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Top-Rezensenten Übersicht

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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2024
Vierundsiebzig
Othmann, Ronya

Vierundsiebzig


sehr gut

Worum geht es?
Um den Genozid an den Êzîden durch IS-Kämpfer im Jahr 2014.

Worum geht es wirklich?
Suche, Tod und Erinnerung.

Lesenswert?
Ja, auch wenn es (logischerweise) keine leichte Lektüre ist. In sehr unterschiedlich langen Kapiteln geht die Autorin auf die Suche nach Informationen über die Tat im Jahr 2014. Ich habe es so verstanden, dass die Ich-Erzählerin tatsächlich auch die Autorin selbst ist und sie von ihrer tatsächlichen Suche erzählt. Zu Beginn hat mich das jedoch etwas verwirrt, da ich mehr mit Fiktion gerechnet hatte - also nicht fiktiven Ereignissen, aber mit einer fiktiven erzählenden Person.
Ansonsten ist es aber sehr gut lesbar, nur die unterschiedlichen Kapitellängen machen eine Pause manchmal schwer - es gibt aber auch immer wieder Abschnittsmarken, bei denen das dann eher möglich ist.
Das Cover ist eher schlicht, der Titel verweist (wenn ich das richtig verstanden habe) darauf hin, dass der Genozid im August 2024 der 74. Genozid an den Êzîden war.
Ich habe generell leider eher wenig Kenntnisse über diese Bevölkerungsgruppe oder die Auseinandersetzungen, die im weitläufigen Bereich Kurdistans stattgefunden haben oder stattfinden. Für mich hatte das Buch daher einen sehr großen Lerneffekt, bzw. hat mich dazu animiert, nebenbei einige Dinge zu recherchieren oder mich mit Begriffen, die mir unbekannt in ihrer genauen Bedeutung sind, auseinanderzusetzen.
Mir wäre es glaube ich nicht möglich, dieses Buch einem Genre zuzuordnen, denn einerseits ist es ein Roman, dann ein Erlebnisbereich, ein Reisebericht, irgendwie auch ein Sachbuch.
Wenn man sich ein bisschen mehr für andere Länder und Kulturen interessiert oder vielleicht auch verstehen möchte, warum manche Länder kein sicheres Herkunftsland für jede geflohene Person sind, kann ich dieses Buch definitiv empfehlen. Es erzählt schonungslos, aber es schlachtet Gewalt definitiv nicht aus. Man muss nicht detaillierten Beschreibungen rechnen.

Bewertung vom 22.12.2024
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


sehr gut

Worum geht es?
Mehrere Paare reisen auf eine einsame Trauminsel für ein Trash-TV Format. Jede*r hat andere Gründe und spätestens als ein Unwetter über die Insel hereinbricht, zeigen sich die wahren Gesichter einzelner.

Worum geht es wirklich?
Macht, Zusammenhalt und Konkurrenz

Lesenswert?
Ja, hat mich sehr gut unterhalten, sodass ich es in kürzester Zeit durchgelesen habe. Protagonistin Lyla, postdoktorandische Virologin, befindet sich in einer beruflichen Sackgasse und nimmt ihrem Freund, einem angehenden Schauspieler, zuliebe an dem Format teil. Damit ist die Protagonistin definitiv nahbar für die Lesenden und selbst oft verwirrt von dem ganzen Sein&Schein, der sie bei den anderen Paaren erwartet. Hier versammeln sich nämlich (fiktiv) bekannte Influencer*innen und Creator*innen.
Irgendwie hat mir die ganze Einleitung zugesagt, weil ich sie schon realistisch fand: Lyla, die eigentlich kein Interesse an der ganzen Sache hat, die aber die Auszeit nutzen will um sich über ihre Zukunft im Klaren zu werden und einfach ihren Freund unterstützen möchte.
Auch die anderen Figuren bekommen nach und nach mehr Gesicht, sind zwar teilweise eher in schwarz-weiß Denken einsortiert, an anderen Stellen aber sehr nachvollziehbar und realistisch. Es werden verschiedene Paarsituationen eingebunden, die ich richtig gut gemacht fand. Auch der Fokus hierbei und das lösen von altbackenen Klischees (gerade im Umgang von Frauen untereinander) war für mich ein richtiger Bonuspunkt!
Der Schreibstil (Übersetzung Susanne Goga-Klinkenberg) ist flüssig, gut lesbar und die Kapitel eher kurz. Insgesamt ist das Buch in drei Abschnitte eingeteilt. Immer wieder gibt es auch Tagebucheinträge und Funknachrichten, die ein bisschen auf die zukünftige Handlung verweisen.
Das Cover passt auf jeden Fall zu der Geschichte.
An einigen Stellen bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich realistisch beschrieben ist oder nur für den Verlauf der Handlung so dargestellt wird. Auch fand ich einige Entscheidungen eher unlogisch und manche Themen/Probleme tauchten nur kurz auf, waren dann aber wieder komplett vergessen. Hier war dann eher der Fokus auf gutem Erzählen als auf realistische Darstellung gelegt - was aber ja vollkommen okay ist.
Interessant finde ich, dass das Buch an einigen Stellen zum Denken anregt und man bestimmte Gedankenspiele eben durchspielt und Machtkonstellationen beobachtet und hinterfragt. Das schafft nicht jeder unterhaltsame Thriller.
Alles in allem kann ich dieses Buch auf jeden Fall empfehlen und werde mir den Namen der Autorin merken, da mich auch zukünftige Veröffentlichungen von ihr interessieren!

Bewertung vom 22.12.2024
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

eine super schöne hochwertige Ausgabe

Worum geht es?
Es handelt sich um eine Vampirnovelle, erschienen 1872, die für viele Autoren eine Inspiration war. Eine junge Frau trifft auf eine sonderbare und sehr anziehende Gleichaltrige, die nachts an ihrem Bett zu erscheinen scheint.

Worum geht es wirklich?
Anziehung, Geheimnisse und (Alb-)Träume.

Lesenswert?
Ja, ein durchaus lesenswerter Klassiker. Der Inhalt an sich ist keine Überraschung - man weiß eigentlich schon zu Beginn und an Hand des Titels natürlich, um wen und was es hier geht. Trotzdem ist der Inhalt spannend.
Darüber hinaus ist es natürlich faszinierend, wie alt dieser Text schon ist und dass er vermutlich Bram Stoker zu Dracula inspiriert hat - dieser aber wesentlich bekannter ist.
Carmilla als Figur finde ich echt reizvoll, wird doch eine lesbische Anziehungskraft angedeutet, aber nie so klar ausgesprochen. Allein, dass es mehrere weibliche Figuren in den Hauptrollen gibt, ist positiv erwähnenswert.
In der Neuübersetzung (Übersetzung Eike Schönfeld) wird definitiv Wert auf eine passende Sprache gelegt, bei der man unter Umständen erst einmal reinkommen muss, bis der Lesefluss richtig gegeben ist. Ist mir jedoch nicht störend, sondern ganz neutral aufgefallen. Die Kapitel sind nur wenige Seiten lang, das Büchlein sowieso nicht sehr umfangreich.
Ich würde auf jeden Fall die physische Variante empfehlen, weil das Buch ein echter Hingucker ist. Die Silhouette von Carmilla auf dem Cover schimmert rötlich glänzend und auch der Buchrücken hat ein kleines Glanzelement. Das Vorsatzblatt (also die Seiten, die Buchdeckel mit Buchblock verbinden) sind farblich passend zum Cover gemustert und verleihen dem Buch zusätzlich eine schöne Optik.
Ich kann das Buch empfehlen, wenn man einen kurzen und eher unbekannten Klassiker sucht oder sich für Vampirerzählungen interessiert. Sicher auch sehr schön als Geschenk geeignet!

Bewertung vom 11.12.2024
Plant based Soulfood
Müller, Ken

Plant based Soulfood


gut

Was erwartet einen?
Viele Rezepte mit Fokus auf plant based, also überwiegend verschiedene Gemüse für verschiedene Nährstoffe, gutes Futter für den Darm. Keine Ersatzprodukte, oft südostasiatisch angehaucht.

Was habe ich bisher getestet?
Ich habe aus diesem Buch drei Mahlzeiten und zwei Grundrezepte gekocht.

Was gefällt mir gut / hat mich positiv überrascht?
Die Erklärungen zu Nährstoffen zu Beginn des Buches sind gut verständlich. Schön ist auch die Mischung an kompletten Gerichten, sowie einzelne Anleitungen für Marinaden oder Saucen. Man kann sich also entweder komplett anleiten lassen oder einfach einzelne Teile in die eigene Küche integrieren.
Die Bilder sind ansprechend, in den Rezepten gibt es teilweise auch Tipps für alternative Zutaten oder Substitut, wenn man eine Sache nicht erwerben kann. Man lernt, finde ich, ganz gut, wie man wirklich gesunde Mahlzeiten zusammen stellen kann und kann sich an Hand dieses Kochbuchs ganz real vorstellen, wie man eine pflanzenbasierte Ernährung gestalten kann.

Was hat mir gefehlt?
Auch wenn man die meisten Zutaten in einem gut sortierten Supermarkt finden kann, gibt es doch 1-2 Zutaten, die in fast jedem Gericht auftauchen, die man nur vereinzelt erwerben könnte - zum Beispiel über den Onlineshop des Autors. Zwar gibt es auch Vorschläge für Alternativen, aber finde ich irgendwie schade.
Die Beschreibung der einzelnen Schritte ist so kompakt, dass man mehrfach lesen muss, um überhaupt zu verstehen, was man tun soll. Die Mengenangaben haben mich an manchen Stellen irritiert, weil sie mir doch wahlweise zu viel oder zu wenig vorkamen. 200gr Tofu pro Person finde ich je nach sonstigem Inhalt eher zu viel. Hier habe ich dann nach eigenem Geschmack anpassen müssen. Dass Zeitangaben selten stimmen, trifft leider auch bei diesem Kochbuch zu.
Mir war tatsächlich auf den ersten Blick nicht klar, dass mit plant based nicht vegan gemeint ist, sodass mich der gelegentliche Einsatz von Käse oder Ei zuerst verwundert hat. Da würde ich mir einen hilfreichen Untertitel wünschen. Über den Begriff Soulfood könnte man auch nachdenken, da er eine ganz bestimmte kulturelle Art von Essen bezeichnet.

Fazit:
Trotz einiger Kritikpunkte ein interessantes Kochbuch. Das Ergebnis war lecker, die Umsetzung der Rezeptbeschreibung hat mir nicht gefallen und teilweise auch nicht geholfen. Gut möglich, dass die Rezepte in einem Video deutlich besser funktionieren und nur die Umsetzung zum Buch nicht so gelungen ist.
Da es für mich das erste Kochbuch mit diesem Themenschwerpunkt ist, würde ich dennoch ab und zu hinein gucken und die Rezepte ausprobieren - aber mir vielleicht vorher die Schritte sinnvoller aufschreiben, ebenso die Zeitangaben anpassen.

Bewertung vom 11.12.2024
Nachtwald
Walsh, Tríona

Nachtwald


gut

Worum geht es?
Lizzie, frisch aus der Entzugsklinik gekommen, trifft auf ihren Bruder und ihre frisch verheiratete Mutter. Deren neuer Mann lädt zum Kennenlernen in seinen Familiensitz ein, der sich als heruntergekommenes Herrenhaus entpuppt, fernab der Zivilisation. Und es sind noch mehr Gäste eingeladen, mit denen niemand gerechnet hat.

Worum geht es wirklich?
Familie, Schuld und Gier.

Lesenswert?
Ja, durchweg unterhaltsam. Allerdings nichts herausragend besonderes. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt und war am Handlungsverlauf interessiert.
Das Cover gefällt mir leider gar nicht, aber der spannende Klappentext hat das wieder gut gemacht und mein Interesse geweckt.
Der Handlungsstart ist genau so wirr, wie man vermutet: Die Mutter ist frisch verheiratet. Die Tochter, frisch aus der Klinik, soll den neuen Mann kennenlernen. Familienzusammenführung in einem alten Haus im Walde, zu dem keine Straße führt und bei dem es keinen Handyempfang gibt.
Klingt absolut klischeehaft und auch sehr konstruiert - aber das soll einen ja nicht von der Lektüre abhalten.
Das Buch lässt sich wirklich gut und zügig lesen, sobald die Spannung einmal beginnt. Es gibt einige Wendungen und jede Person hat ihre eigenen Gründe und Geheimnisse. Die Auflösung fand ich dann doch eher übertrieben, zumal sie sich zwischendrin schon angekündigt hat und in Teilen vorhersehbar war. Mich hat vor allem der mittlere Teil gefesselt, wenn die Personen einander misstrauen und niemand mehr unschuldig wirkt. Das war ganz gut gemacht, weil man nie wusste, was jetzt die Wahrheit ist.
Die Figuren sind ansonsten genau wie der Handlungsbeginn eher konstruiert und sehr einseitig in ihrer Darstellung. Sympathisch war mir niemand und obwohl die Handlung ja überwiegend aus Lizzies Sicht erzählt wird, ist mir auch diese Person eher fremd geblieben.
Wenn man einen soliden Spannungsroman sucht, kann man sich dieses Buch auf jeden Fall schnappen! Man muss vielleicht über ein paar unrealistische Momente hinwegsehen. Unterhaltsam ist es aber alle male!

Bewertung vom 02.12.2024
Easy Vegan Christmas
Beskow, Katy

Easy Vegan Christmas


sehr gut

Was erwartet einen?
80 vegan Rezepte, unterteilt in Vorspeisen&Knabbereien, Hauptspeisen, Beilagen, Saucen/Relishes/Dips, Resteessen, Getränke und Gebäck&Desserts

Was habe ich bisher getestet?
Ich habe aus diesem Buch bereits ein Hauptgericht, zwei Beilagen und eine Sauce gekocht und alles war durchweg gelungen und hat super funktioniert.

Was gefällt mir gut / hat mich positiv überrascht?
Es gibt zu Beginn eine kleine Erklärung, wie man das Kochen für Weihnachten möglichst stressfrei gestaltet. Wo kann man also Zeit sparen und wo kann man Vorbereiten oder Dinge abkürzen. Die Rezepte sind in der Regel für 4 (in Ausnahmefällen für 6) Personen, was auch dabei steht. Eine „Gesamtkochzeit“ hingegen wird nicht angegeben. Dies finde ich jedoch gar nicht schlecht, weil diese ohnehin nie stimmt. Beskow empfiehlt zu Beginn, wie man sich ein Menü zusammenstellen kann für 4 Personen (also aus welcher Rubrik man wie viele Rezepte wählen sollte). Sie liefert jedoch auch 10 konkrete Zusammenstellungen zu verschiedenen Themen oder Personengruppen (also zum Beispiel für ein traditionelles Menü oder ein leichtes Mittagessen). Die Rezepte sind sehr übersichtlich, weil bei den Zutaten schon vermerkt ist, in welchem Zustand das Lebensmittel sein muss. Daher kann man super vorbereiten und das eigentliche Rezept beinhaltet keine Anweisungen zum Schneiden etc. Dadurch fängt man nicht hektisch an, plötzlich Butter zimmerwarm zu bekommen oder etwas zu schälen. Das ist mir richtig positiv aufgefallen. Hinzu gibt es immer einen kleinen „Easy Tip“, wie man sich das Leben leichter machen kann. Hier steht beispielsweise, ob man etwas fertig kaufen kann. Etwas vorbereiten kann und wenn ja: Wie lange hält es sich? Wie bewahrt man es auf? Irgendwie ist hier alles mitgedacht. Die Zutaten sind einfach zu bekommen (Ergänzung weiter unten). Schöne Bilder und die übersichtliche Struktur runden das ganze definitiv ab.

Was hat mir gefehlt?
An manchen Stellen (oder bei Sortenempfehlungen) merkt man, dass es sich im Original um britische Rezepte handelt. Zu einigen Gerichten gibt es keine Bilder, was ich persönlich immer sehr schade finde. Das hätte ich mir gewünscht oder zumindest ein Bild, auf dem man mehrere Gerichte komplett sieht.

Fazit:
Definitiv ein schönes hilfreiches Kochbuch, das ich gerne erneut zur Hand nehmen werde. Auch die anderen Kochbücher der Autorin werde ich mir anschauen. Das Buch kann für den Eigenbedarf gut verwendet werden, ist aber sicher auch ein schönes Geschenk. Gibt auch mehrere Rezepte, die jetzt nicht nur an Weihnachten gekocht werden können.

Bewertung vom 02.12.2024
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


sehr gut

perfekt für den Winter

Worum geht es?
Kosara, Hexe in Chernograd, versucht die schmutzigen Tage ab Neujahr zu überstehen, in denen die Monster und Fabelwesen besonders häufig auftreten. Ihre Flucht wird waghalsiger als geplant und sie trifft auf alte Feinde, die sie nie wieder sehen wollte.

Worum geht es wirklich?
Macht, Kampf und Vertrauen.

Lesenswert?
Ja, eine wirklich gelungene Lektüre mit kleinen Schwächen.
Das Cover ist auf jeden Fall richtig gelungen und macht schon Vorfreude auf den Inhalt. Man begleitet Kosara bei deren Versuch, die schmutzigen Tage unbeschadet zu überstehen. Das ist gar nicht so leicht in Anbetracht der Monstermenge, die den Lebenden in die Quere kommen. Zum Glück wissen Hexen wie Kosara sich eigentlich gut selbst zu verteidigen, wenn nicht das schlimmste aller Monster hinter ihr her wäre.
Durch eine wilde Flucht gerät Kosara in ein größeres Unterfangen, muss sich plötzlich mit der Polizei herumschlagen und auch mit ihr zusammen arbeiten.
Sprachlich hat mich das Buch (Übersetzung Andrea Wandel und Wieland Freund) überzeugt, einige wenige Flüchtigkeitsfehler sind hier beim Lektorat jedoch unbemerkt geblieben.
Die eingebundene slawische Mythologie ist auch für Anfänger:innen geeignet, da man im Anhang des Buches passende Erklärungen findet, sich das meiste aber gut aus dem Text herleiten kann. Man wird durch die Art des Erzählens direkt in die Welt gesogen. Für mich hat dabei alles gepasst.
Die Figuren sind kratzbürstig, humorvoll, wild und manchmal auch unbedacht - aber das war für mich eher positiv.
Liebe spielt schon eine Rolle, weil sie in den Leben der Menschen ins Rolle spielt. Der Fokus liegt aber definitiv auf der Fantasy. Kein Kitsch, kein Spice.
Im Englischen gibt es zwei Bände und damit scheint die Geschichte auch abgeschlossen zu sein. In der deutschen Ausgabe findet sich kein richtiger Hinweis auf diese Information.
Die eigentliche Handlung ist zwar größtenteils abgeschlossen, es bleiben aber noch Fragen offen.
Ich habe richtig Lust auf Band 2 und werde definitiv mehr von der Autorin lesen wollen!

Bewertung vom 01.12.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


sehr gut

Sommerlich und unheimlich.

Worum geht es?
Als Caroline plötzlich ums Leben kommt, bleibt Mars ohne die Schwester zurück. Daraufhin begibt sich Mars ins Camp Aspen, um Carolines letztem Sommer nachzuspüren.

Worum geht es wirklich?
Gemeinschaft, Identität und Geheimnisse.

Lesenswert?
Ja, das Buch hat mich sehr überrascht. Es startet recht düster und unheimlich, verliert diesen Schauer dann im Laufe der Zeit und kehrt zum Ende hin genau wieder in diesen Zustand zurück.
Das Zwischenspiel ist gefüllt von Sommercamp-Atmosphäre und Mars’ Suche nach der eigen Identität. Mars ist genderfluid und somit eine Art Störfaktor in der klassischen binären Rollenverteilung im Camp. Nicht nur was die Schlafunterkünfte betrifft, sondern das gesamte Leben, die Spiele, die Erwartungen an die jeweiligen Geschlechter. Das klassische Rollenbild wird hier aufrecht erhalten und kommt durch Mars’ Existenz regelmäßig Risse. Wie interessant, dass schon die bloße Anwesenheit von Mars dafür ausreicht.
Mars hat das Camp früher schon einmal besucht, musste es dann aber wegen einem zu Beginn nicht näher erklärten Vorfall wieder verlassen. Für Mars ist es also ein Heimkommen in gewohnte Gefilde, aber auch in gewohnte Konflikte.
Während die Mädchengruppe mit Mars’ Identität ganz gut umgehen können und motivierend und hilfreich zur Seite stehen, fühlen sich die Jungen angegriffen und können das in ihren Augen unmännliche Auftreten teilweise kaum aushalten.
Mars als Protagonist*in fand ich sehr interessant und sympathisch, die humorvolle Art richtig nett.
Die anderen Figuren bleiben dagegen eher wenig charakterisiert und treten nur als Randfiguren auf. Da gibt es eigentlich nur drei Typen: Stereotypes Mädchen, stereotyper Junge und Jungen, die nicht der gewohnten Heteronormativität entsprechen.
Die ganze Geschichte ist sehr spannend und wie erwähnt auch recht düster mit Tendenz zum Ekel. Fantastische Elemente spielen definitiv eine Rolle.
Man bekommt hier ein Buch über das Erwachsenwerden in strenger Rollenverteilung, ein bisschen Sommercamp, ein bisschen Thriller und ein bisschen botanical horror - ich denke das trifft es ganz gut. Eine rundum überraschende Lektüre.

Bewertung vom 18.11.2024
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Worum geht es?
Ada, gerade volljährig und Schülerin, springt von einer Brücke und suizidiert sich. Ihre Mutter hat das nicht kommen sehen und beginnt in ihrem Schmerz nach Erklärungen zu suchen.

Worum geht es wirklich?
Freundschaft, Mobbing und Hass.

Lesenswert?
Ja, ein unfassbar bewegendes und gutes Buch.
Das Cover kommt ganz nett daher, aber das Buch hat es wirklich in sich - ich würde die Beachtung der CN definitiv empfehlen.
Die Handlung wird aus drei Sichten erzählt: Ada in den Wochen und Monaten vor dem Suizid. Ihre Mutter Jenny in den Tagen und Wochen danach. Und eine anonyme Sicht, von der man die Person nicht kennt. Finde ich gut gemacht, gerade diese letzte Sicht hat es nämlich in sich.
Schnell findet Jenny heraus, dass ihre Tochter Ada von Hass im Netz betroffen ist.
Die Autorin schafft es in meinen Augen richtig gut, die Brutalität und das Ausmaß hiervon zu schildern ohne dass sie das Leid von Ada ausschlachtet. Sie erzählt so viel wie nötig, geht aber nicht ausufernd ins Detail.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie bewegend und aufwühlend und wütend machend ich diese Geschichte empfinde. Ich denke, viele Personen, die Social Media konsumieren, können hier mitfühlen und erkennen vereinzelte (oder viele) Aspekte wieder.
Seck erzählt unglaublich gut, real und fühlbar. Die Figuren sind toll entworfen, es wirkt alles stimmig.
Ich möchte dieses Buch so vielen Menschen in die Hand drücken und sagen „DA! LIES ES! DANN WEISST DU WIE ES IN MANCHEN BEREICHEN ZU GEHT!“, aber ich fürchte es werden genau diese Menschen nicht lesen.
Themen die hier aufgegriffen werden: Mobbing, Hass im Netz, Incels, Gaming, Polizei.
Ich würde mir wünschen, dass sich jede Person, die dieses Buch liest, bewusst macht, dass auch Kleinigkeiten vielleicht der Tropfen sind, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und dass Gewalt und Mobbing (online wie offline) doch keine Lösung für eine Gemeinschaft sein können. Lasst uns freundlich und wohlwollend miteinander umgehen. Lasst uns einen Unterschied machen.

Bewertung vom 18.11.2024
Russlands Krieg gegen die Ukraine
Sasse, Gwendolyn

Russlands Krieg gegen die Ukraine


sehr gut

Worum geht es?
Eine kurze knappe Einordnung, wie es zum Angriffskrieg auf die Ukraine gekommen ist, was für ein Land die Ukraine bis dahin und seitdem ist und was die Bevölkerung ausmacht.

Worum geht es wirklich?
Macht, Widerstand und Zusammenhalt.

Lesenswert?
Ja, die Reihe ist einfach toll, um sich zu bestimmten Themen einzulesen. Trotz der Kürze findet man hier, wie auch in den anderen Bänden, geballte Information und richtig viel Wissen.
Es geht um die unter anderem um die Vergangenheit der Ukraine, die Krim Annexion 2014 und den Angriffskrieg 2022.
Die Kapitel und Abschnitte sind kurz und sehr gut gegliedert, sodass sich ein wunderbarer roter Faden durch dieses Büchlein zieht.
Sprachlich ist es gut verständlich und auch ohne viel Vorwissen gut lesbar - das finde ich immer sehr wertvoll.
An einigen Stellen hätte ich mir eine etwas tiefergehende Betrachtung gewünscht, aber dafür sollte man dann vermutlich ein umfangreicheres Werk nehmen, das einen entsprechenden Themenschwerpunkt hat.
Insgesamt kann ich diesen kleinen informativen Band empfehlen, vor allem da er Stand Herbst 2024 sehr aktuell ist und auch neuere Entwicklungen beinhaltet.