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Benutzername: 
Jürgen G.
Wohnort: 
Trier

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 05.11.2011
Was kommt nach dem Kapitalismus?
Ockenfels, Wolfgang

Was kommt nach dem Kapitalismus?


ausgezeichnet

Wolfgang Ockenfels konstatiert, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem (grob als „Kapitalismus“ bezeichnet) sich im Zerfall befindet. Diesen Zerfall beschreibt er an zahlreichen Merkmalen:
offene Wirtschaftskrisen (gemessen am BIP oder an der Arbeitslosenquote) erreichen uns schneller und heftiger;
die Verteilung des Vermögens konzentriert sich immer stärker;
das Vertrauen in die Unternehmer und Manager sinkt;
unsere Gesellschaft vergreist;
wir kappen soziale Bindungen;
wir kommerzialisieren unseren Lebensstil;
wir flüchten uns in einen Fitness-Kult; und so weiter.
Politiker versuchen, den Zerfall zu stoppen; doch sie tun das mit untauglichen Mitteln. Zu diesen Mitteln gehören:
Konjunkturprogramme;
Schönreden der wirtschaftlichen Situation;
Zentralisierung politischer Macht;
Einengung privater Handlungsspielräume durch spezielle Vorschriften;
Materialisierung der Familie;
Warnung vor Dominanz aus dem Ausland;
Anwerbung von Facharbeitskräften aus dem Ausland; und so weiter.
All diese Mittel erweisen sich nach Wolfgang Ockenfels deswegen als untauglich, weil sie an der Hauptursache des Zerfalls unseres Wirtschaftssystems vorbeizielen. Diese Ursache erkennt er im Nachlassen unseres Glaubens an eine höhere Kraft, an Gott.
Dieser Glaube könnte uns zunächst Demut und Weitsicht lehren. Konkrete Orientierung für unser wirtschaftliches Handeln fänden wir dann vor allem in:
den 10 Geboten;
der Sozialenzyklika des Papstes Benedikt XVI „Caritas in Veritate“;
weiteren Schriften der katholischen Soziallehre;
aber auch der protestantisch geprägten Lehre des Ordoliberalismus.
Wolfgang Ockenfels macht mit seinem Buch ein kompetentes, markant formuliertes, demütiges Angebot zum wirtschaftlichen Umdenken und Neuaufbau.

Bewertung vom 25.10.2011
Geld Amok Aus
Koch, Horst

Geld Amok Aus


ausgezeichnet

Wie entsteht eine Blase in der Finanzwirtschaft? - Horst Koch zeigt es uns in seinem Bankenkrimi.
Er erzählt diesen Krimi aus zwei Perspektiven: zum einen aus seiner eigenen, rückblickend; zum anderen aus der seiner miterlebenden Figur 'Dietrich Sohlau', Mitarbeiter einer Immobilienbank.
Die Erzählung beginnt damit, dass Sohlau auf einer Baustelle auf rätselhafte Weise verunglückt. Nach einer (partiellen) Genesung versucht er, sich wieder in seine Arbeit einzufinden. Die Mechanismen der Blasenentstehung sind dabei schon in vollem Lauf. Sohlau kann sie nicht lenken oder gar stoppen.
Zu den Mechanismen gehören: Bewertungsmanipulationen, Bilanzierungstricks, Hebel, strukturierte Produkte, Swaps, Boni und so weiter. Sie erzeugen Situationen, die einem Chicken-Rennen ähneln: Zwei Fahrer rennen aufeinander zu. Wer ausweicht, ist ein Feigling (Chicken) und verliert. Wenn beide durchrennen oder ausweichen, dann verlieren beide.
So verlangen die fianzwirtschaftlichen Mechanismen – in ihrer rationalen Logik – ihre realen Opfer. Es wird betrogen, geraubt und aus dem Weg geräumt.
Horst Koch entwickelt eine packende Handlung und liefert eine konsistente Lösung. Das Umfeld der Handlung beschreibt er (erschreckend) authentisch. Nicht immer wird auf Anhieb klar, was Blase ist und was reale Substanz. Aber so ist es nun auch – in unserer Finanzwirtschaft.