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Benutzername: 
Beps
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 25.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


sehr gut

Mit "Sing wilder Vogel, sing" nimmt uns Jacqueline O´Mahony auf eine Reise, die von Irland in die Western Territories Nordamerikas führt.

Honora ist eine junge Frau, die die große Hungersnot in Irland von 1849 am eigenen Leib erlebt. Nachdem sie ihre gesamte Familie, inklusive einer neugeborenen Tochter verloren hat, beschließt sie das verfluchte Land zu verlassen. Als blinde Passagierin kommt sie mit Hilfe von drei Jungen Auswanderinnen nach New York.
Aber auch hier entkommen sie Elend und Ausbeutung nicht, zunächst als Hausmädchen und dann als Prostituierte. Etwas besser scheint es zu werden, als Honora mit Hilfe eines Kunden, der sich in sie verliebt hat, in die Western Territoriies flüchten kann. Aber auch hier findet sie nicht die erhoffte Freiheit. Erst als sie den indigenen Joseph kennenlernt, scheint sich ihr Schicksal zu wenden.

O`Mahony erzählt diese Geschichte zum Teil mit sehr drastischen Mitteln, die absolut keinen Raum für Romantik oder "große Gefühle" zulassen. Das Elend, der Schmutz und die Verzweiflung springen den Leser aus jeder Seite an. So hinterläßt z.B. die Schilderung der unvorhergesehenen Geburt der Tochter wirklich eine Gänsehaut. Auch geht das Elend im vermeintlichen Paradies weiter, man hungert zwar nicht mehr, aber trotzdem ist das Leben schwer und unerträglich.

Ich finde das Buch gut geschrieben, trotz des düsteren Inhalts fesselt es den Leser. Die Überstzung von pociao und Roberto de Holland hat mir auch gut gefallen.

Eine Leseempfehlung für alle, die eine realistische Schilderung mögen, die keine Komfortzone brauchen.

Bewertung vom 05.09.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


sehr gut

Mit "Der Ire" hat Peter Mann einen Spionageroman geschrieben, der den Leser von der ersten Siete in seinen Bann zieht.

In Berlin werden 1945 in den Nachkriegswirren zwei Manuskripte gefunden, die die Spionageabwehr der Alliierten interessant finden.
Im folgenden Text kann der Leser sich selbst ein Bild machen, was wirklich mit den beiden Männern Adrian de Groot und Proinnsias "Frank" Pike geschehen ist und wie ihre Beziehung zueinander war.

De Groot hat den Auftrag Pike aus einem Gefängnis in Spanien freizubekommen. Pike hat im Bürgerkrieg mit den internationalen Brigaden gegen Franco gekämpft, war in aktiver IRA Aktivist und ist daher den Engländern nicht gerade gut gesinnt. Die Nazis wollen mit Pikes Hilfe die Invasion von England über Irland forcieren.

In den beiden Manuskripten erfährt der Leser einmal aus dem Tagebuch von de Groot alles, was von der Befreiung Pikes bis zu dessen Tod geschieht.
In dem anderen Manuskript mit dem Titel "Frinn McCool in den Eingeweiden Teutoniens" wird diese Geschichte aus der Perspektive von Pike erzählt.
Beide Manuskripte sind vom Stil her sehr unterschiedlich, aus de Groot spricht der gebildete, kultivierte Akademiker, Franks /Finns Geschichte ist eher eine Räuberpistole.
Es macht viel Spaß, beide Versionen zu lesen und sich selbst ein Urteil zu bilden.

Interessant ist auch, wie sich die beiden Männer selbst sehen.
De Groot dient dem Regime, sieht sich aber nicht als Nazi und ist mit vielem, was passiert nicht einverstanden.
Pike sieht sich eher als Rebell, als Abenteurer und verbeißt sich in seine selbst gestellte Aufgabe.
Auf de Groot hat Pike eine sehr große sexuelle Anziehung, die immer wieder im Text thematisiert wird.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es gibt immer wieder Ereignisse und Wendungen, die man nicht voraussieht.
Es liest sich sehr gut und flüssig, was natürlich an der Übersetzung von Stefan Lux liegt.
Insgesamt gibt es von mir eine Empfehlung für alle, die Krimis, Spionageromane abseits des Mainstreams lieben. Gewarnt seien aber alle, die empfindlich auf Gewalt und Pornographie reagieren. Definitiv kein Cosy Crine.

Der Originaltitel lautet "The Torqued Man". Damit ist De Groot gemeint, der von Pike auch der "Verzerrte" genannt wird, was ungefähr die Bedeutung von torqued ist. Mit dem Titel "Der Ire" wird das Hauptaugenmerk auf Pike gelegt und nicht nicht auf De Groot. Warum? Klingt "Der Ire" besser und ist geläufiger ?

Bewertung vom 08.08.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


sehr gut

In "Wenn wir angekommen sind" erzählt MIcha Lewinsky die Geschichte von Ben Oppenheim
Vieles läuft bei Ben unrund: er hatte vor etlichen Jahren einen viel gelobten Roman geschrieben, aber jetzt schlägt er sich mit Auftragsarbeiten durch, die weder lukrativ noch befriedigend sind. Seine Ehe ist am Ende, aber um den Kindern weiter ein Nest zu geben, wohnt das Paar abwechselnd ind der ehelichen Wohnung. Das einzge was gut läuft, ist die Beziehung zu seiner Freundin Julia. Ach ja, und dann ist Ben zu allem Überfluß auch noch Jude mit einem augeprägten "Flucht-Gen".

Und jetzt ist in Europa (also eher im Osten als in der Schweiz) Krieg und Ben hat Angst vor einem automaren Angriff.
Also will er die Schweiz verlassen und wie sein großes Vorbild Stefan Zweig in Brasilien dem Krieg entgehen. Tickets werden gebucht und Ben verläßt mit seiner Familie die Schweiz - aber ohne Julia.

Wie es in Brasilien weitergeht mit Ben, seiner Familie der Geliebten und dem Krieg in Europa schildert Lewinsky im Folgenden, auf jeden Fall wird es turbulent und (so viel sei verraten) gibt es zwar kein Happyend, aber ein für alle Beteiligten akzeptales Weitermachen.

Die Person Ben Oppenheim ist auf seine Art eine echte Nervensäge und dass er unentwegt in dem Buch Die Rassenmerkmale der Juden von Maurice Fishberg liest und sich dort wiederfindet macht die Sache auch nicht besser. Ben ist ein Neurotiker

Das Buch läßt sich flüssig lesen, der Stil von Lewinsky ist leichtfüssig und sehr deskriptiv. Allerdings denke ich, dass man schon einen Draht zu diesen "komischen jüdischen Vögeln" haben muß. Für die Fans von Woody Allen ist es ein großer Spaß.

Bewertung vom 15.07.2024
Mitternachtsschwimmer
Maguire, Roisin

Mitternachtsschwimmer


ausgezeichnet

Das Buch Mitternachtsschwimmer von Roisin Maguire hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.

Grace, die Heldin dieses Romans kommt über den Leser wie eine Naturgewalt. Sie ist groß, ruppig , scharfzüngig und hat immer ihren Hund dabei. Grace lebt in der kleinen Ortschaft Ballybrady zurückgezogen in ihrem Cottage, sie ist eine Einzelgängerin, aber in dem Ort trotz ihrer Schrullen wohlgelitten.

Evan ist ein Geschäftsmann aus Belfast, der sich in einem Cottage einmietet um seine persönliche Krise zu überwinden. Seine kleine Tochter ist plötzlich gestorben, der Verlust belastet in schwer und seine Ehe hat auch sehr unter diesem Ereignis gelitten. In der Abgeschiedenheit will er wieder mit sich ins Reine kommen.

Wenige Tage nach seinem Einzug ins Cottage beginnt der Lockdown während der Corona-Pandemie. Das bringt einige Veränderungen mit sich, Evan kann den Ort nicht verlassen und seine Ehefrau lädt den Sohn bei seinem Vater ab, der mit dem tauben Kind und seinen eigenen Sorgen überlastet ist. Aber auch hier kommt Grace mit ihrer praktischen Seite , wie schon zuvor bei einem Bootsunfall, als rettende Seele ins Spiel.

Die Geschichte ist einfach schön, sehr emotional, ohne kitschig zu sein. Sie gibt Hoffnung, dass es auch in aussichtslos erscheinenden Situationen Rettung geben kann, wenn man sich auf die Hilfe einer anderen Person einläßt.

Die Protagonisten Grace und Evan sind sehr schön und detailliert beschrieben, man kann sie sich sehr gut vorstellen und sich in sie hineinversetzen.
Auch die Nebenpersonen und das Dorfleben sind mit sehr viel Liebe zum Detail beschrieben. Manchmal kommt es einem so vor, als würde man Wind und See riechen und den Wind und die Möwen hören.
Die Sprache ist sehr gefällig, von Andrea O´Brien sehr schön ins Deutsche übersetzt.

Mein Fazit: ein wirklich schönes Buch, dem ich ganz viele Leser wünsche.

Bewertung vom 24.06.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

In "Seinetwegen" begibt sich die Autorin Zora del Buono auf die Suche nach dem Mann, der den Tod ihres Vaters auf dem Gewissen hat.

Zora ist erst wenige Monate alt, als ihr Vater bei einem Autounfall getötet wird.
Der Verlust des Vater bestimmt das Leben von Zora und ihrer Mutter, aber erst sehr spät, in ihren Sechzigern entschließt sich Zora, nach dem Mann zu suchen, der diesen Unfall verursacht hat.
Sie macht sich auf die Suche nach E.T. . Wer steckt hinter diesen beiden Buchstaben, was für ein Leben hat dieser Mann geführt, war er reuevoll oder hat er nach diesem Unfall einfach weitergelebt ?
Wie bei einem Puzzle findet Zoro nach und nach die Teile, die ein Bild ergeben. Oft ist diese Suche sehr schmerzhaft für sie. Diese Suche beschreibt die Autorin sehr anschaulich, man fühlt mit ihr, wenn wieder ein Weg ins Leere führt oder wie emotionslos und stoisch die Bewohner des Dorfes sind, in deren Nähe sich der Unfall ereignet hat.
Neben diesem Handlungsstrang gibt es noch persönliche Reflektionen mit ihren Freunden im Cafehaus und viele Erinnerungen an die Familie ihres Vaters, Auch der zunehmende Verfall ihrer Mutter belastet Zora.

Ich finde dies Buch sehr gelungen, weil es ein so berührendes Thema dem Leser näher bringt,ohne dabei zu sentimental oder kitschig zu werden. Dazu passt auch der klare und eindringliche Schreibstil.

Von mir ist dieses Buch eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.05.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


sehr gut

Nach der Annotation des Verlages hatte ich von diesem Buch eigentlich mehr erwartet.
Isa und Gala sind zwei junge Frauen, die den Sommer in New York verbringen wollen. Zu diesem Zweck haben sie ein Zimmer zur Untermiete angemietet. Ihren Unterhalt wollen sie mit dem Verkauf von Secondhand Klamotten auf Märkten in Brooklyn verdienen und am Abend wollen sie dann die Party- und Barszene in Uptown geniessen.
So weit, so gut. Allerdings ist das Geldverdienen schwerer als die beiden gedacht haben und sie müssen sie sehr kreativ werden, um wenigstens die Miete und etwas Geld für Essen zu verdienen. Und mit den Parties und den Männern läuft es auch nicht so gut.
Eigentlich sollte dieser Plot zu einem spritzigen und temporeichen Roman werden, leider hat die Autorin dies nicht erreicht. Es sind immer ähnliche Szenen, die nicht zu dem erwünschten Geld oder Bekanntschaften führen.
Die Charaktere der beiden Frauen bleiben auch unbefriedigend blass und nichtssagend. Einzig wenn die Autorin etwas an der Oberfläche von Isas Geschichte kratzt, bekommt man eine Ahnung, worum es Isa geht und was sie umtreibt. Recht unglaubwürdigt wirkt auch das Leben von Isa, die mit gerade einmal 21 Jahren schon mehrere Monate in London und Spanien gelebt hat und auch in Europa weit herumgekommen ist. Über Gala erfährt man noch weniger, gerade mal so viel, dass sie ein Flüchtlingskind ist, woher bleibt im unklaren.
Schade, ich hatte mir von diesem Buch mehr erhofft.

Bewertung vom 02.04.2024
Noto
Sack, Adriano

Noto


ausgezeichnet

"Noto" ist die Geschichte über die Trauer eines Mannes nach dem Tod seines geliebten Partners.
Um Abschied von Adriano zu nehmen, fährt Konrad noch einmal ins sizilianische Noto. Dort haben die beiden Männer ein Haus, das sie nach ihrem Geschmack renoviert und ausgestattet haben. Hier waren sie glücklich.
Auf seine Reise hat Konrad einen Teil von Adrianos Asche mitgenommen, die er dort verstreuen möchte. Auf dieser Reise ist er nicht allein sondern hat die liebvolle Unterstützung von gemeinsamen Freunden.

Adriano Sack nimmt uns mit auf Konrads Reise in die Vergangenheit, er läßt den Leser teilhaben an dessen Gedanken und Erinnerungen, an seiner Absicht, das Haus zu verkaufen
Sack schreibt das alles in einem ruhigen Ton, der die Trauer Konrads ausdrückt, aber nie kitschig oder zu sentmental wird. Die Beschreibungen der Landschaft sind besonders schön und eindringlich, man kann die Hitze, die Gerüche und Beschaffenheit geradezu miterleben.
Mir hat das Buch besonders gut gefallen, weil es am Ende das Gefühl gibt, dass Konrad seinen Weg auch alleine gehen wird, dass er nicht von seiner Trauer überwältigt sein wird.

Bewertung vom 14.03.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Mit "Die Hoffnung der Chani Kaufman" entführt uns Eve Harris wieder in die Welt der orthodoxen Juden im Londoner Stadtteil Golders Green.
Nachdem Chani den Mann geheiratet hat, den sie liebt und nicht einen, der für sie ausgesucht wurde, sollte sie eigentlich glücklich sein. Sie lebt jetzt mit ihrem geliebten Baruch in Jerusalem wo er eine berühmte Jeshiwa besucht, aber etwas fehlt noch zu ihrem Glück: ein Baby, das sich auch nach etlichen Ehemonaten noch nicht eingestellt hat.
Also geht es zurück nach London, wo sich das Paar in einer teueren Fruchtbarkeitsklinik untersuchen läßt. Das Ergebnis ist niederschmetternd, obwohl sie beide gesund und fruchtbar sind, werden sie nicht schwanger. Eine Ärztin weiß, wie man ihre Probleme umgehen könnte, aber vor den Preis einer Schwangerschaft hat der orthoxe Glauben viele Hürden gesetzt.

Ein zweiter Erzählstrang des Romans befasst sich mit der (ehemaligen) Rebbezin Rivka, die ihren Mann verlassen hat und sich jetzt Einsamkeit und Anfeindungen ausgesetzt sieht.
Auch Rivkas ältester Sohn Abraham ist nicht eben glücklich mit seinem Leben an einer Jeshiwa in Jerusalem. Weil er es in der Enge dieser Umgebung nicht mehr aushält, gönnt er sich eine kleine Auszeit in Tel Aviv, Dass dieser Trip sein ganzes Leben verändern wird, hat er nicht geahnt.

Diese Protgonisten sind durchweg sympathische Menschen, denen man nur das Beste wünscht, die aber an ihrer Umwelt zu scheitern scheinen.
Eve Harris setzt sich mit der jüdisch-orthodoxen Lebensweise recht kritisch auseinander. So beschreibt sie den Druck, der auf Chani lastet ganz unbeschönigt, da ist die Schwiegermutter, die schon eine neue Braut für ihren Sohn sucht und die Rabbiner und der Gemeinde angehörigen Ärzte, die kompromisslos an ihren verknöcherten Ansichten festhalten ohne das menschliche Elend zu sehen.
Rivkas Leben nach ihrem Weggang aus der Gemeinde ist nur grausam. Sie darf ihre Kinder nicht sehen, die Tochter meidet sie vollkommen, der jüngste Sohn wird von ihr ferngehalten. Kontakt hat sie nur zu Abraham. Ihr Mann liebt sie zwar noch, beugt sich aber seiner Gemeinde und läßt sich scheiden. Auch vor Gewalt wird nicht zurückgeschreckt, Rivka wird bedroht und zusammengeschlagen um endlich in die Scheidung einzuwilligen.
Auf einem glücklichem Weg ist Abraham, der nach einer wilden Nacht ausgeraubt und halb nackt in Tel Aviv bei einem alten Rabbiner Zuflucht und zu sich selbst findet, ohne seine jüdische Identität aufzugeben.
Trotz aller Kritik an den alten, zum Teil fragwürdigen Traditionen ist Eve Harris Buch versöhnlich, weil es immer noch eine Hoffnung gibt, wenn man sich nicht selbst aufgibt.

Bewertung vom 26.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Trophäe ist ein Buch, das mich in eine Welt entführt hat, mit der ich absolut nichts gemeinsam habe.
Hunter White ist ein reicher amerikanischer Geschäftsmann, dessen Passion die Großwildjagd ist, Um seine "Big Five" vollständig zu machen,fehlt ihm nur noch ein Nashorn. Die anderen vier Trophäen ( Löwe, Elefant, Kaffernbüffel und Leopard)
hat er bereits erlegt.
Als der professionelle Jäger Van Heeren die Lizenz zur Jagd auf ein Spitzmaulnashorn anbietet, ist er sofort begeister. Also begibt er sich auf die Jagd nach diesem Nashorn. Leider wird sein Vorhaben durch Wilderer, die "sein Nashorn" und noch ein junges Männchen abgeschossen haben zunichte gemacht.
Um seinen Kunden bei laune zu halten, macht Van Heeren mit White einen Ausflug zu einem Dorf von Buschmännern, er darf bei einem Initiationsritual dabei sein und erlebt die Schnelligkeit und Gewandtheit dieser Männer. Van Heeren macht White einen Vorschlag, wie er die "Big Six" erreichen kann. Um die Lektüre nicht zu verderben, soll hier nicht weiter beschrieben werden, was das genau heißt.
In Rückblenden wird immer wieder von Hunters Vergangenheit erzählt, wie er durch seinen Großvater als kleiner Junge mit zur Jagd genommen wurde und wie er seine Trophäen dazu nutzt, seiner Frau Freude damit zu bereiten.
Ich finde, dass dieses Buch ganz fantastisch geschrieben ist. Es zieht einen mit Wucht in das Geschehen. Man kann quasi die Hitze und die Gerüche Afrikas spüren, man wird Teil des ganzen. Und es bereitet einem ein Wechselbad der Gefühle, ich war abwechseln gegeistert von der Handlung und dann wieder zutiefst abgestossen.
Dieses Buch von Gaea Schoeters ist absolut lesenswert, ich kann es nur empfehlen.
Aus dem Niederländischen von Lisa Mensing.

Bewertung vom 20.02.2024
Das Lächeln der Königin
Gerhold, Stefanie

Das Lächeln der Königin


gut

Vor 112 Jahren würde die schöne Büste der Königin Nofrete bei einer Ausgrabung in Ägypten gefunden und kam ein Jahr später nach Berlin.
In ihrem Buch "Das Lächeln der Königin" beschreibt Stefanie Gerhold wie diese Büste gefunden wurde und wie sie nach Berlin kam.

Maßgeblich beteiligt an diesem Fund waren der Fabrikant und Kunstmäzen James Simon und der Archäologe Ludwig Borchardt.
Simon war ein sehr umtriebiger Mann in der Berliner Kunst- und Museumsszene, der viele seiner Erwerbungen Museen zur Verfügung stellte bzw. gleich dafür kaufte. Weil er auch sehr an Archäologie interessiert war, finanzierte er die Ausgrabungen in Tell-al-Amarana wo Borchardt dann neben anderen bedeutenden Artefakten auch die Nofrete fand. Noch heute wird betont, dass diese Büste legal nach Deutschland gekommen ist. Erstmals wurde sie im Jahr 1924 öffentlich ausgestellt.

Das Buch ist auf der einen Seite eine interessante Darstellung der Querelen um die Teilung der Funde zwischen den Deutschen, Franzosen und Engländern. Den schweren Zeiten während und nach dem 1. Weltkrieg, dem Stillstand der Ausgrabungen und dem Niedergang von James Simon und seinem Unternehmen und dem Verlust all seiner Kunst und Gemälde.
Auf der anderen Seite bleiben die Figuren doch seltsam blass und formlos. Manche Passagen (gerade über Simon) haben mich sehr stark an Wikipedia oder Lexikon-Einträge erinnert.
Schade, etwas mehr Farbe und Phantasie bei den Figuren hätte dem Buch gut getan, denn das Thema und gerade auch die Personen Simon und Borchardt sind wirklich äußerst interessant.