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morgenwald.eu

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2022
Unser Sommer am See
Huppertz, Nikola

Unser Sommer am See


ausgezeichnet

Inhalt:
Endlich erlaubt es die Mutter von Agda, Nick und Jule, dass die drei Geschwister mit dem getrennt lebenden Vater in Urlaub fahren dürfen. Es geht zum „Krähenriegel“, einem Haus, oben auf einem Berg in Bayern.

Während die jugendliche Agda skeptisch ist und lieber an einem cooleren Ort am Meer wäre, weiß Nick, das werden die besten Ferien überhaupt, denn sein Vater wird für Abenteuer sorgen! Abenteuerlich wird es, doch nicht durch den Vater. Der bricht sich nämlich gleich in der ersten Nacht sein Bein.

Der Dorfjunge Felix trägt Nick jede Menge Mutproben auf. Wenn er die besteht, so verspricht er ihm, nimmt er ihn mit, den legendären Waldschatz zu heben. Auch wenn Felix eigentliches Ziel ist, Adga wiederzusehen.
Die kleine Jule findet derweil eine mumifizierte Katze, die ihr, das weiß sie genau, zu großen magischen Fähigkeiten verhilft.

Meine Meinung:

Was für eine wunderschöne Geschichte über Freiheit, Abenteuer und Zusammenhalt.
Der ungeübte Vater erlaubt seinen Kindern so einiges an Freiheit, wo einem als Mutter ein bisschen das Herz stehen bleibt. Kein Wunder, dass Jule und Nick da auch mal verloren gehen.
Aber gerade diese Freiheit ist es auch, die unter anderem so einen tollen Flair in die Geschichte hinein bringt. Wissen wir als Erwachsene doch (hoffentlich) alle, wie toll diese Momente waren, in denen wir etwas ohne das Wissen unserer Eltern getan haben. Das sind Momente, in denen man als Kind wächst und Selbstvertrauen bekommt, da man die Situation alleine gemeistert hat.

Durch die auferlegten Mutproben meistert Nick solche Situationen am häufigsten. Als er z.B. in dem alten und heruntergekommenen Teil des Hauses übernachten muss. Da spürt man selbst als Erwachsene, wie gruselig, aber auch aufregend das als Kind wäre.
Als er den See durchschwimmen musste, obwohl er Schwimmen hasst und Angst davor hat, ist Agda aber an seiner Seite und schwimmt neben ihm her.

Dieser Zusammenhalt der Geschwister ist ein weiterer Punkt, der mir sehr gefallen hat. Natürlich nicht immer ohne Murren, doch die Liebe zueinander war für mich durchweg spürbar.
Das hat ein sehr heimeliges Gefühl ausgelöst.

Total schön fand ich auch, dass jeder der Geschwister eine eigene Persönlichkeit hatte, die sich durch die Geschichte durchzog und dem ganzen Tiefe verlieh.

Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was Spannung in die Erzählung hinein bringt und wodurch man die Charaktere besser kennenlernt.

Sprache:

Ich habe mehrmals (von Erwachsenen) gelesen, die Sprache sei so schwierig. Daher habe ich die 6-jährige Tochter einer Bekannten gefragt, der ich das Buch empfohlen hatte. Sie hat es alleine als Hörbuch gehört und das einzige Wort, bei dem sie nachfragen musste, war „mumifiziert“.
Ihr hat das Buch sehr gefallen. Sie hat es inzwischen sogar mehrmals gehört. Am besten fand sie die Situation, in der fast alle Figuren im Buch eine Person verurteilt haben und dann herauskam, dass dieser Charakter gar nicht böse ist. (Diese Rückmeldung hat mir besonders gut gefallen).

Ich selbst hätte es auch nicht so eingeschätzt, dass Kinder Probleme mit der Sprache haben. Und wenn ein, zwei Wörter drin sind, die man nicht kennt, so ist es doch auch toll, neue Wörter zu lernen.

Fazit:
Eine sehr heimelige Geschichte.
Für mich vereint dieses Buch die Gefühle von Freiheit, Abenteuer und Geborgenheit.
Von Herzen eine Empfehlung!

Bewertung vom 11.04.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


sehr gut

Terence Cave war dabei, als seine Frau bei einem Überfall ums Leben kam. Und nun hält er seinen sterbenden Sohn im Arm, der sich mit einer Mutprobe bei seinen Kumpels beweisen wollte. Terence hasst diese Jungs und es bleibt ihm jetzt nur noch, seine Tochter vor diesen Jugendlichen und überhaupt der ganzen Welt zu beschützen.

Kostet es, was es wolle!

Meine Meinung:

Ich finde es wirklich schwer, dieses Buch zu bewerten.

Wie der Klappentext schon andeutet, ist es eine bedrückende Geschichte. Doch es geht nicht um irgendeinen Psychopathen, wie manche Rezension behauptet.

Es geht um einen Mann, dessen Seele zersprungen ist. Der nicht mehr Herr seiner Sinne ist.

Der Schreibstil ist großartig. Besser, als manch andere seiner Bücher. Es liest sich, wie ein Brief. Mr. Cave beschreibt seiner Tochter rückblickend, was er empfunden und getan hat. So kommt etwas Distanz in die Geschichte.

Doch was mir fehlte, war Spannung. Ein Wechsel aus Höhen und Tiefen. Es reiht sich ein Drama an das andere. Und es sind wirklich Dramen und man weiß nicht, wer einem mehr leidtun sollte. Die Tochter oder der Vater selbst.

Die Tochter hat eine starke Persönlichkeit, aber da das Buch aus der Sicht des Vaters geschrieben wurde, kam sie natürlich nicht richtig zu Wort.

Ich hätte mir eine andere Auflösung der Geschichte gewünscht. Nicht, weil mir das Ende nicht gefallen hätte, sondern weil es nicht verwunderlich ist, dass viele Leser*innen nicht verstanden haben, was mit dem Vater passiert ist. Und dadurch hat Haig der Sache keinen Gefallen getan.

Wenn er über das aufklären wollte, was mit Mr Cave passiert ist, fehlt definitiv eine Auflösung. Wollte er nur einen Thriller schreiben, fehlt mehr Spannung.

Trotz aller Kritik fand ich das Buch nicht schlecht. Ich konnte es nicht an einem Stück durchlesen, weil es so beklemmend ist. Aber der Schreibstil ist so gut, dass es wiederum fesselt.

Fazit: Leserinnen und Leser, die psychisch nicht stabil sind, rate ich zur Vorsicht bei dem Buch. Es ist kein Kuschelroman und wie der Klappentext schon andeutet, nicht mit der “Mitternachtsbibliothek” zu vergleichen. Es ist einer seiner bedrückendsten Romane, das sollte einem bewusst sein.

Doch sein Schreibstil ist hier wirklich gut gelungen und das Buch zeigt auf, was passieren kann, wenn die Seele zerspringt.

Ich würde dem Buch eigentlich gerne eine 4+ geben. 3,5 Sterne finde ich zu schlecht und 4 Sterne eigentlich zu gut.

Bewertung vom 01.08.2018
Als die Tage nach Zimt schmeckten
Bijan, Donia

Als die Tage nach Zimt schmeckten


ausgezeichnet

Inhalt:

Das Buch erzählt die Geschichte von fast 4 Generationen.
Der alte Zod lebt in Teheran, in das seine Eltern einst aus Russland eingewandert sind. Dort führt er ein Cafe, das sein Vater gegründet hat.
Seine eigenen Kinder, Noor und Mehrdad, hat er kurz nach deren Volljährigkeit in die Staaten geschickt. Er wollte nicht, dass sie in einem Terrorregime aufwachsen.

Seit dem sind 30 Jahre vergangen. Noor und Mehrdad haben selber schon jugendliche Kinder. Als Noor sich von ihrem Mann trennt, flüchtet sie mit ihrer 16-jährigen Tochter Lily zu ihrem Vater nach Teheran.

Das Buch ist in vier große Kapitel gegliedert.
Das erste Kapitel erzählt von Norrs Konflikt mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Noor versteht sich nicht gut mit Lily und Lily will nicht in den Iran.
Im zweiten Abschnitt erfahren wir Zods Geschichte. Hier lernen wir im Rückblick auch seine Eltern kennen und seine Frau Pari.
Zod ist ganz direkt von den schlimmen Repressalien des islamischen Staates betroffen und muss eine schlimme Katastrophe verkraften.
Im dritten Teil wird Norrs Geschichte in Amerika geschildert. Von ihrer Einsamkeit und wie schwer ihr die Anfänge, so weit weg von zu Hause, fallen.
Im vierten Abschnitt sind wir wieder in der Gegenwart. Hier liegt der Schwerpunkt auf Lily. Seit sie einen Freund gefunden hat, mit dem sie die Nachmittage verbringen kann, fühlt sie sich nicht mehr ganz so erdrückt von der Gegenwart. Als sie einen Säureangriff auf ein jüngeres Mädchen miterlebt, scheint sogar die Kluft zwischen ihr und ihrer Mutter schmaler zu werden.

Meine Meinung:
Was für ein wahnsinnig schönes Buch! So warm, wie das Cover ist, so warm ist auch die Geschichte.
Zod und seine Frau Pari, auch seine Eltern, habe ich sofort ins Herz geschlossen. Was für großartige Figuren. Noor mochte ich nicht so gut leiden, aber es passte zur Geschichte. Ich hätte sie manchmal schütteln können.

Das Café Leila ist der Mittelpunkt von Zods Leben und seiner Familie. Hier werden die unterschiedlichsten Menschen bewirtet, hier spürt man die Stimmung des Volkes. Hier schmeckt man den Zimt und den Safran und das auch als Leser_in. Ich mag es sonst nicht so, wenn es in einem Buch so viel ums Kochen geht, doch hier ist es so in die Geschichte und das Leben der Familie integriert, das man meint, man sitzt selber mit am Tisch.

Zods Eltern, seine Frau Pari und er selbst, strahlen so viel Liebe aus. Es geht wirklich ans Herz. Dabei ist es keine Geschichte, in der alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Natürlich gibt es einige Schicksalsschläge, neben der einen großen Katastrophe.
Vielleicht macht gerade das Zods Liebeswürdigkeit aus, wie er mit eben diesen Schlägen umgeht.

Er war geradezu atemlos vor Liebe, als er schließlich sagte: “Pari, ich bin nicht [Spoiler].Ich werde ihn
nie ersetzen. Ich komme zu dir als ein Mann, der das Herz im Gesicht und ein leeres Notizbuch bei sich trägt,
um unsere Geschichte zu schreiben.“
Er atmete tief durch, denn er hatte noch nie so viele Worte an eine Frau gerichtet, und sie wandte sich ab, um ein Lächeln zu verbergen.“

Einjahrhundert Jahre Menschenleben. Einjahrhundert Jahre Iran.
Von der Freiheit die einst Zods Mutter Nina und Pari als Frauen noch hatten, ist nicht mehr viel übrig. Und
doch lassen sich die Frauen heute nicht unterkriegen. Das Lachen der
Frauen ist in die Geschichte genauso fein eingewoben, wie die Repressalien.

Fazit:
Ein Buch, dass ich nur jeden ans Herz legen kann. Für mich, in diesem Jahr, mein Favorit.
Ein Herzensbuch.

Zod trug ein Tablett nach draußen. Sie tranken Tee durch einen Zuckerwürfel, den sie vorsichtig zwischen die Schneidezähne klemmten. Yanik wiederholte, was er schon auf so vielerlei Weise gesagt hatte:
“Mein Sohn, es braucht Mut, um dieses Leben zu führen.”
“Ja, ich weiß, Baba jan“, pflegte Zod zu antworten. “Ich wäre nirgendwo anders lieber.”

Bewertung vom 22.06.2018
Jede Sekunde zählt / Ocean City Bd.1
Acron, R. T.

Jede Sekunde zählt / Ocean City Bd.1


ausgezeichnet

Inhalt:

Zeit ist Geld – dieser Satz ist in Ocean City wörtlich zu nehmen. Eine auf dem Meer treibenden Stadt im 22. Jahrhundert. Für die Arbeit, die man leistet, bekommt man Zeit gut geschrieben bzw abgezogen, wenn man z.B. zu spät kommt. Mit dieser Zeit, ablesbar am Decoder, einem Uhr ähnlichem Armband am Handgelenk, zahlt man, was man zum Leben braucht. So haben alle Menschen die gleiche Chance, war die Grundidee. Aber dem ist natürlich nicht so. Ohne Vitamin B läuft gar nichts.

Die drei Schulfreunde Crockie, Jackson und Hank phantasieren, wie sie von der Zentralbank ein paar Tage Zeit klauen könnten. Sie zeichnen Pläne für einen Transponder und werkeln dann in einer Werkstatt daran herum.
Jackson und Hank hätten im Traum nicht daran gedacht, dass Crockie noch einen Schritt weiter geht.
Das können beide nur ahnen, als Crockie eines morgens auf dem Schulweg, vor Jacksons Augen, von der berüchtigten Abteilung Z niedergeschossen wird.

Jackson gelingt die Flucht und Hank und ihm ist klar, es kann sich nur um befristete Zeit handeln, bis sie auch hinter ihnen her sein werden.
Sie müssen unbedingt vorher den Transponder finden.
Doch die Abteilung Z ist nicht die Einzige, die hinter dem Transponder her ist.
Und noch jemand mischt mit, dem es um weit mehr geht, als nur um den Transponder.

Meine Meinung:

Ein hochspannender Actionroman!
Über die Hälfte der Zeit habe ich nur die Luft angehalten und oft konnte ich gar nicht so schnell lesen, wie meine Augen über die Seiten geflogen sind.
Ich spürte richtig das Zucken in den Beinen , wäre am liebsten mit gerannt und wollte den Kopf einziehen, wenn die Gegner auftauchten.

Auch ansonsten war alles so plastisch beschrieben, dass ich die Kiesel deutlich sah und unter mir fühlte, da wo sich Jackson versteckte und mit der Luft rang, als sie ihm ausging.

Bei einigen Charakteren weiß man lange nicht, auf welcher Seite sie eigentlich stehen und es war spannend, dass wirklich fast jeder eigene Motive hatte.
Manches blieb bis zu Letzt fraglich.

Trotz des vielen Action bleiben die Charaktere nicht farblos. Ich hatte selbst von Nebendarstellern eine gute Vorstellung.

Doch das Kinderbuch bietete nicht nur spannungsvolle Lesestunden. Auch pädagogisch gesehen hat es was zu bieten.

Einmal die wunderbare Beziehung zwischen Jackson und seiner kleineren Schwester Celine, die das Buch ganz zarte Töne anschlagen lässt. So eine Geschwisterbeziehung kann man sich nur wünschen. Und dabei kommt der große Bruder überhaupt nicht uncool rüber, sondern ganz im Gegenteil.

„“Schluss jetzt, Bohne... äh, Verzeihung, holde Prinzessin“, neckte Jackson sie. Er ging auf dem Bahnsteig vor seiner Schwester in die Hocke und wurde ganz ernst. „Was du jetzt nicht kannst, lernst du auch nicht mehr. Aber du kannst es, ganz sicher, du bist schließlich die Schwester des einzigartigen, sensationellen, unschlagbaren Jackson Crowler.“ „

Des weiteren bietet es lösungsorientiertes Handeln an. Die Stelle, die mir besonders gut gefallen hat:
„Jackson ließ sich davon nicht durcheinander bringen. Es war wie ein Parkour. Man musste das Gelände als Gelände begreifen und nicht nach Straßen suchen, wenn man nur Wege brauchte.
„Denk niemals Straße, denk nur Weg! Der Weg ist eine Möglichkeit weiterzukommen, wo ein Hindernis erscheint!““

Beim letzten Satz des Buches hatte ich Gänsehaut.

Fazit:

Das Buch ist famos. Ob jung oder alt: Lest es! Ich verspreche Euch aufregende Stunden.
Einzige Schwachstelle: Das Buch ist irgendwann zu Ende.

5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ und pädagogisch wertvoll

Bewertung vom 22.06.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


sehr gut

Inhalt:

Tom Hazard sieht aus wie vierzig, doch er ist alt, uralt. Er ist im Jahre 1581 geboren.
Er besitzt die Gabe -oder den Fluch- nur sehr, sehr langsam zu altern. Wenn das andere Menschen mitbekommen, kann es gefährlich für ihn werden und für die, die er liebt. Besonders in den Zeiten der Hexenverfolgung.

Daher lautet die oberste Regel: "Du darfst dich niemals verlieben. Niemals!"
So muss er alle 8 Jahre seine Identität wechseln. Unterstützt wird er dabei von einer Gesellschaft mit Menschen, die so sind wie er.
Doch wie kommt man damit klar, keine Bindungen eingehen zu dürfen?
Und wie geht man mit dem Schmerz um, dass man geliebte Menschen seit Jahrhunderten hinter sich lassen musste?

Tom kommt damit nur schwer klar. Geplagt wird er von schrecklichen Kopfschmerzen, Erinnerungsschmerzen, Flashbacks.

Abwechselnd erzählt er aus der Gegenwart und der Vergangenheit.
In der Gegenwart erfährt er zum ersten Mal seit Jahrhunderten den Wunsch, einer bestimmten Frau näher zu kommen.
Er schildert, was damals geschah, als deutlich wurde, dass er nicht altert.
Er erzählt von seiner großen und einzigen Liebe, vom Lauf der Zeit.

Meine Meinung:

Es hat mich leider nicht komplett überzeugt.
Die Grundidee ist super, doch Tom ging mir stellenweiße ganz schön auf die Nerven. Ganz besonders in der Gegenwart, wo er nur am Jammern war. Ständig hatte er Kopfschmerzen, begab sich aber auch immer wieder in Situationen, die ihn getriggert haben. Also an alte Zeiten erinnert haben und dadurch eine Flut von Emotionen auslösten.
Er war mit den Regeln der "Albas", der Gesellschaft von Gleichgesinnten, unzufrieden, tat aber weiterhin, was der Chef ihm sagte.

Die Kapitel, die in der Vergangenheit spielten, haben mir sehr gut gefallen, auch wenn ich vorher die Hoffnung hatte, es würde geschichtlich etwas tiefer gehen. Eigenheiten der verschiedenen Jahrhunderte werden nur im Rahmen dessen angesprochen, wie es ihn persönlich oder seine frühere Familie betraf.
Das was er im Mittelalter erleben musste, ging mir nahe.

Die Liebesgeschichte zu seiner ersten Liebe hat mir sehr gefallen. Diese Frau mochte ich unheimlich gerne.

Immer wieder streut Matt Haig philosophische Gedanken ein, die mir zwar durch die Reihe hinweg gut gefallen haben, mir aber manchmal doch zu platt waren. Ja, das ist vielleicht ein Widerspruch, aber diesen Widerspruch empfand ich auch. Vielleicht war es der Punkt, dass die tiefgehenden Gedanken nicht so recht zu Tom gepasst haben, dem in seiner Darstellung als Charakter doch Tiefe fehlte.

"Auch eine Welle kann dich umbringen. Oder du reitest sie. Manchmal ist es gefährlicher, sich wegzuducken. Du kannst nicht dein ganzes Leben lang Angst haben, Tom. Du musst dich trauen, aufs Brett zu steigen und auf die Füße zu kommen. Wenn du im Tunnel bist, musst du die Angst ignorieren. Du musst im Moment sein. Du musst einfach surfen. Wenn du Angst kriegst, fällst du vom Brett und zertrümmerst dir den Schädel."

Das erinnert mich an Sergio Bambaren, den ich nicht sonderlich leiden kann, weil mir das alles etwas zu platt ist.

Fazit:

Ein Buch, mit einer wundervollen Idee, die aber alles in allem mehr Tiefe hätte vertragen können. Tiefe erreicht man halt nicht, in dem man nur ein paar philosophische Gedanken einstreut.

Die Bewertung fällt mir unheimlich schwer.
3,5 Sterne finde ich zu schlecht, 4 Sterne zu gut. Aber im Zweifel entscheide ich mich immer für den Autor, daher werde ich auf den anderen Plattformen, wo ich Sterne vergeben muss, 4 Sternen wählen.

Bewertung vom 22.06.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


ausgezeichnet

Statt einer Widmung:
"Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt."
Jorge Luis Borgers

Inhalt:
Juliette fährt jeden Tag mit der Metro zur Arbeit. Dabei beobachtet sie die Menschen, genauer gesagt: Die Leser.

Da ist der Mann mit dem grünen Hut, der Insektenbücher liest, die Frau, die immer das Buch auf einer bestimmten Seite zu schläg, die alte Dame mit dem Kochbuch.

Juliette merkte sich, welche Bücher die anderen lasen, erfand Abzählreime, um sie sich zu merken.

Eines Tages stieg sie früher aus der Metro aus und begegnete so Soliman und seiner Tochter Zaïde. Soliman lebte in einem Büro, das von unten bis oben voll mit Büchern ist.

Büchern aus zweiter Hand. Soliman hat eine Mission und fragt Juliette, ob sie ihm dabei helfen will. Dazu fühlt sie sich nicht in der Lage, doch dann passiert ein Ereignis, das ihr Leben verändert.

Meine Meinung:
Mir ging das Buch richtig ans Herz.

Es ist nicht immer leicht zu lesen, denn Juliette macht viele Gedankensprünge. Gerade am Anfang habe ich einen Moment gebraucht, bis ich wusste, wie ich so manches einordnen musste. Die Sprache ist so voll (Bücher)Poesie, was mich sehr berührt hat.

"Sie konnte den Inhalt der Bücher nicht sehen - in denen es von unzähligen Sätzen und Wörtern wimmelte wie in einem Ameisenhaufen -, doch die Bücher durchschauten sie sehr wohl. Sie setze sich ihnen mit Haut und Haaren aus. Erregt leichte Beute, ohne Deckung und ohne Instinkt zur Flucht oder Selbtverteidigung, beim Räuber Argwohn? Aber waren die Bücher überhaupt wie kleine Raubtiere, die nur davon träumten, ihren papierenen Käfigen zu entkommen, sich auf sie zu stürzen und sie zu verschlingen?

Vielleicht. Doch das machte ihr nichts aus. Sie ließ sich nur allzu gerne verschlingen. Diese Lust hielt sich nachts wach, trieb sie im Morgengrauen aus dem Bett und ließ sie noch spätabends beim Licht einer Lampe[...] ausharren[...]".

Ich bin bei französischen Romanen immer ein bisschen skeptisch, da ich finde, dass die Protagonisten oft etwas distanziert dargestellt sind. Das ging mir hier überhaupt nicht so. Die Protagonisten sind sicher leise geschildert, aber voller Herzenswärme.

Ich finde, auch die Botschaft des Buches klingt nur leise heraus und ich frage mich, ob das Buch deswegen so viele negative Kritiken bekommt.

Denn es geht hier um weit mehr, als nur um Bücher.

Es geht um das Leben an sich.

Um die Entscheidung, wie man sein Leben lebt. Um das, was wirklich wichtig ist und wirklich zählt. Um den Mut, seine Ängste zu überwinden. Den sonst kann es manchmal zu spät sein.

Und wenn es dazu auch noch Bücher gibt, was will man mehr?!

"Sollte man eigentlich, überlegte sie, [....] die Länder bereisen, die man durch Bücher lieben gelernt hatte? Gab es diese Länder überhaupt? Das England einer Virgina Woolf war sicher ebenso verschwunden wie das der Orient aus Tausendundeiner Nacht oder das Norwegen von Sigrid Undset. Und das Venedig von Thomas Mann existierte nur noch in den üppigen Bildern von Luchino Visconti. Und Russland... Von den Schlittentroikas, mit denen die Grafen unermüdlich durch die winterliche Steppe fuhren, erblickte man Wölfe, Hütten auf Hühnerfüßen, ganz wie aus Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, schier grenzenlose schneebedeckte Weiten, dunkle gefährliche Wälder und Feenpaläste.[...]"

Ich mochte diese Gedankenspiele mit den Buchtiteln sehr.

Fazit:

Durch die Gedankensprünge nicht immer einfach zu lesen und durch die leise Art muss man schon genau hinhören. Es ist kein Buch, was man einfach so wegliest.

Doch für mich hat das Buch Potential, ein Herzensbuch zu werden.

Lieblingszitat:

"Wortschmetterlinge, die in dem überfüllten Metro-Waggon flatterten, bevor sie sich auf Juliettes Fingerspitzen niederließen."

4,5 Sterne

Bewertung vom 20.06.2018
Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1
Mayer, Gina

Fräulein Apfels Geheimnis / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.1


ausgezeichnet

Inhalt:

Die 10-jährige Joëlle und ihr 12-jähriger Bruder Lancelot freuen sich schon riesig auf den Beach-Club mit Mitternachtsschwimmen und 3-D-Kino. Doch statt im tollen Beach-Club an der Nordsee, landen sie in einem einsamen Ort an der Ostsee. Ihre Mutter hat den falschen Ort ins Navi eingegeben.

Sie wollen nur eine Nacht hier bleiben und am nächsten Tag an die Nordsee fahren. Daraus wird nichts, doch die Kinder finden es plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Den im Hotel gibt es ein Geheimnis, davon ist Joëlle überzeugt. Den ausgestopften Adler vom Flur hat sie nachts vor dem Haus gesehen. Das Telefon klingelt, ohne dass es angeschlossen ist. Und wie kann Fräulein Apfel, die Hotelbesitzerin, gleichzeitig in der Küche und draußen auf dem Hof sein?

Dieses Geheimnis gilt es zu lüften.
Meine Meinung:

Was für ein super süßes Kinderbuch.

Als erstes muss ich die Illustratorin sehr loben. Die Zeichnungen sind absolut bezaubernd.
Die Geschichte selbst ist luftig leicht und humorvoll.

Man spürt richtig das Urlaubsfeeling und kann sich sehr gut in die sympathischen Figuren reinversetzen. Ich freu mich jetzt schon, auf das nächste Abenteuer.

Das für sich alleine genommen ist das Buch schon wert. Doch auch pädagogisch gesehen finde ich das Buch wertvoll. Es geht um Albträume und um den Mut, sich dem Vergangenen zu stellen. Und das wird auf eine sehr magische Art erzählt, dem ich mich kaum entziehen konnte. Ich finde die Idee dahinter wundervoll.

Ich glaube, dass es durchaus auch schon für 6-jährige geeignet ist.


Fazit:

Ein absolut zauberhaftes Buch, dass ich allen Eltern wärmstens für ihre Kinder ans Herz legen möchte.

Ebenso allen Erwachsenen, die gerne Kinderbücher lesen.

5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ und einen