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Benutzername: 
Mel
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Münster

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2023
Eine Frage der Chemie
Garmus, Bonnie

Eine Frage der Chemie


sehr gut

Elisabeth Zott hat mich von der ersten Seite an begeistert. In einer Zeit in der Frauen am Arbeitsplatz höchstens als Sekretärinnen geduldet wurden, will sie Chemikerin werden. Dabei sind viele Menschen ungerecht zu ihr und ihr widerfahren schlimme Dinge. Doch Elisabeth Zott bietet jedem die Stirn der ihr Steine in den Weg legt. Mit ihrer starken selbstbewussten Art reißt sie einen mit.
Das Cover des Buches finde ich okay, auch wenn es für mich eher zu einer Biografie passen würde.
Der Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt und erzählt, mit einer Prise Humor und einer großen Portion Dramatik, eine Geschichte die einen, als moderne Feministin, mehr als nur aufregt. Jede Figur hat ihre Eigenarten und Antriebe. Einziges Manko fand ich, dass manche Reaktionen der Figur nicht realistisch in die Zeit passten und dass der super intelligente Hund etwas comichaftes hat und die Ernsthaftigkeit des Themas etwas daran leidet.
Alles in allem ein gutes Buch zum aufregen und zum mitfiebern für Feminist*innen!

Bewertung vom 14.04.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


schlecht

In ihrem Roman „22 Bahnen“ bearbeitet Caroline Wahl ein spannendes Thema. Tilda, Mathe-Genie und angehende Doktorandin, kümmert sich während ihres Studiums um ihre alkoholkranke Mutter und ihre kleine Schwester. Sie lebt in ständiger Angst die Mutter könnte der kleinen Schwester, oder sich selbst, etwas antun.
Das Cover mit dem Bild einer Schwimmerin fand ich sehr ansprechend. Außerdem hat das Buch ein Lesebändchen, das finde ich auch immer sehr schön. Die Leseprobe hat mich überzeugt, dass ich dem Buch eine Chance geben wollte. Leider hat mich der Inhalt dann nicht überzeugt. Die Figuren haben, meiner Ansicht nach, nicht genug Tiefe und sind daher nicht überzeugend. Der Mutter, die eine große Gefahr darstellen soll, wird nicht genug Raum in der Geschichte gegeben. Die Töchter, vor allem die größere, scheinen nicht wirklich Angst vor der Mutter zu haben und zeigen auch keinerlei Anzeichen einer Traumatisierung, die Kinder in einer solchen Umgebung hätten. Stattdessen leben sie ihr Leben außerhalb der Wohnung ganz normal weiter, gehen zur Schule und zur Uni und sind sogar äußerst begabt. Auch das Love-Interest der Hauptfigur ist zu glatt. Er ist in einer ärmeren Gegend der Stadt aufgewachsen, es wird angedeutet dass er mit Illegalen Machenschaften zu Geld gekommen ist, seine ganze Familie ist vor kurzem in einem Autounfall gestorben, doch er hat keinerlei Macken, er scheint nicht wirklich zu trauern, stattdessen hilft er einer Frau die er überhaupt nicht kennt. Ich hätte mir gewünscht dass eine Geschichte die um das Schicksal dreier Frauen geht keinen Märchenprinz braucht der zur Rettung eilt.
Ich hatte das Gefühl alle Konflikte waren schon am Anfang des Buches gelöst und die Figuren haben, im Laufe des Buches, keine große Entwicklung durchgemacht. Tilda hat schon von Anfang an die Kraft sich gegen ihre Mutter durchzusetzen, schreit sie an, sagt ihr permanent ihre Meinung. Die kleine Schwester ist für eine zehnjährige viel zu abgeklärt.
Eine gute Idee, doch leider schlecht umgesetzt, ein bisschen mehr Recherche und Planung hätte hier geholfen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


sehr gut

Dennis Gastmann beschreibt in seinem Roman „Dalee“ die unglaubliche Reise von mehreren indischen Arbeitselefanten, über den indischen Ozean, auf die Andamaneninseln, um dort den undurchdringlichen Dschungel abzuholzen.
Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht von Omvishnu Nihar Anup Shivaraju Ravi Lakshman Balachandra, dem Sohn eines der Mahuts - so heißen die indischen Elefantenführer -, die mit ihrem Elefanten und ihrer Familie auf die Reise mit dem Frachtschiff gehen. Der Elefant der Familie, „Dalee“, wird alt und vergesslich. Und so oft es auch Momente gibt in denen die Feinfühligkeit des Dickhäuters zu spüren ist, so muss man auch feststellen dass er trotz allem ein mächtiges und gefährliches Tier ist.

Der Roman besteht aus einer Aneinanderreihung von kurzen Geschichten, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen und doch sind sie von wahren Begebenheiten inspiriert die auf diesem Planeten stattgefunden haben, zu einer Zeit als die Kolonialherren ihre Sklaven nicht mehr Sklaven nannten, sie doch immer noch als solche behandelten.
Die Familien werden mit ihren Elefanten auf die Insel verfrachtet um dort, in völliger Abhängigkeit von der Gunst ihres deutschen „Arbeitgebers“ (wie auch immer man dieses Wort definieren möchte), das wertvolle Holz des Dschungels zu roden. Die Indischen Arbeiter kommen mit nichts auf die unbewohnte Insel und bauen sich dort ein neues Leben auf. Sie bauen sich Hütten aus den Wellblechplatten die sie als Bezahlung erhalten und bereiten ihre Mahlzeiten aus den Früchten der Insel. Für die reichen Deutschen sind sie nur billige Arbeitskräfte, naive, abergläubische Hinterwäldler deren Bedürfnisse nicht viel Respekt verdienen.

Das Buch hat einen dunkelblauen Einband auf dem ein Elefant einigen Orangen nachschwimmt. Ich finde den Kontrast vom satten Blau zum knalligen Orange sehr schön, doch ich hätte mir eher ein helleres Türkis gewünscht um das offene Meer zu repräsentieren. Besonders schön finde ich dass das Buch ein Lesebändchen hat.
Der verträumte Schreibstil macht die Bilder, des Dschungels mit seinen vielen Gefahren, greifbar. Man taucht tief in die Geschichte ein und kann schwer aufhören zu lesen. Ich finde an dem Roman besonders gut dass ein Stück Geschichte beleuchtet wird von dem wir in europäischen Schulen nie erfahren. Es ist, finde ich, wichtig die Geschichte des Imperialismus aufzuzeigen, mit allen menschlichen Parametern die damit zusammen hängen.
Was ich an dem Buch leider kritisieren muss ist, dass ich das Gefühl habe die wahren Begebenheiten werden etwas geschönt dargestellt und die Unterdrückung die den Indern durch die Europäer widerfahren ist etwas romantisiert. Wahrscheinlich ist dies der Sichtweise der Hauptfigur geschuldet. Als kleiner naiver Junge der nichts anderes kennt als ein Leben in Armut und der die größeren politischen Zusammenhänge nicht versteht, erscheint ihm das Leben auf der Insel wie das Paradies. Auch wenn Menschen sich lebensbedrohlich verletzten, oder gar sterben und dies eindeutig der Ausbeutung der reichen weißen zu verschulden ist, wird dies nur beiläufig erwähnt und nicht stärker Thematisiert. Der weiße Arbeitgeber treibt die Indischen Arbeiter zu mehr Produktivität an, unter Missachtung deren Sitten und Gebräuche und vor allem deren Bindung zu ihren Elefanten, die nicht nur heilige Tiere sondern auch Familienmitglieder für die Mahuts sind. Seine Frau bringt während dessen den Indischen Kindern in einer selbsternannten Sonntagsschule Englisch Lesen und Schreiben bei.

Ein spannendes Abenteuer was vor allem für Leser zu empfehlen ist die sich für die Geschichte des Imperialismus interessieren! Ich würde gerne mehr von dem Autor lesen!

Bewertung vom 30.06.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


schlecht

In der Netflix-Serie „pretend it´s a city“ mochte ich Fran Lebowitz´s sarkastischen Humor sehr. Daher habe ich mich sehr gefreut, über ihr erstes Buch in deutscher Übersetzung. Das Cover hat mich angesprochen und die Leseprobe, die größtenteils aus dem Vorwort bestand, hat mich herzlich zum Lachen gebracht. Leider hat mich das Buch selbst, dann sehr enttäuscht. Die Geschichten sind der Fantasie der Autorin entsprungen und sehr weit weg von der Realität, auch wenn sie davon inspiriert sind. Sehr sarkastisch, man könnte schon sagen boshaft, werden bestimmte Bevölkerungsgruppen New-Yorks karikiert. Als nicht New-Yorker*in kann man nicht gut verstehen, worauf die Autorin in den Geschichten Bezug nimmt. Es wird nur deutlich, dass sie eine sehr klare, meistens negative Meinung zu bestimmten Themen hat. Ihre Meinung teilt aber bestimmt nicht jeder.
Es kann sein, dass es Menschen gibt, für die dieses Buch genau das richtige ist. Mir hat es nichts gegeben und ich werde es auch nicht weiterempfehlen!

Bewertung vom 22.02.2022
Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!


ausgezeichnet

Das Cover hat meine 7-jährige und mich direkt angesprochen. Die Illustration ist in frischen Farben gehalten und die niedlichen Charaktere, in der dynamischen Szene, versprechen Spaß und Abenteuer. Die vielen Illustrationen im handgezeichneten Still ziehen sich durchs ganze Buch und erfreuen das Kinderauge mit fröhlichen Farben und ausdrucksstarken Figuren.

Dachs und Rakete sind zwei sehr unterschiedliche Freunde, die sich wunderbar ergänzen. Sie werden aus ihrem Dachsbau vertrieben, der Bau wird abgerissen denn dort soll ein Natur-Erlebnispark entstehen. Dachs und Rakete machen sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Schließlich kommen sie in eine große Stadt, in der sie allerlei neue Dinge lernen müssen. Das ist nicht leicht, doch die beiden erfreuen ihr Publikum mit einem unerschütterlichen Optimismus.

Das Urteil meines Kindes: Ich fand das Buch spannend, lustig und die Zeichnungen fand ich schön, weil sie handgezeichnet sind. Besonders witzig fand ich die Eule und den Raben, toll fand ich den Hahn, weil er gleichzeitig hilfsbereit und streng war.

Mein Urteil: Ich bin begeistert von den doppelseitigen Illustrationen und die Haptik des Umschlags und der Buchseiten finde ich sehr angenehm. Der Text ist gut strukturiert, in kleine Kapitel mit großer Schrift, so dass Kinder ihn auch gut selbst lesen können. Die Charaktere haben mich mit ihrer Authentizität überzeugt. Jeder Charakter hat seine eigenen Stärken und Schwächen, die auf liebevolle Art gezeigt werden. Durch die unterschiede der Figuren treten viele Missverständnisse auf, die einen auf sanfte Kinderart zum Lachen bringen.

Klare Empfehlung für Grundschulkinder die niedliche Tiergeschichten mögen!

Bewertung vom 16.02.2022
Die Gezeiten gehören uns
Vida, Vendela

Die Gezeiten gehören uns


ausgezeichnet

“Die Gezeiten gehören uns” von Vendela Vida ist aus meiner Sicht ein fabelhaftes Drama über den Prozess des Erwachsenwerdens, über das zu viel haben und trotzdem nicht genug bekommen und über das schmerzhaft unerklärliche Gefühl, dass es gar nicht möglich ist genug zu bekommen, weil man noch nicht weiß was man eigentlich will.

Das Cover hat mich überzeugt einen Blick ins Buch zu werfen, nicht etwa, weil ich es besonders schön finde, aber weil es mir in seiner Simplizität das Gefühl gegeben hat, da wurde mehr Energie in den Text gesteckt als in das Cover. Im laufe des Buches habe ich einen Zusammenhang zwischen Text und Bild festgestellt, man will hingucken obwohl es weh tut. Ich habe das Buch eingesogen, obwohl ich die Figuren an vielen Stellen angeschrien habe.

Auf den ersten Seiten wird einem eine scheinbar unzertrennliche Mädels-Truppe vorgestellt, die in einem reichen Viertel aufwächst und eine Privatschule besucht. Eines Tages bringt sich der Vater von Faith um, alle sind ergriffen. Danach wird nie wieder ein Wort darüber gesprochen. Generell geht es im Buch viel ums schweigen. Die Eltern schweigen und die Teenager erfinden Geschichten und spielen Streiche. Ein Mann spricht die Mädchen an, und sie meinen was gesehen zu haben. Sie zeigen ihn an, wegen sexueller Belästigung. Ihre unterschiedlichen Aussagen bei der Polizei führen zu Eulabees Ausgrenzung.

Es häufen sich die seltsamen Ereignisse und man will immer weiterlesen, um zu erfahren was es mit all dem auf sich hat. Die Figuren treffen eine schlechte Entscheidung nach der anderen und man fragt sich „Warum tut sie das?“. Die Antwort ist einfach, weil es verdammt gut geschriebene Teenager sind, ihre Prioritäten sind Spaß und Provokation. Ich finde den Schreibstil der Autorin brillant, in der Hinsicht, dass sie einem das Gefühl einer Gesellschaft vermittelt in der über das wichtige und eigentlich traumatische geschwiegen wird, aber um die schillernde Fassade zu erhalten immer neue Geschichten erfunden werden.

Klare Empfehlung für jeden der ein Buch lesen möchte das ihn zum Weinen, zum Lachen und zum Schreien bringt! Schmerzhaft aber gut!

Bewertung vom 06.02.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


ausgezeichnet

Das Cover des Buches, mit dem Foto der Autorin in seinen bunten Farben drückt Positivität, Kreativität und Diversität aus. Damit hat es mich direkt überzeugt, einen Blick in diese wundervolle Biographie zu werfen.

Das Buch hat eine lockere Struktur. Es wird unterteilt, in verschiedene Themen, die im Leben der Autorin eine Rolle gespielt haben. Auf diese Weise wird man nicht vom Text erschlagen und man weiß immer was einen im jeweiligen Kapitel erwartet. Das ganze wird noch mal zusätzlich aufgelockert, von ein paar Farbseiten im inneren, mit Fotos aus dem Leben der Autorin.

Besonders spannend war der Teil über die Kindheit und Jugendzeit der Autorin. In diesem Kapitel wird deutlich wie unglaublich nah wir noch der Epoche sind, als Rassismus zum Alltag gehörte und die Rollen von Frauen in der Gesellschaft noch auf die der Sekretärin oder Hausfrau reduziert waren. Auch heute steckt das Konzept der Inklusion noch in den Kinderschuhen und die Geschichte der Autorin zeigt dass es sich lohnt dafür zu kämpfen.

Das Kapitel „Lyrik, Roman, Versroman, fusion fiction“ hat mich als schreibenden Menschen sehr inspiriert, da es alle Facetten und Hürden des Schreibens aufzeigt. Der unerschütterliche Optimismus der Autorin und die Kraft die sie an den Tag legen musste, um sich in der ohnehin schon schweren Welt der Verlage, als woman of colour zu behaupten, gibt auch mir Mut. Die Erläuterungen wie sie zu ihren Buchideen gekommen ist, haben mir Lust darauf gemacht auch ihre früheren literarischen Werke zu lesen.

Klare Empfehlung an alle, denen Themen wie Rassismus und Genderpolitik nahe gehen, oder die einfach ein bisschen Motivation brauchen, um mit dem weiter zu machen was sie so tun, denn davon hat diese Frau eine ganze Menge zu bieten!