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Miro

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2020
2ZKB, Feder & Wecker Bd.1
Ohsawa, Yayoi

2ZKB, Feder & Wecker Bd.1


gut

"2ZKB, Feder und Wecker" (jap. 2DK、Gペン、目覚まし時計。) der Zeichnerin Ohsawa Yayoi handelt von zwei Mittzwanzigern, eine Mangaka und eine Angestellte, die sich eine Wohnung und zunehmend auch ihren Alltag teilen. Anders als in vielen anderen Werken der Zeichnerin stehen nicht sexuelle Spannungen und erotische Momente im Vordergrund, sondern ein freundschaftliches Miteinander, das sich nur ganz allmählich in romantische Zuneigung wandelt.

"2ZKB" ist ein kompetenter Manga, mit sympathischen Haupt- und Nebenfiguren, soliden Zeichnungen und einer brauchbaren Handlung, die gelegentlich, in den introspektiven Momenten, ganz interessant werden kann. Das erwachsene Alter der Charaktere (auch wenn sie sich nicht immer erwachsen verhalten) und der Class-S-typische Verzicht auf platte Anzüglichkeiten sind erfrischend und zu einem gewissen Grad für den überschaubaren deutschen Manga-Markt besonders.

Leider hat diese Ausnahmestellung den deutschen Verlag altraverse wohl dazu verleitet, "2ZKB" auf dem Markt in einem höheren Preissegment zu positionieren, was weder durch die (ganz anständige, aber eben nicht herausragende) Qualität des Manga noch sein Volumen gerechtfertigt wird; 10,00 Euro sind für schmale Bändchen von unter 160 Seiten schwer verdaulich, zumal die Lokalisierung wie üblich für den Verlag bestenfalls durchwachsen ist.

Bewertung vom 21.05.2020
Heavenly Delusion Bd.1
Ishiguro, Masakazu

Heavenly Delusion Bd.1


sehr gut

"Heavenly Delusion" (orig. "Tengoku Daimakyou") ist eine ungewöhnliche Lizenz für den deutschen Markt. Der Mangaka Ishiguro Masakazu wurde außerhalb von Japan kaum lizenziert, sein bekanntestes Werk - "Soredemo Machi wa Mawatte Iru" ("Und doch dreht die Stadt sich weiter") - ist ein schräger Comedy-Manga für Kenner und Genießer.

Eine milde Version dieses Humors scheint stellenweise auch in "Heavenly Delusion" auf, doch der Ton ist grundsätzlich ein anderer. Die Erzählung ist von vornherein in zwei Stränge aufgeteilt; der eine handelt von Maru und Kiruko, die sich gemeinsam in einem offensichtlich postapokalyptischen Japan in Richtung Himmel durchschlagen; der andere von einer Anstalt, die auf den ersten Blick wie ein Waisenheim wirkt und in der man nichts vom postapokalyptischen Japan draußen weiß. Bevölkert wird diese Welt vom üblichen Besatz an Überlebenden und Kreaturen, die man aus ähnlichen Geschichten kennt: Vagabunden, Banditen, Schwarzhändler, menschenfressende Monster, und ganz gewöhnliche Menschen, die sich irgendwie behaupten.

Die duale Erzählstruktur und der wohltuende Verzicht auf jegliche narrative Exposition sind für einen großen Teil des Reizes dieses Manga verantwortlich. Man erfährt nicht, was mit Japan oder der Welt geschehen ist, welche gesellschaftlichen Strukturen noch übrig sind, wer die erwachsenen Figuren - wohl Wissenschaftlerinnen und Forscher - im Waisenheim sind und was sie wollen. Die fragmentarische Hintergrunderzählung weckt Neugier und regt die eigene Fantasie an, während sie durch den Verzicht auf überflüssige Erklärungen den Boden für die schockierenden und überraschenden Momente bereitet, die der Manga bereithält. Das ist relativ zu vielen zeitgenössischen Manga eine recht fortgeschrittene Erzähltechnik, die auf einem sauber ausgearbeiteten Plan beruhen muss.

Insofern kann man Manga Cult nur dankbar sein, den deutschen Markt mit einem solchen frischen und ungewöhnlichen Manga bereichert zu haben, der noch nicht einmal auf der Popularität einer Anime-Adaption aufbauen kann - so wie auch bei "Quin Zaza" und demnächst "Blue Period". Stark! Bedauerlich bleibt, dass der Verlag in der Lokalisierung sehr aggressiv an seine Manga herangeht; in "Heavenly Delusion" etwa wird so stark in das Artwork eingegriffen, um Aufschriften einzudeutschen, dass der optische Gesamteindruck darunter leidet. Die computergesetzte Standardschriftarten, die die originalen Schriftzüge ersetzen, beschädigen die Integrität der Zeichnungen und reißen die Leserin aus der Immersion. Dass deutsche Verlage die erzählerische Kraft der Zeichnungen unter- und die Rolle des textlichen Erzählgehaltes ihrer Lokalisierungen überbewerten, zieht sich aber grundsätzlich durch den größten Teil aller Veröffentlichungen - Manga Cult steht da nicht allein.