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kallitha

Bewertungen

Insgesamt 21 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2021
Wenn die Faust des Universums zuschlägt
Wimmer, Johannes

Wenn die Faust des Universums zuschlägt


ausgezeichnet

Das schlimmste ganz dicht - Dr. Wimmer schildert im Buch „Wenn die Faust des Universums zuschlägt“ die Geschichte von Ohnmacht, Sorgen, Liebe und Tod und lässt uns dabei ganz zu sich heran, während er erlebt, was niemand ertragen kann: unheilbare Krankheit und Tod des eigenen Kindes. Das Buch kommt mit unheimlich gutem Gespür daher, wie die Atmosphäre, die Entscheidungen, die medizinischen Hintergründe für den:die Leser:in gut verständlich und nahbar nachziehe zu beschreiben sind. Die Zeitsprünge lockern das Unvermeidbare angenehm auf. Schilderung der Alltäglichkeiten wirkt erst belanglos, zeigt aber dann gerade das menschliche, das Leben, in das plötzlich ein fader Geschmack kommt, der mehr und mehr alles übertüncht. Ich bewundere die Kraft, die emotionale Stärke und die Detailtreue, nach so einem Schicksalsschlag so offen, so positiv und stark zu bleiben. Ein wirklich empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 22.12.2021
Kindern mehr zutrauen
Doucleff, Michaeleen

Kindern mehr zutrauen


sehr gut

Entlastend, hilfreich, interessant - Michaeleen Doucleff nimmt uns mit ihrem Buch „Kindern mehr zutrauen“ mit auf ihre Reise. Ihre Reise zu einem entspannteren Verhältnis zu ihrer Tochter, aber auch ihre Reise durch die Kulturen. Sie schildert eindringlich und schonungslos ihre Sorgen und Nöte mit ihrer Tochter und die Entwicklung, die sie als Mutter staunend mitgemacht hat, als sie feststellte, dass es auch etwas anderes gibt als das ständige Tauziehen ums Bestimmen mit dem eigenen Kind.
Dieses Buch ist eine Goldgrube für wissenschaftliche Interessierte Eltern, die ihr Elternsein noch nie hinterfragt haben. Für andere ist es zu großen Teilen Bestätigung der erziehungsmethoden, dir auch andere „predigen“, aber dennoch lehrreich und interessant. Durch den Kulturvergleich haken manche Tipps nämlich deutlich besser ein und bleiben hängen. Weil es Sinn macht. Doucleff ist zwar an der ein oder anderen Stelle sehr ausführlich, dennoch hilft ihre Systematik, sich auch schnell im Buch zurecht zu finden und nonlinear zu lesen. Bis auf den sehr amerikanisch geprägten Blickwinkel echt ein tolles Buch für alle, die gerne über den Tellerrand gucken.

Bewertung vom 04.10.2021
Heimatsterben
Höflich, Sarah

Heimatsterben


sehr gut

Deutsche Dystopie - Fakt oder Fiktion?

Heimatsterben ist ein höchst politischer Roman, der aktueller nicht sein könnte.
Die Journalistin Hanna Ahrens, nach der großen Philosophin benannt, kehrt wurzellos ihrem Geliebten und ihrem Job in Amerika den Rücken zu, um in den letzten Stunden bei ihrer geliebten Großmutter Tilde zu sein, die gestürzt ist.
Nüchtern, rational, kühl, eher links wird sie nun wieder in den Schoß ihrer Familie verwoben, von denen sie nicht grundlos Abstand gesucht hatte. Komplizierte Familienverhältnisse gibt es nämlich hier schon seit drei Generationen. Aus der Not des Krieges entstand ein konservatives Matriarchat, das viel Nähe verspielt hat, viel Enttäuschung und Entfremdung hervorgebracht hat.
Auf diesem Boden entsteht nun eine politische Bewegung am rechten Rand. Hannahs Schwager Felix selbst hat mit Tildes Unterstützung eine rechtsnationalistische Partei gegründet und wickelt Hannah mit ein, als Intellektuelle sein Gewissen, seine Ratgeberin zu werden.
Sarah Höflich schafft es so in ihrem Debütroman geschickt, das verlorene Heimatgefühl aus dem zweiten Weltkrieg, aus Flucht und Vertreibung, mit der Gegenwart zu verbinden. Linke und Rechte Köpfe glaubhaft zu vereinen, und vor allem, die Gefahr einer rechten Bewegung im Untergrund deutlich aufzuzeigen.
Dabei bedient sie sich jedoch einiger Klischees und Übertreibungen, die die Lektüre etwas zu bunt, etwas zu platt und ausgetreten werden zu lassen. Lesen lässt sich das Buch dennoch wunderbar und rüttelt nun gerade zur Bundestagswahl hoffentlich den einen oder anderen wach. Deshalb klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.10.2021
Ritchie Girl
Pflüger, Andreas

Ritchie Girl


ausgezeichnet

Ritchie Girl beleuchtet ein besonders wahnwitzige Kapitel amerikanischer und deutscher Geschichte: das Ende des zweiten Weltkriegs, die letzten Kriegswirren und den rasanten Umbruch danach.
Das Cover wird der spannenden Geschichte nicht besonders gerecht, gibt es doch kaum Aufschluss über den Inhalt. Trotzdem ist das Buch ein echter Blickfang, da es einen blutroten Schnitt hat.
Der Roman ist wirklich außergewöhnlich: Pflüger baut auf umfangreichster Recherche auf und gibt auch der:m Leser:in viele Hintergrundinformationen. Gleichzeitig schreibt er mir einer Intensität, die bedrückt und den Atem nimmt. Manche Bilder werde ich so schnell nicht mehr los. Das spricht einerseits sehr für das Buch, andererseits hat es mir das Weiterlesen auch ganz schön schwer gemacht.
Die Geschichte selbst ist spannend, authentisch, rasant und durch den historischen Kontext auch äußerst aufschlussreich. Der Autor lässt einen quasi über Paula Blooms Schulter ein höchst aufrüttelndes Kapitel von Krieg und Moral miterleben.

Klare Empfehlung zum Lesen, für alle geschichtsinteressierten gleich doppelt!

Bewertung vom 02.09.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Die Überlebenden von Alex Schulman ist definitiv keine leichte Kost. Das Cover mit seinen Brauntönen und den zwei abgebildeten Jungs deutet nur weniges vom Inhalt an.
Im Vorwort erklärt sich Schulman auf angenehme Weise: was seine Verbindung zu dem Buch ist, die autobiografischen Aspekte, die über allem schwebende Frage. Das ist definitiv hilfreich. Mir zumindest half es etwas beim Abgrenzen vom gelesenen.
Abgrenzung ist bei diesem Buch jedenfalls vorteilhaft: die Geschichte der drei Brüder im Sommerhaus geht durch Mark und Bein: Verwahrlosung, Alkoholismus, Tierquälerei, Gewalt beschreiben nur annähernd die Erlebnisse der Kinder in ihren Sommerferien. Es wird ein eindringliches Bild gezeichnet, wie Geschwister mit einer desolaten Familiensituation aufwachsen, unterschiedlich umgehen, langfristig leiden. Wie (emotionale) Abhängigkeit durch Eltern verletzt werden kann. Wie Menschen in eine langanhaltende Gelähmtheit geraten, wenn die Familienstrukturen nicht tragen, alle um einen herum unberechenbar sind.
Die Erzählweise Schulmans durchdringt diese beklemmende Kindheit, in dem er zwischen den Zeiten hin und hergespringt. Zum einen verbindet das die Erlebnisse und durchleuchtet die Entwicklungspfade der Geschichten und Eigenheiten. Zum anderen schafft es ein Minimum an Auflockerung, um die Verwahrlosung, die quälende Ungewissheit zu unterbrechen.
Die Perspektive der drei Brüder hat mir gut gefallen, da ihr stark unterschiedlicher Weg durchs Leben sehr authentisch wirkt und eine gute Dynamik eröffnet.
Fazit: dieses Buch ist nichts zum entspannten Schmökern - es ist ein sehr gut gemachtes Buch, das tiefer geht, uns auch mal den Spiegel vorhält und uns fesselt mit seinen drastischen Gefühlswelten.

Bewertung vom 08.08.2021
Der Glanz Londons / Das Auktionshaus Bd.1
Martin, Amelia

Der Glanz Londons / Das Auktionshaus Bd.1


gut

Liest sich so weg - Sarah kommt aus einfachsten Verhältnissen und wächst in London zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Sie träumt davon, aus dem Mief, der Not, den Sorgen zu entkommen und Theater und Oper zu sehen. Sarah hilft im Schneideratelier aus, in dem ihre Mutter als Näherin schuftet, und lernt so Lady Sudbury kennen - Ihre Chance auf ein besseres Leben.
Amelie Martin zeichnet in diesem Buch eine Gesellschaft nach, die es so über lange Zeit in Europa gegeben hat: das Abrackern der Unterschicht, um das eigene Überleben zu sichern, um die zahlreichen Kinder irgendwie durchzubringen; die Perspektivlosigkeit junger Leute aus einfachen Verhältnissen, aus eigener Kraft ein einfacheres Leben zu erreichen; die Verschwendungssucht und Eitelkeit der Reichen. Gleichzeitig - wie kann es anders sein- wird der Ausbruchsversuch Sarahs aus dieser Welt geschildert. Dafür bekommt die Romanheldin alle notwendigen Stärken auf den Leib geschneidert: sie ist hübsch, klug, mutig, aufopferungsvoll, sparsam, stark, wissbegierig und alles andere, was eine junge aufstrebende Frau halt so braucht, um die Sympathien auf sich zu ziehen.
Das macht es sehr leicht, mit Sarah mitzufiebern und der Roman liest sich so weg. Gleichzeitig wird die Geschichte dadurch leicht austauschbar, da Sarahs Persönlichkeit etwas eindimensional bleibt - Sarah hätte gerne etwas mehr Charakter und Schwächen zeigen dürfen!

Bewertung vom 28.07.2021
Wie du die Welt verändern kannst
Welk, Sarah

Wie du die Welt verändern kannst


sehr gut

Für ein Sachbuch hat dieses hier ein nett aufgepepptes Cover - gut, um überhaupt erstmal in die Hand genommen zu werden!
Der Inhalt kann sich dann auch sehen lassen. In gut verdaulichen Häppchen, mit Textkästchen hier und da und reich illustriert zeigt es Kindern praktisch, ohne oberflächlich zu bleiben Herkunft, Kennzeichen und Wert der Demokratie. Doch dabei bleibt es noch lange nicht stehen. Es zeigt sehr praxisorientiert und pointiert auf, wo Demokratie im Alltag eine Rolle spielt und ist so eine astreine Werbetrommel für junge Jugendliche für unsere westlichen Werte - gegen Autokratie, Fake News und Populismus. Diese Bedeutung wird in diesem Buch voll erkannt und ausgeschöpft, so dass es in jede Kinderhand gehört!
Doch es geht noch weiter: es werden praktische Tipps gegeben, wie Kinder sich auch heute schon demokratisch einbringen können: im Elternhaus, in der Schule und in der Gemeinde. Dazu werden auch nette Tricks verraten, die sicher auch vielen Erwachsenen neu wären - zb Verhandlungstricks von Bundeskanzlerin Merkel persönlich.

Zwei drei kleine Schwachstellen hat das Buch auch:
Die Kästchen mit Infos drin könnten gerne systematischer eingesetzt werden - es ist nicht immer erkenntlich, was zusammen gehört und auch wichtige Infos stehen dort drin, nicht nur Schmankerl. Insgesamt ist der Text für meinen Geschmack etwas zu durchbrochen durch die schiere Anzahl an Kästchen!
Häufig wird Bundeskanzlerin Merkel erwähnt - klar, sie ist ja auch die wichtigste Politikerin in diesem Land. Nur so richtig zukunftsweisend ist das Buch damit nicht, wenn Frau Merkel die Weltbühne zwei Monate nach Erscheinen des Buches verlässt. Welches Kind weiß in ein zwei Jahren noch, wie sehr sie Deutschland geprägt hat?
Sprachlich ist das Buch in seiner Zielgruppe etwas unklar und klingt ein bisschen wie ein sehr lockeres Erklärbuch für Erwachsene, da teils nicht kindgerechte Begriffe ohne Erklärung benutzt werden, fremdsprachige Eigennamen etc, während die Sprache sonst etwas locker daherkommt.

Alles in allem eine klare Leseempfehlung. Von dieser Art Buffet darf es gerne ganz viele geben, um politische Bildung stark zu machen!

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Bewertung vom 02.07.2021
Happy Road
Kringe, Sarah

Happy Road


sehr gut

Berührende Selbst-Erfahrung - Dieses Buch lässt die Leser*innen teilhaben an der ungeschminkten Wahrheit vom Campen und von der Liebe. Hübsch aufgemacht hingegen ist das Äußere. Obwohl als Paperback erschienen, fühlt es sich wertig und stabil an. Ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat mir der nette Gruß der Autorin auf einer extra Karte. Die Geschichte startet gleich mittendrin in der Reise, und wie scheinbar ziellose Reisende wechselt sie Raum und Zeit, um ein Großes Ganzes zu beschreiben: das Kennenlernen der Landschaft, der Menschen, der Liebe, der eigenen Eigenarten anhand von Episoden, Abenteuern und Alltäglichkeiten.
So ergibt das Buch mit viel Witz und Leichtigkeit einen authentischen Einblick in die Gedankenwelt einer jungen Frau, man könnte sagen, beim Erwachsenwerden. Sie reift, sie übernimmt Verantwortung, sie nimmt Konsequenzen in Kauf - was ihr zu Beginn der Erzählung noch schwer fiel.

Bewertung vom 02.07.2021
Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15
Bergmann, Renate

Fertig ist die Laube / Online-Omi Bd.15


gut

Leichte Lektüre die sich treu bleibt - Dieser Roman ist 1A-Urlaubslektüre! Ein typischer Renate-Bergmann-Roman!
Schon von außen macht das Buch klar: hier geht's nicht um hohe Kunst, die es weiterzuvererben gilt, und die jahrzehntelang verstanden und gehütet wird. Hier geht's um ein paar nette Stunden mit Spaß, ohne schwere Gedanken, im leichten Gepäck ab ins Grüne.
Innen wird dieses Versprechen auch genauso eingelöst. Es strotzt nur so von Klischees, die teils so fein zieseliert und on point sind, dass sie einfach nur Spaß machen. Frau Bergmann und ihre Freundin sind eigentlich Allerweltsfiguren, die jedoch im gedachten leichten Geschwätz mit dem Leser über den Gartenzaun ihre niedlichen Geheimnisse und Tricks verraten. Teils zum Lachen, teils zum Kopfschütteln bietet das Buch so ein Potpourri aus dummen und süßen Witzchen. Und bei allem Jux findet sich natürlich trotzdem immer mal ein Tipp, ein Gedanke, eine geschichtliche Information, die man leicht verdaulich herausfischen und bedenken kann.
Dieses Buch eignet sich perfekt für schmunzelnde Lektüre, im eskapistisch vor zu viel Realität zu fliehen. Und vielleicht gibt es ja auch dieses Jahr den richtigen Urlaub dazu!

Bewertung vom 02.07.2021
Zoff im Zoo / Carla Chamäleon Bd.2
Gehm, Franziska

Zoff im Zoo / Carla Chamäleon Bd.2


ausgezeichnet

fröhlich frech - Carla Chamäleon versprüht von Beginn an Spannung, Witz, - und eine gewisse Portion Frechheit und Durchgeknalltheit!
Dabei geht die Geschichte direkt rasant los und es kommt keine Langeweile auf. Auch ohne Band 1 zu kennen wird das Lesery an die Hand genommen und auf geschickte Art mit den bisherigen Geschehnissen vertraut gemacht, ohne das zu viel verraten wird. Positiv ist mir aufgefallen, dass dieser Roman eine weibliche Hauptfigur hat ohne speziell auf Mädchen ausgerichtet zu sein. Ebenso finde ich die sprachlichen Frechheiten herrlich für Kinder. Gleichzeitig geht's aber nicht nur um lautes Verulken - vielmehr werden die Figuren mit viel Liebe zum Detail auch mit allen ihren Widersprüchen, Emotionen und Verletzbarkeiten dargestellt, was in dem Alter ein großer Schatz sein kann, um seine eigenen Gefühle zu erkennen, verstehen, äußern zu können.
Auch das Äußere des Buches und die Illustrationen sind nett, aber gewinnen tut das Buch eindeutig mit seinen inneren Werten.