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Benutzername: 
Roter_Faden
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 3 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2020
Die Liebenden von der Piazza Oberdan
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


sehr gut

Ein gelungener Roman über den ersten und zweiten Weltkrieg aus der Perspektive Italiens, verknüpft mit einer Liebesgeschichte.

Christian Klinger verknüpft geschickt die geschichtlichen Ereignisse des ersten und zweiten Weltkrieges, in dem er zwei Erzählstränge abwechselnd in überzeugender Bildsprache erzählt. Somit bilden die Geschehnisse im ersten Weltkrieg die Rahmenhandlung für die Ereignisse, welche dann später im zweiten Weltkrieg erfolgen. Der Konflikt zwischen Italien und Österreich-Ungarn wird aus der Perspektive einer italienischen Familie aufgezeigt, die auch Verbindungen nach Österreich hat.

Der Autor nimmt einen sprachlich mit in die Kriegssituationen, intensiv und spannend zeigt er die Motivation auf, in den Krieg zu ziehen oder eben auch einen anderen Weg einzuschlagen. Aber nicht nur die Kriege sind Thema, sondern vor allem auch die verschiedenen Liebesgeschichten. Die Familien, Ihre Beziehungen untereinander werden über mehrere Generationen erzählt. Der Autor gibt seinen Figuren viel mit, sie sind lebendig und es macht Spaß sich mit den Hauptpersonen auseinander zu setzen.

Mir gefällt es, dass die Weltkriege aus einer anderen Perspektive als Deutschlands gezeigt werden. So gibt einem der Autor die Chance mehr über darüber zu erfahren, warum Italiener bereit waren, dem Krieg beizutreten, was ihre Motivation war. Eine schöne Idee, Tod und Verderben die Liebe entgegen zu setzen.

Bewertung vom 30.08.2020
Die Sommer
Othmann, Ronya

Die Sommer


sehr gut

Eine eindrückliche Familiengeschichte aus dem mittleren Osten.

Das Buchcover in blau-lila getunkt suggeriert ein Buch, das schon mehrere Jahre auf dem Buckel hat. Insgesamt sehr gewöhnungsbedürftig. Vermutlich hätte ich dieses Buch im Regal nicht ausgewählt.

Ronya Othmann ist eine sehr junge Autorin. Das merkt man ihrem Schreibstil aber nicht an. Sie beschreibt eine Welt, in die nicht viele Menschen einen realen Einblick erhalten. Nordsyrien ist viel aus den täglichen Nachrichten bekannt, hauptsächlich wegen des Krieges, den Assad führt. Zudem gibt es die Konflikte die die Türkei in das Land trägt.

Wie dort ein Familienleben funktionieren kann, wie sich dort Kinder entwickeln können, wie dort mehrere Generationen auf Kinder wirken. All das beschreibt Ronya Othmann in ihrem Roman. Das ambivalente Aufwachsen, in einem Dorf abseits jeder größeren Zivilisation, wird von ihr mitfühlend und aufrüttelnd aufgezeigt. Die Sprache vermittelt ein sehr gutes Bild, wie die Familien miteinander umgehen und leben. Die traditionellen Werte des Glaubens widergespiegelt durch die Großmutter treffen auf Ablehnung der Religiosität und rationale Erziehung in Form des Vaters. In diesem Beziehungsgeflecht muss sich Leyla als kleines Mädchen zurechtfinden. Der Roman beschreibt ihr Erwachsenwerden und ihre Emanzipation. Was ist ihr wichtig? Was muss sie machen, um Ihr leben zu leben?

Leyla hat eine deutsche Mutter und die Autorin schildert so geschickt, wie sich das Leben in Deutschland mit dem Leben in Nordsyrien unterscheidet. Ich finde es ein gelungenes Buch, das mit klarer Sprache und Empathie über ein Land und seine Menschen berichtet, dass sich seit Jahren in einem Ausnahmezustand befinden, bei dem Niemand weiß, ob er jemals beendet sein wird.

Bewertung vom 13.08.2020
Im nächsten Leben wird alles besser
Rath, Hans

Im nächsten Leben wird alles besser


ausgezeichnet

Das Buch beginnt damit das die Hauptfigur Arnold sich in einem fremden Bett in der Zukunft wiederfindet. Leider fehlt im völlig das Verständnis für die Situation. Wie komme ich hier hin? Was hat dazu geführt? Wo bin ich? Und was mache ich hier eigentlich? Warum kann ich mich an die letzten Jahrzehnte nicht erinnern? Das sind für Arnold alles wichtige und existentielle Fragen, die er beantworten muss, um zu verstehen, warum er in dem fremden Bett gelandet ist und wie seine Zukunft weiter aussehen soll. Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt, dass Arnold dabei Hilfe hat. In der Zukunft scheint nichts mehr so zu sein, wie er die Welt in Erinnerung hat.

Hans Rath schreibt humorig und unaufgeregt. Er zeichnet eine skurrile Welt, in der es die Hauptperson nicht einfach hat, sich zurecht zu finden. Durch die Rückblenden erfährt der Leser viel aus dem Leben von Arnold. Welche Lebenspartner hatte er? Welche Freunde hatte er? Hatte Arnold Kinder? Wie ist das Schicksal der Personen, die Arnold wichtig waren? Arnold muss sich ständig Fragen stellen und Antworten finden. Dabei verliert er aber keinesfalls seinen Humor. Obwohl Arnold in seinem Leben viel falsch gemacht zu haben scheint, bleibt er ein Sympathieträger und es ist spannend zusammen mit Ihm sein Geheimnis zu lösen. Gelungen ist auch die Auflösung, wie Arnold in die Zukunft kommt und warum er sich nicht erinnert im falschen Bett gelandet zu sein. Ein eleganter Kniff, der das Buch abrundet.

Das Buch kann ich daher nur wärmstens empfehlen. Es sorgt für kurzweilige Unterhaltung und auch einige Lacher. Der Schreibstil von Hans Rath ist frech und von viel Humor gekennzeichnet.