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Blake

Bewertungen

Insgesamt 13 Bewertungen
12
Bewertung vom 26.06.2024
Sorry not sorry
Landsteiner, Anika

Sorry not sorry


sehr gut

Intensiv, aber feinfühlig

"Sorry not sorry" erzählt in einer Reihe an Essays über die weibliche Scham, Wut und ihren Platz in unserer Gesellschaft. Der Schreibstil von Anika Landsteiner ist dabeisehr nahbar, es wirkt weniger wie ein Sahbuch das einen "belehren" will als ein auf augenhöhe verfasster Ratgeber, der aufklärt, aufarbeitet und Themen eine Stimme gibt die sonst gesellschaftlich tabuisiert werden.

Über Eckpunkte wie unter anderem die Beziehung Zum eigenen Körper, Geld oder sexualisierte Gewalt wird dabei kritisch hinterfragt wieso so viele Lebensrealitäten und Alltägliches von Frauen so schambehaftet sind und wieso sie es nicht sein sollten.

Die Sammlung der Essays hat Mir sehr gefallen und ist gut strukturiert, viel Neues wird zwar nicht thematisiert, Aber vorallem für Junge Menschen oder welche von und über eine weibliche Perspektive lesen wollen kann ich Diese Lektüre wärmstens empfehlen

Bewertung vom 24.10.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


ausgezeichnet

Poetisch aber orientierungslos

Das Gesetz der Natur hat einen sehr interessanten Einstieg, wir erfahren sehr Bruchstückhaft den Kontext über Gaia, den Jäger und den Lehrer, aber in einem angenehmen Tempo um nicht zu frustrieren. Hin und Wieder gibt es noch Wordlbuilding in Form von den "Gesetzen der Natur" welche als eine Art Zwischenkapitel erläutert werden. Untermalt werden diese wirklich guten ersten 200 Seiten von einem sehr einzigartigen Schreibstil, welcher mich erst störte aber dann etwas poetisches entfaltete.

Erst dachtete ich, dass nach diesem ersten Drittel die Suche nach letzten Büchern losgeht, aber dies geschieht erst im letzten drittel und der Mittelteil fühlt sich wie filler an. Die Handlung verliert in der Mitte auch irgendwie die Orientierung, das Zeitgefühl ist etwas vezerrt, es alles wird zäh wie Kaugummi erzählt und wiederholt sich nur. Abgesehen von den Kapiteln mit den Gesetzen wird auch kaum Wordlbuilding betrieben, es gibt vier Nationen und zwei davon werden lediglich einmal erwähnt, Was Mutanten sind wird nie erklärt, wie die Apokalypse entstanden ist genauso wenig und so dümpelt die Geschichte so vor sich hin.

Das Ende bzw. dessen Bedeutung habe ich nicht verstanden. Ich bin mir ziemlich sicher die Autorin wollte besonders mit den letzten Seiten etwas sagen, ich kann mir nicht erschließen was genau.

"Das Gesetz der Natur" kann ich leider trotz schönem Schreibstil und interessantem Einstieg nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 30.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


gut

Solider Japan-Krimi

Die rätselhaften Honjin-Morde ist ein gorßartiges Beispiel von mittelmäßigkeit, keinesfalls schlecht und trotzdem nicht überragend gut.

Das Glossar und das Personenregister waren nett, habe ich aber nicht für nötig gehalten. Das lag wahrscheinlich daran, dass das Personenregister eigentlich auch schon alles über die Charaktere aussagt, sie haben keine tiefe und auch wenn ich nicht immer sofort wusste wer zu wem in welcher Beziehung stand war das ohnehin nie wirklich wichtig. Sowohl die Charaktere als auch die Handlung sind hauchdünn und der Grund warum ich Die rätselhaften Honjin-Morde nur als mittelmäßig empfinde. Fairerweise gibt es sonst keine großen Kritikpunkte, es will nicht mehr als ein simpler Krimi und kurweillige unterhaltung sein und das gelingt Seishi Yokomizo ziemlich gut.

Krimi-Fans kann ich Die rätselhaften Honjin-Morde bedingungslos empfehlen.

Bewertung vom 17.09.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


schlecht

Thriller ohne thrill

Vega ist eine kleine Mogelpackung, es wirkt im Klappentext und auch am Anfang eher wie eine Sci-Fi Dystopie mit den ganzen Folgen des Klimawandels und Vegas Fähigkeiten. Ziemlich schnell aber wird das Buch zu einem Thriller bei dem absolut alles schief geht.

Vega ist unglaublich naiv und nervig ohne Ende, Dinge die selbst für Vega offensichtlich sein sollten bemerkt sie nicht und auch sonst vertraut sie blind, oder zweifelt stark an je nachdem was der Plot verlangt. Wahrscheinlich liegt das an dem "ab 12 Jahren" Marketing, es gibt mehrere wütende Monologe in denen Klimaaktivist*innen kritisiert werden, aber eine wirkliche Kritik des Systems oder von wirklich einflussreichen Akteuren gibt es nicht.

Der Plot selbst passt auf einen Bierdeckel und wurde bis auf das maximum gestreckt, nur um dann alle wichtigen Fragen doch nicht aufzuklären. Den Großen Plottwist habe ich von Anfang an kommen sehen und war mehr als offensichtlich, wobei es gegen Ende andauernd irgendwelche unsinnigen Plottwists gibt, so das die letzten 50 Seiten sich wie ein Fiebertraum lesen.
Enden tut das ganze sehr abrupt und selbst nach den ganzen twists bleiben mehr Fragen offen als vorher.

Bewertung vom 23.08.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


schlecht

Wichtiges Thema, aber verschenktes Potenzial

"Der Geruch von Wut" will viel sein und viel wichtiges sagen, scheitert aber an der auführung.
Gabriele Clima will davon erzählen was trauer, Trauma und wut mit einem machen und welche destruktiven wie gefährlichen Ausmaße dies annehmen kann, durchleuchtet wie besonders emotionale Ausnahmesituationen perfekt sind um in den Rechtsextremismus rekrutiert zu werden. Leider aber wird das alles eher angeleuchtet und oberflächlich betrachtet als wirklich tiefgründig in diese Themen einzusteigen, die Handlung wirkt etwas planlos wie sie im Erzähltempo schwankt und keine richtige Stuktur bildet. Genauso platt sind die Charaktere welche wirken wie eine spontane Idee die umgesetzt wird ohne sie zu vertiefen oder auszubauen.

"Der Geruch von Wut" liest sich mehr wie eine Rohfassung, eine gutes aber noch unausgereiftes Konzept das ohne den nötigen Feinschliff veröffentlicht wurde.

Bewertung vom 22.08.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


ausgezeichnet

Eine Bruchlandung auf See

Ich würde ja am liebsten mit dem positiven anfangen, das wäre aber wahrshceinlich der Klappentext.

In der ersten hälfte dümpeln die Handlungsstränge von Yada und Helena so vor sich hin und werfen bei einem die Frage auf in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen und was es mit ihnen auf sich hat. In der Mitte wird dies aufgelöst, irgendwie halt. Es wird in der Geschichte nicht erklärt wie das jetzt geschehen ist und den twist habe ich ab den ersten Seiten schon kommen sehen.
In der zweiten hälfte passiert gefühlt nichts bewegendes mehr und das Buch fühlt sich wie eine hälfte von jeweils zwei Büchern einander geklebt und nicht wirklich zusammenhängend. Das Ende wirkte sehr abrupt und ich habe nicht verstanden was die Autorin mir damit sagen will. Das Highlight war das "Archiv" von Helena indem von realen Utopien bzw. Versuche eine zu werden berichtet wird und wie sie scheiterten.

Gleich der Handlung wirkten die Charaktere für mich flach und Schablonenhaft.

Leider konnte "Auf See" meine Erwartungen nicht entsprechen und nutzt kaum etwas von dem großen Potenzial von den im Mittelpunkt stehenden Themen.

Bewertung vom 06.08.2022
Aufbruch
Blum, Susann

Aufbruch


ausgezeichnet

Vielleicht das positive erstmal zuerst; der Schreibstil ist sehr angenehm lesbar und haucht dem Buch zumindest ein wenig Leben ein. Auch die grundsätzliche Idee finde ich gut und bietet - dachte ich mir - eine menge Potenzial, was aber restlos liegen gelassen wurde.

Die Handlung will erst nicht so recht in Fahrt kommen, plätschert dann vor sich hin und konnte mich leider nicht unterhalten. Die Charaktere existieren, füllen eine Rolle zum überleben und in der Geschichte und gefühlt war es das auch schon. Ich hätte mir gewünscht die Konversationen und vorallem inneren Monologe würden einen tieferen Einblick in das Innenleben von Elly und den anderen bieten. Leider fehlt mir auch hier der Tiefgang, die Monologe fühlen sich repetitiv und nach filler an und die Konversationen und Interaktionen zwischen den Charakteren sind und bleiben ziemlich flach.

Gut möglich, das die Geschichte im Gesamtbild der Trilogie viel besser aufgeht und seine Daseinsberechtigung hat, fühlt sich das als einzelnes Werk zu sehr wie ein sehr ausführlicher Prolog an durch den ich mich mehr qäulen als lesen musste.

Bewertung vom 23.07.2022
Schritt ins Licht
Carsta, Ellin

Schritt ins Licht


gut

Vorab sei gesagt: Schritt ins Licht ist mein erstes Buch in dieser Famillienaga, ich habe keine Vorerfahrung mit der Hansens-Saga. Wahrscheinlich wäre es wirklich besser vorher die Hansens-Saga gelesen zu haben, ich habe mich aber tatsächlich gut zurecht gefunden, es wurde quereinsteigern sehr gut möglich gemacht da es am Anfang einen ausführlichen Stammbaum gibt und die Dialoge einem viel erklären wer mit wem in welcher Beziehung steht.

Erzählt wird im erstem Drittel des Buches jedes Kapitel von einer anderen Person. Die Geschichte verliert sich so leider dabei die ganzen Charakteren und Perspektiven zu jonglieren. Keiner der Charaktere wird erlaubt wirklich ausgebaut zu werden - bzw. wurde das vielleicht in vorherigen Bänden, hier geschieht das leider kaum. Zum Beispiel: Ein Charakter bekommt im ersten Drittel ein Kapitel spendiert und wird als ein Antagonist angeteasert aber nach diesem Kapitel wird diese Person nie wieder erwähnt und hätte genauso gut weggelassen werden können.

Als folge der vielen Charaktere ist die Rahmenhandlung auch leider etwas dünn. Die Autorin hat sich durch die vielen Charaktere in der ursprünglichen Hansens-Saga jetzt in eine kleine Zwickmühle geschrieben. So viele Charaktere zu jonglieren erlaubt keinen Fokus auf den Plot und ist gleichzeitig zu überladen um Charaktere aufzubauen auf deren Schultern das Buch liegen kann, was es neueinsteigern schwer macht eine Bindung aufzubauen.

Das Ende ist ziemlich "mitten drin" und ist eigentlich kein guter Schlusspunkt. Für Leser*innen die weitere Bücher der Hansens-Kinder-Saga lesen kein problem, gibt Schritt ins Licht aber als Solo Buch einen Dämpfer und fühlt sich unbefriedigend an.

Zwischen regelmäßigen und repititiven Motivationsgesprächen, einer langen Reihe von Charakteren die nicht nur physisch schwarz und weiß sind und einem Ende was mich enttäuscht im Regen stehen gelassen hat kann ich leider nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen. Doch der Grund warum ich eine mittelmäßige und keine Schlechte Bewertung vergeben will ist, dass ich mit Schritt ins Licht Doch gut unterhalten wurde und dem Schreibstil von Ellin Carsta ist einem gewissen Charme nicht abzusprechen. Fans von Familliensagen (oder die es werden wollen) werden sich hier aber wahrscheinlich wie Zuhause fühlen und bekommen von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.07.2022
Die Wunder
Medel, Elena

Die Wunder


gut

Intelligent, wichtig und leider nicht das was ich mir erhofft habe

Ich muss vorweg direkt sagen: ich habe das Buch glaube ich gar nicht richtig verstanden. Die Autorin beschreibt etwas sehr wichtiges und einzigartiges in dem sinne, dass ich kaum ein Buch kenne, das sich so auf die einzelheiten und alltäglichkeiten fokussiert.

Der Schreibstil ist defnitiv gewühnungsbedürftig, finde ich aber im Kontext der Geschichte selbst eine sehr clevere und poetische Wahl. Die Wunder ist in gleichzeitig sehr kurzen und doch verschachtelten Sätzen geschrieben, liest sich erst etwas holprig, dann wird einem aber klar: das liest sich wie niedergeschriebene Gedanken. Elena Medel schafft es so einem ein sehr deutliches Bild zu machen wer Alicia und Maria als Personen sind und wie ihre Gefühle und Gedanken sind.

Da beginnen auch direkt meine gemischten Gefühle zu diesem Buch. Keiner der Charaktere gefällt mir. Ich finde es gut, dass Alicia und Maria keine perfekten Menschen sind, das sind reale Menschen ja auch nicht, aber ich konnte dann doch einfach keine Bindung zu irgendwem aufbauen.

Die Geschichte selbst ist aufgeteilt in Kapitel welche abwechselnd aus der sicht von Alicia und Maria erzählen. Die Sichtweisen schreiten jeweils chronologisch voran bis zum letzten Kapitel welches direkt nach dem allerersten Kapitel spielt.
Die Kapitel lassen sich fast schon als lose zusammenhängende Kurzgeschichten einordnen, welche auf sehr bodenständiger Art und Weise das Leben in Spanien als Frau von 1969-2018 darstellen. Viel passieren tut aber nicht wirklich und die Erzählungen plätschern ein wenig vor sich her bis es dann zum Ende kommt und dann alles vorbei ist. Einerseits ist auch das Ende passend, weil das echte Leben auch kein Spektakel ist in dem alle offenen Fragen befriedigend geklärt werden, andererseits fühlt es sich doch unfertig an und ich fande das Ende ziemlich nichtssagend.


Alles in allem würde ich für Die Wunder eine Leseempfehlung geben unter dem Vorbehalt, dass es im klassischen Sinne keine spannende Geschichte ist und eher als fiktive Memoiren mit starkem historischem Hintergrund gelesen werden sollte.

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