Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Juma

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2024
Schillerwiese - Longlist der Crime Cologne Awards
Kinskofer, Lotte

Schillerwiese - Longlist der Crime Cologne Awards


ausgezeichnet

Unerwartet gut und spannend

Es ist mein erster Roman von Lotte Kinskofer, er ist angesiedelt in der Zeit vor rund 100 Jahren, in Bayern. Zuerst geschieht ein Mord, an der Vroni, einer alleinstehenden Mutter, die zuletzt in einer Gastwirtschaft gearbeitet hat. Sie hatte sich verliebt in einen Gast, den Gustl, der sich nun die Schuld gibt am Tod der geliebten Frau, weil er unpünktlich war zum verabredeten Rendezvous an der Schillerwiese. Genau dort sieht er sie hängen an einem Baum, und er bekommt es mit der Angst zu tun, läuft weg und macht jede Menge Fehler.
Der zweite Erzählstrang, das ist die Familie von Anni, die befreundet war mit der verschwundenen Nachbarin Vroni und sich nun um den alleingebliebenen Sohn sorgt. Zufällig ist ihr Vater ein Kriminalkommissar auf Urlaub, der wird sich schon erkundigen, hofft sie. Daraus entwickelt sich ein ganz neuer Kriminalfall, die Protagonisten geraten reihenweise in Gefahr.
Es geschieht eine Menge, bis der Mörder und das Motiv gefunden sind, Kinskofer hat eine angenehme Art, die Dinge voranzutreiben. Zuerst dachte ich, mir gefällt der Stil, der leicht bayerische Dialekt und das Langsame im Vorankommen nicht, aber ich habe mich gut eingelesen. Eingebettet in die Kriminalgeschichte ist die politische Situation der Nachkriegsjahre des ersten Weltkrieges, insbesondere auch die Auswirkungen auf das Leben derjenigen, die ihn überlebt habe. Seien es die Ängste von Annis Mann Walter oder die Trauer ihrer Eltern um die beiden gefallenen Söhne. Das Aufkommen des Nationalsozialismus wird gut beschrieben, auch die Hilflosigkeit der Gegner.
Die Protagonisten des Romans werden von den Hauptpersonen bis hin zu den Nebenrollen hervorragend charakterisiert, Man kann sich beim Lesen jeden einzelnen vorstellen, das ist echtes Kopfkino.
Fazit: ich empfehle dieses Kriminalroman gern weiter, er hat mich bis zum Ende immer mehr in seinen Bann gezogen.

Bewertung vom 24.06.2024
zusammen bleiben
Schmieder, Sylvia

zusammen bleiben


sehr gut

Eine lesenswerte, nicht alltäglich Familiengeschichte, die Einblicke gewährt in das Leben und Überleben, und nicht wegschaut, wenn es hart und unmenschlich zugeht.

Bewertung vom 10.06.2024
Long Island (Ungekürzt) (MP3-Download)
Tóibín, Colm

Long Island (Ungekürzt) (MP3-Download)


sehr gut

Beziehungsstress zwischen Long Island und Irland

Colm Tóibín hat mit "Long Island" den Folgeband von "Brooklyn" als eigenständiges Buch herausgebracht, aber ich glaube, das Lesen von Band Eins wäre hilfreich gewesen. Es wird doch recht viel auf vergangene Ereignisse eingegangen.

Hauptperson ist Eilis, gebürtige Irin, 20 Jahre in Amerika verheiratet mit einem Italiener und der italienischen Großfamilie. Als sie erfährt, dass ihr Ehemann Tony ganz nebenbei ein Kind mit einer seiner Kundinnen gezeugt hat und der gehörnte Ehemann ihr droht, das Kind vor die Tür zu legen, wenn es geboren ist, rastet sie aus. Für sie ist dieses Kind aus meiner Sicht nur ein willkommener Anlass, für geraume Zeit zu ihrer Mutter nach Irland zu reisen. Dass sich in der alten Heimat einiges getan hat und immer noch tut, muss sie mit Erstaunen zu Kenntnis nehmen. Die Verwicklungen, die sich anbahnen sind nicht minder brisant, als die in ihrem Zuhause auf Long Island.

Colm Tóibín versucht, all seine Protagonisten ausführlich vorzustellen, aber gerade was die innere Zerrissenheit und Verwirrtheit anbelangt, zeichnet er recht holzschnittartige Charaktere. Die da sind: Nancy, ehemalige Schulfreundin, Jim, der ehemalige Freund und Kurzzeitgeliebte, Eilis' Mutter und Geschwister, auch der in Amerika gebliebene Ehemann Tony und auch die beiden fast erwachsenen Kinder. Ich habe das Hörbuch in recht kurzer Zeit gehört und war vom letzten und 7. Kapitel wirklich überrascht. Eine Fortsetzung könnte ich mir auf jeden Fall vorstellen.

Moral von der Geschichte ist für mich, man kann nicht alles im Leben haben oder erzwingen, aber ab und zu sollte man auch zu Entscheidungen kommen und das Leben selbst in die Hand nehmen. Ob es hilfreich ist, weiß man sowieso erst hinterher.

Fazit: unterhaltsame Stunden, gut gelesen von Katja Danowski, die ich aber schon intensiver erlebt habe (Zum Beispiel bei Nachts ist man am besten wach). Gute vier Sterne!

Bewertung vom 08.06.2024
Totholz / Kreuthner und Wallner Bd.11
Föhr, Andreas

Totholz / Kreuthner und Wallner Bd.11


ausgezeichnet

Ich bin tatsächlich als Berlinerin ein totaler Fan von Andreas Föhrs Wallner & Kreuthner Krimis! Diesmal wars eher ein Kreuthner & Wallner Krimi, aber mit schwarzem Humor vom Feinsten wie immer. Wer oder was da vergraben wurde, warum und wieso, wer da so alles seine Finger im Spiel hatte und wer ab und zu eins auf die Mütz' kriegt, das verrate ich nicht. Mir hat das Zuhören Spaß gemacht, Michael Schwarzmaier ist die perfekte Stimmbesetzung für diese bayerischen Texte, das schreibe ich wohl bei jeder Rezension zu diesen Wallner & Kreuthner Krimis, aber es ändert sich zum Glück auch nicht. Gerne mehr davon!
Fazit: Unterhaltsame Krimilektüre, unvermutete Auflösung und zwischendurch herzhaftes Lachen. 5 Sterne gebe ich auch fürs Buch, nicht nur fürs Hörbuch!

Bewertung vom 20.05.2024
Todesrichter (MP3-Download)
Kowa, Thomas

Todesrichter (MP3-Download)


gut

Ermittlungen im Reich der Religion und Fantasie

Thomas Kowa hat dieses Buch bereits 2021 unter dem Titel "Engelsstille" veröffentlicht, jetzt kommt es unter neuem Namen heraus. Ob es inhaltlich verändert wurde, weiß ich nicht. Es wird jedenfalls als 2. Teil der Erik-Lindberg-Thriller geführt. Dieser Kommissar Erik Lindberg lebt und arbeitet in der Schweiz, ist aber zur Hälfte Schwede. Seine Freundin Paula ist (wohl in Teil 1) verunglückt und liegt im Wachkoma, was Lindberg als sehr bedrückend empfindet.
Im Buch geschehen Morde, zuerst nur an Frauen, dann auch an einem Mann, die Polizei geht von einem Serientäter aus. Lindberg und seine Kolleginnen und Kollegen stehen vor einem großen Rätsel. Die Ermittlungen stocken und stolpern, es dauert eine ganze Weile, bis sich abzeichnet, wohin die Reise geht. Religiöse Motive geraten in den Fokus und es geschehen unerwartete Dinge. Spannungsgeladen ist dieser Thriller auf jeden Fall. Bis zum Ende! Gelesen von Jonathan Springer, der versucht, allen Figuren und Situationen gerecht zu werden. Das gelingt meistens, aber nicht immer.
An den Ermittlungen ist z. B. auch eine Forensikerin Katharina beteiligt, die wohl aus Berlin kommt, es ist wirklich kein Vergnügen, diesem vollkommen verfälschten Dialekt und ihrem Genuschel zuzuhören. Zum Glück tritt diese Person nicht allzu oft auf.
Insgesamt ein unterhaltsames Hörbuch, aus meiner Sicht etwas zu sehr in die Länge gezogen und nicht immer ganz realistisch. Aber das darf man wahrscheinlich auch nicht erwarten von einem Thriller, ab und an muss die Fantasie auch ausgespielt werden.

Bewertung vom 17.05.2024
Ein Toter lag im Treppenhaus
Neuenkirchen, Andreas

Ein Toter lag im Treppenhaus


sehr gut

Ein ganz ungewöhnlicher Krimi, den Andreas Neuenkirchen hier geschrieben hat. Ich kenne den Autor bisher nur von dem sehr ernsthaften, historischen Buch über den Japaner Sempo (Chiune Siguhara). Jetzt reizt er mich schon tagelang zum Lachen. Ja, es ist ein Krimi, aber ein fröhlicher, abgedrehter. Was man mit einem Baby vorm Bauch als junger Schriftsteller und Vater so alles erleben kann, das sucht schon seinesgleichen.
Neuenkirchen übertreibt es manchmal ein wenig, dann ufert das Geschehen etwas aus und wird langatmig. Aber mit jedem neuen Abschnitt kommt dann auch wieder "Leben in die Bude". Das Charakterisieren seiner ungewöhnlichen Protagonistenhorde gelingt dem Autor richtig gut. Am Anfang gibt es einen Toten, das Ende verrate ich natürlich nicht.
Für mich hat das Buch eine gute Abwechslung von zeitgeschichtlichen und schicksalhaften Büchern gebracht, ich kann es als Unterhaltung vorbehaltlos empfehlen.

#EinToterlagimTreppenhaus #NetGalleyDE

Bewertung vom 16.05.2024
Einfach können - Gute Texte
Ernst, Anke

Einfach können - Gute Texte


sehr gut

Besser Texten will gelernt sein

Der Titel "Einfach können - Gute Texte" ist vielleicht etwas irreführend. So einfach ist es leider nicht, wirklich gute und lesbare Texte zu verfassen. Das kleine Büchlein will auf jeden Fall dabei helfen, auch oder besonders ins Denken vor dem Schreibprozess Struktur zu bringen. Gegliedert in vier Hauptkapitel findet sich jeder Interessierte schnell zurecht, wenn er Spezielles sucht. Man kann es natürlich auch wie ich machen und das ganze Buch lesen. Interessant fand ich von Anfang an die "Schreibstimme", das ist etwas, was man ja unbewusst hat. Wenn man es aber ins Bewusstsein holt, bemerkt man auch, dass diese Schreibstimme nicht immer stimmt.

Ganz wichtige einzelne Elemente des Ratgebers möchte ich aufzählen: die Frage nach dem Ziel/der Zielperson, nach dem Kerngedanken des Textes und nach der endgültigen, passenden Formulierung.

Ich habe diverse Anregungen bekommen, über manches macht man sich nach vielen Jahren Redaktionsarbeit tatsächlich überhaupt keine Gedanken mehr. Aber immer zu schreiben, wie einem die Gedanken gerade in die Feder oder Tastatur fließen, ist offenbar auch nicht ideal.

Ich empfehle das Buch jedoch eher für den beruflichen Alltag. Aber auch, wer privat schreibt, findet jede Menge gute Ideen und Tipps.

Obwohl das Buch nur knapp 100 Seiten hat, habe ich doch eine ganze Weile darin gelesen. Immer wieder habe ich hin und her geblättert, mir die Textverweise noch einmal angeschaut und versucht, die vielen Tipps mit meinem eigenen Schreibstil zu vergleichen. Nicht mit allem bin ich "schreibtechnisch" einverstanden, aber besonders das konkrete Benennen von Fakten und die schnörkelfreien Beispielsätze ohne "Schmus" sind anregend!

Die allgemeinen Schreibtipps und am Schluss die 9 goldenen Regeln für gute Texte nehme ich gern gedanklich auf.

Einzig die vielen "Lesenden" und die "Schreibenden" im Ratgeber störten meinen Lesefluss. Ich kann mich mit dieser Art geschlechtergerechter Sprache nicht anfreunden. Das hat aber keinen Einfluss auf meine Sterne-Bewertung!

Fazit: das Buch gibt viele Anregungen, nicht nur fürs Schreiben sondern auch fürs Denken!

Bewertung vom 15.05.2024
Einfach gesund schlafen
Amann-Jennson, Günther W.

Einfach gesund schlafen


sehr gut

Schlafprobleme sind lösbar
Prof. Amann-Jennson begibt sich in diesem Buch auf eine Reise durch unsere gesamte Schlafwelt. Er beschreibt gut verständlich die Mechanismen, die im Körper wirken und den Menschen gut oder schlecht schlafen lassen. Auch die äußeren Einflüsse werden treffend beschrieben. Für mich eine spannende Reise! Wer schlecht (durch-)schläft, wird wissen, wie belastend dieser Zustand über Jahre hinweg ist. Deshalb ist das Buch für mich ein neuer Ansatz, etwas zu verbessern. Insbesondere die Erklärungen des Autors zu unterstützender Meditation und zum geeigneten Schlafplatz sind (für mich) sehr hilfreich. Die Erklärungen zum Schrägschlaf waren mir dann aber doch vollkommen neu.
Sehr gut gefallen hat mir die 4-Nächte-Schlaf-Gesund-Woche, die einen tatsächlich umsetzbaren praktischen Teil bietet (Kapitel 14). Die sechs Schritte vom Wachsein zum Schlafen habe ich tatsächlich ausprobiert, beim Entleeren des Geistes bin ich dann eingeschlafen.
Etwas hat mich gestört: das Buch ist auf sehr saugfähigem FSC-Mix-Papier gedruckt, die Grundschrift ist leider sehr schmal und klein, ein Gutteil der Farbe verschwindet im Papier. Das beeinflusst die Lesbarkeit. Schon eine etwas breiter laufende Schrift und ein glatteres Papier wären für mich angenehmer. Ansonsten habe ich an dem Buch, der Typographie und dem Umschlag nichts auszusetzen, gefällt mir insgesamt sehr gut. Auf dem Ladentisch fällt das Buch bestimmt auf!

Danke, Herr Professor Amann-Jennson, dass Sie Ihren Leser mit Respekt entgegentreten und das "Sie" verwenden. Das ist heute leider nicht mehr überall bei Ratgebern üblich. Ich freue mich aufs Folgebuch.

Fazit: Ein interessantes Buch zum Schlafen und zu Schlafproblemen, jeder der schlecht schläft, nimmt hier bestimmt gute Anregungen mit.

Bewertung vom 14.05.2024
Jerusalem
Montefiore, Simon Sebag

Jerusalem


ausgezeichnet

3.000 Jahre lebendige Geschichte

Die erste Version dieser Biographie Jerusalems (mir fällt kein besseres Wort für die Lebensgeschichte dieser Stadt ein) habe ich bereits vor mehr als 10 Jahren gelesen und war einerseits erschlagen von der Fülle der Informationen, andererseits begeistert von der Ausführlichkeit und vom fantastischen Schreibstil des Autors Simon Sebag Montefiore. Ich bin ein Fan dieses Schriftstellers, erinnere mich immer gern an die Stalin-Biographien und die Geschichte der russischen Zarenfamilie.

Jerusalem ist für mich ein Traumort, ein Traumziel, schon zweimal musste ich wegen des Kriegsgeschehens Reisen dorthin absagen, ob zu meinen Lebzeiten noch eine sichere Reise nach Israel möglich ist, wage ich zu bezweifeln. Da kam mir das Angebot des aktualisierten Jerusalem-Buches gerade recht. Noch einmal habe ich vieles gelesen, was mir im Laufe der Jahre aus dem Gedächtnis gekommen ist. Die aktuellen Bezüge doppeln sich teilweise mit vielen Zeitungsartikeln und Medienberichten, die seit dem 7. Oktober 2023 Israel und den Gazastreifen betrachten. Ich bin Nachfarin jüdischer Holocaustopfer und interessiere mich schon immer für die Geschichte der Juden und Israels, die Stadt Jerusalem betrachte ich als den Höhepunkt und Mittelpunkt des geschichtlichen Geschehens.

So bin ich Montefiore dankbar, mit mir und allen Interessierten dieses umfangreiche Wissen und seine Erfahrungen erneut geteilt zu haben. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich zum Ende der rund 900 Seiten gekommen bin, aber die Lesezeit hat sich gelohnt. Erwähnen möchte ich noch, dass die drei Übersetzer dem Werk sehr gut getan haben, es liest sich auch in der deutschen Übersetzung ganz wunderbar.

Fazit: wer ausreichend Geduld und Zeit mitbringt, wird dieses Buch lieben, es ist die beste Jerusalem-Biographie, die ich kenne.

#Jerusalem #NetGalleyDE

Bewertung vom 14.05.2024
Der Rabbi und die Braut (eBook, ePUB)
Tuil, Karine

Der Rabbi und die Braut (eBook, ePUB)


sehr gut

Schräge Liebesgeschichte über jüdische Identität

Paris, Anfang der 1990er Jahre: Saul Weissmann, 70, Holocaustopfer und Überlebender, nun im Rentenalter, begibt sich auf Freiersfüßen mit seiner Angebeteten, der nicht ganz so anbetungswürdigen Simone, zum zuständigen Rabbi, um sich trauen zu lassen. Leider fehlen Saul die richtigen Papiere, der Rabbi zweifelt an seiner Mutter, ob diese Jüdin war. Da Saul beim besten Willen nicht beweisen kann, eine jüdische Mutter zu haben, müssen die beiden unverrichteter Dinge von Dannen ziehen. Für Saul steht die Welt Kopf, Simone verlässt ihn ohne Zögern. In seinem Inneren tobt der Glaubenskrieg, er versucht vehement, seinen inneren Juden auszutreiben wie den Teufel, es gelingt nicht so richtig.
Ich erinnerte mich beim Lesen des Buches an den Schriftsteller Max Czollek, der sich als Jude bezeichnete, aber „nur ein Vater-Jude“ ist, wie sehr die Wogen von Abneigung, Unverständnis und religiösem Eifer über ihm zusammenschlugen.
Wer sich noch nie mit jüdischer Religion und Lehre befasst hat, wird solche Diskussionen kaum nachvollziehen können. Heutzutage schaut man auf die „Abstammungslehre“ und die „Ahnentafeln“ der Nazis mit Unverständnis und Abscheu, weil sie die Juden zwangen, selbst klarzustellen, ob sie als sog. Volljuden, Geltungsjuden, Mischlinge, Halbjuden galten. Die Minderheitenvolkszählung 1938 brachte den Nazis Gewissheit. Der Gelbe Stern war später das Todesurteil, die Abstammung entschied.
Die jüdische Lehre ist in Bezug auf die Abstammung unnachgiebig. Karine Tuil hat in ihrem kleinen Roman das Thema trotz dieser Hintergründe herrlich unverfroren und ironisch auf die Schippe genommen. Manches war mir persönlich etwas zu direkt, Sauls Monologe und Gedankengänge manchmal etwas in die Länge gezogen.
Mit rund 150 Seiten ist "Der Rabbi und die Braut" kein dicker Denker-Wälzer, sondern ein kleines Stück meisterlicher Literatur, das man bequem unter den Arm klemmen oder in die Jackentasche stecken kann. Mir hat das Lesen richtigen Spaß gemacht, und wenn am Ende Saul mit dann schon 71 Jahren frohgemut dem Kommenden entgegenschaut, übernehme ich gerne seinen Optimismus. Ralf Pannowitsch hat das Buch ganz wunderbar ins Deutsche übersetzt.
Mein Fazit: Ein freches und ironischen Buch über einen Juden, der plötzlich an seiner Identität verzweifelt. Lesenswerte Leidens- und Liebesgeschichte. Eine klare Leseempfehlung!

#DerRabbiunddieBraut #NetGalleyDE