Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ikatzhorse2005

Bewertungen

Insgesamt 204 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2024
Komm schon, Baby!
Berg, Ellen

Komm schon, Baby!


ausgezeichnet

Komm schon Baby! von Ellen Berg (atb)
Das passt doch alles nicht zusammen. Vielleicht ein Fall von Persönlichkeitsspaltung? Erotisch motivierte Schizophrenie? Dr. Jekyll und Mr. Hyde in Gestalt eines smarten Allergologen?
Ja, genau, undThermomix ist der Heizungsmonteur von Asterix und Obelix, flüstert eine fiese kleine Stimme in meinem Ohr. Man nennt es Seitensprung, Juli. S.58
Juli rutscht mit ihren 38 Jahren in eine ziemlich verzwickte Situation. Als Hebamme steht sie mit beiden Beinen fest im Leben. Eigentlich müsste sie sich mit Schwangerschaftsverhütung bestens auskennen. Doch sie fordert das Schicksal heraus und nun zieht es ihr und ihren Gefühle den Boden unter den Füßen weg. Wie so oft spielen die Männer eine tragende Rolle, werden gebauchpinselt oder bekommen ihr Fett weg.
Dieses Mal geht es rund ums Kinderkriegen in Ellen Bergs „Komm schon, Baby!“. Natürlich verhilft sie ihrer sympathischen Protagonistin Juli in die ein oder andere problematische Situation. Dabei bringt sie die Thematik mit Witz und Spontanität auf den Punk. Alltäglichkeiten werden aufgebauscht, klischeehafte Figuren kreiert, Wortspiele zur höchsten Kunst getrieben sowie überspitzte Dialoge geführt. Dies alles in einem Tempo, welches jeder Zeile höchstes Vergnügen entlockt. Gepaart mit dem lustigen Cover entspricht dieser Roman meinen Vorstellungen von einem gelungenen Gesamtpaket. Ellen Berg versteht es glänzend zu unterhalten. Die Texte lesen sich mit einer zielstrebigen Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht.
Immer wieder ein Genuss und einen Lacher wert!

Bewertung vom 06.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


gut

Windtärke 17 ein Roman von Caroline Wahl (Dumont Verlag)

Ida lebt keineswegs in einer heilen Welt. Ihr junges Leben ist durchzogen von Schwierigkeiten, ausgehend von einer alkoholkranken Mutter. Diese stirbt. In Folge dieses Schicksalschlags muss sich Ida mir ihren Gefühlen und Emfindungen auseinander setzen. Da ist jede Menge Trauer gekoppelt mit Schuld und einer riesigen Wut, die sich immer wieder als großer Wutklumpen in ihrem Bauch formt.
Dieser Roman ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod, der Vergänglichkeit des Seins und dem Auf und Ab des Lebens. Dabei bleibt die Hauptprotagonistin unberechenbar für mich. Ich verstehe ihre Gefühle und auch deren Ausmaß. Und doch empfand ich, mit zunehmender Seitenzahl, ihre Gedanken, Ausbrüche, Aktionen als zu viel, wiederholend und krass. Naiv passend für einen Teenager jedoch unpassend für eine junge Frau.
Auch hinsichtlich des Textes bin ich zwiegespalten. Er liest sich nicht gerade einfach, im Wechsel wörtliche Rede, dann Züge eines Theaterstücks, Name plus Doppelpunkt. Ida denkt einen Satz und wiederholt ihn dann per Aussage oder auch nicht. Das Ganze liest sich so einzigartig und problematisch, wie Ida selbst.
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Aus einer persönlichen Motivation heraus, vielleicht um den eigenen Verlust erträglicher zu machen, wollte ich die Zeilen von Caroline Wahl unbedingt lesen. Doch nach einem großartigen Beginn empfand ich „Windstärke 17“ eher deprimierend.
Trotz meiner Kritk gab es auch wundervolle Szenen, tiefgründige, berührende Aussagen, nachvollziehbare Charaktere, die durch die Geschichte tragen. Die aufkeimende Liebesgeschichte mit Leif und das versöhnliche Ende geben Hoffnung.
Ich lasse ein wenig Zeit versterichen und werde mich dem Debüt und dem Vorgänger-Roman der Autorin zu gegebener Zeit widmen.

Bewertung vom 01.05.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Das andere Tal von Scott Alexander Howard (Diogenes Verlag)
Als ich die Abfolge betrachtete, wurde mir klar, dass sich das Tal, in dem ich lebe, zwar in der Mitte befand, aber das war relativ. Aus der Perspektive der anderen wäre ihr Tal in der Mitte, und meins läge seitlich davon – in der Zukunft von jemandem, die Vergangenheit von jemand anderem. So anders es auch zugehen mochte an diesen weit entfernten Orten: Die Landkarte an dieser Wand würde überall genau gleich aussehen. S.60
Anfangs war ich von der Schreibweise irritiert. Die wenige, kaum vorhandene wörtliche Rede hat mich, zugegebener Maßen, etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Mit jeder gelesenen Seite verfliegt diese Unsicherheit und der Text von Scott Alexander Howard fühlt sich genau so richtig an, wie er da geschrieben steht.
Die Protagonistin Odile ist eine Einzelgängerin und genau so besonders, wie der Schreibstil. Intelligent verknüpft sie die Geschehnisse und verkennt sich dabei selbst, indem sie sich zu wenig vertraut. Mit der ersten Verliebtheit scheint sie ihrem Inneren ein Stück näher zu rücken. Doch ihr Gefühlschaos und unglückliche Konstellationen lösen ein tragisches Ereignis aus. Sie legt sich selbst ein schweres Los auf. Durch eine schicksalhafte Begegnung versucht sie ihren zukünftigen Weg auf andere Bahnen zu leiten. Doch lässt sich das vorherbestimmte Leben ändern? Inwieweit können wir Einfluss auf die Zukunft und Vergangenheit nehmen, wenn alles von einer übergeordneten Stelle überwacht wird? Was bedeutet Freundschaft und wann erkennt man die Menschen, die es ehrlich mit einem meinen?
Viele Fragen und noch mehr ergeben sich beim Lesen dieser Lektüre. Selbst wer keine Antworten sucht, ist hier richtig und genießt einfach den genial geschriebenen Abenteuer-Roman. Eine sehr gut konstruierte Geschichte und eine hervorragende, funktionierende Fantasie enden in einem plausiblen Ende. Für mich bleiben keine Fragen offen. Obwohl dieses Genre nicht zu meinen bevorzugten Lieblingen gehört, habe ich das Lesen sehr genossen! Dieser Roman ist genauso für jüngere Leser geeignet, wie für ein reiferes Publikum. Mit Spannung erwarte ich weitere Ideen des Autors, den man nicht aus dem Blick verlieren sollte!

Bewertung vom 03.04.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


ausgezeichnet

Loreley – Die Frau am Fluss von Susanne Popp (Fischer Verlag)

Die Kiesel schmiegten sich an ihre Fußsohlen, dazwischen wuchs mal stachliges, mal weiches, sanft kitzelndes Gras. Schließlich lag der Fluss nur vom Sternenlicht beleuchtet vor ihr und hob sich mit seinem tiefdunklen Blau kaum merklich von den schwarzen Ufern ab. Sie sah zum Werth hinüber, wo sich die Kronen der Eschen, Ulmen und des großen Ahorns wie Scherenschnitte vor dem Sternenhimmel abzeichneten. Abgesehen vom klagenden Ruf eines Käuzchens und vom Rauschen des Wassers, das die Felsen und Steine umspülte, war alles still. S.17

Gefangen von den Umschreibungen Susanne Popps, schleudert mich jede Zeile in die beschriebene Szenerie hinein. Es gelingt ihr immer wieder aufs Neue mich mit ihrem Schreibstil und einem vollends detaillierten Hintergrund-Wissen an ihrer Lektüre zu fesseln.
Dieser historische Roman beginnt im Jahr 1801 und erstreckt sich über 27 Jahre. Erzählt wird die Geschichte von Julie Winter, die eine reine, natürliche Schönheit ist, nach der sich jedermann umdreht. Sie verdreht den Männern unbewusst den Kopf. Neben ihren Bewunderern ruft dies auch einige Neider auf den Plan. So werden der jungen Frau einige, nicht unerhebliche Steine in den Weg gelegt. Geheimnisse, Unwegsamkeiten und das Schicksal selbst begleiten sie und ihre Lieben.
Neben Julie spielt der große Fluss, der Rhein eine weitere Hauptrolle. Fließend integriert die Autorin die historischen Details rund um die Schifffahrt, Fähr-Arbeiten sowie das Leben mit und an diesem imposanten Gewässer.
Historische Persönlichkeiten und fiktiven Figuren mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen und gut ausgearbeiteten Charakteren tragen durch die Geschichte und runden das Bild der Romantik ab. Die Mystik rund um den Loreley-Felsen darf dabei nicht fehlen, spielt eher eine angenehme, untergeordnete Rolle und tut der unterhaltsamen Lektüre keinen Abbruch.
Neben der Erzählung gefällt mir die Aufmachung des Romans unheimlich gut. Das Cover wirkt auf mich wie ein Magnet. Die innenliegende Karte vom Rhein und das ergänzende, umfangreiche Nachwort der Autorin helfen beim Einordnen der Ereignisse.

Ich habe Susanne Popps neuen Roman unheimlich gern gelesen. Dank der angehängten Leseprobe aus dem nachfolgenden Loreley-Roman freue ich mich sehr auf den zweiten Teil im kommenden Herbst.

Bewertung vom 09.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Wir werden jung sein von Maxim Leo (Kiepenheuer & Witsch)

„Ja, keine Sekunde würde ich zögern. Ich würde dieses Medikament meinen Liebsten geben! Könnte ich die Zeit zurückdrehen, hätte ich die Möglichkeit dazu, eine Entscheidung mit dem Herz getroffen, aus Liebe, die den Verstand aushebelt!“

Dies ist keine Textstelle aus dem Buch, sondern meine Aussage. Ich habe dieses Buch gelesen und bin danach in einen emotionalen Ausnahmezustand geschlittert. Ich hätte gern meine Oma gerettet und auch meine Mama, die nur knapp drei Monate nach ihr, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, gestorben ist.

Maxim Leo entwirft ein Szenario, welches tatsächlich Realität werden könnte. Er schachtelt dieses Thema mit all seinen ethischen und gesellschaftlichen Fragen, mit seinen Möglichkeiten, Chancen sowie Problemen auf. Heilung, Jungsein, am Leben bleiben, Zeit haben und wofür. Doch was ist dabei ein Menschenleben wert, was ist der Preis und wie weit würden die Mächtigen gehen, um ihre Interessen und Ziele durchzusetzen? Explosives Konfliktpotential und die Möglichkeit auf eine Erzählung, die zum Nachdenken anregt und die mich noch lange beschäftigen wird.
Im Rampenlicht stehen die einzelnen Protagonisten doch letztendlich geht es doch, wie in allen Dingen, immer nur um Geld und Macht. Die gigantische Pharma-Lobby, Regierungen alle wollen etwas vom Kuchen abbekommen.
Mich haben die Schicksale der Teilnehmer dieser zusammengewürfelten Probandengruppe berührt und ich empfand es ganz wunderbar, wie der Autor nicht nur mit seinen Worten, sondern mit den Emotionen der Figuren und somit seiner Leser spielt. Der Schreibstil hat mich mitgenommen, ehrlich, authentisch, aufrüttelnd, witzig, spontan und berührend. Besonders die Dialoge fand ich spannend. Ebenso gefiel es mir, in die Gedanken von Jakob, Verena, Wenger, Miriam und Martin einzutauchen.

Fazit: Wir wissen nicht, was die Zukunft noch bereithält. Doch bewahren wir uns die Fähigkeit nicht nur bestmöglich für uns, sondern uns auch um andere und unsere Lieben zu sorgen. Dabei sollten der Verstand und das Herz im Einklang sein. Das wünsche ich mir auch von denen, die mehr zu sagen haben als ich.
Ich hoffe jedenfalls, dass Maxim Leo noch viel zu sagen hat, denn dieser Roman ist richtig gut, ein Juwel unter den guten Büchern in der Literatur!

Bewertung vom 31.12.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn ein Roman von Olivia Ford
„Heute backe ich einen einfachen, aber dennoch raffiniert schmeckenden Rührteigkuchen mit Trockenfrüchten. Meine Mutter hat ihn oft gemacht, wenn wir nachmittags Gäste zum Tee erwartet haben“, erklärte sie mit einem schnellen Blick zum Fenster. „Wenn die Butter knapp war, haben wir sie am Ende auf dem Teig verteilt, anstatt sie einzuarbeiten.“ Das Leben konnte einem Möglichkeiten nehmen, aber niemals den Einfallsreichtum. S.109
Familienrezepte zu bewahren, nach alter Tradition zu backen und zu kochen, ist eine Möglichkeit seine Lieben immer bei sich zu haben. Rezepte haben Bestand und sie schmecken nach Erinnerungen. So ergeht es der knapp 80jährigenn Jennifer Quinn, die zusammen mit ihrem Mann Bernard in einem kleinen, beschaulichen Dorf in England lebt. Der frühe Verlust der eigenen Mutter hat sie geprägt. Jenny fühlt sich eng mit ihr verbunden, wenn sie die verschiedenen Leckereien, die sie einst zusammen zubereitet haben, mit Geduld und Liebe fertigen kann. Vielleicht aus diesem Grund, überspannt die Autorin jedes Kapitel mit dem Namen einer Köstlichkeit, die im jeweiligen Abschnitt einen Platz hat. Man schaut Jennifer bei der Zubereitung über die Schulter und taucht dabei ein Stück in ihre Vergangenheit ein. Dabei gelingt ihr alles wie von selbst, nur bei einer Leckerei, stößt sie an ihre Grenzen... .
Der liebevolle Schreibstil von Olivia Ford fängt die Stimmung und Atmosphäre wunderbar ein. Die einzigartigen Charaktere unterstreichen die Geschichte und beleben den Lesefluss. All zu selbstverständliche und doch bewegende Themen bekommen durch die Erzählung um Jennifer und Bernard sowie deren Träume und unrealisierten Wünsche genügend Raum. Jennifer übermannt das gelebte Leben und die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit. Sie nimmt allen Mut zusammen und ergreift somit ihre vielleicht letzte Chance. Damit bleibt sie sich treu und stellt sich gleichzeitig einem langgehüteten Geheimnis.
Fazit: Was für ein wunderbares Buch! Einfach schön und es wärmt das Herz, unbedingt lesen oder einem lieben Menschen schenken!

Bewertung vom 17.12.2023
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2 (eBook, ePUB)
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Töchter der Ärztin Zeit der Hoffnung Bd. 2 von Helene Sommerfeld
„Deine Schwester heiratet nun schon zum zweiten Mal“, stellte Tante Rosel fest. „Wird es bei dir nicht Zeit, es zum ersten Mal zu versuchen?“...
...Celia wollte Rosels Frage offensichtlich nicht unbeantwortet lassen: „Nicht die Zeit sollte entscheiden, wann eine Frau heiratet, sondern einzig und allein ihr Herz.“
„Wie viele Ehen haben Sie bereits hinter sich, meine Liebe?“, stichelte Rosel.
„Genügend, um zu wissen, wovon ich spreche.“ Celia lachte entwaffnend und hakte sich bei Antonia ein. S.64

Ich musste mich erst einmal an die vorangegangenen Geschehnisse erinnern. Dies gelingt allerdings leicht durch den wunderbaren Erzählstil des Autorenpaars. Durch gezielte Rückblicke und Erläuterungen ist man schnell zurück in der Geschichte um die Familie Thomasius und Freystetten.
Die Goldenen Zwanziger neigen sich dem Ende zu und es stehen unruhige Zeiten bevor. Die Situation in Deutschland ist geprägt von politischen Unsicherheiten und wirtschaftlichen Problemen. Die Ungleichheiten auf Berlins Straßen und das Wegschauen der Polizei befördern das Handeln der Schlägertrupps der SA. Konflikte zwischen den Nationalsozialisten und den Kommunisten gehören mittlerweile zum alltäglichen Bild der Stadt. Antonia durchlebt diese Angst um ihren lieben Adam, der in Berlin ein Leben in hohem Risiko führt. Des weiteren spalten sich die familiären Lager angesichts der politischen Gesinnung und Ansichten. Dies geht nicht spurlos an der Familie vorbei und es erwarten den Leser atemraubende Turbulenzen.

Die Abwechslung durch unterschiedliche Handlungsorte hat in den vorangegangenen Erzählungen schon sehr gut funktioniert und sorgt für Spannung und einen runden Lesefluss.
Daher könnte es im zweiten Handlungsstrang um Henny in Kalifornien nicht gegensätzlicher zu Berlin ablaufen. Dort trifft man auf eine relativ heile Welt und das Filmgeschäft mit zahlreichen historischen Persönlichkeiten. Auch Marlene Dietrich ist mit von der Partie und bekommt entsprechenden Raum in der Geschichte.

Auch für die älteren Familienmitglieder tritt die ersehnte Ruhe noch nicht ein. Ricarda hat ihre Praxis aufgegeben und kümmert sich rührend um die kleinen und großen Sorgen ihrer Lieben.

Fazit: Ein durch und durch gelungener Roman und eine spannende Fortsetzung des großen Familienepos um Ricarda und ihre Töchter. Seite um Seite hat mir der bildgewaltige Schreibstil von Helene Sommerfeld kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Daher freue ich mich auf den dritten Teil!

Bewertung vom 29.10.2023
Pasta von Alfabeto bis Ziti
Roddy, Rachel

Pasta von Alfabeto bis Ziti


ausgezeichnet

Pasta von Alfabeto bis Ziti von Rachel Roddy (Kunstmann Verlag)
„Eine Pasta-Teigplatte steckt voller Möglichkeiten.“ S.60
Genau wie dieses Buch! Pasta in allen Variationen und hinter jeder Nudelsorte steckt eine Geschichte. Rachel Roddy vereint liebevolle Anekdoten mit interessanten Fakten, anschaulicher Geographie und Sprachkunde, Geschichte, Wissen sowie einzigartige Kochkunst.
Ich bin es gewohnt, eine handelsübliche Tüte aufzureißen und die italienische Teigware fertig zu kochen. Mein einziger Anspruch ist es, dabei die vorgegebene Kochzeit im Auge zu behalten. Dies ändert sich mit diesem Buch. Denn Pasta und Co. sind eine Kunst! Doch ab und an darf ich, laut Rezept, auch zu einer industriell gefertigten Pasta-Sorte greifen. Zum Beispiel bei Ditali mit Linsen. Doch wo gibt es Ditali zu kaufen? Daher begleiten anschauliche Bilder die Rezepte und ich habe eine Vorstellung, was gemeint ist. Und diese Bilder lassen mir das Wasser im Munde zusammen laufen. Beim Lesen und Anschauen habe ich sofort Lust loszulegen und etwas Leckeres zu kochen.
Fazit: Eine informative Lektüre nicht nur für den Pasta-Liebhaber und Italien-Fans. Halten wir es wie die Autorin und kochen wir uns durch das Nudel-Universum. Sind wir bei Ziti angekommen, geht es bei Alfabeto wieder von vorn los!
Lesen und genießen Sie dieses Buch mit dem Kopf und dem Bauch. Ein gelungenes Rundum-Wohlfühl-Rezepte-Buch. Total praktisch, zum Verschenken oder für das eigene Küchenregal!

Bewertung vom 29.10.2023
Die Mission des Goldwäschers
Dorweiler, Ralf H.

Die Mission des Goldwäschers


ausgezeichnet

Die Mission des Goldwäschers ein Roman von Ralf H. Dorweiler

„Es handelt sich bei diesem Buch um meinen rechtmäßigen Besitz. Aber ich kann die Randbemerkungen nicht entziffern. Wir sollten gemeinsam vorgehen. Hochwürdiger Vater Abt, wie bieten Euch die Hälfte dessen, was wir finden. Finden wir nichts, sind wir Euch nichts schuldig.“ S.45

Der Autor präsentiert einen spannenden Abenteuerroman. Auf der Suche nach dem legendären Schatz der Nibelungen gilt es für alle Beteiligten einige Hindernisse zu überwinden. Die Zahl der Schatzsucher nimmt stetig zu und so findet man gegen Ende eine bunt zusammengewürfelte Truppe unterschiedlichster Charaktere, die sich so manchem Gegner stellen muss. Das Zeit-Fenster ist knapp bemessen, denn laut Voraussage muss der Fund an einem bestimmten Tag gehoben werden. Das greift der Autor auf und überspannt die jeweiligen Kapitel mit einer Orts-und Zeitangabe. Dies ist hilfreich bei der Orientierung und erhöht die Spannung. Dergleichen nützlich ist das vorangestellte Personenverzeichnis mit historisch belegten und fiktiven Figuren.
Der Weg entlang des Rheins ist gepflastert mit Rätseln. Eleonore, Frieder und Co. begeben sich dazu an historisch relevante Örtlichkeiten, die im Roman eindrucksvoll und detailliert beschrieben werden. Jede Figur trägt etwas zur Lösung der Rätsel bei. Ebenso Johann Wolfgang Goethe, der neben weiteren historischen Figuren mit seinen Versen und Ideenreichtum glänzt.
Allabendlich lauschen alle den Worten Bruder Melchiors gern und schlummern ihren eigenen Gedanken nachsinnend ein. Durch die Erzählung des mitreisenden Bruders vom Kloster St. Gallen wird dem Leser die Sage der Nibelungen ins Gedächtnis gerufen. Ich finde es erfrischend, wenn eine Geschichte zum Nachrecherchieren anregt. Ein nochmaliges Lesen der Sage um Siegfried, Brünhild, Gunther, Kriemhild und Co. habe ich mir fest vorgenommen.
Neben den körperlichen Strapazen wirbelt diese Reise auch die Gefühlswelt der Figuren durcheinander. Es ist nicht nur eine Suche nach dem materiellen Schatz, sondern die Erkenntnis der wahren Werte im Leben.

Fazit: Dieser wendungsreiche Roman hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Erläuterungen rund um den historischen Beruf des Goldwäschers sind sehr interessant. Danke für das erläuternde Nachwort, das noch einmal Licht in die Hintergründe und die Beweggründe des Autors zu dieser Geschichte liefern.
Die sehr gut recherchierten Einzelheiten und die Zusammenhänge der damaligen Gesellschaft mit ihren Standesunterschieden kommen gut zur Geltung.

Ralf H. Dorweiler schreibt bildhaft, so dass sich jede Seite spannungsreich liest und man hautnah dabei sein kann. Eine erfrischende Geschichte!

Bewertung vom 29.10.2023
Sehen wir uns nach Mitternacht?. Life is a Story - story.one
Kacamakovic, Merisa

Sehen wir uns nach Mitternacht?. Life is a Story - story.one


weniger gut

Sehen wir uns um Mitternacht von Merisa Kacamakovic

„Ha, du bist gut. Okay, wir machen einen Deal: Ich erzähle dir etwas mehr und du suchst mir das perfekte Kleid, abgemacht?“
„Aber sowas von! Nimm diese zwei schon mal mit in die Anprobe und lass uns loslegen!“ S.27

Die Idee und die Aufmachung des kleinen Büchleins sind nett und liebevoll gewählt.
Hier liest man eine sehr kurze Erzählung, die zum Nachdenken anregt.
Man findet eine moderne Geschichte. Dies beginnt bei den gewählten Namen und zieht über den einfachen, saloppen Schreibstil hinweg. Vielleicht eine Geschichte für die jüngere Generation?
Fazit: Es ist eine dahinplätschernde, alltägliche Erzählung. Leider hat mich die Art und Weise, wie die Abhandlung erzählt wird nicht ansprechen können. Ich hätte mir mehr Tiefe und Poesie gewünscht. Die 80 Seiten konnten meine Erwartungen leider nicht erfüllen.