Rassismus und Sexismus abzubilden.

Die eigentliche Rafinesse des Buches entwickelt sich meiner Meinung nach erst im letzten Drittel, die einen zum Nachdenken bringt. Ich würde das Buch aber trotz der Kritikpunkte weiterempfehlen, und sehe es als einen geschickten Beitrag zum Thema kultureller Aneignung.

Bewertung vom 05.02.2024
OUTLIVE
Attia , Peter

OUTLIVE


sehr gut

Das Buch behandelt verschiedene häufige Todesursachen und Strategien, um älter zu werden und dabei gesund zu bleiben.
Am Anfang werden verschiedene Krankheiten, genetische Vorbelastungen und wie man diese feststellt besprochen. Die Erklärungen in diesem Teil enthalten einige biochemische Vorgänge, aber ich finde die Vergleiche aus dem alltäglichen Leben helfen sehr, um es auch Laien verständlich zu machen. Trotzdem kann dieser Teil etwas langwierig sein.
Dann werden verschiedene Strategien für ein längeres, gesundes Leben vorgestellt.
Mir gefällt, dass der Autor auch die Wichtigkeit psychischen oder seelische Gesundheit betont.
Ich persönlich nehme vor allem die Wichtigkeit von Sport, sowohl Ausdauer als auch Krafttraining mit.
Insgesamt würde ich das Buch eher Leuten empfohlen, die wissen, dass sie genetisch oder aufgrund ihres Lebensstils vorbelastet sind, oder solchen mit medizinischem Interesse. Ich selber würde wohl nicht bewusst so viel Zeit aufwenden und Medikamente einnehmen etc., um auf ein längeres Leben hinzuarbeiten, sondern es bei dem bekannten gesunden Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Sport) belassen.

Ich verstehe das Buch aber auch als einen wichtigen Versuch, einen Grundstein für ein Andersdenken in der Medizin zu legen und Verständnis für mehr präventive Maßnahmen zu schaffen, um mehr Lebensqualität im Alter zu erhalten.

Bewertung vom 11.08.2023
Nichts in den Pflanzen
Haddada, Nora

Nichts in den Pflanzen


sehr gut

Der Debütroman von Nora Haddada hat mir gut gefallen. Es geht um die Drehbuchautorin Leila, die verzweifelt versucht, ihr Manuskript fertig zu schreiben, aber von dem Leben, ihrer Beziehung und ihrer Affäre abgelenkt wird. Dabei geht es ziemlich viel um die Filmbranche, wo ich wenig Bezug zu habe, aber als interessante Einblicke empfunden habe. In der Erzählung springt die Autorin zwischen verschiedenen Monaten hin und her, was für mich beim Lesen manchmal zu Verwirrung geführt hat. Außerdem tragen ihr Freund und ihre Freunde den gleichen Namen und auffallend viele andere Namen beginnen auch mit dem Buchstaben L. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass das bewusst als Stilmittel eingesetzt wurde, um auch den Gemütszustand von Leila abzubilden. Ich habe das Buch ziemlich schnell und gespannt gelesen, leider ist mir das Ende dann aber irgendwie zu ernüchternd und kurz gehalten ausgefallen. Der Schreibstil gefiel mir jedoch grundsätzlich sehr und ich freue mich bereits sehr auf die nächsten Werke der Autorin.

Bewertung vom 02.08.2023
Die Einladung
Cline, Emma

Die Einladung


ausgezeichnet

In dem Buch begleitet man die Hauptfigur Alex, wie sie sich ihren Weg in der Welt der Reichen und Schönen sucht. Eigentlich lebt sie in New York, doch den Sommer verbringt sie in den Hamptons. Als Leser*in verfolgt man sie bei ihren unterschiedlichen Begegnungen und erhält einen Einblick wie sorglos das Leben als wohlhabender Mensch ist. Der Schreibstil transportiert einen bildlich an den Strand und in die warme Sommerluft und ist dabei spannend und entfaltet eine Sogwirkung. Manche Stellen und Charaktere sind urkomisch und bei genauerem Nachdenken eigentlich traurig. Über Alex selbst erfährt man gar nicht viel und baut trotzdem eine Verbindung zu ihr auf, durch das intensive Miterleben der Ereignisse.
Ich finde das Buch perfekt als Sommerlektüre geeignet, da es leicht ist, aber trotzdem nachdenklich macht. Das Setting passt natürlich auch optimal. Einzig das Ende hat mir nicht so gut gefallen, aber das ist auch eine Eigenschaft des Buches, nicht alle Fragen zu beantworten.

Bewertung vom 03.07.2023
Die Affäre Alaska Sanders
Dicker, Joël

Die Affäre Alaska Sanders


gut

Ich hatte erst vor kurzer Zeit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ gelesen und war daher gespannt auf die Fortsetzung. Leider konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen, da es mir an vielen Stellen eher wie eine Kopie statt einer Fortsetzung vorkam. Es geht erneut um ein verschwundenes, junges, hübsches Mädchen, das natürlich Schauspielerin werden will. Der Fall spielt sich erneut in einer Kleinstadt ab, in der angeblich jeder jeden kennt und das Diner zum Treffpunkt wird. Auch die unerwarteten Wendungen zum
Ende hin, typisch für den Autoren, dürfen nicht fehlen. Leider war mir die Geschichte an vielen Punkten zu konstruiert und die Zufälle, die zu Fortschritten in den Ermittlungen führen, zu unwahrscheinlich. Die Charaktere sind mir oft zu klischeehaft und oberflächlich gezeichnet. Auch die Auflösung am Ende kommt mir unrealistisch vor. Mit dem Ermittlerduo bin ich auch weiterhin nicht ganz warm geworden und es hat mich gestört, dass die beiden sich die ganze Zeit Siezen, obwohl scheinbar doch eine recht enge Freundschaft entstanden ist.
Trotz allem habe ich das Buch recht zügig gelesen, weil ich dann doch gespannt auf die Auflösung war. Ich denke aber, dass ich kein weiteres Buch des Autors lesen werde. Für Fans seines Schreibstils und dicker Bücher ist es aber sicher weiterzuempfehlen.