Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
timothy1971
Wohnort: 
Alzenau

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2024
Und später für immer
Jarck, Volker

Und später für immer


ausgezeichnet

Ein sehr bewegender Appell für den Frieden
Inspiriert von den Tagebüchern seines Großvaters schildert Volker Jarck in „Und später für immer“ wie der Soldat Johann Meinert in den Wirren der letzten Kriegstage eine günstige Gelegenheit nutzt, um von einem unweit seiner Heimat gelegenen Flugplatz, auf dem er stationiert ist, zu fliehen. Nachdem es ihm gelungen ist, sich unentdeckt bis zum Bauernhof seines Onkels und seiner Tante durchzuschlagen, versteckt er sich dort in der Scheune, um auf das Kriegsende zu warten und dann endlich zu seiner Ehefrau und dem neugeborenen Kind, das er noch nie gesehen hat heimzukehren.
Dabei ist die Angst sein ständiger Begleiter – vor den Feldjägern, vor Leuten, die ihn entdecken und verraten könnten oder Fanatikern, die ihn als Deserteur lynchen könnten. In seiner Erinnerung und seinen Tagebüchern blickt Johann aber auch immer wieder auf die Kriegsjahre zurück. In den kurzen, stark verdichteten Kapiteln wird deutlich wie die anfängliche Naivität und Überheblichkeit der jungen Soldaten nach und nach weicht und am Ende angesichts der sicheren Niederlage und der verbrannten Erde nur noch das nackte Überleben als Ziel bleibt.
Mich hat Johanns Geschichte sehr bewegt – obwohl vieles nur kurz umrissen oder knapp angedeutet wird, werden die Gräuel des Krieges durchaus spürbar und das Buch ist ein weiterer Appell dafür, dass alles dafür getan werden sollte, dass sich all dieses Leid nie mehr wiederholt.

Bewertung vom 07.10.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


gut

Trotz guter Ansätze nur Durchschnitt
Charlotte Indens Roman „Im Warten sind wir wundervoll“ besteht aus zwei Zeitebenen. Da ist zum einen die eigentliche Protagonistin Luise Adler, die sich in den Wirren nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den amerikanischen Soldaten Jo Hunter verliebt hat. Vor dessen Rückkehr in die USA verloben sie sich noch schnell am Flughafen, jedoch ist es Luise als Deutsche zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt ihren Verlobten in seine Heimat zu begleiten. Als dies einige Zeit später möglich ist, reist sie nach New York, um Jo dort zu heiraten, doch dieser taucht nicht wie vereinbart am Flughafen auf. Mehr als 70 Jahre später fliegt ihre Enkelin Elfies ebenfalls nach New York, um dort ihren Verlobten zu treffen. Während des Fluges kommt sie mit ihrem Sitznachbarn ins Gespräch und erzählt ihm die Geschichte ihrer Großmutter.
Aufgrund der Parallelen in den Geschichten von Großmutter und Enkelin verschwimmen die Zeitebenen häufig ineinander und es ist nicht immer sofort klar, um wen es gerade geht. Dies ist zunächst durchaus spannend und reizvoll, wirkt aber im Laufe der Handlung sehr konstruiert. Während mich Luises Liebesgeschichte mit all ihren Begleitumständen in der Nachkriegszeit auf beiden Seiten des Atlantiks durchaus gefesselt hat, wirkt Elfies Part sehr seicht und vorhersehbar, fast schon pilcherhaft. Dadurch ist der Roman alles in allem aus meiner Sicht nur Durchschnitt - trotz aller guten Ansätze und geschichtlichen Hintergründe.

Bewertung vom 25.09.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


ausgezeichnet

Nicht nur finster, sondern unglaublich spannend
Vorab muss ich alle potentiellen Leser warnen: wer dieses Buch anfängt zu lesen, der legt es so schnell nicht mehr aus der Hand und sollte sich für die nächsten Stunden nichts mehr vornehmen – es macht süchtig!
Die Handlung dreht sich um den mysteriösen „Greifer“, der über einen Zeitraum von fast 20 Jahren für das Verschwinden mehrerer Jungen verantwortlich sein soll und der nun wieder zugeschlagen hat. Von keinem der Verschwundenen wurde eine Leiche gefunden und es gibt praktisch keine Spuren. Dennoch versucht der inzwischen pensionierte Ermittler der ersten Vermisstenfälle dem Greifer auf die Schliche zu kommen, weil er damals der Mutter eines der verschwundenen Kinder geschworen hatte den Täter zu finden und ihn seitdem das schlechte Gewissen plagt.
In kurzen, meist nur 2 oder 3 Seiten langen Kapiteln, die jeweils einer der handelnden Personen gewidmet sind, schafft es Ivar Leon Menger meisterhaft den Leser in seinen Bann zu ziehen. Jeder scheint seine Geheimnisse zu haben und alle wirken irgendwie verdächtig und die Spannung steigt und steigt mit dem Fortgang der Geschichte um die verschwundenen Teenager in einem düsteren seelenlosen Kaff im Odenwald. Dabei wird vor allem durch Ortsnamen oder auch mal eine regionale Biermarke zwar etwas Lokalkolorit eingestreut, doch hat der Thriller nichts mit den üblichen folkloristischen Regionalkrimis gemein, sondern kann es nicht nur wegen der düsteren Atmosphäre locker mit den bekanntesten und besten Skandinavienkrimis aufnehmen. In Sachen Spannung toppt Mengar hier auch Autorenkollegen aus der allerersten Reihe wie Jussi Adler-Olssen. „Finster“ ist das spannendste Buch, das ich seit langem gelesen habe und ich habe es in zwei Tagen regelrecht verschlungen.

Bewertung vom 22.09.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


ausgezeichnet

Berührende Familiengeschichte - äußerst lesenswert
Sabin Tambrea schildert in seinem autobiografischen Roman „Vaterländer“ eine bewegende Familiengeschichte über drei Generationen, die tiefe Spuren hinterlässt.
Im ersten Teil, in dem er selbst im Mittelpunkt steht, erzählt er die Ausreise als Kind mit seiner Mutter und älteren Schwester aus der Heimat Rumänien nach Deutschland, wohin der Vater bereits zwei Jahre zuvor geflohen ist. Trotz aller Widrigkeiten und Entbehrungen gelingt es der jungen Familie im für sie zunächst fremden Land Fuß zu fassen und dennoch die Wurzeln zu Großeltern und weiteren Verwandten in Rumänien nicht zu verlieren. In seiner besonderen Sprache gelingt es ihm dies aus der Sicht des kleinen Sabin darzustellen und man kann in jedem Satz mitfühlen, wie er sich damals gefühlt haben mag.
Nur schwer erträglich ist der zweite Teil, in dem der Großvater in seinem Tagebuch in die dunkelsten Zeiten der rumänischen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg eintaucht, als das neu an die Macht gelangte kommunistische Regime mit unvorstellbarer Brutalität alle vermeintlichen Kritiker und Gegner einschüchtern, foltern und hinrichten ließ. Hier werden teilweise Details aus den Gefängnissen geschildert, die der Großvater dort am eigenen Leib erlebt oder selbst gesehen hat und die einem fassungslos machen. Somit wird das Buch dadurch auch zu einer Warnung, wohin der Verlust der Demokratie und des Rechtsstaates führen kann – auch wenn dieser Teil des Buches an manchen Stellen einige Längen hat.
Zuguterletzt wird das Schicksal von Sabins Vater erzählt, der zunehmend an der Unterdrückung und den Zuständen des diktatorischen Ceaucescu-Regimes leidet und sich nach Freiheit sehnt. Dabei liegt ihm jedoch nichts mehr am Herzen als das Wohl seiner Familie, was mehr und mehr zu einer inneren Zerrissenheit führt, die beim Lesen zu spüren ist.
„Vaterländer“ ist somit nicht nur eine berührende Familiengeschichte, sondern beinhaltet auch eine traurige Episode der jüngeren europäischen Geschichte. Beides verwebt Sabin Tambrea, der als Autor genauso großes Talent beweist wie als Schauspieler, zu einem äußerst lesenswerten Buch, das ich sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 29.07.2024
Die Unvollkommenheit des Glücks
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


ausgezeichnet

Ein literarisches Meisterwerk
Ich war schon von Clara Maria Bagus‘ vorigem Buch „Die Farbe von Glück“ sehr begeistert, aber mit ihrem neuen Werk „Die Unvollkommenheit des Glücks“ hat sie sich noch einmal übertroffen und ein literarisches Meisterwerk geschaffen, dass lange nachhallen wird. In einer sehr feinen, gefühlvollen Sprache erzählt sie nicht nur die Lebensgeschichten von Ana und Lew, deren Wege sich vor längerer Zeit nur einmal sehr kurz gekreuzt haben, ehe das Schicksal sie vermeintlich unüberwindbar trennt, sondern sie schildert sehr tiefsinnig auch die Schrecken des Krieges - sowohl das moralische Dilemma der Soldaten an der Front als auch das unvorstellbare Leid der Bevölkerung eines überfallenen und immer mehr zerstörten Landes. Ohne dass der Schauplatz und der Aggressor nur ein einziges Mal direkt genannt werden, ist ziemlich schnell klar, dass es sich um den Krieg in der Ukraine handeln muss. In kurzen, sehr ausgefeilten Artikeln schafft es Bagus auf etwas mehr als 400 Seiten eine Lebens- und Liebesgeschichte, eine Anklage an Krieg und Diktatur und immer wieder eingestreute philosophische Exkurse über den Sinn des Lebens und die Bedeutung von Schicksal und Glück derart perfekt zu verknüpfen, dass am Ende alles gesagt, aber kein einziges Wort zu viel ist. Schon lange hat mich kein Buch emotional so sehr in seinen Bann gezogen wie dieses mit all seinen Facetten.

Bewertung vom 09.07.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


gut

Weniger wäre mehr gewesen – hatte mir mehr versprochen

Zu Beginn verliert der Autor nicht viel Zeit und man ist sehr schnell mitten im Geschehen. Der 13-jährige Joseph, von allen nur Patch genannt, beobachtet durch Zufall wie ein Unbekannter versucht eine Mitschülerin zu entführen. Er rettet diese, wird dafür jedoch selbst entführt und muss längere Zeit in einem dunklen Raum verbringen, wobei er viele intensive und tiefsinnige Gespräche mit einem Mädchen, das sich Grace nennt, führt. Als er schließlich aus seinem Gefängnis befreit wird, ist Grace verschwunden - niemand glaubt ihm so richtig, dass sie real ist und nicht nur in seinen Gedanken existiert. Nach diesem rasanten und insgesamt recht knappen Einstieg beginnt die eigentliche Handlung, die sich über fast drei Jahrzehnte zieht.

Die kurzen, teilweise nur eine knappe Seite langen Kapitel lassen sich zwar gut lesen, allerdings bleiben dadurch die Charaktere auch etwas eindimensional. Andererseits hat das Buch zu viele Längen und einige Wendungen zu viel, die dann jedoch recht kurz geschildert werden, so dass der Eindruck entsteht der Autor wollte jeden Gedanken, der ihm kam, unbedingt irgendwie unterbringen und möglichst viele Klischees bedienen. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Einiges hat mich zudem an die beiden Vorgängerwerke „Von hier bis zum Anfang“ und „Was auf das Ende folgt“ erinnert, so dass es mir manchmal so vorkam, als hätte Whitaker die gleichen Grundzutaten irgendwie neu zusammen gemischt – z.B. einen jugendlichen Underdog mit einer kranken, überforderten Mutter, einen Polizisten, der ein gut gehütetes Geheimnis mit sich trägt und einen zu Unrecht Verurteilten, der sein Schicksal schweigend auf sich nimmt, um andere zu schützen.

An manchen Stellen gelingt es Chris Whitaker zwar äußerst gut die Emotionen der Protagonisten zu beschreiben, aber dann wirkt vieles wieder sehr hölzern und aufgesetzt. Dadurch hat mich das Buch irgendwann nicht mehr mitgenommen und mein Interesse ist im Laufe der knapp 600 Seiten merklich abgeflacht. Am Ende wollte ich nur noch wissen wie es ausgeht.
Ich hatte mir mehr versprochen und nachdem mich auch Chris Whitakers drittes Werk trotz vieler Vorschusslorbeeren nicht wirklich überzeugen konnte, wird es wohl das letzte Buch von ihm gewesen sein, dass ich gelesen habe.

Bewertung vom 24.06.2024
Die Bewegungs-Docs - Unser Programm für mehr Gesundheit und Leichtigkeit
Hümmelgen, Melanie;Riepenhof, Helge;Sturm, Christian

Die Bewegungs-Docs - Unser Programm für mehr Gesundheit und Leichtigkeit


sehr gut

Alles auf einen Blick mit vielen hilfreichen Anregungen für den Alltag

Die erste Hälfte des Buches gibt einen guten, leicht lesbaren und verständlichen Überblick über Themen, die unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen wie Muskeln, Stress, Ernährung oder Schlaf. Im zweiten Teil folgen dann praktische Tipps, um mit einem dreiwöchigen leicht in den Alltag zu integrierenden Trainingsprogramm die Fitness schnell zu verbessern (man muss es aber natürlich auch wollen) sowie sehr wertvolle Selbsthilfetipps für akute Probleme wie Rücken- oder Kopfschmerzen durch 7-Minuten-Selbsthilfeprogramme. Abgerundet wird das Buch durch Ernährungstipps.
Zwar hat nicht alles einen fundierten medizinischen Tiefgang, doch dafür sind die Themen für den Laien sehr verständlich erklärt und schrecken nicht durch unnötige Komplexität ab. Wer motiviert ist, etwas an seinem Verhalten zu ändern, um gesünder zu leben, der wird hier auf jeden Fall fündig, aber nur durch Lesen des Buches ändert sich nichts - die Tipps müssen auch umgesetzt werden.

Bewertung vom 04.06.2024
Der König und der Uhrmacher
Indriðason, Arnaldur

Der König und der Uhrmacher


ausgezeichnet

Arnaldur Indridason ist mit "Der König und der Uhrmacher" ein sehr schöner historischer Roman gelungen, der durch seinen besonderen Erzählstil ein wenig an ein Märchen erinnert. Dabei trifft der nach Dänemark ausgewanderte isländische Uhrmacher Jon während der Reparatur einer besonderen antiken Uhr im Kopenhagener Königspalast auf den dänischen König Christian. Dieser besucht ihn in der Folgezeit regelmäßig und lässt sich von Jon dessen Familiengeschichte erzählen, die auf tragische Weise vom Vater und Vorgänger des Königs beeinflusst wurde. Dabei wird irgendwann klar, dass die beiden Protagonisten weit mehr verbindet, als aufgrund ihres Standes zu erahnen ist. Parallel zur Wiedenstehung der zerstörten Uhr entsteht so ein Gesamtbild der damaligen Zeit mit ihren teils grausamen Verfehlungen und einigen philosophischen Exkursen über Zeit und Wahrheit. Das Buch wirkt nach und hebt sich deutlich aus der Masse historische Romane ab - eine klar Leseempfehlung nicht nur für Freunde dieses Genres.

Bewertung vom 01.06.2024
Kleiner Garten - so viel drin
Klein, Anja

Kleiner Garten - so viel drin


ausgezeichnet

Für Gartenneulinge ein Muss, für alle anderen Hobbygärtner auch sehr hilfreich
Für alle Neulinge, die sich erstmal einen Nutzgarten anlegen möchten, bietet Anja Klein in ihrem Buch einen Vielzahl unverzichtbarer Tipps von der Planung bis zum fertigen Garten. Auch Hobbygärtner, die schon länger ihr eigenes Obst und Gemüse anbauen, finden noch etliche nützliche Hinweise, wie sie noch mehr aus ihrem Garten herausholen und ihr Hobby weitere perfektionieren können. Alles ist sehr verständlich erklärt mit vielen Bildern und Skizzen, so dass auch der Laie problemlos zurecht kommt und von den Tipps profitieren kann. Alles in allem ragt dieses Buch aus der Unmenge an ähnlichen Ratgebern weit heraus und ist absolut zurecht ein Spiegel-Bestseller. Ich würde es sogar als ein Standardwerk zum Thema Nutzgarten bezeichnen und kann es jedem interessierten Hobbygärtner und jedem, der es noch werden möchte voll und ganz empfehlen.

Bewertung vom 18.05.2024
Die Verlierer
Hammesfahr, Petra

Die Verlierer


weniger gut

Nachdem ich vor einiger Zeit "Der stille Herr Genardy" von Petra Hammesfahr gelesen hatte, war ich neugierig auf ihr neuestes Werk, das jedoch in keinster Weise mithalten konnte und mich unter dem Strich leider enttäuscht hat. Nachdem gleich zu Beginn eine gewisse Spannung aufgebaut wird und man wissen will, wie die verschiedenen Erzählstränge zusammen hängen, plätschert dann irgendwann alles sehr zäh vor sich hin. Der Erzählstil an sich ist zwar gut, aber die Charaktere bleiben sehr klischeehaft und hölzern. Man freundet sich mit keinem der Protagonisten so richtig an und so manches wirkt reichlich konstuiert und unglaubwürdig, was kurz vor Ende darin gipfelt, dass eine der Hauptpersonen gar kein Mann, sondern eine Frau ist. Dafür ist des Ende dann sehr abrupt und einige Fragen bleiben offen - z.B. was genau aus der von Anfang an vermissten Kirsten Keller wurde. Für mich war dieser Roman leider nur Mittelmaß.