Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 26.05.2024
Unter dem Moor
Weber, Tanja

Unter dem Moor


ausgezeichnet

In "Unter dem Moor" erzählt uns Tanja Weber die Geschichte von drei Frauen. Alle drei hatten zu unterschiedlichen Zeiten ein ganz einschneidendes Erlebnis im Stettiner Haff und das ist auch die einzige Verbindung zwischen ihnen.

Da wäre zunächst Gine, die 1936 , als 14-jähriges Mädchen zu einem Landjahr in diese Gegend geschickt wird. Schikanen und schwere Arbeit sind für die jungen Mädchen, die völlig unfreiwillig dort sind, an der Tagesordnung und als Gine schließlich auch noch vergewaltigt wird, schwört sie Rache .

Dann gibt es einen Zeitsprung ins Jahr 1979 und wir begleiten Sigrun. Sie ist eine lebenslustige junge Frau, die gern mehr erleben würde, als ihr ihr eingeengtes Leben in der DDR bieten kann. Obwohl sie ihren Mann Achim und den gemeinsamen Sohn Marco von ganzem Herzen liebt, träumt sie sich oft einfach weg und holt sich auch immer mal wieder wenigstens eine kleine Auszeit bei ihrer besten Freundin.

Und die dritte Frau in dieser Geschichte lebt im Heute, kurz nach der Corona-Pandemie. Nina arbeitet als Ärztin in einem Berliner Krankenhaus. Ihr Klinik-Alltag setzt ihr ziemlich zu und als ihr Freund beruflich einige Zeit Berlin verlässt, nimmt sie sich ebenfalls eine Auszeit und zieht sich in ein kleines Ferienhaus nach Mecklenburg-Vorpommern zurück. Ihr einziger Begleiter ist ihr Hund Ayla und als die beiden mal wieder einen ihrer täglichen Spaziergänge durchs Stettiner Haff machen, buddelt Ayla einen menschlichen Knochen aus. Nina meldet diesen gruseligen Fund natürlich und bringt damit eine polizeiliche Ermittlung in Gang, die nach und nach ein lang gehütetes Geheimnis ans Tageslicht bringt.

Ich fand es sehr spannend , Zeuge dieser drei Schicksale zu sein. Der Schreibstil gefiel mir sehr gut, man konnte sich sehr gut einfühlen in die drei, doch ganz unterschiedlichen Frauen. Bei Sigrun war mir sehr lange nicht klar, was genau sie mit den beiden anderen verbindet, aber am Ende sind dann zum Glück alle offenen Fragen geklärt . Die abwechselnden Zeitsprünge waren manchmal ein wenig verwirrend, aber haben die Story auch besonders aufregend gemacht denn man konnte das Buch zwischendurch nur schwer weglegen, weil man unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht.

Drei fesselnde Frauenschicksale, eine etwas düstere Landschaft , die man sich durch die sehr detaillierten Beschreibungen der Autorin bildlich vorstellen konnte und Einblicke in eine Zeit in Deutschland, die alles andere als gut war, haben mich von Anfang bis zum Ende gepackt und ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 26.05.2024
Krähentage
Cors, Benjamin

Krähentage


ausgezeichnet

Schon das Cover gefällt mir sehr gut, düster und gruselig, passt es perfekt zum Inhalt. Und der hat es wirklich in sich:

Mila Weiss und Jakob Krogh sollen gemeinsam die neu gegründete "Gruppe 4" leiten, eine Einheit zur Aufklärung von Serienstraftaten. Gerade angereist, um ihr neues Team kennenzulernen, müssen sie schon in ihrem ersten, ziemlich gewalttätigen Fall ermitteln. Dass dieser aber erst der Anfang von noch etwas viel grausameren ist, ahnen sie zu der Zeit noch nicht. Doch, als kurz darauf eine schrecklich zugerichtete Leiche gefunden wird und es auch nicht bei dieser einen Leiche bleibt, wird ihnen schnell klar, dass sie es mit einem richtig kranken Täter zu tun haben. Besonders rätselhaft an den Fällen, ist, dass es Zeugen gibt, die die Opfer noch lebend gesehen haben wollen, nachdem sie aber ganz sicher schon tot waren. Wie kann das sein? Und was soll die Botschaft bedeuten, die der Täter bei jedem seiner Opfer zurücklässt?
Klar ist den Ermittlern jedenfalls eins, sie dürfen keine Zeit verlieren, denn hier haben sie es mit einem Psychopathen zu tun, der nicht aufhören wird, sich immer neue Opfer zu suchen.

Was für ein krasses Buch, ich bin immer noch ganz aufgewühlt nach dieser Geschichte. Schwache Nerven sollte man nicht haben, für "Krähentage", denn es wird richtig blutig und der Autor war nicht zimperlich bei der Beschreibung der Morde. Aber wenn man nicht empfindlich ist, dann hat man hier einen wahnsinnig fesselnden Psychothriller, den man fast nicht mehr aus der Hand legen kann. Was mir besonders gefiel, der Täter selbst kommt zwischendurch auch immer wieder zu Wort, man erfährt im Laufe der Geschichte, was er so für kranke Gedanken hat, wie er tickt und ganz am Ende auch, was der Auslöser für seine irren Taten war.
Die Identität des Killers ist schon früh bekannt, was aber die Spannung überhaupt nicht schmälert. Ich fand es sogar besonders beängstigend, zu wissen, wer er ist, während seine Umgebung noch völlig im Dunkeln tappt.
Das neu gegründete Ermittlerteam gefällt mir ebenfalls sehr gut, jeder für sich hat so seine Eigenheiten und Geheimnisse. Da am Ende nicht alle Rätsel gelöst wurden, gehe ich ganz stark davon aus, dass es auf jeden Fall noch weitere Bände mit diesem Team geben wird, und ich freue mich jetzt schon darauf. Den Namen Benjamin Cors , den ich bisher noch gar nicht kannte, werde ich mir auf jeden Fall merken und ich hoffe, er schreibt noch sehr viele weitere Bücher dieser Art.

Bewertung vom 28.04.2024
Die kleine Gärtnerei in den Highlands
Lucas, Rachael

Die kleine Gärtnerei in den Highlands


ausgezeichnet

Schon das Cover gefällt mir sehr gut , es macht einfach gute Laune und es passt perfekt zum Inhalt.
Dieses Buch ist bereits der 2. Teil einer Reihe und ich muss zugeben, den 1. Teil habe ich nicht gelesen. Man kam trotzdem ohne Probleme in die Geschichte rein und hatte keine Schwierigkeiten, alles zu verstehen.

Aber nun erst einmal zum Inhalt: Beth Fraser ist alleinerziehende Mutter von Zwillingen und sie hat sich in dem kleinen Ort Applemore, in den schottischen Highlands, eine richtig idyllische Gärtnerei aufgebaut. Die Geschäfte laufen gut und Beth ist mit ihrem Leben zufrieden. Da taucht der gutaussehende Jack auf, der mit seinen Mitarbeitern in unmittelbarer Nachbarschaft der Gärtnerei ein Camp für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen eröffnen möchte.
Beth ist zuerst gar nicht begeistert, vor allem, nachdem ihr Kennenlernen nicht gerade gut verläuft. Doch nach ein paar Anfangsschwierigkeiten kommen die beiden sich langsam näher und verstehen sich immer besser. Was Beth aber nicht weiß, ist, dass Jack ein dunkles Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herumträgt. Bisher hat er versucht, diesem Geheimnis davonzulaufen, doch nun passiert etwas, das ihn dazu zwingt, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Mir hat "Die kleine Gärtnerei in den Highlands sehr gut gefallen. Es ist natürlich schon vorhersehbar, aber das sind Bücher dieses Genres ja eigentlich meistens. Das mindert das Lesevergnügen aber überhaupt nicht und für mich war das ein richtig schönes Wohlfühlbuch.

Bewertung vom 21.04.2024
Die Vermesserin der Worte
Seck, Katharina

Die Vermesserin der Worte


gut

Ida, eine junge Autorin , steckt mitten in einer Schreibblockade. Um aus ihrer finanziell schwierigen Situation herauszukommen, nimmt sie einen Job als Haushaltshilfe bei einer älteren Dame an. Ottilie, so heißt ihre neue Arbeitgeberin, ist ziemlich schweigsam und hat durch ihre schwierige Art schon alle vorherigen Hausangestellten nach kurzer Zeit in die Flucht geschlagen.
Auch zu Ida ist die alte Dame anfangs sehr abweisend und das große Anwesen wirkt zunächst auch alles andere als einladend. Ida , die das Geld dringend braucht und auch die leise Hoffnung hat, in der Abgeschiedenheit dieses Ortes ihre verloren gegangenen Worte wiederzufinden , bleibt trotz der düsteren Umgebung , schnappt sich Putzmittel und Schrubber und macht sich an die Arbeit, um das riesige Haus wenigstens optisch etwas gemütlicher aussehen zu lassen.
Beim Stöbern fällt ihr schnell auf, warum Ottilies Zuhause von jedem nur als "das papierne Anwesen" bezeichnet wird. Und sie findet außerdem jede Menge kleine Schätze aus Ottilies langem Leben und lernt die alte Dame so nach und nach immer besser kennen. Und auch Ottilie kommt mit der Zeit immer ein Stückchen weiter aus ihrem Schneckenhaus und so kommen sich die beiden Frauen mit jedem Tag ein kleines bisschen näher.

Eigentlich gefiel mir dieses Buch ganz gut, obwohl es zwischendurch so einige Längen hatte und man manchmal das Gefühl hatte, es geht einfach nicht voran. Mit Ida wurde ich leider auch nicht so ganz warm, ich fand ihr Eindringen in Ottilies Privatsphäre teilweise schon sehr übergriffig Und was mich leider auch etwas störte, waren solche Bezeichnungen wie "die Dorfbewohnenden" statt Dorfbewohner ( mag korrekt sein, aber für mich hört sich das irgendwie seltsam an) oder solche Sätze wie z.B. "sie fühlte sich wie eine Teilnehmende eines Teekränzchens", denn bei solchen Sätzen frage ich mich automatisch "warum bezeichnet sie sich selbst nicht als Teilnehmerin, sie ist ja eine Frau und muss in ihren eigenen Gedanken nicht gendern. Mich persönlich stören solche Dinge dann einfach beim Lesen. Und das waren ja auch nur zwei kleine Beispiele, in der Geschichte selbst fiel mir das mehrmals auf, dass die Autorin es wohl einfach ganz korrekt machen wollte und meiner persönlichen Meinung nach, dabei leider manches Mal übers Ziel hinausgeschossen ist.

Bewertung vom 21.04.2024
Eine Fingerkuppe Freiheit
Zwerina, Thomas

Eine Fingerkuppe Freiheit


sehr gut

In "Eine Fingerkuppe Freiheit" erzählt der Autor Thomas Zwerina, der selbst im Alter von 13 Jahren nahezu komplett sein Augenlicht verlor, von dem genialen Erfinder der Blindenschrift, dem Franzosen Louis Braille. Louis, der im Januar 1809 in einem kleinen Ort nahe Paris geboren wurde, verletzt sich als 3-jähriger in der Werkstatt seines Vaters so schlimm , dass er vollständig erblindet.

Der Dorfpfarrer, der erkennt, wie intelligent der kleine Junge ist, kämpft , trotz einiger Widerstände dafür, dass er als einziges blindes Kind in die Dorfschule gehen darf. Sein Wissensdurst ist so groß, dass er in dieser Dorfschule irgendwann nicht mehr ausreichend gefördert werden kann und so überzeugt der Pfarrer Louis Eltern, den inzwischen 10-jährigen auf ein Blindeninstitut in Paris gehen zu lassen. Nach anfänglichem Heimweh lebt sich der Junge dort auch gut ein und im Laufe der nächsten Jahre entwickelt er dort eine Schrift aus 6 erhabenen Punkten, mit denen er das gesamte Alphabet darstellen kann und wodurch es für Blinde endlich möglich ist, zu lesen.
Bis sich seine Erfindung allerdings wirklich durchsetzen konnte, musste Louis mit so einigen Schwierigkeiten zurecht kommen.

Ich wusste zwar, was die Braille-Schrift ist , aber ich hatte, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wer diese Schrift erfunden hat und seit wann es diese schon gibt. Aus diesem Grund war ich nach dem Lesen des Klappentextes schon sehr neugierig auf dieses Buch und es war auch wirklich sehr interessant, so viel über das Leben und die Arbeit von Louis Braille zu erfahren. Der Schreibstil war manchmal etwas gewöhnungsbedürftig . Manches wurde fast zu ausschweifend erzählt, andere Passagen wieder hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Doch im Großen und Ganzen hat mir "Eine Fingerkuppe Freiheit" gut gefallen, ich fand es interessant, den Erfinder der Blindenschrift ein bisschen näher kennenzulernen und ich würde das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 29.03.2024
Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4
Strobel, Arno

Stimme der Angst / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.4


ausgezeichnet

Fallanalytiker Max Bischoff trifft bei einer Beerdigung eine Frau, die seiner verstorbenen Lebenspartnerin Jennifer zum Verwechseln ähnlich sieht. Nicht nur das Aussehen, sondern ihre ganze Art erinnern ihn an seine große Liebe, für deren grausamen Tod er sich auch nach fünf Jahren immer noch verantwortlich fühlt.

Um zu erfahren , ob es irgendeine Verbindung zwischen dieser Frau und Jennifer gibt, spricht er die Unbekannte an. Doch die kannte Jennifer nicht, die beiden Frauen sind sich wohl nie begegnet.

Max kann nicht glauben, dass diese Ähnlichkeit einfach nur ein großer Zufall ist und versucht, herauszufinden, was es damit auf sich hat.

Als kurz darauf jemand , der ihm sehr nahesteht, verschwindet, setzt Max alles daran, diesen Menschen zu finden , denn damals, als Jennifer in seinen Armen starb, hat er sich geschworen, dass nie wieder ein Mensch seinetwegen sterben wird.

Und nun wird Max wieder , genau wie vor fünf Jahren, in einen wahren Albtraum katapultiert und es wird ihm nicht leicht gemacht, dieses Versprechen, das er sich selbst vor Jahren gab, zu halten.


Ich liebe die Bücher von Arno Strobel und auch dieser , wieder sehr persönliche Fall für Max Bischoff war spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Und was mich ganz besonders freute, auch dieses Mal bekam er wieder Hilfe von Dr. Marvin Wagner, der mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist und dessen ungewöhnliche Art ich einfach genial finde. Er und Max Bischoff zusammen, sind für mich einfach ein absolutes Dream-Team und ich hoffe, die beiden lösen noch sehr viele gemeinsame Fälle.
Für mich gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung für "Mörderfinder - Stimme der Angst" und ich kann es kaum erwarten, bis der nächste Band mit diesen beiden coolen Typen erscheint.

Bewertung vom 19.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Heinz Labensky lebt jetzt schon seit 10 Jahren in einem Seniorenheim am Rande von Erfurt. Obwohl er es in seinem gesamten Leben nie besonders leicht hatte, hat er sich nie über irgendetwas wirklich Sorgen gemacht, was aber hauptsächlich an seinem schlichten Gemüt liegt. Schon in der Schule in der damaligen DDR wurde er als "nicht förderungsfähig" eingestuft und so hat er noch nicht mal die Grundschule ganz abgeschlossen.
Einen Menschen gab es in seinem Leben, den er von ganzem Herzen liebte und eigentlich immer noch liebt, obwohl dieser Mensch längst aus seinem Leben verschwunden ist. Seine Freundin Rita lernte er damals in der Schule kennen, beide waren Außenseiter und freundeten sich sofort an. Er wollte seine geliebte Rita am liebsten vor allem beschützen, obwohl die sich auch ganz gut selbst verteidigen konnte.
Irgendwann verschwand Rita einfach aus seinem Leben und seitdem wartete er immer darauf, dass sie eines Tages wieder auftauchen würde, was aber nie passiert ist.
Jetzt sitzt er also tagein tagaus in seinem "Feierabendheim" und wartet nur noch auf den Tod. Doch da bekommt er ganz überraschend einen Brief von einer Frau, die behauptet die Tochter seiner verschwundenen Freundin Rita zu sein. Sie erzählt, dass auch sie den Großteil ihres Lebens keinen Kontakt zu ihrer Mutter hatte, weil die einfach verschwand und jetzt wurde wohl auf einer Baustelle eine Leiche gefunden, von der sie vermutet, es könnte ihre Mutter sein.
Heinz Labensky überlegt nicht lange und macht sich auf den Weg zur Adresse dieser Frau. In seiner schrulligen sorglosen Art macht er auch gar nicht lange Pläne , sondern setzt sich einfach in einen Flixbus und fährt los Richtung Warnemünde.
Unterwegs unterhält sich Heinz, der noch nie Berührungsängste hatte, dann mit allerlei Mitreisenden und er erzählt ihnen so nach und nach seine gesamte Lebensgeschichte. Und die hat es wirklich in sich, denn langweilig war sein Leben nicht, ganz im Gegenteil, manches, was er so erlebt hat ist direkt unglaublich.
Und als er dann Ritas Tochter trifft, muss er eine Entscheidung treffen. Ist es wichtig, die ganze Wahrheit zu erfahren oder reicht es nicht, weiterhin einfach das zu glauben, was man glauben will?

Ich kannte bisher nur die Thriller von Michael Tsokos und war schon sehr gespannt auf dieses Buch, das ja mal so ganz anders ist und das der Autor zum ersten Mal zusammen mit seiner Frau Anja Tsokos geschrieben hat. Schon die Kurzbeschreibung hat mich sehr neugierig gemacht, denn ich liebe Bücher über so skurrile Personen . Ich fand die Geschichte über den etwas seltsamen aber herzensguten Heinz Labensky auch sehr gut, muss aber zugeben, dass sich einige Stellen zu sehr in die Länge zogen. Also wenn manches nicht ganz so ausufernd erzählt worden wäre, hätte es mir vielleicht noch etwas besser gefallen. Trotzdem gefiel mir dieses Buch gut und ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 28.12.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Kriminalinspektorin Leonore Asker ( genannt Leo) arbeitet in der Abteilung für Schwerverbrechen in Malmö gerade an einem besonders spektakulären Entführungsfall. Und eigentlich hofft sie auf eine baldige Beförderung. Doch dann wird sie durch die Intrige eines Kollegen in eine Abteilung im Keller versetzt, von der sie vorher noch nie etwas gehört hat. Diese Ebene minus eins ist auch, was ihre Karriere angeht, ein echter Abstieg, denn man nennt sie nur "Abteilung für hoffnungslose Fälle". Hier werden die Fälle bearbeitet, die kein anderer haben will und die als völlig unlösbar gelten.. Ihre neuen Kollegen, lauter Nerds und Außenseiter, sind alle irgendwie strafversetzt worden , nachdem sie in ihren früheren Jobs Ärger hatten .
Besonders motiviert ist dort, verständlicherweise. also keiner und zuerst weiß auch Leo gar nicht so recht, was sie in ihrem neuen Job überhaupt tun soll.

Doch dann schickt ihr jemand ein Foto einer rieseigen Modelleisenbahn zu, in deren Landschaft zwei Figuren platziert wurden, die genau so aussehen, wie die beiden Teenager, deren Entführung Leo in ihrer früheren Abteilung bearbeitet hatte.

Nun studiert sie die Unterlagen ihres Vorgängers und findet heraus , dass er wohl ebenfalls heimlich an dem Fall gearbeitet hat und dass er anscheinend auch schon einer heißen Spur gefolgt ist, kurz bevor er dann leider einen Herzinfarkt hatte und seitdem liegt er in der Klinik. da er nicht ansprechbar ist, kann Leo ihm keine Fragen stellen, also fängt sie an, alleine zu recherchieren und später auch mit Hilfe ihrer neuen Kollegen. Und ein alter, guter Freund von Leo ist dann schließlich auch noch mit von der Partie.

Und zusätzlich muss sie sich immer noch gegen die hinterhältigen Intrigen des ehemaligen Kollegen wehren.


"Stille Falle" ist der erste Band einer neuen Reihe um diese "Außenseiter-Truppe" auf Ebene minus eins. Eigentlich sind sie alle etwas seltsam, aber trotzdem mochte ich sie auf Anhieb ( jedenfalls fast alle) und ich freue mich schon jetzt auf weitere Fälle für diese Abteilung.

An dieser Story gefielen mir die schaurigen Orte besonders gut. Leere, verfallene Schauplätze sind einfach faszinierend und immer etwas gruselig. Und auch der Fall selbst war sehr spannend. Dass die Kapitel immer abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden, macht die Geschichte besonders lebendig und es kommt wirklich nie Langeweile auf, am liebsten möchte man das Buch in einem Rutsch durchlesen.

Ich hoffe, es folgen noch sehr viele weitere, so packende Fälle, für dieses neue Team.

Bewertung vom 04.11.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Ich habe alle Bücher von Jo Nesbø gelesen, deshalb hatte ich eigentlich einen Thriller erwartet, so wie seine bisherigen Bücher eben. Schon bei der Leseprobe merkte ich allerdings, dass das was ganz anderes ist und ich hatte das Gefühl, ich lese ein Buch, in der Art, wie Stephen King sie schreibt, den ich übrigens auch sehr gerne lese. Meine Neugier auf "Das Nachthaus" war geweckt.

Es geht dabei in erster Linie um den Jugendlichen Richard, der nach einem schlimmen Unglück, bei dem er seine Eltern verloren hat, bei Tante und Onkel in dem kleinen Ort Ballantyne landet. Als er mit seinem Freund Tom unterwegs ist, verschwindet der auf sehr gruselige Weise. Keiner glaubt Richard, als er berichtet, was passiert ist und jeder verdächtigt Richard, seinen Freund in den Fluss gestoßen zu haben. Nur Karen, das beliebteste und hübscheste Mädchen der Schule , glaubt ihm und sie unterstützt ihn dann auch bei seiner Suche nach Tom.
Dabei entdecken sie schließlich auch das "Nachthaus" ein altes Haus, in dem sich sehr unheimliche Dinge abspielen. Was ist mit Tom passiert? Was geht in dem seltsamen Haus vor sich? Und vor allem, wem kann man in dem Ort überhaupt trauen?

Ich fand "Das Nachthaus" richtig gut, auch wenn es völlig untypisch für ein Jo Nesbø Buch ist. Außer dem Schreibstil, den ich einfach toll finde, erinnert nichts daran, dass man gerade ein Buch dieses Autors liest. Ich würde es in das Genre Horror/Fantasy einordnen und wenn man ein übliches Jo Nesbø Buch erwartet, wird man vielleicht enttäuscht sein. Ich persönlich war das allerdings nicht, im Gegenteil, ich fand das mal eine sehr schöne Abwechslung und hoffe auf noch mehr Bücher dieser Art.

Im letzten Kapitel wird die Geschichte zwar dann ganz anders aufgelöst, als ich erwartet hatte, aber ich fand die Auflösung auch wieder sehr passend, deshalb gibt es von mir auf jeden Fall 5 Sterne für dieses Buch.

Bewertung vom 29.09.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


sehr gut

Die 50-jährige Henriette ist sehr stark übergewichtig, inzwischen bringt sie ganze 190 kg auf die Waage und dadurch ist sie schon sehr eingeschränkt. Was für andere Menschen ganz normale alltägliche Bewegungen sind, wird für sie zur riesigen Anstrengung. Und weil ihr das alles so schwer fällt, verlässt sie auch nur noch ihre Wohnung, um zum Arzt zu gehen. Sogar das Einkaufen wird inzwischen immer schwieriger für sie, deshalb bestellt sie das meiste auch online und lässt es sich liefern. Für das Corona-Virus ganz dankbar für den Corona-Virus ist Henriette ganz dankbar, denn seitdem darf sie im Homeoffice arbeiten und nun muss sie sich eigentlich gar nicht mehr zusammenreißen und mal aus dem Haus gehen.

Henriettes Mutter wohnt in der Wohnung über ihr und sie versorgt ihre Tochter mit Essen und hält ihre Wohnung in Ordnung, denn das ist für Henriette selbst schon eine Weile viel zu anstrengend. Gleichzeitig macht ihre Mutter ihr aber täglich Vorwürfe, hält ihr immer wieder vor, was alles hätte aus ihr werden können, wenn sie nicht so fett geworden wäre. Oft ist die Mutter richtig gemein zu ihrer Tochter und man bekommt richtig Mitleid mit Henriette. An ihr scheinen die Vorwürfe abzuprallen, jedenfalls nach außen wirkt es so. In ihr drin sieht es allerdings anders aus, Henriette macht sich sehr viele Gedanken über sich und über ihr Leben. Eigentlich würde sie es sich auch anders wünschen, doch je dicker sie wurde, umso schwieriger wurde es wohl, was zu ändern.

Nun passiert jedoch etwas neues in ihrem Leben, ihre Mutter kann ihre Wohnung nicht mehr machen und Henriette bekommt einen neuen Kollegen, mit dem sie sich zu Online-Besprechungen treffen muss. Er heißt Martin und er bringt Henriette zum Träumen, besonders seine schönen grünen Augen haben es ihr angetan.
Henriette beginnt ganz langsam und vorsichtig, ihr Leben ein bisschen zu verändern. Sie beobachtet die Nachbarn nicht mehr nur vom Fenster aus, sondern sie kommt tatsächlich mit ein paar von ihnen in Kontakt. Dadurch traut sich Henriette immer ein bisschen mehr und auch, wenn es nur Mini-Schritte sind, für Henriette ist es trotzdem eine Leistung.

Mir hat "Henriette lächelt" sehr gut gefallen. Der Schreibstil wirkt manchmal eher sachlich, sehr viele Emotionen kommen nicht direkt rüber. Man kann trotzdem herauslesen, wie Henriette sich fühlt und dass sie nicht glücklich darüber ist, wie ihr Leben bisher verlaufen ist.
Die Kapitel sind kurz und auch die Sätze sind eher kurz und einfach, es wirkt schon fast wie kurze Notizen über Henriettes Alltag.
Manche Kapitel fand ich auch ziemlich eintönig, aber das sollte wohl auch so sein, um Henriettes eintönigen Tagesablauf zu betonen.
Mit dem Schluss war ich nicht ganz zufrieden, da hätte es von mir aus gerne noch weitergehen können, ich hätte Henriette gerne noch etwas begleitet , hätte gerne noch erfahren, wie es mit ihr weitergeht und ob sich ihr Leben noch weiter ändert.