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karo_liest

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 15.05.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

Bevor ich die Leseprobe geöffnet hatte, wusste ich noch nicht, dass dieses Buch eine Fortsetzung von „22 Bahnen“ ist. Nach den ersten Sätzen allerdings war es klar, und allein das hat mich schon sehr begeistert.

Die Geschichte geht also weiter. Nach Tilda steht nun deren jüngere, inzwischen erwachsene Schwester Ida im Mittelpunkt.
Nach dem Tod ihrer alkoholkranken Mutter macht sie sich mit lediglich einem alten Hartschalenkoffer, ihrem MacBook und Kleidung auf den Weg, raus aus der Mietwohnung, die aufgelöst werden soll - aber wohin? Das weiß Ida selbst noch nicht so genau. Von Tilda hat sie ein Bahnticket nach Hamburg bekommen. Dort wohnen nämlich die Schwester und ihr Mann Victor mit ihren beiden Kindern. Aber will Ida wirklich dorthin oder soll sie einfach weiterfahren?
Sie landet schließlich auf Rügen und lernt dort Kurt kennen, in dessen Kneipe sie einen Job bekommt. Zudem wird sie von ihm und seiner Frau Marianne in deren Haus herzlich aufgenommen und ganz liebevoll umsorgt. Und dann ist da auch noch Leif, ein leidenschaftlicher Surfer und erfolgreicher DJ, der Ida ebenfalls wieder Halt im Leben geben kann.

„Windstärke 17“ hat mich ab der ersten Seite gepackt. Der Schreibstil ist wieder sehr ruhig und angenehm, und trotzdem steckt so viel Kraft in den Sätzen. Die Wucht der Ostsee spiegelt sich in der Geschichte wieder. Ein Buch, das Wut und Trauer empfinden lässt und gleichzeitig aber auch so positiv stimmt und Lust aufs Leben macht.

Was für eine großartige Lektüre! „22 Bahnen“ war für mich im vergangenen Jahr ja schon ein Highlight, aber nun hat Caroline Wahl das noch getoppt, wie ich finde. Gerne mehr davon!

Und ich möchte noch anmerken, dass man zwar beide Romane unabhängig voneinander lesen kann, ich aber unbedingt empfehle, „22 Bahnen“ zuerst zu lesen, bevor man sich „Windstärke 17“ widmet.

Bewertung vom 12.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


ausgezeichnet

Thea ist Mitte fünfzig. Mit Ende zwanzig ist sie von einen Tag auf den anderen aus Deutschland weg. In Portugal an der Algarve wurde sie sesshaft. 25 Jahre bleibt die dort, hütet eine Ziegenherde. Doch dann spürt sie starkes Heimweh und Sehnsucht nach ihrer alten Heimat. Schließlich macht sie sich auf den Weg, fährt 3000 km mit zwei Ziegen in ihrem Transporter zurück nach Deutschland.
Benno ist im gleichen Alter wie Thea und lebt in der Lüneburger Heide auf seinem Hof. Dort auf dem „Lebenshof“ nimmt er kranke und alte Tiere auf. Das Geld ist jedoch knapp, die Schulden hoch, daher will Benno zwei Wohnungen im alten Kesselhaus vermieten, die er ausgebaut hat. In eine davon zieht Thea ein.
Die dritte im Bunde ist Juli, eine junge Frau, die auf dem Weg nach Amsterdam ist - zu Fuß auf Wanderschaft. Ihre Reise wird allerdings abrupt unterbrochen, als sie im Wald stolpert und stürzt. Benno findet die Verletzte und nimmt sie mit auf seinen Hof.

„Aber im Leben bekam man nie, was man wollte. Sondern das, was man brauchte.“
S. 103

Wie die beiden Frauen das Leben des Einzelgängers Bruno aufmischen, wie sie versuchen, ihn aus seiner Notlage zu befreien und ihm wieder Hoffnung geben, wie sie aber alle drei auch aneinander geraten, das erzählt Romy Fölck in ihrem neuen Roman „Das Licht in den Birken“.

Es gibt Bücher, die sind eine Wohltat und ein Genuss. Schon der Roman „Die Rückkehr der Kraniche“ war für mich solch ein Buch. Und mir war daher klar, dass ich den neuen Roman der Autorin unbedingt lesen möchte. Ich wurde nicht enttäuscht. Auch diesmal lässt uns Romy Fölck in eine wunderschöne, herzerwärmende Geschichte eintauchen, die aber keinesfalls kitschig ist.
Das Cover könnte nicht passender sein. Die Naturbeschreibungen tragen dazu bei, dass man das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Der Nebel, der morgens über das Moor zieht; die Heide in all ihren Farben. Diese Atmosphäre ist perfekt eingefangen, alles absolut stimmig. „Das Licht in den Birken“ ist ein gelungener Roman, den ich sehr, sehr gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 18.04.2024
Nostalgia Siciliana
Di Stefano, Patrizia

Nostalgia Siciliana


sehr gut

„Dein Vater war ein ganz besonderer Mann, Tita. Er hatte einen Charme, der Frauen wie Männer dazu brachte, ihn zum Freund haben zu wollen.“ S. 204

Berlin 2004: Tita ist Grafikdesignerin und gestaltet Buchcover. Eines Tages bekommt sie einen Anruf aus Italien. Ein Notar teilt ihr mit, dass ihr Onkel verstorben sei und es die Erbschaft zu regeln gäbe, was für Tita heißt: auf nach Sizilien. Dort wartet das Landgut Magní auf sie. Die Erbengemeinschaft möchte es verkaufen, doch Tita hat andere Pläne.

Dieses Buch nimmt uns mit ins sonnige Sizilien damals und heute, aber auch ins Berlin der 60er und 70er Jahre, in die Zeit, als die ersten Gastarbeiter nach Deutschland kamen. Titas Vater Giovanni Di Stefano, genannt Gianni, war einer von ihnen.
Wir erfahren, wie es war, damals in Sizilien zu leben, wo es keine Arbeit für die jungen Männer gab. Und wie es ist, in ein Land zu kommen, in dem alles fremd ist.
Gianni fasst nach und nach Fuß in Deutschland, er geht nach Berlin und verliebt sich dort in Carla. Aber Sizilien bleibt immer seine Heimat.

Das nostalgische Cover mag vielleicht eine leichte Geschichte vermuten lassen. Leicht zu lesen ist der Roman durchaus, aber er ist keineswegs seicht. Mit viel Gefühl erzählt Patrizia Di Stefano die Geschichte ihres Vaters, den Erfinder der Tiefkühlpizza in Deutschland. Erzählt von ihren Ferien auf Sizilien, von den Gerüchen dort, von den Farben. Man sieht es bildlich vor sich und meint, alles riechen zu können.
„Nostalgia Siciliana“ ist ein sehr emotionaler, melancholischer Roman.
Mich hat die Lektüre sehr berührt und ich empfehle sie herzlich gerne weiter.

Bewertung vom 11.04.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


sehr gut

Dresden Anfang der 90er Jahre, die Zeit des Wiederaufbaus der Frauenkirche. Ich war damals zum ersten Mal in dieser beeindruckenden Stadt und habe noch die Ruine gesehen, das Trümmerfeld, und gleichzeitig konnte man schon erahnen, was da Großartiges wiedererwacht.

„Schicksalsjahre - Die Frauen vom Neumarkt“ von Julie Heiland erzählt davon - vom Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche und von der jungen Architektin Hannah, die auf der Baustelle mitarbeitet.
Gleichzeitig spring die Geschichte aber auch zurück in die Vergangenheit und lässt uns die Bombardierung Dresdens während des zweiten Weltkriegs miterleben sowie vor allem ab 1947 die Zeit danach. Und wir lernen Hannahs Großmutter Lotte kennen, die zu den Trümmerfrauen gehört.

Mir hat die Lektüre sehr gut gefallen. Ich habe es genossen, mich wieder einmal nach Dresden entführen zu lassen. Julie Heiland hat die historischen Ereignisse sehr geschickt in ihren Roman eingebunden.
Wer gerne Schmöker liest, mit denen man für kurze Zeit die Realität vergessen kann, der wird von dieser bewegenden Lektüre sehr begeistert sein.

Bewertung vom 30.03.2024
25 letzte Sommer
Schäfer, Stephan

25 letzte Sommer


sehr gut

Ein namenloser Ich-Erzähler, der versucht, am Wochenende in einem Ferienhaus auf dem Land Erholung vom Alltag zu finden. Als er früh morgens seine Runde in der Natur läuft, begegnet er an einem Badeweiher dem Kartoffelbauern Karl. Zwischen ihnen entwickelt sich sofort ein angeregtes Gespräch, welches beide dann am Hof von Karl fortsetzen. Sie philosophieren über das Leben und darüber, was wirklich wichtig ist.

„25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer ist eine ruhige Geschichte, die zum Nachdenken einlädt, ein Roman zum Entschleunigen, philosophisch angehaucht. Die 170 Seiten lassen sich leicht an einem Stück lesen.
Mir war die Lektüre allerdings etwas zu oberflächlich und zu konstruiert. Gerne hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. So wirklich Neues erfährt man beim Lesen nicht. Aber auf jeden Fall ist es ein nettes Buch, ideal für ein paar entspannende Stunden zwischendurch.

Bewertung vom 20.03.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Die 16-jährige Odile lebt in einem ganz besonderen Tal. Was daran so besonders ist? Diesen Ort gibt es mehrmals. Östlich wie auch westlich davon findet man das Tal nämlich ebenfalls vor, Parallelwelten, nur jeweils 20 Jahre zeitversetzt. Und lediglich trauernde Menschen sind berechtigt, sich dorthin zu begeben, zurück in die Vergangenheit oder voraus in die Zukunft. Alles wird streng überwacht.
Odile macht irgendwann allerdings eine Beobachtung, was ihren Freund Edme betrifft. Und sie kommt dadurch in einen Gewissenskonflikt. Darf sie Schicksal spielen?

„Das andere Tal“ von Scott Alexander Howard ist ein tiefgründiger, surrealer Roman, der sehr nachdenklich stimmt und zum Philosophieren einlädt. Man muss sich auf dieses Buch einlassen, denn es ist eine sehr ruhige Lektüre, die mich nicht sofort mitgerissen hat, die sich aber zu lesen lohnt.

Bewertung vom 10.03.2024
Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2
Lane, Soraya

Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2


sehr gut

Claudia bekommt in einer Londoner Anwaltskanzlei ein kleines Holzkästchen überreicht. Darin befinden sich zwei Hinweise über die Herkunft ihrer Großmutter Catherine. Wie es aussieht, wurde diese adoptiert. Völlig überrascht davon und sehr neugierig macht sich Claudia auf die Spuren ihrer Vorfahren.

Der zweite Band aus der Reihe „Die verlorenen Töchter“ führt uns nach Kuba.
Ganz spontan reist Claudia dorthin, um mehr über ihre Großmutter zu erfahren.
In einzelnen Kapiteln begeben wir uns zurück in die 1950er Jahre und begegnen dort der bezaubernden jungen Esmerelda Diaz und ihren Schwestern, deren Familie damals ein Zuckerimperium hatte, und die zu den einflussreichsten Familien Kubas gehörte.

Soraya Lane hat mit diesem Roman wieder einen schönen Schmöker geschaffen, der einen völlig eintauchen lässt in eine spannende Geschichte. Das Buch lässt sich schnell und leicht lesen, und man hat das Gefühl, selbst in Kuba vor Ort zu sein, denn alles ist ganz wunderbar beschrieben.
Eine schöne Lektüre für zwischendurch, für eine kurze Auszeit vom Alltag, ideal zum Entspannen.

Bewertung vom 22.02.2024
Leuchtfeuer
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer


ausgezeichnet

„Alles ist miteinander verbunden. Kein Anfang und kein Ende.“

August 1985 in einem Vorort von New York. Eine Nacht, die alles verändert. Sarah Wilf ist 17, ihr Bruder Theo 15. Gemeinsam mit ihrer Freundin Misty Zimmermann sind sie nachts mit dem Auto unterwegs. Theo fährt, obwohl er das noch nicht darf. Sarah, nicht mehr nüchtern, sitzt auf der Rückbank, Misty auf dem Beifahrersitz. Es kommt zu einem folgenschweren Unfall. Danach ist nichts mehr wie es war.
Wir springen 25 Jahre weiter - Dezember 2010. Der 10-jährige Waldo Shenkman lebt mit seinen Eltern im Haus gegenüber der Familie Wilf in der Division Street. Er ist anders, als die Kinder in seinem Alter. Einen Freund findet er in Dr. Ben Wilf. Mit ihm kann er philosophieren und über das reden, was ihn fasziniert, die Astronomie.
Wir sind dabei und hören allen zu.
Zusammen mit den Menschen in der Geschichte reisen wir durch mehrere Jahrzehnte, immer wieder hin und her. Und wir erfahren von Ereignissen, die totgeschwiegen werden. Geheimnisse, die die Menschen belasten, verändern und an denen sie fast zugrunde gehen.

„Leuchtfeuer“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Alle aus den Familien Wilf und Shenkman bekommen eine Stimme. Und jede Stimme berührt auf ihre eigene, ganz besondere Art.
Dani Shapiros Roman ist mitreißend und sehr bewegend erzählt. Die Lektüre lässt sich wunderbar leicht lesen und ist doch so tiefgründig.
Ein stimmiges Buch, das durch das schöne Cover perfekt abgerundet wird.
Für mich ist „Leuchtfeuer“ ein Highlight am Bücherhimmel. Daher gibt’s von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1


gut

Vier Schwestern - Spring, Summer, Autumn und Winter Season - die Season Sisters.
In „Frühlingsgeheimnisse“, dem ersten Band der vierteiligen Reihe geht es um Spring, die in London lebt und dort Sozialstunden ableisten muss. Dies tut sie bei der 80-jährigen Sophia.

Der Einstieg in diese Geschichte fiel mir leicht. Die erste Begegnung der beiden Frauen, wie sie sich nach und nach annähern und einander öffnen, das alles hat mir sehr gut gefallen. Auch die Zeitsprünge in die Vergangenheit fand ich ganz spannend. Wir reisen zurück ins Ende des 19. Jahrhunderts und treffen dort auf Vorfahren von Sophia und auf ein großes Familiengeheimnis.
Zunehmend wurde die Geschichte aber - vor allem in der Gegenwart - doch etwas klischeehaft, und sie war mir insgesamt zu konstruiert.
Nachdem mich die Reihe der „Sieben Schwestern“ von Lucinda Riley total in ihren Bann gezogen hat, neige ich dazu, thematisch ähnliche Bücher damit zu vergleichen - Romanreihen über Töchter, über Schwestern - vermutlich kommt da für mich so schnell nichts ran. So hat es auch diese Lektüre nicht geschafft.
Trotz allem ist es kein schlechtes Buch. Es lässt sich schnell lesen, ist ganz nett für zwischendurch und gefällt mit Sicherheit vielen, die gerne leichte Schmöker auf verschiedenen Zeitebenen mögen.

Bewertung vom 07.02.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


sehr gut

„Der Schacherzähler“ von Judith Pinnow - was für eine herzerwärmende Lektüre!
Ein Roman über Freundschaft und Zusammenhalt, über Alt und Jung, über Väter und Söhne.
Über den 9-jährigen Janne und seine alleinerziehenden Mutter Malu.
Über den Witwer Walter, der das Schachspiel liebt und sich bei Janne einfach mit „Oldman“ vorstellt.
Über Malus Freundin Liv und über Hinnerk, den Besitzer des Cafés, in dem Malu arbeitet.
Sie alle kommen in einzelnen Kapiteln zu Wort und erzählen jeweils aus ihrer Sicht. Und sie alle haben was zu erzählen, jeder hat seine kleinen und großen Probleme, denn im Leben läuft nicht immer alles rund. Aber zusammen geht vieles leichter.

„Der Schacherzähler“ ist ein sehr berührendes und zugleich erheiterndes Buch. Ein Buch, das sich leicht und schnell lesen lässt und das man wirklich uneingeschränkt empfehlen kann. Einfach wunderbar!