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Benutzername: 
bblubber
Wohnort: 
Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Der Jugendliche Richard kommt mit Familie in eine neue Stadt. Es dauert gar nicht lange, da wird ihm klar, dass hier so einiges nicht normal läuft. Und man muss wissen, dass man sich in einer Mischung aus Psychodrama und Horrorgeschichte befindet.

Nesbo kann Spannung aufbauen. Und diesmal stürzt er sich mit Freude in ein neues Genre und spielt mit allem, was er als Thriller - und Krimiautor gelernt hat. Ich fragte mich immer wieder, ob hier wirklich alles der Realität entspricht oder ob es ein wenig wie in einem guten King-Buch ist, dass der Horror auch mal im Kopf der Protas stattfindet und keineswegs real ist. Ich werde aber nicht verraten, wo die Reise hingeht.

Ein Buch, dass mich überrascht hat. Gut, dass ich auch Horror mag und aufgeschlossen bin. Aber auch gut, wenn Nesbo auch wieder in seine angestammten Zonen zurückkehrt. Das lese ich noch ein bisserl lieber.

Bewertung vom 30.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


weniger gut

Sieben Nächte hat der Geist eines gerade erst verstorbenen homosexuellen Kriegsreporters aus Sri Lanka Zeit, um seinen eigenen Tod aufzuklären.

Das Buch wurde vor der Veröffentlichung als Booker-Prize-Winner beworben und das machte mich neugierig. Ich hätte vielleicht vorher schon ein bisschen reinlesen sollen, denn mir war dann doch nach 100 Seiten klar, dass das Buch nicht meines ist. Ich fand die Ausgangssituation eigentlich ganz nett. Aber der Erzählstil ist anstrengend. Der Autor schwelgt in Volten und Wendungen, in Erklärungen, Szenewechseln, Politischen Verwicklungen und einem wilden Ritt durch Sri Lankas Glaubens- und Götterwelt, die sich mit der realen so vermischt, dass ich ich mehr als einmal den Faden verloren habe.

Ich gestehe, ich habe das Buch am Ende nur quer gelesen. Es ist Buch mit hohem literarischen und intelektuellem Anspruch. Für mich blieb da der Lesespaß auf der Strecke. Nicht meins.

Bewertung vom 29.10.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


ausgezeichnet

"Psyche und Eros" ist ein wirklich rundrum gelungenes Wohlfühlbuch. Die Autorin Luna McNamara war mit bis dato unbekannt. Ich habe auch wenig gelesen von diesen Romanen, die in der griechischen Mythenwelt spielen. Und so wirkliches Grundwissen über die beiden Hauptakteure hatte ich nicht.

Was für ein wunderbares Cover. Farblich ein Knaller und durch die Symbole auch sehr passen.
Ein sehr angenehmer Erzählstil hat mich sofort gefangen genommen. So bin ich gut in der Geschichte angekommen, die für mich als Fantasyfan sehr ansprechend war. Ich kann mit Flüchen, Göttern und Halbgöttern gut was anfangen.
Erfreulich stark ist Psyche als menschliche junge Frau, die von Anfang an weiß was sie will und keine Furcht hat sich zu wehren, auch wenn Götter im Spiel sind. Außerdem mochte ich die kämpferische Art von ihr.
Eros wurde mir erst im Laufe der Geschichte sympathisch aber ich finde es ja immer gut, wenn eine Figur eine Entwicklung macht, der ich folgen kann.

Der Story ist natürlich durch die alten Sagen ein gewisser Rahmen vorgegeben. Umso erfreulicher, wie geschickt die Autorin sich darin bewegt und den phantasischen Figuren Leben einhaucht.

Bewertung vom 29.10.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


weniger gut

Da ich noch nie ein Buch von Arno Strobel gelesen hatte und der Klappentext mich angesprochen hat, habe ich mich an den "Trip" herangewagt.

Ich hatte davor zwei Nesbo-Krimis gelesen und leider kann Strobel da in keiner Weise mithalten. Strobel arbeitet mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenewechseln. Ein gängiges Stilmittel aber er versucht dabei, den Leser möglichst viel im Ungewissen zu halten, dadurch wirkte so manche Entwicklung aber total überraschend und unvermittelt. Es fehlte mir ein logischer nachvollziehbarer Ermittlungsaufbau. Statt dessen viel Lärm und viel Geheimnis und eine Hauptdarstellerin, die alles Fachwissen über Bord schmeißt und nur noch ihre Gefühle sprechen lässt.

Alles in allem liest sich das Buch schnell weg. Aber es ist für mich eher so ein B-Movie mit dünnen Charakterdarstellungen und mäßig guter Krimihandlung. Ich glaube, das wird nichts mit Strobel und mir.

Bewertung vom 29.10.2023
Hundert Klassiker
Henssler, Steffen

Hundert Klassiker


sehr gut

Pro:
Das Kochbuch "100 Klassiker" verspricht etwas, was es auch wirklich halten kann. Es handelt sich bei den Gerichten tatsächlich um all die typisch deutschen Klassiker, die man selber kennt und schätzt und die auch Reisende bei uns erfreut genießen. Dabei geht er über die Bundesländergrenzen gut hinweg. Also auch der Süddeutsche findet sich wieder in den Gerichten, obwohl Henssler ja ein Nordmann ist. Die Gerichte kommen sehr bodenständig daher. Soll heißen, sie werden nicht mit exoitschen Beigabe aufgepeppt sondern sind wirklich in den Grundrezepten, die es schon in den alten Kochbüchern meiner Mutter gab. Also sehr gut nachzukochen mit dem, was man so im Haushalt hat an Gewürzen und Zubehör. Und übersichtlich immer mit Bild und einer Seite Rezpet.

Kontra:
Das Buch ist nichts Neues. Für die Älteren unter den KöchINNen empfehle ich das Buch nicht. Denn das Meiste kann man schon auswendig oder kocht es gar nicht mehr, eben weil die Rezepte so "alt" daherkommen.

Fazit:
Für junge Leute, womöglich gerade ausgezogen, ist es ein ideales Geschenk. Grundwissen und Grundlagen für Küche, die schmeckt wie bei Mama.

Bewertung vom 29.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Ich habe mich auf dieses Buch eingelassen, weil ich die Fantasyromane von Anthony Ryan mag. Es fehlte mir zwar die Vorstellung, in was für einem Genre das Buch sich bewegen würde, aber ich bin da flexibel und mag Genre-Mix sehr. Und genau der kommt hier auf sehr ungewöhnliche Weise rüber.

Zum einen ist es ein dystophisches Setting in dem wenige Menschen versuchen zu überleben. Dann ist da eine große Thriller-Komponente, da der Hauptdarsteller sein Gedächtnis verloren hat und erst nach und nach herausfinden, wo er ist, warum er dort ist, was passiert ist. Und dann ist da noch eine unterschwellige Gruselkomponente, die man lange nicht einordnen kann.

Das Buch ist für ein Ryan-Buch ziemlich dünn und die Darstellerzeichnungen waren dementsprechend etwas karg. Dennoch fand ich das Buch unterhaltsam und erfrischend anders. Ich habe es gern gelesen.

Bewertung vom 08.08.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3


sehr gut

Nachdem mich der erste Band der Trilogie "So weit die Störche ziehen" vom Hocker gehauen hatte und der solide zweite Band "Die Heimkehr der Störche" mir gefallen hat musste ich natürlich auch den Abschluss der Trilogie von Theresia Graw lesen. Diesmal sind wir in den 1960-Jahren, also in der Zeit, als meine Eltern geboren wurden. Noch gar nicht so lange her aber damals tickten die Uhren, gerade was das Leben der Frauen betraf, noch sehr rückständig.

Im Mittelpunkt steht Clara, die als junge Fotographin im aufblühenden Nachkriegs-München ihr Glück und ihre Berufung sucht. Dabei hat sie gegen die damals üblichen Vorurteile und Widerstände zu kämpfen. Ich mochte diese Heldin, die so normal und bodenständig daherkommt. Auch der geschichtliche Rahmen kam gut rüber und ich habe das ein oder andere erfahren, dass ich so noch nicht wusste.

Im Vergleich zum ersten Band war es nicht ganz so aufwühlend und spannend - was aber auch der Zeit geschuldet ist, da es ja damals endlich etwas ruhiger in Deutschland zuging. Deshalb zufriedene 4 Sterne und ich hoffe, es gibt bald Neues von dieser Autorin.

Bewertung vom 22.05.2023
Babel
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Vorsicht. Wenn Sie nicht gerne euphorische Rezensionen lesen, dann sollten Sie hier aufhören zu lesen. Wenn Sie lieber unvoreingenommen das Buch BABEL lesen wollen, dann könnte dieser Text auch schwierig sein. Für mich war der Roman von Rebecca F. Kuang das, was ich eine Offenbarung nennen würde. Mein erstes Buch dieser Autorin, aber nicht deren erstes. Aber sicherlich das, welches im Augenblick am ambitionierten und reifesten daher kommt.

Von der ersten Zeile an war ich gefesselt und das blieb die ganzen 736 Seiten so. Für mich hätte es gerne noch ein paar Seiten länger sein dürfen, weil ich sehr gerne in dieser Welt geblieben wäre, um noch mehr zu staunen. Die Autorin schafft es, etwas Neues zu kreiieren und dabei auf unvergleichliche Weise ein gehöriges Maß an realer Historie einfließen zu lassen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der England noch das große Empire war und unzählige Kolonien auf der ganzen Welt hatte. Die Magie, die man aus Silberbarren mit Hilfe von Sprache gewinnen kann, ist der Hauptgrund für den Erfolg und auch die Hauptmotivation dieser Expansion in die ganze Welt. Denn England benötige Silber in großen Mengen und Kunden, die die britische Magie mit Gold bezahlen. Babel ist eine Schule für Sprachwissenscahftler, die auf sieben Stockwerken sämliches Wissen über alle Sprachen der Welt und über die Silbermagie beherbergt. Begabte junge Leute aus der ganzen Welt werden hier in mehreren Jahren zu denen ausgebildet, die die Magie mit ihrem Wissen zum Leben erwecken.
Diese magische neue Fantasywelt wird sehr glaubwürdig und intensiv beschrieben und Kapitel für Kapitel begreift man mehr, wie alles zusammenhängt aber auch, woran die Gesellschaft und die ganze Welt krankt. U.a. an Unterdrückung und Sklaverei, an Ausbeutung und Ungleichheiten jedweder Form. Vier junge Leute stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Und während die Schuljahre vergehen müssen sie erkennen, dass sie Handlanger eines brutalen Apparates sind und sie müssen sich jeder für sich entscheiden, wie sie sich verhalten wollen.

Kuang besticht mit einer geschliffenen Sprache, einem Plot, der mit großer Intellígenz daherkommt, Charakteren, die Zeit haben zu wachsen und dem Leser dabei ans Herz wachsen, einer Dramatik, die sich Stück für Stück aufbaut um dann in einem genialen Finale sein Ende zu finden. Und auch, wenn das nicht unbedingt happy und ruhig ist, so hat es mich doch glücklich gemacht, dass ich dieses Buch für mich entdecken durfte.

Ein absolutes Jahreshighlight und einfach nur geniale Fantasy.

Kleiner Nachsatz. Der Plot ist ganz anders, als ich ihn erwartet hatte. Man sollte bitte keine festgelegten Erwartungen haben sondern sich einfach darauf einlassen. Und man sollte keine reine Unterhaltung erwarten, denn das Buch führt einem den Spiegel unserer Gesellschaft vor Augen. Das muss man mögen.

Bewertung vom 28.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


ausgezeichnet

Laut seinem Erfinder ist das Programm "Fusion" in der Lage, jeden Menschen auf der Welt zu finden. Dabei können sämliche digitalen Fingerabdrücke, die jeder Mensch hinterlässt, zusammengeführt und ausgewertet und zur Ermittlung von Straftätern jeder Art verwendet werden. Als letzten Test werden 10 Personen ausgewählt, die freiwillig untertauchen und versuchen müssen 6 Wochen unauffindbar zu bleiben. Wer das schafft wird mehrere Millionen gewinnen.

Die Ausgangssituation ist spannend und wer Anthony McCarten kennt weiß, dass er beim Erzählen mit verschiedenen Handlungssträngen ein hohes Tempo vorlegen kann. Auch seinen ausgefeilten Schreibstil stellt er hier wunderbar vor. Vor allem mit der Bibliothekarin Kaitlyn weckt sofort die Sympathien der Leserschaft. Schnell wird klar, dass sie keineswegs ein dummes graues Mäuschen ist, sondern ziemlich ausgebufft darin, die scheinbar allmächtige Fusion-Software auszutricksen. Mit wunderbar kleinen und klugen Tricks, ohne Technik nur mit Frechheit und Schläue.

Ich mag einfach, wie McCarten erzählt. Der feinsinnige Humor, der immer wieder mal aufblitzt, die Verzweiflung der Fusion-Programmierer, Kaitlyns Ruhe und Engergie. Das gibt ein wunderbar rundes Leseerlebnis.

Bewertung vom 28.04.2023
30 Tage Dunkelheit
Madsen, Jenny Lund

30 Tage Dunkelheit


gut

Ich habe den Roman geschenkt bekommen. Die Schriftstellerin Hannah, die eigentlich sich für eine anspruchsvolle Autorin hält, versteigt sich durch eine Wortfecht zu der überheblichen Aussage, dass man einen Krimi doch in 30 Tagen runterschreiben könnte. Nun muss sei das beweisen und sie landet dabei in einem isländischen Dorf, wo mit ihrer Ankunft ein Mord geschieht. Zum einen beginnt sie fast unfreiwillig zu ermitteln, zum andern zu schreiben.

Wie erwartet hat dieser Krimi eine sehr humorige Seite und ich bin ehrlich, das ist so gar nicht meines. Es war denn für mich auch kein wirklicher Krimi sondern mehr ein Unterhaltungsroman mit Krimi-Elementen.

Hannah ist eine ausgesprochen unsympathische Person. Ihre Überheblichkeit und Ignoranz ist grenzwertig und wären da nicht die netten Nebendarsteller wäre das Ganze für mich noch frustrierender gewesen.

Ich denke, der Roman hat einfach nicht meine Vorlieben getroffen. Nette Unterhaltung.