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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 616 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


sehr gut

Ein gefährliches Unwetter, geheimnisvolle Nachbarn und ein entflohener Häftling- hochdramatisch und fesselnd

„Chaos würde Paul so einen Zustand jedenfalls nicht mehr nennen, Apokalypse war vielleicht passender, dachte er, und das ungute Gefühl, dass er damit nicht ganz falsch lag, wurde immer stärker.“

Die Wetterlage ist lebensgefährlich. Alle Bewohner der Küstenorte sollen ihre Häuser umgehend verlassen. Elisa schiebt ihre Abfahrt bis zum Schluss auf, doch dann ist eine Flucht nicht mehr möglich. Auch ihre Nachbarn Vera und Joachim müssen in ihrem Haus ausharren, Elisa schließt sich ihnen an. Gemeinsam versuchen sie, sich vor der Überflutung in Sicherheit zu bringen. Dann erreicht sie die Nachricht, dass Häftlinge der nahegelegenen JVA ausbrechen konnten. Einen davon kennt Elisa persönlich sehr gut und er hat noch eine Rechnung mit ihr offen….

Hauptsächlich erzählen die Kapitel auf klar und gut verständliche Weise was während des dramatischen Unwetters geschieht. Zwischendurch werden Tagebucheinträge einer zunächst unbekannten Frau eingeschoben. Im Verlauf klärt sich, was diese Passagen mit der Handlung zu tun haben. Aufgrund des leichten, flüssigen Sprachstils hatte ich keine Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden.

Schnell wird klar, dass alle Charaktere etwas zu verbergen haben. Elisa wirkt sehr passiv, ist abhängig von Beruhigungstabletten. Was steckt hinter ihrer Sucht? Warum zerbrach ihre Ehe mit Exmann Max, der sich beim THW engagiert und nun Menschen vor der Flut rettet? Wieso zeigt sich Nachbar Joachim so skeptisch und scheut engeren Kontakt zu seinen Nachbarn? Und was hat Paul, der seit dem Tod von Elisas Schwester im Gefängnis sitzt, vor? Eine hochspannende, explosive Figurenkonstellation.

Die Geschichte riss mich wie die beschriebene Flut regelrecht mit. Ohne dabei groß nachzudenken, konnte ich nicht aufhören zu lesen, verschlang den leichtgängigen Roman fast in einem Rutsch. Das hochdramatische Szenario wird insgesamt sehr packend geschildert. Dass Elisa allerdings so wenig tut, sich nur darum zu kümmern scheint, dass sie keine Tabletten mehr hat und die sonstigen Entwicklungen überwiegend fast teilnahmslos betrachtet, hat mich allerdings ein wenig gestört. Überhaupt sind die Charaktere nicht sehr ausgefeilt, kommen recht einseitig und wenig komplex rüber, was bei all den actionreichen Entwicklungen und Wendungen aber für mich wenig ins Gewicht fällt.
Am Ende wartet der Thriller noch mit besonderen Enthüllungen und Überraschungen auf. Insgesamt ein leichter Krimi, der mich gut unterhalten hat, sicher aber nicht länger nachwirkt. Für alle, die gerne in dramatische Szenarien abtauchen und die schnelle Unterhaltung suchen, ist „Nachtflut“ sicher die passende Lektüre.

Bewertung vom 04.03.2025
Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


sehr gut

Wenn Wünsche wahr werden - Witziger Comic über einen etwas anderen Geschwisterzuwachs

Schon seit sie denken kann, wünscht sich Dani ein Geschwisterchen. Sie lässt nicht nach, ihrer Mutter permanent mit ihrer Forderung auf die Nerven zu fallen. Schließlich erfüllt sich Danis Wunsch tatsächlich, aber auf ganz andere Weise als Dani sich das vorgestellt hat…..

Die Geschichte wird als Comic aus Danis Sicht erzählt. Teilweise schreibt Dani in der Ich-Form, ähnlich wie ein Tagebuch, im Fließtext. Oft wird die Handlung auch über Dialoge mit Bildern und Sprechblasen vorangebracht. Die Schrift ist comicartig und gut lesbar. Die Texte sind klar und verständlich formuliert. Sie lesen sich authentisch, so als stammen sie tatsächlich von einem Mädchen in Danis Alter. Auf jeder Seite sind viele bunte Bilder zu sehen. Diese fassen Szenen der Geschichte prägnant zusammen, sehen durchaus sehr witzig, aber nicht immer schön aus. Björns Anblick beim Yoga beispielsweise ist alles andere als ansprechend, aber trotzdem einfach göttlich. Auch das Cover ist nicht unbedingt hübsch anzusehen, dafür ausgesprochen lustig: Der Titel des Buchs „Der süßeste Bruder der Welt (und andere Irrtürmer)“ ist oben deutlich zu lesen. Unter dem Schriftzug befindet sich aber das Bild eines ziemlich unattraktiven, pickligen Teenagers. Das passt so gar nicht zusammen und weckt natürlich spezielle Erwartungen. Der Comic richtet sich an Kinder ab zehn Jahren, vor allem auch an solche, die sonst nicht so gerne lesen.

Dani ist ein selbstbewusstes, witziges, manchmal auch etwas naives Mädchen. Dani sagt klar, was sie will. Sie wurde mittels künstlicher Befruchtung mit Spendersamen gezeugt, was im Buch offen angesprochen wird. Damit hat Dani selbst auch keine Schwierigkeiten, sie ist ein echt erfrischender Charakter. Aufgrund ihrer spontanen, unbedachten Aktionen gerät Dani manchmal in peinliche Situationen. Meine Kinder empfanden sie manchmal als etwas zu offensiv und zum Fremdschämen, was für mich aber auch den besonderen Charme der Figur ausmacht.
An Mamas neuen Freund Björn und dessen Sohn Joschi muss Dani sich erstmal gewöhnen. Möglicherweise sollte sie die beiden einfach nur einmal richtig kennenlernen…..


Komisch und herrlich unkompliziert werden hier eigentlich komplizierte, prekäre Themen wie Samenspende, die Suche nach dem Erzeuger, eine neue Beziehung der Mutter, Umzug und neue Schule behandelt. Dani geht ihrer Herkunft auf den Grund, sucht ihre Identität, nebenbei verliert sie den Kontakt zu ihrer besten Freundin. Das tut sie alles auf sehr unterhaltsame, leichte Weise. Sie lässt sich nicht unterkriegen, gibt nicht auf. Danis forsche Persönlichkeit, ihre Spontanität mag möglicherweise etwas befremdlich wirken, ist aber vielleicht auch genau die richtige Taktik, diese besonderen Probleme anzugehen. Mit Humor wird schließlich vieles einfacher, was die Leserinnen und Leser sicher positiv zur Kenntnis nehmen werden.
Ein Buch für alle, die nicht ganz so ernste Comics mit vielfältigen Themen aus dem Alltag mögen.

Bewertung vom 03.03.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


sehr gut

Familiendrama und interessant konstruierter, wendungsreicher Krimi

„Wenn im Zusammenhang mit polizeilicher Ermittlung die Sprache auf die Intuition kam, rümpften viele ihrer FBI-Kolleginnen und -Kollegen die Nase. Sie hielten das für magisches Denken, das die Wahrnehmung einschränkte und letztendlich zu Fehlurteilen führte. Aber Keller folgte stets ihrem Gefühl. Und in diesem Fall war es ganz eindeutig: Fremdeinwirkung.“

Matt Pines Bruder Danny sitzt wegen Mordes an seiner Freundin Charlotte in Haft. In einer Netflix-Dokumentation wird der Fall näher beleuchtet. Die Sendung legte den Verdacht nahe, dass Danny kein Mörder ist und zu Unrecht verurteilt wurde. Dannys Vater Evan und seine Schwester Maggie sind von Dannys Unschuld felsenfest überzeugt und versuchen den Fall eigenmächtig aufzuklären. Mit Mutter Olivia und dem kleinen Sohn Tommy reisen sie nach Mexiko, um dort eine Spur zu verfolgen. Doch dann geschieht eine schreckliche Katastrophe: Die Familie wird tot in ihrem Ferienhaus gefunden. Weder Matt noch FBI-Agentin Sarah Keller glauben an einen Unfall: Hängt Dannys vermeintliche Tat womöglich mit dem Tod der Pines zusammen? Was passierte damals wirklich mit Charlotte?

Der Autor stellt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven dar. In Rückblenden schildert er, was die Pines kurz vor ihrer Mexikoreise erleben. Zudem wird von den aktuellen Ermittlungen der FBI- Agentin Keller und von Matts Situation erzählt. Der Roman liest sich leicht, unkompliziert und flüssig.

Mit Matt Pine möchte wohl aktuell niemand tauschen Was für eine furchtbare Vorstellung, plötzlich keine Familie mehr zu haben. Mit Matt muss man einfach mitleiden. Er hat nichts mehr zu verlieren. Daher kann er einiges riskieren, um die Wahrheit herauszufinden. Und er gibt nicht auf. Auch Ermittlerin Sarah Keller lässt die Sache nicht los. Sie ist davon überzeugt, dass sich die Fälle der Familie Pine anders gestalten, als sie scheinen….

Wie kamen Charlotte und die Pines wirklich ums Leben? Die vielschichtige Erzählweise, die Darstellung mehrerer verschiedener Sichtweisen macht den Roman sehr interessant. Kontinuierlich tauchen neue Hinweise auf und es werden für die Leser neue Spuren gelegt. Im Mittelteil herrscht Ruhe vor dem Sturm, hier ziehen sich die Entwicklungen ein wenig zäh dahin. Mit dem fesselnden, spektakulären und dramatischen Ende wird man allerdings belohnt, durchgehalten zu haben, eine unvorhergesehene Wendung folgt auf die nächste.
Ich habe „Allein gegen die Angst“ insgesamt gerne gelesen. Der Roman ist sowohl Familiendrama, als auch ein stimmig konstruierter, packender Krimi mit einigen Überraschungen.

Bewertung vom 03.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


gut

Spannend mit einigen Überraschungen, aber ohne den Mitfieberfaktor

„Ja, sie will etwas von diesem Ausflug, etwas, was sie ohne die Anwesenheit der anderen nicht bewerkstelligen kann. Es geht nicht nur darum, sich an Aoife zu erinnern- es geht darum, die Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken.“

Vor drei Jahren feiern Dani, Tiffany, Beth und Celine unter der Sonne Marbellas Aoifes Junggesellinnenabschied. Doch ihr Aufenthalt in einer traumhaften Villa entwickelt sich zum Albtraum. Es fließt reichlich Alkohol, wodurch manche der Frauen die Kontrolle verlieren. Dann passiert etwas Unfassbares: Die Braut wird von einem Einbrecher ermordet. Drei Jahre später ist Dani, Aiofes beste Freundin, immer noch von den Ereignissen traumatisiert. Sie organisiert ein Treffen mit den anderen Teilnehmerinnen des Junggesellinnenabschieds, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Doch jede der Frauen hat ihre eigene Version der Geschichte zu erzählen. Ob die Wahrheit ans Licht kommt?

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven auf zwei Ebenen dargelegt. Sowohl der aktuelle Aufenthalt in der Villa als auch der damalige Junggesellinnenabschied stehen im Fokus. Es wird in der dritten und ersten Person geschildert, wie die vier Frauen die Situation damals und heute erleben. Der Roman ist klar und gut verständlich formuliert, liest sich leicht und flüssig.

Wäre es nach Aoifes Vorstellungen gegangen, hätte das Event zu ihrem Junggesellinnenabschied etwas anders ausgesehen. Aber ihr Mann Nathan hat Einfluss auf die Gästeliste genommen und so sind nicht nur Aoifes engste Freundinnen wie Dani, die sie am besten kennt, unter den Teilnehmerinnen, sondern auch Frauen, die recht wenig mit Aoife und den anderen gemein haben. Die Frauen haben teils recht unterschiedliche Interessen, verstehen sich nicht besonders gut und so liegt von Anfang an Spannung in der Luft. Hinzu kommt, dass die Frauen einige Geheimnisse verbergen, die besser auch Geheimnisse bleiben sollten. Ich konnte die individuellen Situationen der Charaktere und ihr Verhalten meist nachvollziehen, sympathisch war mir aber keine der Figuren. Vor allem die Braut Aoife empfand ich als recht unangenehm.

Die Geschichte wird fesselnd erzählt. Nach und nach fügen sich einzelne Aspekte, Rückblenden und Gegenwart zu einem stimmigen Ganzen mit einigen Überraschungen zusammen. Wenig ist so, wie es am Anfang scheint. Insgesamt ein solide konstruierter, recht spannender Thriller. Da mir die Figuren nicht ganz so nah kamen, fehlte mir aber der Mitfieberfaktor. Freilich wollte ich wissen, was damals wirklich geschah, wollte des Rätsels Lösung kennen. Letztlich blieb für mich dabei aber das Schicksal der Beteiligten nur zweitrangig, ich litt nicht so mit, wie ich mir das gewünscht hätte. Unterm Strich: Ein unterhaltsamer, kurzweiliger Thriller mit einigen Wendungen, dem für mich aber das gewisse Etwas fehlt.

Bewertung vom 06.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


gut

Durchschnittlicher, vorhersehbarer Krimi ohne Raffinesse

Ärztin Ellen hat sich von ihrem Lebensgefährten und Kollegen getrennt. Daher kehrt sie ihrem aktuellen Leben in der Stadt den Rücken, um in ihrer bayerischen Heimat die Praxis ihres ehemaligen Hausarztes zu übernehmen. Doch der Neuanfang wird überschattet von einem Mord. An der Skischanze hängend, wird ein Toter gefunden. Und der ist kein Unbekannter für Ellen. Im Gegenteil, in der Vergangenheit hat der Mann Ellen schlimmes Leid zugefügt und sie selbst hätte gute Gründe, Rache an ihm zu üben…. Wer steckt hinter der Tat?

Autor Lars Menz erzählt seine Geschichte in der dritten Person Vergangenheit. Er schildert die Ereignisse in Ellens neuer, alter Heimat. Immer wieder werden dabei auch Rückblenden eingeschoben, Erinnerungen Ellens an ihre Jugend. Der Schreibstil ist direkt, recht nüchtern und gut verständlich, wirkt auf mich aber ein wenig hölzern, manchmal künstlich und „zu gewollt“. So findet sich im Roman tatsächlich der Satz „Irgendwo draußen bellte ein Hund“, der allzu offensichtlich eine spezielle Atmosphäre kreieren soll, aber mittlerweile doch eher abgedroschen ist.

Die Figuren werden wenig detailliert, sorgfältig und ausführlich gezeichnet. So blieben sie für mich leider etwas blass und fremd. Auch zur Hauptperson Ellen vermochte ich keinen rechten Bezug zu finden, sie war mir nicht besonders sympathisch. Die Rolle des Journalisten kam mir etwas „halbherzig“ vor und wurde möglicherweise nur aus Gründen der Dramaturgie eingefügt.

Wer ist der Mörder? Und wie hängt die Tat mit Ellen zusammen?
Ich habe den Krimi recht schnell und nicht ungern gelesen. Er war insgesamt durchaus unterhaltsam, hundertprozentig abholen und überzeugen konnte mich die Geschichte allerdings nicht. Die Idee hinter dem Buch ist grundsätzlich eigentlich eine solide, wenn auch keine neue. Einige Details, gerade was Ellens traumatische Erfahrungen betrifft, empfand ich als nicht ganz logisch. Insgesamt entwickelte sich die Handlung recht vorhersehbar. Daher war mir eigentlich schnell klar, wer der Täter sein muss und wer noch in die Sache involviert ist. Für meinen Geschmack hätte der Autor sich ruhig etwas mehr Mühe bei der Ausarbeitung seiner Charaktere geben dürfen. So liefert Lars Menz für mich mit „Der Schanze“ nur durchschnittliche Krimikost ohne Überraschungen ab und leider nicht den mitreißenden Wow-Thriller, den ich mir erhofft hatte.

Bewertung vom 06.02.2025
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


gut

Eine Dorfgemeinschaft in Aufruhr - kurzweilig und unterhaltsam, aber etwas altbacken

Pastorin Anna hat sich nach dem Scheitern ihrer Ehe in ihre niederrheinische Heimatgemeinde Alpen zurückgezogen. Ein tragisches Unglück erschüttert aktuell den Ort. Die fünfzehnjährige Raffaela, seit einem Unfall in ihrer Kindheit geistig behindert, wurde bewusstlos aufgefunden und kämpft nun im Krankenhaus um ihr Leben. Was genau ist mit ihr passiert? Während die Gerüchteküche heftig brodelt und die Polizei ermittelt, wird auch Anna in den Fall involviert: Raffaeles Mutter Heike ist eine alte Bekannte und ehemals gute Freundin ihrer Schwester Maria. Ob Anna dazu beitragen kann, die Wahrheit herauszufinden?

Autorin Anne Gesthuysen erzählt meist chronologisch und überwiegend aus Annas Sicht von den Entwicklungen im Dorf. In Rückblenden schildert sie zudem von wichtigen Ereignissen aus Raffaelas und Heikes Leben. Der Sprachstil ist einfach und direkt, wirkt manchmal aber wenig elegant und sogar etwas plump. So wird während einer gefühlvollen Liebesszene beispielsweise das witzige, aber für mich völlig unpassende und jede romantische Stimmung zerstörende Wort „knödeln“ verwendet.

Sehr viele verschiedene Persönlichkeiten leben im Dorf, daher kommt es zwangsläufig oft zu Konflikten. Wenn es aber wirklich wichtig ist, hält man hier trotz aller Differenzen fest zusammen, was mich beeindruckt hat. Die Figuren haben wenig Tiefe, zeigen sich recht klischeehaft, fast holzschnittartig. Da gibt es u.a. die superpatente, umtriebige und sehr lebenskluge Großtante, die Adlige mit Standesdünkel, die frechen Hunde, die für allerlei Verwirrung sorgen, einen schwulen Postboten namens Martinchen, die allzu neugierige und humorlose Pfarrhaushälterin oder die woke, hochsensible FSJlerin als Vertreterin der jungen Generation.

Wie schon der Vorgänger, konnte mich auch dieser Roman leider nicht ganz überzeugen. Zwar hat mich das Hauptthema, Raffaelas Geschichte, durchaus angesprochen. Dieses steht aber nicht so im Mittelpunkt, wie ich mir das gewünscht hätte, wird von vielen Nebensträngen überlagert und erdrückt. Vielleicht ist das auch die große Schwäche des Buchs. Der Roman streift so viele Themen, setzt aber keine Schwerpunkte. So ist die Geschichte letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes, alles und nichts: eine Familiengeschichte, eine Tragödie, eine Komödie und ein Krimi, wie das Drehbuch zu einer Fernsehserie, das kaum ein Klischee auslässt. Dass viele Informationen über die Figuren mehrfach wiederholt werden, hat mich etwas irritiert. So werden Personen erneut vorgestellt, obwohl sie bereits in Erscheinung getreten sind.
Der Roman ist durchaus unterhaltsam. Ich mochte den Zusammenhalt im Dorf und dass Themen nicht einseitig, sondern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Unterm Strich vermisste ich aber echte Originalität, Substanz und feinsinnigen Humor und empfand die Geschichte als etwas trutschig, altbacken und wenig geistreich. Zweifelsohne eine passende, stimmige Fortsetzung für „Wir sind schließlich wer“, mir persönlich haben aber die früheren Bücher der Autorin besser gefallen.

Bewertung vom 06.02.2025
PS: Du bist ein Traum! (PS: Du bist die Beste! 5)
Buchholz, Natalie

PS: Du bist ein Traum! (PS: Du bist die Beste! 5)


sehr gut

Eine traumhafte Freundschaft und allerlei Gefühlsverwirrungen - ansprechend gestaltete Gute-Laune-Geschichte für Mädchen

Lore und Emma schreiben wieder. Lore hatte in der Nacht einen höchst seltsamen, intensiven Traum, der sie so beunruhigt und verwirrt, dass sie sogar zu Hause bleiben darf. Von diesem Traum berichtet sie ihrer Freundin Emma. Auch Emma fühlt sich gerade nicht wohl und muss nicht in die Schule. So hat sie Zeit, Lore, was ihr kompliziertes Gefühlswirrwar mit ihrem Schwarm Alex betrifft, auf dem Laufenden zu halten. Und dann wartet noch eine besondere Überraschung auf die beiden Mädchen. Gut, dass Emma und Lore sich alles anvertrauen und sie sich so doppelt gemeinsam freuen können.

Die Geschichte wird hauptsächlich in Form von Briefen erzählt, nur an einer Stelle unterhalten sich die Freundinnen über Textnachrichten. Emma und Lore schildern sich gegenseitig, was bei ihnen gerade los ist. Die Sprache ist dabei direkt, erfrischend humorvoll und flüssig. Die Wortwahl wirkt sehr authentisch und echt, man hat den Eindruck, die Schreiberinnen sind wirklich Teenagerinnen. Besonders ansprechend ist die äußere Gestaltung und das Layout. Immer wieder sind Wörter in besonderer Schriftart oder anderem Druck hervorgehoben. Viele kleine, lustige, unterhaltsame und treffende Illustrationen lockern die Seiten auf. So ist das Text-Bildverhältnis ausgewogen und auch Wenigleserinnen fühlen sich nicht überfordert und abgeschreckt, sondern werden im Gegenteil zum Lesen motiviert.
Das Buch richtet sich hauptsächlich an Mädchen ab elf Jahren.

Zwei Freundinnen, ihre Familien und ihre Bekannten stehen im Fokus des Buchs. Alle wichtigen Personen werden auf den ersten Seiten mit Bild und kurzem Text vorgestellt. Da sind natürlich zunächst die Hauptfiguren Emma und Lore, die alles teilen und gemeinsam durch Dick und Dünn gehen. Auch Emmas Umzug von Kiel nach Rosenheim hat es nicht geschafft, die beiden über die Distanz voneinander zu entfremden. Lores und Emmas Eltern sind trotz der nicht ganz einfachen Beziehungssituaion - Emmas Mutter ist verstorben, ihr Papa hat mit Ruth eine neue Partnerin, Lores Eltern leben getrennt - immer für ihre Töchter da und bringen viel Verständnis für sie auf. Emma hat nun auch einen Stiefbruder, Leon, mit dem sie sich wie mit ihrer Stiefmutter blendend versteht. Und dann gibt es noch Aiko und Alex, die die die Herzen der Mädels ganz schön in Aufruhr bringen. Die Freundinnen haben eine gemeinsame Leidenschaft für Musik, mit der sie einiges verarbeiten können.

Frech und witzig erzählt das Buch von den Sorgen zweier Teenagerinnen. Und trotz aller Irritationen und Komplikationen wird alles manchmal plötzlich ganz leicht, nachdem es anfangs so schwer schien. Die Freundinnen spüren ganz intensiv, wie sich Glück anfühlt und man freut sich beim Lesen mit ihnen. Meine mittlerweile dreizehnjährige Tochter ist seit dem ersten Band süchtig nach der Reihe. Ich als Neuling habe bei all den Entwicklungen, den verschiedenen Personen und Konstellationen teilweise doch den Überblick und den Faden verloren. Auch war es für mich nicht immer einfach, Traum und Realität zu unterscheiden. Ich bin aber auch nicht Teil der Zielgruppe.
Allen Fans der Reihe wird der herrlich leichte, kreativ und motivierend gestaltete Feel-Good-Briefroman garantiert ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Bewertung vom 13.01.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


ausgezeichnet

Menschliche Abgründe und dunkle Wahrheiten - ein atmosphärischer Spannungsroman

„In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, aber Freundschaft ist doch ebenfalls Liebe, oder? Und manchmal auch eine Art von Krieg.“

Die Künstlerin Vanessa Chapman lebt nicht mehr, doch ihre Werke genießen weiterhin große Beachtung. Als in einer Skulptur Chapmans menschliche Knochen entdeckt werden, versucht James Becker, der als Kurator eine Ausstellung der Künstlerin betreut, herauszufinden, was es mit den Knochen auf sich hat. Er besucht Grace, die Nachlassverwalterin Vanessa Chapmans. Diese lebt auf Chapmans Anwesen auf einer Insel, die den Gezeiten unterworfen ist und nur zu bestimmten Zeiten für die Außenwelt erreichbar ist. Ob Grace die Wahrheit kennt?

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es wird geschildert, was James Becker bei seinen Recherchen erlebt und erfährt. Zudem werden verschiedene Rückblenden eingeschoben: persönliche Erinnerungen der Nachlassverwalterin Grace und von James, sowie Tagebucheinträge der Künstlerin Vanessa Chapman selbst und Presseartikel. Nach und nach werden dabei Zusammenhänge aufgedeckt. Es wird klar, was wirklich geschah und welche Auswirkungen die Vergangenheit auf die aktuellen Entwicklungen hat.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und flüssig und schafft eine besondere düstere, unheimliche Stimmung, sehr passend zum Cover.

Nicht nur die Künstlerin Vanessa scheint von Geheimnissen umgeben. Auch alle weiteren beteiligten Personen haben ominöse Seiten: James, der von Vanessas Werken auf magische Weise angezogen wird, seine Frau, die vorher mit James besten Freund liiert war, Vanessa, die verschiedene widersprüchliche Persönlichkeiten gehabt zu haben scheint, und Grace, die Vanessa so treu zur Seite stand und ihre ganz eigene, tragische Geschichte zu erzählen hat. Wem kann man als Leser da eigentlich trauen?

Der mysteriöse Knochenfund gibt viele Rätsel auf, zieht weite Kreise und erzählt eine dichte Geschichte von Liebe, Hass, Eifersucht, Verlust, Traumata, Verletzungen, Opfern und Tätern, menschlichen Abgründen und finsteren Geheimnissen. Kein Gänsehautpsychothriller, aber ein raffiniert und ansprechend erzählter, atmosphärischer Spannungsroman voller Wendungen, der nach und nach seine spezielle Wirkung entfaltet. Der Schauplatz, eine Gezeiteninsel, die regelmäßig von der Außenwelt abgeschnitten ist und die spannungsgeladene Personenkonstellation ergänzen sich perfekt. Ein Roman mit viel Zündstoff, der aber auch zum Nachdenken bringt. Mich hat „Die blaue Stunde“ rundum gepackt und sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 13.01.2025
Disney - Malen nach Zahlen: Classics

Disney - Malen nach Zahlen: Classics


sehr gut

Kleine künstlerische Auszeit mit Überraschungseffekt für alle Disneyfans

Im hektischen Alltag mit seinen vielfältigen Anforderungen und Pflichten fällt es oft schwer, sich mit voller Aufmerksamkeit auf einzelne Dinge zu konzentrieren. Warum nicht einfach mal, alles andere ausblenden und sich ganz bewusst Zeit für eine Tätigkeit nehmen? Dieses Buch regt dazu an, das auszuprobieren.

Auf den ersten Blick ist auf jeder der hundert Seiten kaum etwas zu erkennen. Viele wirre Linien, Flächen, Ziffern und Buchstaben sind darauf abgedruckt. Nur wer ganz genau hinschaut, kann erahnen, welche Motive die Seiten letztendlich zeigen werden.
Jedes Feld eines Bildes ist mit einem Buchstaben oder einer Ziffer versehen und muss dann in einer bestimmten Farbe eingefärbt werden. Auf der unteren Seite ist angegeben, welche Farben für welche Buchstaben und welche Ziffer verwendet werden. Maximal 20 verschiedene Farbtöne werden pro Seite benötigt.
Das Ausmalen der Bilder fordert etwas Ausdauer und Geduld, da ist man durchaus schon ein, zwei oder sogar noch mehr Stunden beschäftigt.
Die investierte Zeit lohnt sich aber definitiv: Während des Malens kann man wirklich ganz wunderbar abschalten und entspannen. Ich war überrascht, wie viel Spaß mir das Malen gemacht hat. Ich hätte noch viel länger weitermachen können. Das liegt vor allem daran, dass sich erst nach und nach ein Motiv entwickelt und man einfach nicht aufhören kann, bis das Bild fertig ist. Die fertigen Bilder sehen mit ihren verschiedenen Schattierungen in jedem Fall gut und professionell aus, auch wenn man eher grobmotorisch veranlagt und sonst kein großes Maltalent ist.
Alle „fertigen“ hundert Bilder in den richtigen Farben sind als Lösung im Anhang abgedruckt. Hier ist auch angegeben, aus welchem Film das Motiv stammt.

Obwohl wir sehr viele verschiedene Buntstiftesets besitzen, waren in unserem Haushalt längst nicht alle vorgesehenen Farben vorhanden. Wir mussten meist verschiedene Sets mischen und improvisieren. Aber auch, wenn man nicht exakt alle vorgegeben Farben verwendet, sind die Resultate trotzdem sehenswert. Gut fände ich aber, wenn z.B. über genaue Seriennummern eines Stifteherstellers angegeben wäre, welche konkreten Buntstifte man verwenden könnte.
Um die Stifte nicht zu verwechseln, empfiehlt es sich, vor Beginn unter die Farbfelder die Nummern der Stifte zu notieren, die man benutzt.
Meistens sind die anzumalenden Flächen und Felder klar zu erkennen. Teilweise sind sie aber so ungünstig und verwinkelt geschnitten, dass es nicht ganz einfach ist, den Überblick zu behalten und man nicht sicher ist, welche Farbe man nun genau verwenden muss. Ganz sicher kann man gehen, wenn man im Anhang auf dem Lösungsbild kontrolliert. Das verdirbt allerdings die Überraschung.
Am rechten Rand der Bilder, bzw. am linken Rand der rechten Bilder, gestaltet sich das Malen nicht so einfach, weil durch den Falz das Blatt nicht glatt ist und sich hebt. Die Bilder sind doppelseitig bedruckt und nicht heraustrennbar. Da das Papier dick ist, sieht man aber nichts durch, auch wenn die Rückseite bereits bearbeitet wurde.

Unterm Strich finde ich die vielfältige Auswahl der Motive abwechslungsreich und gelungen. Hier ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei und garantiert werden beim Malen mancher Bilder Kindheitserinnerungen geweckt. Mir gefällt besonders der Überraschungseffekt, dass zu Anfang nicht klar ist, was man gerade malt. Mich persönlich hat das Malen wirklich entspannt und ich habe es erfolgreich geschafft, konzentriert an der Sache dranzubleiben und alles andere für den Moment hintenan zu stellen. Daher kann ich das Buch trotz der kleinen dargelegten Schwächen allen Disneyfans und Leuten, die manchmal eine Pause und Auszeit brauchen, nur empfehlen. Auch größere, geduldige Kinder ab neun Jahren werden Spaß an diesem Buch haben.

Bewertung vom 13.01.2025
GUINNESS WORLD RECORDS 2025 (Deutschsprachige Ausgabe)
herausgegeben von Guinness World Records Ltd.

GUINNESS WORLD RECORDS 2025 (Deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Knallbunte, unterhaltsame Rekordwundertüte zum Staunen

Ein Buch, ganz viele sportliche, beeindruckende, unglaubliche, spektakuläre, originelle, witzige und verrückte Rekorde. Das Guiness-Buch der Rekorde feiert dieses Jahr seinen siebzigsten Geburtstag. Daher gibt es 2025 eine ganz besondere Ausgabe des Rekordbuchs, die Platin-Edition.
Nach einem Inhaltsverzeichnis, einer kurzen Einführung, einem Willkommensgruß und einem mehrseitigen Spezial zur Geschichte der Guinessbuchrekorde finden sich auf über 200 Seiten die verschiedensten Rekorde aus den Bereichen Naturwunder, Menschen, Rekordkunde, Entdeckerclub, Wissenschaft und Technik, Kids, Medien und Kunst und Sport. Unter der Rubrik „Icon“ werden verschiedene rekordhaltende Persönlichkeiten jeweils auf einer Doppelseite präsentiert. Zum Schluss gibt es noch eine Kurzvorstellung der allerneuesten Rekorde, ein alphabetisches Register und eine Kurzbeschreibung der beteiligten Fachberater.
Alle Seiten zeigen viele bunte Fotos und andere Bilder und berichten in zahlreichen einzelnen, kurzen Texte über verschiedene Bestleistungen zum jeweiligen Thema. Die Texte sind prägnant und meist verständlich formuliert, enthalten aber auch einige Fremdwörter. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren, aber auch an Erwachsene.

Welches ist der schwerste Raubvogel? Wie heißt das älteste Kochbuch, wie der schnellste Mensch der Welt? Wer hat die größte Barbiesammlung? Wer hat innerhalb von einer Minute den meisten Wasabi gegessen?
Von eher klassischen konventionellen Rekorden bis hin zu völlig schrägen Aktionen. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Langweilig wird es mit diesem knallbunten Wundertütenbuch garantiert nicht. Sicher spricht die abwechslungsreiche, farbenfrohe und sehr interessante Gestaltung auch neugierige Wenigleser an. Die Seiten sind so prall gefüllt, da kann man gar nicht alles auf einmal lesen und findet sicher immer wieder etwas Neues. Manche Bilder sind wirklich sensationell beeindruckend, andere haben gleichermaßen einen Faszinations- und Ekelfaktor und man schaut sie lieber nicht so genau und lange an. Auch wenn mein elfjähriger Sohn nicht alle Themen und Seiten ansprechend findet - manche sind ihm zu überfrachtet, grell und unübersichtlich- können er und seine Geschwister von dem Buch gar nicht genug bekommen. Sie nehmen es immer wieder zur Hand, um es anzuschauen. Die völlig verrückten Fakten sind eine kurzweilige Unterhaltung und bieten allerhand zum Schmunzeln und Staunen. Man kann aber beim Schmökern durchaus auch seine Allgemeinbildung vertiefen. Das ideale Geschenk für alle neugierigen Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich für die Welt, ihre Wunder und ihre Verrücktheiten interessieren.