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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


gut

Durchschnittlicher, vorhersehbarer Krimi ohne Raffinesse

Ärztin Ellen hat sich von ihrem Lebensgefährten und Kollegen getrennt. Daher kehrt sie ihrem aktuellen Leben in der Stadt den Rücken, um in ihrer bayerischen Heimat die Praxis ihres ehemaligen Hausarztes zu übernehmen. Doch der Neuanfang wird überschattet von einem Mord. An der Skischanze hängend, wird ein Toter gefunden. Und der ist kein Unbekannter für Ellen. Im Gegenteil, in der Vergangenheit hat der Mann Ellen schlimmes Leid zugefügt und sie selbst hätte gute Gründe, Rache an ihm zu üben…. Wer steckt hinter der Tat?

Autor Lars Menz erzählt seine Geschichte in der dritten Person Vergangenheit. Er schildert die Ereignisse in Ellens neuer, alter Heimat. Immer wieder werden dabei auch Rückblenden eingeschoben, Erinnerungen Ellens an ihre Jugend. Der Schreibstil ist direkt, recht nüchtern und gut verständlich, wirkt auf mich aber ein wenig hölzern, manchmal künstlich und „zu gewollt“. So findet sich im Roman tatsächlich der Satz „Irgendwo draußen bellte ein Hund“, der allzu offensichtlich eine spezielle Atmosphäre kreieren soll, aber mittlerweile doch eher abgedroschen ist.

Die Figuren werden wenig detailliert, sorgfältig und ausführlich gezeichnet. So blieben sie für mich leider etwas blass und fremd. Auch zur Hauptperson Ellen vermochte ich keinen rechten Bezug zu finden, sie war mir nicht besonders sympathisch. Die Rolle des Journalisten kam mir etwas „halbherzig“ vor und wurde möglicherweise nur aus Gründen der Dramaturgie eingefügt.

Wer ist der Mörder? Und wie hängt die Tat mit Ellen zusammen?
Ich habe den Krimi recht schnell und nicht ungern gelesen. Er war insgesamt durchaus unterhaltsam, hundertprozentig abholen und überzeugen konnte mich die Geschichte allerdings nicht. Die Idee hinter dem Buch ist grundsätzlich eigentlich eine solide, wenn auch keine neue. Einige Details, gerade was Ellens traumatische Erfahrungen betrifft, empfand ich als nicht ganz logisch. Insgesamt entwickelte sich die Handlung recht vorhersehbar. Daher war mir eigentlich schnell klar, wer der Täter sein muss und wer noch in die Sache involviert ist. Für meinen Geschmack hätte der Autor sich ruhig etwas mehr Mühe bei der Ausarbeitung seiner Charaktere geben dürfen. So liefert Lars Menz für mich mit „Der Schanze“ nur durchschnittliche Krimikost ohne Überraschungen ab und leider nicht den mitreißenden Wow-Thriller, den ich mir erhofft hatte.

Bewertung vom 06.02.2025
Vielleicht hat das Leben Besseres vor
Gesthuysen, Anne

Vielleicht hat das Leben Besseres vor


gut

Eine Dorfgemeinschaft in Aufruhr - kurzweilig und unterhaltsam, aber etwas altbacken

Pastorin Anna hat sich nach dem Scheitern ihrer Ehe in ihre niederrheinische Heimatgemeinde Alpen zurückgezogen. Ein tragisches Unglück erschüttert aktuell den Ort. Die fünfzehnjährige Raffaela, seit einem Unfall in ihrer Kindheit geistig behindert, wurde bewusstlos aufgefunden und kämpft nun im Krankenhaus um ihr Leben. Was genau ist mit ihr passiert? Während die Gerüchteküche heftig brodelt und die Polizei ermittelt, wird auch Anna in den Fall involviert: Raffaeles Mutter Heike ist eine alte Bekannte und ehemals gute Freundin ihrer Schwester Maria. Ob Anna dazu beitragen kann, die Wahrheit herauszufinden?

Autorin Anne Gesthuysen erzählt meist chronologisch und überwiegend aus Annas Sicht von den Entwicklungen im Dorf. In Rückblenden schildert sie zudem von wichtigen Ereignissen aus Raffaelas und Heikes Leben. Der Sprachstil ist einfach und direkt, wirkt manchmal aber wenig elegant und sogar etwas plump. So wird während einer gefühlvollen Liebesszene beispielsweise das witzige, aber für mich völlig unpassende und jede romantische Stimmung zerstörende Wort „knödeln“ verwendet.

Sehr viele verschiedene Persönlichkeiten leben im Dorf, daher kommt es zwangsläufig oft zu Konflikten. Wenn es aber wirklich wichtig ist, hält man hier trotz aller Differenzen fest zusammen, was mich beeindruckt hat. Die Figuren haben wenig Tiefe, zeigen sich recht klischeehaft, fast holzschnittartig. Da gibt es u.a. die superpatente, umtriebige und sehr lebenskluge Großtante, die Adlige mit Standesdünkel, die frechen Hunde, die für allerlei Verwirrung sorgen, einen schwulen Postboten namens Martinchen, die allzu neugierige und humorlose Pfarrhaushälterin oder die woke, hochsensible FSJlerin als Vertreterin der jungen Generation.

Wie schon der Vorgänger, konnte mich auch dieser Roman leider nicht ganz überzeugen. Zwar hat mich das Hauptthema, Raffaelas Geschichte, durchaus angesprochen. Dieses steht aber nicht so im Mittelpunkt, wie ich mir das gewünscht hätte, wird von vielen Nebensträngen überlagert und erdrückt. Vielleicht ist das auch die große Schwäche des Buchs. Der Roman streift so viele Themen, setzt aber keine Schwerpunkte. So ist die Geschichte letztlich nichts Halbes und nichts Ganzes, alles und nichts: eine Familiengeschichte, eine Tragödie, eine Komödie und ein Krimi, wie das Drehbuch zu einer Fernsehserie, das kaum ein Klischee auslässt. Dass viele Informationen über die Figuren mehrfach wiederholt werden, hat mich etwas irritiert. So werden Personen erneut vorgestellt, obwohl sie bereits in Erscheinung getreten sind.
Der Roman ist durchaus unterhaltsam. Ich mochte den Zusammenhalt im Dorf und dass Themen nicht einseitig, sondern aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden. Unterm Strich vermisste ich aber echte Originalität, Substanz und feinsinnigen Humor und empfand die Geschichte als etwas trutschig, altbacken und wenig geistreich. Zweifelsohne eine passende, stimmige Fortsetzung für „Wir sind schließlich wer“, mir persönlich haben aber die früheren Bücher der Autorin besser gefallen.

Bewertung vom 06.02.2025
PS: Du bist ein Traum! (PS: Du bist die Beste! 5)
Buchholz, Natalie

PS: Du bist ein Traum! (PS: Du bist die Beste! 5)


sehr gut

Eine traumhafte Freundschaft und allerlei Gefühlsverwirrungen - ansprechend gestaltete Gute-Laune-Geschichte für Mädchen

Lore und Emma schreiben wieder. Lore hatte in der Nacht einen höchst seltsamen, intensiven Traum, der sie so beunruhigt und verwirrt, dass sie sogar zu Hause bleiben darf. Von diesem Traum berichtet sie ihrer Freundin Emma. Auch Emma fühlt sich gerade nicht wohl und muss nicht in die Schule. So hat sie Zeit, Lore, was ihr kompliziertes Gefühlswirrwar mit ihrem Schwarm Alex betrifft, auf dem Laufenden zu halten. Und dann wartet noch eine besondere Überraschung auf die beiden Mädchen. Gut, dass Emma und Lore sich alles anvertrauen und sie sich so doppelt gemeinsam freuen können.

Die Geschichte wird hauptsächlich in Form von Briefen erzählt, nur an einer Stelle unterhalten sich die Freundinnen über Textnachrichten. Emma und Lore schildern sich gegenseitig, was bei ihnen gerade los ist. Die Sprache ist dabei direkt, erfrischend humorvoll und flüssig. Die Wortwahl wirkt sehr authentisch und echt, man hat den Eindruck, die Schreiberinnen sind wirklich Teenagerinnen. Besonders ansprechend ist die äußere Gestaltung und das Layout. Immer wieder sind Wörter in besonderer Schriftart oder anderem Druck hervorgehoben. Viele kleine, lustige, unterhaltsame und treffende Illustrationen lockern die Seiten auf. So ist das Text-Bildverhältnis ausgewogen und auch Wenigleserinnen fühlen sich nicht überfordert und abgeschreckt, sondern werden im Gegenteil zum Lesen motiviert.
Das Buch richtet sich hauptsächlich an Mädchen ab elf Jahren.

Zwei Freundinnen, ihre Familien und ihre Bekannten stehen im Fokus des Buchs. Alle wichtigen Personen werden auf den ersten Seiten mit Bild und kurzem Text vorgestellt. Da sind natürlich zunächst die Hauptfiguren Emma und Lore, die alles teilen und gemeinsam durch Dick und Dünn gehen. Auch Emmas Umzug von Kiel nach Rosenheim hat es nicht geschafft, die beiden über die Distanz voneinander zu entfremden. Lores und Emmas Eltern sind trotz der nicht ganz einfachen Beziehungssituaion - Emmas Mutter ist verstorben, ihr Papa hat mit Ruth eine neue Partnerin, Lores Eltern leben getrennt - immer für ihre Töchter da und bringen viel Verständnis für sie auf. Emma hat nun auch einen Stiefbruder, Leon, mit dem sie sich wie mit ihrer Stiefmutter blendend versteht. Und dann gibt es noch Aiko und Alex, die die die Herzen der Mädels ganz schön in Aufruhr bringen. Die Freundinnen haben eine gemeinsame Leidenschaft für Musik, mit der sie einiges verarbeiten können.

Frech und witzig erzählt das Buch von den Sorgen zweier Teenagerinnen. Und trotz aller Irritationen und Komplikationen wird alles manchmal plötzlich ganz leicht, nachdem es anfangs so schwer schien. Die Freundinnen spüren ganz intensiv, wie sich Glück anfühlt und man freut sich beim Lesen mit ihnen. Meine mittlerweile dreizehnjährige Tochter ist seit dem ersten Band süchtig nach der Reihe. Ich als Neuling habe bei all den Entwicklungen, den verschiedenen Personen und Konstellationen teilweise doch den Überblick und den Faden verloren. Auch war es für mich nicht immer einfach, Traum und Realität zu unterscheiden. Ich bin aber auch nicht Teil der Zielgruppe.
Allen Fans der Reihe wird der herrlich leichte, kreativ und motivierend gestaltete Feel-Good-Briefroman garantiert ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Bewertung vom 13.01.2025
Die blaue Stunde
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


ausgezeichnet

Menschliche Abgründe und dunkle Wahrheiten - ein atmosphärischer Spannungsroman

„In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, aber Freundschaft ist doch ebenfalls Liebe, oder? Und manchmal auch eine Art von Krieg.“

Die Künstlerin Vanessa Chapman lebt nicht mehr, doch ihre Werke genießen weiterhin große Beachtung. Als in einer Skulptur Chapmans menschliche Knochen entdeckt werden, versucht James Becker, der als Kurator eine Ausstellung der Künstlerin betreut, herauszufinden, was es mit den Knochen auf sich hat. Er besucht Grace, die Nachlassverwalterin Vanessa Chapmans. Diese lebt auf Chapmans Anwesen auf einer Insel, die den Gezeiten unterworfen ist und nur zu bestimmten Zeiten für die Außenwelt erreichbar ist. Ob Grace die Wahrheit kennt?

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es wird geschildert, was James Becker bei seinen Recherchen erlebt und erfährt. Zudem werden verschiedene Rückblenden eingeschoben: persönliche Erinnerungen der Nachlassverwalterin Grace und von James, sowie Tagebucheinträge der Künstlerin Vanessa Chapman selbst und Presseartikel. Nach und nach werden dabei Zusammenhänge aufgedeckt. Es wird klar, was wirklich geschah und welche Auswirkungen die Vergangenheit auf die aktuellen Entwicklungen hat.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und flüssig und schafft eine besondere düstere, unheimliche Stimmung, sehr passend zum Cover.

Nicht nur die Künstlerin Vanessa scheint von Geheimnissen umgeben. Auch alle weiteren beteiligten Personen haben ominöse Seiten: James, der von Vanessas Werken auf magische Weise angezogen wird, seine Frau, die vorher mit James besten Freund liiert war, Vanessa, die verschiedene widersprüchliche Persönlichkeiten gehabt zu haben scheint, und Grace, die Vanessa so treu zur Seite stand und ihre ganz eigene, tragische Geschichte zu erzählen hat. Wem kann man als Leser da eigentlich trauen?

Der mysteriöse Knochenfund gibt viele Rätsel auf, zieht weite Kreise und erzählt eine dichte Geschichte von Liebe, Hass, Eifersucht, Verlust, Traumata, Verletzungen, Opfern und Tätern, menschlichen Abgründen und finsteren Geheimnissen. Kein Gänsehautpsychothriller, aber ein raffiniert und ansprechend erzählter, atmosphärischer Spannungsroman voller Wendungen, der nach und nach seine spezielle Wirkung entfaltet. Der Schauplatz, eine Gezeiteninsel, die regelmäßig von der Außenwelt abgeschnitten ist und die spannungsgeladene Personenkonstellation ergänzen sich perfekt. Ein Roman mit viel Zündstoff, der aber auch zum Nachdenken bringt. Mich hat „Die blaue Stunde“ rundum gepackt und sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 13.01.2025
Disney - Malen nach Zahlen: Classics

Disney - Malen nach Zahlen: Classics


sehr gut

Kleine künstlerische Auszeit mit Überraschungseffekt für alle Disneyfans

Im hektischen Alltag mit seinen vielfältigen Anforderungen und Pflichten fällt es oft schwer, sich mit voller Aufmerksamkeit auf einzelne Dinge zu konzentrieren. Warum nicht einfach mal, alles andere ausblenden und sich ganz bewusst Zeit für eine Tätigkeit nehmen? Dieses Buch regt dazu an, das auszuprobieren.

Auf den ersten Blick ist auf jeder der hundert Seiten kaum etwas zu erkennen. Viele wirre Linien, Flächen, Ziffern und Buchstaben sind darauf abgedruckt. Nur wer ganz genau hinschaut, kann erahnen, welche Motive die Seiten letztendlich zeigen werden.
Jedes Feld eines Bildes ist mit einem Buchstaben oder einer Ziffer versehen und muss dann in einer bestimmten Farbe eingefärbt werden. Auf der unteren Seite ist angegeben, welche Farben für welche Buchstaben und welche Ziffer verwendet werden. Maximal 20 verschiedene Farbtöne werden pro Seite benötigt.
Das Ausmalen der Bilder fordert etwas Ausdauer und Geduld, da ist man durchaus schon ein, zwei oder sogar noch mehr Stunden beschäftigt.
Die investierte Zeit lohnt sich aber definitiv: Während des Malens kann man wirklich ganz wunderbar abschalten und entspannen. Ich war überrascht, wie viel Spaß mir das Malen gemacht hat. Ich hätte noch viel länger weitermachen können. Das liegt vor allem daran, dass sich erst nach und nach ein Motiv entwickelt und man einfach nicht aufhören kann, bis das Bild fertig ist. Die fertigen Bilder sehen mit ihren verschiedenen Schattierungen in jedem Fall gut und professionell aus, auch wenn man eher grobmotorisch veranlagt und sonst kein großes Maltalent ist.
Alle „fertigen“ hundert Bilder in den richtigen Farben sind als Lösung im Anhang abgedruckt. Hier ist auch angegeben, aus welchem Film das Motiv stammt.

Obwohl wir sehr viele verschiedene Buntstiftesets besitzen, waren in unserem Haushalt längst nicht alle vorgesehenen Farben vorhanden. Wir mussten meist verschiedene Sets mischen und improvisieren. Aber auch, wenn man nicht exakt alle vorgegeben Farben verwendet, sind die Resultate trotzdem sehenswert. Gut fände ich aber, wenn z.B. über genaue Seriennummern eines Stifteherstellers angegeben wäre, welche konkreten Buntstifte man verwenden könnte.
Um die Stifte nicht zu verwechseln, empfiehlt es sich, vor Beginn unter die Farbfelder die Nummern der Stifte zu notieren, die man benutzt.
Meistens sind die anzumalenden Flächen und Felder klar zu erkennen. Teilweise sind sie aber so ungünstig und verwinkelt geschnitten, dass es nicht ganz einfach ist, den Überblick zu behalten und man nicht sicher ist, welche Farbe man nun genau verwenden muss. Ganz sicher kann man gehen, wenn man im Anhang auf dem Lösungsbild kontrolliert. Das verdirbt allerdings die Überraschung.
Am rechten Rand der Bilder, bzw. am linken Rand der rechten Bilder, gestaltet sich das Malen nicht so einfach, weil durch den Falz das Blatt nicht glatt ist und sich hebt. Die Bilder sind doppelseitig bedruckt und nicht heraustrennbar. Da das Papier dick ist, sieht man aber nichts durch, auch wenn die Rückseite bereits bearbeitet wurde.

Unterm Strich finde ich die vielfältige Auswahl der Motive abwechslungsreich und gelungen. Hier ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei und garantiert werden beim Malen mancher Bilder Kindheitserinnerungen geweckt. Mir gefällt besonders der Überraschungseffekt, dass zu Anfang nicht klar ist, was man gerade malt. Mich persönlich hat das Malen wirklich entspannt und ich habe es erfolgreich geschafft, konzentriert an der Sache dranzubleiben und alles andere für den Moment hintenan zu stellen. Daher kann ich das Buch trotz der kleinen dargelegten Schwächen allen Disneyfans und Leuten, die manchmal eine Pause und Auszeit brauchen, nur empfehlen. Auch größere, geduldige Kinder ab neun Jahren werden Spaß an diesem Buch haben.

Bewertung vom 13.01.2025
GUINNESS WORLD RECORDS 2025 (Deutschsprachige Ausgabe)
herausgegeben von Guinness World Records Ltd.

GUINNESS WORLD RECORDS 2025 (Deutschsprachige Ausgabe)


sehr gut

Knallbunte, unterhaltsame Rekordwundertüte zum Staunen

Ein Buch, ganz viele sportliche, beeindruckende, unglaubliche, spektakuläre, originelle, witzige und verrückte Rekorde. Das Guiness-Buch der Rekorde feiert dieses Jahr seinen siebzigsten Geburtstag. Daher gibt es 2025 eine ganz besondere Ausgabe des Rekordbuchs, die Platin-Edition.
Nach einem Inhaltsverzeichnis, einer kurzen Einführung, einem Willkommensgruß und einem mehrseitigen Spezial zur Geschichte der Guinessbuchrekorde finden sich auf über 200 Seiten die verschiedensten Rekorde aus den Bereichen Naturwunder, Menschen, Rekordkunde, Entdeckerclub, Wissenschaft und Technik, Kids, Medien und Kunst und Sport. Unter der Rubrik „Icon“ werden verschiedene rekordhaltende Persönlichkeiten jeweils auf einer Doppelseite präsentiert. Zum Schluss gibt es noch eine Kurzvorstellung der allerneuesten Rekorde, ein alphabetisches Register und eine Kurzbeschreibung der beteiligten Fachberater.
Alle Seiten zeigen viele bunte Fotos und andere Bilder und berichten in zahlreichen einzelnen, kurzen Texte über verschiedene Bestleistungen zum jeweiligen Thema. Die Texte sind prägnant und meist verständlich formuliert, enthalten aber auch einige Fremdwörter. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren, aber auch an Erwachsene.

Welches ist der schwerste Raubvogel? Wie heißt das älteste Kochbuch, wie der schnellste Mensch der Welt? Wer hat die größte Barbiesammlung? Wer hat innerhalb von einer Minute den meisten Wasabi gegessen?
Von eher klassischen konventionellen Rekorden bis hin zu völlig schrägen Aktionen. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Langweilig wird es mit diesem knallbunten Wundertütenbuch garantiert nicht. Sicher spricht die abwechslungsreiche, farbenfrohe und sehr interessante Gestaltung auch neugierige Wenigleser an. Die Seiten sind so prall gefüllt, da kann man gar nicht alles auf einmal lesen und findet sicher immer wieder etwas Neues. Manche Bilder sind wirklich sensationell beeindruckend, andere haben gleichermaßen einen Faszinations- und Ekelfaktor und man schaut sie lieber nicht so genau und lange an. Auch wenn mein elfjähriger Sohn nicht alle Themen und Seiten ansprechend findet - manche sind ihm zu überfrachtet, grell und unübersichtlich- können er und seine Geschwister von dem Buch gar nicht genug bekommen. Sie nehmen es immer wieder zur Hand, um es anzuschauen. Die völlig verrückten Fakten sind eine kurzweilige Unterhaltung und bieten allerhand zum Schmunzeln und Staunen. Man kann aber beim Schmökern durchaus auch seine Allgemeinbildung vertiefen. Das ideale Geschenk für alle neugierigen Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich für die Welt, ihre Wunder und ihre Verrücktheiten interessieren.

Bewertung vom 28.12.2024
Die geheimsten Orte der Welt
Makin, Patrick

Die geheimsten Orte der Welt


sehr gut

Spannende, geheime Orte der Welt ansprechend und interessant für Kinder präsentiert

Die Welt hat viele mysteriöse, magische, sagenumwobene, aufregende, faszinierende und gefährliche Orte zu bieten. Neunzehn davon werden in „Die geheimsten Orte der Welt“ vorgestellt. Da geht es z.B. um den entlegensten Ort der Welt, die Bouvetinsel, das Flugzeug des Präsidenten, die Air Force One, das Schlafzimmer der Queen oder das verschollene Bernsteinzimmer.

Jedem einzeln Ort sind zwei Doppelseiten gewidmet. Auf der ersten Doppelseite ist jeweils der Ort recht groß mit seinen Besonderheiten als Bild dargestellt, zudem ist dabei immer ein Mädchen auf bzw. mit einem fliegenden Teppich zu sehen. In einem kurzen, im Bild integrierten Text wird zusammengefasst, was den Ort ausmacht. Die Bilder sind detailliert und dezent farbenfroh gezeichnet, sehen lebendig, aber gleichzeitig auch „gemäldeartig“ und „künstlerisch“ aus.
Auch die folgenden Doppelseiten sind illustriert. Hier finden sich einzelne Motive, die zum vorgestellten Ort gehören. Es werden in kurzen Texten verschiedene Aspekte des Ortes näher erläutert. Die Texte sind durchgehend recht knapp gehalten und klar und für Kinder gut verständlich formuliert. Das Bilderbuch wirkt recht hochwertig, ist etwas größer als DIN A 4. Es richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Die Welt ist geheimnisvoller, als Du denkst. Das beweist dieses Buch sehr eindrücklich und anschaulich. Einige der hier präsentierten Orte kannte ich auch nicht und fand es sehr interessant, sie und ihre Besonderheiten kennenzulernen. Und auch über bereits bekannte Orte gab es einiges Neues zu erfahren. Dass beispielsweise der Buckingham Palace über 775 Zimmern hat, davon unter anderem 78 Bäder, hat mich sehr beeindruckt und ist für mich kaum vorstellbar.
Von gruselig, verlassen, hochgefährlich, düster, legendär, prunkvoll bis gänzlich unbekannt ist hier einiges an ungewöhnlichen Orten aufgelistet. Insgesamt eine wirklich gelungene Auswahl an spektakulären Plätzen.
Das Buch gibt nur einen kurzen, recht überschaubaren Einblick in die einzelnen Themen. So werden Kinder von der Informationsmenge nicht überfordert und können anderweitig weiter recherchieren, wenn sie mehr wissen möchten. Die Illustrationen geben die Atmosphäre der Orte treffend wieder und regen die Phantasie der jungen Leser an. Welche weiteren Orte kann man wohl sonst noch entdecken? Vielleicht gibt es ja sogar in der näheren Umgebung solche Plätze?
Die Gestaltung des Buchs finde ich ansprechend, lediglich das Mädchen, das mit dem fliegenden Teppich alle Orte besucht, wirkt auf mich etwas starr und maskenhaft. Unterm Strich ein unterhaltsames, phantasievoll gestaltetes Kindersachbuch, das spannendes, faszinierendes Wissen vermittelt und neugierig macht.

Bewertung vom 19.12.2024
Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6
Benedict, Marie

Die Mitford Schwestern / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.6


sehr gut

Drei unterschiedliche Schwestern in politisch bewegten Zeiten - interessante Geschichtslektion

„Warum verstehen die anderen nicht, dass die Welt am Abgrund steht, dass eine Umkehr nötig ist, dass die Gesellschaft, wie sie sie kennen, stark dezimiert wird, wenn diese Verwandlung stattfindet? Unity ist fest entschlossen, mittendrin dabei zu sein bei dieser Transformation, sie voranzutreiben, statt sich von ihr treiben zu lassen.“

Die einflussreichen Mitford-Schwestern genießen im England der Dreißigerjahre viel Bewunderung und spielen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Als Diana Mitford ihren Ehemann für eine skandalträchtige Beziehung mit dem Faschisten Oswald Mosley verlässt, erregt das Aufsehen und stellt ihre Familie vor vollendete Tatsachen. Und es kommt noch dicker: Dianas jüngere Schwester verschreibt sich ebenfalls mit Haut und Haar dem Faschismus. Sie reist nach Deutschland und macht dort Hitlers Bekanntschaft, den sie sehr bewundert. Dianas und Unitys Schwester die Schriftstellerin Nancy, macht sich große Sorgen um ihre Schwestern. Die Deutschlandbesuche wecken ihr Misstrauen. Nancy stellt Nachforschungen an und muss feststellen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen begründet sind. Wie soll sie darauf reagieren?

Die Geschichte wird aus der Perspektive der drei Mitford -Schwestern Nancy, Diana und Unity im Präsens geschildert. Nancys Textabschnitte werden in der ersten Person in der Ich-Form erzählt, Dianas und Unitys hingegen in der dritten Person. Der Roman liest sich gut verständlich und abwechslungsreich.

Während Diana durch ihre besondere Attraktivität und Schönheit hervorsticht, beeindruckt Schriftstellerin Nancy durch ihre scharfsinnigen Texte. Ihre jüngere Schwester Unity ist sehr leidenschaftlich. Sie ist mit Haut und Haar der Ideologie des Faschismus verfallen, sieht in diesem den einzig wahren Weg. Zwar lernt man die Sichtweisen der Schwestern beim Lesen kennen, einige ihrer Beweggründe bleiben aber auch unverständlich und vage. Richtig emotional nah kommt man den Figuren im Laufe der Handlung nicht.

Das spektakuläre Leben der extravaganten, schillernden und unbequemen Mitford-Schwestern bietet zweifelsohne sehr viel spannenden Stoff. Autorin Marie Benedict hat daraus einen interessanten Roman entwickelt. Ich persönlich kannte die Schwestern vorher nicht, finde aber, dass ihre Geschichte es absolut wert ist, erzählt zu werden. Den Roman habe ich daher gerne gelesen, hätte mir aber an manchen Stellen noch eine etwas tiefgründigere, emotionalere Darstellung gewünscht. Manche Hintergründe werden nur unklar geschildert. So wird meiner Meinung nach letztlich nicht ganz deutlich, was für Unity und Diana die sehr verstörende Faszination des Faschismus wirklich ausmacht. Auch irritierte mich die ziemlich unreflektierte Haltung der Eltern, die doch sehr naiv und hölzern wirken. Dennoch eine lesenswerte, unterhaltsame Geschichtslektion mit reizvollen Hauptfiguren.

Bewertung vom 16.12.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Von Mitbewohnern, Freunden und (Wahl-) Familie - ein tragikomischer Roman mit viel Herz

„Ich vermisse mein Leben. Aber ich habe eine tolle Frau im Arm, und ein Hund ist eifersüchtig. Es war meistens ein schönes Leben. Und es soll schön bleiben.“

Nachdem Constanzes Beziehung mit ihrem Freund zerbricht, zieht sie übergangshalber in eine WG. Hier wohnen der Rentner Jörg, der demnächst auf eine große Reise gehen will, Anke, die wegen ihres Alters als Schauspielerin nicht mehr gefragt ist, und Murat, der alles leicht nimmt und in den Tag hineinlebt. Was zunächst als Zweckgemeinschaft beginnt, bekommt für Constanze eine immer größere Bedeutung, entwickelt sich für sie fast zu einer Familie. Als Jörg geistig immer mehr abbaut und zunehmend auf Hilfe angewiesen ist, stehen die WG-Bewohner vor einer schweren Entscheidung….

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive der vier Mitbewohner erzählt, meist in der ersten Person. So bekommen die Leser einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren, erhalten verschiedene Sichtweisen auf die Wohngemeinschaft. Der Sprachstil ist der jeweiligen Person, die gerade schreibt, angepasst, wirkt dabei stimmig und authentisch. Jörgs Probleme mit seinem Gedächtnis werden beispielsweise in den von ihm verfassten Textpassagen sehr offensichtlich.

Die vielfältige, abwechslungsreiche Personenkonstellation finde ich sehr spannend und gelungen. Constanze arbeitet in einem soliden Beruf, als Zahnärztin, hat konventionelle, klare Vorstellungen, wie ihr Leben laufen soll. Doch dann kommt die Trennung und sie muss völlig neu anfangen. Murats lockere Einstellung steht im Gegensatz zu Constanzes. Was für Constanze nur ein Übergang ist, ist für ihn ein Dauerzustand. Er zieht im Schrebergarten sein eigenes Gemüse, kocht mit Leidenschaft, feiert gerne und hat keine konkreten Ziele, möchte nur das Leben genießen. Schauspielerin Anke findet kein Engagement mehr, sie hadert mit dem Älterwerden und steckt in einer unbefriedigenden Beziehung fest. Anke ist pleite und auf Jörgs finanzielle Unterstützung angewiesen. Dieser ist der Hauptmieter. Früher lebte er mit seiner Frau und seinem Sohn zusammen, doch nun ist seine Frau tot und sein Sohn lebt ihn Frankreich. Jörg verliert immer mehr seine Erinnerungen und braucht nun jemanden, der sich um ihn kümmert. Nun zeigt sich, was seine WG wirklich wert ist...

Auch tragische, traurige Umstände wie Krankheit können durchaus etwas Positives bewirken. Isabel Bogdan erzählt auf einfühlsame, leichte und humorvolle Weise, wie sich die Mitbewohner einander annähern, sie werden unter traurigen Bedingungen Freunde und mehr. „Wohnverwandtschaften“ zeigt eindrucksvoll, dass es an uns selbst liegt, wie sehr wir andere an uns heranlassen. Familie, Verantwortung und Zusammenhalt haben dabei nicht immer etwas auch mit Verwandtschaft zu tun. Man kann sich seine Familie durchaus auch selbst wählen. In Zeiten der Einsamkeit eine wirklich schöne, Zuversicht spendende Vorstellung. Ich habe die humorvolle, unterhaltsame, tragische wie komische Geschichte sehr gerne gelesen. Trotz aller Schwere und Problematik auch eine Wohfühllektüre mit Herz, die gute Laune macht.

Bewertung vom 30.11.2024
So ein Schlamassel! / Gregs Tagebuch Bd.19
Kinney, Jeff

So ein Schlamassel! / Gregs Tagebuch Bd.19


ausgezeichnet

Von Familiengeheimnissen und Fleischklößchen - schräg, urkomisch, unverwechselbar - einfach Greg

„Das Erste, was man als Kind lernt ist, dass die Erwachsenen das Sagen haben. Und das Zweite, dass sie nicht immer die besten Entscheidungen treffen.“

Eigentlich hätte Greg allen Grund zur Freude, schließlich stehen die Sommerferien an. Doch die kann Greg dieses Jahr leider nicht so genießen, wie er das gerne möchte. Stattdessen muss die gesamte Familie zur Ehren von Gregs Großmutter ihren Urlaub auf der Insel Knitterfels in einem winzigen Ferienhaus verbringen. Dass es immer, wenn Mama und ihre Schwestern aufeinandertreffen, Streit gibt, macht die Sache nicht gerade besser. Es kommt, wie es bei Greg und seiner Familie kommen muss: Das Chaos regiert und eine Katastrophe jagt die nächste. Außerdem erfährt Greg ganz unfreiwillig einige brisante Familiengeheimnisse…


Wie bei „Gregs Tagebuch“ üblich, wird die Geschichte natürlich aus Gregs Sicht in Tagebuch-Form geschildert. Greg erzählt authentisch, anschaulich und auf typische, unverwechselbare Greg-Art von seinen aktuellen Erlebnissen, Erinnerungen und Gedanken. Er verliert dabei gerne mal den roten Faden, aber nie den Humor.
Natürlich gibt es auf jeder Seite auch viele treffsichere Zeichnungen zu bewundern, die die Handlung passend illustrieren. Die einfachen Zeichnungen haben mittlerweile Kultstatus erreicht. Mit wenigen Strichen gelingt es dem Autor alles, was er ausdrücken möchte, prägnant auf den Punkt zu bringen. Das ansprechende Cover mit unglücklichem Greg auf einem Teller Spaghetti ist sofort als Teil der Reihe zu erkennen und spielt direkt auf die Handlung an. Eine witzige Idee sind auch die täuschend echt aussehenden Tomatensoßenflecken auf der Vorder- und Rückseite des Buchs.
Die Geschichte richtet sich an Kinder ab neun, zehn Jahren, aber auch an Erwachsene.


Greg ist und bleibt Greg: Er hat zu allem eine ganz eigene, erfrischend direkte Sicht und entwickelt mit Leidenschaft phantasievolle, aberwitzige Theorien. Oft gibt er sich ziemlich tollpatschig, naiv und unbedarft, was seinen individuellen Charme ausmacht. Zu seinem Leidwesen wurde Greg in eine völlig schräge Familie hineingeboren. Da kommen einige äußerst spezielle Persönlichkeiten mit all ihren Macken und Eigenarten zusammen, die einzeln und erst recht in der Gemeinschaft einen sehr hohen Unterhaltungswert besitzen.


Wer bisher dachte, mit seiner Familie gestraft zu sein, sollte Gregs Sippe unbedingt kennenlernen. Bei so einer Familie, braucht es definitiv keine Feinde mehr.
Irre komisch, wie im Familienurlaub eine absurd-skurrile Situation auf die nächste folgt.
Gregs ganz eigene Betrachtungsweise, seine persönlichen Kommentare und die treffsicheren Zeichnungen setzen dabei noch einen drauf und gestalten die Szenen noch lustiger, als sie ohnehin schon wären.
Bei aller Komik und Überdrehtheit enthält das Buch aber auch einige gesellschaftskritische Aspekte. Diesmal nimmt Autor Jeff Kinney unter anderem Social Media und Influencer aufs Korn.
Unterm Strich ist „So ein Schlamassel“ ein absolut witzig-genialer, rundum gelungener Lesespaß für alle Greg-Fans und solche, die es gerne werden wollen.