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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 620 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2025
Detektiv Samson 2 - Auf den Inseln
Gorelik, Katerina

Detektiv Samson 2 - Auf den Inseln


ausgezeichnet

Phantasievoller, motivierender Wimmelspaß mit überzeugendem Konzept

Eigentlich wollte der berühmte Detektiv Samson beim Angeln ausspannen. Doch irgendwie fehlt ihm seine Arbeit so sehr, dass er doch einen Blick auf die Notizen zu seinen letzten Klienten wirft. Als sein Boot dann auch noch vom Wind abgetrieben wird, steckt er plötzlich wieder mittendrin in seinen Ermittlungen. Er erreicht die merkwürdigsten, verrücktesten Inseln und Meeresorte. An jedem der Orte müssen Samson und die Leser ganz verschiedene, interessante Rätsel knacken. Auf ins Such- und Findevergnügen!

Auf zehn Wimmelseiten gibt es einiges zu entdecken und verschiedenste Kriminalfälle zu lösen. Sechs Fälle werden auf der zweiten Doppelseite vorgestellt. Diese beziehen sich jeweils auf alle zehn folgenden Doppelseiten. So muss auf jeder Seite z.B. eine vermisste Maus, ein Kaktus oder ein Muffin gefunden werden. Zusätzlich wird auf jeder Doppelseite ein spezieller Suchauftrag nur für diese Seite gegeben. Außerdem gibt es im Anhang noch zwölf weitere Suchaufaufgaben.
Am Ende werden alle Lösungen präsentiert.
Kurze, klar verständliche, kindgemäße Texte erklären, was auf der Seite geschieht und welchen konkreten Suchauftrag es jeweils auszuführen gilt.
Sehr gelungen ist das Cover mit Loch und Lupe, das Samson im Zentrum des Bildes umgeben von Wasser und Inseln zeigt.
Die Illustration sind farbenfroh, wirken aber insgesamt nicht grell, sondern eher gedeckt und dezent bunt. Sehr phantasievoll sind die Figuren dargestellt. Die meisten sehen niedlich und witzig aus, manche hauptsächlich auf der Geisterinsel oder der Märcheninsel aber auch- durchaus beabsichtigt - weniger gefällig und teilweise etwas furchterregend.
Das Buch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Mein Sohn ist nun schon fast sieben Jahre alt und ist nach wie vor von Wimmelbüchern begeistert. Dieses hat es ihm besonders angetan. Durch die vielfältigen Suchaufträge kann er sich das äußerst einfallsreich gestaltete Buch unter verschiedenen Aspekten nämlich immer wieder anschauen, ohne dass es dabei langweilig wird. Stets gibt es neue, spannende Details zu entdecken. Das ist sehr motivierend.
Auch mich hat das Konzept wirklich überzeugt. Für alle Fans von Wimmelbilderbüchern, für die Bilder nicht immer „perfekt geleckt“ aussehen müssen, sondern auch mal kreativ, wild und ungewöhnlich sein dürfen, ist dieses Buch genau das Richtige.

Bewertung vom 02.04.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

Die perfekte Lektüre für eine längere Zugfahrt

Eduard hat früher sehr erfolgreich Liebesroman geschrieben. Nun sitzt er im Zug von Wien nach München, wo ihn ein beruflicher Termin erwartet. Eigentlich hatte er sich auf eine ruhige Fahrt gefreut, doch da macht die unbekannte Frau frühen mittleren Alters, die ihm nun gegenüber sitzt, nicht mit. Sie ist Therapeutin, heißt Catrin Meyr und verwickelt Eduard in ein herausforderndes, sehr direktes Gespräch über die Liebe. Und sie lässt nicht locker, bis Eduard wirklich offen und ehrlich wird. Ob Eduard da unbeschadet herauskommt?

Autor Daniel Glattauer schreibt aus Eduards Perspektive. Hier ist Erzählzeit fast erzählte Zeit und die Leser sind live dabei, wie Catrin Eduard in die Mangel nimmt. Das Buch liest sich dank des klaren, leichten Schreibstils angenehm unkompliziert.


Wer ist dieser Eduard, der so lange keinen Liebesroman mehr veröffentlicht hat? Wie lebt und liebt ein Mann, der sein Geld mit der Liebe verdient? Und was ist eigentlich mit Catrin los, die so offensichtlich nicht an das Konzept Langzeitbeziehungen glauben mag? Warum ist ihr das Gespräch mit Eduard derart wichtig?
Beim Lesen wurde ich selbst neugierig, auf die Geheimnisse der Figuren, die auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär und interessant wirken. Man taucht mit der Zeit immer tiefer in den Dialog ein und bekommt damit auch einen intensiveren Einblick in die Persönlichkeiten der beiden Protagonisten, die einem nicht unbedingt sympathisch sein müssen, um trotzdem zu unterhalten.


„In einem Zug“ erinnert an ein Kammerspiel. Die Geschichte hat wenig äußere Handlung, dreht sich bloß um ein Gespräch, was für manche Leser sicher zunächst langweilig sein könnte. Die dargestellte Unterhaltung hat es aber in sich. Es ist spannend und kurzweilig zu verfolgen, wie diese zwei so unterschiedlichen Personen über die Liebe denken. Glasklar und messerscharf wird dabei über die Liebe gesprochen, die doch oft so eine vage, unklare, verschwommene Sache ist. So ist das eben manchmal mit eindeutigen Gefühlen, die doch so schwer zu beschreiben sind. Und genau das fängt Autor Daniel Glattauer gekonnt ein. Zum Schluss überrascht er noch mit einer besonderen Wendung.
Ein vergnüglicher, leichter, aber auch geistreicher Roman, in dem so wenig geschieht, der aber dennoch ordentlich zum Nachdenken bringt. Der Roman ist für mich eine perfekte Zuglektüre. Aber auch Nicht-Zugfahrer, die gerne kurz innehalten und über Bücher, die Liebe und das Leben sinnieren, sind sicher die richtigen Zielgruppe für diese Geschichte.

Bewertung vom 02.04.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


sehr gut

Brandanschläge im deutsch-österreichischen Grenzgebiet - erneut eine gelungene Fortsetzung

„Dann bleibt nur noch ein einziger Weg heraus aus dem Ganzen: Wiedergutmachung. Alles andere nähme dir die Luft zum Atmen, würde dich irgendwann umbringen. Dann ist Vergeltung die folgerichtige Alternative.“

Alexa Jahn und ihre Kollegen von der Kripo haben einen brenzligen Fall: Nachdem ein Auto bei Bad Tölz von der Straße abgekommen ist, brennt es völlig aus. Der Fahrer stirbt hilflos in den Flammen. Die Ermittlungen ergeben eindeutig Brandstiftung. Auch im benachbarten Österreich kommt es zu Brandanschlägen, die Alexas Vater Bernhard Krammer, der ebenfalls bei der Polizei arbeitet, beschäftigen. Ob die Fälle zusammenhängen? Es bleibt nicht viel Zeit, um weitere Anschläge zu verhindern….

Die Geschichte wird meist chronologisch in der dritten Person in klarem, gut verständlichen, sehr angenehmen Schreibstil erzählt. Immer wieder werden Passagen von einer zunächst unbekannten Frau in Ich-Form eingeschoben, deren Identität erst später gelüftet wird.

Neben ihren offiziellen Fällen müssen sich die beiden Hauptfiguren noch um andere, teils private Angelegenheiten kümmern. Bernhard Krammer treibt der Tod der Freundin seiner Kollegin Roza Szabo noch immer um. Alexas Gedanken kreisen um Konstantin, mit dem sie sich eigentlich eine Beziehung vorstellen konnte, der aber nun im Gefängnis sitzt. Dass sich die Figuren weiterentwickeln, man sie mit jedem Band besser kennenlernt, ihre Persönlichkeiten immer mehr Ecken und Kanten bekommen und sie immer spannendere, komplexere Geschichten erzählen, gefällt mir gut. Beide Protagonisten kommen sehr sympathisch, menschlich und bodenständig herüber. Auch die Beziehungen der Charaktere intensivieren sich zunehmend, so nähern sich Bernhard und Alexa immer mehr einander an, werden Teil des Lebens des jeweils anderen. Alexas Freundschaft zu ihrem anfangs eher reservierten Kollegen Florian Huber wird ebenso enger. Alexa kommt nun langsam aber sicher in ihrer neuen Heimat an.

Der Krimi beginnt ruhig, der Fall nimmt im Verlauf immer mehr Fahrt auf. Neben der Haupthandlung bietet der Roman noch einige Nebenstränge, die sich stimmig ergänzen. Am Ende wird es einmal mehr ganz schön gefährlich.
Trotz der Hektik seines Berufs nimmt sich Bernhard Krammer immer wieder Zeit, sich Gedanken über gesellschaftliche Themen zu machen. Die aktuellen politischen und sozialen Problemen beschäftigen ihn. Die Hintergründe des dargestellten Falls stimmen auch mich nachdenklich.
Wie sich letztlich alles auflöst, empfand ich als logisch und nachvollziehbar.
Mit jedem Buch der Reihe versteht man die Figuren besser, man mag sie ein bisschen lieber. So ist jede Fortsetzung für mich noch ein bisschen mehr wie Heimkommen. Daher sollte man die Bücher unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen. Auch der neueste Band der Reihe hat mich insgesamt wieder ganz prima unterhalten: ein solide konstruierter Krimi der leisen Art in idyllischer, aber durchaus auch teilweise bedrohlicher Umgebung der Alpen.
Ich kann die Reihe allen, die ruhigere Krimis mögen, in denen es auch um das Privatleben der Ermittler geht und daher nicht nur der Fall, sondern auch die Beziehungen der Figuren im Mittelpunkt stehen, nur empfehlen.

Bewertung vom 20.03.2025
Disney - Malen nach Zahlen: Micky, Donald & Co.

Disney - Malen nach Zahlen: Micky, Donald & Co.


sehr gut

Bunter Ausmalspaß für ausdauernde Kinder und Erwachsene

Ich male zwar gerne, bin aber leider nicht in der Lage, gut erkennbare, hübsche Motive aufs Papier zu bringen. Mit „Disney, Mickey, Donald und Co“ kann tatsächlich jeder malen, selbst ich. Man braucht dafür lediglich gute, kräftige Buntstifte in großer Auswahl und schon kann man loslegen.

So funktioniert das Prinzip: Die einzelnen Bilder bestehen aus sehr vielen Feldern, die jeweils mit einer, einer bestimmten Farbe zugeordneten Zahl oder einem Buchstaben markiert sind. So weiß man genau, mit welcher Farbe man das Feld ausmalen soll.
Vor Beginn wählt man die Stifte aus und markiert am besten klar, welchen Stift man für welche Farbe verwenden möchte. Die Linien und Felder sind so gedruckt, dass man anfangs nicht erkennen kann, welches Motiv man gerade malt. Das fertige Werk ist also eine Überraschung. Das Motiv wird erst nach und nach beim Malen erkennbar. Um das ganze Bild zu füllen, braucht es Geduld und Ausdauer, da ist man mitunter schon ein paar Stunden beschäftigt. Es zahlt sich aber wirklich aus dranzubleiben. Am Ende wird man mit einem tollen, meist bunten Motiv mit beliebten Figuren aus Entenhausen belohnt. Ob Mickey, Donald, Daisy, Minnie, Dagobert, Goofy, Klarabella, Rudi Ross oder Kater Carlo. Alle wichtigen Stars aus den Lustigen Taschenbüchern sind hier vertreten.
Für die ersten Bilder im Buch benötigt man nur vier verschiedene Grau- und Schwarztöne, für die bunteren Bilder können es schon mal 16 verschiedene Farbnuancen sein. In der Regel erkennt man deutlich, welche Flächen wie auszumalen sind. Manche Felder sind allerdings etwas ungünstig geschnitten. Da passieren beim Malen schon mal Fehler, weil man die Farbe verwechselt. Verwendet man kräftig färbende Stifte, kann es vorkommen, dass die Farbe etwas auf die nächste Seite abfärbt. In der Mitte des Buchs lässt sich leider nicht so gut malen, da der Falz das Papier stark wellt. Besser fände ich daher eine Heftung oben wie bei einem Block.
Das Buch enthält 100 Bilder auf 50 doppelt bedruckten Blättern, die sich nicht heraustrennen lassen.

Insgesamt ist das Buch trotz der kleinen Mängel ein wirklich motivierender Zeitvertreib. Auch meine Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren, die gerne Lustige Taschenbücher lesen, hatten viel Vergnügen beim Malen. Für jüngere Kinder ist das Buch aber noch nicht geeignet, da die auszumalenden Flächen schon sehr klein sind und das Malen daher etwas motorisches Geschick erfordert.
Es macht Spaß, sich ganz auf das Malen zu konzentrieren, dabei zur Ruhe zu kommen, sich an die Helden der Kindheit zu erinnern und in die Disneywelt einzutauchen. Für alle, die ein bisschen Kind geblieben sind und gerne malen, ist das Buch bestimmt ein wunderbares Geschenk.

Bewertung vom 04.03.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


sehr gut

Ein gefährliches Unwetter, geheimnisvolle Nachbarn und ein entflohener Häftling- hochdramatisch und fesselnd

„Chaos würde Paul so einen Zustand jedenfalls nicht mehr nennen, Apokalypse war vielleicht passender, dachte er, und das ungute Gefühl, dass er damit nicht ganz falsch lag, wurde immer stärker.“

Die Wetterlage ist lebensgefährlich. Alle Bewohner der Küstenorte sollen ihre Häuser umgehend verlassen. Elisa schiebt ihre Abfahrt bis zum Schluss auf, doch dann ist eine Flucht nicht mehr möglich. Auch ihre Nachbarn Vera und Joachim müssen in ihrem Haus ausharren, Elisa schließt sich ihnen an. Gemeinsam versuchen sie, sich vor der Überflutung in Sicherheit zu bringen. Dann erreicht sie die Nachricht, dass Häftlinge der nahegelegenen JVA ausbrechen konnten. Einen davon kennt Elisa persönlich sehr gut und er hat noch eine Rechnung mit ihr offen….

Hauptsächlich erzählen die Kapitel auf klar und gut verständliche Weise was während des dramatischen Unwetters geschieht. Zwischendurch werden Tagebucheinträge einer zunächst unbekannten Frau eingeschoben. Im Verlauf klärt sich, was diese Passagen mit der Handlung zu tun haben. Aufgrund des leichten, flüssigen Sprachstils hatte ich keine Schwierigkeiten, mich in die Handlung hineinzufinden.

Schnell wird klar, dass alle Charaktere etwas zu verbergen haben. Elisa wirkt sehr passiv, ist abhängig von Beruhigungstabletten. Was steckt hinter ihrer Sucht? Warum zerbrach ihre Ehe mit Exmann Max, der sich beim THW engagiert und nun Menschen vor der Flut rettet? Wieso zeigt sich Nachbar Joachim so skeptisch und scheut engeren Kontakt zu seinen Nachbarn? Und was hat Paul, der seit dem Tod von Elisas Schwester im Gefängnis sitzt, vor? Eine hochspannende, explosive Figurenkonstellation.

Die Geschichte riss mich wie die beschriebene Flut regelrecht mit. Ohne dabei groß nachzudenken, konnte ich nicht aufhören zu lesen, verschlang den leichtgängigen Roman fast in einem Rutsch. Das hochdramatische Szenario wird insgesamt sehr packend geschildert. Dass Elisa allerdings so wenig tut, sich nur darum zu kümmern scheint, dass sie keine Tabletten mehr hat und die sonstigen Entwicklungen überwiegend fast teilnahmslos betrachtet, hat mich allerdings ein wenig gestört. Überhaupt sind die Charaktere nicht sehr ausgefeilt, kommen recht einseitig und wenig komplex rüber, was bei all den actionreichen Entwicklungen und Wendungen aber für mich wenig ins Gewicht fällt.
Am Ende wartet der Thriller noch mit besonderen Enthüllungen und Überraschungen auf. Insgesamt ein leichter Krimi, der mich gut unterhalten hat, sicher aber nicht länger nachwirkt. Für alle, die gerne in dramatische Szenarien abtauchen und die schnelle Unterhaltung suchen, ist „Nachtflut“ sicher die passende Lektüre.

Bewertung vom 04.03.2025
Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


sehr gut

Wenn Wünsche wahr werden - Witziger Comic über einen etwas anderen Geschwisterzuwachs

Schon seit sie denken kann, wünscht sich Dani ein Geschwisterchen. Sie lässt nicht nach, ihrer Mutter permanent mit ihrer Forderung auf die Nerven zu fallen. Schließlich erfüllt sich Danis Wunsch tatsächlich, aber auf ganz andere Weise als Dani sich das vorgestellt hat…..

Die Geschichte wird als Comic aus Danis Sicht erzählt. Teilweise schreibt Dani in der Ich-Form, ähnlich wie ein Tagebuch, im Fließtext. Oft wird die Handlung auch über Dialoge mit Bildern und Sprechblasen vorangebracht. Die Schrift ist comicartig und gut lesbar. Die Texte sind klar und verständlich formuliert. Sie lesen sich authentisch, so als stammen sie tatsächlich von einem Mädchen in Danis Alter. Auf jeder Seite sind viele bunte Bilder zu sehen. Diese fassen Szenen der Geschichte prägnant zusammen, sehen durchaus sehr witzig, aber nicht immer schön aus. Björns Anblick beim Yoga beispielsweise ist alles andere als ansprechend, aber trotzdem einfach göttlich. Auch das Cover ist nicht unbedingt hübsch anzusehen, dafür ausgesprochen lustig: Der Titel des Buchs „Der süßeste Bruder der Welt (und andere Irrtürmer)“ ist oben deutlich zu lesen. Unter dem Schriftzug befindet sich aber das Bild eines ziemlich unattraktiven, pickligen Teenagers. Das passt so gar nicht zusammen und weckt natürlich spezielle Erwartungen. Der Comic richtet sich an Kinder ab zehn Jahren, vor allem auch an solche, die sonst nicht so gerne lesen.

Dani ist ein selbstbewusstes, witziges, manchmal auch etwas naives Mädchen. Dani sagt klar, was sie will. Sie wurde mittels künstlicher Befruchtung mit Spendersamen gezeugt, was im Buch offen angesprochen wird. Damit hat Dani selbst auch keine Schwierigkeiten, sie ist ein echt erfrischender Charakter. Aufgrund ihrer spontanen, unbedachten Aktionen gerät Dani manchmal in peinliche Situationen. Meine Kinder empfanden sie manchmal als etwas zu offensiv und zum Fremdschämen, was für mich aber auch den besonderen Charme der Figur ausmacht.
An Mamas neuen Freund Björn und dessen Sohn Joschi muss Dani sich erstmal gewöhnen. Möglicherweise sollte sie die beiden einfach nur einmal richtig kennenlernen…..


Komisch und herrlich unkompliziert werden hier eigentlich komplizierte, prekäre Themen wie Samenspende, die Suche nach dem Erzeuger, eine neue Beziehung der Mutter, Umzug und neue Schule behandelt. Dani geht ihrer Herkunft auf den Grund, sucht ihre Identität, nebenbei verliert sie den Kontakt zu ihrer besten Freundin. Das tut sie alles auf sehr unterhaltsame, leichte Weise. Sie lässt sich nicht unterkriegen, gibt nicht auf. Danis forsche Persönlichkeit, ihre Spontanität mag möglicherweise etwas befremdlich wirken, ist aber vielleicht auch genau die richtige Taktik, diese besonderen Probleme anzugehen. Mit Humor wird schließlich vieles einfacher, was die Leserinnen und Leser sicher positiv zur Kenntnis nehmen werden.
Ein Buch für alle, die nicht ganz so ernste Comics mit vielfältigen Themen aus dem Alltag mögen.

Bewertung vom 03.03.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


sehr gut

Familiendrama und interessant konstruierter, wendungsreicher Krimi

„Wenn im Zusammenhang mit polizeilicher Ermittlung die Sprache auf die Intuition kam, rümpften viele ihrer FBI-Kolleginnen und -Kollegen die Nase. Sie hielten das für magisches Denken, das die Wahrnehmung einschränkte und letztendlich zu Fehlurteilen führte. Aber Keller folgte stets ihrem Gefühl. Und in diesem Fall war es ganz eindeutig: Fremdeinwirkung.“

Matt Pines Bruder Danny sitzt wegen Mordes an seiner Freundin Charlotte in Haft. In einer Netflix-Dokumentation wird der Fall näher beleuchtet. Die Sendung legte den Verdacht nahe, dass Danny kein Mörder ist und zu Unrecht verurteilt wurde. Dannys Vater Evan und seine Schwester Maggie sind von Dannys Unschuld felsenfest überzeugt und versuchen den Fall eigenmächtig aufzuklären. Mit Mutter Olivia und dem kleinen Sohn Tommy reisen sie nach Mexiko, um dort eine Spur zu verfolgen. Doch dann geschieht eine schreckliche Katastrophe: Die Familie wird tot in ihrem Ferienhaus gefunden. Weder Matt noch FBI-Agentin Sarah Keller glauben an einen Unfall: Hängt Dannys vermeintliche Tat womöglich mit dem Tod der Pines zusammen? Was passierte damals wirklich mit Charlotte?

Der Autor stellt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven dar. In Rückblenden schildert er, was die Pines kurz vor ihrer Mexikoreise erleben. Zudem wird von den aktuellen Ermittlungen der FBI- Agentin Keller und von Matts Situation erzählt. Der Roman liest sich leicht, unkompliziert und flüssig.

Mit Matt Pine möchte wohl aktuell niemand tauschen Was für eine furchtbare Vorstellung, plötzlich keine Familie mehr zu haben. Mit Matt muss man einfach mitleiden. Er hat nichts mehr zu verlieren. Daher kann er einiges riskieren, um die Wahrheit herauszufinden. Und er gibt nicht auf. Auch Ermittlerin Sarah Keller lässt die Sache nicht los. Sie ist davon überzeugt, dass sich die Fälle der Familie Pine anders gestalten, als sie scheinen….

Wie kamen Charlotte und die Pines wirklich ums Leben? Die vielschichtige Erzählweise, die Darstellung mehrerer verschiedener Sichtweisen macht den Roman sehr interessant. Kontinuierlich tauchen neue Hinweise auf und es werden für die Leser neue Spuren gelegt. Im Mittelteil herrscht Ruhe vor dem Sturm, hier ziehen sich die Entwicklungen ein wenig zäh dahin. Mit dem fesselnden, spektakulären und dramatischen Ende wird man allerdings belohnt, durchgehalten zu haben, eine unvorhergesehene Wendung folgt auf die nächste.
Ich habe „Allein gegen die Angst“ insgesamt gerne gelesen. Der Roman ist sowohl Familiendrama, als auch ein stimmig konstruierter, packender Krimi mit einigen Überraschungen.

Bewertung vom 03.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


gut

Spannend mit einigen Überraschungen, aber ohne den Mitfieberfaktor

„Ja, sie will etwas von diesem Ausflug, etwas, was sie ohne die Anwesenheit der anderen nicht bewerkstelligen kann. Es geht nicht nur darum, sich an Aoife zu erinnern- es geht darum, die Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken.“

Vor drei Jahren feiern Dani, Tiffany, Beth und Celine unter der Sonne Marbellas Aoifes Junggesellinnenabschied. Doch ihr Aufenthalt in einer traumhaften Villa entwickelt sich zum Albtraum. Es fließt reichlich Alkohol, wodurch manche der Frauen die Kontrolle verlieren. Dann passiert etwas Unfassbares: Die Braut wird von einem Einbrecher ermordet. Drei Jahre später ist Dani, Aiofes beste Freundin, immer noch von den Ereignissen traumatisiert. Sie organisiert ein Treffen mit den anderen Teilnehmerinnen des Junggesellinnenabschieds, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Doch jede der Frauen hat ihre eigene Version der Geschichte zu erzählen. Ob die Wahrheit ans Licht kommt?

Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven auf zwei Ebenen dargelegt. Sowohl der aktuelle Aufenthalt in der Villa als auch der damalige Junggesellinnenabschied stehen im Fokus. Es wird in der dritten und ersten Person geschildert, wie die vier Frauen die Situation damals und heute erleben. Der Roman ist klar und gut verständlich formuliert, liest sich leicht und flüssig.

Wäre es nach Aoifes Vorstellungen gegangen, hätte das Event zu ihrem Junggesellinnenabschied etwas anders ausgesehen. Aber ihr Mann Nathan hat Einfluss auf die Gästeliste genommen und so sind nicht nur Aoifes engste Freundinnen wie Dani, die sie am besten kennt, unter den Teilnehmerinnen, sondern auch Frauen, die recht wenig mit Aoife und den anderen gemein haben. Die Frauen haben teils recht unterschiedliche Interessen, verstehen sich nicht besonders gut und so liegt von Anfang an Spannung in der Luft. Hinzu kommt, dass die Frauen einige Geheimnisse verbergen, die besser auch Geheimnisse bleiben sollten. Ich konnte die individuellen Situationen der Charaktere und ihr Verhalten meist nachvollziehen, sympathisch war mir aber keine der Figuren. Vor allem die Braut Aoife empfand ich als recht unangenehm.

Die Geschichte wird fesselnd erzählt. Nach und nach fügen sich einzelne Aspekte, Rückblenden und Gegenwart zu einem stimmigen Ganzen mit einigen Überraschungen zusammen. Wenig ist so, wie es am Anfang scheint. Insgesamt ein solide konstruierter, recht spannender Thriller. Da mir die Figuren nicht ganz so nah kamen, fehlte mir aber der Mitfieberfaktor. Freilich wollte ich wissen, was damals wirklich geschah, wollte des Rätsels Lösung kennen. Letztlich blieb für mich dabei aber das Schicksal der Beteiligten nur zweitrangig, ich litt nicht so mit, wie ich mir das gewünscht hätte. Unterm Strich: Ein unterhaltsamer, kurzweiliger Thriller mit einigen Wendungen, dem für mich aber das gewisse Etwas fehlt.

Bewertung vom 06.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


gut

Durchschnittlicher, vorhersehbarer Krimi ohne Raffinesse

Ärztin Ellen hat sich von ihrem Lebensgefährten und Kollegen getrennt. Daher kehrt sie ihrem aktuellen Leben in der Stadt den Rücken, um in ihrer bayerischen Heimat die Praxis ihres ehemaligen Hausarztes zu übernehmen. Doch der Neuanfang wird überschattet von einem Mord. An der Skischanze hängend, wird ein Toter gefunden. Und der ist kein Unbekannter für Ellen. Im Gegenteil, in der Vergangenheit hat der Mann Ellen schlimmes Leid zugefügt und sie selbst hätte gute Gründe, Rache an ihm zu üben…. Wer steckt hinter der Tat?

Autor Lars Menz erzählt seine Geschichte in der dritten Person Vergangenheit. Er schildert die Ereignisse in Ellens neuer, alter Heimat. Immer wieder werden dabei auch Rückblenden eingeschoben, Erinnerungen Ellens an ihre Jugend. Der Schreibstil ist direkt, recht nüchtern und gut verständlich, wirkt auf mich aber ein wenig hölzern, manchmal künstlich und „zu gewollt“. So findet sich im Roman tatsächlich der Satz „Irgendwo draußen bellte ein Hund“, der allzu offensichtlich eine spezielle Atmosphäre kreieren soll, aber mittlerweile doch eher abgedroschen ist.

Die Figuren werden wenig detailliert, sorgfältig und ausführlich gezeichnet. So blieben sie für mich leider etwas blass und fremd. Auch zur Hauptperson Ellen vermochte ich keinen rechten Bezug zu finden, sie war mir nicht besonders sympathisch. Die Rolle des Journalisten kam mir etwas „halbherzig“ vor und wurde möglicherweise nur aus Gründen der Dramaturgie eingefügt.

Wer ist der Mörder? Und wie hängt die Tat mit Ellen zusammen?
Ich habe den Krimi recht schnell und nicht ungern gelesen. Er war insgesamt durchaus unterhaltsam, hundertprozentig abholen und überzeugen konnte mich die Geschichte allerdings nicht. Die Idee hinter dem Buch ist grundsätzlich eigentlich eine solide, wenn auch keine neue. Einige Details, gerade was Ellens traumatische Erfahrungen betrifft, empfand ich als nicht ganz logisch. Insgesamt entwickelte sich die Handlung recht vorhersehbar. Daher war mir eigentlich schnell klar, wer der Täter sein muss und wer noch in die Sache involviert ist. Für meinen Geschmack hätte der Autor sich ruhig etwas mehr Mühe bei der Ausarbeitung seiner Charaktere geben dürfen. So liefert Lars Menz für mich mit „Der Schanze“ nur durchschnittliche Krimikost ohne Überraschungen ab und leider nicht den mitreißenden Wow-Thriller, den ich mir erhofft hatte.

Bewertung vom 06.02.2025
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


gut

Eine Dorfgemeinschaft in Aufruhr - kurzweilig und unterhaltsam, aber etwas altbacken

Pastorin Anna hat sich nach dem Scheitern ihrer Ehe in ihre niederrheinische Heimatgemeinde Alpen zurückgezogen. Ein tragisches Unglück erschüttert aktuell den Ort. Die fünfzehnjährige Raffaela, seit einem Unfall in ihrer Kindheit geistig behindert, wurde bewusstlos aufgefunden und kämpft nun im Krankenhaus um ihr Leben. Was genau ist mit ihr passiert? Während die Gerüchteküche heftig brodelt und die Polizei ermittelt, wird auch Anna in den Fall involviert: Raffaeles Mutter Heike ist eine alte Bekannte und ehemals gute Freundin ihrer Schwester Maria. Ob Anna dazu beitragen kann, die Wahrheit herauszufinden?

Autorin Anne Gesthuysen erzählt meist chronologisch und überwiegend aus Annas Sicht von den Entwicklungen im Dorf. In Rückblenden schildert sie zudem von wichtigen Ereignissen aus Raffaelas und Heikes Leben. Der Sprachstil ist einfach und direkt, wirkt manchmal aber wenig elegant und sogar etwas plump. So wird während einer gefühlvollen Liebesszene beispielsweise das witzige, aber für mich völlig unpassende und jede romantische Stimmung zerstörende Wort „knödeln“ verwendet.

Sehr viele verschiedene Persönlichkeiten leben im Dorf, daher kommt es zwangsläufig oft zu Konflikten. Wenn es aber wirklich wichtig ist, hält man hier trotz aller Differenzen fest zusammen, was mich beeindruckt hat. Die Figuren haben wenig Tiefe, zeigen sich recht klischeehaft, fast holzschnittartig. Da gibt es u.a. die superpatente, umtriebige und sehr lebenskluge Großtante, die Adlige mit Standesdünkel, die frechen Hunde, die für allerlei Verwirrung sorgen, einen schwulen Postboten namens Martinchen, die allzu neugierige und humorlose Pfarrhaushälterin oder die woke, hochsensible FSJlerin als Vertreterin der jungen Generation.

Wie schon der Vorgänger, konnte mich auch dieser Roman leider nicht ganz überzeugen. Zwar hat mich das Hauptthema, Raffaelas Geschichte, durchaus angesprochen. Dieses steht aber nicht so im Mittelpunkt, wie ich mir das gewünscht hätte, wird von vielen Nebensträngen überlagert und erdrückt. Vielleicht ist das auch die große Schwäche des Buchs. Der Roman streift so viele Themen, setzt aber keine Schwerpunkte. So ist die Geschichte letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes, alles und nichts: eine Familiengeschichte, eine Tragödie, eine Komödie und ein Krimi, wie das Drehbuch zu einer Fernsehserie, das kaum ein Klischee auslässt. Dass viele Informationen über die Figuren mehrfach wiederholt werden, hat mich etwas irritiert. So werden Personen erneut vorgestellt, obwohl sie bereits in Erscheinung getreten sind.
Der Roman ist durchaus unterhaltsam. Ich mochte den Zusammenhalt im Dorf und dass Themen nicht einseitig, sondern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Unterm Strich vermisste ich aber echte Originalität, Substanz und feinsinnigen Humor und empfand die Geschichte als etwas trutschig, altbacken und wenig geistreich. Zweifelsohne eine passende, stimmige Fortsetzung für „Wir sind schließlich wer“, mir persönlich haben aber die früheren Bücher der Autorin besser gefallen.