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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 584 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2024
Ingenium
Trussoni, Danielle

Ingenium


weniger gut

Thriller ohne Thrill, dafür mit viel gewollt mystischer und unglaubwürdiger Handlung

Meine Inhaltsangabe:
Mike hat nach einem Sportunfall eine Savant-Gabe entwickelt: er kann die komplextesten Rätsel lösen, hadert aber mit seiner Gabe, lebt zurückgezogen und allein und verdient sein Geld mit dem Erstellen von Rätseln für die Zeitung. Eines Tages bestellt ihn eine Psychologin ins Gefängnis, damit er Zugang zu der schweigenden, wegen Morden einsitzenden Jess aufnimmt, die ein Rätsel erstellt und darin auf Mike hingewiesen hat. Mike sagt zu, trifft Jess und ab da ist nichts mehr wie vorher, das Leben steht Kopf und Mike fühlt sich Jess verpflichtet und deckt eine Ungeheuerlichkeit nach der anderen auf und tritt gewissen Personen damit gehörig auf die Zehen. Denn was Jess ihm zu verstehen gibt, welchem Rätsel Mike da auf der Spur ist, sprengt jegliches bisheriges menschliches Denken.

Mein Eindruck:
Laaaangweilig! Ich habe mir einen fesselnden Thriller erwartet, bekommen habe ich ein hanebüchenes, langatmiges Geschreibsel voller Fantasy, Mystik, Religion, Dämonologie, Golems und sonstigem unglaubwürdigem Gedöns. Hier wurde gefühlt alles reingepackt, was an sich Action und Spannung verspricht, im Gesamten dann aber einfach unglaubwürdig und to much ist. Schon allein die Beziehung zwischen Mike und Jess, die sich vorher weder gesehen noch gehört oder gelesen haben, die aber innerhalb von Sekunden in eine gefühlte Liebesorgie ausartet… also bitte! Was Mike dann alles erlebt ist einfach nur reißerisch und gleichzeitig oberflächlich. Gearbeitet wird hier mit Rückblicken, Briefen und mit mehr oder weniger Gelehrtenmeinungen. Es gibt (völlig affige) Traumsequenzen und alle Figuren bleiben irgendwie blass und nicht greifbar. Selbst Mike ist mir ferngeblieben und konnte keinerlei Empfindungen bei mir rauskitzeln. Irgendwann ertappte ich mich dabei, wie ich gelesen habe, ohne zu lesen. Meine Gedanken sind abgedriftet, weil das Buch für mich schlicht langweilig und unglaubwürdig und deutlich zu gewollt war. Ich denke, hier war ein Buch á la Dan Brown das Ziel, doch leider ist das für meinen Geschmack deutlich in die Hose gegangen, weil der Mix aus real und mystisch einfach zu sehr einer gewollt actiongeladenen Unterhaltung geschuldet ist. Was bei Dan Brown wissenschaftlich oder geschichtlich erklärbar ist, ist hier einfach nur willkürlich vor den Latz geknallt und entbehrt jeden halbwegs vernünftigen Realitätssinn. Wäre es wenigstens fesselnd, könnte ich es einfach in die Schublade Fantasy stecken und gut ist. Als Thriller empfinde ich es als völlig zielverfehlt. 2/5 Sterne, wobei 1 Stern auf das sensationelle Äußere von Cover und Buchschnitt entfällt. Die Fortsetzung wird garantiert nicht bei mir einziehen.

Bewertung vom 17.07.2024
Signum / Stormland Bd.2
Lindqvist, John Ajvide

Signum / Stormland Bd.2


gut

Kann mit Band 1 leider überhaupt nicht mithalten

Meine Inhaltsangabe:
Kim Ribbing hat seinen Peiniger aus Kindheitstagen, den Arzt Martin Rudbeck entführt und hält ihn im Keller seiner Villa gefangen. Ziel: er möchte verstehen, warum er damals von ihm unter dem Deckmantel einer medizinischen Behandlung so gequält wurde. Seine Pläne werden von Astrid, der 14jährigen Tochter der beiden Ermordeten aus Band 1 durchkreuzt, die Teilzeit bei Kim lebt. Sie sieht rot, drückt einen Knopf und schon ist alles nicht mehr, wie es war. Julia Malmros, die noch immer in der seltsamen On-Off-Beziehung mit Kim steckt, wird mit hineingezogen und muss sich zwischen Recht und Unrecht, zwischen Kim und der Wahrheit entscheiden. Wie weit ist sie bereit zu gehen, für den viel jüngeren Mann mit den vielen Altlasten aus Kindertagen, der sie oftmals abweisend behandelt, den sie aber dennoch liebt?

Mein Eindruck:
Was habe ich mich nach dem für mich sensationellen 1. Band auf diese Fortsetzung gefreut. Die Story schließt zeitlich nahezu direkt daran an und ich habe mit Eifer losgelesen. Der kam mir aber recht bald abhanden, da ich hier weder Hand noch Fuß erkennen konnte. Es gibt mehrere Handlungsstränge und ich frage mich, worin deren Sinn lag:
1. Kim, Ribbeck und Astrid im Keller
2. Julia Mamlrös und ihre Recherchen im rechtsextremen Milieu
3. Julias Exmann und Polizist Johnny und sein Liebesleben

Das 1. ist zunächst recht spannend, entwickelt sich dann aber unglaubwürdig und wird langweilig. Astrid nimmt für meinen Geschmack zu viel Raum ein und ist zudem eine echt unsympathische, egoistische Figur, die mich nur noch nervt.

Das 2. macht für mich überhaupt keinen Sinn, weil es nicht zur Geschichte beiträgt und nur halbseiden behandelt wird. Zudem macht es mir auch noch Julia madig, weil sie einfach eine komplett unselbständige Person ist, die allein gar nichts auf die Reihe kriegt und die außer mit ihrer über 80jährige Nachbarin zu kiffen und zu saufen und mit Kim zu rammeln, wenn es dem gerade in den Kram passt nichts weiter auf die Beine stellt und deren Verstand sich augenscheinlich irgendwo unterwegs verabschiedet hat.

Das 3. ist dann, ja, was eigentlich? Ich weiß es nicht. Unnötig halt.

Hach, so schade, echt! Ich habe kein Problem damit, wenn Storys von Figuren handeln, die unsympathisch sind. Das kann oftmals gerade das Lesevergnügen anfachen. Doch wenn diese Figuren dann so gänzlich ohne roten Faden agieren, die Stränge nicht zusammenlaufen und mir am Ende selbst die Charaktere, die mir in Band 1 noch total nah gingen und die ich mochte, vollkommen unsympathisch und unglaubwürdig werden, dann ist das einfach enttäuschend. Ich vergebe 2,5 Sterne, runde auf 3 auf, weil ich keine halben Sterne mag.

Band 3 erscheint voraussichtlich im Juli 2025. Und ja: ich werde ihm eine Chance geben, weil Band 1 einfach so großartig war! Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Bewertung vom 14.07.2024
Baddabamba und die Goldene Sanduhr (Baddabamba, Bd. 3)
Orths, Markus

Baddabamba und die Goldene Sanduhr (Baddabamba, Bd. 3)


ausgezeichnet

Ein lustiger, spannender, rasanter, trauriger und würdiger Abschied von Baddabamba

Meine Inhaltsangabe:
Paula sehnt sich mit jeder Faser ihres Herzens zurück nach Chronossos, zu ihren Freunden. Als ihr Wunsch immer größer wird und sie Tag und Nacht nur noch daran denken kann, wird ihr Wunsch erfüllt. Und zwar von Wolfgang Nachtschatten, der das Büro der unausgesprochenen Wünsche leitet. Der macht zur Voraussetzung, dass Paula ihn mit auf die Insel nimmt, damit er mit seiner über alles geliebten Wendy vereint wird, die jedoch ganz andere Pläne hat und in den Freitod geht. Darüber ist Wolfgang Nachtschatten so entsetzt, dass er die goldene Sanduhr und damit die Insel Chronossos und die Zeit der ganzen Welt vernichten will. Diesen Plan müssen Paula, Baddabamba und die anderen unbedingt vereiteln und wagen es dafür sogar, sich mit ihren Todfeinden, den Hubbanesen, zu verbünden. Ein Spiel auf Zeit und ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Mein Eindruck:
Ich kann gar nicht so viel schreiben, ohne permanent zu spoilern. Zum dritten und leider letzten Mal treffe ich nun also wieder auf Paula, Baddabamba, Oma Carissima, Anna Bella, Pico Bello und die anderen. Und ja, alle sind genauso schräg und skurril, wie man sie aus den beiden Vorbänden kennt. Diesmal ist die Story noch rasanter, weil die Zeit ja wirklich sehr drängt. Und so passiert innerhalb kürzester Zeit wieder einmal sehr viel, man kann kaum durchschnaufen, trudelt von einem Abenteuer ins nächste, fiebert und hofft mit. Die Verbündung mit den Hubbanesen fand ich großartig und was am Ende mit ihnen passierte, ebenso. Das hat mich mit diesen garstigen Biestern ein Stückweit versöhnt. Apropos Ende: das hat mich dann schon ein bisschen umgeworfen, mich traurig gemacht und sehr berührt. Dennoch ist es ein sehr passendes, würdiges und eigentlich das einzig richtige Ende. Die wenigen doppelseitigen s/w-Zeichnungen sind passend, wenn auch etwas düster, jeder Kapitelanfang wird von einem hübschen Ornament geschmückt und das aus der Story gegriffene Cover ist ja auch ein Hingucker! Markus Orths Schreibstil ist außergewöhnlich, speziell, wundervoll und überaus bunt und lebhaft und schafft es, sämtliche Empfindungen aufkommen zu lassen und damit die Geschichte noch intensiver zu erleben. Freundschaft, Mut, Loyalität, Zusammenhalt, Verlust, Verantwortung sind nur ein paar der Kernthemen, die wunderbar aufregend in ein buntes Abenteuer verpackt wurden. Bin ich traurig, dass es das nun war mit der Baddabamba-Reihe? Ja! Natürlich! Aber wie heißt es doch so schön: aufhören, wenn es am schönsten ist. 5/5 Sterne und die von Herzen kommende Empfehlung, alle drei Bücher der Reihe nach zu lesen. Es lohnt sich.

Bewertung vom 13.07.2024
Alle Schotten dicht
Sanne, Manuela

Alle Schotten dicht


sehr gut

Nich‘ lang schnacken, Kopp in Nacken oder: Whisky-Workshop am Wattenmeer

Meine Inhaltsangabe:
Rosa und Sebi haben ein tolles Event für ihre Pension auf die Beine gestellt: einen Whisky-Workshop mit der absoluten Koryphäe was Whisky betrifft, nämlich den Schotten Colin Stewart. Der Workshop ist ausgebucht und verspricht ein voller Erfolg zu werden. Doch dann wird der Ehrengast tot in seinem Bett aufgefunden, erstickt mit dem Kissen. Ganz klar: Mord! Rosa und Sebi sind entsetzt, doch es wäre nicht Rosa, wenn sie nicht kräftig mitmitschen würde, bei der Aufklärung des Falles. Denn eins ist sicher: der Mörder muss einer der Gäste des Workshops sein. Und so ist es nur logisch, das Rosa nach und nach das eine oder andere Geheimnis ihrer Gäste ans Licht und sich dabei selbst wieder einmal in große Gefahr bringt.

Mein Eindruck:
Das ist inzwischen Band 5 der Reihe und es fühlt sich schon ein bisschen an wie heimkommen, wenn ich mich lesenderweise durch die Pension bewege und dabei alte Bekannte wiedertreffe. So war ich ruckzuck wieder mitten drin im Geschehen und konnte eifrig miträtseln, mich über den einen oder anderen Gast aufregen und über die beiden liebgewonnenen Katzen Ruby und Rudi schmunzeln. Diesmal spielte sich fast alles innerhalb der Pension ab und gefühlt war Rosa weniger eingebunden bzw. wurden ihr durch den leitenden Ermittler (auch bekannt als kalter Fisch) Grenzen gesetzt. Für mich hätten Rosa und Sebi gern mehr in den Vordergrund treten können und des lieben Fernweh wegens hätte mir ein Setting, das über die Pension hinausgeht, besser gefallen. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau und ist sicherlich den sehr abwechslungsreichen und humorvollen vier Vorgängerbänden geschuldet, die all das so herrlich lebendig bedienten. Dennoch: ein toller Cosy Crime mit viel Miträtselspaß, herrlich vielschichtigen Figuren und einer Prise schottischem Charme (wie z.B. Slàinte mhath, Schottisch für Prost, was man in etwa so ausspricht: Slaandschewah). Am Ende gibt es auch wieder ein Rezept für eine kleine Nascherei, die in der Geschichte vorkommt. Diesmal Karamell-Espresso-Muffins mit Whisky. Ich liebe sowas ja, Rezepte in einem Roman. Das Cover ist wieder zauberhaft und jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Vignette (Katze und Maus). Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf den nächsten Fall für Rosa Fink und vergebe sehr gute 4/5 Sterne und eine Empfehlung für alle, die CosyCrime, Nordsee, Katzen und kurzweilige Unterhaltung mögen.

Bewertung vom 12.07.2024
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Hart, blutig, spannend, dreckig und sehr sehr fesselnd!

Meine Inhaltsangabe:
Cardell, ein versoffener, einarmiger Veteran mit Moral, zieht in Stockholm Ende des 18. Jahrhunderts eine Leiche aus dem Fatburen See. Diese hat weder Arme, Beine, Augen oder Zunge und taub wurde er auch gemacht. Schnell wird der an Tuberkulose leidende, eigentlich schon halb tote Polizeiermittler Winge hinzugezogen, der für derlei besondere Fälle immer die erste Wahl ist. Er und Cardell freunden sich an und arbeiten fortan zusammen. Winge mit Köpfchen und Intelligenz, Cardell mit Faust und Schläue. Sie finden recht schnell heraus, dass der Tote zu Lebzeiten als besonderer Zeitvertreib für die Besucher eines speziellen Bordells herhalten musste. Doch wer er war und wer ihn auf dem Gewissen hat, das wollen die beiden im Namen des grauenhaft gefolterten Opfers herausfinden und decken dabei Grauenhaftes auf.

»Es ist schon lustig, wie jeder einem helfen will, wenn man keine Hilfe mehr zu brauchen scheint, während um jegliche Art von Armut gleich auf den ersten Blick ein Bogen geschlagen wird.« (Seite 174)

Mein Eindruck:
Zum Glück habe ich mich von den vielen negativen Bewertungen, die vor allem die Brutalität anprangern und das Buch ekelhaft finden, nicht abschrecken lassen. Ja, es ist keine heile Welt, es ist dreckig, stinkend, roh und brutal, aber so war das damals einfach. Hier wird nichts romantisiert, wie es in seichten Büchern oft passiert, sondern der Leser wird direkt in die stinkenden, bettelarmen und oft schwer zu ertragenden Settings geworfen. Doch niemals verherrlichend oder pervertiert, sondern ganz real und ohne etwas des lieben Friedens willen zu beschönigen oder unnötig auszuschmücken. Der Aufbau ist dabei wirklich genial. Ich beginne im Herbst 1793 mit dem Fund der Leiche. In Teil 2 befinde ich mich dann etwas früher in der Vergangenheit, nämlich im Sommer 1793, wo ich erfahre, was mit dem Opfer passiert ist, aber noch nicht seine Identität kenne. Teil 3 spielt dann nochmal etwas früher (Frühling 1793) und ich erfahre die furchtbaren Dinge, die eine zu Unrecht der Hurerei beschuldigte junge Frau erlebt, die ins Spinnhaus verbracht wird und frage mich dabei, was das mit dem Rest der Geschichte zu tun hat. Doch bald wird mir das klar und schon mache ich mit Teil 4 einen Sprung in die Zukunft, nämlich in den Winter 1793, in dem sich dann alles auf eine sehr berührende, traurige, grausige Art aufklärt. 1793 ist sicher nichts für Zartbesaitete und wer mit Blut, Folter, Grausamkeiten und unter die Haut gehender Zurschaustellung von Macht nicht klarkommt, sollte die Finger davonlassen. Wer Krimis und historische Romane liebt, die nicht romantisiert, sondern ungeschönt und realistisch und gleichermaßen überaus fesselnd sind, dem empfehle ich das Buch. Die beiden Hauptfiguren Cardell und Winge sind frappierend gegensätzlich und dennoch perfekt zusammenpassend. Keine üblichen besten Kumpels, sondern Männer aus verschiedenen Leben, die den jeweils anderen zu schätzen und respektieren wissen und die ich beide sehr bewundere. Ein vielschichtiger und extrem fesselnder Krimi aus dem 18. Jahrhundert und von mir ganz klar 5/5 Sterne.

Bewertung vom 07.07.2024
Martin & Jack
Nilsson, Frida

Martin & Jack


sehr gut

Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Ein Roadtrip der besonderen Art

Meine Inhaltsangabe:
Irgendwann Anfang 1900 in Schweden: Martin lebt als Mündel bei einem Bauern und hadert mit seinem anstrengenden Leben, das nur aus Arbeit zu bestehen scheint. Sein einziger Wunsch ist, seinen echten Vater zu finden, der ihn als Kleinkind im Waisenhaus abgegeben hat. Als der Bauer den ebenfalls dort lebenden Hund Jack vom Hof jagt, schließt Martin sich dem Hund an. Denn der ist der Einzige der weiß, wie Martins Vater aussieht. So begeben sich die beiden auf den Weg, Martin nach seinem Vater, Jack nach der Villa der hundeliebenden, reichen Dame, über die in der Zeitung berichtet wurde. Ihnen schließen sich weitere Hunde an: Lonna, eine geschundene Hündin mit tiefem Dialekt und Ruffe, ein witziger kleiner Draufgänger. Doch sie werden verfolgt vom Polizisten des Ortes, der grundsätzlich allen Hunden an den Kragen will. Jack kommt als Kindesentführer ins Gefängnis und Martin, weiter auf der Such nach seinem Vater, gerät bald in die Fänge skrupelloser Hunde, die ihr Auskommen durch Katzenfelle und Verbrechen sichern. Schaffen es die 4 Gefährten, einen Weg aus dieser Misere heraus? Und erreichen sie ihre jeweiligen Ziele und Träume?

Mein Eindruck:
Das Cover hatte mich ja sofort. Wie toll ist denn bitte dieser Zeitungslook? Und Zeitungen spielen in dieser Geschichte eine sehr große Rolle. Genauso, wie Freundschaft, Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Gleichheit, Toleranz. Die Suche nach der eigenen Herkunft, nach Glück, Liebe und Geborgenheit ist ebenso Thema. All das gepackt in eine Abenteuergeschichte, fast schon ein Roadtrip, der besonderen Art. Denn: hier können die Hunde sprechen. Gehen Berufen nach, lesen Zeitung, kämpfen für mehr Rechte und Gleichberechtigung. Das hat mich anfangs etwas irritiert. Denn bis auf die sprechenden Hunde ist der Rest ganz normal. Doch gewöhnt man sich daran und kann sich darauf einlassen, steht einem spannenden Leseabenteuer nichts entgegen. Die Stimmung ist oft gedrückt und düster und immer ein bisschen depressiv. Das passt zur Zeit und zum Thema, ist aber auch für jüngere Kinder wohl nicht so das Richtige. Ich würde es daher eher so ab 12 bis 14 Jahren sehen. Es gibt auch lustige, lebhafte Momente, doch die tiefgründigeren, schwierigeren überwiegen. Kein Buch zum einfach Weglesen, sondern eher zum Nachdenken und Diskutieren. Die Illustrationen von Torben Kuhlmann, auf die ich mich im Vorfeld mega gefreut hatte, begrenzen sich auf kleine Bildchen jeweils am Kapitelanfang. Ich hätte mir gewünscht, mehr und größere und detailliertere Zeichnungen von ihm zu sehen, da ich seine Bilder sehr liebe.

Alles in allem ein wirklich sehr gutes Buch, das oft eine gedrückte Grundstimmung hat, jedoch sehr fesselnd und tiefgründig ist. Mal ein ganz anderes Kinderbuch. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 06.07.2024
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 43: Wir schützen die Tiere
Erne, Andrea

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 43: Wir schützen die Tiere


gut

Tier- und Naturschutz für die Kleinen, leider deutlich überladen

Meine Inhaltsangabe:
Das Buch befasst sich mit folgenden Themen:
• Warum sollen wir Tiere schützen?
• Warum gibt es weniger Insekten?
• Wie kann ich Tieren am Meer helfen?
• Was gefährdet Meerestiere?
• Wie geht es den Tieren in den Wäldern?
• Was brauchen Tiere, die bei uns leben?
• Wie hilft man wilden Tieren?
• Wie fühlen sich Tiere bei uns wohl?
• Was können wir noch für Tiere tun?
• Welchen Tieren wird es zu warm?
• Welche Tiere sind neu bei uns?
• Warum muss man manche Tiere besonders schützen?
Neben unzähligen farblichen Illustrationen und den für diese Reihe bekannten Klappen wird das Wissen durch anspruchsvolle Texte vermittelt.

Mein Eindruck:
Die Illustrationen sind wie von dieser Reihe nicht anders gewohnt grandios: bunt, detailliert, aussagekräftig und sehr schön. Und das Öffnen der Klappen lässt alles herrlich spannend werden und animiert die Kleinen zum aktiven Mitmachen und die Qualität lässt auch nichts zu wünschen übrig, so dass das Buch auch ungeübten Kinderhänden lange standhalten wird.
Ich dachte (denn das Cover lässt das auch vermuten), dass hier schon die ganz Kleinen Anleitung erhalten, wie wir, also jeder einzelne von uns, unsere Tierwelt schützen können. Doch irgendwie ist das dann doch eher ein Buch über Natur- und Umweltschutz, über Missstände, Zustände und menschliches Verhalten. Was an sich natürlich nichts Schlechtes ist, aber für ein Buch für die ganz Kleinen mit einem Umfang von nur 16 Seiten dann halt doch deutlich zu ambitioniert. Klar, dass da die Details auf der Strecke bleiben. Tipps bekommt man nur wenige und die sind sehr allgemein gehalten. Ich hätte es besser gefunden, wenn man sich nicht der ganzen Welt (heimische Gärten, Urwald, Arktis, Meere, Russland, Afrika, China,…) gewidmet, sondern sich auf unseren eigenen Lebensbereich (Haus, Hof, Gärten, Wälder, Tümpel, Küste) konzentriert hätte. Dafür dann mit konkreten Tipps, wie jedes Kind aktiv etwas für den Tierschutz tun kann. Hier steht eher die moralische Bewertung im Vordergrund, was ich ein Stückweit schade und für die Zielgruppe auch zu kompliziert finde. Hier wäre weniger m.M.n. mehr gewesen. 3/5 Sterne.

Bewertung vom 29.06.2024
Rory Shy, der schüchterne Detektiv
Schlick, Oliver

Rory Shy, der schüchterne Detektiv


ausgezeichnet

Ein ungleiches Duo löst den gemeinsamen ersten Fall

Meine Inhaltsangabe:
Matilda, 12, ist ein sehr selbstbewusstes, kluges Mädchen, das unentwegt plappert und größter Fan von Rory Shy, dem jungen und unsagbar schüchternen Detektiv mit riesiger Fangemeinde, der in derselben Stadt lebt und so manchen kuriosen Fall gelöst hat. Als Matilda eines Tages mit Cockerspaniel Doktor Herkenrath Gassi geht, befreit sie Rory Shy aus einer peinlichen Lage: er ist mit seiner Zunge an einem Auto festgefroren. Sie schafft es, ihn zu überreden, ihr quasi als Dankeschön für die Rettung eine Praktikantenstelle in seiner Kanzlei anzubieten. Bereits am nächsten Tag werden die beiden zu einem Fall gerufen: im Anwesen der Milliardenerbin Charlotte Sprudel wurde eine Perle gestohlen, die Erbin ist die Hauptverdächtige und Rory soll ihre Unschuld beweisen. Das tut er mehr als gerne, ist er doch in die ebenfalls sehr scheue junge Dame verliebt (was er ihr natürlich nie sagen würde). Die Ermittlungen laufen zunächst ins Leere, doch Rory und Matilda geben nicht auf, suchen und befragen weiter. Wobei eher Matilda befragt, weil Rory, ihr wisst schon, zu schüchtern. Schaffen sie es, Charlotte zu entlasten? Lest selbst, es lohnt sich!

Mein Eindruck:
Ich habe viel gelacht! Das gleich mal vorweg. Das Buch ist einfach köstlich. Ich liebe Matilda. Ich liebe Rory. Und auch Doktor Herkenrath, ist klar. Der Schreibstil ist pfiffig, locker, bildhaft und erinnert mich ein bisschen an alte englische Krimis, was mir sehr gut gefällt. Dieses ungleiche Paar, nicht nur vom Alter, sondern auch vom Temperament macht einfach Spaß und ihr Miteinander hat mich oft kichern lassen. Wobei ich vor allem Matilda, mit ihrer großen Klappe, einfach total erfrischend finde. Salopp, klug, herrlich witzig, spannend und einfach mordsmäßig unterhaltsam geht es hier zu. Dabei läuft Dank des bildhaften Schreibstils permanent Kopfkino, was noch mehr dazu beiträgt, sich in die Geschichte richtiggehend reinversetzen zu können. Nebenbei bekommt mal einer was auf die Nase, dass es blutet, das war aber auch schon alles an Gewalt. Hier überwiegt deutlich das Miteinander, der Humor und das Miträtseln. Große Klasse und es jetzt schon klar, dass ich die mittlerweile bereits erschienenen weiteren 5 Bände auf jeden Fall haben muss. 5/5 Sterne und eine große Empfehlung für alle kleinen Detektivfreunde, die es gerne witzig und lebhaft mögen.

Bewertung vom 28.06.2024
The Pussycat Poisoner
Hancke, Martina

The Pussycat Poisoner


ausgezeichnet

Sherlock Holmes auf vier Pfoten. Tierisch witziger CosyCrime mit viel englischem Charme

Meine Inhaltsangabe:
Kater Sherlock lebt mit seiner Menschenfamilie sowie einer Maus und einer Spinne recht ruhig in einem ländlichen Londoner Vorort. Mit der Ruhe ist es bald vorbei, als seine Menschen aus dem Tierheim die französische Bulldogge Dog Watson mit nach Hause bringen, verfressen, nervig, mit riesigen Fledermausohren. Sherlock ist not amused. Doch als ein übler Katzenvergifter im Ort bereits 2 Katzen auf dem Gewissen hat und nun auch noch Sherlocks Bruder Mycroft fast daran stirbt, entpuppt sich Dog Watson als ausgezeichneter Partner im Kampf gegen das Verbrechen. Und so machen sich die beiden auf die gefährliche Suche, befragen die Tiere der Gegend, stellen Vermutungen an und verwerfen diese wieder. Als Kater Sherlock in höchste Gefahr gerät zeigt sich, wie wichtig gute Freunde sind.

Mein Eindruck:
Tiere, die miteinander sprechen und menschliche Fälle lösen klingt erst mal nach ziemlichem Quatsch und Kinderkram. Aber weit gefehlt, wenn es um Kater Sherlock und Dog Watson geht. Ja, die Tiere sprechen miteinander, sogar eine Haselmaus und eine Spinne sind mit im Team und doch kommt es nicht kindisch rüber, weil alle diese Tiere noch richtige Tiere sein dürfen. Und sie können ja auch nur untereinander und nicht mit den Menschen sprechen. Die Autorin hat neben einem spannenden Kriminalfall vor allem ganz viel Humor in die Story gepackt und ich musste so oft lachen. Der Humor ist trocken und englisch und damit genau mein Ding. Die Dialoge sind zu köstlich, jede der vorkommenden Figuren ist bildhaft und detailliert beschrieben, bis hin zum südländischen Akzent des Mäuserichs Luis, der mich wirklich oft zum Lachen gebracht hat. Der Giftmordfall selbst lädt zum Miträtseln ein und ich wurde mehrfach auf die falsche Fährte gelockt. Die Beschreibungen von Figuren und Setting sind herrlich bildhaft, so dass ich das Gelesene wie einen Film vor mir sah. Der lebendige, lockere Schreibstil lies mich durch die Seiten fliegen und ich wollte einfach immer weiterlesen um zu wissen, was noch so alles passiert. Liebenswerte, skurrile Figuren, ein spannender Kriminalfall und eine Riesenportion herrlich trockenen Humors. Das sind die Zutaten zu diesem Buch und das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die ich auf jeden Fall auch lesen werde. Ganz toll, furchtbar witzig, kurzweilig und unterhaltsam. Daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 27.06.2024
Hat irgendjemand Oscar gesehen?
Connor, Leslie

Hat irgendjemand Oscar gesehen?


ausgezeichnet

Eine ganz besondere Freundschaft. Humorvoll, liebenswert, herzerwärmend!

Meine Inhaltsangabe:
Aurora ist ein lautes, impulsives Mädchen, das aufgrund ihrer Neurodiversität nicht wirklich aus ihrer Haut kann und daher bei ihren Mitschülern nicht so wirklich ankommt. Als eines Tages der gleichaltrige Oscar in der Nachbarschaft einzieht, entsteht zwischen den beiden nahezu sofort eine tiefe Freundschaft. Oscar ist autistisch, spricht nicht und liebt nichts so sehr wie alles, was oben ist (Vögel, Sonne, Wolken). Während Oscar für alle einfach nur der stumme, seltsame Junge ist, lernt Aurora, in ihm und seiner sehr reduzierten Gestik zu lesen, wie in einem Buch. Als Oscar eines Tages vor Schulbeginn spurlos verschwindet, macht sich Aurora Vorwürfe, weil sie nicht richtig auf ihn geachtet hat. Sie leidet sehr darunter und will nichts auf der Welt mehr, als Oscar, ihren allerbesten Freund, wieder zu finden. Eine große Suchaktion beginnt, an der nahezu der gesamte Ort teilnimmt. Denn jeder kennt Oscar irgendwie, hat ihn schon mal gesehen und in dem stummen, seltsamen Jungen etwas erkannt, dass tief berührt.

»Ich glaube, er hat dich gewählt, Aurora. Du bist Oscars besonderer Mensch.« Ich lächelte. »Ja. Das bin ich.« (Seite 31)

Mein Eindruck:
Hier treffen Neurodiversität (Aurora) und Autismus (Oscar) auf eine sehr berührende, humorvolle und liebenswerte Art und Weise aufeinander. Die Autorin lässt – in einer zugegebenermaßen eher heilen Welt, aber die soll es ja auch geben im echten Leben – diese beiden Kinder aufeinandertreffen und zeichnet eine ganz außergewöhnliche, tiefe Freundschaft, die einem ans Herz geht. Ich liebe Aurora, die oft zu laut und zappelig ist, die mit ihren Gefühlen und Meinungen immer direkt herausplatzt, die vor Lebendigkeit geradezu sprüht und die gleichzeitig kindlich, weise und warmherzig ist. Ich liebe Oscar, den in sich gekehrten, stummen Jungen in Khakishorts und Karohemden, der gerne wie ein Vogel zwitschert und mit den Händen flattert und der alles genau beobachtet. Beide zusammen sind unschlagbar bezaubernd und tief beeindruckend. Aber auch alle anderen Figuren sind liebenswert und besonders. Erzählt wird die Geschichte je nach Kapitel von den Figuren selbst. Die meisten sind von Aurora erzählt in ihrer typischen quirligen, lebhaften Art. Dann gibt es einige wenige kurze, in sich gekehrte Kapitel aus der Sicht von Oscar und wieder andere, die von der Softballtrainerin Jewell, von der Trödelmarktfrau Maxine, dem Farmer Carney, Künstlerin Ezelda oder von Oscars Schulbegleiter/Lehrer Topher erzählt werden. Und jedes einzelne zeigt mir einen weiteren Blick auf die Situation, auf den Fortgang der Geschichte oder gibt mir einen Rückblick, der alles noch intensiver macht. Ich musste oft lachen und schmunzeln, aber auch mehr als einmal an einem dicken Kloß im Hals schwer schlucken oder auch ein Tränchen verdrücken. Eine außergewöhnlich intensive Geschichte über eine außergewöhnlich intensive Freundschaft. Und über Vorurteile, Toleranz, Familie, Mut, Anderssein, Zusammenhalt, Loyalität und Liebe. Großes Kino, 5/5 Sterne.