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Benutzername: 
Jasminh86
Wohnort: 
Wuppertal

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2023
Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3
Kodiak, Frank

Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3


ausgezeichnet

Ein spannendes, erschreckendes und rasantes Ende der Amissa-Trilogie!

Mir haben die beiden Vorgängerbände der Amissa-Trilogie (,,Die Verlorenen“ und ,,Die Vermissten“) schon sehr gut gefallen, sodass ich auf das Finale umso gespannter war. Der Thriller ,,Amissa-Die Überlebenden" hat mich, wie erwartet, nicht enttäuscht und zum dritten Mal wurde ich hervorragend unterhalten. Das Ende der Thriller-Reihe ist am 2.11.2022 im Droemer Knaur-Verlag erschienen und konnte mich durch seine knallharte Spannung von der ersten bis zur letzten Seite komplett in den Bann ziehen, weshalb mir extrem spannende Lesestunden beschert wurden. Die erschreckende Geschichte ist von Anfang bis Ende geschickt und gut durchdacht geschrieben, die einige überraschende Wendungen parat hatte. Ich kenne die Vorgängerbände, weshalb ich hier wieder sofort mitten im Geschehen war. Rica hat mir in dieser Geschichte wieder besonders gut gefallen, da sie erneut ihren starken Sinn für Gerechtigkeit unter Beweis gestellt hat, sodass ich regelmäßig mit ihr mitgefiebert habe. Sie ist vom Leben und ihrer Vergangenheit stark geprägt, sodass ihr das hier beschriebene Thema umso stärker an die Nieren geht. Sie ist eine starke Frau, für die aufgeben keine Option ist.

Erneut begibt sie sich in große Gefahr und sie will endlich die komplette Wahrheit über die private Hilfsorganisation Amissa herausfinden. Diese wurde von einem reichen Schweizer Unternehmer gegründet, dessen Sohn vor Jahren spurlos verschwunden ist. Mit seiner Organisation spürt er erfolgreich vermisste Menschen auf, doch von seinem Sohn fehlt immer noch jede Spur. Da immer mehr kriminelle Machenschaften zu Amissa führen, kommt am Ende eine grausame und erschreckende Wahrheit ans Licht, mit der ich nicht gerechnet habe. Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen deckt Rica einen unfassbaren Plan auf. Zusammen mit dem Ermittlerduo Maja Krebsfänger und Olav Thorn will sie endgültig einen ungeheuerlich perversen Kreis schließen, der zwischendurch immer wieder zu scheitern droht.

Auf der spannenden Suche nach dem Drahtzieher der Verbrechen wurde ich regelmäßig auf falsche Fährten geführt, gelungene Twists und Cliffhanger an den richtigen Stellen haben bei mir oft für Gänsehaut und Nervenkitzel gesorgt. Alle offenen Fragen aus den Vorgängerbänden wurden mir beantwortet und das aktuelle Thema Menschenhandel wurde erneut spannend in Szene gesetzt, ohne dass der Autor ins Detail gehen musste. Zwei überlebende Frauen, die aus den Fängen dieser grauenvollen Organisation entkommen konnten, kämpfen ab der ersten Seite an um ihr Leben und ich war geschockt, wessen Gesicht alles mit drinsteckt. Neben einem flüssigen, authentischen, lebendigen und bildlichen Schreibstil treibt auch Action die Spannung in die Höhe. Die Handlung ist durch einen übersichtlichen Perspektivenwechsel und einem weiteren Handlungsstrang aus der Vergangenheit tempo- und abwechslungsreich, sodass mir zu keiner Zeit langweilig wurde.

Die Charaktere sind alle sehr gut ausgearbeitet, besonders Rica hat von Band zu Band immer mehr Tiefe bekommen. Ich hatte alle vorkommenden Protagonisten präzise vor meinen Augen, auch dessen Stimmungen und Gemütszustände konnte ich jederzeit klar herauskristallisieren. Die Ängste und Anspannung jedes einzelnen wurde für mich deutlich spürbar, genau wie viele Emotionen, die der Geschichte Glaubwürdigkeit und Authentizität verleihen. Die richtige Menge an Dramatik wurde ebenfalls gut mit eingearbeitet und umgesetzt, die Atmosphäre und das Setting haben sich der kompletten Handlung jederzeit perfekt angepasst. Da hier eiskalter Winter herrscht, wurde mir während des Lesens automatisch mit kalt. Der Thriller ist, wie seine Vorgänger, in Hauptkapitel eingeteilt, die wiederum viele kurze Kapitel enthalten. Dies sorgt ebenfalls für einen raschen Lesefluss. Für mich war das Finale einer großartigen Thriller-Reihe ein großes Lesevergnügen, sodass ich nicht nur diesen Band, sondern die ganze Trilogie mit gutem Gewissen weiterempfehle!

Bewertung vom 08.12.2022
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


gut

Zwei emotionale Familiendramen mit leichter Spannung, dessen Handlung nur langsam in Fahrt kommt!

Den Inhalt der hier beschriebenen Familientragödien kann ich weder als Thriller, noch als Krimi bezeichnen. Ob sich das Buch überhaupt Spannungsliteratur nennen darf? Für meinen Geschmack teils teils, denn ich würde das Buch als Drama mit spannenden Elementen bezeichnen, welches mich im Großen und Ganzen recht gut unterhalten hat. Dies ist ein eher ruhiger Roman, der das Leben zweier Familien, die jahrelang befreundet sind, ausgiebig durchleuchtet. Mit der Zeit werden beiderseits Geheimnisse offenbart, dessen Ausmaße mir meistens jedoch erst gegen Ende so richtig bewusst wurden. Insgesamt herrscht von Anfang an eine sehr angespannte Atmosphäre, besonders zwischen dem befreundeten Ehepaar konnte ich die Anspannung schnell klar und deutlich erkennen.

Die Freundschaft zwischen Lollo und Nina ist im Laufe der Jahre deutlich abgekühlt, trotzdem gibt es Feste und Traditionen, die beide Frauen gemeinsam mit ihren Familien verbringen wollen. Dass die Töchter der Freundinnen ebenfalls eng miteinander verbunden sind, ist nichts Ungewöhnliches und als Smilla und Jennifer gemeinsam in Ninas Haus Silvester feiern, während sie mit ihren restlichen Familienmitgliedern bei Jennifers Mutter Lollo feiert, meldet sich zwischendurch immer wieder ihr Gewissen. Doch die Sorgen um die beiden Teenager verblassen dank reichlich Alkohol, kombiniert mit einer ausgelassenen Stimmung, schnell. Nina amüsiert sich schließlich doch noch auf Lollos Hausparty, während ihr Mann Frederik im Laufe des Abends ein extrem verändertes Verhalten aufweist. Auch zu Hause wird sein Verhalten nicht besser und es scheint, als sei der Mann plötzlich um Jahre gealtert. Das Verschwinden von Jennifer macht ihm deutlich zu schaffen, er kämpft seinen inneren Konflikt ganz alleine mit sich selbst aus. Während er sein merkwürdiges und extrem depressives Verhalten dem Rest seiner Familie als einen akuten Erschöpfungszustand vortäuscht, macht sich Nina umso mehr ihre Gedanken über ihren Ehemann. Gleichzeitig ist auch sie in großer Sorge um Jennifer und als plötzlich ein schreckliches Ereignis ihren Ehemann aufzufressen droht, ahnt sie nicht, dass ihre Ehe von Anfang an auf eine Lüge aufgebaut wurde.

Mein größtes Problem waren die Charaktere der Protagonisten, da wirklich keiner auch nur einen Hauch von Sympathie ausgestrahlt hat. Obwohl abwechselnd aus Ninas, Lollos und Frederiks Perspektive in der Gegenwart geschildert und zwischendurch kurze Rückblenden aus der Vergangenheit eingebaut wurden, ist es mir ziemlich schwergefallen, mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle hineinzuversetzen. Natürlich hatte ich Mitleid, als Lollo auf ein Lebenszeichen ihrer verschwundenen Tochter gewartet hat. Doch besonders nah ging mir keine Figur. Frederiks Verhalten fand ich teilweise sogar schon etwas lächerlich, da er sich meiner Meinung oftmals sehr kindisch verhalten hat. Deshalb konnte ich auf jeden Fall nachvollziehen, dass es Nina nicht mehr mit ihm in einem Haus ausgehalten hat. Seit der Silvesternacht wird sein weinerlicher, jämmerlicher und ängstlicher Zustand von Tag zu Tag schlimmer, er schafft es nicht einmal mehr aus seinem Bett. Sein Zustand wechselt zwischen Selbstmitleid und Aggressionen. Dadurch wird er von Anfang an als Täter in dieser Geschichte präsentiert und was Silvester wirklich passiert ist und was ihn mit der verschwunden Jennifer verbindet, wird gegen Ende verständlich und lückenlos offenbart.

Während die wütende Nina sich permanent ihre Gedanken über ihren fremd gewordenen Ehemann macht, gehen diese in eine völlig falsche Richtung. Am Ende tat sie mir sogar ein kleines bisschen Leid, da nicht nur Frederik jahrelang Geheimnisse für sich behalten hat. Lollos und Ninas gemeinsame Freundin Malena und Lollos Ehemann, der es sich nicht nehmen lässt, seinen rassistischen Standpunkt lautstark zu vertreten, agieren eher im Hintergrund und kamen für mich deshalb sehr blass rüber. Die Autorin hat es geschafft, mich am Ende schließlich doch noch mit einer unerwarteten Wendung zu überraschen, die ich so nicht erwartet habe. Der Roman baut, besonders am Anfang, nur schleppend Spannung auf, im letzten Drittel ging es dann rasanter zu. Es ist eine ruhige, jedoch emotionale Geschichte ohne blutige Handlungen, die ich insgesamt gut und flüssig lesen konnte. Der detaillierte und atmosphärische Schreibstil hat mir ebenfalls zugesagt, mein größtes Problem waren hier wie gesagt definitiv die Protagonisten. Ein bisschen mehr Sympathie und tiefere Ausarbeitung hätten ihnen nicht geschadet.

Die Beziehungen aller Beteiligten bewegen sich von Anfang an auf dünnem Eis und jede einzelne Enthüllung sorgt dafür, dass jeder bis zum Schluss den Boden unter den Füßen verloren hat. Liebe, Lügen, Geheimnisse, Freundschaft und böse Intrigen ergeben eine interessante Geschichte, dessen ruhige Teil mich schon beinahe überfordert hat und ich es kaum erwarten konnte, dass die Handlung endlich Fahrt aufnimmt.

Bewertung vom 30.11.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


ausgezeichnet

Ein hervorragender Thriller, der seinem Namen alle Ehre macht!

Dieser Thriller hat mich mit seinen 500 Seiten wirklich auf Trab gehalten und mich pausenlos spannend unterhalten. Dieser Inhalt macht seinem Genre alle Ehre und ich freue mich schon sehr, bald die Fortsetzung in meinen Händen zu halten. Mir hat dieser Rachejagd-Band einfach sehr gut gefallen, da er genau nach meinem Geschmack geschrieben ist. Was die Autoren hier veröffentlicht haben, ist im wahrsten Sinne des Wortes der pure Wahnsinn. Spannung, die schon im ersten Kapitel beginnt und bis zum letzten Wort anhält, hat mir extrem unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich war mittendrin in einer rasanten Jagd, die nicht nur nach Rache geschrien hat.

So geschickt wie in diesem Thriller, wurde ich lange nicht mehr an der Nase herumgeführt. Die eingearbeiteten Wendungen finde ich großartig, denn in dieser blutigen und teilweise sehr verstörenden Geschichte ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein brillanter Plot hat mich außerdem regelmäßig mitfiebern und vor allem auch miträtseln lassen, regelmäßige und unerwartete Ereignisse haben meine Nerven extrem auf die Probe gestellt. Das teilweise offene Ende macht mich deshalb umso neugieriger auf den zweiten Band, wenn Anna Jones, ihr Kollege Zane Newton, die Profilerin Lynette McKenzie und FBI-Agent Nick Coleman weiter um ihr Leben fürchten müssen. Besonders für die Journalistin Anna ist der Alptraum noch lange nicht vorbei und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, was wirklich hinter einer grausamen, geschickt durchdachten und vor allem perfiden Rachejagd steckt. Ich wurde von Kapitel zu Kapitel immer mehr in diese rasante Geschichte hineingesogen, Langeweile oder langatmige Stellen ist für diesen Inhalt hier definitiv ein Fremdwort.

Bewusst wird der Fokus auf bestimmte Figuren gelenkt, die als Killer und dessen verstörende Taten infrage kommen. Doch die genialen Wendungen an genau den richtigen Stellen sorgen dafür, dass ich mir meinen Kopf die ganze Zeit umsonst zerbrochen habe. Alle Figuren stoßen immer wieder auf neue Hindernisse und Gefahren, sodass ich regelmäßig im Mitfieber-Modus war. Das erzählerische Geschick und die konstant hohe Spannung haben die Autoren meiner Meinung nach hervorragend umgesetzt. Auch das Ende, welches noch einige Fragen offen hat, fand ich unheimlich gut inszeniert und ebenfalls sehr überraschend. Meine Neugier wurde nicht nur wegen der rasanten und wirklich bösen Handlung geweckt, auch die Protagonisten konnte ich anfangs teilweise nicht richtig einschätzen. Dies konnte ich jedoch im weiteren Verlauf nachholen und mir von jedem wichtigen Charakter ein klareres Bild machen. Diese finde ich, für diesen Band insgesamt schon ziemlich interessant und gut ausgearbeitet, auf die ich mich im Folgeband ebenfalls freue, wiederzutreffen.

Der abwechselnde Perspektivenwechsel und gekonnt gesetzte Cliffhanger am Ende der Kapitel in einer angenehmen Länge haben für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Der spannende, fesselnde, flüssige, authentische, bildliche und atmosphärische Schreibstil hat mich komplett überzeugt. Den Autoren ist es meiner Meinung nach hervorragend gelungen, mir die Gedanken der Protagonisten glaubhaft näherzubringen. So konnte ich dessen Handlungen gut verstehen und nachvollziehen. Besonders die von Anna, die seit ihrer Gefangenschaft in ständiger Angst lebt und permanent von Schuldgefühlen geplagt wird. Während sie ihrem grausamen Peiniger entkommen konnte und der zurückgelassen Natalie Hilfe zugesichert hat, kam für ihre Freundin jede Hilfe zu spät. Nachdem Anna nach einiger Zeit gelernt hat, mit ihrem Schicksal umzugehen, taucht plötzlich ein erneutes Lebenszeichen vom untergetauchten Psychopathen Edward Harris auf. Für Anna bricht die Welt erneut zusammen und sie wird gezwungen, sich mit dem Tod ihrer ermordeten Freundin näher auseinander zu setzen.

Anna wendet sich sofort an ihre Jugendliebe Nick Coleman, der sofort bereit ist, Edward Harris endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Doch auch der Polizist ahnt nicht, dass sie Sachlage viel komplexer ist, wie es auf den ersten Blick scheint und ein Spiel eröffnet wurde, indem nicht nur Anna die Hauptfigur spielt. Nicht nur die Protagonisten, sondern auch ich wurde regelmäßig geschickt hinters Licht geführt. Das hat die Spannung in diesem Thriller unheimlich in die Höhe getrieben, weshalb mir das Weglegen des Buches zwischendurch ziemlich schwergefallen ist. Die Beziehung zwischen Anna und Nick ist anfangs deutlich zu verstehen, doch durch die alptraumhaften Ereignisse konnte ich gut erkennen, dass diese die beiden wieder näher zusammen schweißen. Das ist auch ein Punkt, der mich sehr interessiert und ich bin gespannt, wie sich die Beziehung der beiden im nächsten Band entwickeln wird. Mir hat dieser Rachejagd-Thriller unheimlich gut gefallen, weshalb er von mir eine ganz klare Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne bekommt.

Bewertung vom 25.11.2022
Düsteres Wasser: Thriller
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Ein gut durchdachter, spannender und komplexer Thriller, der mich bis zur letzten Seite gefesselt hat!

Der neuste Julia Schwarz-Thriller ,,Düsteres Wasser“ von Catherine Shepherd ist am 25. Oktober 2022 mit unglaublich spannenden 336 Seiten im Kafel-Verlag erschienen, der mich bestens unterhalten hat. Dies ist wieder ein rundum gelungener Thriller, der mich von Anfang bis Ende komplett in den Bann gezogen hat. Bis zur endgültigen Aufklärung einer grausamen Mordserie habe ich den wahren Täter und dessen Motive nicht erahnen können. Immer wieder wurde ich auf falsche Fährten geführt und mich haben gelungene und überraschende Wendungen erwartet, die hervorragend zu dieser komplexen und gut durchdachten Handlung gepasst haben. Der fesselnde, lockere, flüssige, authentische und bildhafte Schreibstil hat mal wieder für ein spannendes Lesevergnügen gesorgt, dessen Sog ich mich nur schwer entziehen konnte. 


Noch interessanter ist diese Geschichte, wenn man die Reihe um die taffe Rechtsmedizinerin schon kennt, da die vorherigen Bände viele private Details über einige Protagonisten offenbaren, sodass sie sich von Band zu Band immer weiter und besser entwickelt haben. Das macht alle vorkommenden Protagonisten so besonders authentisch und lebendig. Aber auch Neueinsteiger können diesen Thriller problemlos, ohne Vorkenntnisse der vorherigen Werke genießen, ohne das Gefühl zu haben, dass die vorherigen Ereignisse hier zu großen Fragen ohne Antworten führen. Auf jeden Fall ist diese Neuerscheinung nichts für Zartbesaitete, die mir wieder hervorragend gefallen hat und ich ganz klar weiterempfehle. 


Alle Kapitel haben eine angenehme Länge und fiese Cliffhanger an den richtigen Stellen sorgen wie immer für einen schnellen Lesefluss. Denn die Neugier auf Antworten ist einfach zu groß, sodass ich nur schwer und ungern eine Lesepause eingesetzt habe. Die Spannung steigt von Kapitel zu Kapitel und trotz einiger Details aus dem Privatleben der Figuren kommen keine Längen auf. Ich wurde mehrmals in die falsche Richtung geführt, weshalb mich das Finale umso überraschter hat. Denn hier wurde mir erst recht deutlich, wie komplex der Fall für Julia und Kriminalkommissar Florian wirklich ist und was alle Opfer verbindet. Von Anfang an herrscht eine angespannte Atmosphäre, die sich nach jedem weiteren Mord deutlich erhöht hat. Doch als Julia gegen Ende um ihr Leben fürchten musste, konnte ich nicht anders, als intensiv mit ihr mitzufiebern. Denn diesmal ist dieser schreckliche Fall nicht nur für die Leiterin des Rechtsmedizinischen Instituts alleine ein schrecklicher, wahr gewordener Albtraum.


Mit der Zeit konnte ich dank kurzen Rückblenden, die aus der Sicht des Täters geschrieben sind, in dessen gestörte Psyche blicken. Erst im späteren Verlauf wurden dessen Motive seiner brutalen Verbrechen deutlicher und die Verbindung aller Mordopfer ergab einen logischen Sinn. Neben dem anonymen Täter kommen abwechselnd Julia und Florian zu Wort, weshalb ich mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle sehr gut hineinversetzen konnte. Dies steigt nicht nur die Spannung, sondern sorgt auch für Abwechslung. Denn die gewohnte Spannung beginnt, wie bei allen Büchern von Catherine Shepherd, direkt im ersten Kapitel. Bewusst wird der Fokus auf bestimmte Charaktere gelenkt, die als kaltblütige Mörder infrage kommen, doch die Richtungen ändern sich in einem rasanten Tempo. 


Dieser Thriller macht seinem Namen alle Ehre, denn mich haben Spannung und Nervenkitzel erwartet, während Julia und Florian mitten in einer Jagd im Kampf gegen die Zeit geraten. Bildliche Beschreibungen, auch die der grausamen Morde, sind der Autorin unheimlich gut gelungen, sodass ich regelmäßig von Gänsehaut heimgesucht wurde. Das Ende fand ich überraschend und gut inszeniert, denn es werden alle relevanten Figuren in einem regelrechten Showdown zusammengeführt. Bis zum Schluss ist die gesamte Geschichte gut durchdacht und die Morde und Motive des Täters sind nicht ohne. Von mir gibt es für ,,Düsteres Wasser“ verdiente fünf Sterne! 

Bewertung vom 21.11.2022
Tödliche Tatsachen (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Tödliche Tatsachen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein spannender und gut lesbarer Krimi mit walisischem Charme!

,,Tödliche Tataschen - Ein Wales Krimi“ von Rhys Bowen ist am 17. November 2022 im Digitalpublishers-Verlag erschienen. Hierbei handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels ,,Tödliche Tatsachen". Alle Bände dieser Reihe können sehr gut unabhängig voneinander gelesen werden. Dieser spannende Teil ist ein 315 Seiten langer walisischer Krimi und bestimmt nicht das letzte Buch, welches ich aus der fünfteiligen Reihe gelesen habe. Obwohl ich die anderen Teile nicht kenne, konnte ich dieser spannenden und sehr gut lesbaren Geschichte problemlos folgen. Rhys Bowens Schreibstil hat mich sofort in den Bann gezogen, da er unheimlich locker, flüssig, detailliert, spannend und authentisch ist. Ich kam gut in die Handlung rein und war deshalb schnell direkt mittendrin im Geschehen. Mir fiel es hier leicht, den Überblick zu behalten und auch die Protagonisten haben dazu beigetragen, dass ich das Buch in kurzer Zeit durchgelesen habe. Sie besitzen, besonders Constable Evans, eine Menge Charme und die nötige Tiefe, weshalb ich mich gut in dessen Handlungen, Gefühle und Gedanken hineinversetzen konnte. Außerdem kommen sie unheimlich lebendig und authentisch rüber, was mir besonders gut gefallen hat.

Die angespannte Atmosphäre, die hier die ganze Zeit über herrscht, ist kontinuierlich vorhanden und macht diesen Krimi umso spannender und interessanter. Inhaltlich hat mir der Klappentext nicht zu viel versprochen und auch das Cover, welches mich auf den ersten Blick angesprochen hat, passt hervorragend zum Inhalt. Der walisische Charme ist dezent vorhanden, was den Figuren besonders gut steht. Ich wurde dank regelmäßigen Wendungen ordentlich auf Trab gehalten und der dezente Humor hat mich das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht. Dieser ist wohldosiert und die Spannung muss nicht darunter leiden.

Constable Evans weiß nicht, wo ihm der Kopf steht. Die Maul- und Klauenseuche verbreitet nur Unruhe bei den Bauern und Touristen, alle sind in Aufruhr, weil Tiere geschlachtet werden sollen und es die meisten aber nicht einsehen wollen. Aus Freunde werden für Evan Feinde und ihm kommt es mehr als Recht, dass er aus der Schusslinie genommen wird und Urlaub nehmen kann. Er fährt mit seiner sympathischen Verlobten zu seiner Mutter, um sich dort ein paar Tage zu erholen. Doch kurz nach seiner Ankunft erhält er auch hier schockierende Neuigkeiten: Der Mörder von Evans Vater wird beschuldigt, nach seiner Haftstrafe erneut ein Verbrechen begangen und die Tochter seines Arbeitgebers ermordet zu haben. Es herrscht verständlicherweise extreme Aufruhr und ein riesiges Chaos, an Erholung ist jedenfalls nicht mehr zu denken.

Evan sucht den Mörder auf, der seine Unschuld beteuert und diesmal glaubt er ihm sogar. Es beginnt eine extrem spannende Geschichte und die Spannung bleibt die ganze Zeit über erhalten. Oft habe ich versucht, Evans Handeln zu verstehen. Doch der Mord seines Vaters ist nicht vergessen und schleicht natürlich permanent in seinem Kopf herum. Seine Mutter und Verlobte sind schockiert über sein Verhalten, was ich wiederum auch sehr gut nachvollziehen konnte. Sie können nicht nachvollziehen, dass er auf eigene Faust ermittelt und den Mörder seines Vaters schützt. Das Ende ist stimmig und hat mir gut gefallen. Insgesamt ist es ein gut durchdachter Krimi, der mich von Anfang bis Ende bestens unterhalten hat und schockierende Ereignisse an den richtigen Stellen offenbart hat. Ich freue mich, in Zukunft weitere Teile dieser spannenden Reihe zu lesen. Deshalb bekommen die tödlichen Tatsachen eine klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 13.11.2022
Todesruf / Julia Durant Bd.22
Franz, Andreas;Holbe, Daniel

Todesruf / Julia Durant Bd.22


sehr gut

Ein chaotischer Julia Durant-Krimi, der etwas mehr Spannung vertragen hätte!


In ,,Todesruf“ von Andreas Franz aus der Feder von Daniel Holbe ermittelt die Frankfurter und Deutschlands bekannteste Krimi-Kommissarin Julia Durant über Weihnachten und Neujahr bereits zum 22. Mal und hat mich erneut in menschliche Abgründe schauen lassen, die ich diesmal nicht als zu heftig empfand. Obwohl ich ein großer Fan der Durant-Reihe bin und alle vorherigen Werke gelesen habe, kam ich mit dieser Handlung diesmal teilweise nur schleppend voran. Der Fall ist spannend, keine Frage. Jedoch wurde dieser oftmals in den Hintergrund gedrängt, um dem Privatleben von Durant Platz zu machen. Dies finde ich normalerweise überhaupt nicht schlimm und private Details gehören einfach dazu, um die Kommissarin authentisch und lebendig wirken zu lassen, doch in diesem Krimi haben mir diese deutlich zu viel Platz eingenommen. Ihre Beziehung zu ihrem Chef und Verlobten Claus Hochgräbe nimmt sehr viel Raum ein, von Geheimnissen bis hin zu überraschenden Offenbarungen seinerseits war einiges dabei.

Dabei konnte ich deutlich die Gefühlswelt und die Zweifel von Julia Durant erkennen, die sich nach und nach in ihr sammeln. Sie kommt, wie auch in ihren vorherigen Fällen, sehr authentisch und lebendig rüber. Wenn man die Reihe von Anfang an begleitet, dann erlebt man ihre Entwicklung super mit und wundert sich über einige ihrer Entwicklungen. Als ehemalige Gauloises-Kettenraucherin habe ich hier in manchen Situationen gespürt, wie gerne die jetzige Nichtraucherin ihr Verlangen gestillt hätte. Der Schreibstil ist flüssig, authentisch und detailliert, was ich an den Andreas Franz/Daniel Holbe-Krimis sehr schätze. Bekannte Kollegen, die ihre ergänzenden Rollen spielen, fehlen auch in diesem Band nicht.

Doch dieser Krimi war mir ein Hauch zu chaotisch, da zu viele Figuren vorkommen und so immer wieder kurze Nebenhandlungen auftauchen, die für mich keinen Sinn ergeben haben. Ein regelmäßiges, sprunghaftes Hin und Her hat dafür gesorgt, dass ich in diesem Band nicht allzu sehr in den Bann gezogen wurde und was für ein stockendes Tempo gesorgt hat. Die Ermittlungen entwickeln sich trotzdem regelmäßig weiter, sodass wechselnde Hypothesen über die hier begangenen Verbrechen und ein paar Zwischenfälle für Abwechslung sorgen. Der Täter ist bis zur Auflösung nicht fassbar, langsam und geordnet finden alle Puzzleteile schließlich doch noch ihren Platz, sodass sich der chaotische Nebel um die Mordserie lichtet. Die einzelnen Kapitel haben eine angenehme Länge, die aus jeweils einem Tag bestehen und dann nochmal in einzelne Zeitabschnitte unterteilt sind. Dies und der regelmäßige Perspektivenwechsel sind typisch für die Julia Durant-Krimis.

Julia Durant ist mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen, ihre menschliche Art sorgt für viel Tiefe und ihre Kaltschnäuzigkeit ist einmalig, was diese Ermittlerin so besonders ausmacht. Bis auf Claus Hochgräbe fand ich die restlichen Charaktere jedoch eher blass. Natürlich finden Verwirrungen und Wendungen statt, die mich zum Miträtseln animiert und überrascht haben. Das Ende habe ich definitiv nicht vorausgesehen, welches mich daher umso mehr überrascht hat. Neben Julia Durant schildern mehrere Charaktere, eingenommen der Täter, aus ihrer Sicht, was für Abwechslung gesorgt hat. So konnte ich mich besser in dessen Gedanken einbringen. Trotzdem trat das Ermittlerteam häufig auf der Stelle, sodass die Spannung darunter zu leiden hatte.

Bildlich konnte ich der Handlung gut folgen und auf die begangenen Verbrechen wurde nicht groß eingegangen, die auf mich deshalb keinen großen Schockeffekt hatten. Obwohl ich immer mitten im Geschehen war, hat mich die Geschichte nicht atemlos zurückgelassen. Ich bin es aus den Vorgängerbänden gewohnt, dass mir die Ermittler die dunklen und abscheulichen Geheimnisse der Täter offenbaren, was hier nicht der Fall war. Denn die Gründe des Täters wurden mir diesmal einfach nur kurz vor Ende zu schnell durchgegangen. ,,Todesruf“ ist kein schlechter Durant-Krimi, doch war er für mich persönlich diesmal zu zäh, weshalb er von mir dreieinhalb Sterne bekommt. Mehr gewohnte Spannung hätte dem Inhalt nicht geschadet und ich bin gespannt, wann Julia Durant zum 23. Mal auf Verbrecherjagd geht.

Bewertung vom 08.11.2022
Der Federmörder
Patterson, James;Barker, J. D.

Der Federmörder


ausgezeichnet

,,Der Federmörder“ ist ein Thriller, welcher aus der gemeinsamen Feder der Autoren J.D. Barker und James Patterson stammt und am 17. August 2022 im Blanvalet-Verlag erschienen ist. Mich haben 608 Seiten voller rasanter Action und Spannung erwartet, die mich hervorragend unterhalten haben. Psychologische Aspekte haben diese spannungsgeladene Geschichte stark unterstützt, was diesen Thriller erst richtig grandios ausmacht. Mir wurde es zu keiner Zeit langweilig, auch wenn ich ab und zu das Gefühl hatte, dass sich einige Aussagen und Handlungen wiederholen. Dies gehört jedoch dazu, um am Ende den kompletten Durchblick zu erhalten. Bis zum Ende hin wurde ich von einem geschickt durchdachten Plot in den Bann gezogen und während des Lesens mehrmals gekonnt überrascht und verwirrt.

Michael Fitzgerald wird während des Einkaufens von seiner Nachbarin telefonisch informiert, da seine Wohnung zu überschwemmen droht. Zu Hause angekommen, merkt er schnell, dass das überlaufende Wasser das kleinste Problem ist. Denn in seiner Badewanne liegt eine unbekannte weibliche Leiche. Schnell findet die Polizei heraus, dass er die Tote viel näher gekannt hat, doch Fitzgerald kann sich den ganzen Alptraum nicht erklären, geschweige denn erinnern. Durch eine kuriose Situation nach seiner Festnahme befindet er sich auf der Flucht und will mithilfe seiner Schwester die Wahrheit herausfinden, während die Gesetzeshüter alles Mögliche veranlassen, den mutmaßlichen Serienmörder zu fassen. Denn Fitzgerald soll in verschiedenen Bundesstaaten schon mehrfach brutal gemordet haben. An jedem Tatort hat er eine Ammer-Feder hinterlassen. Nach einiger Zeit kommen das FBI und das LAPD gemeinsam auf verstörende Zusammenhänge auf die Spur. Doch die Zeit rennt, da die Todesliste des Killers noch nicht vollständig ,,abgearbeitet“ ist.

Vielschichtige und ausreichend ausgearbeitete Charaktere erzählen diese teils verwirrende Geschichte aus verschiedenen Perspektiven in abwechselnd kurzen Kapiteln, die nicht nur für Abwechslung gesorgt, sondern vor allem die Spannung sehr gut in die Höhe getrieben haben. Neben Fitzgeralds Perspektive kommt auch Megan Fitzgerald in Form von schriftlichen Aussagen regelmäßig zu Wort. Sie wurde, wie Michael, als Kind von dem Therapeuten-Ehepaar Dr. Barton und Dr. Rose Fitzgerald adoptiert. Michael war als Kind von einem besonders traumatischen Ereignis gezeichnet, weshalb ihm Dr. Barton Fitzgerald besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und eine Menge intensive therapeutische Arbeit in ihm reingesteckt hat. Diese wurden mit der Zeit offenbart, was mich anschließend richtig schockiert hat. Doch die Frage, ob Michael wirklich der schlimme Serienkiller ist, oder ob ihm jemand was anhängen will, hat mich lange Zeit beschäftigt. Obwohl ich anfangs an seine Unschuld geglaubt habe, wurde ich mir im weiteren Verlauf durch sein merkwürdiges Verhalten immer unsicherer.

Krasse und unvorhersehbare Wendungen, die wirklich regelmäßig bis zum Schluss vorkommen, haben mich extrem überrascht, da ich mit ihnen überhaupt nicht gerechnet habe. Auch haben es die Autoren geschafft, mich in ihrer geschickt aufgebauten Handlung ständig auf die falsche Fährte zu führen. Hier kommt wirklich immer alles komplett anders, als man denkt und ich wurde mehrmals an der Nase herumgeführt, sodass ich über jede neue Erkenntnis erst einmal verwirrt innehalten musste.

Detective Dobbs, aus dessen Perspektive ebenfalls regelmäßig geschildert wird, gibt viele Einblicke in seine Ermittlungsarbeiten. Auch die Zusammenarbeit mit Special Agent Gumble wurde aus seiner Sicht klasse beschrieben, sodass ich mir direkt beide Jäger des Serienkillers super vorstellen konnte. So hatte ich insgesamt ein besseres Verständnis und ich konnte mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle hervorragend hineinversetzen. Doch nicht nur spannungstechnisch, sondern auch erzählerisch konnte mich das Autorenduo überzeugen.

Die Geschichte ist in sieben Teile eingeteilt und enthält viele kurze Kapitel, die meistens mit Cliffhanger enden. Diese regen natürlich zum schnellen Lesefluss an und meine Neugier wurde immer größer. Es wird flüssig und detailliert geschrieben, sodass ich die komplette Handlung bildlich sehr gut vor meinen Augen hatte. Außerdem ist der Schreibstil authentisch und die Sprache ist klar und ausdrucksstark, was für eine dauerhaft anhaltende Spannung gesorgt hat. Mir wurde ein komplexes, grausames Verwirrspiel geboten und es war mir ein Vergnügen herauszufinden, ob Michael Fitzgerald ein gerissener und brutaler Serienkiller ist oder ob er das Opfer eines gerissenen Katz und Mausspiels wurde. Mich hat der Federmörder auf jeden Fall extrem spannend unterhalten, weshalb diese geniale Geschichte von mir eine ganz klare Leseempfehlung bekommt.

Bewertung vom 27.10.2022
Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


ausgezeichnet

Dieser 400 Seiten lange Justiz-Krimi hat mich super unterhalten, da ich detaillierte Einblicke in die selbstständigen und nicht immer ganz legalen Ermittlungsarbeiten des Strafverteidigers Pirlo und seiner Partnerin erhielt, bei denen ich auch gelegentlich schmunzeln musste. Sie versuchen mit Hochdruck, die Unschuld ihrer schweigenden Mandantin Marlene von Späth, die ihnen die ganze Verhandlung über wichtige Informationen vorenthält, ans Licht zu bringen. Obwohl die frisch zueinander gefundenen Anwälte zwischendurch immer wieder an ihrem komplexen Fall verzweifeln, wird in Pirlos Wohnzimmerkanzlei weiterhin fleißig gegrübelt. Denn Aufgeben ist für das taffe Strafverteidiger-Duo nicht drin, denn beide sind fest von der Unschuld ihrer Mandantin überzeugt, sodass sie dem Gericht mit allen Mitteln die Wahrheit über den heimtückischen Mord an Florian von Späth, dem recht prominenten Cowboy von Düsseldorf, liefern und ihre rätselhafte Mandantin freisprechen wollen. Der Fall nimmt eine ungeahnte Wendung, doch bis dahin geht Pirlo einen Weg, dem er eigentlich immer aus dem Weg gehen wollte. Nach dem Rauswurf aus einer renommierten Anwaltskanzlei will er beweisen, was in ihm steckt. Pirlos Doktorvater bringt ihn und Sophie Mahler zusammen, weshalb es für das Duo der erste gemeinsame Fall in der neuen und spontan gegründeten Wohnzimmerkanzlei wird.

Obwohl Pirlo zwar chaotisch, unzuverlässig und ziemlich arrogant sein kann und oftmals verpeilt wirkt, arbeiten die beiden Anwälte von Anfang an recht offen und harmonisch miteinander. Das liegt zwar zum größten Teil an Sophie, die ein dickes Fell hat und Pirlos Macken nicht zu ernst nimmt. Da es der erste Fall für die frisch gebackene Anwältin ist, behandelt Pirlo sie trotzdem von Anfang an respektvoll und integriert sie komplett in seine komplexe Arbeit mit ein. Sie ergänzen sich super, sodass sie sich für mich zum Traumpaar der Strafverteidigung entwickelt haben. Sie gehen offen miteinander um, doch wenn es um Pirlos Familie geht, schweigt er. Denn mit den Aktivitäten seiner Clan-Familie will er nichts zu tun haben, sodass er einen anderen Namen angenommen hat, um nicht mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden. Seine Brüder Mahmed und Ahmid Khatib kommen hier regelmäßig zu Wort und ich konnte deutlich merken, dass für sie Blut dicker als Wasser ist.

Der Inhalt besteht so gesehen aus zwei Handlungsstränge, die am Ende super miteinander verschmilzen. Dass Pirlo nichts mit seiner Familie zu tun haben will und kann, konnte ich vollkommen verstehen. Doch dass er sich nicht ganz von ihr lösen kann und es ihm schwerfällt, konnte ich ebenfalls erkennen. Eine spektakuläre und gemeinsame Aktion der drei Brüder bricht schließlich das Eis, doch diese hat nicht nur ihnen, sondern auch mir einige Nerven gekostet. Denn wie der Titel schon vorab verrät, handelt Pirlo nicht selten gegen alle Regeln. Und da er kurz vor dem Urteil seiner Mandantin immer noch keine handfesten Beweise für dessen Unschuld in der Hand hält, wagt er eine Aktion, die selbst ihm zu schaffen macht, sodass er Gefahr läuft, dass seine Angst ihn verrät.

Wie Pirlo zu seiner Familie steht, besonders zu seinen Khatib-Brüdern, wurde mit der Zeit immer deutlicher. Aber auch Sophie hat einiges über ihre Familie zu berichten. Sie ist zwar nicht so spektakulär wie Pirlos Familie, trotzdem scheint dort ebenfalls nicht immer die Sonne. Wie sie es geschafft hat, sich gegen ihren Vater durchsetzen, hat mir gut gefallen. Obwohl ihre Familie keine allzu große Rolle in der gesamten Handlung gespielt hat, wurde sie trotzdem klasse dargestellt. Insgesamt werden alle Charaktere sehr verständlich dargestellt, besonders Pirlo und Sophie. Da abwechselnd aus deren Perspektive geschildert wurde, konnte ich mich in die meisten Handlungen und in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Die Clan-Brüder entsprechen ganz klar ihrem Klischee, weshalb die Geschichte größtenteils sehr authentisch rüberkam. Dazu haben detaillierte Beschreibungen für unheimlich klare Bilder gesorgt, ohne dass der Autor mit Details übertrieben hat. Sophie wird von Pirlos dominanteren Wesen gerne mal in den Hintergrund gerückt, sodass ich mir für den nächsten Teil mehr Gleichberechtigung wünsche.

Der Perspektivenwechsel, die beiden Handlungsstränge, Zeitsprünge und Einblicke in das komplizierte Strafverfahren, besonders die aus dem Gerichtssaal, haben für tolle Abwechslung gesorgt. Der Schreibstil von Ingo Bott ist locker, bildlich, durch die kurzen Sätze rasant und vor allem authentisch, der bei mir für einen schnellen Lesefluss gesorgt hat. Dieser Justiz-Krimi ist gut durchdacht und bis zum Schluss kommen regelmäßig neue, überraschende Erkenntnisse ans Licht. Eine optimale Portion Humor rundet die gelungene Geschichte mit gutem Tempo wunderbar ab, sodass der Krimi von mir fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung bekommt.

Bewertung vom 17.10.2022
Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause
Garrit, Arne

Der Gastgeber. Fühl dich wie zu Hause


ausgezeichnet

385 Seiten, die am 30.06.2022 im Ullstein-Verlag erschienen sind, haben mich ziemlich gut unterhalten, da mir eine interessante und verzwickte Geschichte unterhaltsame Lesestunden beschert hat. Ich habe mich zwar noch nie über Airbnb, einem US-amerikanischen Unternehmen, das ein Online-Portal zur Buchung und Vermietung von Unterkünften betreibt, einquartiert. Und auch ansonsten habe ich noch nie dessen Dienste in Anspruch genommen. Doch nach diesem Buch und dessen verstörenden Inhalt sieht man diese praktischen Dienstleistungen jedoch automatisch mit ganz anderen Augen. In diesem Thriller wird die Anonymität, die für Protagonistin Nika unerlässlich ist, zur tödlichen Falle. Für einige ist Airbnb schon eine nützliche und tolle Erfindung – ganz besonders aber für Stalker und Psychopathen, die so besonders leicht an ihre ahnungslosen Opfer geraten. Aber der Inhalt hat noch einiges mehr zu bieten, denn ich konnte Hauptprotagonistin Nika auf der Suche nach ihrer Herkunft und gleichzeitig der zweiten wichtigen Protagonistin Rita Bensch begleiten. Diese wird von ihren Kollegen als Polizeibeamtin einfach nicht ernst genommen und bei jeder Gelegenheit ihrer Tätigkeiten belächelt. Hier treffen zwei interessante und vollkommen unterschiedliche Welten aufeinander, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben. Auf der Suche nach Antworten erfuhr ich nach und nach, wie sich die komplizierten Leben der beiden Frauen miteinander verstricken und bin dabei regelmäßig auf überraschende und unvorhersehbare Wendungen gestolpert, die für einen gut durchdachten und gleichzeitig verzwickten Plot gesorgt haben. Klasse Twists wurden eingebaut, sodass der Gesamtinhalt meiner Meinung nach definitiv gelungen ist.

Da abwechselnd aus Nikas und Ritas Perspektive geschildert wird, konnte ich dessen Gedankengänge, Gefühle und Handlungen von Anfang an gut nachvollziehen. Dieser Perspektivenwechsel sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern verleiht den Charakteren die nötige Tiefe. Nika kommt trotzdem etwas distanzierter rüber, was jedoch zu ihrer Rolle passt. Sie wird aus dem Nichts überfallen, betäubt und unversehrt wieder frei gelassen. Sie ist sich sicher, dass ihr Chef dahintersteckt und ahnt nicht, dass sie sich in einer viel komplexeren und tödliche Falle befindet, wo die erste Leiche nicht lange auf sich warten lässt. Rita Benesch ist in ihrem Job unterfordert und der Meinung, mehr auf dem Kasten zu haben als sich um verschwundene Fahrräder zu kümmern. Von ihren Kollegen belächelt, beginnt sie sich mit einem speziellen und zurück gelassenem Fahrrad zu beschäftigen. Dabei führen ihre Recherchen zu Nika und ihre Wege kreuzen sich. Doch anfangs ahnt sie nicht, wer Nika wirklich ist und wird Zeugin verstörender Taten. Bei den Versuchen, Nika näherzukommen, blockt diese jedes Mal ab. Ritas Bauchgefühl will, dass sie sich weiter an Nika dranhängt, was anschließend zu spannenden Erkenntnissen führt.

Neben dem Perspektivenwechsel der beiden Frauen meldet sich zwischendurch immer wieder eine weitere Stimme kurz zu Wort, die es erfolgreich geschafft hat, mich auf falsche Fährten zu führen. Bis zur endgültigen Aufklärung bin ich nicht auf das wahre Ausmaß gekommen, welches hier stattgefunden hat. Die Verbindung zwischen Nika und Rita hat mich letztendlich überrascht, besonders aber die Motive des Täters. Am Ende kam schließlich alles anders, als gedacht. Denn ich habe mir während des Lesens regelmäßig meine Gedanken gemacht und versucht, naheliegende Zusammenhänge zu erkennen. Diese ganzen überraschenden und raffinierten Verstrickungen haben mir richtig gut gefallen, denn lange wusste ich nicht, worum es in dieser komplexen Handlung überhaupt geht. Alle Fragen, die sich mit der Zeit angesammelt haben, wurden aber zufrieden stellend beantwortet. Die Geschichte hat mich von Anfang an in den Bann gezogen und neugierig gemacht, sodass ein schneller Lesefluss entstand. Ich konnte einige Entwicklungen beobachten, die mich immer weiter in den Sog gezogen haben.

In der ersten Hälfte des Buches haben sich kurze Längen eingeschlichen, was dem Unterhaltungswert jedoch nicht geschadet hat. Auch sind verwirrende Details eingebaut, die am Ende einen stimmigen Sinn ergeben. Die angespannte Atmosphäre, die von Anfang an vorhanden ist, wurde mit der Zeit immer düsterer. Nika und Rita erzählen ihre Geschichte, indem sie abwechselnd eigene Kapitel bekommen. Diese sind etwas länger, die aber alle einige kurze Unterkapitel enthalten. Der Schreibstil der Autoren ist flüssig, atmosphärisch, authentisch und detailliert, sodass klare Bilder erzeugt werden. Meistens ist ein rasches Tempo vorhanden, sodass mir das Weglegen des Buches oft schwergefallen ist.

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Bewertung vom 08.10.2022
Schmerzmädchen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Schmerzmädchen (Thriller)


ausgezeichnet

Ein spannender und komplexer Thriller mit einem fulminanten Finale!

,,Schmerzmädchen" ist der aktuelle Thriller von Gunnar Schwarz, welcher am 29.09.2022 im FeuerWerke-Verlag erschienen ist. Der Serienkiller-Thriller enthält als Print-Ausgabe 312 Seiten, die mich wieder einmal hervorragend unterhalten haben. Ich habe bis jetzt alle Thriller des Autors gelesen, weshalb ich umso gespannter und neugieriger auf diesen Inhalt war. 42 Kapitel plus Prolog und Epilog haben mich mit dem Kommissar David Richter und der Gerichtsmedizinerin Dr. Nora Mors mitfiebern lassen, da sie mich bei ihrer rasanten und verzweifelten Suche nach einem wahnhaften Serienmörder mit einer extrem verzerrten Wahrnehmung mitgenommen haben. Es bleibt lange Zeit rätselhaft um die hier geschilderten Taten eines Wahnsinnigen, dessen ausgeübte Morde die Polizei ständig auf Trab hält. Auch in diesem Thriller bin ich einem außergewöhnlichen Ermittlerteam begegnet, welches sich gemeinsam den menschlichen Abgründen stellt – bis Nora selbst zur Zielscheibe des Killers wird und sie sich ihrem nicht verarbeitetem Trauma stellen muss.

Einige traumatische Ereignisse und psychologische Zusammenhänge gehören zum Inhalt, die erst einmal einige Fragen in den Raum geworfen haben. Nachdem ich einige Kapitel später mehr Details aus dem Leben der Oper und vor allem vom traumatischen Erlebnis der erfolgreichen Gerichtsmedizinerin Nora Mors erfahren hatte, ergaben diese Informationen für mich gegen Ende ein stimmiges und unvorhersehbares Gesamtbild mit verstörenden Erkenntnissen. Sowohl der zunächst geheimnisvollen Rechtsmedizinerin als auch dem hochsensiblen jungen Kommissar Richter konnte ich während den verzwickten Ermittlungsarbeiten gut über die Schulter schauen, sodass ich detaillierte Einblicke erhielt. Auch wechselt sich während des Lesens die Erzähl-Perspektive zwischen den beiden ab, sodass ich mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle sehr gut hineinversetzen konnte. Richter, der sich schnell um Nora Gedanken und Sorgen macht, habe ich als sehr sympathisch und einfühlsam wahrgenommen. Nora ist ebenfalls ein sympathischer Charakter, der jedoch lange ein schweres Päckchen mit sich rumgetragen hat und das nun durch die Mordserie an die Oberfläche getreten ist. Die Rechtsmedizinerin ist sehr pflichtbewusst und ebenfalls ein sehr sensibler Mensch. Ein Fehler aus ihrer Vergangenheit hat sie verunsichert und schwer getroffen, trotzdem gibt sie in ihrem jetzigen Beruf alles. Als sie plötzlich mit in die polizeilichen Ermittlungen hineingezogen wird muss sie erkennen, dass es Zeit ist, sich der Vergangenheit zu stellen.

Als es gegen Ende erneut um Leben und Tod ging, konnte ich gar nicht anders als intensiv mitzufiebern. Es herrscht von Anfang an eine komplett düstere und angespannte Atmosphäre, die zum Greifen nahe war. Besonders dann, als der Täter zwischendurch immer mal wieder kurz das Wort ergriff und ich das Leiden der verschiedenen Opfer miterleben konnte. Was alle Opfer gemeinsam hatten und warum der gestörte Täter die grausam geschilderten Mordmethoden gewählt hat, habe ich bis zur Auflösung nicht erahnen können. Auch warum Nora Mors das perfekte Opfer für den Geistesgestörten war, wurde gut durchdacht mit eingearbeitet. Wie immer hat der flüssige, bildliche und authentische Schreibstil dafür gesorgt, dass mich diese undurchsichtige und komplexe Geschichte von Anfang bis Ende in den Bann gezogen hat. Auch sind alle Protagonisten meiner Meinung nach authentisch und differenziert gezeichnet. Die Spannung wird von Kapitel zu Kapitel immer höher, sodass meine Neugier nach Antworten schnell geweckt wurde. Am Ende hat mich ein rasantes, nervenaufreibendes und fulminantes Finale erwartet, anschließend wurden alle losen Fäden klar zusammengeführt. Hier war dann nochmal heftiges mitzittern angesagt, sodass ich das Buch nach der letzten Seite zufrieden stellend an die Seiten legen konnte. Mir hat dieser spannende und unterhaltsame Thriller sehr gut gefallen, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne!