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gletscherwoelfchen

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Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2022
Wie ich mein erstes Date (fast nicht) überlebte
Johnson, Pete

Wie ich mein erstes Date (fast nicht) überlebte


ausgezeichnet

Mit Mädchen hatte Tom bisher kein Glück: Stets gingen alle seine Flirtversuche gründlich in die Hose. Ein Glück, dass Toms Schwester Paula sich nun dazu bereit erklärt, ihm einige Tipps zu geben, um cooler zu sein und endlich ein Mädchen für sich zu gewinnen.
Doch plötzlich wird aus Tom "Tommy". Er soll bloß nicht mehr zu viel lächeln und vorgeben, in einer Band zu spielen. Ob Tom damit bessere Erfolgschancen hat?

"Wie ich mein erstes Date (fast nicht) überlebte" ist Teil der "Super lesbar"-Reihe von Gulliver. Die Reihe soll Kindern, die nicht allzu gerne lesen oder aber die Probleme mit Buchstaben, Wörtern und Sätzen haben, ermöglichen, ebenfalls in die Welt der Bücher eintauchen zu können.
Das Buch von Pete Johnson hat das meiner Meinung nach wunderbar geschafft!

Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, dass unsichereren Lesern schöne Hilfestellungen geboten werden: Eine große Schrift, zahlreiche Absätze, kurze Kapitel und ab und zu auch eine kleine Illustration unterstützen einen angenehmen Lesefluss und sorgen für schnelle Erfolge. Hinzu kommt eine recht reduzierte, sehr dialogreiche und dadurch äußerst lebhafte Sprache.
Und auch inhaltlich beschränkt sich der Autor auf die allerwichtigsten Aspekte. Auf Ausschweifungen und Schnickschnack wird hier verzichtet.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte sehr interessant zu lesen und meiner Meinung nach sicherlich auch ansprechend für die Zielgruppe. Es macht Spaß, Tom bei seinen Datingversuchen zu begleiten und dabei zudem eine schöne, wichtige Botschaft mitzunehmen: Bleib du selbst und verstell dich niemals für andere!

Ich kann dieses Buch der "Super lesbar"-Reihe jedem wärmstens weiterempfehlen, der mit "gewöhnlichen" Büchern bisher immer die ein oder andere Schwierigkeit hatte und mittels aktueller Thematiken sanft in die Welt der Bücher eingeführt werden möchte.
5/5 Sterne

Bewertung vom 28.09.2022
P.S. Morgen bist du tot
Kurian, Vera

P.S. Morgen bist du tot


sehr gut

"Ich habe noch nie jemanden wie mich getroffen, aber wenn es irgendwann unweigerlich passiert, wird es wie das Aufeinandertreffen zweier Wölfe in der Nacht sein, die sich beschnuppern und sich gegenseitig als Jäger erkennen."

Chloe Sevres ist eine diagnostizierte Psychopathin. Als Teilnehmerin einer Studie an der John Adams University ist sie eine von sieben glücklichen Stipendiaten. Dies ist allerdings nur ein netter Zusatz für Chloe: Der eigentliche Grund, warum sie sich ausgerechnet für diese Universität entschieden hat, ist Will. Will, dem sie nicht verzeihen kann, was er einst getan hat. Will, der in 60 Tagen sterben soll.
Doch als nacheinander gezielt Teilnehmer der Studie ermordet werden, legen sich dunkle Wolken über Chloes Rachepläne. Sie könnte die nächste sein...

Bereits nach den ersten Zeilen des Klappentextes dieses Debütromans war ich Feuer und Flamme dafür. Er versprach einen sehr gelungenen, packenden und vor allem einzigartigen Thriller. Und genau das kann ich nach dem Lesen auch bestätigen!
"P.S. Morgen bist du tot" vereint ein interessantes Collegesetting mit Internatsflair und einige spannende Aspekte der Psychopathie in sich. Letztere sind an sich möglicherweise nichts Neues, und doch hat mich die Intensität, mit der sich diesem Thema gewidmet wurde, mich positiv überrascht. So tief ausgearbeitet, wie es nur von einer studierten Psychologin kommen kann, nutzt Vera Kurian das Motiv der Psychopathie äußerst innovativ für ihren Thriller.

Besonders gut gefallen hat mir dabei, wie extrem die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt werden.
Als Leser erlebt man den Charme der Psychopathen hautnah mit - man sympathisiert plötzlich mit Figuren, deren Werte sich von grundauf von den eigenen unterscheiden, deren Handeln scheinbar klar in die "moralisch falsch"-Schublade zu sortieren ist. Und dennoch, und das hat mich umso mehr überrascht, ist man sich stets bewusst darüber, dass ein solches Verhalten überhaupt nicht richtig sein kann.
Ich bin begeistert davon, wie individuell die Autorin einzelne Figuren darstellt, wie verständlich und vor allem auch bildlich sie deren Diagnose schildert, dabei allerdings stets ein Fünkchen der Unklarheit bestehen lässt, was reichlich Spannung erzeugt. Ich habe mich während des Lesens ständig gefragt, ob meine Lieblingsfiguren tatsächlich so harmlos sind, wie sie vorzugeben zu sein - oder ob nicht doch ein Mörder unter ihnen steckt.

Und doch hat mir für die volle Punktzahl noch etwas mehr Grusel, etwas mehr Gänsehaut und Mitfiebern gefehlt. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass der Täter nicht immer greifbar war. Gerade im Mittelteil wurde es doch recht still um diesen. Sehr gerne hätte ich die Gefahr, dass er an jeder Ecke auf einen lauern könnte, noch deutlicher gespürt.

Nichtsdestotrotz empfinde ich diesen Thriller als sehr gelungen und empfehle ihn liebend gerne jedem Thrillerfan weiter, der von einem unerwartetem Ausgang überrascht werden und sich in Mitten von amerikanischen Studenten noch einmal selbst wie ein Collegeschüler fühlen möchte.
4,5/5 Sterne

Bewertung vom 26.09.2022
Zodiac Academy, Episode 7 - Die Gesichter des Zwillings (MP3-Download)
Auburn, Amber

Zodiac Academy, Episode 7 - Die Gesichter des Zwillings (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der zweite Teil der Wettkämpfe der Sektoren hat begonnen!
Als einzige ihres Teams glaubt Ella fest daran, dass ihr Sektor noch Chancen auf den Sieg hat - sie ist bereit dazu, alles auf eine Karte zu setzen und große Geheimnisse zu opfern.
Doch während des entscheidenden Kampfes erhalten die Adepten plötzlich ebenso unerwarteten wie lebensgefährlichen Besuch...

Ich habe mich sehr gefreut, dass der verstärkte Magieeinsatz aus Episode 6 auch hier weiterhin fortgeführt wird. Ich liebe es, wie kreativ und perfekt auf die einzelnen Elemente abgestimmt unterschiedliche Kampftechniken während des Wettkampfes präsentiert werden. So bleibt dem Leser gar nichts anderes übrig, als mitzufiebern und eine Seite nach der anderen zu verschlingen!

Die ein oder andere unerwartete Wendung unterstütz dieses Empfinden zusätzlich. Hinter jeder Ecke scheint eine neue Gefahr oder eine ausgeklügelte Intrige auf Protagonistin Ella zu warten. Ich war mindestens ebenso überrascht davon wie sie und bin schon sehr gespannt, wie die einzelnen Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden.

In Kombination mit Ellas hitzigem Gemüt, das in dieser Episode auf eine angenehme Temperatur heruntergekühlt wurde und keinesfalls mehr so anstrengend wie im Vorgänger war, habe ich die rund 100 Seiten abermals sehr genossen. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Büchlein!
5/5 Sterne

Bewertung vom 14.09.2022
Der Fluchjäger
Rain, Eliza

Der Fluchjäger


sehr gut

Rose führt ein eigentlich recht ruhiges und beschauliches Leben. Und doch wird sie Immer wieder mit ihren sterbenden Liebsten konfrontiert. Als sie erfährt, dass sie der Grund für die vielen Tode ist, bricht eine Welt für sie zusammen.
Denn die junge Frau ist mit einem furchtbarem Fluch belegt, der sie für immer dazu verdammt, in absoluter Einsamkeit und ohne jegliche Liebschaften zu leben. Nun kann nur noch der Fluchjäger Nathaniel ihr helfen. Doch genügen seine Kräfte, um gegen die finstersten Mächte zu bestehen?

"Der Fluchjäger" war mein erstes Buch der Autorin. So war ich umso gespannter darauf, was mich hier erwarten wird.
Bereits auf den ersten Seiten ist mir Eliza Rains luftig-lockerer Schreibstil positiv aufgefallen. Binnen kürzester Zeit konnte ich mich dadurch gut in die Geschichte einfinden. Und auch die darauf folgenden Seiten waren schnell gelesen.

Dazu beigetragen hat neben dem Schreibstil vor allem auch die Storyline selbst. Bisher habe ich noch nie eine Geschichte gelesen, die Flüche, Hexen, speziell ausgebildete Fluchjäger, dramatische Familiengeschichten und romantische Szenen miteinander vereint. Auf Grund dieser innovativen Idee, die dazu noch durch einen guten Humor und einige sarkastische Passagen ergänzt wird, wollte ich stets wissen, wie es mit Rose und Nathaniel weitergeht.

Ein wenig aus dem Konzept gebracht haben mich manchmal allerdings die Charaktere. Sie waren teilweise nicht hundertprozentig ausgearbeitet, weswegen ich während einiger Szenen leichte Schwierigkeiten hatte, mich optimal in sie hineinversetzen und gemeinsam mit ihnen mitfiebern zu können.
Vor dem Hintergrund, dass es sich bei dem "Fluchjäger" um einen Kurzroman handelt, finde ich dies allerdings nicht allzu gravierend.

Wer Interesse an einer kurzweiligen, einzigartigen Geschichte hat und dabei verkraften kann, dass einige Kleinigkeiten nicht ganz auf den Punkt gebracht sind, wird sicherlich eine gute Zeit mit Rose und Nathaniel verbringen.
4/5 Sterne

Bewertung vom 13.09.2022
Was die Hoffnung bringt
Herzog, Kristina

Was die Hoffnung bringt


sehr gut

Um das Familienunternehmen des verstorbenen Großvaters weiterhin erhalten zu können, zieht die Familie Friedländer 1931 vom beschaulichen Tübingen in das große Berlin. Dort erwartet sie eine vollkommen andere Situation: An jeder Ecke sind die Folgen der Wirtschaftskrise noch spürbar, zudem ist das Misstrauen gegenüber Juden immer deutlicher wahrnehmbar - sowohl für den Firmenchef Daniel und seine Ehefrau und Ärztin Hannah, als auch für Töchterchen Lucie.
Diese hat es ganz besonders schwer in Berlin, trauert sie doch noch ihrer besten Freundin, die sie in Tübingen zurücklassen musste, hinterher. Da kommt eine neue Liebe gerade recht! Doch ihr Verehrer Paul bekommt zu Hause harten Gegenwind für seine Beziehung mit einer Jüdin...

Bei "Was die Hoffnung bringt" handelt es sich um den zweiten Band der Sternberg-Saga. Ich kannte den Vorgänger vorher nicht, hatte aber dennoch keinerlei Probleme, mich in der Geschichte zurechtzufinden. Ich kann mir zwar vorstellen, dass das Leseerlebnis und vor allem die Bindung zur Familie Sternberg mit Vorkenntnissen ein wenig intensiver ist. Wer sich allerdings mehr für diese Zeitspanne als die im ersten Band interessiert, kann problemlos direkt mit dem zweiten Band starten.
Durch Kristina Herzogs Schreibstil findet man sich als Leser rasch in der Geschichte ein, essentielle Details aus vorangegangenen Ereignissen werden in einigen Nebensätzen kurz und verständlich angerissen und auch die Handlung selbst funktioniert relativ eigenständig.

Diese konnte mich sofort von sich überzeugen. Ich habe bereits den ein oder anderen historischen Roman, der rund um den zweiten Weltkrieg spielt, gelesen. Allerdings konnte mich selten einer so emotional berühren, wie es mit der Sternberg-Saga der Fall war.
"Was die Hoffnung bringt" fängt nicht nur die Stimmung im Jahr 1931 hervorragend ein, sondern eröffnet durch sehr persönliche, authentische Schilderungen zudem eine völlig neue, zum Nachdenken anregende Sichtweise auf die Ereignisse. Als Leser fühlt man sich sofort als Teil der Familie, erfährt ihre Schwierigkeiten und Probleme praktisch hautnah. Genau das ist es, was ich an Familiensagas so sehr liebe.

Nichtsdestotrotz hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle ein wenig mehr Raum für einzelne Szenen gewünscht. Einzelne Ausschnitte aus dem Leben der Familie, die ich eigentlich als recht wichtig empfand und zu denen ich liebend gerne mehr erfahren hätte, wurden mir ab und an zu schnell abgehakt und abgehandelt. Schade eigentlich, denn ich finde, dass das Leseerlebnis so noch ein klein wenig intensiver hätte sein können - die Kirsche auf der Sahnehaube sozusagen.

Trotz dessen kann ich "Was die Hoffnung bringt" wärmstens weiterempfehlen. Wer auf der Suche nach einer berührenden, mitreißenden Geschichte rund um den aufkeimenden Judenhass in Deutschland ist, sollte sich diese Lektüre unbedingt näher ansehen.
4/5 Sterne

Bewertung vom 12.09.2022
Warrior Cats - Schatten über dem FlussClan
Hunter, Erin;Jolley, Dan

Warrior Cats - Schatten über dem FlussClan


ausgezeichnet

Als Halb-Donnerclans haben Federjunges und Sturmjunges noch nie richtig dazugehört. Doch als Tigerstern zum neuen Anführer des FlussClans wird, stehen die Zeichen für die beiden Geschwister noch schlechter: Tigerstern verabscheut Halbclankatzen und fordert ihren sofortigen Tod.
Nur knapp entkommen Federpfote und Sturmpfote seinen Klauen - und auch nach seinem Tod ist vor allem seitens Federschweif das Misstrauen in den eigenen Clan tief. Doch als sie eines Tages der Streunerin Sasha und ihren beiden Jungen begegnet, verändert sich etwas in Federschweif...

Ich habe die "Warrior Cats"-Reihe nie aktiv mitverfolgt und kenne lediglich einige wenige Bände. Nichtsdestotrotz war ich überaus neugierig auf diesen ersten Graphic Novel der Serie. Denn bereits die kurze Leseprobe konnte mich mit ihren wundervollen Zeichnungen begeistern!

Diese Begeisterung blieb auch während des Lesens des gesamten Buches bestehen. James L. Barry hat sich hier einfach unheimlich viel Mühe gegeben, den Katzen der unterschiedlichen Clans Leben und Farbe einzuhauchen.
Jede einzelne Seite besticht mit tollen dynamischen und detaillierten Zeichnungen, sodass es viel Spaß bereitet, die einzelnen Bilder genau zu betrachten. Immer wieder war ich erstaunt darüber, wie gut einzelne Emotionen durch kleine Details deutlich gemacht wurden, wie greifbar sie für den Leser sind.
Lobenswert ist auch, dass jede Zeichnung klasse zur Handlung passt und sie genau widerspiegelt.

Mit dieser hatte auch ich als praktischer Neueinsteiger in die Reihe keinerlei Verständnisprobleme. Wichtige Details, die in den vorangegangenen Bänden thematisiert werden, sind an den essentiellen Stellen mittels eines Nebensatzes nochmals kurz erläutert worden, sodass ich über alle Entwicklungen bestens im Bilde war.

Jene Details werden in kurzen, knappen Sätzen thematisiert.
Die Geschichte als Gesamtes stützt sich zu einem Großteil auf die Zeichnungen. Deswegen finde ich, dass dieser Graphic Novel auch bestens für Lesefaule oder Leseanfänger geeignet ist. Durch den geringen Textanteil kommt man schnell und gut voran, sodass sich schon bald ein Erfolgserlebnis einstellt.

Nach diesem Comic werde ich mir die "Warrior Cats"-Reihe wohl noch einmal genauer ansehen. Ich bin überaus angetan von ihr und kann den Graphic Novel wärmstens weiterempfehlen.
5/5 Sterne

Bewertung vom 01.09.2022
Seidentraum (eBook, ePUB)
Christ, Nina Elisabeth

Seidentraum (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Als Waise kämpft Nimra jeden Tag auf den Straßen Zandirs um ihr Überleben. In Mühe und Not schafft sie es gerade so, ein wenig Essen sowie ein Dach über dem Kopf zu bezahlen.
Als sich ihr eines Tages die Möglichkeit eröffnet, im Palast als Zofe zu arbeiten, willigt Nimra sofort ein; ganz ohne etwas von den Schrecken zu ahnen, die im Palast auf sie warten. Denn hinter Prinz Djamirs hübschem Antlitz lauert in Wahrheit ein herrischer und cholerischer Mann.
Und doch empfindet Nimra Mitleid mit ihm, verkleidet sich als reiche Adelstochter, um ihm wenigstens einen einzigen Gast auf seinem Geburtstagsfest zu ermöglichen - allerdings bringt ihre Scharade ungeahnte Konsequenzen mit sich...

Aufmerksam geworden auf "Seidentraum" bin ich sofort durch das zauberhafte Cover, das mich unmittelbar neugierig auf mehr gemacht hat. Es strahlt etwas Märchenhaft-Orientalisches aus und fasst damit die Handlung optimal zusammen.
"Seidentraum" vereint Elemente aus "Die Schöne und das Biest" ebenso wie aus "Cinderella" in Mitten eines orientalischen Settings in sich.
Auf Grund der recht eigenständigen Geschichte handelt es sich nicht um eine klassische Märchenadaption in dem Sinne, und doch sind einzelne Elemente aus den genannten Märchen immer wieder klar erkennbar. Nina Elisabeth Christ hat es hier wunderbar geschafft, Modernes mit Klassischem zu kombinieren und die Waage zwischen Altbekanntem und Neuem zu halten. Im Zusammenspiel mit dem ausgereiftem, märchenhaftem Schreibstil der Autorin war es wohl genau diese Mischung, die mich von Anfang an so für sich einnehmen konnte.

Und doch sind an dieser Stelle keinesfalls die beiden Protagonisten Nimra und Djamir zu vernachlässigen. Sie waren es, die die Geschichte für mich perfekt abgerundet haben. Denn ich hatte stets den Eindruck, dass sie - anders als in vielen weiteren Märchenadaptionen - keine Gefangenen der Handlung waren und perfekt in den Rahmen passen mussten, sondern als eigenständige Figuren mit eigenen Emotionen und vor allem auch mit eigenen Ecken und Kanten gehandelt haben.
Dabei ist mir vor allem Nimra schnell ans Herz gewachsen. Ich habe so sehr mit dieser starken, mutigen, eigenwilligen und manchmal auch furchtbar naiven jungen Frau mitgefiebert, habe ihr ihr eigenes Glück so sehr gewünscht. Ich bin ein absoluter Fan von ihr gewesen.

Ich hoffe sehr, dass die Begeisterung, die ich während des Lesens empfunden habe, in meiner Rezension zu spüren ist. "Seidentraum" ist für mich ein durch und durch rundes Debüt und darf sich in meinem Burchregal neben meinen Jahreshighlights einreihen.
5/5 Sterne

Bewertung vom 30.08.2022
Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1
Fowler, Aisling

Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1


ausgezeichnet

"Ich weihe mein Leben der Jägerloge."

Wie alle Jagdlinge hat auch Zwölf den Eid geschworen, der sie dazu zwingt, alle Clans Embras vor dunklen Mächten zu verteidigen. Und doch unterscheidet sich Zwölf so sehr von den anderen Schülern der Jäger: In Wahrheit hegt sie dunkle Rachepläne.
Doch noch bevor sie diese umsetzen kann, wird die Loge überfallen, ihre engste Bezugsperson getötet und eine Schülerin entführt. Wird Zwölf sich selber treu bleiben oder ihre Pläne aufgeben, um die Gemeinschaft der Jäger zu schützen?

Bereits auf den ersten Seiten dieses Romans ist mir die innovative Grundidee positiv aufgefallen. "Feuerblut" spielt in einer fiktiven Welt, die an sich recht simpel aufgebaut ist, sich aber dennoch von anderen Büchern abhebt. Grund dafür sind vor allem kleine Details, die durch Aisling Fowlers bildhaften Schreibstil ebenso wie eine wundervoll detailreiche Karte zu Beginn des Buches optimal in Szene gesetzt werden.
In der Jägerloge, einem rauen Gebirge und einem düsteren Wald lauern zahlreiche interessante Wesen auf die Protagonistin Zwölf, die ich in dieser Art noch nie kennengelernt habe. Sie bestechen durch ein einzigartiges Aussehen ebenso wie spannende Fähigkeiten und werden häufig durch Auszüge und Klassifizierungen aus Zwölfs Lehrbuch eingeführt, die mir außerordentlich gut gefallen haben.

Ebenso für sich einnehmen konnte mich schnell die Handlung selbst.
Sie hält eine spannende Mischung aus berührender Familiengeschichte, epischen Kämpfen, gefährlichen Intrigen ebenso wie ein wenig Magie bereit.
Ein recht rasches Erzähltempo sorgte dafür, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Immerzu wollte ich erfahren, welche neuen Überraschungen die nächste Seite bereithält, kein einziges Kapitel war vorhersehbar oder gar langweilig.

Ergänzt werden all diese Aspekte durch eine starke Protagonistin. Das obligatorische "sympathisch" an dieser Stelle musste ich übrigens schnell streichen. Denn das ist Zwölf zu Beginn ganz sicher nicht! Sie ist ein raues, junges Mädchen, das jeglichen näheren Kontakt meidet - und mir auf den ersten Seiten mit ihrer rebellischen Art zunächst tierisch auf die Nerven gegangen ist. Und doch konnte ich ihre Beweggründe mit fortschreitender Handlung immer besser nachvollziehen, habe sie immer mehr ins Herz geschlossen, sodass ich am Ende dieses ersten Bandes unheimlich stolz auf sie war.

Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Zwölf im Nachfolgeband weitergeht. Nachdem "Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge" ein Jahreshighlight für mich war, werde ich diesen auf jeden Fall ebenfalls lesen!
Wer in das High Fantasy Genre einsteigen möchte oder auf der Suche nach spannendem Lesefutter für jugendliche Leserinnen und Leser ist, sollte sich dieses Buch unbedingt näher ansehen.
5/5 Sterne

Bewertung vom 30.08.2022
Firekeeper's Daughter
Boulley, Angeline

Firekeeper's Daughter


sehr gut

"Liebe bedeutet, dass ich dir ein gutes Leben wünsche, selbst wenn ich nicht darin vorkomme."

Als halb Weiße, halb Native American hatte die junge Daunis, niemals richtig dazugehörig und stets zwischen zwei Seiten zerrissen, es nie einfach. In einem entfernten College erhofft sie sich einen Neustart - doch dieser muss warten, als ihre Pläne ihrer Familie willen vorerst aufs Eis gelegt werden.
Daunis bleibt in ihrer Heimatstadt, und wird schon bald Zeugin eines schockierenden Mordes, dessen Wurzeln tiefer reichen, als sie zunächst zu glauben vermag. Als FBI-Informantin liegt es nun an ihr, ihren Tribe, ihre Gemeinschaft und ihre Liebsten zu schützen...

Bereits auf den ersten Seiten dieses Romans war ich hin und weg vom wundervollen Schreibstil Angeline Boulleys. Eine beeindruckende Komplexität geht hier Hand in Hand mit einer lockeren Alltagssprache, die ferner durch Ojibwe-Begriffe ergänzt wird. So kommt eine ausnahmslose Authentizität zu Stande und ich bin sehr dankbar dafür, unter anderem durch jene Begriffe einen Einblick in Daunis Tribe sowie ihre Kultur erhalten haben zu dürfen.

Allerdings war es auch genau dieser Punkt, der mir den Einstieg in das Buch so erschwerte. Ich bin zunächst häufig über die fremden Begriffe, die fremden Traditionen gestolpert, musste mehrere Sätze zweimal lesen.
Gepaart mit amerikanischen Gepflogenheiten, die mir ebenso unbekannt waren, sowie einem recht plötzlichem Einstieg, kam mir das erste Drittel von "Firekeeper's Daughter" wirklich zäh vor.

Aber Durchhaltevermögen lohnt sich an dieser Stelle: Der eigentliche Spannungsbogen schreitet zwar verglichen langsam voran, allerdings habe ich den Eindruck, dass diese Länge von Nöten war, um ein allumfassendes Bild der unterschiedlichen Figuren und Kulturen zu erhalten.
Nur so konnte ich mich gänzlich in die Protagonistin Daunis hineinversetzen und ihre bewundernswerte Stärke anerkennen. Nur so konnte ich mein Bild von den indigenen Völkern Amerikas überdenken, ihre jetzigen Problematiken erfassen, die heute nicht minder drängend als vor einigen Jahrzehnten sind.
Alleine deswegen würde ich diese Lektüre unbedingt weiterempfehlen.

Allerdings sind die genannten Punkte nicht das Einzige, das dieses Buch zu bieten hat: Den Leser erwartet ebenfalls ein wahrlich fulminantes Ende. Hier möchte ich nicht zu viel vorweg nehmen - nur eines: Der sich langsam entwickelnde Spannungsbogen hat durchaus seinen Sinn und Zweck. Lasst euch einfach darauf ein.

Ich hoffe nach dieser Lektüre auf zahlreiche weitere spannende Romane von indigenen Autoren und Autorinnen. Bis dahin kann ich Daunis Geschichte wärmstens jedem weiterempfehlen, der ein wenig Geduld aufbringen kann und der an vielschichtigen, wichtigen kulturellen Einblicken interessiert ist.
4,5/5 Sterne