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Fee04
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Bayern

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Insgesamt 152 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2025
Ganz entspannt vegan - Das Jahreszeitenkochbuch
Wohlleben, Carina

Ganz entspannt vegan - Das Jahreszeitenkochbuch


ausgezeichnet

„Ganz entspannt vegan“ -Das Jahreszeitenkochbuch von Carina Wohlleben 

Verlag: Heyne

Ein wundervolles Kochbuch, das nicht nur mit tollen Bildern und Rezepten begeistert, sondern auch durchdacht nach Jahreszeiten unterteilt ist. Die ansprechenden Rezepte werden überwiegend saisonal, mit regionalen Produkten vorgestellt.
Bewusst wurde sich für gering verarbeitete Produkte entschieden.

Ob wärmende Suppen, knackige Salate, kreative Hauptgerichte oder köstliche Desserts - hier findet jeder etwas Passendes.

Essen im Rhythmus der Natur: Regionale Produkte werden auf der erste Seite in einem Saisonkalender sehr gut abgebildet.
Das Register der vorgestellten Speisen ist alphabetisch aufgelistet.

Die Zubereitungs-/Backzeit, sowie Nährwerte, Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett findet man im Anschluss an jedes Rezept.

Besonders angenehm ist die überschaubare Zutatenliste, die zeigt, dass vegane Küche weder kompliziert noch aufwendig sein muss.

Ich habe bereits zwei Rezepte ausprobiert: Apfel-Chai-Crumble mit Vanille-Skyr und die Frühlingsbowl.
Der Apfel-Chai-Crumble war herrlich aromatisch, und die Frühlingsbowl frisch und sättigend. Beide Rezepte waren leicht nachzukochen. 


Wir waren alle sehr begeistert und weitere Rezepte stehen bereits auf dem Essensplan.

Ein empfehlenswertes Buch für alle Veganer oder einfach für Menschen, die gerne fleischlos genießen.
Von Herzen 5 Sterne

Bewertung vom 16.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

„In einem Zug“ von Daniel Glattauer
Verlag : Dumont

Was für eine berührende, herzerwärmende und unterhaltsame Zugfahrt.

Glattauer versteht es unglaublich gut mit Worten zu spielen.
Seine zarten, verspielten und doch klaren und witzigen Sätze wickeln mich ein, wie in einen Kokon.

Weich, zart - ein Ort zum Wohlfühlen.

Der bekannte Liebesbuch-Autor Eduard Brünhofer ist auf dem Weg von Wien nach München zu seinem Verlag. Seit 13 Jahren hat er keinen Roman geschrieben und er weigert sich, nochmals einen Liebesroman zu schreiben. Er kann und will es nicht.
Er möchte ein Buch über Alkohol schreiben - was weder seinen Verlag noch seine bisherige Leserschaft in Begeisterung ausbrechen lassen würde.

Im Abtei schräg gegenüber sitzt eine attraktive Frau, die dasselbe macht, wie der Autor:
Nichts! Welche große Seltenheit! Bis sie ihn anspricht und seine Gedankenwelt auf den Kopf stellt.

Unglaublich unterhaltsam und humorvoll wird der Dialog zwischen den beiden fremden Menschen im Zug und die kurzweiligen Gedankengänge von Brünhofer zu den teilweise delikaten und intimen Fragen der Frau beschrieben.

Catrin Meyr ist klug und pessimistisch, was Langzeitbeziehungen angeht und möchte von dem gefeierten Schriftsteller alles über die Liebe erfahren - vor allem über seine Frau Gina. Ihre symphatischen Art macht es Brünhofer unmöglich, die Antworten zu verweigern.
Oder ist es doch eher sein etwas verklärter Blick auf die attraktive Frau?

Die Zugfahrt entpuppt sich als eine Fahrt in die tiefen Gefühle einer wundervollen Liebesbeziehung, welche im Laufe der Zeit ihre Höhen und Tiefen hatte,
aber an Intensität gewonnen hat.

Sein Blick auf das Gefühl, Zeit ohne seine Liebe zu verbringen, dringt in mich als Leserin ein,
wie ein warmer Sonnenstrahl.

Der Autor erklärt Catrin, dass man nicht alles erfahren haben muss, um darüber zu schreiben.

„Man muss nur eine Ahnung davon haben.“
Wie zum Beispiel von der Liebe.

„Man muss sie sich vorstellen können. Die Vorstellung ist kräftiger als die Erfahrung. Die Vorstellung lebt von der Fantasie. Die Erfahrung macht sie zunichte. „ (Seite 31)

Catrin vermag es mit ihrer direkten Art die Gedanken und Emotionen des zurückhaltenden Autors Brünhofer in Bezug auf seine Beziehung herauszulocken. Seine distanzierte, sachliche und kluge Sprechweise zeigt jedoch die Innigkeit einer Langzeitbeziehung auf.

Was für ein unglaublich geschickter Roman über die Liebe.
Glattauer versteht es mit seinem Schreibstil tiefsinnige, intellektuelle Dialoge entstehen zu lassen und das Herz zu erwärmen.

Daniel Glattauer lenkt unseren Blick nur in eine Richtung und überrascht uns zuletzt mit einer unerwarteten Wendung.

Die Zusammenführung der beiden Personen im Zug ist ein Auftakt: eine Reise in ein neues Leben

Glattauer überzeugte mich auch mit diesem Roman wieder mit seinem feinfühligen Stil und seiner herausragenden Sprachgewandtheit. Für mich ein absolut zauberhaftes Highlight.
4,5 Sterne

Bewertung vom 14.02.2025
Es geht mir gut
Anthony, Jessica

Es geht mir gut


ausgezeichnet

„Es geht mir gut“ von Jessica Anthony wurde aus dem Amerikanischen übersetzt von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck.
Verlag: Kein&Aber

Die Autorin erzählt in ihrem Roman über eine Ehe im Jahr 1956.
Virgil hatte sich im Krieg den Knöchel verstaucht, jedoch die Lüge eines gebrochenen Knöchels daraus gemacht, und nutze die Chance nach Hause geschickt zu werden. Er hinkte noch etwas, um bei den Mädchen Eindruck zu schinden und lernte auf Krücken gestürzt die große, schlanke und erfolgreiche Tennisspielerin Kathleen in der Bibliothek der University of Delaware kennen.
Kathleen wusste schon damals, dass er ein Schwindler war.

Die beiden heirateten und führten von Beginn an eine Ehe mit Geheimnissen, Lügen, Täuschungen und unerfüllten Sehnsüchten. Die Autorin lässt uns einen schonungslosen Blick auf die fragile Dynamik der Ehe werfen, die auf unausgesprochenen Wahrheiten beruht. Jessica Anthony zeigt uns durch ihre präzise Sprache und subtile Beobachtung ein tiefgründiges Porträt einer Ehe.

Die Komplexität menschlicher Beziehungen wird durch diesen Tag im November aufgezeigt. Kathleen steigt in den Pool und verlässt diesen nicht mehr. Im Wasser treibend, aufgedunsen und doch unglaublich klar lässt sie ihr Leben Revue passieren. Und stellt sich die Frage, ob es so bleiben soll?
Aber zuerst muss Virgil sprechen, er bekommt seine Chance zuerst die Wahrheit zu sagen. Kathleen hat mehr Ausdauer und die Dinge werden sich ändern, ob sie es will oder nicht.

„Kathleen war noch nicht bereit, aus dem Pool zu steigen. Sobald sie draußen war, würde alles wieder so sein wie immer, normal, und normal war nicht mehr länger hinnehmbar.“ (Pos. 1559)

Virgil kümmert sich nicht ernsthaft um seine Frau, geht dem gewohnten sonntäglichen Kirchgang und Golfspiel nach. Er versucht verzweifelt seine Ehe aufrecht zu halten. Seine Frau soll funktionieren, er liebt sie und doch lässt ihn dieser Tag nachdenken. Er möchte endlich die Wahrheit sagen, die Vergangenheit aufarbeiten und in die Zukunft blicken. Er war bereit oder?

Die Autorin zeichnet ein einfühlsames und zugleich unbehagliches Buch. Die Geschichte dieser Ehe zeigt auf, wie schwer es ist, die Wahrheit in Beziehungen zu finden oder zu akzeptieren.

Ich habe das Buch in einem Ruck durchgelesen, der Schreibstil war klar und präzise, die Charaktere gut ausgearbeitet und die Tatsache, dass sich alles an diesem einen Tag abspielt sehr faszinierend und unglaublich gut zur Geltung gebracht. Eine Beziehung aus dem Jahr 1956 und doch nicht in der Vergangenheit behaftet.

Jessica Anthony zeigt mit diesem schmalen Roman auf, dass unter der Oberfläche alltäglicher Beziehungen oft ein ganzes Universum an Emotionen, Geheimnissen und Lügen verborgen liegt.

Bewertung vom 13.02.2025
Jasper Field (eBook, ePUB)
Jarr, Simon

Jasper Field (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Jasper Field“ von Simon Jarr

Wow, was für ein packender und interessanter Debütroman.

Simon Jarr hat mich mit seinem Debütroman von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt. Anfangs haben mich die 848 Seiten etwas abgeschreckt, doch der flüssige und gleichbleibend interessante Schreibstil sind ein echter Pageturner!

Ich bin durch die Seiten geflogen und konnte nicht genug von den beiden jungen Männern bekommen.

Max Sandberg, ein junger Erbe des riesigen Verlagsimperiums gerät in Verschwörungen ungeahnten Ausmaßes und deckt Geheimnisse seiner Eltern auf, die besser im Verborgenen geblieben wären.
Als Jasper Field in das Leben des jungen Sandberg stolpert, verändert sich alles. Jasper ist charismatisch und geheimnisvoll, zugleich ruppig, abgebrüht und scheinbar ohne Empathie - eine faszinierende Figur, die dem Roman die gewisse Würze gibt.

Der Autor lässt uns durch seine detaillierte Beschreibung in die Szenen eintauchen. Auch wenn manche Passagen ausführlicher als notwendig dargelegt wurden, tut das der Spannung keinen Abbruch. Jede neue Enthüllung über die Vergangenheit lassen mich als Leserin miträtseln und sorgen dafür, dass man das Buch immer weiter lesen möchte.
Ein brillantes Debüt voller Intrigen, Geheimnisse und überraschender Wendungen. Wer atmosphärische, rätselhafte Geschichten liebt, wird Jasper Field verschlingen.
Simon Jarr hat mich mit seinem Roman restlos begeistert.

Absolute Leseempfehlung und keine Scheu vor dem dicken Schmöker. Es liest sich in einem Rutsch und hält einen nachts wach.

Bewertung vom 03.02.2025
Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


gut

„Das Dinner“ von Emily Rudolf
Verlag: Scherz


Der Thriller „Das Dinner“ weckte große Erwartungen; das Setting wurde perfekt gewählt- zwischen einem Krimi-Dinner in dem abgelegenen Restaurant The Ark in der Eifel und dem Radiant-Ryft- Festival auf der Halbinsel Jabe wird in Zeitsprüngen über das Verschwinden von Maria, den Intrigen und Lügen der Freunde in der Vergangenheit erzählt.

Nach Marias Verschwinden lösten sich die Freundschaften auf. Nur einmal jährlich versuchte Jonathan die alte Clique zusammenzuholen. Es klappte bisher immer nur digital, dieses Mal wollte Jonathan das Wiedersehen in echt abhalten.

Es sollte ein gelungener Rätselspaß bei einem Krimi-Dinner, veranstaltet von Jonathan und seiner Freundin Lotta, werden. Eingeladen wurde die alte Clique - nur Maria fehlt. Sie ist vor fünf Jahren bei dem gemeinsamen Festivalbesuch verschwunden.
Da es eine Abschiedsnachricht gab, stellte die Polizei keine Nachforschungen an. Nur Hanna, ihre beste Freundin, bezweifelt, dass Maria das Festival freiwillig verlassen hat.
Das Spiel sorgt für Verwirrung unter den Freunden. Die Rollen sind sehr stark auf die einzelnen Charaktere zugeschnitten und auch die Handlung erinnert immer mehr an das Verschwinden von Maria. Erinnerungen kommen hoch, es tauchen Fragen auf, die von einzelnen Personen nicht beantwortet werden möchten und so steigern sich die Freunde in ein Spiel, welches mit der Realität verschmilzt. Wer steckt hinter diesem Spiel? Wer möchte die Vergangenheit aufarbeiten? Ist es vielleicht Maria, die dieses Szenario inszeniert hat?

Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht, da der Schreibstil sehr flüssig und das Setting sehr atmosphärisch ist. Das abgelegene Restaurant mitten im Wald, ohne Fahrzeug vor der Türe erzeugt eine gewisse Unbehaglichkeit und sorgt für die richtige Stimmung. Auch die Grundidee, dass die Figuren alle mit dem Verschwinden von Maria in Verbindung stehen können, fand ich spannend. Der Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren war eine gute Wahl, um die Dynamik und die Motive innhalb der Gruppe darzustellen.

Allerdings hatte ich Schwierigkeiten mit den Protagonisten warm zu werden. Sie wirkten durchweg unsympathisch, voller Neid und Lügen. Besonders Tristan stach negativ heraus, sein Verhalten ließ ihn fast schon berechnend erscheinen. Hanna hätte eine interessante Figur abgeben können, doch ihre psychische Verfassung wurde zwar gut beschrieben, aber nicht so genutzt, das es echte Spannung erzeugte.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Langatmigkeit des Buches. Es gibt spannende Momente, doch der große Nervenkitzel blieb aus. Obwohl ich sehr neugierig war, was mit Maria passierte, zog sich die Handlung. Zudem waren einige Drogen-/Sexszenen unnötig und haben weder die Geschichte vorangebracht, noch waren diese sonderlich gut lesbar.

Das Ende hat mich nicht überrascht, leider blieben einige Fragen offen.

Der Thriller hatte großes Potenzial - die Grundidee, das Setting und die psychologischen Aspekte hätten für eine packende Geschichte sorgen können. Die Charaktere waren schwer zugänglich und die Umsetzung hat mich nicht überzeugt. Dennoch war die Grundidee und das Setting sehr gelungen und es gab einige Wendungen, die den Thriller interessant machten.


Leider wurde das Potenzial meines Erachtens nicht ganz ausgeschöpft. Wer Interesse an psychologischem Tiefgang hat, könnte hier dennoch auf seine Kosten kommen. Von mir gibt es 3 Sterne für diesen Thriller.

Bewertung vom 31.01.2025
Deep Fake
Konrad, Cleo

Deep Fake


ausgezeichnet

„Deep Fake“ von Cleo Konrad, gesprochen von Daniela Bette-Koch
Verlag: Lübbe Audio 
Spieldauer: 15 Stunden 20 Minuten
Was man im Internet sieht, sollte man immer hinterfragen. 
Deep Fake kann überall und jedem passieren.
Cleo Konrad schreibt einen unglaublich packenden, raffinierten und vielschichtigen Thriller mit einer fesselnden Handlung.
Das Hörbuch wurde eindrucksvoll und mitreißend von Daniela Bette-Koch gesprochen, wodurch die Geschichte lebendig und atmosphärisch wirkt. Das Hörbuch fesselt vom ersten bis zum letzten Kapitel.
Mira ist Lehrerin und fassungslos, als sich ein anzügliches Video von ihr zuerst in ihrer Klasse und dann im Internet verbreitet. Sie ist nicht diese freizügige provokante Frau auf dem Video, doch es ist ihr Gesicht, ihr Körper und ihre Stimme. Wer soll ihr glauben, dass es sich um ein Deep Fake handelt?
Ihre Suche nach dem Täter führt sie zu ihrer früheren Freundin. Zurück in ein Dorf, welches Mira nie wieder betreten wollte. Zu groß ist die Schuld was sie damals, in jungen Jahren auf sich genommen hat. Aber nicht nur sie ist eine Lügnerin und Schuldig, auch alle anderen aus der Clique. Mira wird im Dorf bereits erwartet und ihr Gefühl, dass es ein Fehler war, zurückzukehren wird immer stärker.
Cleo Konrad beeindruckt mit ihrem packenden Schreibstil. Die Handlung ist raffiniert konstruiert und voller überraschender Wendungen. Man fiebert mit der Protagonistin mit und hinterfragt gleichzeitig, wem man noch trauen kann. Die Autorin hat die Charaktere hervorragend gezeichnet; Mira wird vielschichtig beschrieben, ihr Kampf mit den Schatten der Vergangenheit wird gut ausgearbeitet. Die Emotionen wie Verzweiflung, Wut und Entschlossenheit wirken authentisch und greifbar. Die Nebenfiguren sind undurchsichtig und mit eigenen Beweggründen gezeichnet, welche peu à peu ans Licht kommen. Die einzelnen Charaktere tragen zu einer düsteren Atmosphäre bei.
Cleo Konrad baut mit Ihrem Erzählstil einen guten Spannungsbogen auf. Die Sprecherin verleiht mit ihrer ausdrucksstarken Stimme den Charakteren Leben und geben die unheilvolle Stimmung sehr gut wieder. Die Betonungen und das Tempo sind genau richtig dosiert, um mich als Leserin in diesen hochaktuellen Thriller hineinzuziehen.
Die Story ist erschreckend realistisch und hochaktuell- absolute Hör-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 24.01.2025
Bavarese
Reisinger, Leo

Bavarese


ausgezeichnet

„Bavarese“ von Leo Reisinger
Verlag: Heyne

Eine Liebe zwischen Kokain und Gemüse, ein Kampf um ein begehrtes Wiesn-Zelt und Münchners High Society zwischen italienischer Mafia.

Reisingers Debütroman holt mich als Leserin in ein unbekanntes München; frühmorgens in der Großmarkthalle wird gefeilscht, und es herrscht das Motto: „Viel Haben kommt von wenig Geben.“ (S.19)

Und doch findet man auch Menschen mit Herz, und denen ist der Charakter noch ein bisschen wichtiger als Geld.

Lene, alleinerziehende Gemüsehändlerin, kämpft um jeden Cent. Oftmals kann sie die Lieferanten nicht bezahlen und muss anschreiben lassen. Jede noch so kleine Verzögerung in der Bezahlung ihrer Kunden ist gravierend für die junge Frau. Erschwerend kommt hinzu, dass sie oftmals ihren kleinen Sohn Luca mitnehmen muss.

Brunner, ein großer Gemüselieferant, half Peiffer, einem mittlerweile sehr renommierten Gastronom der Münchner Schickeria seine Restaurants aufzubauen. Er beliefert ihn seit Jahren und einiges läuft am Finanzamt vorbei. Beide Männer profitieren jahrelang voneinander bis Pfeiffer auf die Idee kommt, ein Zelt auf der Wiesn zu bekommen. Nun muss er sauber wirken fürs Finanzamt und kündigt Brunner seinen Vertrag.

Sepko, Brunners rechte Hand, lernt Lene und ihren Sohn auf dem Markt kennen. Er ist fasziniert von der Frau und versucht ihr zu helfen. Aber auch Pfeiffer hat ein Auge auf die junge Frau geworfen. Er beeindruckt nicht nur mit seiner charmanten Art, sondern auch mit seinem Einfluss und seinem Reichtum.

Reisinger zieht uns in ein München, das wir nicht kennen; seine Charaktere sind erfrischend und natürlich, sehr authentisch und vor allem sympathisch. Kurzzeitig fährt er mit uns nach Italien, zeigt, was geschieht, wenn man sich gegen „die Familie“ auflehnt. Zwischen Krimi und Liebesgeschichte lässt uns der Autor einen Einblick in das Leben der Münchner Schickeria und der Vetternwirtschaft erahnen. Auch werden die Themen Geldwäsche, Prostitution und die „sauberen“ Politiker/Beamten thematisiert. Das Buch liest sich flüssig und der Autor fesselt mit seinem Schreibstil.

Der bayerische Lebensstil wird authentisch vermittelt, und das Buch unterhält hervorragend.

Bewertung vom 16.12.2024
Nachtwald
Walsh, Tríona

Nachtwald


sehr gut

„Nachtwald“ ein Thriller von Triona Walsh wurde übersetzt von Birgit Schmitz und gelesen von Christiane Marx
Verlag: Fischer
Hörbuchdauer: 11 Stunden und 7 Minuten
Hörbuchverlag: Argon Verlag

Der spannende Prolog gleich zu Beginn des Buches zieht mich als Hörer:in in den Bann. Was ist passiert und warum werden Lizzy und ihre Mutter wie Wild durch den Wald gejagt?

Lizzy wurde nach Monaten trocken aus der Entzugsklinik entlassen; ihre Mutter Claire, ihr Bruder Liam und George, der neue Mann ihrer Mutter, holen sie ab, um ein Familienwochenende in Butler Hall, dem Familienbesitz von George zu verbringen. Unverhofft taucht dort auch seine Tochter Freya mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Hudson auf. Das Herrenhaus ist teilrenoviert und liegt tief im Wald. Es ist nur zu Fuß erreichbar und komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Handyempfang hat man nur bedingt am Ende des weitläufig Grundstücks.

Ein ungebetener Gast erscheint und als am nächsten Morgen eine Leiche entdeckt wird, steht fast jeder in Verdacht. Doch zu Lizzy‘s Entsetzen möchte man den Mord vertuschen und hier sind alle einer Meinung. Was passiert auf Butler Hall? Warum benimmt sich ihr Bruder Liam so komisch?
Lizzy steht vor einem Rätsel und als sie ein Gespräch belauscht, versucht sie verzweifelt ihre Mutter zur Abreise zu bewegen. Doch Claire glaubt Lizzy nicht und hat selbst ein Geheimnis zu verbergen.

Lizzy findet alte Briefe der Familie Butler und entdeckt dort sorgfältig verborgen einen Mord. Ihr Unbehagen wird immer größer, die Angst vor George setzt ihr sehr zu. Hat er die Briefe versteckt? Hat er diese als Vorlage für seine Zwecke genutzt?
Wie steht dies alles in Zusammenhang und warum bleiben alle anderen Besucher des Herrenhauses so ruhig?

Die Autorin hält von Beginn an den Spannungsbogen weit oben. Das Setting und die düstere Atmosphäre ziehen mich in die Story. Triona Walsh beschreibt uns einen dunklen Ort im
Wald, ohne Netz, mit nur einer bestimmten Auswahl an Personen und einem Mord. Niemand kann entkommen, es gibt keine Gelegenheit zur Flucht. Durch den dunklen Wald ohne Ortskenntnisse ist zu riskant. Die Zivilisation ist weit entfernt und genau diese Situation nutzt die Autorin und schürt die Angst.

Sie stellt die Charaktere sehr authentisch dar, die Protagonisten sind alle undurchschaubar und niemand kann dem Gegenüber vertrauen.
Der Thriller wird mit sehr vielschichtigen, raffinierten, aber auch sehr gewagten und teils nicht schlüssigen bzw. nachvollziehbaren Plots aufgewertet.
Im Finale wurde nochmals sehr viel eingefügt und meines Erachtens machte dies den Thriller eher unglaubwürdig. Sehr schade, deshalb ein Punkt Abzug.

Wer gerne düstere Thriller in einem abgelegenen Setting bevorzugt ist hier genau richtig.
Triona Walsh zieht bis zuletzt die Fäden, die Irreführungen werden aufgelöst.

Die Sprecherin Christiane Marx konnte sehr gut die düstere Atmosphäre vermitteln. Ihre ruhige Art zog mich als Hörerin tief in die Story.

Mit diesem Thriller wurde ich sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 14.12.2024
Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume
Kim Jiyun

Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume


ausgezeichnet

„Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“ von Kim Jiyun handelt von einem wohlriechenden Waschsalon in Seoul, in welchem die Menschen nicht nur ihre Wäsche waschen, sondern auch ihre Sorgen loswerden können.
Verlag: Limes / Penguin Random House Verlagsgruppe

Der Binggul-Binggul-Waschsalon ist nicht nur etwas günstiger, es duftet auch ungewöhnlich gut in diesem Salon. Herr Jang geht eines Tages dorthin, um die mit dem Urin durchtränkte Decke von seinem Hund Jindol zu waschen. Dort angekommen findet er ein Tagebuch mit dem anonymen Eintrag:

„Ich bin des Lebens überdrüssig. Warum ist es so schwer?“

Herr Jang antwortet auf diese Zeilen mit seiner aufrichtigen Art.
Ist es die Frau mit den blutunterlaufenen Augen, die gerade den Salon verlassen hat, welche die Nachricht geschrieben hat? Er ist neugierig und macht sich Sorgen um die junge Frau.

Herr Jang ist verwitwet und lebt in einem großen Haus mit seinem geliebten Hund Jindol. Sein Sohn, versucht ihn zu überreden, dass Haus umzubauen und zu vermieten. Er verdient als Arzt sehr gut, schickt jedoch seinen Sohn in eine Schule nach Kalifornien und seine Frau wird ihn begleiten. Er möchte kein durchschnittliches Leben für seinen Sohn, er möchte ihm mehr Möglichkeiten bieten und das kostet viel Geld.

Mira kümmert sich seit zwei Jahren um ihre Tochter Nahi und das Geld ihres Mannes für die Lebenshaltungskosten reicht hinten und vorne nicht. Sie können sich nichts leisten und selbst die Miete für ihre derzeitige Wohnung ist kaum zu stemmen. Der günstigere Waschsalon zieht auch sie an, vor allem nachts kann sie dort in Ruhe ihre Gedanken schweifen lassen.

Han Yeoreum ist Schreibassistentin und ihr Traum ist es, Drehbuchautorin wie ihre Chefin zu werden. Auch sie findet den Weg zum Binggul-Binggul-Waschsalon; ihre Chefin hat einen Sauberkeitsfimmel und Yeoreum flüchtet mit den Vorhängen vom Büro in diesen Salon. Sie versucht der Enttäuschung und der Schmach zu entkommen, dass eine jüngere Kollegin vom
Fernsehsender einen Anruf wegen ihrem Drehbuch erhalten hatte.

Hajun, ein Straßenmusiker mit einem Teilzeitjob im Mini-Markt, der vergeblich auf seinen Durchbruch wartet, findet das Tagebuch im Waschsalon und hinterlässt einen Eintrag.

Yeonwoo, Kunststudentin und derzeit Mittelpunkt von Gerüchten an der Uni, flüchtet sich in den Waschsalon und öffnet ihr Herz dem Tagebuch. Ihr Eintrag zeigt ihre herbe Enttäuschung der letzen Beziehung.

Sewoong, Yeonwoos Nachbar, der seinen Traum als Polizist nicht verwirklichen konnte, kommt in den Salon um seine Kleidung für den Weggang nach Hawaii zu waschen.

Die Personen schreiben ihre Ängste und Sorgen in das Tagebuch und ihre Schicksale verweben sich miteinander. Herr Jang selbst mit seinem geldgierigen Sohn gestraft, ist für die Gemeinschaft da und findet selbst Halt.

Die Autorin zeigt auf, wie wir einander helfen und wertschätzen können. Wie wichtig der Zusammenhalt für Menschen ist und wie herzerwärmend der Zuspruch anderer Menschen ist.
Ein warmherziger Roman, der Hoffnung gibt und uns aufzeigt, wie wichtig Mitgefühl und Menschlichkeit für jeden Einzelnen sind.

In dem Roman klärt sich auch das Geheimnis des Tagebuchs und das Schicksal des Besitzers.

Ein Wohlfühlroman mit Tiefgang, der uns zum Nachdenken anregt und in uns den Wunsch eines Binggul-Binggul-Waschsalon hervorruft.

Kim Jiyun zeichnet die Charaktere bildhaft, sympathisch und authentisch. Sie verbindet geschickt deren Schicksale und führt alles an dem unspektakulären Ort in Seoul zusammen.

Ein Highlight aus Südkorea, sehr empfehlenswert nicht nur für Fans der koreanischen Literatur.

Bewertung vom 03.12.2024
Die Vegetarierin
Kang, Han

Die Vegetarierin


gut

„Die Vegetarierin“ von Han Kang wurde in 5 Stunden und 32 Minuten sehr authentisch von Rike Schmid, Devid Striesow und Thomas Loibl gelesen. 
Verlag: Finch & Zebra /argon edition
Mit diesem Roman zeigt uns die Autorin die Zerbrechlichkeit der Psyche und des Körpers auf. Mit ihrer intensiven Wortwahl, ihrem ungewöhnlichen Schreibstil und ihrer poetischen, freien Sprache nimmt uns Han Kang mit in eine unvorstellbare Welt.
Yong-Hye träumt einen sehr seltsamen, grausigen Traum und kann ab diesem Zeitpunkt kein Fleisch essen; noch schlimmer, sie erträgt es nicht mehr in ihrem Kühl-/Gefrierschrank und beginnt alles wegzuwerfen. Ihr Mann versteht die Welt nicht mehr und schon gar nicht seine doch sorgsam, ausgesuchte Frau. Was ist passiert? Auch will sie keinen Sex mehr mit ihm, angeblich riecht er aus allen Poren nach Fleisch.
Niemand kann sie dazu bewegen Fleisch zu essen und als ihr Vater übergriffig wird und ihr das Fleisch zwanghaft zuführen möchte, versucht sie, sich das Leben zu nehmen. Auf dem Weg zur „Metamorphose“ bzw. ihrem Ziel eine Pflanze zu werden, zerstört sie nicht nur sich selbst.
Ihr Schwager, ein Künstler, sieht in ihr ein Projekt und beginnt Yong-Hye für seine Kunst zu erwärmen. Blumen möchte er auf ihren Körper malen und strebt die Vereinigung der Pflanzen als Kunstwerk an.
Der ungewöhnliche Schreibstil der Autorin fesselt mich und stösst mich als Leser-/Hörbuchhörer:in in gleichen Teilen ab.
Die selbstzerstörerischen, schrecklichen Szenen verstören und die skurrile Vorstellung der Protagonistin, ohne Nahrungsaufnahme weiterhin zu leben und zur Pflanze zu mutieren ist skurril und nicht nachvollziehbar. Wahnsinn?
In-Hye, die Schwester von Yong-Hye, versucht, Verständnis für die Jüngere aufzubringen. Auch wenn ihr Mann ein schlimmes Vergehen an der physisch labilen Frau begangen hat, um seine „Kunst“ auszuleben. Und dadurch auch das Familienleben von In-Hye zerstört hat.
Die Geschichte der Vegetarierin wird aus drei Perspektiven erzählt. Durch den Perspektivenwechsel hat die Hörbuchhörer:in einen guten Blick auf das Leben der jungen Frau. Die Geschichte lässt sich dadurch immer wieder neu bewerten.
Das Buch regt zum Nachdenken an. Die Nahrung wird verweigert, der Ehemann lässt seine Frau in die Psychiatrie einsperren und verlässt sie; der Schwager vergeht sich an der Frau und nutzt diese für seine Zwecke aus. Auch die Eltern wenden sich ab, weil es unvorstellbar scheint, dass man kein Fleisch ist. Und ein solches Verhalten wird nicht hinterfragt, es wird nicht geduldet.
Nur ist es nicht das vegetarische Essen, dass die Psyche der Frau verändert. Es geht um Leben und Tod. Oder ist es Wahn, eine stille Revolution um Aufmerksamkeit in dieser Welt, in der Familie oder der Ehe?
Die Krankheit von Yong-Hye wird nicht richtig behandelt, keine Ursache gesucht und kein Verständnis für die Frau aufgebracht.
Nur die Schwester In-Hye sieht in ihrer jüngeren Schwester ein Abbild. Der Wahnsinn sucht sich verschiedene Wege und der Verstand kann versuchen, ihn in Schach zu halten. Wird es wirklich gelingen? Gibt es etwas im Leben, das den Ausbruch verhindert?
Ein verstörendes Buch, welches eine große Bandbreite an Interpretationen zulässt. Leider klärt sich vieles nicht auf, als Hörer:in habe ich viele offene Fragen.
Sprachlich ein sehr anspruchsvolles Werk, als Hörer:in konnte ich mich in die Protagonisten sehr gut hineinversetzen, sprachgewandt und bildlich wurden mir alle Charaktere sehr gut näher gebracht.
Auch wenn die Autorin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, bin ich nicht sicher, ob ich ein weiteres (Hör-) Buch erwerben würde. Persönlich ist es mir zu verstörend.

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