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rednote hastur
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alvarez empire

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Bewertung vom 28.11.2016
Goodbye Bellmont
Quick, Matthew

Goodbye Bellmont


sehr gut

Von Anfang an hat mich die Geschichte über den jungen Finley überzeugt und berührt. Er wohnt zusammen mit seinem Vater und seinem Großvater in Bellmont, einer Stadt, die von Gewalt geprägt ist und in der die Mafia alles in ihrer Hand hat. Der Leser erfährt, dass etwas Schlimmes in Finleys Familie vorgefallen ist – seine Mutter ist nicht mehr da und sein Großvater, genannt Pop, hat beide Beine verloren. Man erfährt die Gründe dafür jedoch nicht. Darüber wird sich ausgeschwiegen. Überhaupt nimmt Schweigen in Finleys Leben einen sehr wichtigen Stellenwert ein. Es ist seine Art, mit dem Leben, das manchmal einfach zu anstrengend ist, zurechtzukommen. Das, und seine Liebe zum Basketball und zu seiner Freundin Erin. Doch eines Tages tritt Russ in sein Leben und alles wird sich ändern.

Denn Russ ist nicht wie jeder Andere. Seine Eltern wurden ermordet und seither lebt er bei seinen Großeltern in Bellmont und flüchtet sich in eine Scheinwelt: Er glaubt, er sei Boy21, ein Außerirdischer, der nur für eine kurze Zeit auf der Erde weilt, um anschließend zu seinen Eltern in den Weltraum zurückzukehren. Wie Finley liebte er Basketball, war sogar ein richtiger Profi im Spiel. Und nun soll Finley Boy21 helfen, zum Spiel zurückzukehren und seinen Weg in das echte Leben wiederzufinden. Doch was bedeutet das für Finley? Wird er seinen Platz im Team behalten? Wird seine Zukunft, die doch am Basketball hängt, aufs Spiel gesetzt? Wird er Bellmont niemals mit einem College-Stipendium verlassen können?

Trotz dieser Ängste nimmt er sich des Jungen an, wird sein Freund und kümmert sich um ihn. Anders als alle anderen, nimmt er Russ so wie er ist, und hinterfragt sein seltsames Verhalten nicht. Der Leser ahnt schon weshalb: Vielleicht hat Finley etwas ganz Ähnliches erlebt – damals, als seine Mutter verschwand. Vielleicht hüllt er sich deshalb in Schweigen.

Mit sehr viel Feingefühl und einem Gespür für Nuancen, schildert Autor Matthew Quick die Beziehung zwischen Russ und Finley, Finley und Erin sowie Finleys Beziehung zu seinen Eltern. Der gemeinsame Nenner – sozusagen der Zement in den Fugen, der alles zusammenhält – ist Basketball. In der Welt des Sports können alle ihr bescheidenes, von Ängsten und Sorgen gezeichnetes Leben, vergessen. Der Sport hält sie aufrecht, gibt Regeln und Strukturen vor, die das Leben vermissen lässt.

Es ist ein stilles und nachdenklich Buch, das sich zu keiner Zeit aufdrängt. Dazu trägt maßgeblich der ruhige und gelassene Erzählstil bei. Dennoch entwickelt die Geschichte einen starken Sog und zieht einen mit in die Tiefe. Bellmont ist eine kaputte Stadt mit kaputten Menschen. Schaut man aber hinter die Fassaden, entdeckt man Menschen wie Finley und seine Familie, die einfach nur ein möglichst sicheres Leben leben wollen. Der Preis dafür ist Schweigen. Es ist erstaunlich, wie nahe Quick dem Leser dieses raue Klima gebracht hat.

Vor allem habe ich den Charakter von Finley geliebt, der gerade durch sein Schweigen eine riesige Bandbreite an Emotionen vermittelt. Ach was, eigentlich haben sich alle Charaktere in mein Herz geschummelt. Umso mehr hat mich das Ende berührt, gerührt und glücklich gemacht. “Goodbye Bellmont” ist eine Geschichte über schreckliche, dramatische Ereignisse und was sie aus den Menschen machen. Eine Geschichte über die heilende Kraft eines Sports (auch wenn sich das jetzt kitschig anhört :-)), wahre Freundschaft und echten Zusammenhalt. Zweifellos einer der besten Roman, die ich seit langem gelesen habe.

Der Autor Matthew Quick ist übrigens bekannt für seinen Roman “Silver Linings”. Er wurde verfilmt, mit dem Golden Globe und einem Oscar ausgezeichnet, und für sieben weitere Oscars nominiert. Ich glaube, “Silver Linings” gehört ganz dringend in mein Bücherregal!

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