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Benutzername: 
Christina
Wohnort: 
Karlsruhe

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 31.01.2023
Gespräche auf dem Meeresgrund
Leeb, Root

Gespräche auf dem Meeresgrund


schlecht

Tja. Nun. Ich habe dieses Buch abgebrochen. Dabei klang die Idee ganz interessant: Drei Menschen treffen sich auf dem Grund des Meeres: der Eine, der schon lange dort liegt, der Andere, der neu gekommen ist und die Dritte, die als letztes zur Runde dazu stößt. Alle drei sind tot und haben nun auf dem Meeresgrund eine Unendlichkeit vor sich, in der sie ihre Leben reflektieren und ihre Gedanken teilen. In der Leseprobe wurde klar, dass der Eine einen im Meer ertrunkener Flüchtling darstellen soll. Das fand ich ungewöhnlich und war interessiert. Allerdings gewann das ganze Buch - ironischerweise, bedenkt man den Titel - keine Tiefe. Themen wie Migration und Flucht, Ungleichheit, Sexismus etc. werden lediglich angeschnitten. Am meisten gestört haben mich allerdings die Dialoge, die unglaubwürdig und stellenweise fast schon infantil klangen. Bei einem Buch mit Gesprächen im Mittelpunkt eigentlich fatal. Dass die Autorin dann noch Nereiden und Poseidon auftreten lässt, hätte eventuell interessant werden können. Allerdings verkommen die Nereiden zu närrischen, kichernden Meerjungfrauen und Poseidon zu einem grummelnden Alten und bleiben eher Cartoon-Figuren. Gerade die Darstellung der Meerjungfrauen fand ich schwierig. Die Autorin will Sexismus kritisch thematisieren, aber in ihrem Buch werden Frauenfiguren dennoch sexistisch dargestellt, mindestens klischeehaft. Hin und wieder konnte man sich den ein oder anderen gelungenen Satz herauspflücken, aber das reichte mir persönlich nicht, um mich hier bis zum Ende bei der Stange zu halten.

Später habe ich in einer anderen Rezension gelesen, dass der Verlag ein Imprint des antroposophischen „Freihes Geistesleben“-Verlags ist, der auch waldorfpädagogische Bücher verlegt. Das wäre für mich eigentlich eine redflag gewesen. Muss man mMn nicht unbedingt unterstützen.

Bewertung vom 31.01.2023
Lektionen
McEwan, Ian

Lektionen


sehr gut

„Lektionen“ von Ian McEwan ist ein vielschichtiges Werk, das einiges an Anspruch an den Leser stellt. Wir begleiten den Protagonisten zu mehreren Zeitpunkten in seinem Leben: als Internatsschüler und als Vater, der von seiner Frau plötzlich verlassen wurde. Über allem aber schwebt die Klavierlehrerin, die den Protagonisten nicht loslässt - unabhängig davon, was in seinem Leben passiert. Daneben streift das Buch auch immer wieder die Weltpolitik der Zeit, die immer auch Leitstern für das Verhalten der Figuren ist. McEwan hat mit „Lektionen“ ein komplexes Werk geschaffen, eine psychologische Studie für seine Charaktere, in der auch Nuancen herausstechen. Dabei gelingt ihm das so feinsinnig, dass man als Leserin nur staunen kann. Nichts zum Schnell-Weglesen, aber ein Lesegenuss, der einen lange begleitet und sicherlich noch eine Weile nachhallt.