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Benutzername: 
Carolinchen89
Wohnort: 
Tiefenbronn

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2025
Verbrannte Wörter
Heine, Matthias

Verbrannte Wörter


ausgezeichnet

Ich bin ja eigentlich nicht so die Sachbuchleserin. Aber bei diesem Thema war ich direkt interessiert. Gerade weil ich in letzter Zeit ein paar Romane gelesen habe, die zur Zeit des Nationalsozialismus spielen. Dazu passte dieses Buch hervorragend, da ich gestehen muss, dass ich mir oft viel zu wenige Gedanken mache, woher ein Wort kommt, bzw. welche Vergangenheit es haben könnte. Dabei wissen wir ja alle, wie viel Macht Sprache hat und sollten das nicht unterschätzen.

Das Buch beginnt mit einer relativ langen Einleitung, die sehr informativ ist. Ich habe daraus schon einiges über die Zeit des Nationalsozialismus gelernt und wurde bestens auf das Buch eingestimmt. Auch wird darauf hingewiesen, welche Wörterbücher es noch gibt. Allerdings muss ich auch zugeben, dass die Einleitung doch eine große Herausforderung war. Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin und doch hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich eine sein müsste, um das Buch komplett zu verstehen. Dabei habe ich dann auch gemerkt, dass ich meine Gedanken immer wieder einfangen musste, damit diese nicht komplett weg wandern. Es ist also durchaus keine leichte Kost, ganz unabhängig vom Thema und kann natürlich auch stellenweise etwas trocken werden.

Ich habe das Buch nach dem Alphabet gelesen. Also vorne angefangen und jedes Wort nacheinander gelesen. Hier musste ich dann immer wieder Pausen einlegen, weil es natürlich auch anstrengend ist, so viele Wörter und die Erklärungen dazu an einem Stück zu lesen. Mein Kopf konnte das auch gar nicht mehr richtig verarbeiten. Allerdings ist das Buch auch grundsätzlich nicht so gedacht. Es ist viel mehr ein Nachschlagewerk.

Durch die alphabetische Ordnung und die Inhaltsangabe am Ende, kann man ganz gezielt nach einzelnen Wörtern suchen, wenn einem diese im Alltag begegnen und so schauen, welche Vergangenheit, welchen Ursprung diese haben. Es ist also nicht so gedacht, dass man es von vorne bis hinten am Stück durchliest. Auch wenn man das natürlich tun kann.

Die Wörter die in diesem Buch vorkommen, werden alle nach dem gleichen Prinzip erklärt. Zunächst wird ausführlich auf das Wort eingegangen. Es wird erklärt, wo dessen Ursprung liegt und wofür es vielleicht schon alles verwendet worden ist. Diese Erklärungen sind je nach Wort mal relativ lang und dann füllen sie auch wieder nur eine halbe Seite. Nach der Erklärung folgt dann quasi eine Empfehlung, ob man das Wort bedenkenlos verwenden kann oder ob man lieber darauf verzichten sollte. Auffällig viele Wörter sind relativ unbedenklich verwendbar, auch wenn sie vielleicht in den 1940er Jahren eine Rolle gespielt haben. Außerdem wird auch darauf hingewiesen, dass man manche Wörter durchaus verwenden kann, dabei aber nicht deren Ursprung vergessen sollte.

Ich finde das Buch richtig gut, wenn man sich für Sprache interessiert, wenn man mehr über den Ursprung von Wörtern lernen und wissen möchte. Ich finde das Buch ist auch ein gutes Nachschlagewerk, wenn man sich mal nicht sicher ist und lieber nichts falsch machen möchte. Denn beim Lesen ist mir aufgefallen, dass es durchaus noch einige Wörter oder Redewendungen gibt, die viele ganz unbedarft verwenden, ohne sich des Ursprungs bewusst zu sein. Bei vielen Wörtern ist es natürlich völlig klar und offensichtlich und diejenigen, die diese verwenden tun das in der Regel vermutlich völlig bewusst.

Das Buch ist aber gleichzeitig auch kein Spaziergang. Es ist anspruchsvoll und nicht immer ganz einfach zu lesen. Es hat mich stellenweise auch aufgewühlt zu lesen, mit welch schrecklichen Begriffen die Nationalsozialisten um sich geworfen haben. Welche Beschreibungen sie genutzt haben und Menschen klein zu machen und zu demütigen.

Ein wichtiges Buch, das zur Allgemeinbildung und zur Aufklärung beiträgt und das ich jedem ans Herz lege, der sich für den Ursprung von bestimmten Wörtern interessiert.

Bewertung vom 04.06.2025
Frag Ferdinand: Natur und Tiere
Ruthe, Ralph;Flix

Frag Ferdinand: Natur und Tiere


ausgezeichnet

Es kommt nicht oft vor, dass ein Buch bei uns ankommt und meine Kinder es dann sofort lesen oder anschauen und das obwohl sie eigentlich ins Bett gehen sollen. Zwar haben sie alle drei Bücher sehr gerne, aber dass ein Buch sie wirklich fesselt und von anderen Dingen abhält kommt tatsächlich nicht so oft vor.

Aber genau das war bei diesem Buch und meiner neunjährigen Tochter der Fall. Zunächst wurde das Buch auch von meinen beiden jüngeren Kindern (4&7) durchgeblättert und die Bilder angeschaut. Doch als meine neunjährige Tochter das Buch in die Hand bekommen hat, wurde es auch richtig gelesen.

Das Buch hat eine angenehme Dicke und ist auch ansonsten sehr kindgerecht aufgemacht. Wir haben für uns Eltern auch ein Buch in einem ähnlichen Stil ("Sapiens"), bei dem sich meine Kinder aber schnell gelangweilt haben, weil es viel zu komplex war.

"Frag Ferdinand" jedoch ist gar nicht so kompliziert. Es ist total kindgerecht aufgemacht. Jedes Thema nimmt lediglich eine Doppelseite ein und wird dabei in Form eines Comics erklärt. Der Hund Ferdinand begibt sich hier auf Wissenssuche und versucht die unterschiedlichsten Fragestellungen zu klären. Besonders lustig fand ich persönlich das Thema "Wo kommen die Babys her". Auch meine Kinder mussten sehr lachen.

Ich habe meine große Tochter vorhin gefragt, wie viele Sterne sie von fünf für dieses Buch vergeben würde und sie hat direkt gesagt "fünf". Außerdem habe ich sie noch nach ihrer Meinung gefragt, da ich es wichtig finde, in Rezensionen auch die Kindermeinungen mit einzubringen. Schließlich ist das letztendlich die Zielgruppe. Da kann mir selbst ein Buch noch so gut gefallen. Wenn es den Kindern nicht gefällt, kann ich machen was ich will.

Sie hat mir dann erzählt, dass sie das Buch sehr lustig findet. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie großen Spaß damit hatte. Sie war sogar so vertieft in das Buch, dass sie vorgestern meine Aufforderung, dass sie ins Bett muss nicht einmal wahrgenommen hat. Durch die kurzen Kapitel hatte sie auch den Drang immer wieder weiterzulesen.

Zwar hat sie mir gesagt, dass sie immer noch nicht weiß, was Evolution ist, aber ich denke, dass es so wie mit allem ist. Die Themen die einen interessieren, kann man viel besser erfassen. So fand auch sie das Thema "Babys" oder auch "Müll" sehr interessant.

Natürlich können die einzelnen Themen nicht in der Tiefe besprochen werden, wie es in einem dickeren Wissensbuch möglich ist. Das finde ich aber gar nicht schlimm, da man hier schon einen guten Eindruck bekommt, welches Thema das Kind interessiert. Außerdem kommen die Kinder so auch mit vielen Themen in Kontakt, die sonst vielleicht an ihnen vorbei gegangen wären.

Zwischen den einzelnen Themenseiten gibt es immer wieder eine Doppelseite mit "Fun & Fakten" auf denen die verschiedensten interessanten Fakten zu Tieren und Natur zusammengetragen sind. Auch hier kann man noch einiges lernen, da auch ich nicht alles wusste, was hier steht.

Ich finde das Buch wirklich super. Ich mag es, wenn Kindern Wissen spielerisch vermittelt wird. Denn meiner Meinung nach ist das die beste und oft auch die einzige Variante, um Wissen richtig an Kinder ran zu tragen. Wer freiwillig und mit Spaß lernt und liest, der merkt sich die Dinge auch einfach leichter. Und genau das ist hier der Fall. Das Buch macht einfach Spaß, da es Wissen auf humorvolle und kindgerechte Art und Weise vermittelt.

Der Wiedererkennungswert von Ferdinand, der in jedem Thema auftaucht, tut sein übriges, dass die Kinder Lust haben, immer mehr Themen zu entdecken und durch das Buch zu blättern. Auch meine kleineren Töchter, werden das Buch sicherlich noch das ein oder andere Mal in die Hand nehmen.

Ich hoffe es wird noch weitere Wissensgebiete und Bücher von "Frag Ferdinand" geben. Ich würde sie auf jeden Fall kaufen.

Bewertung vom 31.05.2025
Der Schulstress hat Pause. 30 Bildkarten für Grundschulkinder von 6 bis 10
Picquart, Anne Sophie

Der Schulstress hat Pause. 30 Bildkarten für Grundschulkinder von 6 bis 10


ausgezeichnet

Wer kennt es nicht? Stress in der Schule, Stress bei den Hausaufgaben, Stress vor einer Klassenarbeit. Und genau dem möchten diese Karten entgegenwirken.

Kommen wir zunächst zum Aufbau dieser Box. Sie ist relativ groß und enthält 30 Karten mit verschiedenen Entspannungsübungen. Die Karten sind farblich unterteilt, denn die Box enthält Karten zu vier verschiedenen Themen: Negative Gedanken vertreiben, sich mit Positivem aufladen, Abstand gewinnen, sich sicher fühlen. So kann man direkt sehen, welche Karte zu welchem Thema gehört und sich genau das greifen, was man gerade braucht.

Ich habe die Karten gemeinsam mit meiner neunjährigen Tochter ausprobiert. Ich muss zugeben, dass es tatsächlich ein bisschen eine Herausforderung war, dass sie sich darauf eingelassen hat. Sie musste immer wieder lachen und hat sich auch so ein bisschen "geschämt". Das finde ich aber auch total verständlich, da solche Entspannungsübungen eine ganz spezielle Situation sind. Man muss sich darauf einlassen und ich kenne das von mir, das ist gar nicht so leicht.

Ich habe ihr die Übungen vorgelesen und sie hat ausgeführt, was ich gelesen habe. Damit hatte sie tatsächlich keinerlei Schwierigkeiten. Die Übungen sind leicht zu verstehen und gut umsetzbar. Geeignet sind die Karten eigentlich für alle Kinder, die mit Schulstress oder auch jeglichem anderen Stress in ihrer sozialen Umgebung kämpfen. Meine Tochter meinte sogar direkt "Mama, das kannst du ja auch machen, wenn du Stress auf der Arbeit hast". Und sie hat völlig Recht damit. Zwar handelt es sich um kindgerechte Übungen, aber Atemübungen, die zur Entspannung beitragen, schaden natürlich auch uns Erwachsenen nicht.

Besonders gut finde ich das beiliegende Heft, das nochmal einige Hintergründe zum Thema Entspannung erklärt. Der Begriff "Sophrologie" war mir tatsächlich neu und so konnte ich noch einiges aus dem Heft mitnehmen und lernen. Außerdem wird der Aufbau der Karten sehr ausführlich erklärt und auch die Verwendung dieser wird näher erläutert. So wird auch schnell klar, welche Karten sich wofür eignen, denn die Karten zielen auch auf bestimmte Gefühlslagen ab. Wut, Angst, Traurigkeit usw. Jegliche schwierige emotionale Situation wird hier abgebildet und es wird versucht mithilfe der Karten eine Lösung bzw. Unterstützung dafür anzubieten.

Die Übungen dauern alle nicht lange, man sollte sich aber schon eine ruhige Minute nehmen. Ich habe gemerkt, dass es nicht so gut funktioniert, wenn die Geschwisterkinder dabei herumrennen und Unruhe in den Raum bringen. Durch die kurze Dauer, kann man die Übungen auch mehrfach wiederholen oder auch abwechseln und mehrere verschiedene Übungen machen.

Die lustigen Bilder auf der Vorderseite der Karten sorgen dafür, dass Kinder die Karten auch einfach selbstständig in die Hand nehmen und diese erkunden. Meine Tochter hat sich auch einfach mal auf unser Sofa gesetzt und die Karten eine nach der anderen ganz neugierig angeschaut. Die kindgerechte Aufmachung ist wirklich sehr gelungen.

Die Entspannungsübungen durchführen würde sie allerdings noch nicht alleine. Dafür ist es zu viel Text auf der Rückseite und zu viel Konzentration erforderlich, aber das ist ja auch völlig in Ordnung so.

Ich mag alles, das uns den Schulstress ein bisschen erleichtert und ich glaube solche Entspannungsübungen werden immer relevanter je älter die Kinder werden und je mehr Eindrücke auf sie einprasseln. Von daher werden die Karten da sicherlich noch mehr zum Einsatz kommen. Ein weiterer Pluspunkt. Sie sind nicht nur für eine kleine Altersspanne geeignet, sondern werden uns sicher noch eine ganze Weile begleiten. Und ich werde ganz bestimmt auch noch die ein oder andere Übung selbst ausprobieren. Denn Entspannung kann ich definitiv immer gebrauchen.

Bewertung vom 31.05.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

"Maikäferjahre" erzählt die Geschichte der beiden Geschwister Tristan und Anni In den Jahren 1944-1947. Da ist zum einen Tristan, der deutsche Pilot, der bei einem Angriff auf England abstürzt und schwer verletzt in britische Kriegsgefangenschaft gerät. Dort lernt er die Krankenschwester Rosalie kennen, die trotz seiner deutschen Herkunft bedingungslos für ihn da ist. Die Gefühle die sich entwickeln, dürfen nicht sein und stoßen auf Widerstand, der lebensgefährlich werden kann. Und dann ist da noch seine Schwester Anni, die in Dresden zurückbleibt. Dresden, das 1945 komplett zerstört wird. Anni, die kurz zuvor ein kleines Mädchen zur Welt gebracht hat, befindet sich auf der Flucht. Gemeinsam mit dem jüdischen Geiger Adam trotzen sie den Widerständen und versuchen das beste aus ihrer Situation zu machen. Und auch sie geraten nicht nur einmal in Lebensgefahr. Zwei Geschwister, zwei unterschiedliche Orte, zwei unterschiedliche Geschichten. Und doch durch die Tragik eines Krieges, der nicht hätte sein müssen, so tief verbunden.

Mir fällt es nicht leicht meine Gefühle für dieses Buch in Worte zu fassen. Es ist so toll geschrieben, das es mich fast von der ersten Seite an komplett in seinen Bann gezogen hat. Zu Beginn habe ich tatsächlich kurz gebraucht, um in die Geschichte reinzufinden. Aber dann hat mich der eindrückliche und tief bewegende Schreibstil so sehr gepackt, dass die Seiten nur so dahin geflogen sind.

"Maikäferjahre" überzeugt vor allem mit seinen leisen Tönen und den zwischenmenschlichen Geschichten. Wer brutale, blutige Beschreibungen sucht, ist hier auf jeden Fall falsch. Sarah Höflich schafft es die Schrecken des Krieges und der Nachkriegszeit mit nur angedeuteten Beschreibungen und mit kurzen Szenen so gut einzufangen, das dieser mehr als deutlich wird. Dafür braucht es gar nicht immer die lauten Töne, für mich sind die leisen oft viel eindrücklicher und bewegender. Und genau das hat die Autorin hier geschafft.

Die Geschichte konzentriert sich auf die beiden Geschwister Tristan und Anni und deren jeweilige Geschichte. Dabei gibt es keine unnötigen Nebendarsteller oder Nebenschauplätze. In wechselnden Kapiteln dürfen wir die beiden bei ihrem Überlebenskampf in so schrecklichen Zeiten begleiten. Dabei läuft natürlich nicht alles glatt und der Autorin gelingt es auf unnachahmliche Weise mit den Emotionen von uns Lesern zu spielen. Da gibt es Hoffnung, die aber eine Seite später wieder in sich zusammenfällt. Da gibt es Szenen die wütend machen, die berühren und in tiefe Verzweiflung stürzen. Da gibt es die pure Fassungslosigkeit und die ganz leisen Momente, die nur den Protagonisten gehören. Und da gibt es vor allem den puren Überlebenswillen junger Menschen, die nicht bereit sind zu akzeptieren, dass die Welt am Rande eines Abgrundes taumelt.

Natürlich handelt es sich bei dem Buch um eine fiktive Geschichte. Die Autorin orientiert sich jedoch an dem realen Zeitstrahl der damaligen Zeit. Dies wird auch durch die kurzen historischen Einschübe zwischen den Kapiteln deutlich. Als Leser kann man die Geschichte so perfekt zeitlich einordnen, was ich sehr gelungen finde. Ich habe neue Dinge gelernt und alt bekanntes Wissen wieder aufgefrischt.

Bücher, die die NS-Zeit als Thema haben, werden wohl für immer sehr eindrückliche Bücher sein - zumindest für mich. Die Schrecken dieser Zeit werden auch hier, so wahnsinnig gut transportiert, dass mich das Buch auf eine emotionale Reise mitgenommen hat, die ich so schnell nicht vergessen werde. Der leicht und gut zu lesende Schreibstil und das harte Thema stehen hierbei in krassem Kontrast zueinander, was es umso gelungener macht. Denn auch, wenn man ein Thema gut transportieren kann, macht es die Sache nicht weniger schlimm. Nein, es sorgt eher dafür, dass die Geschichte noch eindrücklicher ist.

Das Ende finde ich ebenfalls rundum gelungen. Da ich nicht zu viel verraten will, möchte ich hier nicht auf Details eingehen, aber Sarah Höflich schafft es einen Bogen zu schlagen, der beide Handlungsstränge vereint und dabei jedem Protagonisten ein Ende zuzugestehen, was in diesem Fall genau richtig ist. Nahe an der Realität, gibt es die ein oder andere Überraschung, die mich auch auf den letzten Seiten noch auf eine emotionale Reise mitgenommen hat und das Buch perfekt abrundet.

Ein wahnsinnig gelungenes Buch, das mit leisen Tönen überzeugt. Das mich auf eine emotionale Reise mitgenommen und so viel bei mir ausgelöst hat. Das mich wütend, traurig, hoffnungsvoll und froh zugleich gemacht hat und wieder einmal zeigt, wie wichtig diese Bücher sind, die sich so ein schreckliches Thema zur Aufgabe machen. Diese Zeit darf nicht vergessen werden und genau dafür sorgt "Maikäferjahre".

Bewertung vom 23.05.2025
Noch immer Zeit zu lieben
Abidi, Heike

Noch immer Zeit zu lieben


ausgezeichnet

Bei diesem Buch ist mir zuerst das Cover ins Auge gestochen. Wunderschön gestaltet, kann ich mich kaum sattsehen. Als nächstes überzeugte mich der Klappentext. Eine Liebesgeschichte mit Protagonisten um die 50? Super! Ich war überzeugt.

Aber zunächst mehr zum Inhalt. Die Fotografin Isabel musste als junge Frau, vor 25 Jahren, einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Ihre Pläne nach Schweden zu ziehen und sich dort ein Leben aufzubauen, zerschlagen sich von einem auf den anderen Tag. Nach dem Tod ihrer Mutter beschließt sie, wieder mehr Fuß in ihrem Beruf zu fassen. Ihre Agentin zieht einen lukrativen Auftrag für sie an Land. Sie soll ein Hotel fotografieren und der Website zu neuem Glanz verhelfen. Doch dieser Auftrag führt sie ausgerechnet nach Schweden. Das Land mit dem sie so viele traurige Erinnerungen verbindet. Doch in Schweden lernt sie Lennart kennen. Dieser zeigt ihr, wie schön Schweden und auch das Leben eigentlich ist und lässt sie wieder von der Liebe träumen. Doch dann erfährt sie etwas, das ihr Leben erneut komplett auf den Kopf stellt.

Bei diesem Buch habe ich mich von der ersten Seite an so unfassbar wohl gefühlt, dass ich am liebsten immer noch tiefer in dem Buch versunken wäre. Und das obwohl teilweise wirklich traurige Dinge passieren. Heike Abidi schafft es aber, trotz all der Traurigkeit das Buch auch immer hoffnungsvoll wirken zu lassen.

Die wunderschöne Umgebung, die tolle Beschreibungen der Landschaft, ließen bei mir den Wunsch aufkommen, sofort meine Koffer zu packen und nach Schweden zu reisen. Einmal das Land zu sehen, aus dem Astrid Lindgren kommt, war schon immer ein Traum von mir. Dieses Buch hat den Wunsch nur noch verstärkt. Und dann ist da auch noch das gute Essen (gut den Fisch lassen wir mal außen vor). Aber wer bei diesem Buch keine Lust auf Zimtschnecken bekommt, der hat wohl noch nie welche probiert.

Was ich ebenfalls ganz toll finde, ist das Alter der Protagonisten. Ich lese ja sehr viele Liebesgeschichten. Meistens handelt es sich hierbei aber um deutlich jüngere Protagonisten (Anfang 20 oder noch jünger). In diesem Buch treffen wir Protagonisten in der Mitte ihres Lebens. Mit 50 Jahren wirken diese einfach deutlich reifer und mehr im Leben stehend, was ich sehr angenehm fand. Auch haben beide ganz klare Vorstellungen vom Leben. Lediglich gegen Ende des Buches handelt Isabel etwas kopflos und so, wie ich es eher von jungen Protagonisten erwarten würde. Allerdings sind auch diese Handlungen nachvollziehbar, wenn man das komplette Buch gelesen hat, da Isabel einfach eine sehr schwere Geschichte hinter sich hat, die sie auch 25 Jahre später noch belastet. Für mich hätte die Situation vielleicht etwas schneller aufgelöst werden können, aber ich kann durchaus nachvollziehen, wieso Heike Abidi es genauso geschrieben hat.

Der Schreibstil ist so toll und locker, dass die Seiten nur so dahin fliegen. Ich hatte ja bereits die wunderschöne Umgebung erwähnt. Isabel dabei zu begleiten, wie sie Fotos macht, das tolle Hotel, die Inseln. All das ist so toll beschrieben, dass ich es mir wahnsinnig gut vorstellen konnte.

Natürlich kommt auch die Romantik nie zu kurz. Auch diese finde ich wahnsinnig gut beschrieben. Ohne ein einziges Mal kitschig und zu viel zu sein, ist sie einfach nur echt. Die Entwicklung von Isabel zu beobachten, zu sehen, wie sie beginnt sich zu öffnen, ist ganz toll. Auch die intimeren Szenen sind ästhetisch und richtig schön geschrieben.

Bleiben noch die Protagonisten, zu denen ich gerne auch noch etwas loswerden möchte. Was für ein toller Mann ist bitte Lennart. Er ist eine green flag durch und durch. Er ist respektvoll, nett und dabei auch noch romantisch. Er steht mit beiden Beinen im Leben und tut Isabel wahnsinnig gut. Isabel selbst ist eine starke Frau, ohne dass sie das selbst wirklich weiß. Ihre Entwicklung zu beobachten, an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu dürfen, hat mir großen Spaß gemacht. Außerdem hervorheben möchte ich Olivia, die Isabels beste Freundin ist, sowie Emilia, die Schwester von Lennart. Beides Frauen, mit denen ich gerne befreundet wäre, da sie so herrlich positiv sind und immer wieder versuchen, Isabel aus ihrem Schneckenhaus zu holen.

Ein rundum gelungenes Buch, in dem ich locker noch 100-200 Seiten hätte verweilen können. Toll geschrieben, tolle Protagonisten und ZIMTSCHNECKEN! Während des Lesens hatte ich immer wieder das Gefühl, dass dieses Buch einfach nur gut tut und bei diesem Gefühl bleibe ich auch. Das wird definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein!

Bewertung vom 21.05.2025
Zypressensommer (eBook, ePUB)
Simon, Teresa

Zypressensommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wow, was für ein tolles Buch geht hier bitte zu Ende. Ich bin immer noch ein bisschen sprachlos, aufgrund der rundum gelungenen Geschichte.

Doch kommen wir erst einmal zum Inhalt. Das Buch erzählt die Geschichte in zwei Zeitebenen. Zum einen spielt das Buch in den 1940er Jahren. Konkret zu der Zeit, als die Italiener sich den Alliierten angeschlossen haben und dafür bitter bezahlen mussten. Zwei davon sind Vito und Gianni. Die Brüder verbindet eine tragische Lebensgeschichte und beide leiden auf ihre eigene Art unter dem zweiten Weltkrieg. 1998 macht sich Giannis Enkelin auf die Suche nach ihren Wurzeln. Sie reist in die Toskana und versucht dort mehr über ihre Vergangenheit herauszufinden. Unterstützt von dem Italiener Matteo findet sie Dinge heraus, mit denen sie niemals gerechnet hätte.

Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Ich lese so viele Bücher im Jahr und immer wieder gibt es da die, die nachhaltig beeindrucken. Die im Gedächtnis bleiben und noch lange nach Ende der Geschichte in mir nachhallen. Und meistens sind dies die Geschichten, die eine gewissen Tragik in sich tragen. Alle haben gemeinsam, dass sie auch eine Leichtigkeit haben. Diese aber niemals ohne ihren tragischen Gegenpol. Und auch dieses Buch vereint genau diese Komponenten. Da haben wir einerseits die wunderschöne Umgebung der Toskana. Das leckere Essen, die italienische Leichtigkeit. Und dann tauchen wir von einer Seite auf die andere in die Vergangenheit ab und erleben das schlimmste was die Deutschen jemals mit anderen Menschen gemacht haben noch einmal.

Bisher war mir tatsächlich nicht bekannt, wie sehr die Italiener unter den Deutschen gelitten haben, vor allem nachdem sie sich den Alliierten angeschlossen haben. Umso schockierter und bewegter war ich, was ich alles in dem Buch lesen musste. Selbst Tiere scheinen besser behandelt worden zu sein. Es tut noch immer weh, was ich alles lesen musste und ich werde niemals verstehen, wie Menschen anderen Menschen solche Dinge antun können, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Teresa Simon schafft es genau die richtigen Worte für diese schlimme Zeit zu finden. Selten hat ein Buch so viele Gefühle auf einmal in mir ausgelöst. Besonders gelungen finde ich hier die Unterteilung der zwei Zeitebenen. Denn jede Zeitebene hat unterschiedliche Gefühle in mir ausgelöst. Ist die eine hoffnungslos und tragisch, so bringt die andere viel Licht zwischen die Zeilen. Die Autorin schafft es diese Mischung so perfekt anzurühren, dass ich nie lange deprimiert war, sondern mein Herz auch immer wieder die Möglichkeit bekam, sich zu erholen.

Der wunderschöne Schreibstil ist so toll zu lesen, dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Die Abwechslung zwischen den Zeitebenen bringt eine ganz besondere Geschwindigkeit in die Geschichte. Die historischen Tatsachen werden unheimlich gekonnt mit den fiktiven verwoben, dass es mir immer wieder schwer fiel, nicht zu glauben, dass es Matteo und Julia wirklich gibt.

Um die Trennung zwischen Fiktion und Realität klarer zu machen, gibt es ganz zum Schluss ein Nachwort, in dem historische Tatsachen noch einmal näher erläutert werden. Gerade bei solchen Geschichten finde ich ein Nachwort unheimlich wichtig, da eben die Grenzen relativ leicht verschwimmen.

Die Geschichte war auf so vielen Ebenen toll, dass ich es nicht vermag, dies alles in Worte zu fassen. Ich möchte in die Toskana reisen, bei Matteo und Julia übernachten und gleichzeitig Torta della Nonna essen und dazu einen Kaffee zu trinken. Sie hat mich so sehr berührt und so viele Gefühle in mir ausgelöst, dass ich wünschte, die Geschichte würde noch mindestens 200 Seiten mehr haben. Die sympathischen und nahbaren Protagonisten haben mich auf eine unnachahmliche Art mit fiebern und zittern lassen und nicht nur einmal habe ich mir gewünscht, in die Geschichte klettern und diese beschützen zu können.

Vielen lieben Dank für dieses tolle Buch. Für diese wunderschöne Geschichte, die auf so vielen Ebenen gut ist. Für diese Reise in die Toskana und die Reise in die Vergangenheit, die es geschafft hat, dass ich Dinge lerne, von denen ich bisher leider noch gar nichts wusste. Ein Meisterwerk, dass die Mischung aus Fiktion und Realität in Perfektion umgesetzt hat.

Bewertung vom 18.05.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Nina George, "Die geheime Sehnsucht der Bücher" ist eine pure Liebeserklärung an Bücher und das Lesen. Mit literarischer Raffinesse gibt es hier Wortschöpfungen, die ihresgleichen suchen und mich sprachlos zurücklassen.

Das Buch erzählt einmal mehr von der Literarischen Apotheke von Monsieur Perdu. Der Buchhändler verkauft dort Bücher an Menschen, die ihm von ihren kleinen und großen Problemen erzählen. Jeder bekommt das Buch das er braucht, auch wenn es nicht unbedingt das ist, was er möchte. Auch Pauline arbeitet auf dem Bücherschiff. Als Auszubildende hat auch sie die Mission, jedem Leser das richtige Buch zu empfehlen. Nebenbei muss sie aber auch selbst noch ihren Weg finden und das ist manchmal gar nicht so einfach. Eines Tages wird die 12-jährige Francoise auf das Bücherschiff aufmerksam. Ihre Mutter kämpft mit vielen Dämonen und ihre Hoffnung ist groß, dass Monsieur Perdu ihr helfen kann. Sie beschließt das Bücherschiff persönlich aufzusuchen und ahnt nicht, dass damit ein Stein ins Rollen kommt, der ihr komplettes Leben verändern wird.

Hui, was für ein wunderschönes Buch. Ich hoffe ich werde diesem mit meiner Rezension annähernd gerecht. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn ganz kurz gebraucht habe, um richtig in das Buch reinzukommen. Der Schreibstil ist schon sehr speziell, aber einfach auch wunderschön. Sobald ich mich daran gewöhnt hatte, konnte ich die schriftstellerischen Perlen richtig genießen. Die Autorin hat ein unfassbar gutes Gespür für Sprache. Mit dieser erschafft sie sprachliche Bilder, die ihresgleichen suchen. Ich bin noch immer fasziniert davon, was Worte alles können. Wie man die verschiedensten Dinge beschreiben kann und dabei ein regelrechtes Kopfkino auslösen kann.

Durch die vielen sprachlichen Besonderheiten ist "Die geheime Sehnsucht der Bücher" auf gar keinen Fall ein Buch, welches sich so einfach nebenbei weglesen lässt. Es verdient ganz viel Aufmerksamkeit und sehr sorgfältiges Lesen. Die Lesegeschwindigkeit sollte ebenfalls nicht ganz so hoch sein, da einem sonst die ein oder andere sprachliche Perle durchrutscht. Ich muss sogar zugeben, dass auch ich sicherlich nicht alles aufgenommen habe. Dafür müsste ich das Buch vermutlich noch ein zweites Mal ganz in Ruhe lesen.

Auch die Vorgänger würden sicherlich dazu beitragen, dass das Bild des Buches noch runder wird. Denn es gibt schon durchaus die ein oder andere Erwähnung von Gegebenheiten, die man nur vollständig versteht, wenn man die ersten beiden Bücher in denen Monsieur Perdu auch vorkommt, gelesen hat. Da ich dies nicht getan habe, kann ich sagen, dass man das Buch aber trotzdem sehr gut lesen und verstehen kann, auch wenn man diese Vorkenntnisse eben nicht hat. Das ist tatsächlich kein Problem.

Die Geschichte hat recht viele Protagonisten. Ich finde, dass man hier sogar ein, zwei Nebendarsteller hätte weglassen können. Diese machen die Szenerie stellenweise etwas unübersichtlich , was aber auch kein Beinbruch ist und nicht groß ins Gewicht fällt. Ansonsten sind die Protagonisten nämlich ganz toll dargestellt. Kinder, die gerne lesen. Da geht mein Herz ja immer auf. Kinder, die gerne lesen und dies mit einer Vehemenz weitertragen, sind einfach nur super. Auch die anderen Personen sind alle so einzigartig und toll beschrieben, dass ich sie mir richtig gut vorstellen konnte. Fast alle eint die Liebe zum Lesen und zu Büchern und das ist auf jeder Seite so deutlich spürbar, das es einfach nur wunderbar zu lesen ist.

Besonders gut hat mir das Ende des Buches gefallen. Was für Überraschungen es noch auf den letzten 100 Seiten gibt, ist ganz toll. Eine folgt auf die nächste und die Geschichte wird rundum aufgelöst. Vor allem aber, ist das Ende sehr versöhnlich. Am Ende gibt es so viel Hoffnung, so viel Licht, dass ich das Buch mit einem Lächeln zugemacht habe. Es ist weitab von kitschig, es ist einfach nur schön.

Ein wirklich unfassbar gut gelungenes Meisterwerk, das mein Bücherherz regelrecht hüpfen lässt. Ein Buch, das mir viel zum Nachdenken mit auf den Weg gegeben und mich sprachlich immer wieder überrascht und vor allem überzeug hat.

Bewertung vom 16.05.2025
Der Duft der Neuen Welt / Little Germany Bd.1 (eBook, ePUB)
Nikolai, Maria

Der Duft der Neuen Welt / Little Germany Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was für ein wunderbares Buch. Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll, da es so viel zu sagen gibt, ich aber sicherlich einiges vergessen werde.

Kommen wir doch zunächst zum Schreibstil. Maria Nikolai hat eine unglaublich bildgewaltige Schreibkraft. Sie schreibt so eindrücklich und präzise, dass ich mir alles so gut vor meinem inneren Auge vorstellen konnte. Den Geruch der Brezeln, den Staub auf der Straße, das Geschrei der Kinder. Ich konnte die Dinge förmlich riechen und hören, so authentisch waren sie beschrieben.

Ich habe zuvor tatsächlich noch nie von Little Germany gehört und so tat sich eine für mich vollkommen fremde Welt auf. Es war so spannend diese zu entdecken und mehr über die geschichtlichen Hintergründe zu lernen. Denn die Autorin hält sich in vielen Teilen an historische Tatsachen und verwebt diese sehr gekonnt mit fiktiven Charakteren. Eine beeindruckende Welt, die mir sicherlich sehr nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

Die beiden Protagonistinnen mochte ich unheimlich gerne. Was für starke Frauen, die so eine wunderbare Freundschaft entwickeln. Der Zusammenhalt und das füreinander Einstehen sind so schön beschrieben. Gemeinsam sind sie ein unglaublich starkes Duo, das nicht aufgibt und sich auch nicht von äußeren Widrigkeiten unterkriegen lässt. Ihr Wissen bündeln sie gekonnt um ihre Geschäftsideen immer weiter voran zu treiben.

Auch die weitern Protagonisten, die wir im Laufe der Geschichte kennenlernen, sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Little Germany ist eine ganz eigene kleine Welt, mit den unterschiedlichsten Charakteren, die alle auf ihre Art einzigartig sind.

Das Buch lebt von der tollen bildgewaltigen Sprache. Aber nicht nur. Es ist einfach rundum super gelungen. Es hat alles, was für mich einen guten Roman ausmacht. Da sind die leisen Töne, aber auch die dramatischen und spannenden Szenen. Da gibt es Szenen zum mitfiebern, zum traurig sein und zum Lachen. Die Autorin schafft es die unterschiedlichsten Emotionen anzusprechen und das immer wieder im Wechsel. Zudem benutzt sie tolle Stilmittel, wie auch Zeitsprünge, die die Geschichte zu keinem Zeitpunkt langwierig wirken lassen und zudem die Möglichkeit geben, die Protagonisten über einen relativ langen Zeitraum zu begleiten.

Durch den Umfangreichen Anhang zum Ende der Geschichte wird das Buch wunderbar abgerundet. Hier erfahren wir Leser nochmal ganz genau, wo die Grenze zwischen historischen Begebenheiten und künstlerischer Freiheit der Autorin verläuft. Es gibt ein Glossar mit umfangreichen Erklärungen zu Begriffen, sowie einen kleinen Anhang mit Rezepten, der dazu einlädt noch ein bisschen länger in der Geschichte zu verweilen und auf den Spuren von Lissis Künsten zu wandeln.

Durch den Anhang wird auch klar, wie gut recherchiert das Buch ist. Die historischen Fakten werden ganz klar dargestellt und machten mir noch einmal bewusst, wie viel Recherchearbeit wohl in dem Buch stecken muss. Wir haben hier also nicht nur einen historischen Roman, der von zwei starken Frauen erzählt und uns an ihrer persönlichen Entwicklung teilhaben lässt. Nein, wir haben hier auch ein gewisses Zeitzeugnis, das historische Begebenheiten wieder aufleben lässt, von denen ich persönlich zuvor noch nie gehört hatte.

Ein rundum gelungenes Buch, das mit einem recht gemeinen Cliffhanger endet und mich ein bisschen ungeduldig Richtung Herbst schielen lässt, da ich am Liebsten jetzt schon Band 2 lesen würde. Ein Buch, das mich in Welten entführt hat, die mir zuvor fremd waren. Ein Buch, das mich unglaublich gut unterhalten und für ein paar Stunden den Alltag vergessen lassen hat. Ein Buch das mich glücklich und emotional zugleich gemacht hat und ein Buch, welches mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Und ein Buch, welches auf jeden Fall mit zu den besten gehört, die ich dieses Jahr gelesen habe.

Bewertung vom 10.05.2025
Pfotenglück und Sommerwellen / Lichterhaven Bd.8
Schier, Petra

Pfotenglück und Sommerwellen / Lichterhaven Bd.8


ausgezeichnet

Lange ist es her, dass ich ein Buch von Petra Schier gelesen habe. Und was bin ich froh, dass ich nun mal wieder eines in die Finger bekommen habe. Ihre tolle Art zu schreiben und die große Rolle, die sie den Hunden in ihren Büchern gibt, machen diese zu einem ganz besonderen Erlebnis.

"Pfotenglück und Sommerwellen" erzählt die Geschichte von Max und Isalie. Max ist ein Landwirt aus Lichterhaven, der einen eigenen Bauernhof betreibt. Nach der Scheidung von seiner Frau plagen ihn nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale Probleme. Auf seinen Schultern lastet nicht nur die Verantwortung über das finanzielle Überleben, nein auch die Fürsorge für seine Kinder liegt komplett bei ihm. Nachdem seine Exfrau keinerlei Interesse am Sorgerecht hatte, tut er sein bestes seinen Kindern ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Doch dies ist durch die finanziellen Probleme ist dies gar nicht so einfach, denn sein Hof steht vor dem Ruin. Um diesen zu retten engagiert seine Mutter die Influencerin und Unternehmensberaterin Isalie. Max ist mehr als skeptisch, hält er doch gar nichts von Instagram und Tiktok. Und überhaupt hat Isalie ja gar keine Ahnung von Landwirtschaft. Doch schnell zeigt sie ihm, was sie alles auf dem Kasten hat und neben jeder Menge Ideen, die den Hof retten sollen, wächst die Sympathie zwischen ihr und Max immer mehr, auch wenn Isalie nie vorhatte sich zu verlieben.

Wer nach einer schönen, wunderbar leichten Sommerlektüre sucht, ist bei "Pfotenglück und Sommerwellen" genau richtig. Super schön geschrieben, toll zu lesen, entführt uns Petra Schier bereits zum achten Mal in das fiktive Dorf Lichterhaven. Alle Romane sind unabhängig voneinenander lesbar, man begegnet jedoch den Protagonisten aus den vorherigen Geschichten wieder, was ich sehr schön finde. Denn so bekommt man auch über das eine Buch hinaus die Gelegenheit deren Geschichten - zumindest am Rande - mit zu verfolgen.

Lichterhaven ist eine unheimlich schöne Kleinstadt, in der ich so gerne mal Urlaub machen würde, würde es sie denn geben. Manche Beschreibungen erinnern mich an Föhr. Die eingeschworene Gemeinschaft der Bewohner ist wunderbar zu beobachten. Jeder hilft dem anderen und alle sind füreinander da. Natürlich gibt es auch viel Klatsch und Tratsch und auch die ein oder andere Verkupplungsaktion, aber genau das macht den Charme von Dörfern und Kleinstädten auch irgendwie aus. Ich finde es ganz toll die unterschiedlichen Paare kennenzulernen. Relativ schnell fühlte ich mich mit den Bewohnern verbunden. Ich habe jetzt richtig Lust das Zustandekommen der anderen Paar mitzuerleben und werde mir die anderen Bücher auf jeden Fall noch anschauen.

Auch die beiden Protagonisten in diesem Buch - Max und Isalie - finde ich ganz toll. Wunderbar authentische Protagonisten, die beide einen ganz besonders starken Charaktere haben. Auf den ersten Blick passen sie vielleicht gar nicht so richtig zusammen, doch im Verlauf der Geschichte wird klar, dass sie das sehr wohl tun. Die Entwicklung der beiden - sowohl persönlich als auch zueinander - ist toll zu beobachten und macht große Freude zu lesen.

Ganz besonders an diesem Buch ist, dass hier auch der Hund zu Wort kommt. Was vielleicht für den ein oder anderen komisch klingen mag, ist es eigentlich gar nicht. Petra Schier bindet die Gedanken von Samson - so heißt der Hund - wunderbar in die Geschehnisse ein. Dies beschreibt sie so toll, dass ich das Gefühl hatte, ich würde wirklich den Gedanken eines Hundes lauschen. Ein bisschen naiv und immer im Moment lebend erleben wir auch die persönliche Entwicklung von Samson - anhand seiner Gedanken - hautnah.

Zu wissen, dass es in diesem Buch ein Happy End gibt, war für mich ein weiteres Argument für dieses Buch. Manchmal ist es auch okay, wenn ein Buch vielleicht etwas traurig endet. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich eigentlich Happy Ends brauche. Das Leben kann manchmal so schwer sein, von daher bin ich immer dankbar, wenn Geschichten gut ausgehen. Wenn ich das schon zu Beginn weiß, kann ich mich einfach ganz anders auf ein Buch einlassen. Ich kann es richtig genießen, denn ich weiß, dass bei allen Schwierigkeiten am Ende etwas gutes entsteht.

Ein wunderschönes Sommerbuch, das mich ganz toll unterhalten hat. Ein wunderbar leichter Schreibstil, tolle sympathische Charaktere und ein Happy End lassen mich rundum zufrieden zurück.

Bewertung vom 08.05.2025
Gestern waren wir unendlich / Death Duet Bd.1
Gaida, Dominik

Gestern waren wir unendlich / Death Duet Bd.1


ausgezeichnet

Puh ich weiß gar nicht, wie ich dieses Leseerlebnis in Worte fassen soll. Vielleicht fange ich damit an, dass ich gestern, nachdem ich fertig mit lesen war, direkt meinem Mann von dem Buch erzählt habe und mir dabei die Tränen übers Gesicht gelaufen sind.

Doch ganz von vorne. "Gestern waren wir unendlich" erzählt die Geschichte von Henry und Louis. Die beiden sind seid fast drei Jahren ein Paar. Nach einer Familienfeier werden sie in einen Autounfall verwickelt bei dem Henry ums Leben kommt. Henry, der Louis große Liebe ist. Als Louis am nächsten Morgen aufwacht und merkt, dass sich der gleiche Tag wiederholt, setzt er alles daran Henry das Leben zu retten.

Das Thema Zeitschleife finde ich immer spannend. Besonders reizt mich daran die Auflösung, sprich wie das Ganze zustande gekommen ist. Außerdem mag ich den Autoren Dominik Gaida, weswegen für mich schnell klar war, dass ich dieses Buch lesen möchte.

Und ich habe es zu keiner Sekunde bereut. Der tolle flüssige Schreibstil, der mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat, machte den Einstieg in die Geschichte unglaublich leicht. Ich merkte gar nicht, wie schnell ich durch die Seiten flog.

Erzählt wird die Geschichte in zwei Zeitebenen. Zum einen gehen wir fast drei Jahre zurück und erfahren so, wie die Liebesgeschichte von Henry und Louis sich entwickelt. Wie sie sich kennenlernen und schließlich ein Paar werden. Zum anderen spielt das Buch im Hier und Jetzt und erzählt vom Tag des Unfalls. Dabei wird das Buch abwechselnd aus der Sicht von Henry und Louis in der Ich-Perspektive erzählt.

Was der Geschichte sehr gut tat, sind die wenigen Protagonisten. Streng genommen konzentriert sich die Geschichte fast ausschließlich auf Louis und Henry. Es gibt einige Nebencharaktere, doch auch diese sind so gering an der Zahl, das ich super gut den Überblick behalten konnte.

Ein mini kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass es für mich etwas Längen im Mittelteil gab. Natürlich wird durch die Zeitschleife der gleiche Tag immer wieder abgespielt. Dies war mir stellenweise etwas zu ausführlich, da ich mehrere Szenen mehrfach genau gleich gelesen habe, was das Buch zeitweise etwas langatmig machte.

Trotz alledem bin ich aber sehr gut vorwärts gekommen und muss zugeben, dass ich auf das Ende so unfassbar gespannt war, dass ich mich kaum zurückhalten konnte. Ist die Liebesgeschichte der beiden schon im Verlauf der Geschichte unfassbar berührend, so setzt das Ende dem Ganzen nochmal einen drauf. Ich möchte hier nicht zu viel verraten, da das unglaublich spoilern würde, aber ich musste auf jeden Fall heftig schlucken. Ebenso habe ich mit diesem Ende nicht gerechnet, muss aber sagen, dass es das einzig richtige Ende für dieses Buch war. Anders hätte diese Geschichte nicht enden dürfen.

Was ich besonders beeindruckend finde, ist wie das Buch mich im Nachgang noch beeindruckt hat. Im Gespräch mit meinem Mann wurde mir erst klar, wie gut das Buch eigentlich ist. Wie viel Lebensweisheit es enthält und wie viele Punkte zu Nachdenken. Es berührt auf ganz andere Ebene und das tut auf der einen Seite unglaublich weh, ist dabei aber auch so so bereichernd.

Das Nachwort des Autors ist bei diesem Buch unglaublich gut und wichtig. Ich finde es toll, wie er uns an seinen Gedanken teilhaben lässt. Durch das Nachwort werden verschiedene Handlungsstränge noch nachvollziehbarer und greifbar.

Ein so schönes Buch, das mich überraschend tief berührt und nachhaltig zum Nachdenken gebracht hat. Ein riesiges Dankeschön an den Autoren, der mich mit seiner Geschichte zum Weinen gebracht hat, was mir tatsächlich nur sehr sehr selten passiert.