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SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

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Insgesamt 220 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2025
Die Brücke von London
Arth, Julius

Die Brücke von London


ausgezeichnet

1749. Die Tuchhändlerin Juliana Hamley, die ihr Geschäft auf der London Bridge betreibt, steht bereits mit einem Bein im Schuldnergefängnis, weil ihr verstorbener Mann ihr nichts als Schulden hinterlassen hat. Zusammen mit dem Waisenjungen Alder, den sie vor dem Ertrinken aus der Themse rettet, steigt sie ins Schmugund war überraschglergeschäft ein und überwindet alle moralischen Bedenken, denn ein dubioser Geldverleiher und die vor der Fertigstellung stehende Westminster Bridge machen ihr das Leben schwer. Und dann ist da auch noch Oliver, der im Dienst des Bridge Houses steht und für Sicherheit und Ordnung auf der Brücke sorgen muss....

Der deutsche Autor Julius Arth hat, fasziniert von der alten London Bridge, hervorragend recherchiert und einen höchst unterhaltsamen Roman über das Leben rund um das faszinierende Bauwerk im Jahre 1749 geschrieben.

Die London Bridge galt unter Zeitgenossen als Achtes Weltwunder mit ihrer auf ihr liegenden Stadt und dem Autor gelingt es, dieses besondere Bauwerk auch seinen Leser*Innen ins Herz zu schreiben. Natürlich musste ich mir im Internet Bilder dazu anschauen - und ich kann nur sagen, dass Julius Arth diese Brücke hervorragend beschrieben hat!

Arth schreibt seine Geschichte aus drei Perspektiven: Neben der eigentlichen Hauptfigur Juliana Hamley werden auch die Geschicke der Waisenkinder-Gang um den gewieften Alder beleuchtet als auch des vermeintlichen Gegenspielers Oliver, der Gehilfe des Brückenmeisters ist. Doch damit nicht genug: Es gibt auch einen zweiten Zeitstrang von der Erbauung der London Bridge im Jahre 1202, in der die weisen Frauen Estrid und Sybilla eine wichtige Rolle spielen. Diese beiden Zeitebenen laufen lange Zeit nebeneinander her und verbinden sich erst gegen Ende zu einem schlüssigen Ganzen. Doch ich habe trotz dieser Wechsel zu keiner Zeit den Überblick verloren, denn Arth gelang es vortrefflich, die Geschichte flüssig zu erzählen.

Der Schreibstil ist flüssig und anschaulich und Arth gelingt es, die Leser*Innen auch emotional in den Bann zu ziehen. Die historischen Fakten verbinden sich mit einer fiktiven Erzählung über die Schicksale höchst unterschiedlicher Figuren, die alle mit diesem besonderen Ort verbunden sind, zu einer mitreißenden Story, in der Freundschaft, Zusammenhalt, Liebe, aber auch finanzielle Nöte, Skrupellosigkeit, Mord und Aberglaube zu einem perfekten Ganzen zusammenfinden.
Die Figuren selbst sind authentisch und mehrdimensional gezeichnet und bestechen durch ihre Weiterentwicklung, und ich habe mit jeder einzelnen mitgefiebert und mitgelitten und war überrascht und traurig, wie schnell das Buch trotz seiner 560 Seiten zu Ende gelesen war.

"Die Brücke von London" ist ein höchst kurzweiliger historischer Roman rund um ein faszinierendes Bauwerk, den ich interessierten Leser'*Innen wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 24.02.2025
Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


gut

In einem abgelegenen Restaurant kommen fünf (ehemalige) Freunde zusammen, um ein Krimidinner zu spielen. Der sechste Stuhl bleibt leer, denn Maria ist vor fünf Jahren auf einem Musikfestival, das die sechs Freunde gemeinsam besuchten, spurlos verschwunden. Schnell wird klar, dass die Geschichte des Krimidinners keine fiktive ist, sondern starke Parallelen zu den Vorgängen um Marias Verschwinden aufweist. Offensichtlich möchte eine*r der Freund*Innen mit dem Krimidinner einen Mord aufklären - und einen Mörder im Freundeskreis enttarnen....

"Das Dinner" ist bereits der zweite Thriller der jungen deutschen Autorin (*1998) nach "Die Auszeit".

DIe Idee um das aufdeckende Krimidinner hatte mir sehr gefallen; die Umsetzung ist meiner Meinung nach aber nur suboptimal gelungen.

Sehr schön empfand ich die Locked-Room-Atmosphäre im Jetzt in dem abgelegenen Fine-Dining-Restaurant und die Verbindung der Geschichte mit einer Speisekarte.

Während die Geschichte spannend beginnt, machen einige Verwirrungen um die Namen der Protagonisten und größere und kleinere Längen das Lesen einigermaßen beschwerlich. Nach einigen unerwarteten Wendungen nimmt die Handlung dann aber noch einmal richtig FAhrt auf und führt zu einem erschreckenden Ende.

Erzählt wird in zwei Zeitebenen: zum einen wird das Krimidinner gespielt, in dem die fünf Figuren allsamt auch noch einen zweiten Spiel-Namen tragen und mir manches Mal der Überblick verloren ging, als auch im "Früher", als die sechs Freunde am Musikfestival teilnahmen, so dass man die Figuren allesamt gut kennenlernen konnte.

Alle Figuren waren mir ausgesprochen unsympathisch; offenbar waren alle in ihrer KIndheit traumatisiert und litten unter schwerwiegenden Folgen. Alkohol, Drogen und Sex sowie großer Egoismus spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Relativ früh fragte ich mich, ob ich diese Zusammenkunft von fünf bzw. sechs Menschen überhaupt als Freunde bezeichnen kann, da von gegenseitiger Sympathie und Vertrauen nichts zu spüren war.

Und gerade darin lag für mich der Grund, warum mir das Lesen kein großes Vergnügen bereitete: DIe Erzählweise war recht einfach und in so gut wie jedem Satz fand sich das F***-Wort. Überhaupt drehte sich so gut wie alles um dieses Thema und ansonsten wurde eben unflätig geflucht damit, was ich als sehr eindimensional in der Ausdrucksweise der Autorin empfand.

Leider kann ich den Hype um diesen Thriller nicht wirklich verstehen und vergebe wohlwollende drei Sterne.

Bewertung vom 22.02.2025
Blutrote Grazien
Pamer, Benno

Blutrote Grazien


gut

Im Darknet foltert ein Unbekannter junge Mädchen auf brutalste Weise und verkauft die Rechte an den Bildern seinen "Jüngern", die den Täter, der jedes seiner Opfer mit einem Gedicht verbindet, frenetisch feiern. Aron Fischer vom Kommissariat Meran ermittelt mit seiner jungen, attraktiven Kollegin Marie, die offensichtlich auch Kontakte zur Halbwelt hat. Als weitere Opfer entdeckt werden und der Druck der Öffentlichkeit wächst, werden den Aron und Marie weitere Ermittler zur Seite gestellt - und dann verschwindet auch Aron....

Benno Pamer, hauptberuflich CEO eines international tätigen Unternehmens, schreibt in seiner Freizeit spannende Thriller; "Blutrote Grazien" ist bereits sein viertes Werk, in dem er die Abgründe des Darknets thematisiert - und den Kindesbrauch (an Schutzbefohlenen). Schon aufgrund dieser hochaktuellen und wichtigen Themen lohnt sich die Lektüre!

Im Mittelpunkt des fesselnden Thrillers steht das Kommisaariat Meran, und Pamers Liebe zu seiner Heimat Südtirol ist deutlich zu erkennen. Mir hat dieses Setting sehr gefallen.

"Blutrote Grazien" ist ein Thriller, der die Leser*Innen gleich zu Beginn packt und bis zur letzten Seite nicht mehr los lässt; überraschende Wendungen und ein Finale mit einer logischen Aufklärung halten in Atem. Leider hat mir gerade dieses Ende überhaupt nicht gefallen, die Gründe kann ich bedauerlicher Weise hier nicht darlegen ohne zu spoilern; für mich ist die Täterschaft in Verbindung mit der vorausgegangenen Ermittlungsarbeit unrund. Dies ist jedoch mein eigener Geschmack und führt daher zu keinem Punktabzug.

Der bildhafte und detailreiche Erzählstil führt dazu, dass gerade die ausführlich geschilderten, brutalen Folterszenen nicht leicht zu ertragen und sicher nicht für jeden geeignet sind zu lesen. Meiner Meinung nach sind diese blutigen Gewaltszenen jedoch wichtig für den Fortgang der Story und keinesfalls übertrieben.
Dadurch, dass im Wechsel von den Ermittlungen und dem Vorgehen und den Gedanken des Täters geschrieben wird, entsteht ein umfassendes Bild und es erklärt die Motive, die dennoch unentschuldbar bleiben.

Mit den Figuren hingegen bin ich nicht wirklich warm geworden, lediglich der Hacker Juri konnte mich begeistern.
Insbesondere das Frauenbild lässt mich hadern: Gerade Marie, die eigentlich eine starke Frau sein sollte, die - auch in ihrer Freizeit - gegen das Böse kämpft, wird stets als aufreizend gekleidet beschrieben, flirtet alle Männer an und geht recht wahllos mit jedem ins Bett. und Arons Ehefrau ist die ewig nörgelnde Hausfrau. Überhaupt gibt es viel Sex und Alkoholexzesse im Buch.
Aron als HAupt-Ermittler ist mir zutiefst unsympathisch und ich haderte mit seinem Vorgehen.

Manchmal hätte ich doch lieber noch etwas mehr über die eigentliche Ermittlungsarbeit gelesen und das Miteinander der Ermittler, die ein wenig im leeren Raum stehen bleibt.

Für mich ist "Blutrote Grazien" ein Thriller, der durchaus polarisieren kann; ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 21.02.2025
Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre (eBook, ePUB)
Limbeck, Jeanette

Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Französische Revolution dauert bereits einige Jahre, als die Schwestern Éléonore und Babette Duplay nur knapp dem Tod bei dem berüchtigten "Massaker auf dem Champ de Mars" entgehen. SIe flüchten in den Jakobinerclub, dem ihr Vater angehört und Èléonore begegnet zum ersten Mal dem charismatischen Revolutionsführer Maximilien de Robespierre. DIeser zieht als Mieter in das Haus der Familie Duplay und beide verlieben sich ineinander. Während Éléonore sich für Freiheit und Gleichheit der Frau einsetzt und ihrem Traum, Malerin zu werden, folgt, unterstützt und streitet sie mit ihrem späteren Verlobten ....

"Die Farben der Revolution" ist das zweite Werk der deutschen Autorin Jeanette Limbeck, deren KIndheitstraum es bereits war, über die Französische Revolution zu schreiben. Das Initial hierzu gab schließlich ihr Besuch im Pariser Musée Carnavalet, wo sie zwei nebeneinander hängende Portraits von Èléonore und Maximilien entdeckte und dieses Erlebnis auch als kleine Rahmenhandlung der historischen Geschichte beigefügt hat.

Jeanette Limbeck hat außergewöhnlich akribisch recherchiert und verbindet ein höchst umfangreichen Geschichtswissen mit einer lebendig und mitreißend erzählten Geschichte, die ihre Leser*Innen nicht nur schnell in die Geschichte hineinzieht, sondern auch viele Informationen und Erkenntnisse vermittelt. So kann ich von mir durchaus behaupten, dass mir durch die Lektüre viele Details und HIntergründe verdeutlicht wurden, ohne dass ich jemals mit trockenen Fakten zu kämpfen hatte.

Limbeck gelingt es wie kaum einem anderen, die historischen Personen zum Leben zu erwecken, so dass man meint, man wäre live dabei gewesen bei den großen Ereignissen der Weltgeschichte und hätte aktiv an der Französischen Revolution teilgenommen. Insbesondere der offiziell zumeist als grausam und rücksichtslos dargestellte Revolutionsführer ist durch die Autorin so mehrdimensional dargestellt, dass auch andere Facetten in den Vordergund treten, wie seine Bescheidenheit, seine Unbestechlichkeit und vor allem seine Forderung nach absoluter Gerechtigkeit. Für mich erschien, gerade durch die Augen seiner willensstarken Verlobten betrachtet, Robespierre in einem völlig neuen LIcht und ich lernte ihn als eine spannende Persönlichkeit kennen, die durchaus verkannt wurde.
Aber auch die real existierende Èléonore Duplay, von der ich vorher niemals gehört hatte, wuchs mir ans Herz, ohne dass ich sie rundum sympathisch fand. Sie war eine absolut willensstarke Persönlichkeit, die offen ihre Ansichten vertrat und damit durchaus Feindschaften entstehen ließ. Mit ihrer Forderung nach Freiheit und Gleichheit für die Frauen war sie ein Vorbild der Emanzipation und stieß gerade damit bei den Revolutionären auf Widerstand, die den Frauen wenig bis gar keine Rechte zubilligten. Ganz nebenbei ist durch ihre Figur auch noch eine Menge über die Malerei und die Künstler zur Zeit der Romantik (und die untergeordnete Stellung von Künstlerinnen) zu erfahren.

Ein Personenverzeichnis (mit Kennzeichnung der fiktiven Charaktere), ein Glossar, Quellennachweise, eine Bibliografie und vor allem Anmerkungen zur historischen Genauigkeit runden das Buch auf perfekte Weise ab.

Selten hat mich ein historischer Roman, der dermaßen vor HIstoriografie strotzt, dermaßen gepackt und ich empfehle ihn uneingeschränkt weiter. Für mich ein "außergewöhnlich" mit 5 Sternen.

Bewertung vom 18.02.2025
Campion. Tödliches Erbe
Allingham, Margery

Campion. Tödliches Erbe


sehr gut

Eher unerwartet tritt Albert Campion in das Leben von Val Gyrth, der Sohn der alteingesessenen Familie Gyrth, die einen Stastsschatz, einen über tausend Jahre alten Kelc,h in einem angeblich türlosen Zimmer hütet, denn dieser soll gestohlen werden. Dank der hervorragenden Kombinationsgabe und der zahlreichen Beziehungen des Kriminalisten sind Campion und sein Schützling den Verbrechern immer einen Schritt voraus....

Die britische Autorin Margery Allingham (*20.05.1904, †30.06.1966) gehört neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Ngaio Marsh zu den „Queens of Crime“, den vier bedeutendsten Autorinnen von klassischen Detektivromanen des Goldenen Zeitalters. "Campion. Tödliches Erbe" erschien bereits 1931 unter dem Titel "Look to the Lady / The Gyrth Chalice Mystery" als dritter Band der Reihe um den unscheinbaren Detektiv Albert Campion (die insgesamt 34 Bäne umfasst), und wurde fast 95 Jahre nach dessen Erstveröffentlichung im Jahr 2025 neu aufgelegt.

Natürlich ist es keinesfalls verwunderlich, dass wir dabei in eine völlig andere Zeit entführt werden, in der Adel und Großgrundbesitzer noch einen anderen Stellenwert hatten als heute, das "fahrende Volk" mit Argwohn beachtet, die Erbfolge männlich beherrscht wurde und die Frauen noch ausschließlich Kleider trugen. Und selbstredend ist auch die blumige, ausdrucksvolle Sprache anders als in modernen Werken. Doch wer sich darauf einlässt, findet einen höchst charmanten und unterhaltsamen Krimi in feinster klassischer Manier vor.
Auch Rätselhaftes und Unerklärliches spielt eine große Rolle.

Campion, der Meisterdetektiv mit dem meist dümmlichen Gesichtsausdruck, hat es faustdick hinter den Ohren und ist Freund und Feind immer einen Schritt voraus. So gibt es ständige Wendungen und miträtseln lässt sich kaum, weil immer wieder Neues offenbar wird. Er überrascht nicht nur seinen Schützling immer wieder, sondern auch die Leser*Innen mit seinen Schachzügen im Hintergrund.
Und auch die anderen Figuren sind bestrickend bildhaft gezeichnet und passen selbstredend in die Zeit.
Für mich war es wohltuend, einmal von klassischen Schurken zu lesen, Schmugglern, Taschendieben, Raufbolden, die einer handfesten Polizei, gebildeter Professorenfamilie und verarmten Landadel gegenüberstehen.

Ein angenehmer Spannungsbogen führt zu einem befriedigenden Ende; nur das Rätsel, von welchem Geld Campion eigentlich seine AUsgaben bestreitet, wird nicht gelöst.

Der einnehmende Schreibstil, aussagekräftige Kommunikation und feiner britischer Humor machen das Leseerlebnis zu etwas Besonderem; und auch eine Prise Mystik darf nicht fehlen.

Wer sich auf einen klassischen Krimi einlassen kann, wird mit einem wahren Meisterwerk aus den Anfängen der Schriftstellerinnen und der ehrwürdigen Detektivkunst belohnt.

Bewertung vom 09.02.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


ausgezeichnet

Die zukünftige Braut Aoife und ihre Freundinnen Dani, TIff, Beth und und Celine reisen nach Marbella, wo sie eine abgelegene Villa gemietet haben und mit viel Alkohol und ohne Hemmungen einen zügellosen Junggesellinnenabschied feiern - und am Ende ist Aoilfe tot und die mit ihr aufgefundene Dani ist zu zugedröhnt, um sich an irgendetwas zu erinnern. Um den Dingen auf die Spur zu kommen und endlich abschließen zu können, lockt sie drei Jahre später die anderen drei wieder nach Marbella. Während sie Nachforschungen anstellt, kommen die alten Spannungen wieder ans Tageslicht und auch von in Marbella lebenden Auswanderern werden sie gewarnt, tiefer zu graben....

Die preisgekrönte Londoner Fernsehproduzentin und Autorin Jess Ryder geht ihrer Leidenschaft für spannende Psychothriller nach und öegt mit "Die Villa" einen mitreißenden Spannungsroman vor, der mich absolut packen konnte. Obgleich ich schon schnell einen Verdacht hatte, führten zahlreiche Wendungen, die diesen zunächst bestätigten, zu einem unvorgergesehen Schluss, der mich in jeder Hinsicht zufriedenstellen konnte.

FÜr die große Party haben die jungen Frauen die südspanische Küstenstadt Marbella an der Costa del Sol ausgesucht, die allgemein als der Jet Set Hotspot Europas bekannt ist und darüber finden sich auch so ziemlich alle (Vor-?) Urteile im Buch wieder. Auf jeden Fall das passende Ambiente für eine ausgelassene Party ohne Grenzen.

Der Thriller wird erzählt in zwei Zeitsträngen: "damals", als die Party so ein schreckliches Ende nahm und "heute", als Dani auf eigene Faust ihre Erinnerungen wieder zum Vorschein bringen will und in eigener Sache ermittelt. Überwiegend erzählt ein personaler Erzähler über Dani, ergänzt wird seine Sicht jedoch durch die Ich-Erzählperspektiven der anderen Haupt-Figuren, wodurch die Spannungen immer deutlicher zu Tage treten.

Die Figuren sind durchaus mehrdimensional dargestellt und alles andere als transparent in ihrem Verhalten; alle haben ihre Geheimnisse und Animositäten untereinander. Wirklich sympathisch war mir keine und zusammenfassend gilt der alte Spruch: Wenn man solche Freundinnen hat, braucht man keine Feinde. Sie wirkten jedoch authentisch auf mich und ich fühlte mich gut unterhalten damit, sie zu beobachten.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass in der Schilderung der riesengroßen Party eine Menge Alkohol getrunken, Drogenmissbrauch thematisiert und sexuelle Handlungen durchgeführt werden. Wer nicht darüber lesen möchte, sollte die Hände von diesem Roman lassen.

Auch, wenn mir das Thema des Junggsellinnenabschieds und der ausufernden Partys fern liegt, konnte mich dieser spannungsgeladene Thriller absolut mitreißen und ich vergebe volle fünf Sterne.

Bewertung vom 05.02.2025
Das Recht des Blutes (MP3-Download)
Melley, Tom

Das Recht des Blutes (MP3-Download)


ausgezeichnet

Nachdem ihr herzoglicher Gemahl und ihre Mutter an einer geheimnisvollen Krankheit verstorben sind, will die junge und nun fast mittellose Cecilia nicht ins Kloster gehen, sondern ihren Vater, von dem sie so gut wie nichts weiß, im weit entfernten Sachsen finden. Veit, der junge Knappe ihres Gemahls, der weitaus mehr als Loyalität zu ihr empfindet, begleitet sie. Sie entgehen nur knapp dem Tod, als ein Söldner des Papstes sie aus einem Hinterhalt retten kann doch auch er hütet düstere Geheimnisse und es entspinnt sich ein Netz aus Liebe, Verrat und Intrigen, das sie zur Burg Westereck mitbringen zu einem überraschten Graf Walter, dessen Vergangenheit plötzlich in einem neuen Licht erscheint.....

Mit "Das Recht des Blutes" legt der Bremer Autor Tom Melley den vierten Teil seiner mitreißenden Mittelalter-Saga vor - und ich hoffe sehr, dass es nicht der letzte Band ist! Melley gelingt es hervorragend, in seiner Reihe nicht nur die Geschichte um die lieb gewonnenen Ritter Hartung von Scharfenberg und Walter von Westereck fortzusetzen, sondern ihre Entwicklung mit völlig neuen Elementen zu kombinieren, so dass jedes Buch eine frische und unverbrauchte Geschichte darstellt. Sicherlich lässt sich "Das Recht des Blutes" auch als alleinigen Band lesen, doch die Saga ist es absolut wert, im Ganzen genossen zu werden!

Konstruiert ist das Werk in zwei Handlungssträngen: Höchst unterhaltsam erfahren wir in einem dabei von dem fortwährenden Kampf des Schwertbrüderordens in Livland gegen Esten und Russen; ihm haben sich unsere wackeren Helden Hartung von Scharfenberg und Walter von Westereck angeschlossen und erleben Siege und NIederlagen und werden kurz vor ihrem Ende von einer starken Frau gerettet. Im zweiten begibt sich die junge, verwitwete Cecilia auf die höchst gefährliche Reise zu ihrem noch unbekannten Vater und wird durch rätselhafte Männer beschützt. Beide Teile vereinen sich schließlich auf der Burg des Grafens von Westereck und finden ihren - vorläufigen? - Abschluss.

Tom Melley hat wieder einmal hervorragend recherchiert und lässt die mittelalterliche Zeit um 1200, die geprägt war von dem deutschen Thronstreit und den Auseinandersetzungen des Welfenkaisers Otto IV. mit Papst Innozenz, lebendig werden. Auch, wenn in diesem Band keine Schicksale der Mächtigen im Mitelpunkt stehen, können die Leser*Innen eintauchen in das mittelalterliche Leben mit all seinen Facetten und viel Geschichte hautnah erleben. (Ganz persönlich konnte ich kürzlich mein durch diese Saga erworbenes Wissen um die Ritter des Duetschen Ordens in Livland mit anderen Biografien verknüpfen, was zur weiteren Erkenntnissen beitrug!)

Ein hoher Spannungsbogen verbindet sich mit unterhaltsamen Handlungen und bildhaftem, angenehmen Schreibstil und treibt die Leser*Innen voran, so dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Fein eingesetzter Humor bzw. ein Augenzwinkern machen die Lektüre besonders.

Neben der Authentizität in Geschichte brilliert das Werk durch die mehrdimensionalen und höchst unterschiedlichen Figuren. Neben den bisher lieb gewonnenen Rittern gibt es wieder neue Figuren, die niemals Beiwerk sind, sondern durch eigene Geschichten glänzen. Und auch bei ihnen verfällt Melley nicht ins Klischees und feste Rollenbilder: wenngleich auch Cecilia jung und naiv und schutzbedürftig ist, gibt es auch Vaike, die starke Kriegerin, die sogar die sonst siegreichen Ritter errettet.

Die einzelnen Themen sind fein abgestimmt und können bestimmt viele Lesevorlieben vereinen: Melley versteht es, Kämpfe und Schlachten spannend darzustellen, ohne sich in Langatmigkeit und Brutalität zu verlieren und kann auch von Liebe zwischen den Figuren schreiben, ohne ansatzweise kitschig zu werden. Bildgewaltige Landschaftsbilder ergänzen das Geschehen perfekt.

Anzumerken ist, dass auch ein Glossar, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort das Buch ergänzen und perfekt abrunden.

Für mich ist auch dieser vierte Band der Saga wieder ein Highlight und ich kann es Interessierten nur wärmstens empfehlen! Besser kann man einen historischen Roman nicht schreiben.

Bewertung vom 02.02.2025
Das Geheimnis der Rosen / Die Glücksfrauen Bd.3
Claire, Anna

Das Geheimnis der Rosen / Die Glücksfrauen Bd.3


ausgezeichnet

2024 reisen June, die Enkeltochter von Luise, und Sandra, die Enkeltochter von Maria, nach Tansania, wo Wendy, die Enkelin von Anni lebt. Gemeinsam versuchen sie, den Lebensweg von Anni nachzuzeichnen, die sich 1938 zunächst ausschließlich auf ihren Verlobten SIegfried verließ, bevor ihr durch einen schrecklichen Betrug die Augen geöffnet wurden und sie ebenfalls einen interessanten, mutigen WEg einschlug und das Nazi-Deutschland verließ, um schließlich in Afrika eine Rosenfarm aufzubauen.

Mit "DIe Glücksfrauen - Das Geheimnis der Rosen" legt die erfolgreiche deutsche Autorin Anna Saskia Beyer, hier unter ihrem Pseudonym Anna Claire, den letzten und abschließenden Band ihrer mitreißenden Glücksfrauen-Trilogie vor, auf den ich bereits sehnsüchtig gewartet hatte. Hierin widmet sie sich nun dem Schicksal der letzten der drei Freundinnen, Anni, und ihrer Geschichte, und löst natürlich auch das Geheimnis auf, welche Schuld Luise einst auf sich geladen hat.

Obwohl die Lektüre des letzten Bandes bei mir schon einige Zeit zurück lag, konnte ich unmittelbar an die Geschehnisse anknüpfen.
Anna Claire schreibt absolut mitreißend und spannend über sechs starke Frauen in Vergangenheit und Gegenheit, die alle ihren eigenen Weg gehen. Dabei wird die Geschichte in zwei Erzählstränge aufgeteilt und abwechselnd von Annis Erlebnissen 1938 und den drei jungen Frauen 2024 berichtet, und beide machen beim Lesen gleich viel Vergnügen.

Bemerkenswert ist, wie akribisch die Autorin recherchiert hat und auch das Leben der Massai, eine Gewürzfarm auf Sansibar, der Entwicklung von Afrika als europäischer Rosenlieferant und vieles mehr beschreibt. Und gerade die unsäglichen Machenschaften der Nazis und ihre dreisten Lügen finden eine erschreckende Parallelität zur Gegenwart und den Rechten.

DIe Figuren sind mehrdimensional und mit viel Liebe gezeichnet; und gerade das Element der Freundschaft findet auf beiden Zeitebenen eine wichtige Rolle. Es macht viel Spaß, die Enkelinnen dabei zu begleiten, die Geschichte ihrer Familien zu erforschen und verstehen. Dass alle Frauen auch die Liebe ihres Lebens finden, mag etwas kitschig sein, störte aber nicht.

Ich vergebe für den finalen Glücksfrauen-Band fünf Sterne und kann die Reihe absolut empfehlen, die es sich allerdings für das Verständnis

im Zusammenhang zu lesen lohnt.
Wer immer noch Zweifel an den Verbrechen der Nazis hat, kann hier auf unterhaltsame Weise seine Geschichtskenntnisse aufbessern.

Bewertung vom 01.02.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

In Oberbayern ermittelt die Oberkommissarin Alexa Jahn im Zusammenhang mit einem Luxusauto, der von der Straße abgekommen und ausgebrannt ist; der Fahrer ist tot und Zeugen haben eine zweite Person beobachtet, die Rätsel aufgibt. Schon bald gibt es weitere Brandanschläge mit Todesfolge, auch auf österreichscher Seite, wo Chefinspektor Bernhard Krammer ermittelt. DIe Zeit läuft gegen die Polizei und dann taucht noch ein anonymer Brief auf ....

"Ihre Spur in den Flammen" ist bereits der fünfte Band der deutschen Autorin Anna Schneider (die auch unter dem Psyeudonym Anna Simons bereits Krimis veröffentlicht hat). Das Buch lässt sich auch für sich alleine lesen, allerdings ist der Lesegenuss noch viel größer, wenn man auch die vorhergehenden Bände kennt, da insbedondere die privaten Entwicklungen der Hauptfiguren eine große Rolle spielen - und gerade dieser fünfte Band sehr viele Verweise und Anspielungen insbesondere auf den vierten Band enthält, was Neueinsteiger immer wieder im Dunkeln tappen lässt.

Anna Schneiders angenehmer Schreibstil macht viel Spaß und lässt sich die Seiten fast von allein umblättern.
Die sympathischen HauptFiguren, ihre Menschlichkeit und Fürsorge füreinander, ein undurchsichtiger Fall mit vielen Facetten, der zahlreiche Parallelen zur Realität aufweist und ein guter Spannungsbogen machen den Krimi zu einem Genuss. Auch, wenn die familiären Verstrickungen der beiden Ermittelnden und die Rückblicke auf frühere Ermittlungen vom aktuellen Geschehen etwas ablenken, war für mich das Lesevergnügen absolut gegeben.

DIe immer wieder eingeschobenen - in Kursivschrift gedruckten - Erzählungen der Täterin führen dazu, dass der Leser den polizeilichen Ermittlern voraus ist, erweckt sogar ein gewisses Verständnis für die Täterin und begründet ihren Hass auf die Opfer. Diese Komplexität hat mir besonders gefallen - neben einer Auflösung, in der eben nicht Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikales Gedankengut die Oberhand behalten.

Ich empfehle diesen fünften Band gerne weiter, möchte aber anraten, die tolle Grenzfall-Reihe komplett zu lesen für besseres Verständnis.

Bewertung vom 15.01.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


sehr gut

Anslässlich einer Kunstausstellung der verstorbenen Künstlerin Vanessa Chapman entsteht der begründete Verdacht, dass in einem ihrer Werke ein menschlicher Knochen verbaut ist. Daraufhin nimmt der Kurator James Becker KOntakt zu CHapmans NAchlassverwalterin und enger Freundin Grace auf. die in CHapmans Haus auf der Gezeiteninsel Eris lebt....

Die britische Schriftstellerin Paula Hawkins ist vielen Leser*Innen bereits durch ihren großen Erfolg "Girl on the train" bekannt, und so hatte auch ich große Erwartungen an ihr neues Werk "Die blaue Stunde".

Hawkins schreibt gewohnt flüssig und bildhaft und so war der Roman gut lesbar. Das Besondere ist, dass ein MIx aus unterschiedlichen Zeitebenen, Perspektiven und Materialquellen wie Zeitungen und Tagebüchern, der mir durchaus gefallen hat.

Die Spannung baut sich nur sehr langsam auf und bleibt latent im Hintergrund und trotz eines fulminanten Höhepunkts bleibt das ENde einigermaßen vorhersehbar.

Die Figuren sind mehrdimensional angelegt und entfalten sich im Laufe der Geschichte. Neben der Künstlerin stehen auch ihre Freundin Grace und der Kurator James im Mittelpunkt der Enthüllungen. So lässt sich durchaus sagen, dass der Schwerpunkt der Autorin hier auch nicht auf dem zweifelsohne gegebenen Kriminalfalles, des vermeintliches Mordes und des Auftauchens eines menschlichen Knochens an unerwarteter Stelle, liegt, sondern in den psychologischen Hintergründen und den Intentionen der Figuren. Menschliche Emotionen wie Liebe, Hass, Eifersucht, Freundschaft und Einsamkeit bestimmen den Tenor, wobei die Frage nach dem Knochen und das Verschwinden von CHapmans Ehemann den roten Faden bilden.

Auch das Setting lässt mit der Gezeiteninsel Eris, deren Abgeschiedenheit und besonderer Erreichbarkeit, einen gewissen Grusel entstehen.

Wer psychologische Enthüllungen mag und nicht auf schnelle THriller setzt, wird diesen Roman schätzen. Für mich reicht er nicht an sein grandioses Vorwerk "Girl on the train" heran und ich vergebe 3,5 Sterne.