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RonjaL.

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 04.10.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


gut

Der Tag vor Heiligabend. Zwei Schwestern. Die eine mit perfekter Familie und mit Vorbereitungen für Weihnachten beschäftigt und die andere geschieden, labil und allein in ihrem Haus im Wald.
Esther, als die ältere Schwester, fühlt sich seit der Kindheit für ihre jüngere Schwester Sue verantwortlich. Und seit dem „Ereignis“ am letzten Weihnachtsfest, ist klar: Sue braucht Hilfe. Und so macht sich Esther zu einem Besuch auf. Doch Sue ist darüber alles andere als begeistert und löst damit bei ihrer Schwester alle Alarmglocken aus.
Im Verlauf des Romans wird allerdings deutlich, dass nicht immer alles so ist, wie es zu Anfang scheint.

Judith Merchant lässt uns die Handlung aus der Sicht beider Schwestern erleben. So bekommt man zwei völlig unterschiedliche Sichtweisen von der Handlung. Esther und Sue sprechen das erste Mal in ihrem Leben wirklich miteinander und dem Leser wird nach und nach klar, wie gestört und schädlich ihre Beziehung ist. Und das schon seit der Kindheit.

Es ist schwierig, mehr über diese Beziehung und den Schwestern zu schreiben ohne zu viel von der Story zu verraten. Denn gerade dieses Gespräch, bei dem nach und nach mehr aufgedeckt wird, hat für mich den größten Reiz ausgeübt. Für mich war dieser Teil ein richtiger Pageturner.
Der Anfang des Buches, nur aus Esthers Sicht, hat mir nicht ganz so gut gefallen. Der ganze Weihnachtsstress, Tannenbaum, Geschenke, Ehemann und Kinder war ein bisschen zu viel und fast anstrengend zu lesen. Erst im Verlauf der Handlung wird klar, warum die Autorin sich dafür so viel Zeit genommen hat. Denn auch Weihnachten, Esthers Familie und besonders ihr Ehemann Martin spielen noch eine wichtige Rolle.

Das letzte Drittel des Romans hat mich dann allerdings ziemlich enttäuscht. Die Ereignisse haben irgendwie einen absurden übertriebenen Verlauf genommen, den ich nicht so ganz nachvollziehen konnte. Ich war sogar relativ genervt von den Protagonisten. Schade.
Auch würde ich „Schweig!“ nicht als Thriller bezeichnen. Die Angabe aus der Buchbeschreibung „intensives Kammerspiel um eine toxische Beziehung ...“ trifft es dagegen ziemlich gut.

Bewertung vom 24.04.2019
SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)
Lapidus, Jens

SCHWEIGEPFLICHT / Stockholm-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)


schlecht

Ein Mord an einem nicht zu identifizierenden Opfer. Benjamin, ein bewusstloser junger Mann als Verdächtiger. Emilie, eine junge aufstrebende und beruflich völlig überlastete Anwältin. Teddy, ein Ex-Knacki, Ex-Mitglied der jugoslawischen Mafia, der einst den Vater des Verdächtigen entführt hatte und jetzt als Privat-Ermittler für die Kanzlei der frischgebackenen Anwältin arbeitet. Mats, der Vater des Verdächtigen, ehemaliges Entführungsopfer, spielsüchtig mit engen Kontakten zur jugoslawischen Mafia, Selbstmörder. Nikola, Neffe von Teddy und ebenfalls in der Jugo-Mafia aktiv. Dazu konkurrierende Verbrechersyndikate, Drogenhandel, korrupte Polizisten, Wirtschaftskriminelle, Kinderschänder, Waffenhändler, ein offenbar überfordertes Justizsystem und diverse Familienmitglieder der handelnden Personen.

Kling verwirrend? Ist es auch.
Der Start ins Buch war spannend und vielversprechend. Doch nach und nach verliert sich der Autor in viel zu viele Handlungsstränge und füllt diese mit unnötigen Nebensächlichkeiten. Er kommt „vom Hundertsten ins Tausendste“, wie man so schön sagt. Hier trifft es zu.
Dazu wird die Handlung immer unübersichtlicher. Herr Lapidus packt einfach viel zu viel hinein, in seinen Roman. Für mich als Leser wurde es darum sehr schnell, sehr langweilig. Ich habe mich schon lange nicht mehr so durch ein Buch gequält, wie durch dieses. Mehr als einmal hätte ich am liebsten ganz aufgehört, aber da ich das Buch im Austausch gegen eine Rezension erhalten habe, habe ich durchgehalten, wenn ich auch im letzten Drittel vieles nur überflogen habe. Jeder hat seine Schmerzgrenze.
Das Ende, auch wenn wieder aufmerksam Satz für Satz gelesen, war dann leider eine ebensolche Enttäuschung wie der Rest des Buches. Irgendwie nur lapidar aufgeklärte Handlungsstränge mit einem wirklich unbefriedigendem Ende.

Die Beschreibung versprach Authentizität, Schnelligkeit und Direktheit.
Ersteres mag stimmen. Schnelligkeit? Die hätte ich mir so sehr gewünscht. Und Direktheit? Wenn damit der unerträgliche Slang gemeint ist, der in dem Buch vorherrscht, dann mag auch das stimmen.
Die Sprache war für mich übrigens genauso schwer zu ertragen, wie diese vielen Verwicklungen und Nebensächlichkeiten. Wer aber auf Sätze und Ausdrücke wie: „classy, stylisch, heftiges People-watching“, „streetsmart“, „Gehirnfrustration. Break down. Gedankenkreisel im Kopf“., „Fette Bullenvibes: überfallen Nikola. Und auch nicht – hier war etwas offenbar richtig verfickt.“ und „Dasselbe Gefühl heute: Spiderman-Einsatz.“, „Stattdessen: Geiseldrama Hollywoodstyle.“ steht, der ist hier richtig. Mir ging das irgendwann auf die Nerven.

Dazu passt noch ein weiteres Zitat aus dem Buch: „Stimmung: beschissen.“ Und zwar bei mir.

Bewertung vom 03.04.2019
Law of Attraction (eBook, ePUB)
Williams, Annie

Law of Attraction (eBook, ePUB)


gut

Lianna möchte mit ihrer Vergangenheit abschließen. Sie hat ein Haus in der Nähe von San Diego geerbt und ihre Freundin Skye hat ihr dort, in einer renommierten Anwaltskanzlei, einen Job als Schreibkraft besorgt. Die Arbeit macht Spaß, die Kolleginnen sind nett und alles könnte wunderbar sein, wäre da nicht der arrogante, unnahbare Anwalt Darren, der ihr das Leben schwer macht. Keine seiner Assistentinnen hält es lange bei ihm aus und Lianna muss immer öfter aushelfen und an seiner Seite arbeiten. Dazu verbirgt sich in Liannas Vergangenheit ein Geheimnis, das sie ihren Job kosten könnte.

Der Roman ist locker und leicht geschrieben und lässt sich schnell und flüssig lesen und der Einstieg in das Buch ist mir wunderbar gelungen.

Lianna war mir sofort sympathisch. Man erlebt die Handlung aus ihrer Sicht und bekommt mit, wie sie sich nach und nach in Bellblossom, ihrem neuen Zuhause, und der Anwaltskanzlei einlebt. Sie schließt neue Freundschaften und stürzt sich voller Elan in ihre neue Arbeit. Dazu erfährt man nach und nach etwas aus ihrer schwierigen Vergangenheit. Die Zusammenarbeit mit Darren erweist sich, erwartungsgemäß, als anstrengend, ist der doch ein sehr anspruchsvoller Chef. Fordernd und wortkarg.

Ein großer Teil der Handlung beschäftigt sich mit dem beruflichen Verhältnis der beiden.
Was dabei leider viel zu kurz kommt ist das Persönliche.
Die Buchbeschreibung verspricht „Eine sexy Office-Romance mit einem teuflisch heißen Boss“. Und das Cover impliziert dazu eine gehörige Portion Erotik. Beides trifft leider nicht zu. Es knistert kaum zwischen Lianna und Darren und die Erotik fällt leider komplett aus. Es gibt einige rare romantische Momente zwischen ihnen, aber insgesamt kommen die beiden sich nicht wirklich näher. Die Autorin bleibt hier sehr oberflächlich.

Genauso oberflächlich bleibt Darren. Als Charakter bleibt er doch sehr blass und viel konnte ich leider nicht mit ihm anfangen. Er legt sein distanziertes Verhalten erst gegen Ende des Buches ab, und die Erklärungen für seine unterkühlte Art konnte ich nicht so ganz nachvollziehen.

Insgesamt hat mir der erste Teil des Romans sehr gut gefallen. Es macht Spaß Lianna in ihrem neuen Leben und ihrem neuen Job zu begleiten. Dieser Teil war unterhaltsam und humorvoll. Doch dann ist die Geschichte immer mehr abgeflacht. Hier hat mir einfach das Miteinander zwischen Lianna und Darren gefehlt. Und irgendwie ist die Handlung auch nicht von der Stelle gekommen. In das Ende wiederum wurde viel zu viel hineingepackt und einiges wurde so nur sehr flüchtig abgehandelt.

Auch wenn der Roman nicht ganz das war, was ich nach der Beschreibung und dem Cover erwartet habe, und die Liebesgeschichte viel zu dürftig ausgefallen ist, war er doch recht kurzweilig und unterhaltsam. Und bekommt deshalb auch 3 Sterne von mir.

Bewertung vom 06.03.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

Vor 4825 Tagen verschwand die damals 23 jährige Studentin Lena aus München und bisher fehlte jede Spur von ihr. Doch jetzt wird eine Frau ins Krankenhaus eingeliefert. In einem Waldgebiet in der Nähe der tschechischen Grenze, ist sie vor ein Auto gelaufen und die Vermisstendatenbank weist etliche Übereinstimmungen mit Lena auf. Bei ihr ist Hannah. Ihre Tochter.

„Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.“
Und das stimmt. Lena kann ihrem Entführer entkommen, doch damit ist ihr Martyrium noch lange nicht vorbei.
Die Autorin lässt die Geschichte aus der Perspektive von drei Personen erzählen. Lenas Vater Matthias, Lena und Hannah. Und das tut sie unglaublich spannend, eindringlich und berührend.

Da ist zum einen das traumatisierte Opfer Lena, die tapfer versucht ihre Würde zu bewahren und wieder ein halbwegs normales Leben zu führen. Eine mühselige, und manchmal aussichtslos, erscheinende Aufgabe. Nach und nach erfährt der Leser was ihr zugestoßen ist.
Und Matthias, der die Hoffnung nie aufgegeben hat, seine über alles geliebte Tochter wiederzufinden. Er ist über die Jahre verbittert und zornig auf alles und jeden.
Dann Hannah. Sie hat bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sie zitiert wörtlich aus „dem Buch das alles weiß“, und erzählt von Ausflügen, die nie stattgefunden haben. „Robotorhaft“ und emotionslos.

Der Entführer kommt nicht zu Wort. Trotzdem ist er allgegenwärtig. „Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.“

Wirken diese verschiedenen Blickwinkel anfangs noch etwas verwirrend. Fügen sie sich doch recht bald zu einem schlüssigen, fesselnden aber gleichzeitig auch beklemmenden Ganzen zusammen.

Ein Thriller, der den Leser ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und auch nicht wieder loslässt. Nie wird es langweilig, es gibt immer neue Wendungen und auch das Ende war nicht vorauszusehen.
Ein großartiges Thrillerdebüt von Romy Hausmann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2019
Ein Tropfen vom Glück
Laurain, Antoine

Ein Tropfen vom Glück


ausgezeichnet

Paris, September 2017 , ein Mehrfamilienhaus in der Rue Edgar-Charellier 18.
Vier Menschen, sitzen beisammen und genießen ein guten Wein aus dem Jahr 1954.
Bob, der Tourist aus den USA, der sich mit dem Besuch von Paris einen lang gehegten Traum erfüllt. Die Restaurateurin Magalie, die alle wegen ihres Cothic-Aussehens nur Abby nennen. Der Barmann Julian, der ganz angetan von Magalie ist, und Hubert, dessen Familie das Haus einst erbaut hat und der eine enge Verbindung zur Familengeschichte und dem Haus hat.
Am nächsten Morgen ist nichts mehr wie es war. Die vier sind ins Jahr 1954 zurückversetzt worden.

Wer jetzt aber eine spannende und atemlose Suche nach einem Weg zurück ins Jahr 2017 erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Natürlich suchen auch unsere vier Protagonisten einen Weg zurück, aber das spielt hier nur eine Nebenrolle. Die Hauptrolle spielt hier eindeutig das Paris der 50er Jahre. Der Autor Antoine Laurain lässt diese Zeit wieder auferstehen. Und das macht er großartig. Man hat die Stadt und ihre Bewohner förmlich vor Augen.
Auch die Firguren sind ihm hervorragend gelungen. Nicht nur die Hauptcharaktere, sondern auch die Nebenfiguren sind sehr liebevoll beschrieben.

Mit Bob besucht der Leser nicht nur den Eiffelturm und die Mona Lisa, sondern auch die Basilika Notre-Dame-des-Victoires, in der dieser um ein Wunder bittet. Magalie begleiten wir auf der Suche nach ihrer geliebten Großmutter, die damals im gleichen Alter wie Magalie ist. Julian kreiert in der berühmten „Harry’s New York Bar“ nicht nur einen neuen Cocktail, sondern trifft den legendären Barkeeper Harry persönlich. Und Hubert lernt Mitglieder seiner Familie kennen und kommt einem Geheimnis auf die Spur.
Zusammen treffen die vier auf viele bekannte Persönlichkeiten, wie Dalí, Claude Chabrol, Audrey Hepburn, Édith Piaf oder Jean Gabin.
Im Verlauf der Geschichte kommen sich die vier Zeitreisenden, die sich bisher kaum kannten, näher und werden sogar zu Freunden.

Antonine Laurain erzählt auf leichte, gefühlvolle und bezaubernde Weise und zieht den Leser sofort in seinen Bann. Ein wunderbares Buch, das nicht nur seine Protagonisten, sondern auch seine Leser in eine andere Zeit entführt.

Bewertung vom 30.01.2019
Tödlich ist die Versuchung
Jacobsen, Gina

Tödlich ist die Versuchung


schlecht

Nur kurz zum Inhalt:
Emanuela ist unfähig eine längere Beziehung aufrecht zu erhalten. Der frühe Tod des Bruders vor 18 Jahren, dazu das Ende ihrer ersten großen Liebe nur kurz davor, haben bei ihr offenbar ein Trauma hinterlassen.
Der Beziehungscoach Bernhard Rett soll helfen. Und das tut er, indem er Emanuela aufträgt, verschiedene Männer zu verführen. Doch dann sterben diese Männer einer nach dem anderen.

Der Verlag verkauft „Tödlich ist die Versuchung“ von Gina Jacobsen dreist als Thriller. Eigentlich eine Frechheit, denn das ist dieser Roman auf keinen Fall. Vielleicht wäre er in der Rubrik „Erotik“ besser untergebracht. Obwohl, wirklich erotisch ist er eigentlich auch nicht.

Er ist dazu auch nicht besonders gut. Eine absurd konstruierte Handlung, eine unsympathische, alberne Protagonistin und jede Menge Langeweile.

Die erste Hälfte vergeht damit, dass Emanuela verschiedene Männer verführt. Wobei ihre „Verführung“ darin besteht, sich sexy/halbnackt zu kleiden und die Männer „heiß“ zu machen. Wenn die vor Erregung anfangen zu sabbern, lässt sie sie stehen. Denn Männer wollen ja schließlich jagen. Irgendwann dürfen sie dann doch ran und je härter, desto besser. Was tut man nicht alles für die „Therapie“. Wenn diese zahlreichen „Erotikszenen“ wenigstens aufregend geschrieben wären, könnte man dem ganzen ja noch etwas abgewinnen. Aber prickelnd war in diesem Buch nur der Sekt, der hier literweise von Emanuela und ihren beiden Freundinnen getrunken wurde. Wohlgemerkt, Emanuela ist Mitte 30, erfolgreiche und angesehene Psychologin und Wissenschaftlerin. Kein Teenager, der gerade austestet wie er beim anderen Geschlecht so ankommt. Allein, das sich so eine Frau auf die obskure Behandlung von Herrn Rett einlässt, ist kaum nachvollziehbar. Wie auch so ziemlich alles andere in diesem Roman nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar ist. Z.B. die Farben, die Emanuela an anderen Menschen wahrnimmt. Jeder bekommt eine Farbe, eine Erklärung bekommt der Leser jedoch keine. Überflüssig. Ein Beispiel von vielen.

Nach der Hälfte stirbt dann „endlich“ der erste Lover/Versuchsobjekt von Emanuela. Doch erst im letzten Drittel entwickelt sich dann so etwas wie ein Kriminalfall und es kommt kurz Spannung auf. Doch das Ganze wird dann doch schnell abgehakt und wirkliche Überraschungen bietet die Auflösung auch nicht.

Tut mir leid, aber das war so ziemlich die albernste Story die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Nicht die langweiligste, aber fast. Dabei ist der Schreibstil der Autorin gar nicht mal so schlecht, durchaus flüssig, leider schafft sie es nicht annähernd für Spannung zu sorgen.
Immerhin das Cover ist toll geworden. Wenn jetzt noch das Wort „Thriller“ entfernt wird, passt es.

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