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Alex

Bewertungen

Insgesamt 38 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2024
Der blaue Bien
Wiese, Enka

Der blaue Bien


sehr gut

Die junge Restauratorin Janna wagte den Schritt in die Selbständigkeit, und noch läuft nicht alles rund. Zunehmend beschleicht sie das Gefühl, dass ihr alles entgleitet, und sie wird von Selbstzweifeln geplagt. Überraschend landet ein Bienenschwarm im Hof, die Angst der Nachbarn lässt sie einschreiten, und so nimmt sie sich der Bienen an. Schnell entdeckt sie, dass das kein gewöhnlicher Schwarm Honigbienen ist. Dann ereignen sich einige mysteriöse Zwischenfälle, und so beschließt sie, allen Zweiflern zum Trotz, der Sache auf den Grund zu gehen. Ist ihre Begegnung mit den Bienen nur ein Zufall? Und sind sie so gefährlich, wie alle behaupten?

In dem Buch wird die Protagonistin von starken Selbstzweifeln geplagt, die von Menschen im Umfeld geschürt werden. Dieser Ansatz erzählt zwar keine neue Geschichte, aber die Autorin beschreibt diese Emotionen, Gedanken feinfühlig und stimmungsvoll. Sie werden vortrefflich mit der Handlung verwoben und belasten den Lesenden nicht unangenehm. Dabei ist es fast unerheblich, dass sich die Entwicklung der Handlung sehr schnell als vorhersehbar gestaltet.

Bei der Ausgestaltung ihrer Hauptfigur hat die Autorin das Augenmerk auf eine gefühlvolle und lebendige Charaktergestaltung gerichtet. Ihren Gegenspielern wurde die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt, wenn auch hier die Entwicklung wenig Neues bot.

Es ist ein fiktiver Roman, aber er zeichnet sich auch durch seine lehrreichen Passagen über die Honigbienen aus. Manchen Lesenden können diese kurzen Ausflüge in die Bildungsliteratur abschrecken, aber mich hat das Thema interessiert und fasziniert. Ebenso das Buchcover des Debütromans, das die Autorin und Malerin selbst illustriert hat.

Der Roman hat mir gefallen, auch wenn die Entwicklung der Geschichte und die Wendungen für mich schon früh erkennbar waren – meinem Lesevergnügen hat dies keinen Abbruch getan. Deshalb gibt es von mir für dieses Debüt eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.10.2024
Novah und der Wolkenbrecher
Meyer, D.F.

Novah und der Wolkenbrecher


gut

Das Buch »Novah und der Wolkenbrecher« ist der Debütroman von D. F. Meyer und wurde stimmungsvoll von Lena Kulac illustriert.

Zur Story:
Die junge Novah lebt bei ihrem Großvater Ashok. Jede Nacht wird Novah von schrecklichen Träumen gequält, hält das aber geheim. Sie hofft, dass nach dem anstehenden Ritual die Albträume endlich aufhören. Dabei ahnt sie nicht, dass Ashok längst im Bilde ist und sie nach dem Fest in Ruhe darüber aufklären möchte.
Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Nach dem Ritual wird die Gemeinschaft angegriffen. Um sein Volk zu retten, vollzieht der Großvater ein verbotenes Ritual und ruft den Gott des Volkes zur Hilfe. Moad stellt sich als übellauniger Geselle heraus. Doch dann wird Ashoks geliebte Enkelin entführt. Ohne das Wissen, welche Macht in ihr steckt, ist sie nun dem Bösen ausgeliefert. Unter Einsatz seines Lebens schließt Ashok einen Pakt mit dem Gott, und gemeinsam begeben sie sich mit weiteren Mitstreitern auf eine anstrengende Reise voller Abenteuer und Gefahren.

Werden sie Novah finden, und können sie das Böse bezwingen? Oder ist ihre Welt, wie sie diese einst kannten, für immer verloren?

Stil & mehr:
Das Buch ist ein High Fantasy-Roman und wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Mit jedem Kapitel wird ein anderer Teil des Plots beleuchtet und so die Stränge der Geschichte verwoben. Der Roman bietet den fantastischen Figuren eine große Spielwiese. Es gibt eine Gruppe von mutigen Gefährten, magische Kreaturen, eine Vielzahl von Göttern, und für Fans von »Herr der Ringe« sind einige Parallelen erkennbar.

Der Erzählstil des Autors ist einladend und klar, was das Eintauchen in die Geschichte leicht macht. Allerdings fehlt mir ein wenig die sprachliche Finesse, um die Bilder zum Leben zu erwecken. Diese empfinde ich gerade bei der Fantasy-Literatur essenziell. Beispielsweise würde es ungemein die Spannung erhöhen, wenn er noch mehr Emotionen und Tiefe in die Figuren und ihre Beschreibungen einbringen würde. Das hält den Spannungsbogen gestrafft und erleichtert die Bindung zu den Protagonisten. Denn gerade die wichtigsten Charaktere blieben für mich unnahbar und farblos.

Der Einstieg in die Geschichte ist gelungen. Man lernt alle relevanten Figuren und das Setting der Handlung kennen, bekommt so ein Gefühl für die Story. Die Ereignisse überschlagen sich in rascher Abfolge, sodass man unweigerlich von der Neugierde gepackt wird und wissen will, wie die Reise für jeden einzelnen Charakter weitergeht.
Im Mittelteil flacht die Sogwirkung des Romaneinstiegs ab. Aus meiner Sicht stimmt hier die Balance zwischen Handlung und Beschreibung nicht, etwas mehr Erzähltempo hätte der Story gutgetan, um die Spannung deutlich zu erhöhen.
Das Ende des Romans wiederum hat mich überrascht, aber lässt auch viel Raum für Fragen offen.

Insgesamt hat der Autor eine solide Arbeit abgeliefert, die sich durch einen flüssigen und leichten Erzählstil auszeichnet. Allerdings gibt es einige kleine Details, die das Leseerlebnis für mich etwas einschränken, daher vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 13.08.2024
Ein Tag im Leben von Abed Salama
Thrall, Nathan

Ein Tag im Leben von Abed Salama


ausgezeichnet

Das Buch ist kein klassisches Sachbuch, sondern ein Tatsachenbericht mit einer feinen literarischen Note.
Es berichtet feinfühlig und ohne Wertung von einem Unglück, welches sich vor den Toren Jerusalems abspielte. Ein Sattelschlepper rammt einen Schulbus, vollbesetzt mit palästinensischen Kindern. Der Bus geht in Flammen auf und wird zur tödlichen Falle für mehrere Kinder und eine Lehrerin. Milad, der fünfjährige Sohn von Abed Salama, ist eines der Kinder im Bus. Thrall beschreibt die nervenaufreibende Suche des verzweifelten Vaters nach seinem Sohn. Hat der Junge überlebt?
Am Unfallort treffen israelische und palästinensische Menschen aufeinander, man versucht zu helfen und Ordnung ins Chaos zu bringen. Ausgehend von dieser Tragödie werden feinfühlig und schrittweise die unterschiedlichen Lebensgeschichten einiger betroffener Personen erzählt, umrahmt von der Suche des Vaters.

Der Autor hat ein besonderes Sachbuch geschaffen, es ist geprägt von einer ausgiebigen Recherche und seinem fundierten Sachwissen. Doch im Fokus der Schilderungen stehen die Menschen wie Abed Salama mit seiner Familie sowie all die anderen Protagonisten, welche bereitwillig Einblick in ihr Leben im Westjordanland gewährt haben.

Das Buch beleuchtet die Thematik des Israel-Palästina-Konflikts aus der Sicht dieser betroffenen palästinensischen Familien und berichtet zeitgleich über die Geschichte der Region. Klärt aufschlussreich auf, klagt nicht an. Bezieht keine Position, berichtet lediglich aus dem Leben seiner Protagonisten.

Um dem Anspruch eines biografischen Sachbuchs gerecht zu werden und zum besseren zum Verständnis bietet das Sachbuch am Ende die zahlreichen Quellenangaben und eine Abkürzungsübersicht zu den verschiedenen politischen Vereinigungen. Zwischen den Kapiteln eingestreut finden sich zur Veranschaulichung einige Kartenausschnitte zum Grenzverlauf, zur Lage der verschiedenen Städte und deren Zuordnung (jüdisch oder palästinensisch) sowie eine Übersicht zum Großraum Jerusalem mit seinen verschiedenen Zonen.

Das Buch ist ein aufrüttelndes, bewegendes und zutiefst berührendes biografisches Werk von und für Menschen, die sonst kaum Gehör finden. Mit seinem Sachbuch hat er den Opfern dieser Tragödie einen Namen, eine Stimme gegeben und ihre Geschichte gegen das Vergessen hinaus in die Welt getragen.

Wer sich etwas tiefergehend mit der Thematik zum Israel-Palästina-Konflikt beschäftigen möchte und wissen will, warum es kein schwarz und weiß gibt, und schon gar keine einfache Lösung, sollte unbedingt dieses Buch lesen.

Bewertung vom 15.07.2024
Narrenbraut
Maier, Katharina

Narrenbraut


ausgezeichnet

Eine fantastische Fortsetzung einer großartigen Buchreihe

Mit dem Roman “Narrenbraut“ wird die Handlung der ersten Teile schlüssig fortgeschrieben.
Die Geschwister sind inzwischen erwachsen. Myn ist gefangen im Leben einer braven Ehefrau, in einer Rolle, die sie perfekt auszufüllen scheint. Der ältere Bruder und Seelenverwandte ist unerreichbar in den dunklen Weiten des Weltalls unterwegs, und Mudmal ist eingebunden in die verpflichtenden Angelegenheiten der adligen Familie.
Einige überraschende Geschehnisse im Reich und dem Dasein der Geschwister und deren Freunde sorgen dafür, dass das Leben plötzlich ganz neue Wege geht.

Die Figuren erhielten den Raum für eine konsequente Weiterentwicklung ihrer Charakterzüge. Außerdem wurde die Handlung schonungslos und stringent fortgeführt, unabhängig davon, ob sich der Lesende dies eventuell harmonischer oder friedvoller wünschte.

Mit „Narrenbraut“ bedient die Autorin nicht den Mainstream und schreibt dabei sprach- und bildgewaltig, dass es eine pure Freude ist, in diese komplexe und so andersartige Welt einzutauchen.

Überdies tauchen neue Figuren in dieser fantasievollen und vielschichtigen Welt auf. Es werden politische Verstrickungen enthüllt und ferne Welten bereist. Dabei wird es romantisch und rebellisch zugleich. All diese Entwicklungen steigern die Spannung stetig, und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

Bewertung vom 03.07.2024
Ein Sommer am Ufer des Dnjepr
Bergelt, André

Ein Sommer am Ufer des Dnjepr


ausgezeichnet

Der Roman ist eine unterhaltsame, revolutionäre und amüsante Coming-of-Age-Story über zwei Jungen während des Sommers 1979 in der Ukraine.

Der Roman erzählt eine Sommergeschichte über Anton und seine Oma Mina. Sie flüchten vor der Hitze Kiews und urlauben in einer Datsche nahe des Flusses Dnjepr. Der fast zehnjährige Anton ist anders als andere Kinder in seinem Alter. Er beschäftigt sich lieber mit Musiktheorie, übt auf seiner Klarinette. Sein verschollener Opa Isaak ist sein wahrer Held. Wie er will er ein Revolutionär werden.
Gleich zu Beginn des Sommers fällt er in den Dnjepr. Die Strömung erfasst ihn, und Timur, ein etwas älterer Junge, eilt ihm zu Hilfe. Timur ist ein Punk. Schnell steht die Frage im Raum: Wer ist mutiger: Punk oder Revolutionär? Die Frage soll in einem Duell geklärt werden. So beginnt der Wettstreit und bringt manche verrückten Aktionen mit sich, und es wollen Antworten gefunden werden auf die Fragen: Wer gewinnt das Duell? Was ist mit Opa Isaak geschehen? Welches Geheimnis verbirgt Oma Mina, und welche Rolle spielt das Mädchen mit der New-Wave-Band?

Anton ist ein Protagonist, den der Lesende mögen muss. Er wird als aufgeweckter, intelligenter und unglaublich liebenswerter Charakter dargestellt. Der seine Schwächen hat, seine eigenen Grenzen kennt und sich den Mut aneignet, diese zu überschreiten, und er stellt das alles verbindende Glied in dieser Geschichte dar. Die weiteren Figuren erhielten eine ebenso behutsame Skizzierung, nicht derart detailliert, wie es z. B. von einem Fantasy-Roman bekannt ist, aber genau so, dass man die ihnen zugestandenen Attribute erkennt und ihre Glaubwürdigkeit unterstrichen wird.

Der Autor hat einen stimmigen Ton gefunden, um die Leichtigkeit der jugendlichen Sommer-Story mit der Schwere der tatsächlichen Geschichte zu kombinieren. Hierbei werden die Liebe zur Musik, zu der Familie, zum Heimatland und der Wert wahrer Freundschaft virtuos in Szene gesetzt. Damit ist der Roman ein vortreffliches Buch der anspruchsvollen Belletristik.

Bewertung vom 17.06.2024
Die Sünden der Anderen
Luna von Eisenhart Rothe

Die Sünden der Anderen


ausgezeichnet

Die Rechtsanwältin Tessa Wagner steht fest im Leben, doch tragische Umstände konfrontieren sie mit der Tatsache, dass ihre biologische Herkunft anders ist als gedacht. Das Gefühl, lebenslang belogen worden zu sein, wirft die Protagonistin aus der Bahn. Eine Mauer des Schweigens umgibt ihre Mutter, und wie das Schicksal es will, hat Tessa gerade eine Pause vom Job und so begibt sie sich auf die Reise nach Ibiza. Dort lebt zurückgezogen ihre exzentrische Tante Anna Berg. Sie war einst die beste Freundin der Mutter, und so erhofft sich Tessa von ihr die Auskunft auf ihre Fragen.
Die Ankunft auf der malerischen Insel wird von dunklen Wolken überschattet, und die Zeit, um Antworten zu finden, ist knapp bemessen. Die Erzählungen der Tante zeichnen verträumte Bilder der Vergangenheit voller Liebe, beschreiben den Drang nach Freiheit und geben nebenbei einen tieferen Einblick in die Traditionen der Insel. Trotz alledem erfährt Tessa nicht, was sie wissen möchte. Sie merkt, dass ihre Tante ein Geheimnis mit sich trägt.
Dann schlägt das Schicksal erneut zu: Ein entsetzlicher Mord geschieht. Ab jetzt verwandelt sich Tessas Urlaubsreise in ein gefährliches Unterfangen. Wem kann sie vertrauen? Was hat das alles mit ihr zu tun?

Die ersten literarischen Werke der Autorin sind mir unbekannt, dass sie allerdings das Handwerkszeug der Schriftstellerei beherrscht, spürt man in jedem Satz dieses Buchs. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend und angenehm. Das Setting ist liebevoll ausformuliert. Man spürt in jedem Absatz die bedingungslose Begeisterung für das Eiland und das Leben dort.

Erzählt wird der Plot in zwei Zeitebenen - der Gegenwart und den 60er/70er-Jahren. Diese wiederkehrenden Perspektivwechsel verleihen den Charakteren und der Handlung die nötige Tiefe, steigern die Spannung und bereiten den Raum für verschiedene dramaturgische Kniffe.

Mit dem Roman hat die Autorin einen sommerlichen und unterhaltsamen Lesestoff kreiert. Dies ist ein Buch, dass sich nicht in eine klassische Genre-Schublade stecken lässt, sondern Lesevergnügen vom Feinsten bietet: Es gibt tragische und romantische Liebe sowie Spannung pur. Die perfekte Urlaubslektüre!

Bewertung vom 06.06.2024
Freischwimmer
Herlich, Gabriel

Freischwimmer


ausgezeichnet

Der Roman ist das Debüt von Gabriel Herlich und die Beschreibung lässt es einen luftig-leichten Sommerroman im Gewand einer Coming-of-Age-Story bzw. eines ereignisreichen Roadtrips erahnen. Jedoch ist die Geschichte so viel mehr: ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte, ein literarisches Roadmovie, eine Familiengeschichte und …

Donatus Frey, kurz Donnie, entstammt einer gutsituierten Hamburger Traditionsfamilie, ist ein Außenseiter, seine Kindheitserinnerungen sind von Einsamkeit und Ausgrenzung geprägt. Erst im Studium gelingt es ihm, tiefere freundschaftliche Kontakte zu knüpfen, im festen Glauben verankert, wahre Freunde gefunden zu haben. Fasziniert von einer Studentenverbindung und getrieben von der Sehnsucht nach Anerkennung merkt er nicht, dass seine neuen Begleiter nicht die Freunde sind, nach welchen er sich sehnt, und die Zugehörigkeit zur neuen Clique bedenkliche Konsequenzen mit sich bringt.

Der Autor hat ein stimmiges Setting geschaffen. Die Mehrheit der Figuren wirkt echt, und diese sind gefühlt nah dran an der Realität. Der Schreibstil ist einladend und flüssig. Der Hauptakteur ist eine Person, mit der man sich nur schwer identifizieren kann, viele seiner Handlungen und Entscheidungen haben mich schockiert. Umso erfreulicher ist es, dass der Autor ihm die Chance zur Wandlung und der Entfaltung spendierte.

Mit dem Roman »Freischwimmer« ist dem Autor ein stimmiges Debüt geglückt. Das Buch hatte ich in kurzer Zeit gelesen, weil die Geschichte mich packte und den aktuellen Zeitgeist trifft. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 01.06.2024
Frevlersbrut (eBook, ePUB)
Maier, Katharina

Frevlersbrut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Das Buch “Frevlersbrut“ ist der 2. Band der 7-teiligen Buchreihe “Die Erste Tochter“ von Katharina Maier. Der Roman wurde im Selbstverlag veröffentlicht.
Der Roman schließt ohne Umschweife direkt an den ersten Teil an: Lys Neoly, die liebevolle Mutter der Geschwister, wurde als Widernatürliche gebrandmarkt. Daraufhin muss sie sich für eine Tat verantworten, die sie nicht begangen hat.
Mit der Anklage der Mutter verwandelt sich das Leben der Familie Neoly vollends in einen Scherbenhaufen. Die Geschwister gelten nun als Brut einer Frevlerin. Trotz der gesellschaftlichen Ächtung gelingt es dem jungen Mudmal und Myn, sich etwas wie Normalität zu verschaffen, nur ihr älterer Bruder Vairrynn verändert sich zusehends. Schlussendlich findet nicht einmal mehr Myn einen Zugang zu ihrem einzigen Vertrauten. In derart gedrückter Stimmung vergehen die Monate, in denen sich nicht nur der ältere Bruder weiter verschließt, auch der Vater entgleitet der Familie immer mehr. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Der Vater trifft eine folgenschwere Entscheidung. Myn muss erkennen, dass ihr Leben als Frau in dem patriarchalischen System alles andere als selbstbestimmt ist. Wird Myn sich in dem ihr auferlegten Dasein zurechtfinden? Oder verschafft sich der innere Drang nach Freiheit seinen Weg nach außen? Wo ist Vairrynns Platz in der Familie? Und welche Pläne schmiedet der machtbesessene Obersten Priester Asnuor?
Mit “Frevlersbrut“ startet man richtig in die Fantasy-Buchreihe “Die Erste Tochter“. Der erste Band “Adelsspross“ diente mehr der Einführung, und mit Band 2 wird endlich das Plot-Feuerwerk entzündet. Eine Fortsetzung mit Wow-Effekt!
Der Schreibstil in diesem Teil gefällt mir noch besser als im ersten Band “Adelsspross“ der Buchreihe „Die Erste Tochter“. Die Autorin agiert weiterhin wort- und bildgewaltig. Was mich jedoch mehr anspricht, sind die nunmehr emotionaleren und spannungsvolleren Töne. Man wird direkt in die Handlung gezogen, in das herrliche Setting und die Gefühlswelten der Hauptcharaktere. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, und genau so hatte ich es mir gewünscht.

Bewertung vom 21.05.2024
Adelsspross (eBook, ePUB)
Maier, Katharina

Adelsspross (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit dem Eröffnungsroman “Adelsspross“ startet die High-Fantasy-Buchreihe um “die erste Tochter“ Mynrichwy (kurz Myn). Sie ist ein junges Mädchen in einer Welt des Patriarchats und gehört dem Hause Neoly an, einer hochrangigen Adelsfamilie im Singisischen Reich.
Als einzige Tochter wächst sie behütet mit ihren Brüdern Vairrynn und Mudmal bei ihren Eltern auf. Die Jahre der Kindheit sind zunächst unbeschwert, auch wenn die strengen Regeln für die weiblichen Familienmitglieder der jungen Myn vermehrt ungerecht und unverständlich erscheinen. Ihr älterer Bruder Vairrynn erkennt den unerschöpflichen Wissensdurst des Mädchens und nimmt sich ihrer an, denn zwischen den beiden Geschwistern besteht eine besonders innige Verbindung.
Mit der Zeit überschlagen sich die Geschehnisse: Ein neuer Oberster Priester wird gewählt, und die Stimmung im Land verwandelt sich schnell. Es beginnt zu brodeln. Die einst so offene Mutter verschließt sich zusehends, und der schöngeistige Vater verändert sich immer mehr. Was ist der Grund hierfür?

Dieser Eröffnungsroman stellt eine ausführliche Einführung in die komplexe Welt von Myn und ihrer Familie dar. Dabei nimmt sich die Autorin die nötige Zeit, um den Spielort ausführlich zu beschreiben, so dass der Roman eher zurückhaltend und etwas gemächlicher daherkommt. Doch davon sollte sich der Lesende nicht täuschen lassen. Die Geschichte bietet neben interessanten Charakteren ein buntes Potpourri einer vielgestaltigen Fantasiewelt, so existieren verschiedene bewohnte Planeten, Eigentümlichkeiten der Flora und Fauna, eine eigene Mythologie, eine ungewohnte Uhrzeit und eigenartige Namen von alldem.
Also, wer bereits im Band 1 fulminante Kämpfe erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, doch dass diese definitiv folgen werden, das deutet sich bereits an.

Häufig las ich, dass die meisten Lesenden ihre Schwierigkeiten mit den fremdartigen Namen hatten. Diese sind in der Tat ungewöhnlich, mögen befremdlich erscheinen, aber es passt zu dieser ungewöhnlichen Welt. Zur Hilfestellung wurde dem Buch ein Glossar angehängt, und auf dieses habe ich ab und an zurückgegriffen. Natürlich unterbrach das Nachschlagen etwas meinen Lesefluss, aber half ungemein, ein umfassendes Verständnis für den faszinierenden Weltenbau zu entwickeln und sich mit den seltsamen Namen anzufreunden.

Der Schreibstil ist geprägt von der ausdrucksvollen Sprache der Autorin. Sie beherrscht die Kunst des Formulierens perfekt. Neben dem kreativen Plot und dem komplexen Weltenbau verleiht dieser Aspekt dem Roman seine eigene Magie.
Allerdings muss ich einwerfen, dass sich diese wortgewaltige Sprache an manchen Stellen etwas zu sehr in Vordergrund drängte und zu Lasten der Geschichte ging. Aber hey, das ist Jammern auf echt hohem Niveau.

Mit „Adelsspross“ schuf die Autorin einen unterhaltsamen und anspruchsvollen Auftakt-Roman. Er beginnt zurückhaltend und steigert die Spannung kontinuierlich. Das Ende trägt die Erwartung in sich, dass die nächsten Teile „Der ersten Tochter“ sich alles andere als zurückhaltend präsentieren werden, und ich kann es kaum erwarten weiterzulesen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.05.2024
Vom Kochen und Leben auf dem Land
Roberts, Julius

Vom Kochen und Leben auf dem Land


ausgezeichnet

Das Homefarming-Kochbuch "Vom Kochen und Leben auf dem Land" stammt aus der Feder von Julius Roberts, bekannt aus den sozialen Medien – ein junger, smarter Koch und Landwirt.

Sein Buch folgt dem Rhythmus der Jahreszeiten. Es ist es gegliedert in die jahrzeitlichen Rubriken Winter, Frühling, Sommer und Herbst.
Jede Jahreszeit beginnt mit unterhaltsamen und inspirierenden Erzählungen von Roberts Leben auf dem Bauernhof. Gefolgt von saisonalen Rezepten mit natürlichen, frischen Zutaten, abgerundet durch Kräuter, Zitrone und ein paar wenige klassische Gewürze, welche in jeder Küche zu finden sind.

Die Rezepte bestechen durch ihre unkomplizierte Art und sind in der Regel schnell zubereitet.

Seit er Landwirt ist und täglich in Kontakt mit seinen Tieren steht, hat sich seine Einstellung zum Fleischkonsum verändert. Er verteufelt Fleischgerichte nicht, sondern macht sich stark für eine bewusste und qualitätsbezogene Ernährung.
Er betreibt einen Selbstversorger-Bauernhof mit allerlei tierischen Bewohnern, und so ist das Kochbuch konsequenterweise eine Rezepte-Sammlung für den Allesesser. Für jeden Geschmack ist ein passendes Gericht dabei.

Viele Rezepte lassen sich problemlos in eine vegetarische oder sogar vegane Variante abwandeln, aber eben nicht alles. Und so wird es in der Tat schwierig, das unglaublich köstliche und dazu angenehm einfache Rezept des „Brathähnchen auf Zitrone, Fenchel und Kartoffeln“ in eine vegetarische oder vegane Variante abzuwandeln. Lebt das Rezept doch vom schmackhaften Saft des knusprig gebrutzelten Hähnchens, mit dem das Gemüse aromatisiert wird.

Dennoch ließ der Autor sich nicht die Chance entgehen und hat in der Einleitung bereits auf die Variationsmöglichkeiten hingewiesen. Oftmals wird auch direkt beim Rezept auf eine Alternative hingewiesen, immer unter der Voraussetzung, dass der Kochende seine inspirierende Art im Umgang mit den Lebensmitteln teilt bzw. verinnerlicht hat.
Es werden selbstverständlich Mengenangaben, Back- bzw. Kochzeiten sowie Temperaturangaben gemacht, aber jeder Kochende sollte immer in der Lage sein zu berücksichtigen, dass die Backöfen unterschiedlich arbeiten und Temperaturen schwanken. Oder die Mengenangaben auf die eigenen Geschmacksvorlieben oder Bedürfnisse anzupassen, dann ist das Gelingen garantiert und man hat als Kochender mit den Rezepten aus diesem herrlichen Buch seine wahre Freude.