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Alia-S

Bewertungen

Insgesamt 113 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2024
Bluewell University - The Pain You Give (eBook, ePUB)
Riemer, Martina; Riemer, Martina

Bluewell University - The Pain You Give (eBook, ePUB)


sehr gut

An der Bluewell University treffen zwei junge Männer als künftige Zimmergenossen aufeinander. Riley hatte eine Karriere als Fußballstar vor sich, bis ein homophober Angriff ihn ins Krankenhaus brachte. Die Schwere seiner Kopfverletzungen bedeutete das Aus für seine sportliche Zukunft. Er ist offen schwul, ein riesiger Fan von Star Wars und ein kontaktfreudiger und offener Mensch. Aber ein Hauch von Vorsicht und manchmal Angst bleibt, wenn er auf bestimmte Menschen oder Situationen trifft. Wie er aus leidvoller Erfahrung weiß, ist es keine gute Idee, sich einen Hetero zu verlieben.

Jason dagegen ist der Frauenheld seines Jahrgangs, oft aggressiv, kämpft im Untergrund und arbeitet viel, um seinen kranken Großvater zu unterstützen. Dass er plötzlich Gefühle entwickelt für einen Mann bringt ihn total durcheinander. Welche Macht Gerüchte haben können, hat er selbst schon erleben müssen. Er hat Angst vor den Reaktionen seiner Familie und seinen Freunden.

Wie die beiden zueinander finden und welche Achterbahnen der Gefühle sie dabei fahren, hat Martina Riemer intensiv, aber doch mit einer gewissen Leichtigkeit gut beschrieben. Schön, dass die Autorin bei aller Ernsthaftigkeit der angesprochenen Themen auch Platz lässt für Humor und Witz. Es geht aber nicht nur um Selbstfindung, Erkenntnis und Akzeptanz. Ganz klar herausgearbeitet hat sie auch, wie immens wichtig Unterstützung und Vergebung sind.

Dennoch ist es nie so leicht für Betroffene, wie es hier zu sein scheint. Dafür braucht es uns alle als Gesellschaft insgesamt. Wir müssen Menschen jeden Alters vermitteln, dass sie toll sind, normal, willkommen und akzeptiert.

Ein wichtiges und ernsthaftes Buch, das jungen queeren Menschen Mut geben wird.

Bewertung vom 07.03.2024
Popstar (eBook, ePUB)
Finley, Eden

Popstar (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Charmante Story mit Witz und Gefühl

Nach dem Auflösen der Boyband Eleven startet Harley seine Karriere als Solokünstler. Sein Erfolg
füllt die Hallen und bringt ihm eine große Fangemeinde. Als aber ein Fan ihm zu nahe kommt und ihn in seinem eigenen Haus überfällt, ist es Zeit für einen Bodyguard. Das übernimmt Brix von den Mike Bravo Ops, Ex-Militär und eigentlich nicht ausgebildet, um den Babysitter für einen jungen Popstar zu spielen. Widerwillig übernimmt Brix mit seinem Kollegen Iris diese Aufgabe, weil er dringend das Geld braucht, das ihm dieser Job einbringt. Beide haben Geheimnisse, die sie vor dem anderen und der Welt verbergen wollen, aber sie treten ans Licht, wenn man soviel Zeit miteinander verbringen muss.

Wer die Fake Boyfriend Reihe von Eden Finley gelesen hat, kennt Harley bereits aus „Hat Trick“. Dort erschien er als nicht unbedingt sympathischer Charakter. Aber das relativiert sich in „Popstar“. Zu erfahren, warum er damals so gehandelt hat, hat mein Herz für ihn geöffnet. Im Grunde ist er ein zutiefst einsamer junger Mann, der zwar sein ganzes Talent in seine Musik legt, aber dennoch auf viele Freiheiten verzichten muss. Dazu gehört beispielsweise die Verleugnung seiner Sexualität oder auch die Möglichkeit, unerkannt sein Haus zu verlassen, ohne gleich von Fans überfallen zu werden.

Auch Brix sieht zuerst nur vor die Fassade, die Harley mühsam versucht aufrecht zu erhalten. Aber er erkennt schnell, dass Harley nicht die erwartete Diva ist, die ihm Probleme bereiten wird. Er will ihn um jeden Preis beschützen, vor seinem stalkenden Fan und vielleicht auch vor sich selbst. Sobald Brix das Image des knallharten Ex-Soldaten ablegt, tritt ein einfühlsamer und mitfühlender Mensch zutage.

Eden Finley spricht hier sensibel eine Reihe von Problemen an, die das Dasein als Star mit sich bringt. Nicht nur der Umgang mit den Fans ist ein Problem. Sie zeigt deutlich, wie sehr Musiker oder auch andere Berühmtheiten mit Knebelverträgen an ihre Labels gebunden sind, denen sie nur als Geldmaschine nutzen. Ich würde damit rechnen, dass gerade in der Musikindustrie Offenheit für Homosexuelle herrscht. Zu behaupten, dass man mit einem Outing die breite Masse an weiblichen Fans brüskiert, darf kein Argument für Verschwiegenheit sein.

Mit viel Humor und ebenso viel Gefühl hat Eden Finley eine weitere zauberhafte Liebesgeschichte geschrieben, die mir den Tag versüßt hat. Ich hoffe sehr, dass der Verlag auch die „Mike Bravo Ops“ Reihe übersetzen wird, denn: Iris! OMG, Iris!

Bewertung vom 29.02.2024
I'm So (Not) Over You – Manchmal braucht die große Liebe eine zweite Chance (eBook, ePUB)
Jackson, Kosoko

I'm So (Not) Over You – Manchmal braucht die große Liebe eine zweite Chance (eBook, ePUB)


gut

Kian wird von seinem Ex-Freund Hudson um ein Treffen gebeten. Hudson Eltern kommen für ein
Abendessen in die Stadt, aber Hudson hat ihnen nicht erzählt, dass er mit Kian Schluss gemacht hat. Deshalb bittet er Kian um ein Fake-Date und seine Begleitung. Da Kian seinen Ex immer noch liebt, stimmt er zu. Allerdings werden die zwei als Paar auch noch zur Hochzeit von Hudson Cousin erwartet. Da sind Schwierigkeiten vorprogrammiert.

Ich hatte mich auf diesen Roman sehr gefreut und war mit gespannter Erwartung herangegangen. Von Kritikern mit Lob überhäuft und mit einigen Awards geehrt, erhoffte ich mir frischen Wind im Genre queerer Bücher.

Ohne lange um den heissen Brei zu reden: Ich bin ziemlich enttäuscht. Mit zwei jungen schwulen Schwarzen - Hudson mit fast abgeschlossenem Studium und Kian nach seinem Abschluss auf Jobsuche - hat Kosoko Jackson zwei Protagonisten kreiert, die von Herkunft und Persönlichkeit kaum unterschiedlicher sein können. Hudson stammt aus einer reichen Unternehmerfamilie, hat keinerlei Geldsorgen und geht entsprechend selbstbewusst durchs Leben. Kian dagegen musste sich alles hart erarbeiten und fühlt sich oft unsicher. Sich selbst zu beweisen und nicht unterbuttern zu lassen führt dazu, dass er klar, deutlich, sehr ehrlich und manchmal verletzend seine Meinung äußert.

Die Geschichte ist ausschliesslich aus Kians Sicht geschrieben. Und da fangen die Probleme an. Seitenlang und sich ständig wiederholend hadert er mit sich selbst und der Welt im Allgemeinen. Mit keinem Wort wird im gesamten Buch erwähnt, warum Hudson sich vor Monaten von ihm getrennt hat. Hudson bleibt undurchschaubar und ein blasser Charakter, dem ich auf keiner Seite nur ansatzweise nahe gekommen bin. Ich habe auch keine prickelnde Chemie zwischen beiden verspürt, selbst in den raren erotischen Szenen nicht. Immer wieder zitiert der Autor amerikanische Popkultur mit Verweise auf Serien, Filme oder Musik. Vielleicht bin ich altersmässig oberhalb der angepeilten Zielgruppe, aber ich kannte nicht mal die Hälfte davon. Auch das hat den Lesespaß gemindert.

Es gibt viele gute Dialoge zwischen Kian und Hudson. Das ist etwas, was Kosoko Jackson liegt. Denn er ist sicher ein junger Autor mit Talent. Ich hätte mir aber ein erfahrenes Lektorat zu seiner Unterstützung gewünscht, das ihm hilfreich zur Seite steht. Vor allem Kürzungen hätten seinem Buch gut zu Gesicht gestanden. Oder eine Erwähnung des Trennungsgrundes. Die vielen verbalen Verletzungen, die sich die beiden zufügen, scheinen nicht nur Probleme der Vergangenheit zu sein. Ohne eine Aufarbeitung bleiben sie ungelöst und das kann kaum eine Basis für eine zweite Chance und eine gemeinsame Zukunft zu sein. Vielleicht ist es einfach eines dieser Bücher, die im Original für Begeisterung sorgen, aber in Übersetzung nicht zünden. Schade.

Bewertung vom 14.12.2023
Nachhilfe fürs Herz (eBook, ePUB)
Finley, Eden; James, Saxon

Nachhilfe fürs Herz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nicht nur humorvoll und sexy, sondern auch mit Drama und Gefühl


Collegestudent Asher wäre gerne Eishockeyprofi geworden und hatte bereits einen
Vertrag bei einem Team der NHL. Doch dann starben seine Eltern bei einem Autounfall und gemeinsam mit seinem älteren Bruder zieht er nun die fünf kleineren Geschwister groß.

Darunter leiden seine Noten, denn er ist zeitlich und emotional total überfordert. Um seine Zukunft im Collegeteam zu sichern, braucht er die Unterstützung von Kole, dem Sohn seines Trainers.
Koles Nachhilfestunden verbessern aber nicht nur seine Noten. Endlich fühlt er sich von jemandem unterstützt und verstanden.

Das Autorenduo Finley und James enttäuscht auch mit dem vierten Teil der Reihe nicht. Wieder
findet ein Eishockeyspieler sein unsportliches Gegenstück. Das mag auf den ersten Blick eintönig erscheinen, aber sie verpacken das in eine tolle Geschichte mit viel Herz, Humor und zwei
zauberhaften jungen Männern.

Diesmal habe ich mein Herz fast ein wenig mehr an die Protagonisten verloren, denn es gibt mit Ashers Familiengeschichte mehr Tragik und Drama als zuvor. Manchmal wünscht man sich vielleicht, dass mehr über die Hintergründe der Situation offenbart wird, aber das Thema bleibt an der Oberfläche. Und ganz ehrlich - das ist auch ausreichend. Die größte Rolle spielt ohnehin die als Freundschaft gestartete Beziehung von Asher und Kole. Zu lesen, wie unkonventionell Kole seine Nachhilfe abhält, hat mich Tränen lachen lassen. Sein Belohnungssystem dagegen ist sinnlich und sexy. Im Gegensatz zu anderen Romanen dieses Genres ist die Erotik wohldosiert und nimmt nicht überhand, sondern passt immer gut in die jeweilige Situation.

Für mich als Leserin haben die Autorinnen genau den richtigen Ton getroffen. Sie zeigen einmal mehr, wie wichtig Freundschaft und emotionale Unterstützung in einer Beziehung sind. Manchmal einfach nur für den anderen da zu sein und eine starke Schulter anzubieten, kann Wunder wirken.

Ich freue mich jetzt schon auf den kommenden Teil der Reihe, in der es um Ashers Bruder Westly gehen wird und bin froh, dass es nicht allzu lange dauert bis zum Erscheinungstermin.

Bewertung vom 17.11.2023
The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon (eBook, ePUB)
Peterson, Sharon M.

The Do-Over – Sie sucht nach ihrer Geschichte – er läuft vor seiner davon (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Warmherzig und witzig, mit einer klaren Botschaft

Debüts von Autoren sind ja so eine Sache. Man möchte nie wieder etwas von ihnen lesen oder
gleich nachschauen, ob es schon weitere Romane gibt. „The Do-Over“ gehört ganz klar zur zweiten Kategorie. Sharon M. Peterson hat mit ihrer tollen Geschichte mein Herz erobert.

Mit 27 Jahren steht Perci vor den Trümmern ihrer letzten Beziehung. Ihr Verlobter Brent hat öffentlich im Radio mit ihr Schluss gemacht. Zudem ist er in der Firma ihres Vaters auch noch ihr Vorgesetzter, was eine Zusammenarbeit schwer macht. Ihre Kollegen nutzen sie aus. Von ihrer Mutter wird sie unter Druck gesetzt, was ihre mollige Figur und ihre Essgewohnheiten betrifft.
Einzig ihre unkonventionelle Großmutter Mimi und ihr bester Freund Mathias stehen voll und ganz hinter ihr. Dem Dating hat sie vorerst abgeschworen, aber dann lernt sie ihren Nachbarn Nate mit seiner Tochter Lilah kennen…

Schwierige Mutter-Tochter-Verhältnisse sind sicher einigen Leserinnen aus Erfahrung bekannt. Perci und ihre Mutter lieben sich, keine Frage. Aber Perci leidet unter den Erwartungen, die an sie gesetzt werden und denen sie gerecht werden will. Sie fühlt sich gedemütigt, wenn öffentlich über ihre Figur oder ihre gescheiterte Beziehung gesprochen wird und - am schlimmsten - wenn sie mit ihrer allzu perfekten Schwester verglichen wird. Natürlich meinen es Mütter bestenfalls gut, aber dabei schießen sie gefährlich über das Ziel hinaus. In Rollen gedrängt zu werden, die sie nicht will, bringt Perci dazu, sich zu wehren. Endlich.

Romantische Komödien sind nicht immer lustig. Oft verpufft die Komik nach wenigen Kapiteln. Nicht so hier. Bis zum Ende habe ich sehr oft lachen müssen. Perci ist zauberhaft in ihrer Tollpatschigkeit und Unbeholfenheit. Wie sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommt und nach jedem Fall gestärkt wieder aufsteht, hat viel Situationskomik, aber auch eine ernste Komponente.

Die Beziehung zu Nate spielt eher eine untergeordnete Rolle und bleibt oft im Hintergrund. Das lässt ihn eher blass erscheinen und er kam mir nicht unbedingt nahe. Aber da der Fokus wirklich auf Perci und ihrer persönlichen Entwicklung liegt, war das zu verschmerzen. Allerdings fehlt damit auch ein wenig Romantik im Vergleich zu anderen Romanen dieses Genres.

Ein Buch, das Eindruck hinterlässt und uns allen ein wenig den Spiegel vorhält. Lasst jeden sein, wie er/sie will. Kein Bodyshaming, kein Zählen von Kalorien, kein Verharren mit Partnern, die nicht passen. Seid selbstbewusst und verfolgt Eure Ziele, nicht die von anderen. Ihr strauchelt auf dem Weg? Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Ich werde dieses Buch allen Freundinnen empfehlen. Und auch ihren Müttern.

Bewertung vom 05.02.2023
Forever Material / Boyfriend Material Bd.2 (eBook, ePUB)
Hall, Alexis

Forever Material / Boyfriend Material Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nicht ganz so wunderbar wie der erste Band, aber dennoch bezaubernd

Endlich liegt die langersehnte Fortsetzung zu „Boyfriend Material“ vor. Lucien und Oliver
sind seit einer Weile fest zusammen in ihrer Beziehung, ebenso wie einige Freunde und Kollegen.
Hochzeitseinladungen flattern eine nach der anderen ins Haus und setzen Lucien unter Druck.
Ist es auch für ihn an der Zeit, Oliver einen Antrag zu machen? Wollen sie überhaupt heiraten?

Mit hohen Erwartungen bin ich an dieses Buch herangegangen, da ich den ersten Band sehr gemocht habe. Und wie es bei zu viel Hoffnung oft der Fall ist, macht sich leichte Enttäuschung breit. Die Abstriche, die ich hier mache, sind nicht allzu groß, aber doch leider vorhanden.

Der Humor kommt erneut nicht zu kurz, wenn auch manche Szenen in totale und unnötige
Albernheit abdriften. Ich habe viel gelacht, vor allem über die Hochzeiten, bei denen so ziemlich alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Die Reminiszenzen an den berühmten Film „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ sind unverkennbar und gewollt. Auch auf andere Filme wird Bezug
genommen. Rührend und besonders liebenswert fand ich eine Szene, die sich auf „Pretty Woman“ bezieht und die Luc und Oliver nachspielen.

Besonders gut gelingt Alexis Hall die Darstellung ihrer Charaktere. Sehr britisch und skurril, exzentrisch und spleenig skizziert, kann man sich über jede einzelne Person köstlich amüsieren. Klar wird auch, wie sehr vor allem Luc, aber auch Oliver, miteinander gereift sind und trotz aller Fehler des anderen bereit sind, aneinander festzuhalten und an ihrer Beziehung zu arbeiten. Sie finden Kompromisse, wo sie nötig sind und unterstützen einander.

Wo ist dann der Haken? Für mich gibt es mindestens zwei davon. Lucs wiederkehrende Gedankengänge, ob er Oliver nun wirklich heiraten will, und wenn ja, wie ihre Hochzeit geplant werden soll, nehmen einen sehr breiten Raum im Buch ein. Wie in so vielen Geschichten gilt auch hier, dass eine offene Kommunikation vieles erleichtern würde. Niemand muss etwas tun, nur weil es dem sozialen Druck entspricht, sondern nur das, was sich für sich selbst und den Partner gut anfühlt. Das immer wieder zu überdenken, hat dem Roman einige Kapitel beschert, die schlicht überflüssig sind.

Der zweite Haken betrifft das Ende. Ohne zu spoilern, kann ich sagen, dass ich es so nicht erwartet und ersehnt hatte. Es ist nicht völlig enttäuschend und passt auch zur Story. Vielleicht ist es perfekt für Luc und Oliver, aber es ist nicht perfekt für mich.

Was ich nicht dem Autor anlasten kann, mich aber trotzdem stört: Das Cover hat mich wie schon in Band 1 irritiert. Das Original fällt mit den britischen Farben blau, weiß und rot ins Auge. Warum hat der Verlag das in pastelligem Rosa und Hellblau gestaltet? Darf queere Literatur nicht ebenso augenfällig sein? Aus meiner Sicht ein Unterschied, der einfach nicht gemacht werden sollte. Es ist toll, wenn queere Bücher auch endlich einer breiteren Leserschaft gefallen. Es ist aber keine Gleichstellung, wenn schon optisch Differenzierungen gemacht werden.

Bewertung vom 29.01.2023
With All My Heart (eBook, ePUB)
Young, Samantha

With All My Heart (eBook, ePUB)


sehr gut

Jane Doe lebt als Vollwaise bei Pflegeeltern. Obwohl sie gut versorgt ist, fühlt sie sich oft einsam und ausgegrenzt. Bis die gleichaltrige Lorna McKenna in die Nachbarschaft zieht und sie umgehend zu ihrer neuen besten Freundin erklärt. Auch Lorna ist Waise, lebt aber bei ihren älteren
Geschwistern Skye und Jamie. Jane verliebt sich auf den ersten Blick in Jamie, aber mit 13 und 15 Jahren sind sie einfach noch zu jung für mehr. Das ändert sich, als Jane volljährig wird und für beide bedeutet es die ganz große Liebe. Ihre gemeinsame Zukunft scheint klar, bis das Schicksal zuschlägt und sie auf grausame Weise auseinanderreißt.

Samantha Young legt uns hier einen für ihre Verhältnisse ungewöhnlich düsteren und bedrückenden Liebesroman vor. Als Fan ihrer Edinburgh-Reihe und den Play-On-Büchern war ich sowohl erstaunt als auch gefesselt von der Tiefe dieser Geschichte. Sowohl Haupt- als auch Nebendarsteller sind intensiv und bis in feinste Charakterzüge gestaltet. Das gilt sowohl für die positiven als auch die negativen Seiten. Lorna beispielsweise ist ein manipulatives Miststück und nutzt Jane mehr aus, als diese aushalten sollte. Dagegen ist Jane eine alte Seele mit mehr Weisheit und Güte, als eine junge Frau in ihrem Alter haben sollte. Jamie ist ein Typ, der mich oft zwiegespalten grübeln ließ. Obsessiv und eifersüchtig in Bezug auf Jane, aber ebenso häufig auch fürsorglich und zu allem bereit, um Jane zu beschützen.

Die Story ist in zwei Abschnitte unterteilt. Teil eins beschäftigt sich mit der Vergangenheit vor dem grauenvollen Schicksalsschlag und Teil zwei mit der Gegenwart sieben Jahre später. Da ich kein großer Fan von wiederkehrenden Rückblenden bin, fand ich diese Struktur stimmig. Der Autorin ist die Veränderungen ihrer Figuren gut gelungen. Aus Jane wurde eine erwachsene gereifte Frau, die Karriere gemacht hat und sich nicht mehr bevormunden lässt. Jamie dagegen wurde zu einem verbitterten, aggressiven und eiskalten Mann. Obwohl sie sich vordergründig hassen, arbeiten sie doch zusammen. Was sie dabei unterscheidet: Jamie will Rache, Jane dagegen Gerechtigkeit.

Obwohl mich dieser Roman durchaus mitgenommen hat, fällt es mir schwer, die volle Punktzahl zu vergeben. Zum einen hätte für mich das Buch gerne mindestens 50 Seiten weniger haben können, da es immer wieder Längen und Wiederholungen gibt, auf die man hätte verzichten können. Auf der anderen Seite schneidet Samantha Young zu kurz und beiläufig Themen an, die es wert wären, tiefergehend behandelt zu werden. Dazu gehören zum Beispiel Missbrauch hinter den Kulissen von Hollywoods Filmindustrie, Korruption bei der Polizei und Vertuschung von Straftaten mit brutalsten Mitteln. Sie nutzt diesen Rahmen als Grundlage für die Story und bringt damit durchaus Spannung hinein. Aber aus meiner Sicht sind solche Bereiche zu wichtig, um sie mal eben nebenher abzuwickeln.

Insgesamt keine seichte Romanze, die man mal eben so weglesen kann, sondern ein ernstes Buch mit viel Drama und Tragödie, das einen auch nach dem Ende noch beschäftigt.

Bewertung vom 12.10.2022
Love Like Fire (eBook, ePUB)
Shen, L. J.

Love Like Fire (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Grace Shaw hat seit einem grauenvollen Brand Narben im Gesicht und am Körper. Ihren großen Traum, Schauspielerin zu werden, hat sie aufgegeben und studiert Theaterwissenschaften an einer kleinen Universität in Texas. Sie überdeckt ihre Narben mit viel Make-up und versucht weitgehend im Hintergrund und unsichtbar zu bleiben. Sie weiß, dass ihre Kommilitonen sie für einen Freak halten, für ein Monster. Um sich und ihre an Demenz erkrankte Großmutter über Wasser zu halten, arbeitet sie nebenbei in einem Taco-Foodtruck. West St. Clairs Narben dagegen sind unsichtbar, sie bedecken sein Herz und seine Seele. Er ist der Bad Boy der Uni, kämpft illegale Kämpfe und es ist ihm egal, wenn er dabei sterben könnte. Aber er benötigt mehr Geld, als er bei seinen Untergrundkämpfen verdient und so heuert er als Graces Kollege im Foodtruck an. Aus anfangs gegenseitiger Abneigung entwickelt sich eine zarte Freundschaft.

Normalerweise bin ich kein großer Fan von College Romanzen, weil ich aus diesem Alter lange rau bin. Wenn es aber um ein neues Buch von L.J. Shen geht, kann ich nicht widerstehen. Sie hat eine unverwechselbare Art, gebrochene Charaktere zu kreieren und sie soviel Leid durchleben zu lassen, dass es auch mein Herz bricht. „Love like Fire“ ist da keine Ausnahme.

Diese beiden jungen Menschen haben mich von der ersten Seite für sich eingenommen. Die tapfere Grace, die mit Hilfe von viel Sarkasmus und Zynismus dem beliebten West die Stirn bietet. Die ihm nicht auf Anhieb verfällt und sich mit ihm knallharte Wortgefechte liefert. Sie wird erst ein wenig weicher, als er ihr in einer schwierigen Situation mit ihrer Großmutter hilfreich zur Seite steht. Der sonst so arrogante, abweisende und mürrische West holt Grace aus ihrer Komfortzone und zwingt sie, sich selbst mit anderen Augen zu sehen. Andersherum ist sie die erste Person seit langem, die ihn wieder lachen lässt, ihn dazu bringt, sein Leben wieder zu genießen und es nicht wegwerfen zu wollen.

Zu den Talenten der Autorin gehört es auch, vielschichtige Nebencharaktere zu schaffen, die ganz sicher nicht dem Standard entsprechen. Ihre Oma ist nicht nur die liebenswürdige ältere Dame, die sich um ihre Enkelin kümmert. Die gedankenlosen und beleidigenden Mitstudenten sind nicht einfach nur böse und herzlos. Die beste Freundin akzeptiert nicht loyal alle Entscheidungen, die Grace trifft.

Aber im Vordergrund steht natürlich, wie sehr Grace und West sich behutsam näher kommen, sich einander öffnen und die Mauern niederreißen, die sie zum eigenen Schutz aufgebaut haben. Wie sie zaghaft Intimität und Vertrauen aufbauen und sich gegenseitig beschützen. Sich heilen. Natürlich ist der Plot - Bad Boy und Außenseiterin - kein neuer. Shen macht ein tief emotionales Buch daraus und hält uns selber auch einen Spiegel vor, der uns erkennen lässt, wie oberflächlich wir als Menschen sein können. Vordergründige Attraktivität - oder eben das Fehlen derselben - sollte uns nicht daran hindern, auch hinter die Fassade oder das Make-up zu schauen und Menschen einfach anzunehmen, wie sie sind.

Ein wunderbares Buch über Akzeptanz, Stärke und Gefühle. Unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 21.09.2022
Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'
Hazelwood, Ali

Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'


ausgezeichnet

Bee Königswasser ist Neurowissenschaftlerin und bekommt die Gelegenheit, als Co-Leiterin eines NASA-Projektes eine bahnbrechende Forschung zu begleiten. Ihre Freude darüber trübt sich, als sie erfährt, dass ihr Partner dabei Levi Ward sein wird, ihr Erzfeind aus dem Doktorandenprogramm ihrer Universität. Der Schwarm vieler Kommilitoninnen schien sie immer zu hassen, mied ihre Gegenwart und weigerte sich, mit ihr zu arbeiten. Das scheint sich nicht geändert zu haben, aber ist es wirklich Hass, der Levi von ihr fernhält?

Schon seit dem Lesen ihres Debütromans bin ich Ali Hazelwood völlig verfallen und begeistert, dass die deutsche Übersetzung dieses zweiten Buches so schnell erschienen ist. Auch wenn sich die Inhalte von der Thematik her sehr ähneln, schafft sie es dennoch, mich erneut zu bezaubern und bestens zu unterhalten. Das liegt vor allem an den wunderbaren Charakteren.

Bee ist ein großer Fan von Marie Curie und wir erfahren viel über deren Leben.
Immer wieder fragt sich Bee, was Marie tun würde und führt auch einen gleichnamigen Twitter-Account, @whatwouldmariedo. Dies allerdings anonym, denn sie fürchtet unangemessene Reaktionen und Shitstorms. Nicht ganz unbegründet, denn immer wieder muss sie sich mit der Macht der Männer in der Wissenschaft auseinandersetzen und gegen deren verbohrte und antiquierte Ansichten ankämpfen, um sich durchzusetzen. Männer, die es grundsätzlich besser wissen. Männer, die Frauen Zweifel einreden und ihr Selbstwertgefühl mindern. Das kennen vermutlich leider viele Frauen in egal welchem Job.

Das klingt ernst und traurig? Keineswegs. Ich habe schon gelacht, als ich gleich die erste Kapitelüberschrift googeln musste. Alle Überschriften benennen Teile des menschlichen Gehirns und für welche Emotionen oder Handlungen sie stehen. In diesem Zusammenhang ist übrigens der englischen Originaltitel „Love on the Brain“ viel passender als der deutsche. Urkomisch fand ich die mit einem Trademark versehenen erfundenen Begriffe wie Schniedelreferenz ™, Schwanzplosion ™ oder Schwanzcluster ™, mit denen sich Bee über die eben benannten Männer aufregt.

Die Aufeinandertreffen von Bee und Levi sind wunderbar komisch und haben mich so sehr zum Lachen gebracht. Treffsichere Dialoge mit klugen Sprüchen und reichlich trockenem Humor tragen maßgeblich zum Charme der Geschichte bei. Ebenso wie grandiose Nebencharaktere, allen voran Bees Assistentin Rocio, die schon ein eigenes Buch verdient hätte. Aber Levi, dieser wunderbare, hilflose, selbstlose, in seiner Kommunikation unfähige Levi - ihm gehört mein Herz. Ich konnte mich noch nie mit der Vorstellung eines Buchcharakters als sogenanntem „Book Boyfriend“ anfreunden. Das hat sich mit Levi geändert. So ein wunderbarer Mann!

Mich beeindruckt bei Ali Hazelwood vor allem, wie spielerisch und leicht es ihr gelingt, intelligente und tiefgründige Inhalte so lebensnah und unverkrampft zu vermitteln. Diversität ist ein großes Thema für sie, Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, Zugang zu Bildung für alle, Respekt und Toleranz ebenso. Das alles so wunderbar warmherzig und locker und lässig und sehr modern. Talent für heiße Erotik hat sie übrigens auch noch.

Mein einziger Kritikpunkt betrifft wieder das Cover, das ich unglücklich gewählt finde. Erfreulich, dass die bald erscheinenden weiteren Bücher der Autorin die Originalcover übernehmen werden. Ich weiß es deshalb so genau, weil ich sie schon alle vorbestellt habe und es kaum erwarten kann.

Bewertung vom 25.07.2022
Ein Dackel trägt Prada (eBook, ePUB)
London, Stefanie

Ein Dackel trägt Prada (eBook, ePUB)


sehr gut

Social Media Expertin Isla verliert ihren Job bei einer Agentur, weil eines ihrer Videos mit dem Fehlverhalten einer jungen Schauspielerin unbeabsichtigt viral geht. Ihr Ruf in der Branche ist ruiniert, dabei muss sie unbedingt eine neue Anstellung finden, denn ihre erst 14-jährige Schwester Dani lebt bei ihr. Der einsiedlerische Theo dagegen ist mit einem Teufel von Dackel geschlagen, den er von seiner verstorbenen Großmutter geerbt hat. In kurzer Zeit haben etliche Hundesitter gekündigt, weil sie mit der Dackeldame Camilla nicht zurechtkamen. Ein zufälliges Treffen im New Yorker Central Park veranlasst Theo, Isla als Dogsitterin zu engagieren. Denn die wählerische Camilla scheint Isla zu mögen.

Stefanie London legt hier eine humorvolle und leichte Komödie vor, die natürlich in weiten Teilen von den Untaten des Dackels lebt. Einige Hundebesitzer mögen ihre Lieblinge wiedererkennen, wenn auf Schuhe und Handtaschen gepieselt wird, unliebsame Annäherungsversuche mit Schnappen abgewiesen oder Kleidung oder andere Sachen im Haushalt praktisch in Schutt und Asche gelegt werden. Gerade dem Dackel wird ja ein durchaus schwieriger Charakter nachgesagt. Zum Lachen brachte mich aber auch Camillas Tagesplan. Spielverabredungen oder eine Séance bei einer Tierkommunikatorin gehören ebenso dazu wie besondere Fellpflege oder Pediküre. Halsbänder und Leinen von Tiffany, Louis Vuitton oder Prada sind natürlich Standard.

Aber einen großen Raum nimmt auch das Thema Trauer und deren Bewältigung ein. Theos Eltern starben einem Verkehrsunfall, als er noch ein Kind war und er wurde von seiner geliebten Großmutter aufgezogen. Sie nun auch noch verloren zu haben, belastet ihn schwer. Er ist ein Einzelgänger, hart anderen gegenüber, ohne Freunde und lebt äußerst zurückgezogen mit nur den nötigsten menschlichen Kontakten. Auch Isla ist vorsichtig mit Beziehungen, hat doch ihre kleine Schwester absolute Priorität. Von ihrer Mutter verlassen, als Dani erst acht Jahre alt war, kämpft diese mit starken Verlustängsten. Aber im Gegensatz zu Theo hat sich Isla ein sonniges Gemüt bewahrt und mit ihrer Offenheit und Freundlichkeit reißt sie Theos Schutzmauern Stein für Stein nieder. Als Isla aber Camillas Hundefreunde und deren Leben in der New Yorker Upper Class in einem Instagram Account thematisiert - #eindackeltraegtprada -, fühlt sich Theo hintergangen.

Der Autorin gelingt problemlos eine Gratwanderung zwischen leichter Komödie und tiefsinnigem Roman. Mit niveauvollen erotischen Szenen und oft trockenem Humor wird man gut unterhalten. Sicher keine literarische Sensation, aber doch stilistisch sicher und flott zu lesen. Ideal für einen schönen Sommertag.